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Marsch der Ab­trei­bungs­geg­ne­r*in­nen„Pro Life? Am Arsch“

Tausende demonstrieren in Berlin und Köln gegen das Abtreibungsrecht, darunter auch Rechte. Queer­fe­mi­nis­t*in­nen stellen sich dagegen.

Unter Einsatz von Schlagstöcken nahm die Polizei Gegendemonstrierenden in Köln ihre Banner ab Foto: Thomas Banneyer/dpa

Berlin/Köln taz | „Kölle!“, ruft eine Rednerin von der Bühne am Kölner Heumarkt. „Alive!“ soll die Menge zurückrufen. Anfangs fallen die Antworten verhalten aus, dann aber wird lauter und lauter gerufen: „Kölle alive“: für den ersten Kölner „Marsch für das Leben“ haben die Ab­trei­bungs­geg­ne­r*in­nen sich der Karnevalshochburg angepasst. In Berlin ruft eine Vertreterin der „Jugend für das Leben“ am Brandenburger Tor derweil laut „Wir sind …“ ins Publikum, das ihr ferienlagermäßig mit „… Pro Life“ antworten soll.

Zum 19. Mal gehen unter dem Slogan „Marsch für das Leben“ Menschen gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche auf die Straße – erstmals zeitgleich zur Berliner Demo auch in Köln. Eine „Verdopplung“ seiner größten Veranstaltung hatte der Bundesverband Lebensrecht (BvL) sich von diesem zweiten Standort erhofft. So ganz hat das zwar nicht geklappt, aber es gehen doch deutlich mehr Menschen gegen körperliche Selbstbestimmung auf die Straße als noch im vergangenen Jahr. Damals waren es rund 3.500, die in Berlin demonstrierten. Diesmal zählte die taz knapp 3.000 Menschen in Berlin und etwa 2.000 in Köln.

Chris­t*in­nen neben Rechten

Am Kölner Heumarkt stehen zwei junge Frauen am Stand des BVL. Sie erzählen von Schwangerschaftskonfliktberatungen, in denen Frauen Abtreibungen als einzige Option nahegelegt werde. Ob es solche Einseitigkeit auch von der anderen Seite gebe? „Ja, bestimmt“. Abtreibungen seien aber eben auch keine normale Option, in Extremfällen sei sie aber vertretbar, beispielsweise wenn das Leben der Mutter gefährdet sei.

Die Teil­neh­me­r*in­nen sind in großer Mehrheit aus einer christlichen Motivation hier. Junge Menschen mit kleinen Kreuzen an Halsketten und Ver­tre­te­r*in­nen der Boomer-Generation in Hemd oder Bluse dominieren das Bild. Die „Katholischen Tempelritter Deutschland“ fallen mit ihren weißen Kutten mit aufgestickten roten Kreuzen deutlich auf. In deren Broschüre ist zu lesen, dass „völlige Hingabe an das Vaterland und den Glaube“ zu den Anforderungen an Mitglieder zählen. Ein halbes Dutzend schwarz gekleideter Menschen schwenkt schwarz-rot-goldene Flaggen. Sie stellen sich als Tanzgruppe „Glory fight“ vor. Deutschsein ist für sie „Ausdruck der Großartigkeit Gottes“.

Regelmäßig versammeln sich auf dem „Marsch für das Leben“ Abtreibungs­geg­ner*in­nen, Christ*innen, Bischöfe, konservative Poli­tiker*in­nen, aber auch Rechtsradikale. Was sie eint, sind ihre Positionen zu dem, was sie Lebensschutz nennen: unbedingten Schutz von Embryonen, gegen Schwangerschaftsabbruch, gegen Eizellspende und Leihmutterschaft, gegen Beihilfe zum Suizid und aktive Sterbehilfe.

Dass die Ab­trei­bungs­geg­ne­r*in­nen ausgerechnet nach Köln expandieren, ist kein Zufall. Dort haben sie Rückenwind durch das erzkonservative Bistum. Dessen Kardinal Rainer Maria Woelki schickte auch in diesem Jahr wieder ein Grußwort an den Marsch. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend im Erzbistum Köln hingegen hatte zum Boykott des Marschs aufgerufen: Es sei „nicht hinnehmbar, dass Chris­t*in­nen Seite an Seite mit Rechts­ex­tre­mis­t*in­nen auf die Straße gehen oder gar zusammenarbeiten“.

Auf der Bühne am Heumarkt spricht Paul Cullen von der Initiative „Ärzte für das Leben“. Eine Interaktion zwischen Arzt und Patient dürfe niemals mit dem Tod des Patienten enden, so Cullen. Danach spricht Susanne Wenzel, Vorsitzende der „Christdemokraten für das Leben“. Die Gruppe steht den Unionsparteien nahe und hatte vorab einen Veranstaltungshinweis für den „Marsch für das Leben“ auf der Webseite der CDU platziert, was innerhalb des Kölner Ratsbündnisses, in dem neben der CDU auch die Grünen und Volt sitzen, für Verwerfungen gesorgt hatte.

Es gebe „zum ersten Mal eine Regierung in Berlin, die aktiv gegen das Leben vorgeht“, sagt Wenzel. Die Ampelkoalition lässt derzeit eine Ex­per­t*in­nen­kom­mis­si­on prüfen, ob Schwangerschaftsabbrüche außerhalb des Strafrechts geregelt werden könnten – ein Albtraum für die Abtreibungsgegner*innen.

Abtreibung wird mit Holocaust gleichgesetzt

Von der Bühne direkt am Brandenburger Tor in Berlin tönt derweil seichte Popmusik: „Segnende Hände für die Stadt“, trällert die Band. Die Menschen in der ersten Reihe heben die Arme. Grüne und rote Luftballons steigen in die Luft. Es wirkt wie ein Familienfest – wäre da nicht die Insel aus Holzkreuzen direkt vor der Bühne, an die zwei Männer gerade noch weiße Rosen knoten. Ein „Gedenkfeld für die Kinder vor der Geburt“ sei das, sagt Alexandra Linder vom Bundesverband Lebensrecht. Es soll die weißen Holzkreuze ersetzen, mit denen die Ab­trei­bungs­geg­ne­r*in­nen in den vergangenen Jahren durch die Straßen gezogen sind.

Es seien „schwierige Zeiten“, sagt Linder: Die Abtreibungszahlen seien gestiegen und „niemanden interessiert das“. Vor ihr reihen sich die Schilder, die der BvL an die Teilnehmenden ausgegeben hat: „It’s a child, not a choice“, steht da, oder: „Töten ist keine ärztliche Kunst“. Andere halten Heiligenbilder in die Höhe. Wer Schwangerschaftsabbrüche als Teil der Gesundheitsversorgung bezeichne, vertrete eine „Ideologie, der die Menschen egal sind“ und sei „frauenfeindlich“, sagt Linder.

Im Publikum hält einer ein Schild hoch, das den Fachkräftemangel in Deutschland mit Schwangerschaftsabbrüchen in Verbindung bringt, während ein anderer ein T-Shirt trägt, dessen Aufschrift Abtreibungen mit dem Holocaust gleichsetzt. Ein Schild am Fahrrad eines Teilnehmers warnt vor der „Corona-Diktatur“. Auch AfD-Politiker*innen laufen mit beim Marsch, etwa der Europaabgeordnete Joachim Kuhs, Vorsitzender der Gruppe „Christen in der AfD“.

