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Bargeldwüste in den NiederlandenNur Bares ist Wahres

Wenn die Karte funktioniert, ist ja alles gut. Wenn nicht, steht man dumm da. In der Provinz wie in der Großstadt. Über Bargeld – und die Niederlande.

Was macht mensch bloß, wenn es eines Tages gar kein Bargeld mehr geben würde? Foto: dpa/Marijan Murat

Z weimal in den letzten Wochen habe ich Leute völlig ausrasten sehen, weil sie ihr Zeug nicht mit Karte bezahlen durften. Der eine explodierte auf dem Dorf vor der Eisdiele, wo er einen bereits verspachtelten Mokkabecher in bar auslösen sollte – der andere mitten in der Nacht in einem Neuköllner Späti, wo es wohl um Zigaretten ging. Und an diesen beiden Enden der bekannten Welt folgten zwei nahezu wortgleiche Gespräche, in denen jeweils das Wort „Steinzeit“ vorkam, „Scheiße“ und ich glaube auch „Arsch“.

Ich beobachte diese erstaunliche Gleichförmigkeit mit gehässiger Freude. Von allen irrationalen Ängsten da draußen war mir die vor der Abschaffung des Bargelds immer schon die liebste. Und bevor jemand mault: Mir ist klar, dass es vom Ausschluss marginalisierte Menschen über die Privatisierung des Geldverkehrs bis zur gläsernen Kun­d:in­nen­schaft auch eine ganze Menge Argumente gegen den Scheiß gibt, die ganz und gar nicht irrational sind.

Weit beliebiger erscheinen mir hingegen die Vorzüge der Karte, wie sie von Cashless-Lobby und ihren Opfern gepredigt werden – abgesehen vielleicht von der Bequemlichkeit. Und von wegen Irrationalität: Dass Bargeld anzufassen unhygienisch ist, hat mir meine Großtante schon 30 Jahre vor der Pandemie vorgebetet. Ungefähr zur gleichen Zeit, als Visa in einer strunzdummen TV-Werbung klargestellt hat, dass nach einem Tauchgang im Meer nur diejenige am Strand eine neue Sonnenbrille bezahlen kann, die unterm Badeanzug eine Kreditkarte am Popo kleben hat.

Sei’s drum. Aufgefallen ist mir die verblüffende Gemeinsamkeit kleinstädtischer und Neuköllner Befindlichkeiten jedenfalls, weil ich gerade aus einem Urlaub in Bargeld-Dystopia zurück bin. In den Niederlanden nämlich, wo ich ein paar Tage zwischen Tilburg und dem Nachbardorf am Tingeln war. Busfahren geht da so: Beim Einstieg hält man EC- oder Kreditkarte unter einen Scanner. Und wer am Ziel auf die gleiche Weise wieder auscheckt, bekommt eine automatische Abbuchung entsprechend der jeweiligen Tarifzone.

Bargeld gibt es in den Bussen nicht

wochentaz

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Das klingt so lange gut, wie die Karte funktioniert. Warum sie’s bei mir nicht tat, kann kei­ne:r erklären, das Problem aber vor allem auch nicht lösen. Bargeld gibt es in diesen Bussen nicht, auf den Karten von Freun­d:in­nen kann man wegen der Checkerei nicht mitfahren. Angeblich gibt es irgendwo Prepaid-Chipkarten zu kaufen, aber erstens nicht hier, zweitens nicht heute und drittens ist die Grundgebühr auch höher als der Fahrpreis.

Ein anderes Beispiel, das anfängt wie ein Witz: Wie viele Punkrocker braucht man, um ein Schließfach in Tilburg zu buchen? Ich weiß es nicht, aber drei sind jedenfalls zu wenig. Beim ersten ist der Handyakku so leer, dass er das Fach mit seinem Gerät später nicht wieder öffnen können würde. Der zweite hat keinen der privaten Zahlungsdienstleister gebucht, über die man das Ding bezahlen kann und der dritte hat so langsames Internet, dass es Stunden dauert, sich durch den Buchungsvorgang zu klicken.

