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Erderwärmung und DegrowthSchneller, weiter, stopp

Essay von Wolfgang Sachs

Suffizienz ist das Zauberwort gegen den übermächtigen, die Natur zerstörenden Menschen. Das Anthropozän verlangt nach Genügsamkeit.

Autos, Abgas, Aktien – Alles, was die Erde zerdrückt Illustration: Katja Gendikova

S elten hat ein Zwischenruf derart Geschichte gemacht. Bei einer Tagung im mexikanischen Cuernavaca im Jahre 2000 konnte der Mainzer Paul J. Crutzen, Nobelpreisträger für seine Arbeiten zum Ozonloch, nicht mehr an sich halten: „Hören Sie auf, das Wort Holozän zu benutzen. Wir sind nicht mehr im Holozän. Wir sind im … im … Anthropozän!“ Erst verblüffendes Schweigen, dann in der Kaffeepause begann der Begriff zu fliegen, anfangs in Fachkreisen, dann bei einem breiten Publikum weltweit.

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Was Crutzen damit meinte? Er hatte plötzlich eine Eingebung, dass die Erdgeschichte in eine neue Epoche eingetreten sei, das Anthropozän. Die Menschheit sei nun eine geologische Kraft, vergleichbar mit Vulkanausbrüchen und Erd­beben. Denn menschliche Aktivität gestaltet die Erdoberfläche und die Erdatmosphäre großräumig und dauerhaft.

Das reiche von der globalen Klimaüberhitzung und ihren Folgen für Fauna und Flora über die Versiegelung von Böden und die Störung von Wasserkreisläufen, das rasante Schwinden der Artenvielfalt, die Anreicherung von Luft, Böden und Gewässern mit toxischen Substanzen bis hin zu einer rapide wachsenden Zahl von Menschen und Schlachtvieh.

Man muss sich einmal vorstellen, was inzwischen die Forschung sagt: Das Gewicht der vom Menschen geschaffenen Masse, also die Summe aller Industrieanlagen, Häuser, Straßen, Schiffe, Geräte und Müllberge, erreicht in diesen Jahren das Gewicht der Biomasse auf der Erde, also die Summe der Wale, Nutztiere, Insekten, Pilze, Feldfrüchte, Bäume und der menschlichen Körper!

Epochale Katastrophe

Angesichts dieses Epochenbruchs entpuppt sich die gängige Rede von der Umweltkrise als reine Augenwischerei: Es dreht sich nicht um Umweltschutz, sondern um Lebensschutz. Es dreht sich auch nicht um eine vorübergehende Krise, sondern um eine epochale Katastrophe. Nach 50 Jahren Umweltpolitik, also der hektischen Eindämmung von Schadenfolgen des heutigen Wirtschaftens, geht es heute darum, die Natur und ihre Lebensprozesse vor der Übermacht des Menschen zu retten.

Das ist eine ganz andere Hausnummer. Es verlangt eine tiefgreifende Revision der gegenwärtigen Wirtschaft und darüber hinaus der expansiven Moderne insgesamt. Das Gegenmittel zur expansiven Moderne heißt Suffizienz. Sie steht den technischen Errungenschaften der Moderne skeptisch gegenüber. Ihr zivilisatorisches Projekt besteht darin, die Ressourcen der Industriemoderne mit der Regenerationsfähigkeit der Biosphäre in Einklang zu bringen.

Die Tugend der Genügsamkeit hat einen festen Platz von Aristoteles zu Konfuzius in den Weisheitstraditionen der Welt. Sie gilt es im Angesicht des Anthropozän wieder auszugraben. Dies ist umso mehr geboten, als die Strategie der Ressourceneffizienz ins Leere läuft, sobald die Einsparungen von den Gütermengen wieder aufgefressen werden. Effizienz heißt, die Dinge richtig zu machen, Suffizienz heißt, die richtigen Dinge tun.

Denn in der expansiven Moderne dreht sich alles um das olympische Motto: um größere Geschwindigkeiten, um weitere Entfernungen, um wachsende Mengen an Gütern und Dienstleistungen. Gegen diesen Strom schwimmt die Suffizienz. Sie wird getragen von der sprichwörtlichen Erkenntnis, dass alles seinen Preis hat. So sind die technischen Meisterleistungen der Industriemoderne nur die eine Seite der Medaille, die andere heißt Ungleichheit und Naturzerstörung.

Erneuerbare allein reichen nicht aus

Deshalb plädieren die Befürworter der Suffizienz dafür, mit dem Steigerungsimperativ des „schneller, weiter und mehr“ zu brechen. In diesem Sinne hat die Kunst des Unterlassens Vorrang in der Politik. Dabei muss man sich von der populären Unterstellung lösen, die erneuerbaren Energien würden es schon richten, sie seien sogar unendlich verfügbar. Kein Zweifel, der Umstieg auf die Erneuerbaren ist unumgänglich, dennoch lässt sich die Frage nicht unterdrücken: Wo und in welchem Umfang?

Wolfgang Sachs

ehemals Forschungsleiter am Wuppertal Institut. Bis 2002 war er Aufsichtsrats­vorsitzender von Greenpeace Deutschland und Autor des Weltklimarats.

