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Armut in DeutschlandEin Erdbeben, und niemand schaut hin

Caspar Shaller
Kolumne
von Caspar Shaller

Ein Fünftel aller Menschen in Deutschland ist von Armut bedroht. Mindestens. Doch selbst die Betroffenen, die am lautesten sind, werden kaum gehört.

Warten auf Lebensmittel: die Arche in Berlin-Hellersdorf Foto: Markus Schreiber/ap

D iese Woche war ganz schön was los. Die Themen der Tagesschau: Bahnunterbrechungen, Flüchtlingsgipfel, Selenski in Berlin, Türkei-Wahl, Bremen-Wahl, Grünes Gewölbe. Welche Schlagzeilen sind Ihnen geblieben?

Eine Meldung von Dienstag schaffte es nicht in die „Tagesschau“, sie schaffte es auf kaum eine Titelseite: Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat errechnet, dass mehr als jede fünfte Person in Deutschland von Armut betroffen ist oder droht in sie abzurutschen. Stellen Sie sich vor: 20,9 Prozent der Bevölkerung Deutschlands, das sind mehr als 17 Millionen Menschen, fast so viele, wie in ganz Nordrhein-Westfalen leben.

Eigentlich lautet ein Relevanzkriterium, dass die Wichtigkeit eines Themas proportional dazu steigt, wie viele Menschen betroffen sind. Wenn in Nordrhein-Westfalen ein gigantisches Erbeben fast alle Bewohner obdachlos machen würde, würden wir wochenlang von nichts anderem hören.

Doch wenn Millionen Menschen zu wenig Geld haben, um ein anständiges Leben zu bestreiten, dann ist das nur noch Alltag. Frei nach Tucholsky: Eine Armutsbetroffene ist eine Tragödie, Millionen Armutsbetroffene sind nur eine Statistik.

Ein Gesicht für die Zahlen

Bereits im April meldete der Paritätische Gesamtverband, dass in den vergangenen 15 Jahren zwar das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt um 46 Prozent gewachsen ist, aber auch die Armut in dieser Zeit stark zugenommen hat. Die am Dienstag veröffentlichten Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2021, doch schon jetzt wird in der Statistik sichtbar, dass in den ersten Pandemiejahren die Armutsquote so stark emporgeschnellt ist wie noch nie zuvor in den Erhebungen.

Tektonische Plattenverschiebungen vollziehen sich meist langsam, fast unbemerkt. Doch sie häufen gigantische Gebirge auf. Wenn sie sich schnell bewegen, brechen sich Erdbeben bahn. Was wir gerade erleben, ist ein Erbeben der Armut. Und wir schweigen.

Dabei hat vor einem Jahr ein geradezu heldenhafter Versuch begonnen, diesen abstrakten Zahlen ein Gesicht zu geben und Menschen eine Stimme zu geben, die hinter den Statistiken verschwinden: der Hashtag #IchBinArmutsbetroffen. Am 17. Mai 2022 postete Anni W. aus der Nähe von Köln auf Twitter: „Hi, ich bin Anni, 39, und habe die Schnauze voll! Ich lebe von Hartz IV und es reicht ganz einfach nicht! Nein, ich kann keine weiteren Kosten senken. Nein, ich kann nicht auf das spritsparende Auto verzichten.“

Es folgte eine Welle der Solidarität, Hunderte erzählten bei Twitter ihre eigenen Geschichten mit der Armut. Bald formierte sich ein Kern von Aktivistinnen, fast schon eine soziale Bewegung. Sie machen regelmäßige Demos und sind in verschiedenen Städten in Gruppen organisiert. Bald fanden einige der Armutsbetroffen-Aktivistinnen ihren Weg in Talkshows, auf Konferenzen und in Medienberichte.

Doch vergangene Woche nun hat die Bewegung ihren ersten Geburtstag gefeiert – und wer hat’s gemerkt? In fast keinem Medium kam dazu ein Bericht, eine Rückschau darüber, was sich getan hat, eine Analyse, ein Blick in die Zukunft, Interviews mit den Aktivistinnen oder Expertinnen, Lösungsvorschläge für das immer drängendere Problem der Massenarmut in diesem Land. Welch Ironie, dass ausgerechnet eine Bewegung, die versucht, den Unsichtbaren in unserer Gesellschaft eine Stimme zu geben, komplett ignoriert wurde.

Was es in die „Tagesschau“ geschafft hat, ist der IGLU-Bericht. Die Internationale Grundschulleseuntersuchung hat festgestellt, dass mehr als ein Viertel der Viertklässler in Deutschland nicht auf einem ihrem Alter gerechten Niveau lesen kann. Die Meldung schaffte es an dritte Stelle in der „Tagesschau“. Die Zahl ist seit 2016 rapide gestiegen, von 18,9 Prozent auf 25,4 Prozent. Das wird auch mit den pandemiebedingten Schuleinschränkungen zu tun haben, doch diese Erklärung allein ist zu kurz gegriffen.

Die „Tagesschau“, wie viele andere deutsche Medien, hatte einen noch einfacheren Erklärungsansatz: Die Klassen würden immer „internationaler“, heißt es euphemistisch, man gibt der Migration die Schuld am schlechten Abschneiden. Das Thema Klasse – oder neudeutsch „soziale Herkunft“ – erwähnt die „Tagesschau“ nur am Rande. „Bildungsfern“ lautet da der Euphemismus. Auch hier wird suggeriert: hauptsächlich ein Problem der Ausländer. Aber in anderen westeuropäischen Ländern, etwa den Niederlanden oder dem Vereinigten Königreich, hat ein viel größerer Anteil der Bevölkerung Migrationshintergrund. Trotzdem schneiden sie in der Studie viel besser ab.

Nur in Bulgarien hing die Lesestärke noch mehr vom Bildungsgrad und Reichtum der Eltern ab als in Deutschland. Bulgarien ist ein wunderbares Land mit tollen Stränden und voller kreativer Menschen mit erfrischend schwarzem Humor, aber es ist auch ein Land, das 30 Jahre nach dem Zusammenbruch des Sozialismus von Korruption und Misswirtschaft so zugrunde gerichtet ist, dass die Bevölkerung um ein Drittel abgenommen hat, weil die Lebenserwartung nach dem Kollaps so stark zurückging, wenige Menschen aus Mangel an Zukunftsoptionen Kinder haben wollen und so viele Bulgaren in den Westen auswandern.

Aus westeuropäischer Arroganz guckt man gerne verächtlich auf die ärmeren Länder in Südosteuropa runter, die von sozialistischer Misswirtschaft und Diktatur in kapitalistische Zerrüttung und Korruption übergegangen sind. Doch welche Ausrede hat Deutschland? Niemand will Armut, behaupten alle, doch trotzdem wird hier die Klassengesellschaft immer unerbittlicher in all unseren Institutionen zementiert.

