piwik no script img

Deutsche Flaggen an HausfassadenMeine Angst und wo sie herkommt

Deutsche Flaggen an Wohnhäusern beängstigen mich. Das liegt an der AfD und dem Ergebnis der Europawahl. Aber es ist Zeit, die Angst los zu werden.

Deutsche Fahnen an Fenstern gibt es derzeit wieder gehäuft: Fassaden in Kamenz (Sachsen) während der WM 2010

I ch habe das Glück, dass ich fast immer zu Fuß zur Arbeit laufen kann. Ich genieße es, diese halbe Stunde zu gehen, höre dabei Podcasts, bereite mich auf den Arbeitstag vor und beobachte meine Mit-Hamburger*innen. Letzte Woche sah ich auf meinem Weg in einem Fenster eine deutsche Flagge hängen. Eine große Flagge, Schwarz-Rot-Gold, dazu der Schriftzug „Deutschland“. Meine erste Reaktion: Angst. Ich fragte mich, ob da jemand wohnt, der politisch rechts ist? Und ob das ein Zeichen gegen uns Ausländer ist?

Ein paar Schritte weiter erinnerte ich mich daran, dass die Fußball-Europameisterschaft gerade begonnen hat und dass es auch sonst viele Gründe geben kann, warum sich jemand die deutsche Nationalflagge aufhängen möchte. Den Rest meines Weges musste ich mich also fragen, warum meine erste Reaktion diese Angst war.

Ich lebe seit mehr als acht Jahren in Deutschland und – inshallah – bekomme ich bald einen deutschen Pass und werde dann auch Deutscher sein. Ich habe eine deutsche Frau geheiratet, habe deutsche Freund*innen, Kol­le­g*in­nen und Bekannte, ich arbeite in Deutschland und zahle deutsche Steuern (als freiberuflicher Medienmacher sogar ziemlich viele). Warum also diese Angst vor der Identität „Deutschland“?

Die aktuellen Nachrichten machen natürlich auch mir Angst, von Remigrationsfantasien der AfD bis hin zu „Deutschland den Deutschen“-Gesängen. Das Gefühl, dass ich als muslimischer, als syrischer Araber nicht auch gleichzeitig deutscher Staatsbürger sein könnte, wird wieder stärker. Für mich, aber auch für viele andere Mus­li­m*in­nen ist auch die Rolle Deutschlands und der innerdeutsche Diskurs zum Krieg in Palästina ein Faktor.

Die Ergebniss der Europawahl sind für mich als Fast-Deutscher und Hamburger wie ein Stoppschild

Die Ergebnisse der Europawahl zeigen, dass Deutschland weiter nach rechts gerückt ist. Auch Hamburg, obwohl ich das manchmal vergesse. Acht Prozent der Wählenden haben hier die AfD gewählt, das sind knapp 69.000 Hamburger*innen. Wenn ich das nächste Mal in der S-Bahn nach Bergedorf sitze, werde ich daran denken, dass die AfD im Stadtteil Neu­allermöhe 20 Prozent geholt hat. Weitere knapp 2.300 Ham­bur­ge­r*in­nen haben für rechte und rechtsextreme Kleinstparteien gestimmt, zum Beispiel Heimat, „Aktion Bürger für Gerechtigkeit“ oder „Die Basis“.

Viele Le­se­r*in­nen denken sich sicher: Aber die Mehrheit in Hamburg hat die Grünen gewählt! Das stimmt. Trotzdem sind diese Wahlergebnisse für mich als Fast-Deutscher und Hamburger wie ein Stoppschild, das mir signalisiert: „Ha, nicht so schnell! Mach es dir nicht zu gemütlich, wer weiß, was noch kommt.“

Irgendwie verbinden sich diese Gedanken mit der deutschen Flagge. Aber warum, weiß ich immer noch nicht genau. Mir wurde oft erzählt, dass viele Deutsche, auch jene ohne Migrationshintergrund, es peinlich, unangenehm oder auch zu rechts finden, die deutsche Flagge zu zeigen. Das hat für viele mit der deutschen Geschichte und dem Wissen zu tun, wo deutscher Nationalismus hinführen kann.

Ich finde das interessant, gerade weil es viele Menschen mit Migrationsgeschichte gibt (egal ob mit oder ohne deutsche Staatsbürgerschaft), die gerne und stolz die Nationalflaggen ihrer familiären oder ehemaligen Heimatländern zeigen, zum Beispiel aus der Türkei, Polen oder Indien. Ich sehe auch immer wieder Veranstaltungen mit Bezug auf den Krieg in der Ukraine, wo auch kleine Kinder die ukrainische Flagge tragen. Diese Länder haben ihre eigenen Geschichten und die Menschen, die jetzt in Deutschland leben, verbinden damit ihre persönlichen Perspektiven.

Am Wochenende war ich in einer Shisha-Bar, in der die deutsche Fahne hing. Vielleicht ist es für mich Zeit, die deutsche Nationalflagge in einem neuen Licht zu sehen. Dabei kann mir sogar die EM helfen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

80 Kommentare

 / 
  • Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

    Die Kommune

  • Die Fahne aufzuhängen, gerade in Zeiten einer Fussball Europameisterschaft, ist für mich eine Sympathiebekundung.



    Sympathie für etwas zu bekunden, sei es das Land in dem man geboren wurde oder lebt, oder eine Fussballmannschaft... bedeutet das gleichzeitig Abneigung gegen andere Länder, Fussballmannschaften?



    Ich glaube nicht.

    Eine Frage treibt mich wirklich um.



    Ich gebe zu, ich weiß so gut wie nichts über die persönliche Geschichte des Autors. Daher würde ich mich sehr freuen, eine Antwort zu erhalten.

    Warum lebt man seit 8 Jahren in einem Land, dessen Nationalflagge an Wohnhäusern einem Angst macht?



    Warum möchte man die Staatsbürgerschaft dieses Landes annehmen?



    Erwartet man von den Bürgern dieses Landes keine Flaggen aufzuhängen, keine Sympathie zu bekunden?

    Ich stelle mir vor es ginge mir so. Es gibt so viele Länder auf dieser Welt, ich würde mir eins aussuchen, dessen Flagge mich nicht beängstigt.