„Shitty future“ wird dieser Zustand bisweilen genannt, was Dinge meint, die heute fortschrittsmäßig besser und einfacher sein könnten als früher, die sich dank proprietärer Kack-Software, privatisierter Infrastruktur und der Profitinteressen ihrer Ei­gen­tü­me­r:in­nen aber in ein fragiles Anwendungselend mit der Halbwertzeit von jeweils zwei bis drei Jahren verwandelt haben.

Vielleicht bin ich einfach zu alt für diesen Scheiß – aber ich war selten so froh, wieder in meinen gallischen Bargelddörfern zu landen. Ob nun in jenem an der Ackerkante oder dem anderen in der großen Stadt.

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Redakteur und CvD
Jahrgang 1982, schreibt aus dem Bremer Hinterland über Kultur und Gesellschaft mit Schwerpunkten auf Theater, Pop & schlechter Laune.
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58 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Seit auf der Südhäfte des Aldi-Äquators die Bargeldlosen im doppelten Akkord abgefertigt werden, freue ich mich als überzeugter Haptiker während der Einpackzeit der Anderen parallel wieder in Ruhe mein Kleingeld überreichen zu können.

  • Kartenzahlung fällt vor allem dann aus, wenn es keinen Strom gibt. Das Problem ist nur: Wenn kein Strom da ist, funktioniert auch vieles andere nicht. Tanken? Fehlanzeige, die Pumpe geht nicht. Zahlen im Supermarkt, Bäcker: Geht nicht, die Kasse öffnet nicht. Ich könnte bei mir im Dorf noch Äpfel und Kartoffeln kaufen im Hofladen eines Bauern. Evtl. noch Eisdiele und Döner, wenn die fünfe bei der Bon-Pflicht gerade sein lassen. Bei (einem längeren) Stromausfall haben wir ganz andere Probleme. Im Winter vor allem das Problem, dass auch keine Gas- oder Ölheizung ohne Strom funktioniert. Daher schnell für ein paar Tausender einen Notstromaggregat kaufen oder, wenn das nicht geht (Abgase auf dem Balkon und so) einen großen Akku...

    • @Strolch:

      Hihi, bei einem Stromausfall könnten Sie die Eisdiele zwar bezahlen, aber das Eis wäre Matsch... Matschdiele.

  • Wir hatten hier in Winterbach bei Stuttgart letztes Jahr einen merkwürdigen Stromausfall im Viertel. Davon war auch ein Netto betroffen. Konsequenz: Niemand konnte zahlen, auch nicht bar, da die Kassen nicht funktionierten. So viel zum Thema Bargeldsicherheit

    • @MokkaMokka0815:

      Wenn ich "der Russe" wäre, würde ich Schweden nicht mit Panzern angreifen, sondern mit Schadsoftware.



      Wenn massenhaft Supermärkte, Tankstellen, Verkehrsampeln, Funkmasten usw. tot sind, ist der moderne Mensch doch aufgeschmissen.

  • Das Bargeld soll abgeschafft werden, damit unsere sämtlichen Zahlungsvorgänge überwacht werden können. 'Wo war der Bürger zu einer bestimmten Zeit und was hat er gekauft?' Alles Daten für die sich nicht nur der "Staat" interessiert. Das begreift nur leider der Bürger nicht, obwohl er/sie doch seit Jahren mitbekommt wie es schon in China ausschaut, wo die Bürger schon lange "gläsern" sind und der chinesische Bürger seine 'Privatheit' schon komplett an den Überwachungsstaat verloren hat. Stück für Stück kommt man aber auch bei uns in Europa dorthin wohin die Mächtigen wohl schon lange wollen - die totale Überwachung des Bürgers. Das ist auch kein dystopischer Roman, denn wir stecken schon lange in einer dystopischen Gesellschaft. Wir geben mit den Smartphones - 'George Orwell' steckt doch schon in jedem Smartphone - jetzt schon alles von uns preis und finden es anscheinend auch noch toll so naiv zu sein. Schon lustig; sich über die Überwachung in China aufregen, aber sich gleichzeitig freiwillig in einen Überwachungsstaat begeben zu wollen, denn eine Welt ohne Bargeld ist nur ein weiterer Schritt in Richtung gläserner und überwachter Bürger.

