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Erweiterung des Brics-BündnissesKeine gerechtere Weltordnung

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Ein alter linker Traum erfüllt sich scheinbar: die Emanzipation des „Globalen Südens“. Angesichts der Akteure fällt es aber schwer, das als Fortschritt zu sehen.

Feiern sich und die Erweiterung als Ansage an den Westen: Staatschefs der Brics-Staaten Foto: reuters

S elten löste ein Menschenrechtsbericht solches Entsetzen aus wie jetzt die Enthüllung von Human Rights Watch über Massaker an äthiopischen Flüchtlingen in Saudi-Arabien. Der Bericht „They Fired on Us Like Rain“ offenbart die Gewalt der saudischen Diktatur, ihre Geringschätzung menschlichen Lebens und den arabischen Rassismus gegenüber Afrikanern.

Direkt danach sind nun Äthiopien und Saudi-Arabien gemeinsam in das Schwellenländerbündnis Brics eingeladen worden, und beide Regierungen betonen, sie hätten miteinander überhaupt kein Problem. Aus der Fünferallianz Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wird ein Elferbündnis mit den Neumitgliedern Ägypten, Äthiopien, Argentinien, Iran, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Weitere könnten folgen.

„Brics plus“ erfüllt scheinbar einen alten linken Traum: die Emanzipation des „Globalen Südens“. Die Auflösung der europäischen Kolonialreiche gilt als epochale Errungenschaft des 20. Jahrhunderts, aber für viele blieb sie unvollendet: An die Stelle kolonialer Herrschaft trat neokoloniale Abhängigkeit, begründet im US-zentrierten Finanzsystem und in der Sonderstellung der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs in den Vereinten Nationen.

Mit der Brics-Erweiterung erscheint nun die Alternative einer „multipolaren“ Welt zum Greifen nahe. Die Brics-Länder wollen laut Gipfelerklärung untereinander mit ihren eigenen Währungen Handel treiben statt über den US-Dollar. Sie betonen „gegenseitigen Respekt“ und „souveräne Gleichheit“.

Das Recht des Stärkeren

Aber es fällt schwer, darin einen Fortschritt zu sehen, wenn man sich die Akteure anschaut. Die multipolare Welt von Wladimir Putin und Xi Jinping, die sich keinen Regeln unterwerfen, ist das Gegenteil der multilateralen Welt, in der alle nach den gleichen Regeln spielen. Es ist ein exklusiver Klub der Bosse und Diktatoren. Zu Hause darf jeder alles und verdient dafür Respekt. Die multipolare Welt begräbt die regelbasierte Weltordnung, es gilt das Recht des Stärkeren.

Natürlich fühlen sich Äthiopiens Abiy Ahmed, Saudi-Arabiens Mohammed bin Salman und andere Neuzugänge in dieser Brics-Welt wohler als in einer, in der internationale Instanzen Menschenrechte anmahnen. Aber mit Fortschritt für die Menschen hat das nichts zu tun. Linke Träumer in Brasilien oder Südafrika oder demnächst Argentinien sind nur dabei, weil ihnen der Anti-US-Reflex den Blick auf die Realitäten verstellt. Sie reduzieren den „Globalen Süden“ auf ein Feigenblatt für den autoritären „Osten“ im neuen Ost-West-Konflikt. Sie schenken Brics ein Mäntelchen der Verlogenheit, die freie Hand für Massenmörder zur antiimperialistischen Errungenschaft erklärt.

Verlogen ist das auch aus ganz banalen Gründen. Die Brics-Mächtigen mögen gegen westliche Hegemonie und den US-Dollar wettern. Aber ihre gestohlenen Gelder legen sie nicht in Rubel oder Yuan an, sondern in Dollar, Euro, Pfund und Franken. Ihre Bankkonten halten sie im reichen Westen, ihre Geschäfte laufen über New York und London, ihre Kinder gehen auf westliche Universitäten. Chinesische und russische Unternehmen beuten Menschen und Natur in armen Länder unbekümmerter aus als westliche und wahren ihre Interessen mit der vollen Härte russischer Wagner-Kämpfer und chinesischer Überwachungsfirmen.