  • Es war für mich immer ein Zeichen von Qualität das Nationalsymbole in Deutschland im privaten Bereich nicht so präsent waren. Die deutsche Flagge zu zeigen, außerhalb von internationalen Sportereignissen, ob im Vorgarten oder am Fenster ist Nationalismus. Diejenigen die am meisten mit der Nationalflagge rumwedeln grenzen andere schnell aus. Irgendwann wird es völkisch und rückwärtsgewandt. Die Symbolik der Nationalflagge ändert sich. Einigkeit, Recht und Freiheit verlieren ihre Universalität. Das scheitern des Lieferketten Gesetzes und das Thema Flüchtlinge machten das deutlich. Nationalflaggen im Privaten Bereich mag ich überhaupt nicht.

    • @Andreas J:

      "Diejenigen die am meisten mit der Nationalflagge rumwedeln grenzen andere schnell aus. Irgendwann wird es völkisch und rückwärtsgewandt." Ist das wirklich so? Skandinavier z. B. wedeln häufig mit ihrer Flagge, aber von Ausgrenzung ggü. anderen habe ich noch nicht gehört.

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Bei aller Liebe, aber was sollte denn als Nächstes als „bedenklich“ abgestempelt werden? Die deutsche Sprache, weil sie immer noch zu teutonisch klinge? … Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln, oder?

    Mich beschleicht allmählich das Gefühl, dass das, was Woke vor allem an Deutschland lieben, sind die Aussichten auf eine gezielte Ent-Germanisierung der Republik. Als Person of Color fühle ich mich nicht unwohl, wenn die Farben der Bundesrepublik gehisst werden.

    Wer selber zu Schwarz-Rot-Gold und somit zu Einigkeit und Recht und Freiheit steht, sollte kein Problem damit haben, dass andere sich in die Flagge hüllen. Ich meine, solange es sich nicht um Fahnen handelt, die man zu Ehren von Nazis, KKK, Hamas, ISIS usw. schwenkt.

    • @Michaela Dudley:

      Seit 2014 hat u.a. der deutsche Nationalismus auch ganz ohne Hass schon mehr als 100.000 Menschen im Mittelmeer, dem Atlantik und der Sahara umgebracht.



      Um die Parteien, die dafür verantwortlich sind, mit einer Stimme an der Wahlurne zu belohnen, muss man kein Nazi sein.



      Angesichts dieser Realität werde ich mich von ihrem populistischen Totschlagargument, wer gegen nationalistisches Fahneschwenken sei, sei doch gegen alles Deutsche, nicht von der Kritik abbringen lassen.



      Ich weiss, dass ein solches Grenzregime nicht die Freiheit ist und ein solches Recht ein Un-Recht und u.a. deswegen kann ich nicht in Einigkeit mit der Mehrheit der Deutschen schwelgen.



      Eine solche Forderung ist autoritär, weil sie Dissenz nicht anerkennt.

    • @Michaela Dudley:

      WOW! 100% Zustimmung.

    • @Michaela Dudley:

      "Mich beschleicht allmählich das Gefühl, dass das, was Woke vor allem an Deutschland lieben, sind die Aussichten auf eine gezielte Ent-Germanisierung der Republik."

      Das klingt jetzt ein wenig nach Bevölkerungsaustausch. Hört man sonst nur von ganz düsterer Seite...

    • @Michaela Dudley:

      Ich kann nur wieder dazu raten, Artikel vor dem Kommentieren auch zu lesen; in dem geht es nämlich gar nicht daraum, die deutsche Fahne als bedenklich abzustempeln. Der Autor reflektiert vielmehr - und durchaus auch begründet - über das Unbehagen, dass ihm solche nationale Symbolik bereitet. Am Schluß stellt er genau dieses Unbehagen in Frage. Nun muss man diese Eindrücke und Erfahrungen nicht teilen (ohne ist es eine sehr persönliche Schilderung, die keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt). Die üblich abgeschmackte Polemik gegen "Woke" und Parolen über eine angebliche "Ent-Germanisierung" werden dem mit dem Artikel gesetzten Anspruch aber nicht gerecht.

    • @Michaela Dudley:

      Liebe Frau Dudley, ich schätze Ihre fundierten Kommentare außerordentlich und recht haben Sie eigentlich immer. Bravo und weiter so !

      • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
        @Barthelmes Peter:

        Herzlichen Dank für das Kompliment!

    • @Michaela Dudley:

      Die deutsche Nationalbewegung, auch die republikanische und demokratische, war von Anfang an tief von Antisemitismus durchdrungen.

      • @Francesco:

        "Die deutsche Nationalbewegung ... war von Anfang an tief von Antisemitismus durchdrungen."



        Daraus zu schlußfolgern, dass das immer noch so ist, ignoriert viele Jahre Geschichte.



        Zumindest was Republik und Demokratie angeht.

    • @Michaela Dudley:

      Danke!



      Ich hülle mich zwar nicht in Fahnen, hasse und bekämpfe rechtes Gedankengut seit Jahrzehnten und habe als einziges Kriterium für Sympathie/Antipathie gegenüber Menschen seit jeher nur ihr Umgehen mit anderen Menschen als Maßstab.



      Also möchte ich mich weder dafür schämen, dass meine Eltern die unselige Zeit überlebt und mich gezeugt haben, noch ziehe ich mir die Idiotien gewisser Landsleute an.



      Angst vor rechten Demokratiefeinden muss man leider in ganz Europa und dem Rest der Welt haben. Das Schlimmste kommt wahrscheinlich nach meinem Lebensende, aber nicht durch Fußballfähnchen.

      • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
        @snowgoose:

        Liebend gerne!

    • @Michaela Dudley:

      Die Fahne



      Aus finsterer Knechtschaft



      durch blutigen Kampf



      zu goldener Freiheit



      ist vielfältig auslegbar.



      Sie ist nicht die Fahne der Nationalisten und Rassisten, kann aber von Rechtspopulisten vereinnahmt werden.



      Fahnenschwenken hat in Deutschland etwas Schwieriges, wenn man die Geschichte kennt und versteht.



      Gründe sich unwohl zu fühlen, gibt es auf mehreren Seiten, ob mit oder ohne Fahne.

      • @aujau:

        Bei allem gebotenen Respekt, sollten wir unsere Symbole durch diese Menschen vereinnahmen und wegnehmen lassen?