Die Grenzen des Strombedarfs müssen angesichts der Kosten für Material, Fläche und Landschaft diskutiert werden. Welcher Nutzen rechtfertigt die Unbill der Windturbinen und Solarzellen? Der Elektro-SUV, mit dem der gut situierte Städter herumfährt? Der Stromverbrauch für das Streaming von Filmen daheim anstelle des Kinobesuchs? Oder: all die Containerschiffe aus China und Fernlastzüge auf den Autobahnen, angetrieben von grünem Wasserstoff?

Allenthalben kehrt die alte, zu oft verdrängte Frage wieder: Was ist genug? Was ist genug für alle und auf Dauer? Ohnehin sollte niemand davon ausgehen, dass ein Wirtschaftsmodell, das seit fast 200 Jahren auf fossilen Energieträgern basiert, mit erneuerbaren Energien unverändert fortgesetzt werden könnte. Suffizienz wird künftig als technisches Designprinzip betrachtet werden. So können Autos auf mittlere Geschwindigkeiten ausgelegt werden.

Was wäre gewesen, wenn etwa das Pariser Abkommen von 2015 die Verpflichtung der 20 Automobilhersteller der Welt enthalten hätte, innerhalb von zehn Jahren kein Auto mehr zu produzieren, das schneller als 120 km/h fährt? Das wäre ein gewaltiger Bonus gewesen, um das 1,5-Grad-Ziel doch noch zu erreichen. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein zu großer Schritt für den Kapitalismus.

Wie Butter mit einer Kreissäge schneiden

Stattdessen ist der Anteil von SUVs und Geländewagen an den Neuzulassungen seit 2015 kontinuierlich gestiegen, auf aktuell 29 Prozent in Europa. Groß, schwer, hochmotorisiert, SUVs sind Klimakiller, ein Elektro-SUV ist so widersinnig, wie Butter mit einer Kreissäge zu schneiden. Während Verbrennungsmotoren hohe Geschwindigkeiten lange durchhalten können, müssen Elektroautos auf Reichweite achten. Sie sind daher ideale Fahrzeuge für mittlere Geschwindigkeiten.

Suffizienz lässt sich geografisch verstehen, gerade in Zeiten des Anthropozäns. Zum Beispiel: Wie kann man die Hälfte der Erde für Pflanzen und Tiere unter Schutz zu stellen? Das ist die entscheidende Frage für die Biodiversität an Land und im Meer. Wie viel Fläche ist genug für den Menschen? Ein heikles Thema, denn es berührt die Frage, ob es Grenzen gibt für den Bedarf an Wohnraum und für alle Arten von Büro-, Gewerbe- und Verkehrsflächen.

In Deutschland jedenfalls ist die Fläche für Siedlung und Verkehr von 1992 bis 2020 um rund 20 Prozent und die durchschnittliche Wohnfläche von rund von 35 auf 47 Quadratmeter angewachsen, fast die Hälfte der Gesamtfläche der Bundesrepublik ist versiegelt. Angesagt ist, mit der bestehenden Bebauung auszukommen, was zu Verteilungskonflikten zwischen Miet- und Luxuswohnungen, Gewerbe- und Grünflächen, Gemeinschaftsgärten und Leerständen aller Art führt.

Wie aus einer beschränkten Fläche mehr zu machen wäre, bewegt schon heute die Geister der Architekten, Bürger und Behörden rund um die Idee der „grünen Stadt“. Auch in der Wirtschaft ist ein Geschäftsmodell des Weniger längst überfällig. Die Kreislaufwirtschaft, wenn sie denn kommt, ist nicht nur eine Frage des ökonomischen Kalküls, sondern auch eine Frage der Ehre: Mit Ausbeutern, egal ob von Ressourcen oder von Arbeitern, arbeitet man nicht zusammen.

Konsum einschränken

Zum Beispiel die Textilindustrie. Europa importiert sage und schreibe 63 Prozent der Textilien und 70 Prozent der Modeartikel vor allem aus Bangladesch, China und der Türkei. Während etwa die Baumwolle für ein T-Shirt aus Pakistan stammt, wird sie dann in der Türkei zu Garn gewebt, in Indien zu Stoff verarbeitet und in Bangladesch genäht, um schließlich auf dem europäischen Markt zu landen.

Der übermäßige Verbrauch von Pestiziden in der Baumwollerzeugung, die Wasserverschmutzung durch das Färben der Stoffe und die schlechten Arbeitsbedingungen der Näherinnen sind allzu bekannt. Selbst ein hochwertiges Recycling würde den Ressourcenverbrauch bei ständig steigendem Konsum nicht absolut senken. Ressourcen einsparen ja, aber man kommt um die Erkenntnis nicht herum: Das umweltfreundlichste Produkt ist jenes, das man nicht gekauft hat.

Eine lebensdienliche Wirtschaft wird daher ohne einen Schub an Suffizienz nicht zu haben sein. Für den Kapitalismus steht eine Bewährungsprobe besonderer Art an: Nur wenn es ihm gelingt, Wertschöpfung bei abnehmenden Gütermengen zu betreiben, wird er das 21. Jahrhundert überleben. Wer sich schließlich gesund ernährt, ist am übermäßigen Fleischkonsum desinteressiert. Es gibt verschiedene Gründe, auf eine massive Reduktion der Schlachtviehbestände zu drängen.

