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Wachstumskritisches DenkenDegrowth für Dummies

Die Degrowth-Bewegung befasst sich damit, wie eine Welt ohne globales Wirtschaftswachstum aussehen kann. Wir erklären nochmal ganz von Anfang an.

Schrumpfen für das Klima – das forderten auch schon Aktivisti auf einer Fridays-for-Future-Demo Foto: Frieder Blickle/laif

„Eine schrumpfende Wirtschaft als Zielvorgabe auszugeben, halte ich für falsch“, dann würden Investitionen für den Klimaschutz ausbleiben. Das sagte Robert Habeck im September auf einer Energiewende-Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung. Der Minister für Wirtschaft und Klima hält von Degrowth und Suffizienz, also einem Herunterfahren des Bedarfs an Ressourcen und Energie, nicht so viel.

In der anschließenden Diskussion widerspricht Energie-Ökonomin Claudia Kemfert deutlich. Natürlich müssten wir in den umweltschädlichen Bereichen auch schrumpfen, sagt sie. Der Applaus ist laut.

Immer mehr Menschen erkennen, dass Wirtschaftswachstum und Klimaschutz nicht so richtig zusammenpassen. Auch laut IPCC-Bericht zeigen Studien, dass „nur ein Postwachstums-Ansatz eine Klimastabilisierung unter 2 Grad ermöglicht“. Auch wenn es unbequem wird und Zerwürfnisse vorprogrammiert sind – wenn wir die planetaren Grenzen respektieren und die Klimakrise in den Griff kriegen wollen, müssen wir über Degrowth reden.

Was meint eigentlich Degrowth?

Bei Degrowth geht es um Wirtschaftswachstum und dessen Folgen. Das Ziel ist es, den Verbrauch von Energie und Ressourcen ganzheitlich zu reduzieren und eine Wirtschaft zu betreiben, die sicher und gerecht innerhalb der planetaren Grenzen funktioniert.

Wer hat sich das ausgedacht?

Den Startschuss für die Debatte gab wohl der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ der Denkfabrik Club of Rome von 1972. Dessen zen­trale Aussage: Auf einem endlichen Planeten kann es kein unendliches Wachstum geben. Das klingt 50 Jahre später, im Angesicht der Klimakrise, noch einleuchtender als damals. Dennoch haben sich so gut wie alle Staaten noch immer dem Ziel des unendlichen Wachstums verschrieben.

Wachstum ist doch super, was ist das Problem damit?

Wenn die Wirtschaft wächst, profitieren alle davon – so die gängige Erzählung. Ein kurzer Faktencheck belehrt uns aber eines Besseren: Seit dem Pandemiebeginn 2020 gingen laut dem NGO-Verbund Oxfam zwei Drittel des globalen Vermögenszuwachses an das reichste Prozent der Menschen. In Deutschland waren es sogar 80 Prozent. Nochmal zum auf-der-Zunge-zergehen-lassen: 99 Prozent der Menschen haben nur krümelige 20 Prozent des Vermögenszuwachses abbekommen. Vom Wirtschaftswachstum profitieren nicht alle.

Aber Schrumpfen ist doch auch nicht besser, oder?

Tatsächlich ist fast nichts dafür gemacht, unendlich zu wachsen. Vielleicht ein paar ideelle Werte wie Glück, Frieden und Gerechtigkeit. Das allermeiste aber, das in der Natur wächst, ist irgendwann erwachsen. Babys, Bäume, Bienen – alle erreichen irgendwann eine optimale Größe, damit sie das tun können, wofür sie auf der Welt sind. Nur die Wirtschaft scheint dazu verdammt, ewig weiterzuwachsen. Das System ist auf immer mehr Gewinn ausgerichtet, das bedeutet mehr Investitionen und dadurch entsteht Wachstum.

Und genau da wird es problematisch, denn so wie die Weltwirtschaft derzeit aufgebaut ist, muss sie exponentiell wachsen – so um zwei bis drei Prozent pro Jahr. Bei drei Prozent Wachstum würde sie sich alle 23 Jahre verdoppeln. In 100 Jahren wäre sie schon zwanzig Mal größer als heute. Das ist ziemlich dramatisch, denn wachsende Wirtschaft zieht einen wachsenden Bedarf an Energie und Ressourcen mit sich.

Aber kann es nicht auch grünes Wachstum geben?

Stellen wir uns vor, wir hätten die Energiewende geschafft: Überall blitzen Solarmodule auf den Dächern, am Horizont drehen sich die Rotoren in riesigen Windradwäldern. Der ganze Strom: erneuerbar. Und die ganze Wirtschaft: weiter in Betrieb.

Schweine und Rinder werden auf solarbetriebenen Farmen gehalten, mit einem E-Lkw zum Schlachter gefahren und als Steak mit 100 Prozent Ökostrom Medium-rare gebraten. Aber die Monokulturen für den Futteranbau, die mit Dünger verseuchten Böden, die Plastikverpackung, alles noch da.

Unser Materialbedarf explodiert – und zwar auch, wenn wir klimaneutral werden. Es müssten schließlich weiterhin klimafreundliche Zahnbürsten, Kameras und Akkuschrauber hergestellt werden. Und das, obwohl die Gewinnung der dafür benötigten Rohstoffe immer aufwendiger und teurer wird – die günstigen, einfach zugänglichen wurden schon abgebaggert.

Bei dem Begriff der Energiewende, die für grünes Wachstum zwingend notwendig wäre, schwingt mit, dass es irgendwann geschafft sei. Noch ein letztes Windrad im Dezember 2045 und das war’s. Bei aktuellen Wachstumszielen müsste sich jedoch weltweit die Leistung aller Windräder, Solarpaneele und Wasserkraftwerke etwa alle 30 bis 40 Jahre verdoppeln, rechnet der Anthropologe Jason Hickel in seinem Buch „Less is More“ vor. Und zwar für immer. Sein ernüchterndes Resümee: „Green Growth is not a thing.“

Also soll die Wirtschaft einfach aufhören, zu wachsen?

Wir sind bei der großen Preisfrage angelangt. Eins funktioniert nämlich ziemlich sicher nicht: Einfach die Wirtschaft runterfahren, da hat Robert Habeck recht. Momentan ist ein sinkendes Bruttoinlandsprodukt ein Fehler im System und kann zu weniger Investitionen und erhöhter Arbeitslosigkeit führen. Das will Degrowth aber auch gar nicht.

Was denn dann?