        Wenn diese Menschen sie als "ihre" Fahne sehen würden wären sie nicht seit Jahren mit ihren eigenen Fahnen oder der Rechskriegsflagge unterwegs gewesen.

        Diese Menschen haben unsere Fahne nie akzeptiert...genauso wie unsere Demokratie oder sogar unsere Persos.

        Ein zweifellos absurd klingendes Beispiel aus den US ist dass des "OKAY"-Handzeichen dort teilweise schon als rassistisches Codezeichen angesehen wird.

  • Ja, mit der Last der Vergangenheit ist es in Deutschland eine spezielle Sache, mit Fahnen und Zuneigung zum eigenen Land. Das zieht sich ja bis in die Kommentatorenlogen, in denen sich die Sprecher genötigt fühlen, sich für deutsche Brillen entschuldigen zu müssen, weit entfernt von der Extase der Kommentatoren anderer Länder (bei Sportereignissen).



    Herr Al Zaher hat diesen Zwiespalt gut auf den Punkt gebracht.



    Wenn ich mir die Ergebnisse der Europawahl anschaue, müssten allerdings viele Menschen in ganz Europa mit ähnlichen Gefühlen durch ihre Städte gehen.

    • @snowgoose:

      ...vermissen Sie denn bei unseren Freunden & Nachbarn aus Frankreich die Liebe zum eigenem Land, zur eigenen Nation ?

  • Als ich gestern abend den Fernseher einschaltete, wurde ich Zeuge, wie die Moderatorin Kathrin Lehmann in der Sportschau sagte, Deutschland würde Europameister werden und daraufhin das Publikum vom Moderator Jochen Breyer runtergemacht wurde, weil es nicht genug geklatscht hätte.



    Was vom Publikum mit Applaus belohnt wurde.



    Kathrin Lehmann erklärte daraufhin, dass England, Spanien und Frankreich zwar besseren Fußball spielen würden, aber Deutschland hätte etwas, das keine der anderen Nationen hätte: Ein Volk!



    Als würde das an exklatantem Nationalismus und Rassismus nicht reichen, fügte sie noch hinzu, dass diejenigen, die vorher nicht geklascht hätten, nicht zu diesem Volk gehören würden.



    Wieder Applaus.



    Soviel zum Konformitätsdruck, der, wenn er schon bei Deutschen ohne "Migrationshintergrund" so groß ist, bei Deutschen, die einen solchen haben, noch viel größer sein muss und bei Ausländern sogar noch einmal größer.



    Ich jedenfalls will nicht zu einem solchen Volk gehören und ich schäme mich sowohl für eine solch nationalistische Moderation als auch für ein Publikum aus Mitläufern.

    • @Hannes Schreiter:

      Kathrin Lehmann (deu-schweiz. ehemalige Sportlerin), in der Sendung als Schweizerin sprechend!!!



      Die Situation wird hier von Ihnen völlig schief geschildert. Wenn man bestimmte Dinge sehen will, schafft man sie sich halt.??



      Diese Sichtweise ist zwar nicht so gefährlich wie die rechte aber genauso traurig.

    • @Hannes Schreiter:

      "Kathrin Lehmann erklärte daraufhin, dass England, Spanien und Frankreich zwar besseren Fußball spielen würden, aber Deutschland hätte etwas, das keine der anderen Nationen hätte: Ein Volk!"

      Hoffentlich bekommt man das in Frankreich nicht mit. Sonst marschieren die morgen hier ein 😁

    • @Hannes Schreiter:

      Das Ganze war für alle völlig offensichtlichtlich augenzwinkernd gemeint und hat mit Rassismus nichtmal im Geringsten etwas zu tun.



      Die Behauptung, dass Frau Lehmann, gesagt hätte, Deutschland hätte im Gegensatz zu anderen Nationen ein Volk, ist komplett aus der Luft gegriffen.



      Und die Tatsache, das Kathrin Lehmann Gast und nicht Moderatorin war und zudem noch Schweizerin ist, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.

  • Ich selbst habe keinen Migrationshintergrund, aber mich macht es auch nervös Deutschlandflaggen an Häusern zu sehen. In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, hat man sowas halt nicht gemacht. Bis vor Kurzem jedenfalls und nach dem flauen Bauchgefühl, das der Anblick in mir ausgelöst, steht die Frage: Warum keine Fahne mit 'allen' Flaggen drauf oder eine Europaflagge? Vielleicht liegt es daran, dass ich Mitte zwanzig bin und sich die Identität 'europäisch' besser oder 'richtiger' anfühlt als 'deutsch'. Vor allem, weil der Ort, in dem ich aufgewachsen bin in Grenznähe zu drei Nachbarstaaten liegt. In ca. einer halben Stunde kann man in jeweils eines der anderen Länder fahren. Vielleicht ist das so ein Mentalitätsding in Grenzregionen. Also, was ich sagen möchte ist: mit dem Gefühl, dass Sie in Ihrem Text beschrieben haben, sind Sie nicht allein.

    • @Tuff:

      Alles ok bei dir. Ich bin 61 und mir geht es genauso. Meine Identität ist auch europäisch oder sogar eher international und nicht deutsch. Zur Schau gestellter Nationalismus macht auch mir ein flaues Gefühl im Magen.

    • @Tuff:

      Dann können wir das Konzept „Fußball“ auch einfach gleich mit abschaffen, auch außerhalb von irgendwelchen Meisterschaften: Da geht es nämlich immer um Gewinnen und Verlieren, die bessere und die schlechtere Mannschaft…reflektierte erwachsene Menschen haben damit auch kein Problem, von einer kleinen Minderheit mal abgesehen (=Hooligans und sonstige stockbesoffene Dumpfhirnis).

  • ...also wir fühlen uns in fast allen Ländern, die ja auch ihre eigenen Flaggen haben, bisher ganz wohl...

  • Schwarz-Rot-Gold stehen für Einigkeit und Recht und Freiheit. Hitler hat diese Farben der Republik und des Rechtsstaats verachtet und an ihrer Stelle wieder die alte Reichsflagge re-etabliert. Allein das reicht für mich als Grund aus, um im antifaschistischen Geist stolz auf Schwarz-Rot-Gold zu sein. Und ich lasse mir das auch von rechten Dumpfbacken nicht wegnehmen.