„Wir haben nicht in Gottes Schöpfung einzugreifen und Kinder im Mutterleib zu töten“, sagt ein junger Mann. In seiner Hand hält er ein BvL-Schild, auf dem ein Mann am Strand ein Baby in die Luft wirft. „Danke Papa“, steht darauf. Das sei für sei seinen Vater, sagt der 24-Jährige. „Es ist doch schön, zu wissen, dass Gott uns geschaffen hat und dass er einen Plan für uns hat“, sagt die junge Frau neben ihm.

Die 19-Jährige und ihr Freund sind aus Oberfranken mit einem Bus angereist, den die örtliche evangelische Gemeinde organisiert hat. Aus mehreren Orten gab es Anreisen nach Berlin oder Köln mit dem Bus, organisiert von Gemeinden, von Privatpersonen und von der CDU-nahen Gruppe „Christdemokraten für das Leben“. Auf der Bühne warnt ein Redner vor der Legalisierung aktiver Sterbehilfe, die er konsequent als „Euthanasie“ bezeichnet. „Wiederholt nicht die Geschichte“, warnt er.

Queerfeministischer Gegenwind in Berlin

Ungestört sind die Ab­trei­bungs­geg­ne­r*in­nen nicht. Schon am Vortag haben in Berlin Ak­ti­vis­t*in­nen Sprüche wie „Queer as fuck“ und „My Body My Choice“ auf die Straße entlang der Demoroute geschrieben. Slogans, die plötzlich auch inmitten der Menge vor der Bühne ertönen, während gleichzeitig bunte Farbwolken aufsteigen. Unter Geschubse der Teilnehmenden werden die feministischen Stö­re­r*in­nen von der Polizei aus der Menge geführt.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Brandenburger Tors wehen derweil mehrere Regenbogenflaggen. Mehrere hundert Fe­mi­nis­t*in­nen haben sich hier versammelt. „jedes Jahr gehen wir auf die Straße – weil wir gezwungen sind, der anderen Seite nicht die Straße zu überlassen“, ruft eine Rednerin vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung.

Sie erinnert an zehntausende ungewollt Schwangere, die jedes Jahr infolge illegaler und unsicherer Abtreibungen sterben. An Millionen, die wegen Komplikationen im Krankenhaus behandelt werden müssen. „Pro Life? Am Arsch“, ruft sie denen zu, die Schwangerschaftsabbrüche in der Illegalität sehen wollen. „Wogegen sie wirklich sind? Gegen Menschenrechte!“ Rund 1.000 Menschen sind in Berlin für das Recht auf Selbstbestimmung auf der Straße. Neben dem Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung hat auch das queerfeministische Bündnis „What the Fuck“ mobilisiert und mehrere Kundgebungen angemeldet.

Anders als in so manchem Vorjahr können die knapp 3.000 Ab­trei­bungs­geg­ne­r*in­nen ungehindert ihren Demozug antreten. Doch die drei Lautsprecherwagen, aus denen voll aufgedrehte Musik dröhnt, können die Rufe nicht übertönen, die ihnen immer wieder entgegenschlagen: „Haut ab“, „Blut an euren Händen“, „My body, my choice, raise your voice.“

Le­bens­schüt­ze­r*in­nen in Köln trotz Polizei blockiert

In Köln unterlaufen die Ge­gen­de­mons­tran­t*in­nen die Polizeikette, kaum, dass die Kundgebung beginnt. Sie drängen mit Trillerpfeifen und Trommeln bis an den Rand der Kundgebung vor. Die Worte von der Bühne sind auch direkt davor kaum zu verstehen. „Warum gibt es hier keine vernünftigen Lautsprecher?“, ärgert sich eine Person im Publikum. Der „Marsch für das Leben“ ist zwar leiser, von den Teil­neh­me­r*in­nen­zah­len ist er aber ebenbürtig. Etwa 2.000 Menschen stehen auf jeder Seite.

Als der Marsch loslaufen soll, ist die Route blockiert. Die Kölner Polizei leitet die Demo auf eine Nebenstraße um, die allerdings kurz darauf ebenfalls blockiert ist. Unter Einsatz von Schlagstöcken nehmen die Beamten den Blockierenden einige Banner ab, aber die Blockade bleibt.

Am frühen Nachmittag ist Luzie Stift von Pro Choice Köln mit dem bisherigen Verlauf zufrieden: Man habe sich dem Marsch wirkungsvoll entgegengestellt. Dieser sei ein Ausdruck des Antifeminismus, der ein zentrales Bindeglied zwischen christlichen Fundamentalist*innen, Konservativen und der extremen Rechten sei. Im Umfeld der Demonstration habe man einige bekannte Rechts­ex­tre­mis­t*in­nen aus dem Rheinland gesichtet.

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68 Kommentare

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  • ...schon ein heikles Thema - allerdings um den Christen ein wenig ihr schlimmes, schlechtes Gewissen, bei dem Gedanken an die Abtreibung ungeborenen Lebens zu nehmen, denkt doch einfach an eure Kreuzzüge, da wurde gebornes Leben - ohne Skrupel - ausgelöscht....

    • @Alex_der_Wunderer:

      Jo. Fingerzeigerei auf die Sünden der Vergangenheit. Hilft BESTIMMT, den Konflikt zu entschärfen...

      • @Normalo:

        Soweit in die Vergangenheit muss mensch gar nicht gucken. Im aufgebauschten Konflikt zwischen "Westen und Islam" wurde auch bereits von Kreuzzug gefaselt. Mensch denke da an die Propaganda der USA unter der Bush jr.-Regierung für den Irakkrieg.



        Zudem sterben laufend Schwangere Personen, weil sie keine medizinische Versorgung erhalten, die Abtreibung beinhalten.

        • @Uranus:

          Es ist rein rabulismustaktisch immer auch eine Frage, ob sich die Zielgruppe von so einem Whatabouttism auch treffen lässt. Ich denke, dass Sie da schon SEHR stark sieben müssten, um unter den (meist erzkatholischen) christlich bewegten Abtreibungsgegnern Fans des evangelikal-protestantischen Bush und seines Kreuzzug-Konzeptes zu finden - auch wenn wahrscheinlich GRUNDSÄTZLICH der gottesfürchtige Kulturkampf-Tenor des konservativen Lagers in den Bush-Jahren in diesen Kreisen gar nicht so fremd klingt. Aber giftelndes Sektierertum gibt es eben nicht nur in der linken Szene... ;-)

          • @Normalo:

            Ach, das Sieben überlasse ich den Sektenbeauftragten der Kirchen. ;-D

  • Bei all den streitlustigen, aber z.T. faktenleeren Beiträgen hier im Forum, muss doch mal deutlich gemacht werden, dass die menschliche Existenz nach allem was moderne Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft bis dato an Fakten liefern können, mit der Verbindung aus Eizelle und Samenzelle beginnt. Ab diesem Zeitpunkt ist die Entwicklung fließend. Die Frage der Abtreibung hängt also gar nicht so sehr an der Frage wann menschliches Sein beginnt, sondern unter welchen Umständen, nach Rechtsgüterabwägung, das gesundheitliche Wohl der werdenden Mutter über dem des ungeborenen Lebens steht und eine Abtreibung ethisch vertretbar ist. Je mehr Wissen in die Debatte dringt, desto mehr Respekt in der Auseinandersetzung und dafür weniger Hass und Wut ggü. den vermeintlichen GegnerInnen. Den Betroffenen Frauen (und sicher auch manchen Männern) ist in einer so schwierigen Situation, die wohl kaum jemand willentlich leichtfertig herbei führt, jedenfalls nicht mit Streit und Zank, sondern eher mit echter Aufklärung geholfen. Dem Gesetzgeber bleibt die Herausforderung die rechtlichen Leitplanken zu liefern. Ein ganz "Richtig" wird es bei diesem Thema vermutlich trotzdem nie geben können.