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Caspar Shaller
Redakteur taz2, zuständig für Medienthemen. Interessiert sich auch für Arbeitskämpfe und sonstiges linkes Gedöns, aber auch queere Themen und andere Aspekte liederlichen Lebenswandels. Vor der taz einige Jahre Redakteur im Feuilleton der Zeit und als freier Journalist in Europa, Nordamerika und dem Nahen Osten unterwegs gewesen. Ursprünglich nicht mal aus Deutschland, aber trotzdem irgendwann in Berlin gestrandet. Mittlerweile akzentfrei.
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93 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Ein Fünftel? Nicht mehr lange. Das werden bald an die 50 %. Und sie werden sich nicht zur Wehr setzen. Die Politik geht seit Jahrzehnten an dem Problem vorbei. 46 % Rentenniveau, keiner schaut hin. Es ist wie es ist, aber wie soll man Menschen aufwecken, die nicht aufwachen wollen. Warum auch immer.

  • Ich finde erstens, dass das ganze Vokabular seicht, unsicher und letztlich falsch ist:



    Natürlich gibt es das, was "Klassismus" meint, aber das ist nicht der Grund für die Armut der menschen.



    Freilich bin ich ein Freund davon einen Klassenbegriff zu verwenden, aber wir haben uns in den Sozialwissenschaften extrem zurückentwickelt, weil wir eigentlich gar nicht mehr definieren, wovon wir sprechen: Es hat viel von "Milieu", aber es hat nichts von Marx Klassenverhältnis, es ist aso ein unscharfer und wenig ausdrückender Terminus.

    Ich möchte zweitens sagen, dass Armut beklagen etwas absolut Triviales ist. Zugute halte ich, dass es der Fall ist, dass dieses Problem nicht ausreichend Publicity erhält. Nachzudenken, warum genau das so ist, ist ein höchst interessantes Thema und es ist auch nicht völlig klar, welches die beste Antwort ist. Doch ungleich wichtiger als dieses Thema ist, dass wir sehen müssen, wie in usnerer Gesellschaft Armut wirklich bekämpft werden kann. Wenn man das unternimmt, wird es sehr interessant, weil wir dann auf Ursachen stoßen, die wir nur sehr schwer in den Griff krigen können, weil sie systemisch sind und weil diese darüber hinaus nicht alleine mit unserem Gemeinwesen d.h. der BRD zusammenhängen. Darüber könnte man sehr viel räsonieren und das wäre wirklich mal spannend.

    Drittens ist der Beitrag unzureichend, weil er das leidige Bildungsthema wieder in der gewohnten Weise verquickt und zwar oberflächlich. Solange es in der Schule um Noten und um den Nachweis geht, dass Kinder etwas beherrschen, was dann für Zugänge zu höheren Bildungsstätten, Wunschausbildungen oder Jobs führt, wird es Konkurrenz geben. Die menschlichen Anlagen sind überdies leider nicht gleichverteilt. Das wird nicht aus der Welt zu schaffen sein. Ein einziger Punkt zum Vergleich der Migrationsquote und Bildungsergebnissen im Text: Es spielt eine Rolle 1) wo die Menschen herkommen, 2) wie lange sie da sind und 3) welche Sprachen sie sprechen. Das offen zu lassen ist falsch.

    • @JK83:

      Es gäbe "Rassen", schlaue und dumme?

  • @Uranus@ABDURCHDIEMITTE:

    Das ist doch mittlerweile belegt, das es "die da oben"sind. Laut Oxfam-Studie verursachen 125 Millardär/nnen allein durch Investitionen soviel Treibhausgase wie ganz Frankreich.



    Auch wenn man den ökologischen Fußabdruck der oberen 10 Prozent mit den unteren 50 Prozent vergleicht, dann ist der ökologische Fußabdruck 30 mal höher.

    Da setzt meine Kritik an einer allgemeinen Konsumkritik an, die alle Bevölkerungsgruppen mit einbezieht und an die Eigenverantwortung appelliert.



    Während die frommen Grünen schlechtes Gewissen haben, wenn sie eine halben, verfaulten Blumenkohl wegschmeißen müssen, oder die Heizung vergessen haben auszumachen, fliegen die anderen dreimal um die Welt.

    Stimmt, die richtig Armen fliegen gar nicht in den Urlaub. Nur ist der Bauarbeiter oder die Krankenschwester mit 2100 netto ökonomisch viel näher am Arbeitslosen dran, als an Friedrich Merz.



    Wenn dann mal wieder allgemeiner Verzicht gepredigt und von grüner Seite aus der jährliche Urlaub mit dem Flieger verteufelt wird, während ein Merz mit dem Privatjet mal eben nach Sylt auf eine Hochzeit fliegt-dann kann ich verstehen, wenn der ein oder andere den vermeintlich "linksgrünen" Konsumkritiker/innen nicht mehr zuhören mag

    • @Alfonso Albertus:

      "Das ist doch mittlerweile belegt, das es "die da oben"sind. Laut Oxfam-Studie verursachen 125 Millardär/nnen allein durch Investitionen soviel Treibhausgase wie ganz Frankreich."

      So so, 125 Menschen sind für den Klimawandel maßgeblich verantwortlich. Ich gewinne so langsam den Eindruck, dass Oxfam maßgeblich mit dafür verantwortlich ist, die Verantwortung für den Klimawandel zu verschleiern.

      • @Rudolf Fissner:

        Das steht da so nicht und das war auch nicht der Kern der Aussage.

        • @Alfonso Albertus:

          Der Kern der Aussage ist, dass 125 Milliardäre so viel CO2 verursachen wie 67 Millionen Franzosen. Ein Milliardär fährt demnach soviel Auto (or whatever else) wie 500.000 Menschen in einem Industriestaat..

          Das ist der Kern ihrer obigen Aussage. Der Normalverdiener ("ganz Frankreich") ist damit erst unter ferner liefen in und raus aus der Verantwortung.

          • @Rudolf Fissner:

            "Investitionen " steht da ganz deutlich

            der Co2 Verbrauch eines einzelnen Reichen ist "nur" 30 bis 150 mal so hoch wie bei den unteren 50 Prozent

    • @Alfonso Albertus:

      Der Oxfambericht schaut bezüglich der Investitions-Emissionen, die ja den Löwenanteil des CO2-Fußabdrucks der "Reichen"-ausmachen, vereinfacht gesagt auf die Portfolios, die mit Aktien von Schell, Exxon etc. reich bestückt sind. Ob das ein adäquates Maß für den Investitions-CO2-Fußabdruck ist, darüber kann man streiten. Eine Verstaatlichung (oder der Verkauf aller Anteile) würde im Prinzip aber auch kein Gramm CO2 einsparen. CO2-neutrale Technologien, die es dann anzubieten gilt, erfordern Investitionen; provokant gesagt, kommt das Kapital dafür genau aus diesen Portfolios.

      • @Jutta57:

        Klar. Wenn man davon ausgeht, daß unendlicher Wachstum eine gute Idee ist, dann haben Sie Recht..