    • @Ricky-13:

      Bezahlen Sie doch mit Handy, dann kann niemand nachvollziehen, wo der Bürger (Sie) war und was er gekauft hat. Und glauben SIe mir, viele Menschen wissen, wie gläsern sie sind. Nur ist es ihnen oft egal. Das finde ich viel schlimmer.

    • @Ricky-13:

      "wohin die Mächtigen wohl schon lange wollen"

      Nur so aus Interesse: Wer sind "die Mächtigen"?

      • @Strolch:

        Wer die Mächtigen sind? Denken Sie einfach mal selbst darüber nach, dann kommen Sie sicherlich auf die Antwort. Kleiner Tipp: Es sind unter anderem auch die geldgierigen Strolche dieser Welt, die mit der Arbeitskraft der kleinen Leute sich nicht nur ihr Leben finanzieren lassen, sondern auch die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder in die Tonne treten, weil sie sich nicht für Umwelt- und Klimaschutz interessieren.

    • @Ricky-13:

      In der EU soll die Gesichtserkennungssoftware Clearview AI flächendeckend angewendet werden. Die Daten sollen rückwirkend per Richterbeschluss zur Auswertung freigegeben werden können, z.B. wer auf der Demo gegen XY teilgenommen hat. Jeder denke sich seinen Teil.

  • Nach Ostern im ALDI gingen die Karten der Spaßkasse ned. War jetzt ned mein Problem, weil ich bin ned bei der Sparkasse und außerdem auch einer der unbelehrbaren Bargeldzahler.

    • @Hugo:

      Spaßkasse, hihihi.

  • Es ist zu köstlich. Die Leute, die ständig nach Datenschutz schreien (und dadurch Verbrechensbekämpfung ect. erschweren), basteln am gläsernen Bürger, indem sich in (un)sozialen Netzwerken entblößen und sich Karten/Banken/Konsumtempeln … ausliefern möchten.



    Es ist ja nicht verkehrt, große Beträge bargeldlos zu bezahlen (allerdings sollte das rechtlich auch endlich mal bei bestimmten dubiosen Geschäften geregelt werden).



    Aber die generelle Abschaffung des Bargeldes (und jedes Pipifax-Sümmchen mit Kartenzahlung zu tätigen) wäre ein Blödsinn schlechthin und ein Schritt zu einer Transparenz, die den Verfechtern noch auf die Füße fallen wird. (Es ist nämlich nicht alles zu Ende gedacht).



    Selbst die Verantwortlichen an den Banken-Schaltstellen in Schweden (wo es auch kaum noch mit Bargeld geht), warnen schon vor der völligen „Abwesenheit von Bargeld“.



    Es ist keine Sache von Alter, nur eine Sache des Nachdenkens.

  • Auch das ist m.E. wieder eine typisch deutsche Diskussion.



    Ich bin häufig beruflich im Ausland. was Kartenzahlung angeht, sind wir in Deutschland weit hintendran. Die theoretischen Probleme die hier immer gerne vorgebracht werden, sind in anderen Ländern kein Thema.



    Ich bin froh, dass ich kein Geld mehr tauschen muss, sondern alles mit Karte oder Handy bezahlen kann.

    • @Ahnungsloser:

      Für UK und letztes Jahr gesprochen: ob Karte oder Bar aus Geldautomat, das war recht gleich bei den Kosten, zumindest zu meinen Konditionen da.