Steilvorlagen

Die Tragik ist, dass der „Globale Westen“ im Eintreten gegen das multipolare Recht des Stärkeren ständig Steilvorlagen gegen sich selbst liefert. Die westliche Unterstützung für den Freiheitskampf der Ukraine ist die rühmliche Ausnahme, die den desolaten Zustand westlicher Politik ansonsten eher noch deutlicher hervortreten lässt.

Denn ansonsten gelten globale Regeln oft plötzlich nicht mehr, wenn westliche Länder sie brechen. Globalisierung wird ausgebremst, sobald andere Weltregionen zu schnell aufholen. Freiheit in reichen Ländern endet dort, wo Zuwanderer aus armen Ländern sie in Anspruch nehmen wollen. Und während in Johannesburg der Brics-Gipfel die „Stärkung der Kapazität afrikanischer Staaten“ forderte, behauptete in Paris ­Emmanuel ­Macron in einem Interview, ohne Frankreichs Militärengagement in Afrika „gäbe es zweifelsohne Mali und Burkina Faso nicht mehr“. Besser kann man neokoloniale Ignoranz nicht ausdrücken.

Die Brics-Welt glänzt – aber nur, weil die westliche Welt hinter den Ansprüchen zurückbleibt, die weltweit an sie gesetzt werden. Der Brics-Glanz ist ein falscher Glanz. Aber die Aufholjagd des Westens beginnt bei sich selbst.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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60 Kommentare

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  • Vielen Dank für eure Beiträge. Wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Die Moderation

  • WOW, ein Artikel der in die Zukunft schaut, aber leider nicht in die Tiefe. Warum werden die BRICS hier kritisiert? Ist China und Russland der Grund? Warum treten Länder den BRICS bei? Warum nutzt Afrika nicht die Chancen, die es durch den „fairen Handel und gegenseitigen Respekt“ mit Europa und den USA bekommt? Achja, weil Europa und allen voran Frankreich mit Afrika nie auf einer Ebene verhandelt haben. Weil sich viele Länder durch FranceAfrique Verträge und die France-Währung immer noch nicht frei entwickeln können. Weil die Handelsverträge mit der EU eben keinen fairen Handel bewirken. Immerhin ist mit Äthiopiens Ministerpräsident ein Friedensnobelpreisträger in die BRICS eingetreten. *hust*



    Es ist schade, dass die TAZ hier nur in eine Richtung schießt. Was bedeuten dem Westen denn seine Werte, wenn sie ihm plötzlich nichts mehr nutzen? Regelbasierte Weltordnung? Ja, so lange sie dem Westen dient. Es ist schon unglaublich wie vor den Skandalen, wie den Flüchtlingszurückweisungen in Europa und USA oder westlicher Kriege und Drohnenangriffe die Augen verschlossen, und plötzlich so getan wird, als seien die BRICS Länder jene, welche die Büchse der Pandorra geöffnet hätten. SIE (und damit meint die TAZ sicherlich nicht alle BRICS Länder undifferenziert) wenden schließlich nur „Techniken“ an, die für die westlichen Staaten vor einigen Jahrzehnten und auch heute noch nie ein Problem darstellten. Auch wenn es gegen die eigenen Werte sprach. . . FunFact: Die BRICS repräsentieren in Zukunft 46% der Weltbevölkerung. Die G7 repräsentiert 10% der Weltbevölkerung.

  • "Die multipolare Welt begräbt die regelbasierte Weltordnung, es gilt das Recht des Stärkeren." - Ich wusste gar nicht, dass wir bisher in einer "regelbasierten" Weltordnung gelebt haben, in der der Stärkere (die USA) NICHT tun konnte, was er wollte.

  • BRICS ist Quatsch und das wissen die auch selber - Die Positionen der einzelnen Mitglieder könnten schon heute nicht weiter auseinander seinen. Und wie eine große deutsche Tageszeitung mit Recht (sinngemäß) schrieb: Mit einer Hand den G7 den Stinkefinger zeigen und mit der anderen um Entwicklungshilfe betteln funktioniert eben auch nicht.