  • So hat eben jeder seine Empfindlichkeiten und Befindlichkeiten. Mir stieß - so meine eigene Befindlichkeit- sofort Ihr Satz „Für mich, aber auch für viele andere Mus­li­m*in­nen ist auch die Rolle Deutschlands und der innerdeutsche Diskurs zum Krieg in Palästina ein Faktor“ auf. Ich fühle mich zum Beispiel immer noch verstört von Leuten, die Kettenanhänger tragen, auf denen Israel symbolisch per Palästinensischer Flagge oder Kufiye-Muster ausgelöscht ist. Oder die nichts dabei finden, dass es in Neukölln gefährlich sein kann, eine Kette mit DavidStern zu tragen. Oder hebräisch zu sprechen. Leute, die sich mit der Geschichte und ihrem eigenen Antisemitismus nicht auseinandersetzen, machen mir Angst. Dabei ist mir eigentlich egal, welche Wurzeln jemand hat.



    Alle, die wir in Deutschland leben, müssen hier mit dem zwiespältigen Gefühl zu Nationalsymbolen zurechtkommen. Dabei finde ich übrigens die schwarz-rot-goldene Fahne noch das geringste Problem. Schlimmer ist es, dass wir eine Hymne haben, bei der (vollkommen zu Recht) eine Strophe nicht gesungen werden darf. Mir wäre eine neue Hymne eigentlich lieber, aber sie hat natürlich Symbolwert.

    • @Karla Columna:

      "So hat eben jeder seine Empfindlichkeiten und Befindlichkeiten."

      Ich stimme Ihnen zu. Es gibt viele Symbole in Deutschland, die für jeweils andere Bürgergruppen beängstigend sind. (Da mein erster Kommentar, in dem ich das mich ängstigende Symbol benannt habe, nicht durchgekommen ist, lasse ich es in meiner Antwort an Sie jetzt weg.)

    • @Karla Columna:

      DANKE vielmals. Ich kann nur zustimmen!

  • Na, wenn ich hier lese, wieviele vor allem linke Leute Patriotismus mittlerweile in Ordnung finden, dann macht es ja nichts aus, wenn ich mit einer Israel-Flagge herumlaufe.

    Sollte sich die Theorie bestätigen, dass Patriotismus ungefährlich und alles andere als diskriminierend sei, und es garnicht schlimm sei Stolz zu zeigen, dann dürfte mir ja nichts passieren, oder?

    Ich bin auf die ersten Reaktionen gespannt. Von "Ist was anderes" über Whataboutism bis zu Pietätslosigkeit. Dann weiß ich aber auch, Patriotismus ist und bleibt gefährlich.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Sie setzen Patriotismus per se mit völkischem Nationalismus gleich. Wie soll man auf Basis einer solch verengten Sichtweise argumentieren? Die Geschichte könnte sie vielleicht davon überzeugen, dass es meist Patrioten- sie bezeichneten sich selbs so- waren, die im Kampf gegen Diktaturen ihr Leben ließen. Mein Großvater hat als Jude, Offizier in WK1 und als überzeugter Patriot die Dolchstoßlegende und Auschwitz überlebt. Den Verlust seiner Identität als Deutscher hat er nicht verkraftet.



      Eine herablassende Antwort dürfen Sie sich gerne sparen.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Wo ist das Problem? Mit Israel-Fahne laufen auch die viele Anti-Netanjahu-Demonstranten rum - zu Recht, wie ich finde: Sie sehen den Mann und seine Regierung aktuell als ihres Landes (zweit)größten Feind, und es dagegen zu verteidigen, kann man sehr gut als Dienst an Israel verstehen.

      Soweit es "Linke" gibt, die mit JEDER Israel-Fahne ein Problem haben, sagt das mehr über diese Leute aus als über irgendein grundsätzliches Problem mit Patriotismus. Und das ist ist eben auch genau der Punkt: Jede gelungene Vereinnahmung einer Landesflagge durch Nationalchauvinisten ist ein Versagen der Zivilgesellschaft, kein Makel der Flagge an sich. Und eine Flagge nur als ein Vehikel von Nationalismus sehen zu können, ist Teil des Problems und nicht der Lösung.

      • @Normalo:

        Es geht mir um das Identitätsgefühl, das Menschen ausgrenzt oder auf der Gegenseite gewalttätig macht.



        Laufe ich mit einer Israel-Fahne herum, bedeutet es, mich der Gewalt ausgesetzt zu sein. Ähnlich, wenn ich eine Paläsina- oder eine andere Flagge sehe, ich mich eingeschüchtert fühle, wie der Autor es im Artikel ist.

        Eine Welt ohne nationale Identitätsgefühle bedeutet auch, den "Fremden" als Menschen wahrzunehmen und dass der Mensch den Flecken auf der Erde auch nüchtern als einen Flecken auf der Erde betrachten kann, in der die Grenzen zwischen Fremd und Heimisch verschwimmt. Und für sowas braucht man auch keine Flagge. Da bewundere ich manche Städte und Gemeinden deren Wikipedia-Einträge "führt kein Wappen" haben und keinen Dreck um ein Identitätsgefühl scheren.

        • @Troll Eulenspiegel:

          Meinen Sie so:

          "Imagine there's no countries, it isn't hard to do; nothing to kill or die for..."?

          In dem Fall gehöre ich dann halt zu denen, die "Dreamer" sagen, gerne mitträumen, aber sich weigern, Andere dafür schräg anzuschauen, dass sie bis auf Weiteres das Beste aus dem Jetzt und Hier rausholen. Im Jetzt und Hier GIBT es nunmal unterschiedliche Länder, die in sovielen Dingen speziell sind, dass das schon identitätsstiftend sein kann. Dass man das negativ, also zum Ab und Ausgrenzen nutzt, ist aus meiner Sicht Charakterfrage. Wer nicht anders kann, als jede Definition des Selbst als Abwertung von allem Anderen zu begreifen, der findet seine Identität auch in anderen Dingen als der Nation - zum Beispiel auch in einer bestimmten, "richtigen" politischen Einstellung, die ihn vermeintlich besser als alle Andersdenkenden macht...