      Schauen Sie auf Ihren Kontoauszug, bei der nächsten Zugfahrt nach London.

      • @Janix:

        War in diesem Jahr dort, hingeflogen, dort Bahn und Bus genutzt. Sehr angenehm. Kontoauszug geprüft, keine großartige Überraschung erlebt.



        Ich hatte Bargeld für den Notfall getauscht. Ein Taxifahrer wollte schwarz abkassieren und hat daher keine Kartenzahlung akzeptiert. Habe ich ihm gegönnt und bar bezahlt.



        Übrigens war ich dort auch bei einem Fußballspiel. Ticket funktionierte nur über NFC. Personalisiert.



        Hat tatsächlich papierlos funktioniert.

    • @Ahnungsloser:

      Außer in Euroländern, muss auch Währung „getauscht“ werden, auch wenn das „virtuell“ geschieht. Und wer da nicht aufpasst (oder nicht Bescheid weiß), rauscht in schöne Kostenfallen, was ja in Euroland (ob Karte oder Bargeld) entfällt.

      • @snowgoose:

        Naja, so ganz blöd sollte man nicht ins Ausland reisen.

    • @Ahnungsloser:

      Stromausfall ist kein Thema? Ist ja super, wenn die Transaktionen über Akkus laufen. Vom Handy, über das Lesegerät, bis zur Bank, welche offenbar per Notstromaggregat betrieben wird.

      Wenn hier beim örtlichen Bäcker im tiefsten Dorf, wo man mit Karte nicht zahlen kann, der Strom ausfällt, dann kann die Registrierkasse per Hand geöffnet werden und mit Bargeld bezahlt werden.

      • @Troll Eulenspiegel:

        in entwickelten(!) Ländern ist Stromausfall an sich kein Thema (und wenn hat man in dem Augenblick eher dringlichere Problem), eher Angriffe auf die IT Infrastruktur dieser Systeme.

        Das Problem liegt woanders: Es existieren Prepaid Systeme die komplett anonym genutzt werden _können_.

        Allerdings will man das hier in Schland und EU nicht, man will explizit die Nutzerdaten - denn vor der finanziellen Sabotage der Nutzer kommt halt die Spionage.

      • @Troll Eulenspiegel:

        "Wenn hier beim örtlichen Bäcker im tiefsten Dorf, wo man mit Karte nicht zahlen kann, der Strom ausfällt, dann kann die Registrierkasse per Hand geöffnet werden und mit Bargeld bezahlt werden."

        --> Diese Registrierkasse gibt es aber auch nur bis zur nächsten Prüfung durch das Finanzamt. Von der Belegausgabepflicht bis zu den GOBD gelten mittlerweile soviele steuerrechtliche Pflichten, dass (fast) alle Gewerbetreibende auf elektronische Kassensystem umgestiegen sind (einen kleinen Überblick gibts hier: www.fuer-gruender....asse/gobd/#c36685).

        Die gute alte von Hand bediente Registrierkasse, die auch bei Stromausfall funktioniert ist in jedem Fall (auch auf dem tiefsten Dorf) ein Auslaufmodell. Ganz unabhängig von der Bargeld-Frage.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Das meinte ich mit typisch deutsch. Wir quatschen alles kaputt. Überall wird der Haken gesucht.



        Es gibt doch weiterhin die Möglichkeit bar zu zahlen. Wird niemand dran gehindert. Deswegen muss man Kartenzahlungen aber nicht dämonisieren.

  • Die Niederlande sind da in der Tat auf der ganz anderen Seite von Deutschland: "Hier alleen pinnen" ist allgegenwärtig, Bargeldakzeptanz ist es nicht.

    Ich freue mich über keine 500er und 200er, damit dubiose Rechtsrabiate schwerer ihr Russengeld waschen können. Aber praktisch und datenreduzierend ist Bargeld schon auch.

    • @Janix:

      "Die Niederlande sind da in der Tat auf der ganz anderen Seite von Deutschland: "Hier alleen pinnen" ist allgegenwärtig, Bargeldakzeptanz ist es nicht."