In der Degrowth-Utopie würde sich die Schere zwischen armen und reichen Menschen innerhalb eines Landes und auch zwischen Staaten schließen. Die Macht von Wirtschaft und Mil­li­ar­dä­r*in­nen würde deutlich abnehmen. Dafür bräuchte es neue Gesetze. Nein, das bedeutet nicht Kommunismus. Eine Reparatur-Garantie oder eine konsequente Besteuerung von multinationalen Konzernen wäre keine Planwirtschaft, sondern läge in der demokratischen Verantwortung regierender Parteien. Durch gezielte staatliche Regulation ließe sich die Wirtschaft positiv beeinflussen.

Die Produktion würde sich am wahren Bedarf der Menschen orientieren und nicht an künstlich geschaffenen Marketingversprechen. Einige Industriezweige würden in Rente gehen: fossile Geschäftsmodelle – klar. Privatjet-Manufakturen und SUV-Fabriken auch.

Angestellte würden sukzessiv an den Unternehmen, in denen sie arbeiten, beteiligt. Und ein Maximallohn, gekoppelt an den Mindestlohn, wäre wohl genauso Konsens wie ein nach oben hin limitiertes Erbe. Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte erweitert werden zur bedingungslosen Grundversorgung, inklusive Energie, Internet und Lebensmitteln. Die Ausgestaltung der Maßnahmen läge weiterhin bei den demokratisch gewählten Vertreter*innen.

Wie sollen wir da jemals hinkommen?

Das erreichen wir sowohl mit neuen Gesetzen und Rechten als auch, indem wir die Einstellung in unseren Köpfen ändern. Es geht darum, die Natur und den Planeten als Verbündete, als Verwandte zu begreifen, statt ausschließlich als Ressource und Investmentchance.

Wichtig ist dafür auch, wie wir Fortschritt in Zukunft bemessen wollen. Statt einem wachsenden Bruttoinlandsprodukt (BIP) hinterherzujagen, in dem Umweltkatastrophen positiv verbucht werden (der Wiederaufbau des Ahrtals hat das BIP steigen lassen, denn die Schäden fließen nicht ins BIP ein, dafür aber die Umsätze der Unternehmen, die sich etwa um den Wiederaufbau kümmern), misst man das, was wirklich zählt.

Da gibt es zum Beispiel den Human Development Index, der die Lebenserwartung, Bildung und das Bruttoeinkommen pro Kopf in einem Land zusammenfasst. Oder den Happy Planet Index, bei dem lateinamerikanische Staaten ziemlich abräumen. Er spiegelt Lebenserwartung, Lebenszufriedenheit und Ungleichheit wider – im Verhältnis zum ökologischen Fußabdruck eines Landes.

Degrowth ist schon lange kein Nischenthema mehr. Im Mai fand eine ganze Konferenz dazu im EU-Parlament statt, die ­Beyond Growth Conference. Drei Tage lang haben sich die Abgeordneten über Alternativen zum Wachstumszwang ausgetauscht.

wochentaz

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Der Gedanke an Degrowth-Maßnahmen lösen bei den meisten Po­li­ti­ke­r*in­nen und Wäh­le­r*in­nen gerade eher Schnappatmung aus als einen verträumten Seufzer. Die Degrowth-Utopie klingt ungewohnt, für viele unvorstellbar. Und das ist verständlich, schließlich haben wir uns über Generationen an eine Welt mit Wirtschaftswachstum gewöhnt.

Noch viel länger haben wir uns jedoch an eine Welt gewöhnt, die uns mit ausreichend Nahrung, sauberem Wasser, erträglichen Temperaturen und Luft zum Atmen versorgt. Für eine der beiden Welten müssen wir uns entscheiden. Denn beides auf einmal geht nicht.

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70 Kommentare

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  • Eine notwendige Diskussion - leider zum Teil mit fragwürdigen Aussagen. Der Autor behauptet von Robert Habeck, er halte "von Degrowth und Suffizienz, also einem Herunterfahren des Bedarfs an Ressourcen und Energie, nicht so viel" ist beinahe schon böswillig. Habeck hält offenkundig "grünes Wachstum", also Wachstum bei gleichzeitiger Verminderung des Bedarfes an Ressourcen und Energie für möglich. DAZU finden sich hier leider keine ernsthaften Argumente. Nur mal zwei Hinweise: würde es gelingen Plastikmüll aus dem Meer zurückzugewinnen oder Mülldeponien aufzuschließen um die Inhalte wieder als Rohstoff in den Produktionskreislauf einzubringen, wären das "ressourcenpositive" Wirtschaftsleistungen, ebenso die Wiederaufforstung von Wäldern.



    Ich behaupte nicht, dass grünes Wachstum tatsächlich möglich ist - dafür fehlt mir die Kompetenz. Aber dieser Artikel leistet zur Diskussion kaum einen ernsthaften Beitrag.



    Auch bei der Degrowth-Utopie hört der Artikel da auf, wo es spannend wird:In einer globalisierten Wirtschaft laufen nationale Gesetze leider schnell ins Leere. Die eigentlich unbedingt notwendige Verteuerung des Ressourcenverbrauchs durch entsprechende Besteuerung würdem national umgesetzt, schnell zur Verlagerung von Produktionsbetrieben führen. Wie wir dem Dilemma entgehen, auch darauf bleibt der Artikel alle Antworten schuldig.

  • Der Dienstleistungssektor kann nie ohne Wachstum bei Produktion und tatsächlich verkaufbarer Güter wachsen, an irgendeiner Stelle der Wertschöpfung muss der Spielraum für 'Dienstleistung' erst erbracht werden. Aber : Degroth kommt von allein, wenn sich für die Güter, die eigentlich Profit erbringen sollten, kein Markt mehr realisieren lässt, wenn wir uns darauf einlassen müssen, von Kapitalgebern nicht mehr entlohnt werden zu können.Die (letzte?) Chance fürs Klima, aber wir organsieren WIR uns dann, unabhängig, aber solidarisch und um nicht hungern zu müssen = Recht auf Arbeit und Teilhabe.

  • Man könnte ja auch mal versuchen, den Privatbesitz an Produktionsmitteln abzuschaffen. Einen Versuch wäre das wert.

    • @Kommen Tier:

      Nach meiner Erinnerung wurde das schon ab und zu versucht - leider haben sich dann immer Parteibonzen als Unternehmer versucht (wobei die Gewinne dann in ihre oder die Taschen der Partei flossen und die fielen umso höher aus, je weniger neu investiert wurde) und sind kläglich gescheitert.

      • @Dr. McSchreck:

        Allerdings.



        Richtig wäre es, (auch wirtschaftliche) Macht zu dezentralisieren. Dabei geht es dann wohl weniger im die Abschaffung von Privatbesitz als um eine andere Verteilung.