  • "BRICS" ist ganz einfach China, das sein Imperium organisiert, mit Russland als Juniorpartner. In diesem Sinne ist es natürlich auch ein Gegenentwurf zum "Westen". Aber wie der Artikel richtig herausstellt ist es keine bessere Alternative gegenüber der westlichen Welt.

  • Letztendlich sollten wir im Westen ein wenig selbstkritischer sein. Das absolute Desinteresse am globalen Süden in den letzten Jahrzehnten und auch noch heute treibt viele Länder in die Arme von China und das wird uns eines Tages teuer zu stehen kommen:

    Der Westen hat die Ukraine in den ersten 12 Monaten Jahr mit 140 Milliarden Euro unterstützt. Zur Bekämpfung des Welthungers fehlen zwischen 10 und 14 Milliarden jährlich:

    m.focus.de/finanze..._id_187057719.html

    www.berliner-zeitu...e-hunger-li.111170

    Passt da wirklich die Verhältnismäßigkeit?

    Mittelfristig und langfristig wird die demokratische friedvolle Entwicklung der Welt nicht in der Ukraine, sondern im globalen Süden entschieden.

    Ich würde mir wünschen, dass nur ein Bruchteil vom "Enthusiasmus" und dem Solidaritätsgedanken für die Ukraine auch für den globalen Süden herrschen würde... letztendlich würden wir damit nicht nur Milliarde(n) Menschen helfen, sondern aus sicherheitspolitischen Sicht uns selber!

    • @Alexander Schulz:

      Dem Süden ist mit Panzern und Waffen (die ja bereits Jahrzehnte alt sind) auch nicht geholfen. Dieses Gegenrechnen ist eine Milchmädchenrechnung.

    • @Alexander Schulz:

      Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

      • @Realdemokrat:

        "Mit wem von denen willst du solidarisch sein? "



        Wie wäre es mit den Menschen in eben diesen Staaten. Wenn Ihnen das aber ausreichend scheint um einer Person einen (wenn auch kurzen) Aufenthalt in einem Foltergefängnis zu wünschen, sollten Sie sich vielleicht ob ihres Nicknamen Gedanken machen.

      • @Realdemokrat:

        Was sollen solche Kommentare unterhalb der Gürtellinie, die haltlose Unterstellungen beinhalten? Ich huldige weder Diktatoren, aber auch nicht Präsidenten mit autoritären Zügen von Hybrid Regimen wie Selenski (was natürlich kein Grund sein sollte der Ukraine nicht zu helfen) oder Orban usw. Im Gegenteil ich bekenne mich klar zur Demokratie und finde deswegen unseren Umgang mit dem globalen Süden kritikwürdig, da wir bei mehr Interesse an ihnen hätten verhindern können, dass sich viele von ihnen Richtung China orientieren. Übrigens sind dabei einige Demokratien wie Brasilien, Südafrika, Indien usw. Und Brix wird mittelfristig noch weiter wachsen.



        Ich würde mir wünschen, dass Sie da klarer diffenzieren würden.

  • Die Dominanz des Westens war schon immer das Problem. Gut gemacht BRICS

  • "Die multipolare Welt begräbt die regelbasierte Weltordnung, es gilt das Recht des Stärkeren."



    Ach, es gibt eine regelbasierte Weltordnung?



    Ich sehe vor allem Staaten und Blöcke, die ihre jeweils eigenen Regeln durchsetzen wollen.

  • Nun, China und Russland sind natürlich sehr problematisch, aber da der Westen noch vor kurzem mit Russland handelte und mit China noch immer auf gute Freunde macht, hat Kritik von Politikern einen leichten Beigeschmack.



    Ich möchte dennoch anmerken, dass ich diese Emanzipation von den Amis gut finde und dass es auf jeden Fall gut ist, wenn es mehr als nur eine Großmacht gibt die den internationalen Ton bestimmt. Die EU hätte hier eigentlich viel Potential gehabt, aber Europa gefällt sich ja doch recht gut in der Rolle des US-



    Vasallen, schade...