    • @Klaus Kuckuck:

      Lieber Herr Kuckuck,

      so abgewogen und verständig Ihre Ausführungen gehalten sind, so zu kurz greift die Grundannahme, dass es naturwissenschaftlich möglich sei, den Beginn des Lebens eindeutig zu determinieren. Was Leben - insbesondere im Lichte solch naturwissenschaftlich ungreifbarer Konzepte wie "Würde" (oder auch "Seele", wenn man von der religiösen Seite kommt) - genau ausmacht, ist nicht nur eine Frage der Medizin oder Biologie. Es kommt letztlich darauf an, an WELCHEM naturwissenschaftlich erfassbaren Vorgang man die "Menschwerdung" des Embryos oder Fötus festmacht. Da gehen die Meinungen von "noch vor der Zeugung" bis zum - vom genauen Entwicklungsstadium des Organismus gar nicht mehr ausschließlich abhängigen - Geburtsvorgang (z. B. Beginn der Eröffnungswehen).

      Und genau da liegt die Wurzel des so fundamental geführten Dauerstreits: Da diese Betrachtung einen derart weiten Wertungsspielraum eröffnet, lassen es sich viele Meinungsträger nicht nehmen, die Grenzen interessenkonform zu setzen - also weiter vorn oder hinten je nachdem, wie sie politisch insbesondere zum Selbstbestimmungsrecht der Schwangern stehen. Das erlaubt, genau die von Ihnen beschriebene Interessenabwägung argumentativ abzubiegen, indem man auf Basis des jeweils opportunen Lebensbegriffs die eigene Position unversöhnlich für zwingend erklärt.

      Im Ergebnis haben Sie natülich Recht: Es kann eigentlich nur ein Komprmoiss rauskommen, und dass der aus Sicht BEIDER Extrempositionen irgendwo zwischen schmerzhaft und unerträglich rangiert, ist gundsätzlich eher ein positives Qualitätsmerkmal. Aber mit der Differenzierung, wann biologisches Leben begint und dass ab da Alles Interessenabwägung sei, werden Sie die Gemüter auf keiner der beiden Seiten beruhigen, fürchte ich.

      • @Normalo:

        Ja, so genau meine ich persönlich es auch gar nicht beurteilen zu können. Das BVG hat sich aber irgendwann nun mal festgelegt. Und diese juristische Determination sollte dann auch vielleicht irgendwie konsensfähig sein, für alle weiteren Debatten und schäumenden Beteiligten. Beim Tod siehts ja nicht völlig anders aus, wenn man bedenkt, dass auch die Messung der Hirnströme letztlich eine Messung (Grenzen der Messbarkeit inklusive) bleibt, die aufgrund juristischer Definitionserfordernisse für die Bestimmung des Todeszeitpunktes herhalten muss. Am Ende behalten Sie wohl leider recht. Alle werden sich nicht beruhigen wollen. Solange die Auseinandersetzung aber nicht in physische Gewalt umschlägt, gehörts ja auch irgendwie dazu in unserer vielfältigen gesellschaftlichen Debattenkultur.

      • @Normalo:

        Rechtlich gibt es zwei genau definierte Grenzen, nämlich die Nidation (Einnistung), mit der der Schutz durch die Grundrechte beginnt und den Beginn des Lebens und der Rechtsfähigkeit (§ 1 BGB) mit der „Vollendung der Geburt“.



        Das ethische Hauptproblem besteht jedoch darin, wann und wie eine ungewollt Schwangere eine straffreie Abtreibung durchführen lassen darf, die ihre geistige und körperliche Gesundheit nicht mehr als in dieser schwierigen Situation eben unvermeidbar ist, gefährdet.



        Die Kirche und viele Traditionalist:innen sind da für viel menschliches Leid verantwortlich, weil sie sich insgesamt gegen sexuelle Aufklärung, reproduktive Selbstbestimmung und die Verfolgung von sexuellem Missbrauch in (emotionalen) Machtpositionen engagieren. Die Zahlen sprechen dafür, dass die Fristenregelung die meisten der Abbrüche mit auffängt, die im Hellfeld liegen, aber eine kriminelle Zeugung als Hintergrund haben.



        Gerade in diesem extrem schwierigen Bereich wirken Fristenregelungen, Beratungspflichten und ein durch kirchliche Trägerschaften erschwerter Zugang zu medizinischer Versorgung sehr unheilvoll. Das sollten sich all jene, die sich als christlich motivierte „Lebensschützer“ äußern, vergegenwärtigen.



        Dass den Rechtsextremen diese Überlegungen gleichgültig sind, dürfte klar sein, bei den christlichen Traditionalist:innen will ich die Hoffnung nicht aufgeben. Dennoch bin ich persönlich der Meinung, dass es aus den genannten Gründen sinnvoll wäre, die straffreie Abtreibung noch ein wenig auszudehnen, sicherlich jedoch nicht über den Zeitpunkt hinaus, dass das Ungeborene mit einer gewissen (geringen) Wahrscheinlichkeit auch außerhalb des Mutterleibes überleben könnte und sicherlich auch nicht ohne medizinische Expertise und Beratung.

        • @Zangler:

          Zu Ihrer Eingangsfeststellung bin ich anderer Meinung: RECHTLICH gibt es nur Art. 1 GG und die Differenzierung, die das BVerfG zuletzt 1996 dazu vorgenommen hat - MIT grundsätzlichem Verbot, Fristenlösung und Beratungspflicht. Alles weitere ist Agitation. Die Nidation ist nur ein Argument in dieser Differenzierung, und das BGB ist nicht mal geeignet, der Verfassung vorzuschreiben, was sie mit "Leben" zu meinen hat.

          Meine Anmerkung war auch nicht rechtlich gemeint, sondern gerade auf die ethischen Grundlagen HINTER der Diskussion über die Rechtslage bezogen. Sie soll keine Positionierung in der Frage sein, wie sich die Rechtslage weiter entwickeln möge. Da befürchte ich auch, dass Karlsruhe der Gradmesser ist und nicht, was Sie oder ich für sinnvoll halten. Mein Instinkt wäre, den aktuellen Kompromiss nicht aufzudröseln, weil ich den Rahmen der Verfassungsrechtslage auch 27 Jahre später noch für zu eng halte, als dass die denkbaren Verbesserungen das lohnen. Die Diskussion kann natürlich gerne fortgeführt werden, aber keiner Seite bräche ein Zacken aus der Krone, wenn sie das mit weniger Schaum vor dem Mund täte. Und ja, das wird den Schaum leider AUCH nicht reduzieren...