  • "Der Gedanke an Degrowth-Maßnahmen lösen bei den meisten Po­li­ti­ke­r*in­nen und Wäh­le­r*in­nen gerade eher Schnappatmung aus als einen verträumten Seufzer. Die Degrowth-Utopie klingt ungewohnt, für viele unvorstellbar. Und das ist verständlich, schließlich haben wir uns über Generationen an eine Welt mit Wirtschaftswachstum gewöhnt."



    Schöne Analogie: Der Bundestag ist auch stets gewachsen und Degrowth bedeutet hier Verlust von Mandaten und Versorgungsstrukturen, ebenfalls wohl ein möglicher Fall für akute Asphyxie.



    /



    "Bundestag soll schrumpfen – aber nicht ganz so stark



    Der Bundestag soll kleiner werden, darüber sind sich die Parteien einig – um das Wie gibt es aber Streit. Die Ampel-Koalition hat ihren Entwurf zur Wahlrechtsreform doch nochmal überarbeitet und will damit auch Kritikern aus der Union entgegenkommen."



    Bei br.de



    /



    Ernsthaft sei Jahrzehnten im Bemühen um mehr Wissen zur Transformation - auch in der Degrowth-Debatte -dabei: Harald Welzer, oft auch in der taz:



    /



    "Wie muss sich die Wirtschaft transformieren, ist es „degrowth“, ist es nachhaltigeres Banking?



    Das komplette Paket. Bei nachhaltigerem Banking weiß letztlich keiner, was das ist, ebenso bei „degrowth“. Wir brauchen eine Form des Wirtschaftens, die sich über die Endlichkeit der Welt im Klaren ist und dies als Voraussetzung ihres Jobs begreift."



    /



    taz.de/Harald-Welz...ie-Krise/!5924125/



    /



    "Degrowth heißt mehr Miteinander, mehr Zeit, mehr Gerechtigkeit, mehr Coolness, weniger Arschlöcher und dafür nicht so viel Krempel im Keller. Man darf nur nicht mehr so geil auf Konsum sein – dann macht Degrowth sicherlich mehr Spaß als die heutige Hektik. Harald Welzer und sein Credo vom Umbau der mentalen Infrastruktur wird viel zitiert."



    /



    taz.de/Degrowth-Ko...-Leipzig/!5033942/

  • Degrowth findet doch schon lange statt, und das sogar in großem, genau genommen planetarischem Umfang.



    Bedauerlicherweise aber auf einem Feld und in einer Art, wie es auf keinen Fall stattfinden sollte.



    Ich meine damit vor allem das weltweite Artensterben, den Verlust an wertvollen Acker- und Anbauflächen und überhaupt den Niedergang der Vitalität des Planeten.



    Ursache dafür ist in der Tat die Turbo-Kapitalistische Wirtschaftsweise mit ihrem Dogma eines möglichst ungebremsten und quasi unendlichen Wachstum. Diese Art des Wirtschaftens ohne Rücksicht auf Ressourcen und die Lebensgrundlagen kann nur in ein Desaster führen. Und dieses Desaster wird nun konkret vorwiegend in der Klimakatastrophe-

    Dabei ist dieser Wachstums-Fetischismus realistisch betrachtet kaum mehr als ein Popanz und mehr noch eine Fata Morgana.



    In Form der Konjunkturzyklen wie sie stetig stattfinden wird diese Chimäre deutlich: Die Wirtschaft pendelt fortwährend zwischen Hochs und Rezessionen. Das Wachstumsdenken ist daher kaum mehr als eine dümmliche Art "Stop and Go", ein ständiges Beschleunigen und Abbremsen, höchst ineffektiv wie auch beim Autoverkehr.

    Natürliche Prozesse verlaufen üblicherweise als Fließgleichgewicht und erreichen damit eine bemerkenswerte Stabilität über Jahrmillionen bis Jahrzigmillionen hinweg.

    Im Gegensatz dazu währt die kapitalistische Wirtschaftsweise kaum mehr als rund 250 Jahre wenn man die Erfindung der Dampfmaschine und in diesem Zusammenhang den Beginn des großindustriellen Abbaus von Kohle als Startpunkt setzt. Erst mit dieser (scheinbar) nicht versiegenden Quelle von Energie und Antriebskraft für Maschinen und Industrie beginnt sich der Kapitalismus voll zu entfalten.

    Und wo stehen wir jetzt mit dieser Ideologie des ´endlosen´ Wachstums?



    Vor dem Ende der Zivilisation.



    Was für ein Debakel: Wachstum das in eine Implosion umkippt.

    Diese Art des kapitalistischen Wachstums-Denken ist dem Leben und Überleben auf der Erde nicht angemessen - es ist zerstörerisch.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Noch ein letztes Windrad im Dezember 2045 und das war’s. Bei aktuellen Wachstumszielen müsste sich jedoch weltweit die Leistung aller Windräder, Solarpaneele und Wasserkraftwerke etwa alle 30 bis 40 Jahre verdoppeln,“ (Hickel)



    Aber bis dahin haben die Menschen sicher was Neues erfunden. Dann können die Windräder abgebaut werden. Aber wohin dann mit dem Wind? Wer wissen möchte, wozu die Menschheit „im Stande“ ist, kann sich gern den aktuellen Film „Oppenheimer“ anschauen.



    Bei weiterem Wachstum der Menschenzahl, wird die Wirtschaft wachsen – müssen.



    Energieverwendung: klimaneutral. - Doch woher kommt all das Material, das die Menschheit so verbaut? Das wird weiterhin der Natur geklaut.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      ...finde ihre Gedanken sehr gut...

      ...vorallem, wer hat denn eigentlich, wem - wann , wodurch erlaubt unseren Planeten unserer aller " gehörenden " Ressourcen zu berauben...

      ...oder - vielleicht gehören sie uns nicht...

      • @Alex_der_Wunderer:

        ein Fluch=: 1. Buch Moses Kapitel 1, Vers 28;..."und dann heißt es: Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan."

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Hoffnungsloser Optimist:

          „..und füllt die Erde und macht sie euch untertan."



          „Mich draͤngt’s den Grundtext aufzuſchlagen,



          Mit redlichem Gefuͤhl einmal



          Das heilige Original



          In mein geliebtes Deutſch zu uͤbertragen." (Goethe - Faust I)



          Dürfen wir Luther vertrauen? Er war natürlich ein Kind seiner Zeit. Kann leider den Urtext nicht lesen.

        • @Hoffnungsloser Optimist:

          ...A M E N ...🤮

  • "Die Produktion würde sich am wahren Bedarf der Menschen orientieren..."



    Das ist reine Utopie.