Die Klassenfrage verschwindet

Zum einen die Futtermittelimporte, die in Südamerika Biodiversität vernichten. Zum anderen die Tatsache, dass Tiere keine Dinge sind, die sich nach ökonomischer Logik produzieren lassen, sondern empfindungsfähige Lebewesen. Tiere mögen nicht so intelligent sein wie Menschen, aber sie kennen Angst und Einsamkeit, Leid und Langeweile. Pflanzliche Ernährung ist auch ein Ausdruck der Suffizienz, nicht aus Angst vor einer Ressourcenkrise, sondern aus Verbundenheit mit anderen Lebewesen.

Darüber hinaus hat Suffizienz eine kosmopolitische Dimension. Da die expansive Moderne strichweise den ganzen Erdball umfasst, ist die Suche nach einen frugalen Wohlstand allseits auf der Tagesordnung. In der Debatte um das Anthropozän verschwindet die „Klassenfrage“ hinter dem Begriff der Menschheit, obwohl inzwischen klar ist, wer derzeit die Hauptverursacher des Anthropozäns sind: die 10 Prozent der Hochverdiener in der Welt, die fast die Hälfte der CO2-Emissionen auf der Erde ausstoßen.

Sie leben auf allen Kontinenten, zwei Drittel in den USA/Europa/Japan und ein Drittel in den verschiedenen Schwellenländern. Sie alle kommen nicht darum herum, das rechte Maß einzuüben. Um es mit einem berühmten Zitat von Gandhi zu sagen: „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“

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56 Kommentare

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  • Richtig gutes Plädoyer!



    Der Diskussionsstrang der aber fehlt ist Suffizienz im Privaten. Dieser parallele Faden der auch mittlerweile in der Psychologie und Glücksforschung Anwendung findet und die Achtsamkeit mit den eigenen körperlichen oder emotionalen Ressourcen umzugehen wäre eine grandiose Ergänzung zum Thema.



    Werde ich glücklicher wenn ich konsumiere? Sind wir im Durchschnitt zufriedener als die Menschheit vor 5000 Jahren o.ä. wegen unserer aktuellen Lebensweise? Oder vielleicht ganz anders?



    Wäre eine prima Ergänzung, weil das letztlich konkrete Ansätze im Großen und Individuellen ermöglicht. Verzicht und Glückszuwachs zu erreichen.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    @SAMOTH @URANUS:



    „Kriegsgegner“



    Das Klima hat das Wort gehört



    Und war darüber leicht verstört.



    „Sprecht Ihr fürwahr nur noch von Kriegen?



    Fast möcht' ich mich vor Lachen biegen.“



    „Was Ihr so Katastrophen nennt,



    Ist für das Klima ein Event.



    Ihr habt ein Paradies auf Erden,



    Doch hör ich immer nur Beschwerden.



    ‚Klimakatastrophen‘ gibt es nicht



    Und Ihr versteht nichts von Verzicht.



    Jetzt wollt Ihr gar die Zeiten wenden -



    So kann Mensch seine Zeit verschwenden.



    Ich sag es Euch zum letzten Mal:



    Ihr seid mir wirklich scheißegal!



    Ich komm auch ohne Euch zurecht.



    ‚Krieg‘ gegen mich bekommt Euch schlecht.“

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Da stimme ich zu und würde auch nicht das Gegenteil behaupten wollen. Streng genommen, geht es um den Erhalt der Lebensgrundlagen für die Menschen und damit implizit auch um den Erhalt der Lebensgrundlagen der Tiere, da die menschliche Existenz von den anderen Tieren und komplexen Nahrungsnetzen abhängt. Manchmal ist das aber zu viel zu umständlich zu schreiben. Da ist "Klima-/Umweltschutz" kürzer. Mea maxima culpa. ;-)

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Nix für ungut. Meine Antwort war mehr für den umgekehrten Thomas bestimmt. Ich bin ein alter, genügsamer, teilveganer Radikalpazifist – nach Eigendefinition, Unterwerfungspazifist nach Definition von Ralf Fücks und Lumpenpazifist nach Definition von Sascha Lobo. Ich habe ein rotes Herz und eine grüne Seele, bin also politisch mittlerweile heimatlos, da es Parteien in diesem Spektrum in DE nicht (mehr) gibt.



        Kriegsgeschrei und dämliche Metaphern wie „Zeitenwende“ gehen mir auf die Nerven. Um nicht in Schwermut zu verfallen, flüchte ich gelegentlich in Lyrikproduktion. Eskapismus, fast klimaneutral.

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Verstehe. Ja, alles net so einfach. Die Parteienausdifferenzierung der letzten Jahrzehnte hat recht wenig an den Ergebnissen der Politik geändert. Vormals haben die Parteien mich kaum gekümmert. Und nun, wo Reformen dringlich geboten wären, versagt die Politik weiterhin. Schwer Mut zu fassen. Flucht ins Nirgendwo.

  • "In diesem Sinne hat die Kunst des Unterlassens Vorrang in der Politik."

    Na dann machen wir ja alles richtig. 🤪

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    >>Nach 50 Jahren Umweltpolitik, also der hektischen Eindämmung von Schadenfolgen des heutigen Wirtschaftens, geht es heute darum, die Natur und ihre Lebensprozesse vor der Übermacht des Menschen zu retten.