  • Es muss doch möglich sein, Aktionen und Demos "für das Leben" zu machen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass Rechtsextreme da nicht teilnehmen können. Warum ist das so schwer? Ich bin als Christ auch gegen Abtreibungen, würde mich aber niemals mit Nazis auf einer Demo blicken lassen. Lieber würde ich nach Hause gehen.

    Schließlich gibt es keine unchristlichere Ideologie als den den Faschismus. Dass die in Wahrheit lebensfeindlichen Nazis hier rein oberflächlich eine gleiche Position vertreten, ist doch sehr durchschaubar. Nazis würden nichts lieber tun, als abzutreiben, wenn es etwa um die Kinder der aus ihrer perversen Sicht "falschen" Bevölkerungsgruppe(n) geht. In Hitler-Deutschland gab es Zwangsabtreibungen!

    • @Winnetaz:

      "Ich bin als Christ auch gegen Abtreibungen"



      Gegen Abtreibung zu sein, offenbar noch dazu so absolut ausgedrückt, und vom Ergebnis her so frauenfeindlich zu sein (der Position nach Vergew%#&€ offenbar zu Schwangerschaftsaustragung zwingen zu wollen, Frauen medizinische Versorgung zu verweigern, obgleich sie in Not sind usw.), ist schon schlimm genug.



      Und klar, haben Nazis nichts mit sexueller Selbstbestimmung und Gleichwertigkeit der Menschen am Hut. Dass recht viele Christ*innen da mit Nazis gemeinsame Sache machen, lässt schon tief blicken. Vereint in Frauenfeindlichkeit.

    • @Winnetaz:

      Es ist dasselbe, wie dass man es nicht hinkriegt, antisemitische Islamisten von Demos fernzuhalten, die die israelische Siedlungspolitik kritisieren, oder linkstextreme Randalierer von Demos gegen Armut durch Globalisierung. Es wird immer Leute geben, die das aus der eigenen Sicht Richtige aus den falschen Gründen AUCH befürworten und die gemeinsame Plattform zur Profilierung ihrer eigenen Ziele nur zu gern ausnutzen. Und ja, auch die haben das verbriefte Recht, an angemeldeten Demos teilzunehmen, so lange sie keinen hinreichenden Grund für einen behördlichen Platzverweis liefern.

      Und simmer ehrlich: Wer immer eine Demo organisiert, findet es grundsätzlich besser, nachher von 3000 Teilnehmern berichten zu können statt nur von - dafür handverlesenen - 500. Denn das wäre realistisch betrachtet der Effekt, wenn man genug Vorkehrungen treffen würde, um die Anwesenheit von ein paar hundert Unerwünschten effektiv zu verhindern.

      • @Normalo:

        Das stimmt nur zum Teil. Die Versammlungsleitung darf Personen von einer Demonstration ausschließen, wenn diese die Demonstration stören. Könnte man von extrem Rechten auch sagen. Die sind aber willkommen. Warum? Weil auf diesen Märschen christliche Fundis unterwegs sind, die selbst nicht so viel von Demokratie halten. Steht in jedem Auflagenbescheid drin. Muss man halt nutzen. Wenn die Leute sich nicht dran halten, muss die Polizei ran (dass die das meiner Erfahrung nach nur dann macht, wenn Abgeordnete daneben stehen ist erstmal geschenkt).

        • @Piratenpunk:

          Danke für die Klarstellung! Ich hatte bei "meinen" Demos dankenswerterweise nie Anlass, unerwünschte Mitdemonstranten wegkomplimentieren zu müssen. Leider haben Sie wahrscheinlich auch mit Teil 2 Recht: Im Zweifel bleibt es in der Praxis das Problem der Veranstalter, so einen Ausschluss auch physisch durchzusetzen, was die Aufgabe dann wieder ins Martialische kippen lässt...

  • @Andrea Seifert: Ist doch genauso einfach zu verstehen wie die Tatsache, dass man bis zur Disputation keinen Doktortitel führen darf, einen Tag später aber doch. Und bis zur Approbation keine Ärztin ist, einen Tag später aber doch. Gibt eben sowas wie Meilensteine.



    Eine Eizelle ist ja sowieso bis zu 40 Jahre lang kein Mensch, 9 Monate später aber dann im Einzelfall doch. Die meisten werden es nie.

    Und der ethische Unterschied zwischen Versuchen an Embryonen und Selbstbestimmung über den eigenen Körper sollte ja nun auch jedem unmittelbar einleuchten.

    • @NoMeansNo:

      "Und der ethische Unterschied zwischen Versuchen an Embryonen und Selbstbestimmung über den eigenen Körper sollte ja nun auch jedem unmittelbar einleuchten."

      In Bezug auf den Embryo - so man sich damit abfindet, dass dessen Sichtweise legitim ist - ist dieser Unterschied nur graduell. Auch DAS sollte einleuchten.

  • Ich fände es durchaus legitim mal die Finanzierung der Aktion zu hinterfragen und zu durchleuchten.

    Denn es ist ja durchaus nicht unwahrscheinlich das interessengesteuerte Finanziers dahinter stecken.

    • @Bolzkopf:

      Da machen Sie ein Fass auf. TFP. Ganz gefährliche, aber leider völlig unbekannte Truppe, aus deren Kreis die Idee (und zumindest anfänglich auch das Geld) für die "Lebensmärsche" stammt.



      lateinamerika-nach...die-ewiggestrigen/

  • Mal ne Frage. Wenn Abtreibungsgegner eine Demoveranstaltung von Abtreibungsbefürwortern massiv blockiert hätten, würde dann die taz ebenso positiv berichten. Soweit angemeldet und genehmigt kann jeder für alles mögliche demonstrieren. Das macht unsere Demokratie doch auch aus.

    • @Filou:

      ... außerdem geht es auch um einen zunehmenden Rechtsruck, also ein Erstarken der Rechte und damit auch vermehrtes Infragestellen progressiver, erkämpfter Menschenrechte, um die ureigensten Interessen von Menschen. Klar, dass sich Personen mit Gebärmutter die nicht so einfach nehmen lassen wollen. Das kann ich nicht nur gut verstehen, sondern finde das auch gut.

    • @Filou:

      Womöglich nicht. Ist ja auch okay eine Position zu haben. Fragt sich, was für eine. Und ne feministische ist die FÜR das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche. Also: alles schick!

      • @Uranus:

        Womöglich nicht. Die Hälfte aller abgetriebenen Kinder sind schließlich weiblich. In Ländern wie Indien und China sind es sogar deutlich mehr als die Hälfte, weil viele Menschen dort lieber Söhne als Töchter haben wollen. Abtreibung wird so zur Diskriminierung von Frauen.

        • @Winnetaz:

          Um welches Land geht es im obigen Artikel nochmal? Richtig - um Deutschland und u.a. um dortige frauenfeindliche Bewegung/Proteste.

      • @Uranus:

        ...und die Qualifikation einer Position als "feministisch" reicht aus, um den repressiven Umgang mit Gegenpositionen zu rechtfertigen? Ernsthaft?

        Davon abgesehen werden jene engagierten "Lebensschützer", denen es wirklich um Embryonenrechte geht (soweit ich das von außen erkennen kann die Mehrheit), richtig einwenden, dass ziemlich genau die Hälfte aller abgetöteten Embryonen weiblich sein dürften. Würden Sie sagen, dass Menscherechte von Frauen aus feministischer Sicht altersabhängig sind oder EXKLUSIV Frauen zustehen müssen, damit sie feministischen Schutz genießen können?