    Selbst mit einer Reparaturgarantie lohnt sich irgendwann eine Maschine nicht mehr. Und sie kann nicht vollständig recycelt werden. Es gibt überall Energie- und Stoffverlust. Diese Verluste wieder rein zuholen, benötigt auf Dauer gesehen immer mehr Aufwand. Dafür ist das Wachstum (und/oder Ausbeutung) notwendig.



    Klar, es wird auf diesem Planeten nicht ewig so weiter gehen. Aber 10 Mrd Menschen werden nicht leben wie die Yanomani. Da funktioniert es halbwegs. Aber schon die alten größeren Verbünde, Azteken, Inka, Römer, Khmer sind alle zusammengebrochen.

    • @fly:

      Unreparierbare Billigelektronik zu verbieten währe zumindest ein Anfang. Fatalismus oder darauf zu spekulieren das man schon in der Kiste liegt wenn es richtig bitter wird ist auch keine Lösung.



      Die meisten Menschen auf diesem Planeten verballern nicht annährend so viel Ressourcen wie wir ohne in der Steinzeit zu leben.

  • „Die Produktion würde sich am wahren Bedarf der Menschen orientieren und nicht an künstlich geschaffenen Marketingversprechen.“

    Die Produktion orientiert sich im Kapitalismus nicht an „künstlich geschaffenen Marketingversprechen“, sondern Zweck der Produktion ist Verwertung des Werts. Befriedigt wird nur das zahlungsfähige Bedürfnis und das würde sich unter den Bedingungen einer Degrowth-Ökonomie überhaupt nicht ändern.



    Wachstum ist ein Oberflächenphänomen, Ausdruck der Kapitalakkumulation. Dass es sich dabei nur um den „bewußte[n] Ausdruck der scheinbaren Bewegung“ (MEW 25: 324) handelt, bleibt der Wachstumskritik genauso verborgen wie die Mechanismen, denen die Reproduktion von Reichtum unterliegt. So wirklich will man aber den Reichtum gar nicht antasten, wenn man zwar „die Schere zwischen armen und reichen Menschen innerhalb eines Landes und auch zwischen Staaten schließen“ will, zugleich aber die „Macht von Wirtschaft und Macht von Wirtschaft und Milliardär*innen“ lediglich abnehmen soll, was ja bedeutet, dass es weiterhin Milliardäre gibt. Also schließt sich die Schere wohl eher nicht, oder?



    Geht natürlich auch gar nicht mit Degrowth. Letzten Endes läuft diese unausgegorene Pseudo-Utopie darauf hinaus den Menschen den abzusehenden Sozialabbau der nächsten Jahrzehnte schönzureden. Die subjektivistische Methodik, die darin bestehen soll, dass „wir die Einstellung in unseren Köpfen ändern“, ist der bürgerlichen Rationalität abgelauscht: jeder ist seines Glückes Schmied, ob auf dem Arbeitsmarkt oder beim Klimaschutz.

  • Die Überschrift ist so wunderbar sprechend - denn wieder ist die Wirtschaft nur ne Kneipe.



    Zunächst: Vermögen und wirtschaftliche Entwicklung hängen nur sehr lose miteinander zusammen. Das Vermögen der Reichen ist vor allen Spekulation, siehe derzeit NVidia - ein Grafikkartenhersteller der momentan einen Aktienwert von über einer Billionen hat.



    Und dann werden sich die Länder des globalen Südens sich sehr freuen, dass sie ihre Wirtschaft zurückfahren sollen. Und auf was genau plant eigentlich der Autor zu verzichten?

    • @Samvim:

      Letztlich ist jede(!) Investition - mehr oder weniger - auch Spekulation, ob sie nVidia Aktien kaufen weil sie davon ausgehen, dass der KI-Boom für GPU-Nachfrage sorgen wird, ein Sparbuch führen, Bundesanleihen kaufen, eine Bratwurstbude eröffnen oder auf einem Acker Kartoffeln anpflanzen, macht da nur einen graduellen Unterschied. Wenn man Investition in zukünftige Erträge für nötig hält, führt an der Spekulation also kein Weg vorbei. Darüber wie weit man als Gesellschaft bereit ist die Akkumulationseffekte des Kapitals zu akzeptieren kann man natürlich reden.



      "Und dann werden sich die Länder des globalen Südens sich sehr freuen, dass sie ihre Wirtschaft zurückfahren sollen."



      Wenn man davon ausgeht, dass pro Kopf etwa zwei Tonnen CO2-Äquivalent an Emissionen klimaneutral möglich sind, sind für die allermeisten dieser Staaten noch sehr große Zugewinne an Lebensstandard völlig problemlos möglich.

      • @Ingo Bernable:

        Wenn sie sich da mal nicht täuschen: 2 Tonnen CO2 pro Kopf hat z. B. Indien. Und wer wissen will, wie der durchschnittliche Inder lebt (leben muss), sollte sich das mal live ansehen. Glaube kaum, dass Indien für irgendwen in Sachen Lebensstandart Vorbild ist.



        Hinzu kommt, dass die Länder des globalen Südens vor allem wegen fehlender Statistiken ökologisch gut dazustehen scheinen. Außerdem verursacht jeder Mensch allein durchs Atmen 1,5 bis 2,5t CO2 im Jahr - da wird es insgesamt sehr eng mit irgendeinem Lebensstandart

  • Ich bin manchmal unsicher, ob nicht bei manchen Leuten auch Degrowth genauso eine Ideologie geworden ist, wie die Ideologie vom ewigen Wirtschaftswachstum. Fakt ist, dass das BIP halt an sich weder ein Indikator für das Gute Leben ist noch für Umweltzerstörung.



    RUDOLF FISSNER hat unten m.E. zu Recht darauf hingewiesen, dass das BIP problemlos weiter wachsen könnte, wenn der Dienstleistungssektor wächst.

    Die Kritik am WachstumsZWANG halte ich aber für absolut wichtig. Dieser resultiert, denke ich, aus der Ungleichverteilung der Einkommen und Vermögen und wäre folglich in den Griff zu bekommen, indem man Einkommen und Vermögen begrenzt (drastische Besteuerung) und zugleich das im Text erwähnte Bedingungslose Grundeinkommen einführt, so dass jeder Mensch immer genug zum Leben hat. Die Idee vom "Trickle Down" ist halt wirklich Quatsch.

    Siehe dazu auch: www.grundeinkommen...rundeinkommen.html

    Im Text heisst es auch: "Die Ausgestaltung der Maßnahmen läge weiterhin bei den demokratisch gewählten Vertreter*innen." Das sehe ich nicht zwingend so, sondern halte es für möglich und auch sinnvoll, möglichst viele Entscheidungen durch die ganze Bevölkerung treffen zu lassen, also die Direkte Demokratie massiv auszubauen.