      Letzteres kommt vermutlich drauf an, wo man sich aufhält. Ja, Kartenzahlung ist überall möglich. Ich bin mit Bargeld aber auch noch nirgends auf gerümpfte Nasen gestoßen.



      Pecunia non olet.

      • @Encantado:

        Bahnhofsbuchhandel Arnhem: Buch- oder Zeitungskauf? Hier alleen pinnen.



        Die berühmte Pommesbude auf dem Gegenufer des Amsterdamer Bahnhofs?



        Hier alleen pinnen.



        In Bussen geht manchmal noch die überteuerte Tagesregionenkarte undigital.



        Touristengebiete mit hoher deutscher Frequenz sind (noch) anders, auch das.

  • Bargeld ist vollkommen legal und jeder kann sich zuhause einen Stappel damit baun. Interessant sind die Anstrengungen, den Menschen die Freude am Baren zu nehmen. In Hamburg kann man im Bus kein Ticket mehr kaufen, entweder man fährt schwarz oder kauft über das Handy so ein Ticket. Wer kein Handy hat, der kann eben auch nicht mehr Bus fahren, außer er hat sich eine Dauerkarte in Hardware organisieren können.

    • @Andreas_2020:

      Ich zitiere die Webseite des HVV:



      "Fahrkarten kaufen:



      Einzel-, Tages- und 9-Uhr-Gruppenkarten erhältst du im Onlineshop oder über die hvv Apps mit 7 % Rabatt. Alternativ kannst du Fahrkarten einfach am Automaten erwerben oder im Bus kaufen – in Hamburg mit der hvv Prepaid Card und im Umland mit Bargeld."

      D.h. auch ohne den Nutzungsbestimmungen von Google oder Apple zustimmen zu müssen, kann man mit dem Bus fahren.



      Digital per Webseite, analog per Bar oder Prepaid-Karte.



      Diese HVV-Prepaid-Karte ist zwar bescheuert, aber selbst die kann Bar gekauft und befüllt werden.

    • @Andreas_2020:

      Ich meine, ich hätte in HH Ticketautomaten gesehen, aber das war vor dem D-Ticket.

  • Die moderne Technik ist gut. Lenin meinte seinerzeit, Kommunismus sei Sowjetmacht plus Elektrifizierung. Hat man diese erst, ist man flugs davon abhängig. Fällt er Strom aus, hat man keinen Ersatz mehr zu Haus. Früher war das anders, jeder hatter Kerzen und so.

    Moderne technische Versorgungssysteme brauchen für den Notfall immer Redundanz-Systeme, welche einspringen, wenn die Moderne ausfällt. Krankenhäuser brauchen Notstromaggregate, Straßenbahnen brauchen Busse, Fahrstühle brauchen Treppenhäuser, EC-Karten brauchen Bargeld, Elektrische Fensterheber brauchen die Handkurbel, usw.

    Man muss bedenken, dass z.B. die ganze Virtualgeldgeschichte in erster Linie den Interessen der Banken und ihrer Staaten dient, nicht den Bedürfnissen der Konsument:innen oder gar der Menschen an und für sich.

    Technik ist eben nicht alles. Ein bisschen Sowjetmacht, d.h. Mitbestimmung von unten wäre sozusagen die kongeniale, will sagen: notwendige Ergänzung zum technologischen Fortschritt.

    • @Uns Uwe:

      Sowjetmacht ist Mitbestimmung von unten?

      Wenn das Stalin wüsste.

      • @Jim Hawkins:

        "Sowjet (russisch сове́т ‚Rat‘) war die Bezeichnung für bestimmte Verwaltungsorgane in der Sowjetunion. Ursprünglich waren Sowjets die aus den Revolutionen von 1905 und 1917 hervorgegangenen basisdemokratischen Arbeiter- und Soldatenräte, die jedoch schon bald nach der Oktoberrevolution 1917 von den Bolschewiki dominiert und entmachtet wurden."

        de.wikipedia.org/wiki/Sowjet

        Sowjets waren ursprünglich basisdemokratische Räte von unten.