    • @Alfonso Albertus:

      @Uranus:



      Warum ich Kreuzfahrtschiffe erwähnt hatte? Weil von 139 Millionen Tonnen Co2 "nur" 20 Tonnen Co2 auf den allgemeinen Personenschiffsverkehr anfallen, worunter nicht nur Kreuzfahrtschiffe sondern auch Fähren, Jachten und Passagierschiffe fallen.



      59 Millionen Tonnen sind Konsumgüter( Also zum Beispiel Äpfel aus Neuseeland, Autos aus Asien, Rindfleisch aus Südamerika usw)



      Und 53 Millionen Tonnen entfallen auf Schuttgüter.



      Worauf sollte hier also der Fokus liegen? Auf das Rentnerpaar das sich zum Lebensabend nochmal eine Kreuzfahrt gönnt, oder dich vielleicht auf die globalen Lieferketten?

      Wenn man das eine Thema zu sehr in den Fokus rückt( Kreuzfahrten, Billigflieger) und das Problem individualisiert, dann wird das größere Problem eben nicht mehr gesehen.



      Die armen Menschen die sich weder Billigflieger noch Kreuzfahrtschiffe leisten können, machen dann in der Regel halt gar keinen Urlaub, denn das deutsche Hotel an der Ostsee kostet oftmals mehr, als die Pauschalreise nach Mallorca

      • @Alfonso Albertus:

        "Nur 20 Millionen Tonnen " sollte das selbstverständlich heißen

        • @Alfonso Albertus:

          Für Diskussionen und Fokus-legen ist eigentlich seit einer Weile bereits keine Zeit mehr. Die Faktenlage ist klar. Und es sieht nicht gut aus. Es sollen dennoch zusätzlich CO2-Bomben gezündet werden, wo doch Treibhausgasausstoß schnell zurückgefahren werden müsste.[1][2] Die ersten Klimakipppunkte werden bald ausgelöst, 1,5 Grad Erhitzung gerissen. 2,5 Millionen (!!!) Menschen sind in Afrika bereits auf der Flucht aufgrund Klimakrise.[3] Es wurden bereits zu viele Treibhausgase ausgestoßen und die Älteren haben dabei eifrig mitgemacht, davon profitiert, teils selbst wirkmächtige Positionen innegehabt und die Jüngeren erzogen. Und sicher, es gibt einen Unterschied bezüglich des Fußabdrucks zwischen arm und reich. Uff, ich wiederhole mich.



          Was ist eigentlich mit dem Lebensabend der Menschen aus dem Globalen Süden, die bereits oder im Begriff sind, ihr Land zu verlassen, da es unbewohnbar ist bzw. zu werden droht? Was ist mit dem Lebensabend der Enkel*innen der Rentner*innen? Sollten sich die Rentner*innen nicht auch einen Kopf über ihre Mitmenschen machen? Oder einfach weiter so?[4] Der ausgestreckte Mittelfinger und trotzig wie die keilenden Kleinkinder ausrufen: "Die Anderen haben aber auch!"?



          [1] amp.theguardian.co...th-court-challenge



          [2] www.theguardian.co...-breakdown-oil-gas



          [3] www.fr.de/wissen/k...rand-91777978.html



          [4] Vortrag von Biologe Dr. Mark Benecke Klima-Update Mai 2023:



          www.youtube.com/watch?v=RPs9JdthcHU

          • @Uranus:

            Ich habe den Eindruck, das wir aneinander vorbeireden bzw schreiben....

            Die 1.5 Grad Ziele sind ohnehin durch, da fehlt jeder politischer Wille. Der wird noch geringer werden, wenn wenn die Mittelschicht in die Armut rutscht . Dann geht es den Menschen nämlich erstmal ums eigene Überleben.

            Natürlich muss man den Fokus auf die Hauptprobleme legen, anstatt sich in Kleinigkeiten zu verlieren. Ich bin der Überzeugung das der globale Kapitalismus samt seinen Lieferketten und die ungebremste Wachstumslogik das Hauptproblem sind.

            Da können auch morgen eine Millionen Menschen weltweit aufhören Fleisch zu essen und Kreuzfahrtschiffe verboten werden und da ändert immer noch nichts daran.

            Ja, und was ist mit den Menschen im globalen Süden? Die EU wird massiven Grenzschutz einführen und ein paar hohe Mauern bauen. Aus dem Auge aus dem Sinn, zumindest für ein paar Jahre. Politik die in Wahlperioden gedacht wird, wie immer....

            • @Alfonso Albertus:

              Ja, es sieht so aus, dass wir aneinander vorbeischreiben bzw. auf verschiedene Ebenen verweisen.



              Wobei Sie teils auf meine Punkte nicht wirklich eingehen. Es ist ein breites Thema und nicht bloß eines des Hauptproblems/-nutzens. Es gibt auch Punkte der Moral, Interessen und Solidarität und die sollten sich meiner Meinung nach je nach individuellen Möglichkeiten auch im Alltag der Menschen widerspiegeln, finde ich - nicht bloß bei den Aktivisti. Oder etwa zynisch auf die (sich nicht in nächster Zeit abzeichnende) Utopie (Anarchie, Kommunismus) warten und bis dahin Fliegen, Tierprodukte ... konsumieren? Wenn mensch das Geld hat, statt Kaffee vom Zapatista-Kollektiv [1] den aus neokolonialistischer Produktion[2] kaufen? Also ich würde da mehrgleisig fahren und bspw. beim Konsum gucken, wie ich diesbezüglich hier und jetzt weniger Schaden anrichten kann. Ansonsten mal den Zapatista von Nescafé vorschwärmen oder den Einwohner*innen aus Kiribati vom letzten Urlaubsflug ... :-/



              [1] www.aroma-zapatista.de/



              [2] www.bund-stuttgart...smittelproduktion/

  • In Belgien und in Luxembourg werden Löhne und Renten automatisch an die Inflation angepasst. In Belgien seit 1920.



    Warum ist das in D nicht möglich?

    • @R.A.:

      Könnte u.a. an der Schuldenbremse liegen. Haben Sie sich mal den Verschuldungsgrad Belgiens angesehen und mit dem von D verglichen?

  • Warum sind 17 Mio. Menschen armutgefährdet? Warum ist ein Fünftel der Deutschen armutsgefährdet?

    Die Antwort liegt zu einem guten Teil in der Arbeitswelt, hier geht es dann schnell um prekäre Arbeitsverhältnisse, Mindestlöhne, SGB-II-Leistungen als Egänzung zu Arbeit in Vollzeit und es geht eben um Lohnsteigerungen, die oft nicht kommen oder sehr gering ausfallen.