    • @Eric Manneschmidt:

      Der Dienstleistungssektor kann nie ohne Wachstum bei Produktion und tatsächlich verkaufbarer Güter wachsen, an irgendeiner Stelle der Wertschöpfung muss der Spielraum für 'Dienstleistung' erst erbracht werden. Aber : Degroth kommt von allein, wenn sich für die Güter, die eigentlich Profit erbringen sollten, kein Markt mehr realisieren lässt, wenn wir uns darauf einlassen müssen, von Kapitalgebern nicht mehr entlohnt werden zu können.Die (letzte?) Chance fürs Klima, aber wir organsieren WIR uns dann, unabhängig, aber solidarisch und um nicht hungern zu müssen = Recht auf Arbeit und Teilhabe.

      • @Dietmar Rauter:

        Das müssten Sie mir erklären. Wenn wir mehr Geld in Bildung und Kultur stecken (Theater, Musik usw.) dann wächst das BIP ohne dass der Ressourcenverbauch wächst. Oder?



        Das Recht auf Arbeit wird schnell zur Pflicht zur (fremdbestimmten) Arbeit. Besser wäre ein Recht auf Existenz und gesellschaftliche Teilhabe, wie es eigentlich mit dem Recht auf Leben in Würde bereits im GG angelegt ist.

  • Als würde sich die zwanghafte Verwertung des Kapitals, die sich einen feuchten Dreck und Ökologie und Artenvielfalt scheren würde, von so einem Kinderglaube aufhalten lassen würde.

  • "Der Gedanke an Degrowth-Maßnahmen lösen bei den meisten Po­li­ti­ke­r*in­nen und Wäh­le­r*in­nen gerade eher Schnappatmung aus als einen verträumten Seufzer."

    Wohl eher nur ein müdes Gähnen

  • Vor ein paar Jahren konnte man Degrowth-Fans noch gut entgegenhalten "Dann geh doch nach Griechenland!". Denn in Folge der Schuldenkrise hatte das Land immerhin ein Degrowth von irgendwas zwischen 30 und 50% (zum genauen Wert gehen die Angaben auseinander) des BIP hingelegt. Ein sagenhafter Wert und ziemlich einmalig für ein Land, das durch keinen Krieg verwüstet wurde. Der Haken daran: Wer so etwas einmal mitgemacht hat, will es nicht noch einmal erleben.

    Deswegen haben sich auch ausnahmslos alle griechischen Parteien gegenseitig mit Wachstumsversprechen überboten - natürlich auch die Linken und Rechtspopulisten, die zur großen Freude der internationalen Linken 2015 die Wahlen gewannen und dann mehrere Jahre lang gemeinsam regierten.

    Worauf ich hinauswill: Dem Hungrigen braucht man nicht mit einer Diät zu kommen. Und in dieser Hinsicht war bzw. ist die Situation in GR wohl sehr viel repräsentativer für die globale Stimmungslage als die Gürtel-enger-schnallen Imperative aus der linken Blase einiger reicher Länder.

    PS: Mit Blick auf den materiellen Wohlstand ist das Einkommen die entscheidende Kennzahl und nicht das Vermögen. Und das durchschnittliche globale Einkommen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

    • @melly:

      Degrowth ist NICHT Armut.



      Das wird auch im Artikel erklärt - unter der Überschrift "Also soll die Wirtschaft einfach aufhören, zu wachsen?" und unter der Überschrift "Was denn dann?".

      Offenbar haben Sie das überlesen?

  • Wenn das Wachstum vor allem in den Bereich Dienstleistungen gehen würde und in der Primärproduktion daraus bestehen würde mit weniger Resourcen hochwertige Güter zu produzieren dann wäre es ein verträgliches Wirtschaftswachstum.

  • Wouh! Ein wegweisender, sehr guter Artikel! Dankeschön! :-)

  • Danke für den schönen kompakten Artikel.



    Und besonders freue ich mich über das Foto: Das Schild habe ich vor Dreieinhalb Jahren für einen fff-Aktionstag gemacht. Schön, dass es hier noch zu Ehren kommt!

    • @Jan Mackeprang:

      Sehr schön!



      Dem schließe ich mich an. Solche Berichte müssten täglich über jegliche Kanäle laufen.



      Es müssten die Ausmaße der Zerstörung und Vergiftung und deren Ursachen begreiflich gemacht werden - sowie die Bezüge zur Lebens- und Produktionsweise.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    >> Das Ziel ist es, den Verbrauch von Energie und Ressourcen ganzheitlich zu reduzieren und eine Wirtschaft zu betreiben, die sicher und gerecht innerhalb der planetaren Grenzen funktioniert.

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Also Kommunismus. Man braucht keinen Euphemismus zu betreiben. Jetzt ist die Zeit gekommeb, demokratisch geführte, diktatorfreien Kommunismus einzuführen oder einen demokratisch geführten Anarchismus.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Wir haben nur noch extrem wenig Zeit um den Klimawandel deutlich und nachhaltig zu bremsen .



        Es ist keine Zeit für Jahrzehnte lange Sperenzchen, Kommunismus oder Anarchismus einzuführen. Das ist unverantwortliche Zeitverschwendung.

        Was es braucht, ist alle Kraft und Ressourcen in die CO2 -Reduzierung zu stecken.

        • @Rudolf Fissner:

          Möge ihr Wolkenkuckucksheim nicht am Boden der Tatsachen zerschellen. Es wird nicht in zehn und auch nicht in zwanzig Jahren eine Umkehr beim Ressourcenverbrauch und den CO2-Emmissionen geben. Da pfeif ich auf das wohlige Gefühl, in Deutschland den Klimawandel exklusiv stoppen zu wollen. But wait, wir verbrauchen gerade doll viel Kohle, mehr als jedes andere zivilisierte Land auf Erden. Wann werden wir damit aufhören? Sobald wir Strom speichern können und genug Reservegaskraftwerke stehen. Und Strom in hinreichenden! Mengen von Nord nach Süd fließen kann.

          Wer fragt, wann das der Fall ist, ja wann überhaupt ernsthaft damit begonnen wird, Nordlink ist schon jetzt nicht ausreichend geplant und kaum in Ansätzen gebaut, der kriegt aber sowas von auf die Rübe. Unsere Klimapolitik zu leugnen bedeutet aber NICHT, das Klimaproblem zu leugnen und brennende Wälder machen das GEG um keinen Deut besser!