  • was so ein symbol "nationalflagge" für diffuse gefühle wie unbehagen oder gar angst auslöst - und stolz ist aus deutscher sicht auch nicht gerade positiv besetzt.



    etwas gelassenheit tut da vielleicht gut.



    sich nicht auf die fantasie einlassen, dass sich hinter einer nationalflagge gleich die schlimmste diskriminierung verbirgt.

  • Wenn Sie demnächst Deutscher werden, sollten Sie vielleicht schon mal ne Deutschlandflagge bestellen und sich die Termine für die nächste Fußball WM im Kalender eintragen.



    Je mehr migrantische Deutsche die Flagge zeigen, umsoweniger haben die Nazis dann vielleicht Lust dazu.



    Wäre das nicht klasse, wenn man die Nazis daran erkennen könnte, dass sie keine schwarzrotgold Flagge haben.

    • @Altunddesillusioniert:

      Das wäre ein gelungenes back to the roots: "Schwarz-Rot-Sch...." hieß das Tuch früher unter den Strammnationalen, und die meisten NPD-Aufmärsche kamen auch uniform in schwarz-weiß-rot daher. Erst die AfD hat die Fahne zwecks Andocken an bürgerliche Wählerkreise überhaupt rechtsaußen tragbar gemacht.

  • Ja, die ewige Sache mit der Flagge bzw. mit den Nationalfarben: So um 2000/2001 war ich etwas linker als jetzt, wechselte kurz von den Grünen zur PDS (und bald wieder zurück): Gerade zu dieser Zeit hing in meinem WG-Zimmer eine Schwarz-Rot-Goldene Fahne und ebenso auch als Aufnäher an meiner Umhängetasche. Das sorgte für viele verwirrte Blicke und Stirnrunzeln, bei den Freunden von einer Antifa-Initiative auch für kritisches Nachfragen…ich betonte damals dass ich die Farben des demokratischen Deutschlands bewusst als Abgrenzung zu rechtsextremen Gedankengut zeigen möchte. Irgendwann fiel mir dann allerdings auf dass ich das Schwarz-Weiß-Rot der Kaiserreichsflagge viel schöner und stimmiger finde…nein, ich bin kein Reichsbürger oder Antidemokrat geworden! ;-)



    Es ist einfach nur die Farbkombination, welche ja interessanterweise auch im Flaggenlogo der Antifa verwendet wird (aus anderen Gründen, ich weiß).

  • Dass Ihnen die Wahlergebnisse Angst machen, kann ich gut nachvollziehen. Mir machen sie auch Angst, obwohl meine Familie schon seit Jahrhunderten in Deutschland lebt.

    Vor den Fahnen von Fußballbegeisterten muss man aber keine Angst haben. Das ist nur ein harmloses, zeitweiliges Fiber.

    Wenn die Farben schwarz-weiß-rot werden, werden Fahnen gefährlich.

  • Stimmt leider, die Fahne Schwarz Rot Gold hat die AfD schon lange okkupiert. Bleibt nur die Reegenbogenfahne, um etwas gegen die rechten Narrative zu unternehmen:

    x.com/AfD/status/1658796261355450368

    www.queer.de/detai...p?article_id=45801

    • @Hannah Remark:

      Sie können sich die Fahne doch Wiederholen.

      Nach meiner Meinug macht sich die AfD nur dort breit, wo Linke den Platz verlassen haben.

      Auch der realexistierende Sozialismus hatte in Deutschland Schwarz-Rot-Gold als Flagge.

      Nur halt mit Zusätzen.

      Wollen Sie sich ernsthaft nur über sexuelle Orientierung definieren?



      Schon vergessen, dass auch die AfD queere Personen in ihren Reihen hat?

      • @rero:

        Auch die Nazis hatten queeren Personen in ihren Reihen, bspw. Ernst Röhm. Zugegeben, hat kein gutes Ende genommen. Hoffe, dies bleibt den queeren Karrieristen und Karrieristinnen in der AfD erspart... Ich befrüchte nur, die Dreistigkeit bspw. von Frau Weidel ist grenzenlos, wie unschwer an ihrem anbiedern an den Nazi Höcke zu erkennen ist...

        Die Regenbogenfahne steht nicht nur für die sexuelle Orientierung. Sondern auch für Frieden und Menschenrechte. Menschenrechte sind etwas, dem sich dieses Land aufgrund der Jahre 33-45 besonders zu verpflichten hat!

        Außerdem sieht sich Frau Weidel nicht als queere Person, auch nicht als Regenbogenfamilie, obwohl sie mit einer Frau aus Sri Lanka gemeinsame Kinder großzieht.



        Frau Weidel sieht sich aufgrund von Realitätsverweigerung nach Trump Manier als VÖLKISCHE TRADITIONELLE Familie.

  • Leider haben die progressiven Kräfte schwarz-rot-gold schon in den vergangenen Jahrzehnten den Konserativen und Rechten überlassen (ganz rechts sind es dann andere Farben, schwarz-weiss-rot). Schwarz-rot-gelb waren die Farben der deutsche Demokratie - von Urburschenschaft hier in Jena 1817 angefangen, über Hambacher Fest und 1848er Revolution - die die Weimarer Republik aufgriff. Das Fremdeln mit den Nationalfarben, stehend für das Fremdeln der Linken mit der Nationenfrage insgesamt, hat dabei leider Raum gegeben, diese demokratischen Symbole von anderen vereinnahmen zu lassen. Diese zurück zu gewinnen, wird ein langer Weg.

  • Ich hab auch so meine Probleme mit dem Zeigen der Flagge. An offiziellen Gebäuden gerne, an meinem Auto oder Balkon niemals. Deutschland und Nationalsymbole da schwingt einfach immer ein ungutes Gefühl mit. Sehe aber auch bei weitem nicht so viele Flaggen wie beim vermeindlichen "Sommermärchen".

    • @Opossum:

      Belustigend. Bei uns in der Siedlung sind diverse Flaggen aller möglichen Nationen an Balkonen aufgehängt worden. Welches Land kann sich historisch frei von Schuld sprechen? Sollen jetzt alle ein "ungutes Gefühl" haben ob dieser Symbole? Ist doch albern. Das Gegenteil ist der Fall: die Menschen erfreuen sich an den Spielen, feiern Erfolge der "eigenen" Mannschaft oder zollen der besseren Respekt.

  • Das geht mir eigentlich auch so wie dem Autor.