        • @Normalo:

          Sie können ja als Nichtbetroffener und Privilegierter den Rechten gegenüber Verständnis zeigen, mit ihnen reden, ihnen eine Plattform bieten u.ä., aber von Anderen, von Betroffenen dies zu erwarten und deren Vorgehen als degressiv verunglimpfen, wäre dann doch dreist. Den Rechten geht es nicht um einen Diskurs sondern um einen politischen Kurswechsel, in dem u.a. Frauen nicht mehr viel zusagen haben.



          Zum zweiten: auf welches Land beziehen Sie sich in den letzten beiden Dritteln Ihres Kommentars? Haben Sie eine Quelle für diese Behauptung? Warum meinen Sie, "Argumente" der "Lebensschützer*innen" hier anzubringen?

          • @Uranus:

            *repressiv



            ... sollte das heißen. Wobei ich fälschlicherweise "regressiv" las. Da habe ich mich geirrt. Nun, zu repressiv äußerte sich ja Piratenpunk bereits. Am



            Rande will ich noch anmerken, dass ich es im allgemeinen schon schräg und zunehmend besorgniserregend finde, dass ziviler Ungehorsam als legitime Protestform - zumal hier auch gegen Nazis - so zerredet wird. An anderer Stelle wird dann aber kaum die Gewalt der Protest-Gegenseite sowie Polizeigewalt gesehen. Das im Zuge eines an Fahrt aufnehmenden Rechtsrucks oder in anderem Fall ("Klimakleber*innen") auch weiter befeuerter Klimakrise.

            • @Uranus:

              "Ziviler Ungehorsam" ist aus meiner Sicht die Auflehnung gegen die Staatsgewalt und ihre Kontrollansprüche - nicht die eigenmächtige Entscheidung, welche Freiheitsrechte ANDERER zum Zweck der möglichst durchgreifenden Artikulation der eigenen politischen Einstellung schon mal gepflegt unter den Tisch fallen können. Letzteres werde ich auch weiter nach Kräften "zerreden".

          • @Uranus:

            ad 1 - Ich bin absolut betroffen, nur halt positiv (und insofern auch "privilegiert"): Im Gegensatz zu zwei älteren Geschwistern (deren Geschlecht weder meine Mutter noch ich kennen) wurde ich NICHT abgetrieben. Ob es mich auch gäbe, wenn meine Mutter ihre vorherigen Schwangerschaften ausgetragen hätte, kann ich stark bezweifeln. Deshalb bin ich ganz egoistisch sehr dankbar für diese Abtreibungen, denn ich liebe mein Leben. Das heißt aber - mein persönliches Glück mal außen vor - nicht, dass das fair gegenüber besagten, nie geborenen Geschwistern wäre, gerade WENN ich betrachte, wie schön es ist, dass MIR dieses Leben geschenkt wurde.

            Zumindest sollte man diese Frage DISKUTIEREN dürfen, ohne gleich in die rechte Ecke gestellt und in feminisitischer Rechtschaffenheit blockiert oder überbrüllt zu werden. Das ist der Punkt: Bei Ihnen klingt es immer so, als ginge es nur den Verbotsgegnern um Menschenrechte (namentlich Frauenrechte). Das ist so einfach betrachtet wie es unwahr ist.

            ad 2 - In welchem Land sind denn NICHT etwa die Hälfte aller Embryonen (und damit im Zweifel auch die Hälfte aller Abgetriebenen) weiblich? Es ist ja nicht so, als würden (deutsche) Frauen nur mit männlichen Embryonen ungewollt schwanger, oder? Also: Unter der Prämisse, dass man - wie nicht nur ein paar Ewiggestrige, völkische Rechtsaußen oder religiöse Eiferer sondern u. a. auch das BVerfG in noch immer aktueller Rechtsprechung - das ungeborene Leben so nennt und als schützenswert erachtet, dann ist die Tötung ungeborenen Lebens zwangsläufig auch die Tötung WEIBLICHEN ungeborenen Lebens. Das ist kein Argument sondern schlichte Logik. In Verbindung heißt das, dass Sie hier den Mantel DER feministischen Position für eine Einstellung in Anspruch nehmen, die entweder



            a) mit der Tötung (auch weiblichen) ungeborenen Lebens kein echtes Problem hat oder



            b) die Existenz ungeborenen Lebens verneint.

            Was ist mit Leuten, die weder a) noch b) mit ihrem Gewissen vereinbaren können - Alles Rechte?

            • @Normalo:

              Eben, als Privilegierter, Nichtbetroffener - also als jemensch, die*der keine Schwangerschaft austragen müsste, wäre es doch naheliegend, da weniger wertende Äußerungen bei hiesigem zu tätigen.



              Abtreibungsgrund hierzulande ist nicht das Geschlecht. Die Anmerkung des Geschlechts tut in diesem Diskurs geht also Thema vorbei.



              Es geht um das Recht auf Schwangerschaftsabbruch, nicht um Zwang. Menschen, die nicht abtreiben wollen, werden ja nicht daran gehindert dies zu tun.



              Dann geht es um Interessensabwägung. Für mich ist klar, das autonome Menschen sich für ihr Leben entscheiden können müssen und Zellhaufen hinten anstehen. Und ich bin dafür, dass die Schwangeren dies (am besten) selbst tun können müssen. Des weiteren geht es um gute medizinische Versorgung auch bezüglich Schwangerschaftsabbruch, und um die Förderung von sexueller Aufklärung, Verhütung (dass sie günstig und verfügbar sind) und "Pille danach", Weiterentwicklung von Verhütungsmethoden, Anhebung von niedrigen Einkommen, guter Altersabsicherung. All dies ist in vielen Ländern der Erde problematisch, in Teilen auch hierzulande.

              • @Uranus:

                *Die Anmerkung des Geschlechts tut hier nichts zur Sache, geht in diesem Diskurs also am Thema vorbei.



                Mh, da fehlten ein paar Wörter ... ;-)

              • @Uranus:

                "Eben, als Privilegierter, Nichtbetroffener - "

                Nochmal: JEDER Mensch ist logisch betrachtet von der Problematik betroffen, dessen Mutter eine Abtreibung auch nur in Erwägung zieht. Die letztlich Geborenen haben nur das Glück, dass es sie nicht erwischt hat. Wie blind Sie über diese Überlegung hinweggehen, ist bedauerlich. Für mich ist sie jedenfalls relevant - als Sohn wie als Vater. Ich sehe daher auch nicht ein, die Gesellschaft in "Betroffene" einerseits und "Meinungsunbefugte" andererseits aufzuteilen. Das ist eine ethische Grundsatzfrage, in der Alle mitsprechen dürfen, deren Gesellschaft dafür Regeln aufstellt - und schon garnicht NUR Jene, die den Konflikt lösen wollen, indem sie behaupten, es gebe ihn gar nicht, weil nur IHRE Perspektive zähle.

                "Für mich ist klar, das autonome Menschen sich für ihr Leben entscheiden können müssen und Zellhaufen hinten anstehen."