  • Ich finde den Aritkel grundsätzlich gut, wundere mich aber, dass an der Kritik am SUV stehen geblieben wird. Gut, sie ist weitverbreitet und nachvollziehbar. Ich denke aber, dass tiefgreifender geguckt werden müsste, was und wieviel denn produziert wird und was eine geforderte Ware an Ressourcen und Energie verschlingt und damit an Natur zerstört und demgegenüber geguckt werden müsste, was es an Alternativen gibt. Bezüglich Mobilität kann es in meinen Augen nicht die Lösung sein, die weltweit knapp 1,3 Milliarden (!) Autos gegen Elektroautaus auszutauschen. Auch anteilig wäre es unfair und verschwenderisch einen Großteil der 48 Millionen Autos in Deutschland durch neue zu ersetzen. Mobilität lässt sich wesentlich effizienter (und damit ökologischer) organisieren als anhand privatisiertem Individualverkehr. Nämlich anhand ÖPNV, Fahrrad und Bahn bzw. aus einer abgestimmten, kombinierten Angebot und Nutzung heraus. Bei der hohen Bevölkerungsdichte in Deutschland ließe sich das auch gut umsetzen.

    • @Uranus:

      Sie haben Recht, wir benötigen weniger Individualverkehr.

      Nur ist den Politikern leider nicht vorzuwerfen, dass diese nicht schneller handeln.

      In erster Linie antwortet der Suverän der Wirtschaft des Landes, welche den Wohlstand ermöglicht und damit die wichtigste Säule von seiner oder ihrer Macht ist.

      Kein Politiker kann sich darauf verlassen in einer Rezession erneut gewählt zu werden.

      Die Rechnung ist einfach.

      Individualverkehr generiert mehr Wirtschaftswachstum und deutlich mehr Steuereinnahmen im Vergleich zu öffentlichem Nahverkehr.

      Würde die Gesammtzahl der Autos sinken, gäbe es gar ein "Überangebot" und das wäre ein Totalkrash für den Verkauf von neuen Autos und damit für die Branche ansich.

      Es wundert daher nicht, das Politiker jeglicher Art das Thema wie eine heiße Kartoffel behandeln.

      "Ja wir müssten was machen... hier mach du mal"

      • @sociajizzm:

        Ja. In Deutschland sehe ich die notwendige Entwicklung weg vom Auto tatsächlich als eine riesige Herausforderung an. Die Autoindustrie ist recht groß und damit mächtig und viele Menschen wurden bzw. haben sich vom Auto abhängig gemacht und an diese gewöhnt. Die Industrie und Politik kann also recht leicht bei vielen Leuten Verteidigungsmechanismen für den Erhalt des motorisierten Individualverkehr ansprechen und auslösen. Ein Kompromiss könnte für tatsächlich auf dem Land abgelegen lebende Menschen die Umrüstung von deren Autos von Verbrenner auf E-Antrieb sein. Aber auch dies dürfte die Autogesellschaft verhindern. Denn das würde ja auch eine massive Absenkung der Autoproduktion bedeuten. Eine Transformation der Industrie dürfte schwierig sein. Es wäre allerdings mal ein Anfang, wenn mehr Menschen mit dem Selbstbetrug aufhören würden, E-Autos als ökologisch und Teil der Mobilitätswende zu sehen. Aber auch das dürfte schwierig sein. Selbst in der "Photovoltaik-Szene" gehört bei vielen ein Auto als "öko" dazu. In dieser Gesellschaft gibt es offenbar ein ungenügendes Bewusstsein dafür, wie weit die ökologischen Krisen bereits vorangetrieben wurden, wie groß die Schäden bereits global sind und wie stark sie selbst dazu beitragen und ein Teil ihrer "Lösungen" das sogar weiter befeuert. So mein Eindruck.

        • @Uranus:

          Ihren Eindruck teile ich.

          Der Mensch ist unglaublich gut darin sich selbst zu belügen und unbequeme Wahrheiten einfach auzublenden.

          Im 3. Reich wusste auch "niemand" etwas von den Vernichtungslagern.

          Selbst in den umliegenden Dörfern in die, hin und wieder, Insassen entkamen.

          Das "fehlende Bewusstsein" entspringt einer aktiven und somit bewussten Verdrängung von Tatsachen.

          • @sociajizzm:

            Ja. Verdrängung trifft es wohl. Gerade viele aus der Mittelschicht, Akademiker*innen müssten die Lage und Ursachen dafür eigentlich erfassen bzw. die Folgen ihres Handeln/Vorhabens zu Ende denken können. Aber die Diskussionen mit jenen lassen einen oftmals ernüchtert zurück. Die Autogesellschaft hat es geschafft, die Mobilitätswende auf die Losung "neue Autos mit neuem Antrieb" zu verkürzen und lügt sich damit in die eigene Tasche. Sie hat großteils den (Wohlstands-/Bequemlichkeits-) Anspruch, Autos zu besitzen und zu fahren. Und nun suchen sie in der Krise nach "Argumenten", eigentlich Ausreden, um diesen in die Zukunft hinein retten zu können. Manchmal habe ich den Eindruck, Deutschland glich von der Bevölkerungsdichte her Sibirien und die Mehrheit hätte Jobs wie Pfleger*in im Schichtdienst, Förster*in oder Bäuer*in ...

  • Zuerst einmal: toller Artikel! Danke!



    An den vernunftbegabten Menschen, der die Gesellschaft, Umwelt und Erde im Blick hat und sein Verhalten entsprechend anpasst, glaube ich nicht.



    Beispiel: während der Coronapandemie wurde Camping als Urlaub wieder erfolgreich.



    Plötzlich waren auch Nahziele interessant.



    Nun ist die Geschichte noch nicht einmal beendet und der run auf Fern- und Flugreisen beginnt wieder.