    Zudem fühle ich mich als Rheinländer und Europäer. Berlin ist weit weg, Brüssel, London, Amsterdam sind näher.



    Aber dann kamen die Austauschkinder in unser Leben, Lateinamerika, Simbabwe, Indien, Japan.



    Und die finden Vieles, sehr Vieles in diesem Land bewundernswert.

    Deshalb glaube ich, eigentlich müssten "wir" Deutschlandfahnen hissen, das ist nämlich "unser" Land und nicht das Land der braunen Suppe.

  • Auch ich frage mich, warum mich bei der Ansicht von Deutschlandfahnen stets so ein klammes Gefühl beschleicht - und das nicht bloß bei rechten Aufmärschen, sondern auch schon bei so entspannten, fröhlichen Events wie der Fußball-EM.



    Nationale Begeisterung ist mir einfach wesensfremd, ich kann irgendwie NICHTS damit anfangen, im Gegenteil klingeln da bei mir sämtliche Alarmglocken - es ist so, als stecke die Angst davor tief im Unterbewusstsein.



    Ja, politisch bin ich ein Antinationaler, weniger ein Antideutscher, denn gegen die Menschen eines bestimmten Landes habe ich nichts, auch das Gefühl von Zugehörigkeit, von Heimat möchte ich nicht missen. DAS mache ich aber nicht an der Nationalität fest.



    Vielleicht ist es falsch von mir, den Nationalismus als die „Mutter“ aller Probleme zu sehen (so wie die Rechten die Migration, Grüne wiederum den Klimawandel), kann man mir entgegenhalten. Aber ich kann mir nicht helfen: irgendetwas in diesem Land läuft gewaltig schief.

  • Schwarz Rot Gold sind die Farben der Republik und hat mit Nazis nun wirklich nichts zu tun. Eher das exakte Gegenteil und der direkte Gegenentwurf zu den Faschisten und Diktatur im allgemeinen.







    Wenn Neonazis und Faschisten diese Farben tragen stellen sie einfach nur ihre schlechte politische Bildung zu Schau.

    • @Thomas O´Connolly:

      Nein, sie stellen damit gern auch ihr ausgrenzendes 'othering' zur Schau: Wir hier, Ihr da!



      Was gab und gibt es für Diskussionen, wer im Profisport ein Leibchen mit diesen drei Farben tragen dürfe - und wer nicht.



      Und auch fast alle demokratischen Parteien tun sich sehr schwer damit, eine Inklusion unter S-R-G zu definieren und zu praktizieren. Es ist schlicht praktischer, hin und wieder eine Leitkulturdebatte, Parallelgesellschaften oder andere Ressentiments wahltaktisch in den Diskurs zu führen.



      Und von Kooperationen der Demokraten mit den Faschisten in immer mehr Bereichen will ich hier gar nicht anfangen.

      • @Hannes Hegel:

        Die Schäden die Nationalismus, Narzissmus und Kapitalismus an der Weltgemeinschaft angerichtet haben sind nicht die Schuld der Republik, die in ihrem stets vorhandenen linken Flügel immer schon gegen genau diese Dinge angetreten ist.



        Und eines erscheint historisch evident: Wo die Diktatur über die Republik siegt "verschwindet" der linke Flügel und es folgt Diktatur, Nationalismus, Fanatismus und Krieg.

        Das darf nicht (schon wieder) passieren.

  • Ich kann den Autor des Textes gut verstehen. Selbst als 'biodeuts cher Frau' geht es mir so.



    Nach der Wende hätte ich mir sehr gewünscht, dass wir eine neue Nationalhymne für das geeinte Deutschland finden.



    Es gibt die wunderschöne Kinderhymne von Brecht und Eisler, deren Text ich hier zitieren möchte. Leider kann ich sie Ihnen hier nicht vorsingen 😊

    "1. Anmut sparet nicht noch Mühe



    Leidenschaft nicht noch Verstand



    Daß ein gutes Deutschland blühe



    Wie ein andres gutes Land.

    2. Daß die Völker nicht erbleichen



    Wie vor einer Räuberin



    Sondern ihre Hände reichen



    Uns wie andern Völkern hin.

    3. Und nicht über und nicht unter



    Andern Völkern wolln wir sein



    Von der See bis zu den Alpen



    Von der Oder bis zum Rhein.

    4. Und weil wir dies Land verbessern



    Lieben und beschirmen wir's



    Und das Liebste mag's uns scheinen



    So wie andern Völkern ihrs."

  • Schwarz-Rot-Gold wurde nicht ohne Grund von den Nazis verboten.



    Die DDR zeigte gerne und oft ihre Natinalflagge und die war auch Schwarz-Rot-Gold !



    Lasst doch den Leuten ihren Spaß, die Türken, Albaner etc. zeigen ja auch gerne ihre Farben - und das macht mir jedenfalls keine Angst !

  • Atmosphäre der Einschüchterung kann auch ohne Nationalflagge vorhanden sein. Allerdings hat das Heraushängen einer Nationalflagge oft etwas von Revierverhalten.

  • Ein bisserl Überempfindlich, wie ich finde. Allerdings liegt das vielleicht auch ein wenig am wieder auflebenden Extremismus und der deutschen Geschichte.



    Wenn ich allerdings in anderen Ländern unterwegs bin, ich möchte da im speziellen Kanada und die USA nennen, aber es ist auch in vielen anderen Ländern der Fall, sieht man dort an vielen Grundstücken und Häusern, mindestens aber an jeder Ecke eine Nationalflagge wehen. Dieses hat aber in den meisten Fällen gar nichts mit Ausländerfeindlichkeit, mit Extremismus oder Rassismus zu tun sondern man ist stolz auf sein Land und man zeigt das.



    Wie schön wäre es, wenn das in Deutschland auch so wäre. Ich erinnere mich an die Zeit meiner Kindheit, damals hin in vielen Gärten und an Häusern bei uns eine weißblaue Fahne und wer was auf sich hielt, der hat eine weißblaue Rautenfahne aufgezogen. Ich bin ein Bayer und ich bin stolz darauf, in diesem wunderschönen Bundesland zuhause zu sein, hieß das damals. Nicht mehr und nicht weniger. Wie schön das doch war.