          Ich weiß keine Lösung. Das nur nebenbei

      • @Troll Eulenspiegel:

        Dieser steht demokratisch zur Wahl in Form von Parteien. Gewählt werden sie allerdings nur von Wenigen.

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @Troll Eulenspiegel:

        Nennen Sie es gerne, wie Sie wollen.



        Ich habe meinen Beitrag inzwischen ergänzt. Darin betrachte ich die Angelegenheit, auf die Sie - wie ich es verstehe - abzielen, von einer "negativen" Seite her. Aber tatsächlich bin ich sehr gespannt, was die Evolution in der Richtung noch ermöglicht. Wie sonst? See again ;-)

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @31841 (Profil gelöscht):

      mein Beitrag lautet weiter:



      Es fällt mir schwer es zu schreiben. Das kann ich nicht für möglich halten.



      Woher soll die Befähigung der Kollektive zu gerechter sozialer Gestaltung so plötzlich kommen?



      Wer Gerechtigkeit nicht ausreichend übt, wenn die Situation nicht so angespannt ist, wird es unter schlimmeren Bedingungen nicht erst noch erlernen können.

      Die wirtschaftliche Entwicklung wurde so gelenkt, dass gegalubt wurde, mit Wohlstand schaffe man Gerechtigkeit. Dauerhaften, also nachhaltigen Wohlstand kann man - wenn überhaupt - nur mit Gerechtigkeit first schaffen.

      • @31841 (Profil gelöscht):

        @HUMUSAUFBAU:



        "Woher soll die Befähigung der Kollektive zu gerechter sozialer Gestaltung so plötzlich kommen?

        Wer Gerechtigkeit nicht ausreichend übt, wenn die Situation nicht so angespannt ist, wird es unter schlimmeren Bedingungen nicht erst noch erlernen können."



        -------------

        Welche Vorschläge haben Sie denn so? Aufgeben und die Menschheit dem zivilisatorischen Zusammenbruch, gefolgt vom Aussterben zu überlassen?

      • @31841 (Profil gelöscht):

        Obwohl ich die Ideale des Anarchismus teile, habe ich da auch mittlerweile mehr Skepsis. Die Frage wird sich womöglich teils von selbst stellen, wenn womöglich die jetzigen Strukturen zusammenbrechen bzw. nicht mehr aufrecht erhalten werden können oder aber in mehr Autoritarismus abgleiten. Vernünftiges Handeln ist bei vielen Menschen hierzulande kaum zu beobachten. Meine Erwartung an die Zukunft ist da nicht besser/groß. Ich würde mich allerdings sehr freuen, wenn ich mich irrte.

  • Der Staat und unsere Politiker haben viele Leistungsversprechen für die Zukunft abgegeben (oder machen das spätestens wieder vor den nächsten Wahlen): Finzanzierung von Energie- und Verkehrswende, Subventionierung der Strompreise und der E-Mobilität, auskömmliche Finanzierung des öffentlich rechtlichen Rundfunks, Förderung der Kultur, Finanzierung aller mögichen NGOs, der Demokratieförderung, des Kampfs gegen Rechts, Finanzierung der Kosten der Zuwanderung, dann die Beamten- und Politikerpensionen, Zuschüsse an die Renten- und Krankenversicherung, das Bürgergeld soll sicher schon bald wieder angehoben werden, ebenso die Kindergrundsicherung, dann soll die Bildung besser werden, die Infrastruktur, etc.



    Das alles müssen die Steuerzahler finanzieren, das wird, wenn überhaupt, nur bei wachsender Wirtschaft und damit wachsenden Steuereinnahmen gelingen. Es gilt nach wie vor der Satz von Ludwig Erhard: "Jede Ausgabe des Staates beruht auf einem Verzicht des Bürgers."



    Mit einer schrumpfenden Wirtschaft müßten viele dieser Versprechen zurückgenommen werden.

    • @Pfennig:

      Der beste Klimaschutz ist: Alles abstellen, was zuviel CO² kostet: Stahl, Chemie. Die Frage für mich lautet: Was geht schneller: Die Klimakatastrophe oder die Wirtschaftskrise, die übrigens viel gravierender ausfällt als 1930/31, weil wir alle viel abhängiger geworden sind und weniger Schrebergärten beackern. Der Knall wird grausam, wenn wir das nicht vorher verstehen können.-

    • @Pfennig:

      Warum denn - man kann doch einfach die Steuern erhöhen.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Pfennig:

      Wenig zielführende Versprechnungen werden möglicherweise auch deswegen haufenweise gegeben - um die Rechtfertigung für die dann unabdingbare Notwendigkeit von Wachtum zu erzeugen?

  • taz: „Eine schrumpfende Wirtschaft als Zielvorgabe auszugeben, halte ich für falsch“, dann würden Investitionen für den Klimaschutz ausbleiben. Das sagte Robert Habeck im September auf einer Energiewende-Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung.

    Wer immer noch glaubt, dass die Grünen etwas gegen den klimaschädlichen Kapitalismus machen, der muss sich nur den Satz von Robert Habeck durchlesen. Okay, die anderen Parteien sind natürlich noch schlimmer, aber eine Partei die mit Umwelt- und Klimaschutz seit Jahrzehnten "hausieren" geht, sollte nicht auch noch die "Sprechblasen" der Wirtschaftslobbyisten absondern. Haben die Grünen in der Ampel-Koalition vielleicht schon zu viel FDP-Luft eingeatmet? Wir brauchen wohl wirklich endlich mal eine echte Umwelt- und Klimaschutzpartei, und zwar eine die sich nicht von Großkonzernen beschwatzen lässt, denn wir haben nicht 'fünf vor Zwölf", sondern schon 'eine Minute vor Zwölf'.

    Vielleicht sollte sich der Minister für Wirtschaft und Klima mal die Seite des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz anschauen, denn da kann Robert Habeck mal lesen, wohin uns das klimaschädliche Wirtschaftswachstum schon gebracht hat. In den letzten Jahren hat das klimaschädliche Monopolyspiel (Wirtschaftswachstum) den Steuerzahlern schon rund 80 Milliarden Euro gekostet, und das wird in den nächsten Jahren alles noch viel schlimmer werden.