    Dabei hatten in den vergangenen Jahren Alle Zeit und Gelegenheit die unguten Auswirkungen auf die Umwelt zu erkennen.



    Die positive Seite der geringeren Umweltverschmutzung wurde vielfach verdeutlicht und in den Medien nahegebracht.



    Es ist natürlich gut, Lösungen zu entwickeln.



    Für die Umsetzung ist allerdings der größte Bremsklotz zu berücksichtigen: der Mensch.

  • Um auch Frau Faeser und manch Andere, die die Symbolik der Aktion nicht verstehen (wollen?), mitzunehmen, schlage ich vor, das nächste Mal anstatt "Öl" auf die Tafeln zu kippen, Aufkleber mit folgendem Wortlaut:

    "Die von uns eingesetzte Regierung verstößt gegen diesen Artikel des Grundgesetzes und damit gegen ihre durch Eid bekräftigte Verpflichtung, Schaden vom deutschen Volk* abzuwenden"

    über die betroffenen Artikel zu kleben.



    ___________________________________

    *Anmerkung: Es wäre mir lieber, wenn an dieser Stelle statt 'Volk' ein ein weniger belasteter Begriff stünde, zum Beispiel 'alle in Deutschland lebenden Menschen', aber solange dies der offizielle Wortlaut des geleisteten Eides ist, muss es wohl so stehenbleiben. Aber das ist ein anderes Thema

    • @Klabauta:

      Sollte dieser Kommentar unter diesen Artikel? Wie auch immer, Ihre Idee finde ich gut.

      • @Uranus:

        Stimmt. Ist es mir auch aufgefallen. Leider zu spät, da hatte ich schon auf senden gedrückt. Er gehört natürlich hierhin:



        taz.de/Letzte-Gene...letzte+generation/

        • @Klabauta:

          Ah, ok. Das ist Kommentarfuntkion nun leider schon geschlossen.

  • Vielen dank für das essay! Folgender Satz ist allerdings etwas missverständlich:



    "In Deutschland jedenfalls ist die Fläche für Siedlung und Verkehr von 1992 bis 2020 um rund 20 Prozent und die durchschnittliche Wohnfläche von rund von 35 auf 47 Quadratmeter angewachsen, fast die Hälfte der Gesamtfläche der Bundesrepublik ist versiegelt."

    Es ist nicht die Hälfte der Gesamtfläche der Bundesrepublik versiegelt, sondern die Hälfte der Verkehrs und Siedlungsfläche!



    Dramatisch ist der weiter anhalzende Flächenverbrauch dennoch.

    • @niko:

      Schließe mich an.



      "Dramatisch ist der weiter anhalzende Flächenverbrauch dennoch."



      Ja. Und ich füge hinzu, dass nicht nur die Höhe des Flächenverbrauchs problematisch ist sondern auch die Zersiedelung, die Zerschneidung von Ökosystemen, von Lebensräumen von Tieren und Pflanzen durch menschliche Infrastruktur wie bspw. Straßen.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Das Anthropozän verlangt nach Genügsamkeit.“



    Wer nach Genügsamkeit verlangt,



    wird wegen Wachstums-Störung belangt.🙈🙉🙊

    • @95820 (Profil gelöscht):

      👍

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Deswegen schafft sich diese Zivilisation schlussendlich ja auch selbst ab. Ewiges Wachstum und so, halt. ;-)

  • Ich denke, wir sind in einem globalen Krieg, haben leider die meisten noch nicht gemerkt. Unser Kriegsgegner ist die Klimakatastrophe, die uns das Leben auf der Erde zur Hölle machen wird. Da wir uns lange nicht gegen diesen Gegener gewehrt haben und ihn statt dessen weiter mit Treibhausgasen füttern, müssen die Maßnahmen zur Bekämpfung immer heftiger und dringlicher werden (haben leider auch zu viele - noch - nicht verstanden). Deshalb bin ich hier ganz bei Frau Ulrike Herrmann, die mit der Analogie zur britischen Kriegswirtschaft einen Weg vorgeschlagen hat, wie der Gegner wenigsten aufgehalten werden könnte.

    • @ThomLa:

      ...unserer Gegner sind wir wohl in diesem Fall - wir selber....

    • @ThomLa:

      Das mag ein hilfreiches Bild sein. Zumal es auf ein Ziel, Gegner ausgerichtet ist und den eigenen Beitrag zu (und die Motive dazu) der aktuellen desolaten Lage in den Hintergrund tritt und hierdurch eine gewisse Lähmung umgangen werden könnte. Allerdings frage ich mich, ob dies funktionieren kann oder nicht neue Probleme daraus entstehen können/würden. Ein weiteres Problem kann die Kriegsrhetorik sein. Ich finde ja das Bild des Menschen passend, wonach dieser mit der einen Hand repariert, was er mit der anderen zerstört hat.[1] Vielleicht wäre es besser, sich erst einmal über das eigene Handeln und die eigenen Motive ehrlich zu machen, um dann zu schauen, was denn noch an Luxus noch realisierbar ist, ohne noch mehr an Lebensgrundlagen zu zerstören. Das in der Hoffnung und Freude daran, dass die Grundbedürfnisse (Essen, Trinkwasser, Gesundheit, Dach über dem Kopf usw.) gedeckt werden können.