    Inzwischen hängen Normalbürger meist keine Fahnen mehr auf. Außer zu Sportereignissen. Dafür ist tatsächlich oft die Schein-Heimatliebe neuer Nazis der Beweggrund. Schlimm!

    • @Robert Seb. Grafetstetter:

      "man ist stolz auf sein Land und man zeigt das."

      Das konnte ich noch nie nachvollziehen. Wie kann man stolz auf etwas sein, wofür man gar nichts kann? Ich bin stolz auf meine Leistungen, etwas was ich selbst geschafft und geschaffen habe. Ich bin dankbar, froh und glücklich, in diesem Land geboren zu sein - ja, aber stolz?

      • @BrendanB:

        Zur vollständigen Selbstreflexion gehört dann aber auch die Frage woher Ihre Leistungsfähigkeit kommt? Könnte etwas mit Veranlagung, Herkunft, Bildungssystem etc zu tun haben. Alles Dinge, auf die Sie ja gerade nich stolz sein möchten. Insofern können Sie sich an Ihrer Leistungsfähigkeit erfreuen und diese sinnvoll (für andere) einsetzen. Erschaffen konnten Sie diese Leistungsfähigkeit aber nicht aus sich selbst heraus.

        • @Klaus Kuckuck:

          "Erschaffen konnten Sie diese Leistungsfähigkeit aber nicht aus sich selbst heraus."

          Nö, deswegen kann ich darauf ja auch nicht stolz sein

      • @BrendanB:

        Man kann das pragmatisch sehen. Wenn deutsche Sportler bri der Olympiade Medaillen holen oder Nationalmannschaften Titel gewinnen, kann man darauf stolz sein. Denn der deutsche Staat, und damit auch jeder einzelne hat mit Steuergeldern einen Teil der Infrastruktur finanziert, die dem Sportlern ermöglicht haben, zu trainieren und sich auf den Wettbewerb vorzubereiten.

    • @Robert Seb. Grafetstetter:

      "Wie schön wäre es, wenn das in Deutschland auch so wäre."



      nein, mir geht es wie dem Autor, nicht mit dieser Flagge, auch wenn es nicht die Flagge des 3te Reichs war, sondern der Republik. Für mich ist schwarz rot gold nicht neutral. Ich freue mich, dass viele damit einen neutralen Umgang haben oder besser gesagt einen positiven und die Farben so nicht den Rechten überlassen, aber für mich ist es ein rotes Tuch.

  • Die Reaktion ist verständlich.



    Als Linker bin ich mit einem gesunden Mißtrauen allem Deutschen gegenüber aufgewachsen.



    Nun bin ich allmählich in mein Deutschsein hinein gewachsen.



    Das merke ich beispielsweise, wenn ich es nicht o.k. finde, wenn es in einem anderen Land scheinbar



    " normal" ist, seinen Müll in das nächstliegende Gewässer zu werfen, oder im Garten zu verbrennen.



    Frankreich ist mir emotional nah, aber ich war schon immer gegen Atomkraft und bin froh, in einem Land zu leben, das ausgestiegen ist.



    Ich finde es richtig, in regenerative Energien zu investieren und freue mich, dass wir eine Regierung haben, die das tut und BürgerInnen, die es umsetzen.



    Ich finde es gut, dass wir uns dieses Sozialsystem "leisten".



    Es gibt eine Menge Gutes in diesem Land.



    Leider gehört zu Wahrheit auch, dass wir wieder mal Jammerweltmeister werden. Das nervt, allerdings ist der Eindruck sehr subjektiv, in Frankreich und Italien wird auch viel gemeckert.



    Ich habe keine Deutschlandfahne und plane auch keine zu kaufen. Allerdings denke ich über einen Fahnenmast nach. Da könnte dann mal 'ne Totenkopfflagge hängen oder was Selbstgemachtes.



    Nationalismus lehne ich ab, Deutscher bin ich aber.

  • Im Sport soll es heißen "Möge der Bessere gewinnen!"

    Eine Nationalflagge zu zeigen sieht mir nicht danach aus. Eher nach "Möge nur mein Land gewinnen! Ich bin schließlich ein Fan, ein Patriot, oder bin in sonstiger Weise stolz, zufällig in diesem Land geboren zu sein!"

    • @Troll Eulenspiegel:

      "Fairness" bedeutet, dass man dem Besseren den Sieg gönnt, egal wer er ist. Das hindert aber niemanden, klare Vorstellungen zu haben, wen er lieber als jenen Besseren sehen würde.

      Das zentrale Stichwort hier heißt "Wettbewerb". Fußball gehört zu den nicht wenigen Sportarten, die komplett auf diesem Gedanken basieren, wo also "GUT sein" allein schlicht die Spielidee verfehlen würde. Ganz besonders bei solchen Sportarten würde man das Publikum des einzigen Aspektes berauben, an dem es wirklich aktiv partizipieren kann, wenn man ihm die Parteinahme vorenthielte. Und Parteinahme funktioniert nunmal am Besten, wenn man sich irgendwie mit einem Wettbewerber identifizieren kann.

      Leider beherzigen beileibe nicht alle Fans die Kunst, Partei zu nehmen, ohne unfair zu werden - mir kräuseln sich jedes Mal die Nackenhaare, wenn bei der Nationalhymne einer Mannschaft die gegnerische Fanschar ostentativ in ein Pfeifkonzert ausbricht. Aber über diesen Kamm sollte man nicht alle Fans scheren. Zum Einen wäre das AUCH unfair, zum Anderen läuft jeder Wettbewerb am ehesten friedlich, wenn möglichst viele Menschen - auch von außen - Fairness als möglichst selbstverständlich erachten.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Nein. Es bedeutet, dass man hinter seinem Land bzw. Der Mannschaft steht, sozusagen in guten und in schlechten Zeiten. Genauso wie Fans von Vereinen.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Nö. Wenn ich daran denke wie freundlich, entspannt und sportlich die Schotten unterwegs waren, trotz der oft mitgeführten kleinen oder großen Nationalflaggen, ist für mich ein schöner Gegenbeweis zu ihrer These.

  • Ich lebe schon viel länger als Sie in D. Auch ich habe Angst, wenn sich z. B. Türken und Syrer zusammentun und es eine Massenschlägerei gibt, an meiner Bushaltestelle.Dort stehe ich mit meiner alten Mutter und habe Angst, richtig Angst. Habe meine Eltern in Saarbrücken besucht.