  • Frei nach Edward Saïd: Der Globale Süden hat vom „erfolgreichen“ Westen/Norden gelernt, dass „Gewinner“ ist, wer das Patriarchat hochhält, anders Aussehenden und Denkende ausbeutet, daneben auch die „eigenen“ Frauen und Mitglieder der arbeitenden Klasse, solange er denen nur das Hochgefühl verkaufen kann, irgendwie am „besser Sein“ teilzuhaben.



    Leider ist es nunmal wie in dem inzwischen sehr alten und schalen Witz, dass im Kapitalismus der eine den anderen ausbeutet und es im „Kommunismus“ umgekehrt ist: Wer andere ausbeuten kann, ohne dass er daran gehindert wird, erscheint als der „Sieger“. Und deshalb muss man die entsprechenden Leute daran hindern, andere auszubeuten und sozial empfindlich dafür bestrafen. Aktuell dürfen insbesondere Putin/Xi/Trump, aber auch Orban/Rubiales/Buschmann nicht „gewinnen“!

    • @Zangler:

      😄 Und was ist mit Hoeneß/Meloni/Bohlen?

  • In Anbetracht der Tatsache dass, TAZ ein linkes Magazin ist, wundern mich die Kommentare nicht, der Tenor ist, der Westen ist grundsätzlich an allem Schuld. Ich persönlich finde dieses schwarz-weiß Denken idiotisch, weil es schlicht und einfach nicht Korrekt ist. Ich glaube sogar einen Hass auf den Westen aus den Kommentaren herauszulesen, was mich ein wenig wundert, denn ich glaube die Autoren dieser Kommentare leben im Westen und profitieren von Vorzügen die ihnen der Westen bietet, Stichwort Heuchelei.

    Was BRICS+ angeht, glaube ich nicht, dass sich wirtschaftlich in absehbarer Zeit was ändern wird, auch wenn BRICS+ eigene Währung aus dem Zauberhut holen sollte, wird diese den Dollar und Euro so schnell nicht ablösen, falls überhaupt. Spannungsfrei wird’s dort auch nicht gehen, China möchte die Führungsrolle übernehmen, ich glaube nicht, dass Russland und Indien damit einverstanden werden.

    Dazu kommt, dass ab 2024 die meisten Länder in diesem Verein Diktaturen sein werden, deren Despoten nur das eigene Wohl und den Machterhalt im Kopf haben, ob das zur Harmonie beitragen wird wage ich zu bezweifeln.

    • @Ignis Ferrum:

      was meinst du mit hass? hier wird sachliche kritik geäußert. natürlich ist der globale westen an der lage des südens schuld weil er ihn jahrhunderte lang komplett ausgebeutet und versklavt hat



      ausserdem wer sich gegen den westen und sein system ausspricht lebt in den meisten fällen auch so. wirklich linke gedanken zu verfolgen und sich wohlstand anzueignen wäre dumm und doppelmoralisch, das tut keiner



      dazu wirst du als systemgegner vom system selber unterdrückt, was diese menschen in keine lage versetzt wie als wären sie im globalen süden, hat aber nichts mit heuchelei zu tun

  • Hallo Herr Johnson,

    Ihr Kommentar beginnt mit einer sachlichen Analyse des BRICS Clubs und seiner Beitrittskandiaten um dann zielsicher in die standard-this-is-why-Schleife: "der Westen ist schuld" einzumünden.

    Damit ist (fast) alles gut: verfestige Sterotype und Glaubenssätze der DuchschnittsleserInnen hier werden bedient. Nur leider auch die BRICS Staaten entmündigt und vom Anspruch entlastet, es doch besser zu machen als der "böse Westen".

  • "Linke sind dabei, weil ihnen der Anti-US-Reflex den Blick auf die Realitäten verstellt."



    Der entscheidende Satz. Würden nicht weltweit Linke das Konstrukt Globaler Süden verklären und die Agenden solcher Staaten als dekolonial ansehen, stünde ein solches Bündnis für alle sichtbar als das da, was es ist: ein Verbrechersyndikat.

  • "Der globale Süden emanzipiert sich" - vertreten von Mördern, Despoten und Diktatoren - welch Gewinn für den globalen Süden und für die Menschheit im Ganzen.