      [1] RSA ANIMATE: First as Tragedy, Then as Farce, ab 9:40 Minute



      www.youtube.com/watch?v=hpAMbpQ8J7g

  • Stimmt alles in dem Artikel Herr Wolfgang Sachs, und nun ????

    • @ThomLa:

      Nicht ganz, Garn (ob nu in der Türkei oder anderswo) wird gesponnen und ver/gezwirnt, ned gewebt *klugscheiß*.

      • @Hugo:

        Krass! Ja, so geht das aber nicht! ;-D

  • Schön zu lesen da logisch und nachvollziehbar. Ich denke aber das bleibt reine Theorie. Ich schliesse aus dass alle Länder weltweit mitmachen. Ich schliesse aus, dass die große Mehrheit der Weltbevölkerung auf Gier, Luxus und Wohlstand verzichten wird. Es bleibt nach wie vor Ziel der nachwachsenden Generationen Wohlstand auch zu zeigen. Die Wenigsten werden verzichten wenn "die anderen" in Saus und Braus" leben. Daher glaube ich, wir werden weltweit mit dieser kognitiven Dissonanz leben, die Gefahr und Konsequenzen vor Augen, und am Ende wird ein Teil der Menschheit eben verschwinden.

    • @maestroblanco:

      Der größte Teil der Weltbevölkerung wünscht sich ein Leben wie unsere ärmsten Bundesbürger. Das Gier zu nennen, finde ich unangemessen.

      • @JanD:

        Und unsere ärmsten Bundesbürger wünschen sich ein Leben wie das der bessergestellten. Das Gier zu nennen finde ich unangemessen. Und wenn der größte Teil der Weltbevölkerung den Stand unserer ärmsten Bundesbürger ereicht haben, wollen diese sicherlich auch nicht auf diesem Level stehen bleiben. So ist die Menschheit halt, nicht nur die Deutschen.



        Bestens ge- und beschrieben im Märchen der Gebrüder Grimm "Von dem Fischer und seiner Frau"

        • @Furth im Wald:

          ...das Ende von dem Märchen fand ich als Kind aber schon zimmlich doof...

        • @Furth im Wald:

          "So ist die Menschheit halt"



          Naja, solche Aussagen - die etwas in Stein meiseln, ein natürliches, unabänderliches Wesen der Menschen implizieren - finde ich schwierig. Der Mensch schafft ja seine Kultur selbst und beeinflusst sich gegenseitig. Er könnte auch eine andere schaffen, als bspw. die des kulturellen Kapitalismus.

          • @Uranus:

            Kennen Sie ein Volk bzw. eine Kultur welches/welche in, sagen wir mal den letzten 2000 einigermaßen nachvollziehbaren Jahren, nicht versucht hat sich materiell oder auch landmäßig zu verbessern? Vorausgesetzt natürlich die Möglichkeiten waren gegeben.



            Im Laufe der Industralisierung kamen natürlich noch andere Begehrlichkeiten zu Tage.



            Ich glaube nicht dass es möglich ist diesen menschlichen Drang von heut auf morgen zu beseitigen um das Klima zu retten. Da würde es schon eine Ökodiktatur brauchen, und zwar weltweit.. Aber wie lange Diktaturen gehalten haben weiss man ja auch schon aus der Geschichte. Für ein besseres Klima alle zu kurz auf jeden Fall.



            Meiner Meinung nach kanns nur der technische Fortschritt richten, ansonsten Gute Nacht. Auf die menschliche Vernuft zu setzen, und zwar weltweit, ist wohl Wunschdenken.

            • @Furth im Wald:

              Ich empfehle von David Graeber und David Wengrow "Eine neue Geschichte der Menschheit" sowie von Graeber "Schulden, die ersten fünftausend Jahre".

              Ist nicht so, dass Menschen immer schon mit Begeisterung ihre Lebensgrundlagen zerstört haben.

              Technischer Fortschritt funktioniert bisher ja gar nicht. Selbst wenn er funktionieren könnte...selbst bei eindeutig positiven Effizienzgewinnen kommt es dann zu Reboundeffekten, d.h. die Leute konsumieren/verbrauchen umso mehr. Technischer Fortschritt zur Lösung aller unserer Probleme ist eindeutig Wunschdenken.

              Was bleibt uns also übrig, als auf die menschliche Vernunft zu setzen?

            • @Furth im Wald:

              Es hat zumindest einige "Naturvölker" gegeben, die eine gewisse Balance angestrebt haben. Und viele von jenen sind Opfer von Genozid durch den vorherrschenden Kolonialismus der Weißen (geworden). Ihnen wurde infolge auch die kapitalistische Wirtschaftsweise oktroyiert.



              Dass ein wirtschaftlich-kultureller Wandel einfach und schnell umsetzbar wäre, noch dazu in notwendiger kurzer Zeit, würde ich auch nicht annehmen.



              Meiner Ansicht nach braucht es dennoch einen Wandel. Der Pfad Technologischer Fortschritt und fortgesetzter Wachstum, ja wohl auch bereits Stagnation, dürfte die ökologischen Krisen, Klimakrise und Massenaussterben der Tiere, weiter befeuern. Und das zur aktuellen Zeit, wo diese Krisen bereits weit vorangetrieben wurden.

          • @Uranus:

            Dem schließe ich mich an.

            Ich glaube die meisten Menschen werden Lebensqualität und Zeitsouveränität höher bewerten als Lebensstandard und mehr Geld/mehr Zeug - wenn sie einmal in den Genuss gekommen sind.