                Für Andere eben nicht. Die verkneifen sich schon die derogative Bezeichnung "Zellhaufen" - auch OHNE notwendigerweise rechtsradikal, misogyn oder klerikal indoktriniert zu sein. Teilweise (und da zähle ich mich zu) finden sie TROTZDEM, dass am Ende das Recht der Schwangeren auf Selbstbestimmung nicht hinter dem Schutz dieses ungeborenen Lebens zurückstehen darf. So steht es auch aktuell im Ergebnis im Gesetz: Wenn eine Schwangere von vornherein nicht schwanger sein und ein Kind bekommen will, darf sie ihren Willen durchsetzen. Sie ist es dem Embryo nur schuldig, sich das gut zu überlegen und nicht zu warten, bis er kein Embryo mehr ist. Aber auch das ist Ihnen wahrscheinlich immer noch viel zu gut für den "Zellhaufen", nicht wahr?

                Die Frage ist aber nicht einmal, ob Sie sich denen, die es anders sehen als Sie, anchließen können. Das verlangt niemand. Aber die pauschale Unterstellung böser Absichten, die Verortung von Schuld durch Assoziation dafür, dass Jemand es nicht so sieht wie Sie, und die Befürwortung von Meinungsrepression gegen diese Leute - das finde ich störend.

                • @Normalo:

                  Dies würde ich bezweifeln. Ein nichtexistenter Mensch, wenn die Schwangerschaft früh abgebrochen wurde, kann schwerlich ein*e Betroffene*r sein.



                  An sich würde ich davon aus, dass je nach Beziehungsfestigkeit/Vertrauen, Schwangerschaften angesprochen werden und ggf. über Lebensentwürfe u.ä. gesprochen würde. In gewisser Weise wären Partner*innen Betroffene, aber nicht in der Gestalt einer 9 monatigen Schwangerschaft. Sie können sich ja irgendwie für betroffen halten, die Betroffenheit einer Schwangeren Person werden Sie sich nicht erlangen (können). Damit gibt es auch Unterschiede der Mitbestimmung.



                  Eben, es geht um Ethik. Hiesigen Diskurs wollen allerdings politische Kräfte anhand ihrer patriarchalen Anschauung (Kontrolle über den weiblichen Körper) und (Aber)Glauben/Religion (zumeist auch patriarchal) dominieren. Bezüge zu einem oder mehreren Göttern ("Schöpfung", "Heiliges Leben") entbehrt rationaler Herleitung,



                  Ab der Verschmelzung ist es tatsächlich ein wachsender Zellhaufen, der später weitere Transformationen durchmacht. Neben dieser eher naturwissenschaftlichen Konnotation hat der Begriff auch eine provokative und politische Ebene. Ich würde ihn als Gegenbegriff gegenüber "Lebenschützer*innen" sehen, die gerne von "ungeborenem Leben", "Menschen" und teils gar "Kindern" sprechen. Jene versuchen den wachsenden Zellhaufen bereits zu einem Menschen zu erklären und hierüber nicht nur naturwissenschaftliche Ebene zu überdecken sondern auch eine moralische Aufladung und Diskurseinnahme zu vollziehen. Darauf aufbauend gibt es zumeist eine Angst- und Einschüchterungskampagne ("böse", schlechtes Gewissen machen bzw. von Schuld faseln).



                  "Meinungsrepression" gegenüber Nazis finde ich aus antifaschistischer Position und u.a. aufgrund Deutscher Geschichte heraus doch erst einmal positiv. Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen. Die "Lebensschützer*innen" täten gut daran, ihre Zusammenarbeit mit Nazis zu beenden.

                  • @Uranus:

                    *An sich würde ich davon ausgehen ...

                  • @Uranus:

                    Die "Betroffenheit" des Opfers eines Tötungdeliktes liegt naturgemäß immer primär darin, dass es das Leben nicht mehr mitkriegt, dass nach der Tat noch gekommen wäre. Sie verschanzen sich hinter Ihrer die Person negierenden "Zellhaufen-Doktrin", wenn Sie da die Betroffenheit generell verneinen. Aber nochmal: Diese Doktrin stellt vielleicht den inhärenten Anspruch auf Alleingültigkeit - das RECHT darauf hat sie aber nicht, weder wissenschaftlich noch philosophisch. Sie ist eine von vielen legitimen Möglichkeiten, den Beginn des Lebens (bzw. was Leben ausmacht) zu denken. Und die anderen sind nicht allein deshalb "undenkbar", weil sie aus feministischer Sicht lästig sind. Dass manche Menschen diese Wertungsmöglichkeit opportunistisch gegen die Selbstbestimmung der Schwangeren einsetzen, legitimiert es auch nicht, denselben Opportunismus in umgekehrter Richtung walten zu lassen ODER ihn jedem Andersdenkenden pauschal zu unterstellen.

                    Und wieder "nochmal": Ich sehe Ihre Betroffenheitshierarchie nicht als Kriterium an, eine Meinung zum Thema haben und äußern zu dürfen. Dass man im konkreten Fall die Entscheidung über einen Abbruch im Rahmen der bestehenden Regeln der Frau überlässt, liegt aus meiner Sicht auf der Hand. Aber dass es deshalb keine Regeln geben darf, wäre zu einseitig.

                    Alles weitere, was Sie schreiben, kommt bei mir als furchtbar gegnerbezogen rüber. Sie begründen Alles mit dem ausgestreckten Finger in Richtung der radikalsten Elemente der Gegenseite, um darüber Ihre eigene, GENAUSO radikale, polemische und nach absoluter Diskursdominanz strebende Position zu rechtfertigen. Das ist weder demokratisch oder ethisch überzeugend, noch ist es sachgerech: Hier im Land sind die radikalen Lebensschützer NULL auf dem Vormarsch. Die Stabilität des vom BVerfG seinerzeit gefundenen Kompromisses wird vielmehr von denen gefährdet, die den Lebensschutz vollends tilgen wollen. Tun Sie also nicht so mit dem Rücken zur Wand! IHRE Denkschule ist hier der Angreifer.

                    • @Normalo:

                      Ich denke, ich habe in meinen Kommentaren klare Bezüge (gerade zum eigentlichen Thema, dem Artikel, hin) herausgestellt und Aussagen gemacht. Die Diskussion dreht sich weiter im Kreis. Insofern schließe ich für meinen Teil, dass ich weder einen Großteil Ihrer Darstellung meiner Position noch Ihre Position teile.

                      • @Uranus:

                        Sie hätten vielelicht meine Vorstellung von Ihrer Position deutlich geraderücken können, indem Sie (vor fünf Postings) einfach die Frage beantwortet hätten:

                        ...In Verbindung heißt das, dass Sie hier den Mantel DER feministischen Position für eine Einstellung in Anspruch nehmen, die entweder

                        a) mit der Tötung (auch weiblichen) ungeborenen Lebens kein echtes Problem hat oder

                        b) die Existenz ungeborenen Lebens verneint.

                        Was ist mit Leuten, die weder a) noch b) mit ihrem Gewissen vereinbaren können - Alles Rechte?

                    • @Normalo:

                      ...und noch was zur Wortwahl: "Ungeborenes Leben" ist kein rechtsradikaler Kampfbegriff sondern - NEBEN dem Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren als Ausfluss ihrer Menschenwürde - zentrales Konzept der geltenden Verfassungsrechtssprechung (und damit auch -lage). Wenn der Ihnen extrem und polemisch vorkommt, sagt das mehr über Sie aus als über den etwaigen Verwender. DER zitiert nämlich einfach nur die geltenden Regeln.