    Mit Ausnahme von Argentinien und Indien wird in allen anderen BRICS plus Staaten auf staatsgeheiß gemordet, umerzogen, gefoltert, unterdrückt.



    Das ist kein neuer Gegenpol zum "verkommenen Westen" der da entsteht, dass ist das who is who des Bösen - fehlt eigentlich nur noch Nordkorea in der illustren Runde...

    • @Farang:

      Nun, wessen Schuld ist das denn? Wer hat all diese Staaten so lang ausgebeutet? Wer hat demokratische Kandidaten gestürzt und sabotiert?



      Viele Probleme der dritten Welt wurden von der ersten verursacht

      • @Karim Abidi:

        Der Westen ist Schuld, dass in Russland und China gefoltert und gemordet wird? Zwei der imperialistischsten Staaten aller Zeiten? Schön wäre es, wenn die Welt so einfach wäre, wie sich mancher Salonlinker das vorstellt.

  • Es war klar, dass der Rest der Welt nicht einfach zuschauen wird, wie der Westen auf Dominator macht und die Weltregeln diktieren will.



    Mit Brics formiert sich ein ernsthafter Gegner der westlicher Wirtschaftsdominaz.



    Die USA und'Europa werden es künftig schwerer haben im Weltmarkt zu bestehen.



    Interessant ist jedoch, dass diese BRICS letztlich auch nur kapitalistisch geleitet ist. Was wohl Marxx oder Mao dazu sagen würde

  • Danke Herr Johnson für diesen Kommentar; ich teile diese Meinung voll und ganz. Der Westen ist ganz sicher nicht perfekt, aber bei weitem besser als ein Großteil dieser Despoten. Tragisch, dass nicht wenige Linke dies nicht sehen bzw. in ihrer durchaus berechtigten Selbstkritik in Maßlose abgleiten und noch das übelste Despotentum für legitim halten solange es sich nur sozialistisch oder antikolonial nennt und gegen die USA und den Westen wettert. Aber dort leben, nein danke.

    • @Fran Zose:

      Wieso genau ist der Westen besser? Weil es jetzt seit einem Jahr Krieg in der Ukraine gibt? Aber Tschetschenien und Georgienkrieg waren ok. Und lass mich gar net erst von den Kriegen des Westens anfangen.



      Du hast ÜBERALL Mörder und Despoten, nur werden die einen in dem einen Teil der Welt als Demokraten und die anderen in einem anderen Teil als Demokraten betitelt

      • @Karim Abidi:

        Der Westen hat Tschetschenien und Georgien angegriffen?

      • @Karim Abidi:

        Danke, auf den Punkt gebracht.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Es ist ein Grundproblem „linker Träume“, dass sie gekidnappt werden. Es fing an, als Rom das Christentum zur Staatsreligion machte und daraus die RKK entstand. 🐑 🎅 🌟

  • Aus neoimperialistischer und neokolonialistischer Sicht ist BRICS natürlich zu verurteilen.

    • @Rolf B.:

      Aus antiimperialistischer und antikapitalistischer Sicht aber natürlich ebenso…

    • @Rolf B.:

      bzw aus imperialistischer, kolonialistischer und diktatorischer Sicht zu begrüßen.

  • Danke.

  • Nun, die Unipolare Weltordnung (USA + ihre Juniorpartner) war berühmt für:



    - NSA-Skandal und Massenüberwachung



    - Abu Ghraib und Guontanamo Bay und geheime Folterzentren



    - Illegale Kriege und Regime Change Operationen



    Anders ausgedrückt:



    Wir sind außenpolitisch keinen Deut besser als die BRICS+.



    China hat sogar viel weniger Krieg geführt als die USA.

    • @Kartöfellchen:

      Nicht perfekt nein. Aber wenn du vergleichst einen fehlbaren Menschen mit einem drogensüchtigen Mafiaboss...