    „Schätzungsweise 35 Milliarden Euro Schäden entstanden durch Hitze und Dürre in den Jahren 2018 und 2019. Die Folgekosten der Sturzfluten und Überschwemmungen im Juli 2021 summieren sich auf mehr als 40 Milliarden Euro. Weitere Schäden in Höhe von rund 5 Milliarden Euro wurden durch vereinzelte Sturm- und Hagelereignisse verursacht.“ [Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz – 18.07.2022]

    Das Krebsgeschwür der Welt heißt Wirtschaftswachstum (das ungebremste Wachstum schädigt unsere Ressourcen) und die Auswirkungen sind massive Umweltzerstörungen und ein Klimawandel der immer mächtiger wird.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    >> Auch laut IPCC-Bericht zeigen Studien, dass „nur ein Postwachstums-Ansatz eine Klimastabilisierung unter 2 Grad ermöglicht“.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @31841 (Profil gelöscht):

      ... auch hier fehlt ein Teil meines Beitrags:

      Ist denn eine Stabilisierung des klimatischen Niveaus bei Überschreiten der 2 Grad-Grenze noch möglich? Wenn schon jetzt klar ist, dass die Einhaltung der 1,5 Grad-Grenze nicht mehr zu erreichen sind. Und Untersuchungen schon in dieser Phase immer häufiger zeigen, dass die Entwicklung wesentlich rasanter verläuft, als bisher auf wissenschaftlicher Grundlage angenommen werden konnte?

  • Sorry, aber Degrowth kann und wird sich niemals durchsetzen. Gute und richtige Idee, aber widerspricht dem menschlichen Naturell. Ein Kennzeichen des Lebens ist Wachstum.

    • @JanD:

      "aber widerspricht dem menschlichen Naturell."



      ---------------



      Unsinn.



      Es gibt Gesellschaftsmodelle, die ohne Wachstum funktionieren, zum Teil sogar sehr lange. Und das sind/waren auch Menschen, keine andere Spezies.

      Das sind Dogmen des Kapitalismus, die Sie allerdings schon für Naturgesetze halten.



      Aber da liegen Sie falsch.



      Der Mensch ist nur ein Gewohnheitstier, das nur seeeeeeehr ungern von seinen Gewohnheiten ablässt. Aber es ist durchaus möglich, sich an eine Kultur des Miteinanders anstatt des Gegeneinanders zu gewöhnen. Und auch ein GENUG ist leicht möglich, es muss nicht das MEHR sein.

    • @JanD:

      Wachstum innerhalb der gegebenen Grenzen ist natürlich, aber was wir machen ist parasitär ohne auf das Überleben des Wirtes zu achten. Degrowth widerspricht der kapitalistischen Ideologie vom ewigen Wachstum aber nicht grundsätzlich dem menschlichen Naturell. Die Ungleichheit auf die der Kapitalismus beruht fördert das Schlechte im Menschen.

    • @JanD:

      Ja, genau, so sieht´s aus. Deshalb brachte es mein Großonkel als er hochbetagt starb auch auf eine stolze Körpergröße von über 26 Metern.

      • @Ingo Bernable:

        Ui! ;-)

      • @Ingo Bernable:

        ;)

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @JanD:

      Wenn Sie danach gehen, müssten Sie die Grenzen des Wachstums anerkennen. Die Vegetation auf der Erde ist nicht in der Lage, die Sonnenstrahlung in vollem Umfang in Assimilation umzusetzen. Schon vorher gerät sie an Konkurrenzgrenzen.



      Überall läuft es so lange wie möglich auf Klimax-Phasen zu, dann kommt die Permanenz im Zustand der Begrenztheit, ggf. auch in der Gestalt dynamisch, in der Summe aber weiter mit Grenze. Und dann evtl. der Zusammenbruch mit anschließender Neuentwicklung.



      Irgendwann kommt nur noch so viel Wachstum wie Erhaltungs- und Ersatzbedarf möglich machen. Nur wegen der Klima- Kultur- und anderen evolutionären Bedingungen ändert sich das Gestaltbild, dieselben biologische und physikalischen Systemgesetze gelten dabei weiter.

  • Um die Konsequenzen aus den Erkenntnissen eiern Politik und Gesellschaft seit Jahrzehnten herum. Die Industrie muss endlich weltweit an die Kandare genommen werden.

  • Eigentlich einfach - der Umbruch ist nicht leicht. Es müsste vielmehr in die Kommunikation überall gebracht werden.. die Presse muss sich ändern und Weltnachrichten - danke taz für diese gute Berichterstattung.

    • @Evelyn Schwirkus:

      Was genau wollen sie von der Presse? Fehlende Information kann man wohl kaum unterstellen, ist es doch mittlerweile längst so gut wie unmöglich eine Tagesschau zu sehen oder eine Zeitung aufzuschlagen ohne - meist gleich mehrfach - mit Klimakrise und deren Folgen konfrontiert zu werden.

  • That's the way to go.

  • Es ist wichtig, diese 'Wachstums'-Diskussion zu führen und zu entwickeln. Meine These dazu: Wir befinden uns AM ENDE eines lange prosperierenden Kapitalismus, der letztlich auch Ursache für die Veränderungen bis hin zur Klimakastrophe war, die sich auf derzeit demokratischem Wege ohne gravierenden Wohlstandsverlust (für die global gesehen kleine Gruppe der Profitierenden) nicht mehr aufhalten lässt. Insbesondere Intelektuelle, die ja der Meinungsfreiheit in der demokratischen Gesellschaft frönen, tun sich schwer damit, ein Verständnis für die Entwicklung des Systems angesichts der so vielen 'Fortschritte', die es mit sich gebracht hat, zu entwickeln. Es ist scheinbar eine 'natürliche' Entwicklung, wenn sich Musk & Consorten auf dieser so hoch entwickelten Produktivität feiern lassen, obwohl hinter den Potemkinschen Wolkemkratzern Armut und Zerstörung der Lebensumstände lauern, wo Kapitalismus eben keine Erfolgsgeschichte mehr ist. Mit der immer weiter zunehmenden Automatisierung wird deutlich: Der Kapitalismus kennt kein 'Recht auf Arbeit' für alle und damit geht ein Verlust an Wohlstand, Teilhabe und Emanzipation einher, wenn sich alle diesem Wirtschafts- und Krisendiktat unterwerfen müssen, auch wenn die Mehrheit der Aussortierten eben keine Kaufktaft entwickeln können, die die anderen für ihren Profit benötigen. DeGroth macht der sich selbst zerstörende Kapitalismus schon von allein. Literatur: Kohei Saito, Systemsturz. Demokratie heisst für mich: ALLE müssen selbst bestimmen können, was sie zum unmittelbaren Überleben brauchen und was nicht !