    Was hier im Artikel kritisiert wird, das loben andere, die SPD zum Beispiel, sie ist der Meinung, dass die Harz-Reformen dazu geführt haben, dass es gar keine Armut gibt, sondern nur einen hohen Bedarf an Hilfen. Die CDU/CSU findet das Ganze sogar noch besser als die SPD, die inzwischen bescheidene Änderungen vorgenommen hat. Und die Grünen? Sie haben einen ehemaligen Spitzepolitiker, Joschka Fischer, der sich für die Harz-Reformen selber lobt, man habe die Kostenexplosion bei den Arbeitslosen nicht anders lösen können, aber das sei geschafft, und dafür verdient er (und Gerd Schröder) Applaus.

    Wenn alle einflussreichen Parteien davon ausgehen, dass es keine Armut gibt und dass es den Menschen 'gut' geht, warum nervt die taz damit rum, warum die Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbände?

    Weil es vielen Menschen schlecht geht.

    Und es gibt eine anhaltende Zuwanderung von Menschen, die faire Arbeitsverhältnisse benötigen und oft systematisch vom Staat selber in schlechte Arbeitsverhältnisse vermittelt, wenn nicht gezwungen werden. Nach meiner Auffassung hat der Staat das falsche Verhältnis zum Arbeitsmarkt entwickelt: In unserem Land ist es erwünscht, dass ein iranischer Ingenieur Amazon-Pakete zum Mindestlohn ausfährt, oder ein langzeitarbeitsloser Industriemechaniker im Akkord per Zeitarbeit irgendwo arbeitet, alles ist gut, solange jemand arbeitet, das ist die Logik. Und faire Arbeitsverhältnisse sind keine Aufgabe des Staates. Das ist Teil der Sozialordung: Es gibt kein Recht auf Fairness, Armut gibt es nicht, nur Kritiker und Nörgler gibt es, viel zu viele, jedenfalls nach Sicht der Politik.

  • taz: "Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat errechnet, dass ..."

    Es werden immer nur (Armut)-Statistiken in Auftrag geben, aber gegen Armut und Elend wird in diesem Land trotzdem nie etwas unternommen. Nun ja, ob GroKo, Ampel oder was auch immer - soziale Gerechtigkeit wird es in diesem Land, das sich immer noch mit Art. 20 Abs. 1 GG (Sozialstaatsprinzip) "schmückt", ohnehin nie geben, denn schon der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard (1931 - 1989) wusste: "Ob schwarz oder rot, Politiker sind immer das selbe Gesindel".

    Rentnerarmut, Kinderarmut, Lohnsklaverei, Bürgergeld-(Hartz 5)-Sanktionen, 963 Tafeln (an denen mittlerweile jeden Monat schon 2 Millionen arme Menschen anstehen müssen), sowie ca. 50.000 Obdachlose die auf der Straße schlafen müssen, gibt es für unsere überbezahlten "Volksvertreter" anscheinend nur in anderen Ländern.

  • es ist zum ko....



    das Thema wird zwar in den Nachrichten ignoriert, mit den Auswirkungen werden wir uns alle noch beschäftigen müssen....



    es ist Zeit für eine linke Partei!

    • @nutzer:

      Ein Plädoyer wie gemalt eigentlich für Wagenknecht...

      • @Walterismus:

        nee, die meinte ich definitiv nicht!

  • Bildung hängt nicht vom Geldbeutel ab, sondern von der Einstellung der Herkunftsfamilie. In der alten Bundesrepublik, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, haben "arme" Schüler und Schülerinnen einen hervorragenden Bildungsstand erreicht, auch wenn sie mit mehreren Geschwistern am Küchentisch für's Latinum ackern und nebenbei noch bei den Eltern mitarbeiten mussten.



    Und nein, niemand glaubt, Leseschwierigkeiten seien "hauptsächlich ein Problem der Ausländer", denn jedem ist klar, dass die gesamte Gesellschaft in Zukunft unter dem Mangel an gut ausgebildeten Bürgern wird leiden müssen. Integration ist schwieriger, als viele es sich vorstellen, und auch die komplizierte deutsche Sprache als Träger von Wissen lernt man nicht mal eben in ein oder zwei Jahren, manchmal nicht einmal in ein oder zwei Generationen. Wenn wir das Thema Armut ernsthaft angehen wollen, müssen wir die Themen Migration und Integration differenziert diskutieren - das sagen alle Zahlen auf den ersten Blick. So, wie es in den letzten Jahrzehnten lief und jetzt gerade läuft, geht es nicht.

    • @Basti Leser D:

      Gerade in Deutschland hängen Armut und Bildung vom Geldbeutel ab. Wer wie Du etwas anderes behauptet, hat schlichtweg keine Ahnung oder profitiert von diesen beschissenen Verhältnissen.

  • Es waren immer die Reichen die große Krisen ausgelöst haben ,dies ist fakt.







    Die Reichen sind unantastbar und daran wird sich so schnell nichts ändern,der Kampf zwischen Arm und Reich befindet gerade in der Endphase und es sieht für Armen nicht gut aus.

    • @ulf hansen:

      Von Endphasen wurde schon seit langer Zeit gesprochen.

      Und dann ging es doch immer weiter.

      Wahrscheinlich kommt der Weltuntergang eher.

      • @rero:

        Also ich würde jetzt auch nicht von Endphase sprechen. Aber der Klassenkampf wird derzeit härter und offener ausgetragen als Jahrzehnte zuvor (IMHO). Die größte Errungenschaft der Herrschenden Klasse ist es aber, dass man hier in D glaubt, dass Klassenkampf und Klassengesellschaft vorbei ist. Wobei doch gerade FDP, CDU/CSU und leider auch Teile der SPD, ganz klar Klassenkampf betreiben, indem Privilegien für wenige erhalten bleiben und Narrative verbreitet werden, die den Status Quo beibehalten.

        Siehe Letzte Generation, siehe Streiks, sie die schiere Ignoranz und das Nicht-Aussprechen von Ungerechtigkeiten im Bezug auf Lohn (Top Manager kriegen satte Lohnerhöhungen während Arbeiter gesagt bekommen, mehr als 2% sei nicht drin etc.)



        Keiner der derzeitigen Politiker oder Denker unserer Zeit schafft es das Kind beim Namen zu nennen und so Laufen die Massen zu AfD und Querdenkern. Armut gibt es nur weil es Reichtum gibt. Kapitalismus basiert auf Ausbeutung und Ungerechtigkeit. Unser Wirtschaftswachstum fundiert auf Unterbezahlung und Ausbeutung.

        Anstatt Politik zu machen, die die wenigen ultra Privilegierten in rechte Bahnen lenkt (Privatjet Flugverbot, Inlandsflugverbot, Festes Kontingent an Flügen für jeden, Reichensteuer für Vermögen und Erhöhung des Spitzensteuersatzes für Einkommen ab 100000 Euro nur als Beispiele) nimmt sich die Bourgeoisie immer mehr und zwingt die Mehrheit immer mehr in prekäre Verhältnisse. Irgendwann wird die Stimmung kippen. Und das ist heutzutage wahrscheinlicher als noch vor 20 Jahren...