    • @Kartöfellchen:

      Demnach wäre dem chinesischen Modell wohl der Vorzug zu geben, die Demokratie durch eine Ein-Pateien-Diktatur genauso zu ersetzen, wie Guantanamo durch 'Bildungseinrichtungen' wie sie in Xinjiang betrieben werden. Denken sie also wirklich, dass es "keinen Deut besser" ist, dass die Massenüberwachung der NSA oder die Black Sites der CIA allgemein als Skandal wahrgenommen wird, während die chinesische Massenüberwachung mit Social-Scoring und massiven Auswirkungen auf den Alltag der Menschen als unhinterfragbare Normalität gilt, dass es keinen Unterschied macht ob moralisch ambivalente Militäroperationen kontrovers diskutiert werden (Würden sie übrigens tatsächlich bevorzugen Despoten und Massenmörder wie Hussein oder Gaddafi unbehelligt an der Macht zu lassen?), während Ereignisse wie das Massaker auf dem Platz des himmlischen Friedens oder der kulturelle Genozid an den Uiguren in der dortigen öffentlichen Wahrnehmung nicht einmal existieren?

    • @Kartöfellchen:

      Kommen wir also messerscharf zu dem Ergebnis, dass alle und alles irgendwie schlimm ist und nur China ist ein bisschen besser.

  • Diese Entwicklung konnte nur kommen, weil der Westen sich über seine G7-Arroganz als Maß aller Dinge zelebriert hat. Und Deutschland vorneweg.



    Vielleicht tut es uns mal ganz gut, wenn wir erkennen, dass die Welt auch ohne unsere Moral und unser Zutun funktioniert.

    • @wollewatz:

      Ja, genau, weg mit aller Moral und weg mit allen Hemmungen. In einer brutalen Welt wird sich durchsetzen wer am brutalsten agiert. 1000 Mrd. fürs Militär! Sofort!

      • @Ingo Bernable:

        Naja, die Chinesen tauchen bisher, im Gegensatz zu den Amerikanern, selten mit Militär im Ausland auf. Sie weiten Ihren Einfluss auf eine andere Art aus. Vielleicht sind sie einfach klüger.

        • @wollewatz:

          Und die massitve militärische Aufrüstung Chinas, die Inselbesetzungen, die Militärübungen vor Taiwan, das Alles ist Ihnen egal? Wie können Sie Moral und Gewissen über Bord werfen wollen? Was bleibt dann? Das Gegenteil brauchen wir doch: Ernsthaft politische Außen- und Handelspoltik zur Befördertung der Menschenrechte! Vor allem die Menschen, die unter den BRICS-Diktaturen leiden. #tryannenmord

      • @Ingo Bernable:

        Eine Billion - im Jahr? Wen wollen Sie besiegen?



        Vom Geist der Friedensbewegung ist wenig geblieben, gerade von denen, die damals dafür waren. Bei den anderen hat sich nicht viel geändert.

      • @Ingo Bernable:

        Ich würde sagen der richtige Weg liegt irgendwo in der Mitte. Wie sollten unsere Moral nicht aufgeben, sondern diese Vorleben aber eben den anderen nicht aufdrängen. Wir können das schlicht nicht und ich kann das Unwohlsein von Wollewatz gut nachvollziehen, wenn grade wir international uns als Lehrmeister in Sachen Moral aufführen wollen; das ist mir oftmals sehr unangenehm und führt zu nachvollziehbarer Häme mit Ansage seitens der Gescholtenen. Ich bin überzeugt, dass das Größte Pfund der Amerikaner in der Vergangenheit nicht ihre militärische Stärke sondern die her kulturelle Stärke war; wobei die militärische Stärke natürlich ein wesentliches, unterstützendes Element war.

        • @Fran Zose:

          Würde also konkret bedeuten sich in Sachen Moral und Menschenrechte allein um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern und die Menschenrechtsverstöße, sei es in Xinjiang, sei es in Butscha, unkommentiert zu lassen weil man gegenüber den Despoten und Diktatoren in aller Welt nicht den 'Lehrmeister' geben will. Ich habe eigentlich nicht den Eindruck, dass ein solches Vorgehen tatsächlich geeignet wäre der eigenen Position in Fragen der universellen Menschenrechte zu mehr Glaubwürdigkeit zu verhelfen.