        Ich finde, moderne Technologie braucht angesichts ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen eine solche demokratische Kontrolle.

      • @Jim Hawkins:

        Die ursprüngliche Idee von Sowjetmacht (überall gibt es tatsächlich vom Volk gewählte Räte, die entscheiden) ist wohl gemeint. Nicht die Variante, die Stalin durchgesetzt und verbreitet hat.

  • Manchmal erscheint einem die Linke nur noch als aus purer Gewohnheit leicht verschämte "ich bin aber nicht rechts, sondern links!" Version von Konservativen. Dass die Nachfrage dafür eher gering ist und schon aus rein demographischen Gründen immer nur geringer wird, sollte einen nicht wundern.

    Ablehnung von Fortschritt, Technikfeindlichkeit und Zukunftsangst sind inzwischen linke Grundbefindlichkeiten geworden. Das war mal anders.

    • @Mustardman:

      Das hat nichts mit Technikfeindlichkeit oder Nostalgie zu tun. Ich würde die digitalen Lösungen mit Küsschen begrüßen, wenn der Scheiß wenigstens funktionieren würde!



      Mein Alptraum ist nicht, dass "der Chinese" weiß, wo ich letzte Woche war, sondern dass ich am Arsch der Heide stehe mit leerem Akku/ohne Empfang und weder tanken/laden noch eine Busfahrkarte (so es denn einen Bus gibt) kaufen kann.

    • @Mustardman:

      Blöder geht Linkenbashing nicht.

    • @Mustardman:

      Nee, die (West-)Linke hatte eigentlich immer eine gesunde Skepsis gegenüber dem Staat und seinem Überwachungsappart. Bares im Normalfall und Karte im Ausnahmefall, war früher genau Usus wie die Ablehnung biometrischer Daten im Pass/Ausweis, der Internetüberwachung/Zensur, usw.

      Erst seit und mit Corona ist die Linke zu diesem Verein von kontrollsüchtigen Hardcore-Etatisten mutiert, was man früher eigentlich nur von rechts/konservativ kannte.

      • @Mai Wetter:

        Die Westlinke war ja auch schon kaum noch existent. Das ist alles nur noch ein peinlicher Bodensatz von dem, was linke Ideen mal ausgemacht hat.

        Und das ist kein "Bashing", ich finde das total traurig.

      • @Mai Wetter:

        jap! so traurig und so wahr!

  • Ich habe drei Viertel meines Lebens in gehobener Position mit der Informatik viel Geld verdient, schätze viele digitale Möglichkeiten und benutze sie auch.

    Aber wenn ich mir ansehe, wieviele Informatik-Idioten immer wieder neue Apps schreiben, die rucki-zucki wieder verschwinden oder nur von lokaler Bedeutung sind, dann verfluche auch ich den dämlichen Digitalisierungshype, dem manche nachlaufen wie dem Rattenfänger von Hameln.

    Es ist wie Einstein heute richtig sagen würde: Der Horizont vieler Programmierer (und ihrer Vorgesetzten) ist der Rand eines Tellers mit Radius Null. Das nennen sie dann ihren Standpunkt.

    • @Nairam:

      Mit dem gleichen Denkradius springen jetzt alle auf AI, bzw KI auf. Und werden sich wundern, daß sie es nicht wieder loswerden. War glaube ich beim "Internet" auch schon so, bevor man dann gelernt hat, was achso soziale Netzwerke anrichten....

  • Jedes System hat seine Schwäche. Mir fehlt immer Bargeld, wenn ich es brauche.



    Den Privat-Paranoiden stelle ich nur die Frage, ob sie ernsthaft glauben, dass in der Welt von Smartphones, NFC und Internet tatsächlich so etwas wie echte Privatheit existieren kann? Zumindest im dichtbesiedelten Deutschland kann ich das als IT-ler ausschließen!