        • @curiouscat:

          "Also ich würde jetzt auch nicht von Endphase sprechen."

          Dieser Satz hätte auch gereicht.

          Ansonsten wäre meine Empfehlung:



          Blicken Sie einfach mal über den deutschen Tellerrand.

          Staatskapitalismus ist gerade schwer im Kommen. Sozialistische Relikte liegen dagegen im Todeszucken.

          In Ostasien, Afrika oder dem Nahen Osten kippt da gerade gar nichts. Im Gegenteil.

          Selbst in Deutschland kommen jedes Jahr Zehntausende an, um sich hier ausbeuten zu lassen.

          Viele sind bereit, dafür ihr Leben zu riskieren.

          Wunschdenken hilft nicht weiter.

  • Danke für diesen Bericht bei dem einem als Politiker Sigmar Gabriel (SPD) einfällt, wie er sich bei Treffen mit einer Putzfrau oder Kassiererin herzte, um Nähe zu wenig Verdienenden zu demonstrieren.

    Nach der Politik gründete Gabriel als ehemaliger Lehrer nicht etwa einen think tank, um dem zentralen sozialdemokratischen Thema Armut mit Wissen auf den Grund zu gehen, sondern er verfolgt als zigfacher Aufsichtsrat und Multilobbyist die Interessen mächtiger Konzerne, die den Neoliberalismus über Jahrzehnte mit viel Geld und allen Mitteln bis in die letzten Poren dieser Gesellschaft beförderten.

    Die Leseschwächen der Schüler und unheimlich hohen Zahlen von Schülern ohne Schulabschluss sind die direkte Folge neoliberaler Politik, die das Bildungswesen kaputt sparte.

    Italien, Spanien, Österreich, Schweden, Dänemark, Deutschland, Frankreich - überall ist Rechtsextemismus oder eine Variante der populistischen Politik a la Trump auf dem Vormarsch, weil Politik und Medien die systematische Verarmung einer ganzen Klasse leugnen und populistische oder rechtsextreme Politik die Angst der Menschen vor dem Abrutschen in die Armut ausnutzt.



    Und es ist kein Zufall, dass die wichtigsten politischen medialen Foren, die politischen Talkshows des Fernsehens, an Journalisten mit Unternehmen ausgelagert wurden, die diese Journalisten nach einigen Jahren automatisch zu Einkommensmillionären macht, die harte Kritik an Politik nur suggerieren, eine Schau der Antipolitik schaffen, weil sie laut Georg Seeßlen die krude Sehnsucht nach „Klartext“ und „Sprache des Volkes“ bedienen und damit eine Entpolitisierung des politischen Diskurses zugunsten der gesellschaftlich Mächtigen betreiben, für die grundsätzliche Probleme, wie die zunehmende Verarmung der Bevölkerung und die Bildungskatastrophe bei Menschen aus der sozial abgehängten Schicht, lediglich ein zu vernachlässigendes Problem ist, mit der Wirtschaft nichts zu tun hat.

    taz.de/Debatte-Pol...alkshows/!5423014/

    • @Lindenberg:

      Wie gemein! Sie können da jetzt doch nicht so über die armen Sozen herziehen! ;-)

  • Viele sind auc h arm, weil sie mit Geld nicht umgehen können und dies nie gelernt haben. ich habe aus privaten gründen einen guten einblick in die welt armer leute.

    • @Ulrich Haussmann:

      Kleine Anekdote aus eigener Erfahrung: als Selbstständiger immer so durchgewurstelt auf unterster Ebene, nie Urlaub gemacht, keine Extras, gelegentlich gar Tütensuppe. Aber überlebt, immerhin.



      Resultat: die gut genährten Beamten im Finanzamt wähnten "von so wenig Geld kann ja keiner leben" (Beamte sicher nicht), diagnostizierten Steuerbetrug und verordneten Steuerprüfung. Nix gefunden.



      Logische Schlussfolgerung: der ist ein abgefeimter Meisterhinterzieher, wenn selbst drei Monate (!) Steuerprüfung keine Beweise zutage födern.



      Ergo: Steuerschätzung durchgeführt, mir Steuern aufgebrummt für Einnahmen, die ich nie hatte, fertig.



      Daraufhin: mir die Strafe zusammengepumpt, gezahlt und dann Flucht ins Ausland und da seit 20 Jahren glücklich.



      Fazit: so treibt man Wenigverdiener in die Pleite.

    • @Ulrich Haussmann:

      Dafür haben Wohlhabende einen Vermögensberater.

  • Schreibt doch mal, wie es aufwärts gehen könnte.



    Mit dem Bürgergeld wird es nicht nesser.



    Subventionen weg.Minister und Abgeordnete verzichten auf einen Teil ihres Gehaltes. Keine Privilegien mehr für einstige Kanzler und auch nicht für die weibliche Version. Alle zahlen in die Kassen ein.



    Alles Geld und wirklich alles fliesst in Bildung, Wohnungsbau und Ausbau des Arbeitsmarktes zu fairen Löhnen. Wenn sich Betriebe nicht daran halten, gibt es Strafzahlungen. Mietobergrenze usw.usw.

    • @R.A.:

      Alle Notwendigkeiten, wie gesunde Ernährung, menschenwürdige Wohnung, medizinische Versorgung, Gas, Wasser, Strom, Pflege, sollten dem Markt entzogen werden. Angstfrei würden alle, die wollen und können, für alle arbeiten. Produkte würden haltbar hergestellt, idealerweise vererbbar. Jeder erhielte, was er braucht, und Geld wäre überflüssig. Weltweit.

      • @Patricia Winter:

        Guter Ansatz. Ein Staat, der sich morgens noch im Spiegel angucken möchte, sollte solches anstreben.

      • @Patricia Winter:

        Wurde im Sozialismus versucht, hat sich aber nicht durchgesetzt - weltweit.

        • @Tom Tailor:

          Ein Sozialismus-Vergleich disqualifiziert für jegliche sachliche Diskussion.



          Wohl ähnlich der "Honeckers" ist der (schädlicher) Ideologe, der die Idee einer gerechten Ordnung und Praxis, wie sie die Userin Patricia Winter formuliert, diskreditiert. .. Die FDP (FroheDuselPfeifen) blasiert dich gerade das Schlagwort "Technologieoffenheit". Dann können Sie auch bei der staatlichen Organisation "Aufgabenoffenheit" unterstützen.

  • @ALFONSO ALBERTUS

    Das ist ja schon wieder diese olle Kamelle. Insbesondere:

    "warum geht es den armen Menschen und der Arbeiterklasse eigentlich jedesmal ökonomisch schlechter, wenn die Grünen irgendwo in der Landesregierung, Bundesregierung sitzen oder den Bürgermeister stellen?"

    So lange Sie da nix handfestes liefern halte ich das für eine Lüge.