          • @Ingo Bernable:

            Ich persönlich bin überzeugt, dass unsere liberale Gesellschaftsordnung mit ihren persönlichen Freiheiten die bestmögliche ist und ich möchte in keiner anderen Leben. Aber nun die Gretchenfrage: was mache ich mit den Gesellschaften die das nicht so sehen? Intervenieren? Das wird nun mal nicht klappen. Am Ende bleibt eben nur mit guten Beispiel voranzugehen und so attraktiv zu sein, dass die anderen von alleine so sein wollen. Das dauert lang, ist aber letztlich denke ich der einzig erfolgversprechende Weg. Und ja, meiner Meinung nach würde es auf dem Weg dahin helfen, wenn man die die anderen, vermeintlich rückschrittlichem Gesellschaften nicht dauernd von oben herab abkanzelt (auch wenn diese falsch liegen).

  • Ich finde es nicht besonders überraschend. Europa ist wiege des Humanismus. Dass ein Bündnis ohne Europa auch ohne diesen auskommt war zu erwarten. In welchem Land außerhalb Europas des Westens wurden Menschenrechte jemals ernst genommen?

    • @Sybille Bergi:

      Warum auch? Wer sich allein das Debakel im Umgang mit Flüchtlingen ansieht, begreift, das Europa viel über Menschenrechte redet, diese aber - wenn es hart auf hart kommt - eher für verhandelbar hält. Viele Beispiele dafür und für andere Verlogenheiten lassen uns in der Welt ziemlich dämlich dastehen. Der erhobene europäische Zeigefinger kann niemanden mehr beeindrucken.

  • Unter dem Label der wirtschaftlichen Freiheit im Bunde mit Diktatoren und Menschenrechtsverbrechern werden Staaten mit schwachen Demokratien in der BRICS mittelfristig erpresst, dass sie ihre ohnehin schon schwachen Demokratien ganz aufgeben - oder eben kein Geld mehr erhalten, schon gar nicht günstig. Aufstrebende Demokratien wird es in der Gemeinschaft erst recht nicht geben. Das ist in meinen Augen eine realistische Perspektive.

    • @weegy:

      Auch wenn es langweilt: Genau das haben die westlichen Staaten in den letzten Jahrzehnten auch auch gemacht.

  • Im Grunde sind die herrschenden "Eliten" in einigen der aktuellen und zukünftigen BRICS-Staaten genau so verkommen wie die in den hiesigen Staaten. Das gibt sich nicht viel.

    Nur sind die dominierenden Staaten Nordamerikas, Westeuropas sowie Japan, Südkorea, Israel und Australien derzeit noch wesentlich reicher und militärisch überlegen.

    Demokratie und soziale Gleichheit aber gibt es leider nirgends auf der Welt. Und Umweltzerstörung ist ebenfalls international.

    • @Uns Uwe:

      Na, wenn das eh alles angeblich so überhaupt keinen Unterschied macht, können wir dem Aufstieg der AfD ja ganz entspannt entgegensehen. Es macht aber ganz gravierende Unterschiede, etwa den ob sie derartige Thesen oder Kritik an tatsächlichen Missständen in den Raum stellen können ohne dafür im Knast oder gar am Galgen zu enden.

      • @Ingo Bernable:

        Solange 'wir' keine Antwort auf die Bewältigung der Klimakatastrophe, die durch den Kapitalismus, das Raffen von weltweiten Ressourcen zugunsten immer weniger werdender Profitjäger im Hintergrund einer angeblich demokratischen Wohlstandsgesellschaft haben, in der letztlich (in der 'Krise') die Unterschiede zwischen arm und reich größer werden, bildet der 'Westen' nur ein emanzipatorisches Mäntelchen, was selbst in der tiefsten Klimakrise von den angeblich Wohlhabenden verdrängt wird. Dass im Namen dieser 'Demokratie' andernorts jedoch alles dafür getan wird, mit Hilfe von Despoten und anders Abhängigen weiter die neokoloniale Abhängigkeiten zu erhalten, wird gern übersehen, solange es einer scheinbaren Überlegenheit westlichen Kapitalismus dient. Natürlich ist Brix-Plus ein Bündnis gegen den US$ und eine insbesondere von China als ökonomisch-technologisch fortschrittlichstem Staat beeinflußte Gegenbewegung. Solange es noch weniger entwickelte Märkte gibt, kann insbesondere China seine Überproduktionskrise noch in Grenzen halten und gleichzeitig die 'westlichen' Globalisten ausbremsen.