                      • @Normalo:

                        Geschenkt. ;-) Leben ist ein relativ dehnbarer Begriff. Ei- und Samenzellen wollten nicht nur Monty Python in ihrer Satire sondern auch sicher einige Fundis u.ä. auch gerne zu Leben erklären. Wie auch immer - Sie können den Begriff 'Leben' für sich gerne gedanklich streichen und stattdessen Baby, Kind, Mensch u.ä. denken. Die beiden letzteren Begriffe erwähnte ich ja explizit.

        • @Normalo:

          Machen Sie Mal halblang. Blockaden von Demonstrationen sind keine repressive Maßnahme, sondern Teil der Demonstrationsfreiheit. Schließlich hat auch nicht die Polizei die Demo blockiert, sondern politisch Aktive.

          • @Piratenpunk:

            Das ist IHRE Ansicht. Für mich ist es kein Ausdruck von Meinungsfreiheit, jemand Anderem den Mund zuzuhalten, und nach gleicher Logik auch genauso kein Ausdruck von Demonstrationsfreiheit, jemand Anderen körperlich am Demonstrieren zu hindern. Soweit es sogar eine strafrechtlich sanktionierbare Nötigung ist, empfindes ich solches Verhalten zumindest - wie geschrieben - als repressiv.

            Ein Grenzfall ist Übertönen. Damit kann ich rechtlich leben, aber demokratisches Gebaren finde ich es auch nicht. Grundsätzlich erstreckt sich meiner Meinung nach die Meinungfreiheit richtig verstanden so weit, dass sich niemand unerwünschte Meinungen nicht zwangsweise anhören muss. Aber die Befugnis, andere zu hindern sie zu äußern (solange sie ihrerseits von der Meinungsfreiheit gedeckt sind), oder auch sie zu hören, sehe ich in dieser Freiheit nicht.

            • @Normalo:

              Faktisch kann man Menschen auch mittels Blockade nicht am demonstrieren hindern. Erfahrungsgemäß werden blockierte Demos kurzzeitig aufgehalten, die Blockade wird geräumt und danach wird weitergelaufen. Zumal während die blockierte Demonstration steht, auch weiterhin deren Inhalte nach außen transportiert werden.



              Soweit ich weiß, betrachtet das Verfassungsgericht entsprechende Blockaden auch als legitim.

              Meine Erfahrung mit Blockaden ist, dass nicht einmal die übereifrigen BFE Einheiten, die sehr schnell bereit sind, anzuzeigen, hier eine Nötigung sehen (dafür sind meines Wissens nach die im Zusammenhang mit Blockaden stattfindenden erkennungsdienstlichen Maßnahmen rechtswidrig).

              • @Piratenpunk:

                Wie gesagt: Aus meiner Sicht ist und bleibt diese Art der "Demonstration", die nur darauf gerichtet ist, Anderen das Demonstrieren zu erschweren, vom Charakter her repressiv. Demonstration sollte Meinungsäußerung bleiben und nicht in eine möglichst hart geführte Schlacht um die Straßenhegemonie ausarten. Dass sowas bis zu einem gewissen Punkt erlaubt ist (oder nur milde Gegenmaßnahmen der Staatsgewalt hervorruft), heißt nicht, dass man es auch tun sollte.

                Ein freiheitlicher Staat erlaubt es auch jedem Menschen grundsätzlich, ein dezidiertes A...loch zu sein. Macht das Menschen, die diese Erlaubnis bis an die Grenzen der Legalität ausnutzen, irgendwie sympathischer oder "vorbildlicher"? Sie wollen doch, dass man Ihren Standpunkt überzeugend findet, oder? Erreichen Sie das, indem Sie primär den Vertretern des Gegenstandpunktes möglichst heftig auf die Füße latschen?

                Diese Methoden erinnern mich an die Weisheiten über das Hooligantum im gleichnamigen Film: Es geht nicht mehr um die Sache, sondern darum, die "Firma" welchen Standpunktes der anderen zeigt, was eine Harke ist. Vom Inhalt her betrachtet ist das antipluralistisch: Schon die Gegenmeinung GEÄUSSERT zu sehen, ist für die Blockierer offensichtlich unerträglich. Nicht mein Land.

          • @Piratenpunk:

            Aber auch da gibt es Grenzen:

            "Grundsätzlich handeln Gegendemonstranten und -demonstrantinnen solange rechtmäßig, wie sie einen Demonstrationszug nicht unmöglich machen, sondern nur erschweren. Letzteres kann vorliegen, wenn ein Demonstrationszug auf die andere Straßenseite ausweichen oder einen Umweg nehmen muss. An Grenzen der Rechtsmäßigkeit geraten solche Erschwerungen allerdings, wo sie die – dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit verpflichtete – Polizei daran hindern, überhaupt das Demonstrationsrecht der auf solche Weise Bekämpften zu gewährleisten."

            www.kas.de/de/web/...onsblockaden-legal

  • Solche Veranstaltungen müsste die Ampel als Anlaß nehmen, nen Zahn zuzulegen und Abtreibung aus dem Strafrecht zu verbannen!

    • @Hugo:

      Ja, das wäre eine super Sache und könnte zu mehr Versachlichung beitragen, auch wenn Abtreibungsgegner*innen versuchen werden, dies anhand bspw. religiöser Aufladung in den Dreck zu ziehen.

    • @Hugo:

      Das kann die Ampel doch gar nicht einfach so.

      Da hat das Verfassungsgericht wegen der Kinderrechte ja auch noch die Hand drauf.

      • @rero:

        Ich denke mal, erstmal die jetzige Situation zu entkrimininalisieren für alle Beteiligten incl. den Leuten in den Praxen/KH sollte auch ein Anliegen des BVG sein.



        Wemmer sich auch hier die Kommentare der zumindest ned Abtreibung Ablehnenden anguckt, wäre es ja irgendwie so, nur ist eine Strafaussetzung unter bestimmten Bedingungen eben keine die Würde der Beteiligten unterstützende humanistische Rechtskultur.



        Wer will findet Wege, wer ned will, Gründe (Ja, ich weiß, der is abgedroschen, Reformen irgendwo versanden zu lassen allerdings Energieverschwendung!).

  • Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

  • Ich verlinke das Woelki-Grußwort nicht; solche menschenverachtende Hetze verlinkt man als Linke*r nicht. Aber man findet es leicht im Internet, und ALLE sollten es mal lesen, damit sie erkennen, mit was für einem rasenden Irren wir es hier zu tun haben.



    Vor allem die Stelle, wo er beklagt, dass die Menschen "dem Leben zwischen Geburt und Tod" viel zu viel Bedeutung zumessen.



    Wo doch das Leben *vor* der Geburt und das Leben *nach* dem Tod das Einzige seien, was *wirklich* wichtig ist.

    Wann endlich volle Härte des Rechtsstaats gegen "christliche" Hassprediger und katholische Kinderschänder-Netzwerke?

    Kommentar gekürzt. Bitte beachten Sie unsere Netiquette.

    Die Moderation

  • Jedes Leben ist ein Geschenk?

    genetisches Erbe und materielles Erbe.



    vor dem Anfang und nach dem Ende des Lebens.

    Geschenke kann man auch ausschlagen.



    Geht beim Erbe auch.