    Anlass war das Fussballspiel.



    Google hilft weiter.

  • "Vielleicht ist es für mich Zeit, die deutsche Nationalflagge in einem neuen Licht zu sehen."

    Ganz bestimmt ist das so, denn wenn Sie deutscher Staatsbürger sind, dann ist das "Ihre" neue Nationalflagge. Denn Sie bekommen dann nicht nach Gottes Willen sondern durch die deutschen Behörden nicht nur mal eben einen deutschen Pass, sondern Sie sind dann Deutscher.

    Für das Zeigen dieser Fahne sind vor 180 Jahren die Leute in den Knast gewandert, oder wurden gleich erschossen. Und es ist die Fahne der ersten Demokratie auf deutschem Boden.

    Wieso verbinden Sie die deutsche Nationalflagge mit rechts? Oder gar rechtsextrem, oder mit der AFD? Weil die AFDler das Schwarzrotgold am Revers tragen?

    Wieso haben Sie sogar Angst vor diesen Farben der Freiheit von Kleinstaaterei und Fürstenherrschaft?

    Da brauchen Sie keine Angst davor haben.

    Diese Farben sind ein Zeichen für die Demokratie.

    • @EIN MANN:

      Schwierige Kiste... Die Farbkombination war ja schon vor Lützow / Hambacher Fest in Gebrauch, und zwar als Landesfarben der Reuß'schen Fürstentümer, und bei einem (Ältere Linie? Ich müsste nachsehen) sogar in der heutigen Farbfolge. Ja, und ausgerechnet einer von denen wollte doch neulich erst die Republik stürzen!

      Spaß beiseite: Hambach ff., das war zwar bürgerlich-demokratisch, aber auch chauvinistisch... die Dinge sind nun mal nicht schwarz oder weiß.

    • @EIN MANN:

      Ich bitte Sie, das Wissen um Lützow, den Vormärz und schließlich 1848 können Sie heute nicht mehr voraussetzen - weder bei "eingeborenen Deutschen", noch bei naturalisierten Mitbürgern.

      • @KatholischerVerbindungsstudent:

        Eben - umso mehr Grund, dieses Wissen wieder aufs allgemeine Tableau zu bringen!



        Eine pro- oder Contra-Diskussion über das Zeigen oder das Verhältnis zu einer Fahne ist ohne jedes fundametale Wissen um sie bloßeZeitverschwendung.

        • @palomino:

          „Eben umso mehr Grund, dieses Wissen wieder aufs allgemeine Tableau zu bringen!“



          Sollte man sicherlich tun, nur hilft es nichts, wenn die Absicht ist, die deutsche Nationalgeschichte irgendwie zu „glätten“.



          Schon die Befreiungskriege von 1813 - in dem die Farben Schwarz-Rot-Gold als Zeichen der deutschen Nationalbewegung erstmals zum Vorschein kamen - trugen einen deutlich chauvinistischen Zug. Das setzte sich 1832 und 1848 fort und gipfelte 1971 in der Konstitution des zweiten deutschen Kaiserreiches.



          Die Inbesitznahme nationalstaatlicher Symbolik hierzulande durch die politische Rechte hat also von Beginn an Tradition. Diese Geschichte ist durch deren Narrative besetzt und die Linke hatte - grundsätzlich anders als in Frankreich - nie eine richtige Chance, da den Fuß in die Tür zu bekommen. Hier stimme ich eher @Wurdtprofessor zu.

  • Mein Migrationshintergrund beschränkt sich auf den des Ostwestfalen in Berlin. Und ich habe eine Abneigung gegen deutsche Flaggen in der Öffentlichkeit. Angesichts der politischen Entwicklung heute noch mehr als vor 20 Jahren.

  • Während einer Sportveranstaltung als Fan die Flagge seines Landes zu zeigen finde ich super, warum sollte sich ein Deutscher schämen ein Deutscher zu sein, warum ein Türke ein Türke, oder ein Ungar ein Ungar usw. Man identifiziert sich und unterstützt dadurch seine Nationalmannschaft.



    Mit der deutschen Flagge habe ich Null Probleme.



    Wenn sich z.B. Teile der Grünen schämen sollten deutsche Staatsbürger zu sein, sollen sie, mir persönlich ist das egal.

    • @Filou:

      Wie kommen Sie drauf, dass die sich schämen?

      • @Harmo-Nie:

        Vor der Bundestagswahl 2021 forderten hunderte Grüne das Wort Deutschland aus dem Wahlprogramm zu streichen. Sie können auch googeln was Robert Habeck vor einigen Jahren zu seinem Verhältnis zu Deutschland geschrieben hat oder bei welchen nicht gerade deutschlandfreundlichen Demos Claudia Roth mitgemacht hat.

  • Früher fand ich, dass die Deurtschlandfahne andere ausgrenzt. Warum eigentlich? Ok, es gibt Gründe. Aber warum muss das so bleiben?



    Richtig gefreut habe ich mich, als ich zum ersten Mal nach einem Fußballspiel ein Auto gesehen habe, dass die deutsche und die türkische Fahne nebeneinander am Fenster hatte.



    Holen wir Durchschnitts-Deutschen (mit und ohne Migrationshintergrund) uns die schwarzrotgoldene Flagge von den Rechten zurück. Sie soll für alle stehen, sie soll auch Fremde willkommen heißen!

    • 2G
      2422 (Profil gelöscht)
      @Busfan:

      Warum sollen Leute, die aus anderen Ländern kommen, Fremde sein. Mir sind viele Fremde jedenfalls näher als mancher Deutsche.

      • @2422 (Profil gelöscht):

        Andere Sprache, Sitten und Gebräuche. Das nennt sich nun mal fremd. Dass die Ihnen näher sind (was ich in dieser absoluten Aussage übrigens bezweifle) als mancher Deutscher, hat damit nichts zu tun.

  • Mir geht dieser Fußball-Zirkus wesentlich mehr auf die Nerven als dem Autoren. Aber da jetzt einen Zusammenhang mit der AfD herzustellen, ist absurd. Nach der EM sind die Flaggen wieder verschwunden und der Alkoholpegel gesunken. Die AfD ist dann natürlich immer noch da, aber beides hat nichts miteinander zu tun.