      • @Ingo Bernable:

        Mit der AfD haben Sie ohne es zu wollen, die Barbarei in den westlichen Staaten benannt. Europa hat seine Hitlers und Mussolinis keineswegs hinter sich, sondern womöglich erneut vor sich.

        Der Westen gibt sich geläutert und betont, dass seine Verbrechen der Vergangenheit angehören - oder eben jetzt in anderen Regionen dieser Erde stattfinden.

        Doch die Barbarei hat keine Ort an der sie stattfindet. Auch Europa und USA verantworten massenhaft sterbende Flüchtlinge. Was gestern Mussolini war, heißt heute Meloni. Was gestern zu 2 Weltkriegen führte, heißt heute erneute Aufrüstung und "Engagement" oder "Verantwortung". Was aber ist Inhalt dieses Wortgeklingels. Ist es eigentlich der allzu vertraute Inhalt von damals?

        "Regelbasiert" - sorry, das ist erst mal nur ein Wort. Ich will sehen, dass damit andere Regeln gemeint sind als nur die alte Ausbeutung von Mensch und Natur sowie von anderen Ländern.

        Menschenrechte wär'n ein schönes Ziel. Aber will man die mit Parteien wie AfD, CDU und SPD erreichen? Mit einem Kanzler Scholz? Mit einem US-Präsidenten Biden? Mit einem Präsidenten der Reichen Macron?

  • Die regelbasierte Ordnung ist ja nur für den gut, der die Regeln macht. Wieviele von diesen Regeln haben die USA eigentlich gebrochen? Und auch wir. Wie geht Frankreich mit ihren ex - Kolonien um?

    Das ganze Gerede von einer regelbasierten Ordnung ist pure Heuchelei.

    Es ist nur folgerichtig, daß sich betroffenen Staaten separieren und auch zusammenschließen. Ob es ihnen gelingt, einen Gegenpol zu schaffen wird die Zeit zeigen. Wir können darüber klagen, daß es sich dort um Diktatoren, Agressoren und Nationalisten handelt. Beeinflussen können wir es nicht. Und im Falle von Indien, Südafrika und Brasilien sind es sehr wohl Demokratien, die sich als Gegengewicht zum Westen etablieren wollen.

    Nur die Geringschätzung und Überheblichkeit des Westens geht davon aus, daß dieser Versuch scheitern wird.

    • @Jens Barth:

      Es läuft letztlich aber auf die Frage hinaus ob man tatsächlich das unverhohlene Recht des Stärkeren tatsächlich für die bessere Option hält oder ob der Versuch einer regelbasierten Ordnung auf Grundlage der Beschlüsse der UN-Vollversammlung nicht auch dann ein Ansatz ist an dem sich festzuhalten lohnt wenn sie nicht immer absolut und vollständig durchsetzbar ist. Oder anders ausgedrückt: Sollte Mord eine Straftat bleiben oder schaffen wir das StGB lieber komplett ab weil sich Mörder und Straftäter ja doch nicht daran halten?

  • Ein Bündnis von Diktatoren, Agressoren und Nationalisten garniert mit Korruption, demnächst mit Regimes, die Gegner an Kränen aufhängen und in Botschaften zerstückeln. Es findest sich zusammen, was scheinbar zusammen gehört - was macht da Silva dort?

    • @Hans aus Jena:

      Augenöffnender Artikel!



      Und Lula da Silva pokert um eine bessere Verhandlungsposition gegenüber dem Westen, genau wie Modi.



      Letzterer will aber auch noch das autokratische Handwerk von den anderen Brics+ lernen. Und mit Brics+ im Rücken wird ihm der Westen dabei weniger in die Quere kommen ...

    • @Hans aus Jena:

      Tja, vielleicht ist "Lula" gar nicht der gute Mensch, als der er hier gern geframt wird.

      • @Budzylein:

        Warum die Anführungszeichen bei Lula?