    • @tomás zerolo:

      "So lange Sie da nix handfestes liefern halte ich das für eine Lüge."

      Na ja. Sobald die CDU und die FDP dann am Ruder sind wird bei ihnen dann bei gleichen Bedingungen aus Lüge schnell Wahrheit 🤪

      Es ist wohl der ideologische Standpunkt, der zu solchen Behauptungen führt.

    • @tomás zerolo:

      Die Grünen sind in der Bundesregierung - den Menschen geht es schlechter :)

      Aber Korrelation ist nicht gleichbedeutend mit Kausalität.

      • @Diana Klingelstein:

        Die Grünen habe die Agenda 2010 mit zu verantworten. Den größten neoliberalen Umbau der BRD Geschichte.

        Die Städte mit dem größten grünen Wähleranteil sind gleichzeitig die teuersten mit den höchsten Mieten-Stimmt; aus dieser Korrelation ergibt sich noch keine Kausalität. Die Grünen tun halt einfach nur weniger als Nichts dagegen, um diesen Umstand zu ändern. Beim kommenden Gebäudeenergiegesetz will der Habeck für einen halbherzigen Ausgleich für die Gebäudebesitzer sorgen. Wer diesen Ausgleich am Ende bezahlen wird, das ist doch jetzt schon klar. Das werden die Mieter/innen sein und nicht die Vermieter.

        Man kann aber auch einfach mal einen Waschlappen benutzen anstatt zu duschen, um die Ukraine zu unterstützen. No Problemo und danke für den Tipp Habeck.

        • @Alfonso Albertus:

          Der Tipp kam vom Kretsche.

  • Apropo Statistik

    dieser Artikel:

    "Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat errechnet, dass mehr als jede fünfte Person in Deutschland von Armut betroffen ist oder droht, in sie abzurutschen. "

    der in dem Satz verlinkte Artikel:

    "Laut der Erhebung war demnach etwa jede siebte Person (12,2 Millionen Menschen) in Deutschland armutsgefährdet. "

    Ja was denn nun? Ist Armut so egal, dass sich aufeinander beziehende taz-Artikel völlig unterschiedliche Angaben machen?

    • @Rudolf Fissner:

      Liegt auch an der Definition von "Armut ". Wer weniger als x% des Durchschnitt hat, ist arm. Das liegt am Durchschnitt, sagt aber nicht aus, wie viel Linsensuppe ich dafür kaufen kann.

      • @Christoph Strebel:

        Ja, die praktische Armuts(gefährdungs)definition, die Butterwegge und der Paritätische so sehr lieben... wenn jeder Mensch über Anxht eine Million bekäme, wären nach dieser Definition am nächsten Tag immer noch gleich viele Arm - und das beste Mittel, nach der Definition die Armut zu bekämpfen ist, wenn das durchschnittliche Einkommen sinkt!



        Macht aber die besten Schlagzeilen, und wird daher auch weiter gern genommen.

        • @Wurstprofessor:

          Wenn jeder über Nacht 1 Mio€ bekäme, würden am nächsten morgen die Preise steigen. Es wären tatsächlich wieder genauso viele "arm". (Nennen wir es Kuhhandeleffekt www.ravensburger.d...l-20753/index.html )

          Das Maß beschreibt aber tatsächlich die Ungleichheit, nicht echte Armut.

          Das durchschnittliche Einkommen zu senken allein (alle kriegen nur noch die Hälfte) hilft nicht. Man muss schon oben was wegnehmen, oder unten was dazutun. Im letzten Fall wird es ausgegeben, und landet ganz schnell wieder oben...

          Zu den Armutsgefährdeten zählen auch z.B. Studenten mit eigenem Haushalt, obwohl es absehbar ist, dass sie es nicht sind.

          • @R R:

            Ja, aber eben nicht über Nacht. Ich hatte das gute alte ceteris paribus vergessen. Der inflationäre Effekt einer plötzlichen Erweiterung der Geldmenge ist klar.



            Weitere Kritikpunkte an der Armutsdefinition führen Sie ja an.

  • Das ist ja alles richtig was im Artikel steht, aber ist die Taz selbst nicht ein grandioses Beispiel für das Wegschauen, wenn es um Armut oder Abstiegsängste geht?



    Ruft nicht jeder zweite Artikel in dieser Zeitung hier zum Verzicht für das Klima auf und warum geht es den armen Menschen und der Arbeiterklasse eigentlich jedesmal ökonomisch schlechter, wenn die Grünen irgendwo in der Landesregierung, Bundesregierung sitzen oder den Bürgermeister stellen?

    Uns regieren doch längst die Konzerne und die Politik traut sich nicht irgendwelche Auflagen von Großkonzernen und Gutverdienenenden zu verlangen. Schön das die Kerosinsteuer auf Flüge erhöht wurde, damit die Familie aus der unteren Mittelschicht ihren Urlaub künftig zuhause verbringt. Ausgenommen von der Steuererhöhung sind natürlich Privatjets und die Vielflieger sammeln weiterhin Bonusmeilen und denen ist es egal.

    Also nochmal: was hat mit all dem Wegschauen die progressive Neoliberale grüne Blase zu tun?

    • @Alfonso Albertus:

      "progressive Neoliberale grüne Blase "

      Sind mit dem Niedergang der Linkspartei nun die Grünen wieder zum Abschuss freigegeben?

    • @Alfonso Albertus:

      Sie berichtet schon über Armut. Andererseits hat mensch den Eindruck, dass sie sus der Mittelschicht für die Mittelschicht berichtet.



      Um Verzicht in Deutschland muss es im allgemeinen gehen. Schließlich bräuchte es 3 Erden, würde jede Gesellschaft so handeln wie die Deutsche. Wie und wer verzichtet werden müsste ist eigentlich auch klar - nämlich je höher Einkommen und Vermögen sind. Das ist auch logisch, da mit selbigen der Verrauch ansteigt.



      Flugverkehr machen zwar nur einen kleineren Teil an den Treibhausgasemissionen aus, allerdings basiert Kerosin ja bisher auf fossilen Energieträgern. Es müsste komplett auf E-Fuels umgestiegen werden. Ein großer Haken an der Sache ist, dass (bisher) nicht genügend erneuerbare Energie erzeugt werden. EE sollten zuerst in wirtschaftlichen Bereichen zur Deckung der Grundbedürfnisse eingesetzt werden und nicht für Luxus wie Luftverkehr. Ein weiteres Problem ist, dass für die Erzeugung von E-Fuels ein vielfaches an EE eingesetzt werden muss. Die Zahl der Flüge (auch für Transport) muss also massiv reduziert werden. Für die Umsetzung wären Verbote bzw. Kontingentierung von wenigen Flügen am fairsten. Ich schätze aber, dass dies nicht so viele Menschen wollen. Das "Argument", dass bei Verteuerung der Flüge Arme nicht mehr fliegen könnten ist Nonsens, da diese bereits jetzt nicht mehr fliegen können. Das "Argument" sehe ich als zumeist vorgeschoben an und es steht wohl für das Interesse jener, die auf Fliegen letztlich nicht verzichten wollen. Statt für Verbote und Kontingentierung wird sich auch ehrlicherweise nur gegen die Erhöhung der Flugpreise eingesetzt.