            • @Eric Manneschmidt:

              ...die Kunst des guten Lebens besteht doch gerade darin, über viel seiner Lebenszeit sinnvoll, kreativ und eigenständig zu verfügen und sich sein Leben mit Luxus so angenehm wie möglich zu gestalten.

            • @Eric Manneschmidt:

              Ja es gibt ja auch in der Mittelschicht einen gewissen Trend "zu entschleunigen", zu Mininalismus, zu Teilzeitarbeit. Wenn das mit Konsumverzicht (und wohl auch Verzicht auf Haustiere und Kinder) einhergeht, kann auch ein gewisser Einkommensverlust verkraftet werden. Aber generell braucht es dafür dennoch einen ausreichenden Bruttostundenlohn.

            • @Eric Manneschmidt:

              Siehe hierzu auch beispielsweise die Maslowsche Bedürfnispyramide. Grob gesagt, um allgemeine Lebensqualität kümmert sich der Mensch, wenn er nicht mehr hungrig ist.



              Finde ich unmittelbar einleuchtend. Wer diesen Teil der menschlichen Natur nicht berücksichtigt, wird scheitern.

  • ...der Aspekt von Masse und Gewicht - recht interessant, irgendwie sehr Erschreckend - aber auch unbeding in Zukunft bei allen Produktionen zu Berücksichtigen. Einiges fliegt ja zusätzlich noch im Weltraum umher....

    • @Alex_der_Wunderer:

      👍

  • Mal angenommen, der Kampf gegen den Klimawandel würde 5% des Sozialprodukts kosten. Weil das einigen Politikern zu teuer vorkommt, unternehmen sie wenig.

    Mir leuchtet nicht ein, wie dann eine Siffizienzstraegie, die auf 30% oder 50% Einbuße am Sozialproduktion hinauslaufen könnte, eine bessere Akzeptanz finden sollte,

    Davon mal abgesehen: Im Kapitaismus mag Degrowth ja gut funktionieren. Alle hätten entsprechend weniger. In einer sozialen Marktwirtschaft mindern sich dadurch aber die (progressiven) Steuereinnahmen und die Zahl der Kostgänger des Sozialstaats nimmt zu. Die Rechnung des Staatshaushalts geht dann nicht mehr auf.



    Jedenfalls, so lange man bei den Staatsausgaben nicht auch auf Suffizienz setzt - z.B. 30% niedrigere Hartz4-Sätze, größere Schulklassen, 30% weniger Krankenhausbetten und entsprechend schlechtere medizinische Versorgung.

    • @meerwind7:

      Ganz so simpel ist die Rechnung nicht.

      Der Kapitalismus hat ein Problem wenn es kein Wachstum gibt.

      Wie erklärt das ein Unternehmen mal den internationalen Aktionären?

      Oder der Bank, die Kredite zurück bezahlt hätte mit Zinsen?

      Das Problem ist sehr fundamentaler Natur. Wie überleben Hersteller wenn die Menschen es vermeiden neue Produkte zu kaufen?

      Abonements, Reparaturen vom Hersteller als Nebengeschäft?

      Wie dem auch sei. Es gibt keine entweder oder entschedung.

      Wir werden eine Kreislaufwirtschaft bekommen.

      Die Frage ist nur in welchem Planeten wir leben, bis wir soweit sind.

      Leider haben das viele noch nicht begriffen.

      Solzialausgaben werden übrigens drastisch sinken.

      Wenn die Menschen weniger Arbeiten, wird weniger verdient. Wer weniger verdient hat weniger Geld für Eigenheim und Miete. Da dies alle betrifft die von Arbeit leben sinkt dann auch die Miete und die Preise für die Grundstücke.

      Weil dann Länder wie Norwegen und die Saudis und die Russen auch keine saftigen fossilen Dividenten mehr in den Wohnungsmarkt spülen.

      Auch das senkt die Preise.

      Der sinkende Konsumdruck und bessere Angebote für Reparaturen sorgen dafür das gerade Menschen, mit geringem Einkommen am meisten proffitieren.

      Wem tut es weh wenn die Waschmaschiene kaputt geht und die Reparatur teurer ist als eine neues Gerät weil die Hersteller Ersatzteile absichtlich teuer verkaufen?

      Wer kann sich Schuhe kaufen, die ein ganzes Leben halten?







      Im aktuellen Systhem kann man es sprichwörtlich nicht leisten arm zu sein.

    • @meerwind7:

      Nüchtern betrachtet gibt es eben keine wirkliche Wahl. Wer auf Insuffizienz beim Klimaschutz setzt wird sich mittel- bis langfristig jenseits der 2°-Grenze mit BIP-Einbußen nahe 100% konfrontiert sehen, mit sozialer Marktwirtschaft, Krankenhäusern oder Schulklassen wird man sich dann jedenfalls auch nicht mehr auseinandersetzen müssen.

  • Warum wird der gute Mann nicht konkreter?

    Umverteilung von Reich nach Arm mit Vermögens- und Erbschaftssteuern und Bedingungslosem Grundeinkommen für alle.



    Lenkungssteuern auf umweltschädliches Verhalten.

    Das alles so schnell wie möglich weltweit.

    • @Eric Manneschmidt:

      "Umverteilung von Reich nach Arm mit Vermögens- und Erbschaftssteuern und Bedingungslosem Grundeinkommen für alle."