    • @Friderike Graebert:

      Naja, es ist Leben und die Entscheidung es nicht weiter entstehen lassen zu wollen sollte möglich, aber idealerweise nicht nötig sein. Was mich bei den selbst ernannten Lebensschützenden ärgert, ist die Tatsache, das sie allen Anderen das Recht absprechen wollen, diese äußerst schwere und nie zum „Spaß“ getroffene Entscheidung, eigenverantwortlich treffen zu können. Die CDU stellt die Leute gern als triebhafte, verantwortungslose zum Spaßabortierende dar, die eine obrigkeitliche Führung brauchen, die rechten Lebensbornler marschieren mit Jedem, der Provokation und Stimmen bringt und die Religiösen können sowieso alles verdrängen, was mit heimlich Engel machen, Missbrauch durch Priester und Frauen bleiben in der 2 Reihe, zu tun hat. Ja, für Gläubige scheint die jeweilige Lichtgestalt jeweils einen Plan zu haben, aber bei vielen Schäfchen sieht man deutlich, dass diese auch einen ziemlich bissigen Humor hat.

      • @Weidle Stefan:

        Wie unser Staat das Verhältnis von "Schutzauftrag für menschliches Leben" und "Selbstbestimmung" sieht, kann man schön daran ermessen, welches Recht er jedem Menschen zugesteht, das EIGENE Leben willkürlich zu beenden: Außer in bestimmten Sonderfällen landet man ohne Schnürsenkel im LKH, wenn man das versucht.

        Und was da gilt, gilt dann halt zwischen unterschiedlichen Individuen erst recht: Außer im Fall der Abtreibung und - mit Einschränkungen - bei der passiven Sterbehilfe gibt es in unserem Rechtssystem keine auch nur ansatzweise Grundlage dafür, Privatpersonen (insbesondere solche mit einem erheblichen Eigeninteresse an der Entscheidung) eigenmächtig über Leben und Tod Anderer entscheiden zu lassen. SOWEIT es solche Entscheidungen gibt, sind sie Prärogative der Staatsgewalt (Krieg, "finaler Rettungsschuss", Festlegung, was Notwehr ist und was nicht usw.). Den Embryo zumindest ab einem gewissen Entwicklungsstadium als jemand aus Sicht seiner Mutter "Anderen" mit eigenem Lebensrecht zu betrachten, hat also das Mitmischen bei der Entscheidung als logische Konsequenz. Und die aktuelle Gesetzeslage hält dieses Mitmischen sogar in recht engen Grenzen - den engsten, die das Bundesverfassungsgericht seinerzeit zulassen wollte.

        Die kirchlichen Abtreibungsgegner kommen ethisch aus genau dieser Ecke. Ihr häufig konservatives Familienbild spielt sicher auch mit rein, aber allein dafür dafür dürfte kaum jemand von denen auf die Straße gehen. (konsequenterweise müssten sich ja dieselben Leute auch genauso vehemment gegen Scheidungsrecht, berufstätige Mütter etc. engagieren). Da unterscheiden sie sich fundamental von den rechtsextremen Verfechtern eines auf unterwürfige Reproduktion reduzierten Frauenbildes, denen es wenn überhaupt eher um ein vermeintliches "Recht der Volksgemeinschaft" am Nachwuchs geht als um DESSEN Rechte. Das sollte man schon anerkennen, auch wenn man die Vorstellungen der Kirchen oder des BVerfG, was "schützenswertes Leben" ist, nicht teilt.

  • Tja, Lebensschutz ist manchmal ganz toll (zB bei Tieren), manchmal aber ganz schlecht, wenn es um ein Beschneiden des eigenen Spasses und der eigenen Freiheiten geht.

  • Ich bin überzeuge Atheisten aber sehe Abtreibungen trotzdem kritisch. Bisher konnte mir jedenfalls kein Befürworter von Abtreibungen plausibel erklären warum ausgerechnet in den ersten drei Monaten ein Embryo kein menschliches Leben ist und dann auf einmal einen Tag später doch. Auch verstehe ich nicht die Logik, dass Frauen auf der einen Seite bis zum 3. Monat abtreiben können, in der Forschung Embryonen aber nicht über den 5. Tag hinaus gezüchtet und für Versuche genutzt werden dürfen.

    Oder warum Frauen auf der einen Seite "mein Körper gehört mir" argumentieren aber dann erwarten dass die Gesellschaft für Arztuntersuchungen während der Schwangerschaft aufkommt, Frauen während der Schwangerschaft (auch in den ersten drei Monaten) einen besonderen Kündigungsschutz haben etc.

    • @Andrea Seifert:

      Aus welcher Quelle zitieren Sie die 5 Tage? In Deutschland darf mit humanen Embryonen gar nicht geforscht werden (Embryonenschutzgesetz) An humanen embryonalen Stammzellen nur dann, wenn entsprechende Zelllinien vor dem 01. Mai 2007 unter genau definierten Voraussetzungen aus bestimmten Embryonen erzeugt wurden, ausschließlich zu hochrangigen Zwecken, die keinesfalls ohne Verwendung solcher Zellen erforscht werden können, worüber eine zentrale Ethikkommission entscheidet (Stammzellgesetz).

      Auch die gesellschaftliche Debatte um das Stammzellgesetz und dessen letzte Änderung war von religiösen Standpunkten dominiert.

      Embryonenverbrauchende Forschung (verboten) und Schwangerschaftsabbruch (unter Umständen nicht verwirklichte Straftat) lassen sich aber ebensowenig vergleichen, wie der Schwangerschaftsabbruch gegen den Mutterschutz aufgerechnet werden darf. Ich gehe davon aus, dass sich niemand die Entscheidung darüber leicht macht, eine ungewollte Schwangerschaft abbrechen zu lassen. § 218 StGB gehört aus meiner Sicht daher abgeschafft, die Pflicht zur Beratung außerhalb des Strafrechts geregelt.

      Die Stigmatisierung von Frauen, die sich nach Beratung gegen eine Schwangerschaft entscheiden - insbesondere wenn diese Stigmatisierung im Wesentlichen von einer männlich dominierten Religionsgemeinschaft ausgeht - kommt mir so vor, als würde das Geschlecht, das zur Schwangerschaft lediglich seinen einfachen Chromosomensatz beiträgt und ab der Geburt im Durchschnitt (!) deutlich weniger als der „Mutterpflicht“ nachkommt, die Nichtverbreitung der eigenen Gene kriminalisieren.

    • @Andrea Seifert:

      Die Krux an Justitias Waage ist, dass sie ihren Zweck nur erfüllt, wenn sie ganz am Ende immer in die eine oder die andere Richtung ausschlägt. Eine schwammige Mitte, in der quasi Alles möglich ist, hilft nicht weiter, wenn man eine einheitliche Rechtsordnung aufbauen will, die die Rechte, die sie gewährt, auch verlässlich schützt. Denn wenn man defintive Rechtsfolgen an einen Sachverhalt knüpfen will (meistens "verboten" oder "erlaubt"), dann braucht es auch möglichst(!) scharfe Grenzen, wo das eine beginnt und das andere endet.

    • @Andrea Seifert:

      Nur mal so gefragt: Akzeptieren Sie die Regelungen und Definitionen im Kontext der heute gängigen Praxis, jemand für tot zu erklären? Und falls Ihre Antwort positiv ausfällt: Gilt die "umgekehrte" Definition nicht dafür, was eigenständiges Leben ist?