      • @Uranus:

        *nämlich je mehr Verzicht je höher Einkommen und ...

      • @Uranus:

        Um Verzicht im Allgemeinen muss es eben nicht gehen, wenn der Konsum der ärmeren Gesellschaftschichten keinen signifikanten Einfluss auf das Klima hat.

        Konsumkritik sehe ich tendenziell eher kritisch. Da wird das Problem des globalen Kapitalismus und dessen Auswirkungen auf Mensch, Natur und Klima individualisiert und ins Private verschoben.(Also das was die Grünen ständig machen). Einen grünen Kapitalismus wird und kann es aber nicht geben, solange man Großkonzernen frei walten lässt.

        Es ist einfach Firlefanz sich über Kreuzfahrtschiffe aufzuregen und die Unmoral der Reisenden zu kritisieren, während täglich Containerschiffe mit Äpfeln aus Neuseeland im Hamburger Hafen einlaufen.

        Viele der Gutverdienenenden führen ein Jetset-leben und kommen dann mal auf 50 bis 100 Flüge pro Jahr. Von Düsseldorf nach Berlin mit dem Flieger und dann ab nach München zum Geschäftsessen. Die fliegen übrigens nicht mit Ryanair. Aber schlecht fühlen soll sich dann bitte die Famile, die sich einmal im Jahr den Flug nach Cran Canaria könnt. "Böse Billigflüge, böse Billigflieger".

        • @Alfonso Albertus:

          Ich meine, es wäre an der Zeit, einzusehen, daß es eben überhaupt keinen Sinn macht, in Urlaub zu fliegen. Die Schädlichkeit ist bekannt, daß wir in exponentieller Klimakatastrophe sind, ebenso.



          Nur weil die anderen Deppen sich ein fettes Auto vor die Tür stellen, in Urlaub fliegen ... muß man selbst es doch nicht machen.



          Ich bin über 60, aber noch nie geflogen. Keine Ahnung, wie ich das genießen könnte, wenn ich doch weiß, damit ganz persönlich wieder dafür verantwortlich zu sein, mehrere Tonnen CO2 freigesetzt zu haben.



          Ich meine, es darf kein Recht geben zu fliegen und den Dealern, der Tourismusindustrie nämlich, gehörte schon lange die Lizenz entzogen.



          Hier wird alles für das Wirtschaftswachstum getan - nur natürliches Wachstum, das findet bald kaum noch statt. Diese gesellschaftliche Blödheit tut mir richtig weh.

          • @Zebulon:

            Gut. Dann setzen Sie sich doch bitte für günstige Langestreckenfahrten der Bahn ein und dafür, daß die schwer arbeitenden Menschen länger Urlaub bekommen. Dann können die sich auch mal zwei Tage Zugführer leisten.



            Der Urlaub ist vielen hart arbeitenden Menschen heilig. Die einzige Zeit zum entspannen oder um Abenteuer zu erleben.



            Vielleicht geht das auch im spießigen Seebad an der deutschen Küste, ich habe aber meine Zweifel. Alleine schon weil es mehr kostet als ein Pauschalurlaub auf Malle...

        • @Alfonso Albertus:

          Ich sehe Kritik am Konsum als Teil einer Kritik am Ganzen sowie den Konsum als wirtschaftliches Handlungsabbild der Lebensweise. Zum Ganzen gehört auch die Produktion. Sicherlich haben Konsument*innen nicht die gleiche Macht wie das Kapital/Produzent*innen. Einzelne sowieso nicht. Andererseits lässt sich schwerlich von der Hand weisen, dass bspw. die Lebensmittelproduktion und der Umgang mit Tieren anders aussähe, wenn alle Menschen vegan leben würden. Die Handlungen der Mehrheit hat schon einen gewissen Einfluss. Das andere Extrem neben dem "Dein Konsum kann die Welt retten" ist: "Die da oben haben schuld". Das finde ich ebenfalls fragwürdig. Damit kann mensch auch schön von eigenen Handlungen und Mitverantwortung ablenken. Es gibt schon Handlungsspielräume, wenn es auch aufgrund des Systems kaum Ideallösungen gibt. Immerhin kann mensch mit dem eigenen Handeln den eigenen Werten einen gewissen Ausdruck verleihen. Wer davon überzeugt ist, Tiere, Umwelt, Klima sind zu schützen, sollte bspw. keine Tierprodukte essen.



          Ich denke, es kommt auch darauf an, an welchem Zweck und welchem Niveau von CO2-Emissionen mensch mit Kritik ansetzt. Fliegen ist nun mal eine Handlung anhand der mensch mehrere Tonnen CO2 in den Äther blasen lassen kann und somit für Individuen eine recht gewichtige Einzelhandlung, die im Widerspruch zu Klimaneutralität steht, solange Kerosin ein fossiler Energieträger ist. Kreuzfahrten sind ähnlich CO2-Emissions-intensiv. Zumal Fliegen und Kreuzfahrt Luxus ist. Wenn hingegen Ärmere aus Kostengründen Äpfel aus Neuseeland kaufen, wäre das wohl anders zu gewichten. Da geht es auch um die Ermöglichung einer halbwegs gesunden Ernährung, Vitamine und so.



          Und nochmal: die meisten Armen machen weder Flugreisen noch Kreuzfahrten. Dafür haben Arme so gut wie kein Geld.

        • @Alfonso Albertus:

          „Konsumkritik sehe ich kritisch. Da wird das Problem des globalen Kapitalismus und dessen Auswirkungen auf Mensch. Natur und Klima individualisiert und ins Private verschoben.“



          Hm, das sehe ich nicht ganz so. Ist die globale Herrschaft des Kapitalismus denn ein Freifahrtschein fürs Nichtstun im Privaten? Doch wohl nicht.



          Sie wissen doch: das Private ist politisch. Ich kann den Widerspruch zwischen persönlichem Konsumverzicht und politischem Handeln für eine bessere Welt nicht erkennen.

      • @Uranus:

        Politiker werden auch ungern auf ihre Flüge rund um den Globus verzichten wollen.

    • @Alfonso Albertus:

      "Ruft nicht jeder zweite Artikel in dieser Zeitung hier zum Verzicht für das Klima..."

      Dass die Taz beim Thema "Armut" wegsieht, kann ich als Leser nicht sagen. Eher im Gegenteil, ich lese die Taz gerade auch wegen ihrer Berichterstattung dazu. Gutes Beispiel dafür ist der Artikel hier, anderen Medien ist das genannte Thema vielleicht längst nicht so viele Zeilen und vor allem längst eine solche "Analyse" wert. Auch die "vertiefende" Hintergrundinformation ist da. Besonders gelungen für mich z. B. die Abhandlung einer Milieu- UND Mentalitätsstudie zu Einstellungen in der Bevölkerung zur sozialökologischen Transformation der Gesellschaft, die für mich ohne Frage ja stattfindet. Die Frage ist dann eben: Wer gestaltet da was mit welchen Zielen? Da passt die Taz nach meiner Einschätzung schon auf.