    • @Dietmar Rauter:

      Wenn die These von der Armut durch Automatisierung tatsächlich stimmen würde, müsste man doch meinen, dass Länder mit hohem Automatisierungsgrad ein manifestes Armutsproblem haben müssten, während die mit einem hohen Anteil an manueller Arbeit prosperieren sollten. Tatsächlich ist aber das Gegenteil zu beobachten. Äthiopische Baumwolle etwa gilt, weil traditionell von Hand gepflückt, als eine der hochwertigsten weltweit, hat aber gegen die durchautomatisiserte Produktion der USA als größter Produzent auf dem Weltmarkt keine Chance. Und trotzdem liegt die US-Arbeitslosenrate bei derzeit ausgesprochen niedrigen 3,8% und deutlich steigenden Reallöhnen.



      www.businessinside...ls-in-deutschland/

      • @Ingo Bernable:

        Es hatte bisher immer noch neue Märkte gegeben (auch Richtung China). Nun kehrt sich das gerade um und es stellt sich heraus, dass die Wertschöpfung hierzulande nicht mehr ausreicht, noch nicht einmal, um billiger produzierte Autos aus China zu kaufen. Die USA drucken die Leitwährung, über die sie sich stärker verschulden können und sie haben einen intensiveren Binnenmarkt, in dem sie die immer billiger werdenden Importwaren zum Beispiel in den künstlichen Schuldenstaaten Südamerikas verhökert werden können. Ich schreibe nur Pinochet und permanente Inflation in Argentinien, das eigentlich über mehr Reichtümer verfügt als Deutschland.

  • Solange ein Konzept wie "Degrowth" weiter in ein kapitalistisches Framework eingebaut ist, ist es nichts als heiße Luft ohne Substanz. Ausbleibendes Wachstum in einem Teil der Welt würde in diesem System nur dazu führen, dass die klimaschädlichen Industrien halt woanders produzieren. Wer wirklich glaubt, man könne sich unter Beibehaltung der bestehenden politischen und wirtschaftlichen Systeme einfach entscheiden, das Wirtschaftswachstum anders zu bemessen, der ist wirklich hoffnungslos naiv. Ein solches System hört in der Sekunde auf zu funktionieren, in der ein einzelner Staat aus der Reihe tanzt. "Nein, das bedeutet nicht Kommunismus. Eine Reparatur-Garantie oder eine konsequente Besteuerung von multinationalen Konzernen wäre keine Planwirtschaft, sondern läge in der demokratischen Verantwortung regierender Parteien." Okay, eine dieser demokratischen Parteien wird jetzt abgewählt und durch eine ersetzt, die Steuersenkungen fordert und dafür die Reparatur-Garantie abschaffen will, was nun? Wer nicht den Mut hat, die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen grundsätzlich zu verändern, sollte keine Utopien entwerfen.

    • @Agarack:

      Moin, vielleicht erstmal die Alternative von Saito (Systemsturz). Im Kapitalismus würde es nicht ohne Wachstum gehen, aber wenn Überkapazitäten aufgrund von Nachfrageschwächen verarmter Konsumenten ist Schicht im Schacht.Wie sollen die Importe aus China hierzulande denn noch ausgeglichen werden, wenn hierzulande nix mehr läuft (und läuft und läuft oder so).

  • "Die Produktion würde sich am wahren Bedarf der Menschen orientieren." Was ist denn mein "wahrer Bedarf" und wer definiert ihn?

    • @PeterArt:

      Momentan definiert halt jede*r den eigenen Bedarf selbst. Und wenn ich mir ein SUV oder ein Privatjet leisten kann, dann 'brauche' ich es eben auch. Dieser Modus der Bedarfsbestimmung ist akut dabei unsere Lebensgrundlage zu zerstören. Wenn man das ändern möchte, müsste man also zunächst mal den Schritt gehen den maximalen Bedarf von einer Privatangelegenheit zu etwas zu machen, das es gesellschaftlich und politisch auszuhandeln gilt. Der Rahmen des dabei möglichen wird von den planetaren Grenzen bestimmt sein müssen, denn wenn man diese weiterhin nicht beachtet, kann man es auch gleich bleiben lassen. Dieser Ansatz mag angesichts der etablierten Gewohnheiten radikal erscheinen, bedeutet letztlich aber nichts anderes als das Grundprinzip nach dem persönliche Freiheit dort endet wo sie Anderen schadet auch auf Konsum und Resourcenverbrauch anzuwenden. Die Grenzen des Konsums würden also auf vergleichbarem Weg definiert werden wie etwa die der Handlungsfreiheit die ihnen verbieten ihren Nachbarn umzulegen weil sie dessen Rasenmäherlärm stört.

      • @Ingo Bernable:

        Irgendwie bleibt der eigene Bedarf, den Millionen von Menschen für sich definieren, dennoch unbefriedigt. Komisch eigentlich.

      • @Ingo Bernable:

        die Frage ist doch wie dieses Maximum dann verteilt wird:?



        Steuerung über Preise? Kommunistische Gleichverteilung mit einer riesigen Bürokratie im Hintergrund?

        • @Emmo:

          Wer solche Fragen stellt kann schon Mal damit rechnen, daß ihm sein Bedarf schnell nach unten korrigiert wird.

        • @Emmo:

          Ich finde die Frage sehr berechtigt.

          Aus meiner Sicht muss die Antwort sein: Jeder Mensch wird durch das Bedingungslose Grundeinkommen in die Lage versetzt, seine "wahren Bedürfnisse" (also das, was jede/r braucht für ein bescheidenes, aber menschenwürdiges Leben) zu befriedigen.



          Andererseits wird in der Tat über Preise ("wahre Preise", also Internalisierung aller heute externen Kosten aufgrund von Umweltverbrauch etc.) dafür Sorge getragen, dass der Ressourcenverbrauch insgesamt innerhalb der ökologischen Grenzen bleibt.

          Das hat also mit den bekannten Versionen von "Kommunismus" mit Bürokratie und Top-Down-Steuerung nichts zu tun.



          Ich habe mal in einem dänischen Podcast ein Statement gehört, dem ich zustimmen kann. Auf die Frage "seid Ihr Kommunisten?" antworteten zwei Aktivisten: "Kommunisten im Sinne von Lenin - auf keinen Fall. Im Sinne von David Graeber - absolut."

    • @PeterArt:

      Ihre Frage erinnert mich an eine Szene aus dem Film „Wallstreet“, als ein Spekulant von einem anderen Banker/Spekulanten die Zahl hören wollte, an dem seine Gier befriedigt sein würde. Die mit einem Lächeln gegebene Antwort lautete: „MEHR!“

      • @Drabiniok Dieter:

        Die Analogie sehe ich nicht. Die Frage ist berechtigt. Die Menschen haben verschiedene Bedürfnisse und das heißt nicht automatisch mehr.

    • @PeterArt:

      Alles und immer das Neuste wird es nicht sein.