    • @Heideblüte:

      "...ob sie ernsthaft glauben, dass in der Welt von Smartphones, NFC und Internet tatsächlich so etwas wie echte Privatheit existieren kann?"



      Und weil hundert Prozent nicht geht, lassen wir's ganz? Muss an der 0-1-Denke von Informatikern liegen.

  • Warten wir auf die Erfindung, die zugegebenermaßen 1000-fach komplizierter ist als der Warpantrieb: Eine anonyme Prepaidkarte, mit der man so bezahlen kann wie mit der "ec"-Karte. Einfach™ aufladen und ab gehts in den Konsumterror.

    • @Bunte Kuh:

      So etwas wie die BITSA-Karte? Geht fast überall, wo Visa akzeptiert wird.

  • Nur Bares ist Wahres?



    ---



    Ne, zu kurz gedacht! :-)



    Früher (tm) auf Ferntour, waren in Gürtel, US$, DM, engl. Pfund,in kl Scheinen, 2-3 kl Goldstücke, usw. Standard! Im Bulli versteckt, je nach Gegend, Schnaps, Tabak, Zigaretten, Halbedelsteine, nen Playboy, u.ä. abfotografiert als entwickelter Dia-Film wieder in die Patrone zurück gespult, uvam.



    Kommt die Zeit wieder?



    Ein Pfund Kaffee statt Blumen als Mitbringsel, mit ner Flasche Asbach, Wiskey, Jägermeister den Campingplatz in Skandinavien bezahlen. Krügerrand, Maple Leaf usw. im Schuh-Absatz...?



    Habe mal 100 Km vor der DE-Grenze in Frankreich auf nem kleinen Dorf an einer "route nationale" tanken müssen. Automaten-Tankstelle, keine Karte ging!



    Wenn sich nicht ne Einheimische erbarmt hätte, gegen 50€ in bar mit Ihrer Tankkarte für Sprit zu sorgen, würde ich heute dort wohnen!



    Bin mal gespannt, auf den nächsten Crash der "Automaten" im Stromnetz usw.



    War schon mal in Österreich an einem 1.Januar, wg eines Programmierfehler so. Volle Tankstellen, aber keiner konnte zahlen als der Sprit schon im Tank war!



    "Nur Bares ist wahres!"



    Na ja, vielleicht müssen die Kartenfans, die das alles so bequem finden. mal über ein paar Tage "Erfahrungslernen" machen. Dann s.o.! :-))



    Ps. Subjektive Erfahrung:



    Es ist in keinem Land leichter "Privat" große Euro, Pfund, US$ Noten in Kronen zu tauschen, als in Schweden. Überraschend, das so Viele dort, noch an "übrigen" veraltetem Bargeld rumliegen haben, ist überraschend!:-)

    • @Sikasuu:

      Vergessen wir nicht "Spaß am Gerät, Folge 2221". Bei Stromausfall gehen auch Geldautomaten und Supermarktkassen zum Abheben nicht. Wer also sein Bargeld nicht schon zu hause gehordet hat (so dieses vorhanden ist), der hat dann ein gewisses Problem.

      • @Bunte Kuh:

        Wer also sein Bargeld nicht schon zu hause gehordet hat (so dieses vorhanden ist), der hat dann ein gewisses Problem.



        ---



        So absolut sehe ich das nicht aber das was ich so in der Woche brauche, 2-300 € habe ich wohl in der Tasche, nicht nur wenn ich"unterwegs bin"! :-)



        Neben einem Strauß von Karten!



        Als alter "Techniker" ist mir bekannt, das Technik auch mal nicht funktioniert & wenn Du mal nachts in einer fremden Stadt gestanden hast & kein Geldautomat mag dich, oder du willst das Taxi am Ziel bezahlen & der nimmt keine Karte, sorgst Du schon vor!