      Was aus sozialer Perspektive sinnvoll und notwendig ist, dürfte in ökologischer Hinsicht reichlich kontraproduktiv sein weil dieses Geld vor Allem in Konsumausgaben fließen wird.

      • @Ingo Bernable:

        Umverteilung schafft aber erst die Grundlage über Preise regulierend einzugreifen ohne das ein Teil der Menschen Probleme mit den Basics hat, während andere munter weitermachen weil sie es sich leisten können. Reduzieren tun doch zur Zeit vor allem Einkommensschwache, während Einkommensstarke weiter dicke Autos fahren, Shoppen ohne Ende, zwei mal im Jahr verreisen und sich auf ihrer Riesenglotze 4K HDR Streams reinziehen. Ungleichheit ist eins größten Hindernisse.

      • @Ingo Bernable:

        Durch die erwähnten Lenkungssteuern bzw. -abgaben lässt sich aber, denke ich, vermeiden, dass dieser Konsum so umweltschädlich ist wie heute.

        Außerdem würde ich erwarten, dass die Leute weniger Erwerbsarbeit machen, insbesondere weniger sinnlose und schädliche Erwerbsabeit. Viele werden also gar nicht mehr Geld, sondern mehr Zeit (und mithin mehr Lebensqualität) haben.

      • @Ingo Bernable:

        "Lenkungssteuern auf umweltschädliches Verhalten."



        ERIC MANNESCHMIDT erwähnt ja auch gleichzeitg "Lenkungssteuern auf umweltschädliches Verhalten." Das sollte doch mit einbezogen werden, sonst wird die Aussage ins Falsche verzerrt. Ich verstehe E.M. so: Konsum wäre an sich ok. Es fragte sich dann was und wieviel konsumiert werden würde. Offenbar weniger/keine von denen die umweltschädlich sind wie Autos, Flugreissen, Agrarindustrieprodukte ... ERIC MANNESCHMIDT pflichte ich jedenfalls in dem Punkt bei, dass die Leute in die Lage versetzt werden müssten, dass sie auch ökologischer leben können und entsprechende Waren und Dienstleistungen sich leisten können - wie bspw. Bahnreisen - statt Billigflieger, Bio statt "konventionell", PV-Anlage auf's Dach, Wärmepumpe, Miete eines sanierten Hauses ...

      • @Ingo Bernable:

        Deswegen müssen höhere Steuern nicht Einzelnen sondern der Gesellschaft als Ganzes zu Gute kommen: Öffentlichen Verkehr massiv ausbauen und für alle frei nutzbar machen. Stark öffentlich geförderter Wohnungsbau für guten günstigem Wohnraum und massiv verbesserter (ökologischer) Energieversorgung. Besseres Bildungs- und Gesundheitssystem usw. usf. Da gäbe es genug zu tun mit der Kohle der Verschwender, denen oft nicht besseres für ihren Konsum einfällt, als sich die x-te Wochenendwohnung zuzulegen oder den SUV-Fuhrpark zu vergrößern.



        Mit andere Worten: Staatsquote zu Gunsten öffentlicher Infrastruktur bzw. Einrichtungen massiv erhöhen. Ja, wäre so ne Art Kommunismus.

      • @Ingo Bernable:

        Klimaschutz und Energiewende benötigen in erster Linie viel Kapital, dass die fossilen Energieträger ersetzt, und eine geringere Diskontierungsrate bzw. Rendite der entsprechenden Investitionen.







        Das spräche in erster Linie für niedrige Steuern auf das Vermögen und übertragenes Vermögen. Die Besteuerung hoher Einkommen wäre nicht so schädlich.

        Läßt man Investitionen aus anderen Ländern zu, die dann das Vermögen ihrer dort weniger stark besteuerten Mitbürger mehren, kann man zwar auch mit überwiegend mittellosen Menschen im eigenen Land einen hohen Kapitalstock aufweisen, zahlt dann aber Mieten und Gewinne ans Ausland.

        • @meerwind7:

          Verstehe ich nicht. Könnten Sie das noch mal erläutern?

          M.E. braucht Klimaschutz vor allem weniger Produktivismus und Extraktivismus und weniger Erwerbsarbeit.



          Und die Energiewende braucht Kapital, in Ordnung, aber warum muss es in den Händen weniger konzentriert sein?



          Heute haben wir ja eine relative hohe Kapitalkonzentration und die Leute verwenden das Geld, um in Fossile zu investieren. Und für Luxuskonsum.

          • @Eric Manneschmidt:

            so war der Post glaub nicht gemeint.

            einfach nur etwas ungünstig Formuliert.

            Anders formuliert :



            Für Vermögensübertragung und geringe Steuern auf bestehendes Vermögen im Anschluss so wie hohe Besteuerung von Einkommen.

            Also zum bsp. hohe Erbschaftsstuer aber eine steuerfreies Grunderbe und geringe Grundstückssteuer.

            Also nix mit Forderung für eine Finazelite ^^

      • @Ingo Bernable:

        ...letzendlich ist ja alles Konsum - lange nicht mehr einen so interessanten Artikel in der taz gelesen - gute Ansätze um die Perspektive auf uns Menschen einmal von Grund auf zu überdenken...

      • @Ingo Bernable:

        Dann sind wir ja im Moment mit der Verteilung von unten nach oben auf einem guten Weg. Ein Hurra auf den Öko-Feudalismus.