  • Eine universelle, datensichere, nicht Profit-Orientierte digitale Bezahllösung, die zur Not auch ohne aufgeladenen Akku funktioniert?



    Da wäre ich sofort dabei.



    Nur wer soll die programmieren?

    • @Herma Huhn:

      Grants dafuer, auch von der EU finanzierte, gibt es schon: nlnet.nl/taler/

      Problem ist eher mal wieder der private Markt, MasterCard/Visa moechten bestimmt nicht ihre Marktmacht aufgeben.

    • @Herma Huhn:

      Gibt es sowas in Form der Geldkarte nicht schon ewig? Kein Mobilverblöder notwendig. Gut, man könnte die Karten einfach mal etwas modernieren, damit sie auch drahtlos gehen. Aber im Prinzip gibt existiert die Technik.

    • @Herma Huhn:

      Eine universelle, datensichere, nicht Profit-Orientierte digitale Bezahllösung, die zur Not auch ohne aufgeladenen Akku funktioniert?



      ----



      Streiche Digital, dann gibt es die, die auch OHNE Strom, Netz usw, funktioniert schon seit Jahrhunderten!



      Ist ja nicht mehr SO, das wir "Goldstücke in Kisten" durchs Land schleppen müssen. -)



      Seit mehreren 100 Jahre gibt es Wechsel, Vorläufer des Papiergeldes, auf dem Du in Genua. Mailand, usw 10 Goldstücke bei einer Bank einzahlen & in Amsterdam 10 Goldstücke wieder bekommen konntest!



      Auch Banknoten wurden nicht gestern erfunden, & brit. Pfund, heute US$ Euro waren mal überall auf der Welt gerne gesehen! :-)



      Ps. Selbst DM ist noch im Umlauf! :-)

  • Es braucht immer eine Bargeld-Alternative, sonst werden wir alle zu Karten-Sklaven und stehen fluchend vor einem dieser Scanner, die mal wieder nicht funktionieren. Ganz blöd, wenn frau einen Termin hat und keine Fahrkarte kaufen kann, weil weit und breit kein funktionierender Automat vorhanden, der eine ausspuckt. Da hilft wirklich nur noch eins: Schwarzfahren.

  • jepp so siehts aus. In Schweden ganz ähnlich, da darf man zusätzlich bestimmte Transaktionen gar nicht mehr selbst ausführen, selbst wenn man eine Bankkarte und Konto hat, zum Schutz vor Schwarzgeld, das Otto Normal ja täglich sonst hin und herschieben würde....



    Ohne App kannst Du auch keinen Bus fahren und die App ist in jedem Kaff eine andere. Zugfahren, ha da fängt der Spaß erst an, hast Du keine Personennummer existierst Du nicht und kannst über die App gar kein Ticket kaufen, die ganze schöne Webseite in den verschiedenen Sprachen für den Ar..., weil nur originäre Schweden können darüber kaufen können.... (gut, wie immer gibt es Mittel und Wege das zu lösen. Zugticket auf dem PC kaufen z.B., aber einfacher und bequemer ist die schöne Digitalwelt nicht wirklich)

    • @nutzer:

      In den Niederlanden ging das irgendwie einfacher. Zumindest in Einhoven hängen da vorm Bahnhof Automaten, wo man recht komplziiert eine Precard-Karte erwerben und aufladen kann. Auch in Dänemark ging das.

      Ja und dann einfach in den Bus/Zug/was auch immer: Einchecken, fahren, auschecken.

  • Ich konnte mir ein breites Grinsen beim Lesen nicht verkneifen. Manchmal bin ich doch froh, daß wir Kartoffeln so dickschädelig (von mir aus auch reaktionär) sind und von sowas altmodischem wie Bargeld nicht lassen wollen ;-)

    • @1Mj3tI39F:

      Sie haben bei der Anmeldung Pseudonym und Passwort verwechselt ? :-)