      Ihre Kritik zielt in diesem Zusammenhang dann ja darauf: Wird dieser gesellschaftliche Wandel vom "Taz-Team" nur so verstanden, dass die Verzichtsleistungen, die der Klimawandel fordert/fordern wird, die Armen der Gesellschaft nur noch ärmer werden lässt? So perspektivisch und inhaltlich eingehengt scheint mir die Taz doch aber nicht.

      Für mich ist das Thema "Armut/Arbeit" in der Taz von besonderem Interesse. Dagegen habe ich von Umwelt- u. Klimathemen kaum Wissen. Deshalb fände ich es gut, wenn die Taz Begriff u. Thema "sozialökologische Transformation" immer wieder (und gern vertiefend) aufgreift, ähnlich wie z. B.:

      Wird der Klimawandel die Armen noch ärmer machen? Oder ist es möglich und wird das auch politisch gewollt, dass sogar noch im gesamtgesellschaftlichen Verzicht Emanzipation und Absicherung der Lebenslagen der Armen und ihrer Lebenslagen möglich seine können?

      Selbst Chefreporter Peter Unfried blickt ja manchmal selbstironisch auf diesen von ihm soo oft verwendeten Begriff. Aber seine Abhandlung: Unbedingt notwendig.

      Und eine so orginell-intelligente Kolumne wie "In Rente" von B. Dribbusch auch zum Thema, die finde ich auch nicht so schnell wo anders.

  • „Eine Armutsbetroffene ist eine Tragödie, Millionen Armutsbetroffene sind eine Statistik.“



    Und eine Gefahr für die Demokratie, möchte ich hinzufügen (also nicht die von Armut Betroffenen, sondern die Armut bzw. soziale Umgleichheit in einer Gesellschaft). Genau so alarmierend wie der Klimawandel, Lobbyismus, Korruption, Vetternwirtschaft, Faschismus usw.



    Einer der Gründe übrigens, weshalb ich mich weiter als Sozialist bezeichne.

  • Was kann man/frau von einer Gesellschaft erwarten, die nicht einmal Anstoß genommen hat an der systematischen Ermordung von sechs Millionen Juden und weiteren Millionen Polinnen und Ukrainerinnen, sondern dies akzeptierend hingenommen und oft genug auch aktiv unterstützt hat?

    • @Jürgen Klute:

      Da haben Sie leider recht. Ich würde es gar nicht einmal mehr als spezifisch deutsches Phönomen beschreiben, aber ich empfinde es als wirklich widerlich, wie ganze Gesellschaften auch heute noch wie vor 100 Jahren gesteuert werden durch Agitatoren des Kapitals, der Reichen also.



      Es ist kein Zufall, daß Bildung in Deutschland nur für die Elite wichtig ist.

  • Eine andere Welt ist möglich

    • @Lord Markei:

      Sicher. Nur ob die besser ist, sei dahingestellt.

  • Was soll mensch dem noch hinzufügen?

    Ein Glück, dass die Migrant*innen schuld sind. Wie schon der geschätzte Mr. "Asyltourismus" bestätigt.

    Dumm nur, dass 30 Prozent der Deutschen (!!!) dieser Partei ihre Stimme geben wollen. Warum ist das so -- und vor allem: wie können wir das ändern?

  • Man schaut nicht nur verächtlich auf arme Länder, sondern auch auf eben die armen Mitbürger.



    Einfach mal bei diesem Thema solche Machwerke wie "Welt " oder "Focus " studieren *wenn das der eigene Blutdruck überhaupt verkraftet).



    Der immer währende Grundsatzkommenrar'selbst schuld, hätten die mal was gelernt " ist noch harmlos. Andere Bemerkungen der Fleischhauers und Voggs, wie sie auch noch alle so heissen, übertreten schonmal die Grenze zum Sozialfaschismus.

    • @Andreas Horn:

      Ähnlicher Gehalt schimmert mal mehr mal weniger deutlich auch durch manche Kommentare hier in den TAZ-Kommentarspalten. Manche trollhaft, manche womöglich Agendenhaft und manche wohl unter TAZ-Leser*innen.

      • @Uranus:

        So so, "Grenze zum Sozialfaschismus." findet auch ihren Rückhalt. Dabei war genau diese olle Klamotte aus dem Giftschrank des Stalinismus (Sozialfaschismusthese) maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Arbeiterschaft vor 33 nicht vereint n den Faschismus stand, sondern seitens der KPD sich gegen die SPD richtete.

  • Diese Leute sind erfahrungsgemaäß so enttäuscht von der Politik, dass sie nicht mehr zur Wahl gehen. Mit anderen Worten: das interessiert Parteien nicht. Warum sollte sich eine christlich oder sozial orientierte Partei mit etwas befassen, was ihr nix bringt?? Nur die Linke greift die Probleme auf, doch kümmert sich auch erst mal um ihr eigenes Problem.... Es sähe anders aus, würden die Armutsbetroffenen wählen gehen. Aber wen?

  • Da es um einen relativen Armutsbegriff geht, können die meisten mit der Zahl nicht viel anfangen. Es macht auch wenig Sinn, Armut ins Verhältnis zum Durchschnittseinkommen zu setzen, dann gibt es auch in Luxemburg und Monaco eine Menge Arme, sondern man sollte sie daran bemessen, was man sich leisen kann bzw. wo man sparen muss.

    • @Dr. McSchreck:

      Das sind nun mal die Definitionen, wie gesellschaftswissenschaftlich Armut definiert wird.



      Ihre Kritik an der Definition und nicht am Umstand an sich sagt auch viel aus.



      Jemand, der Vollzeit arbeitet und sich nicht das physische und soziokulturelle Existenzminimum erreicht oder gerade so erreicht, zählt in dieser Gesellschaft als arm.



      Hilfreich das Problem zu erfassen ist auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Physischen und soziokulturellen Existenzminimum.



      Ich rate Ihnen mal das durchzulesen.

      • @Hatespeech_is_not_an_opinion:

        Ich kenne das Urteil - das geht aber von einem absoluten Armutsbegriff aus, der das Überleben und ein gewisses Maß an Teilhabe ermöglichen soll.

        Der relative Begriff führt dazu, dass in einer immer reicher werdenden Gesellschaft die Armut angeblich nicht weniger wird.

  • Besser nicht hinsehen oder genauer hinhören ...es könnte mich treffen aber ist ja noch alles gut...

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Arroganz ist der Deckmantel des Spießers bei mitmenschlicher Hilflosigkeit. Sozusagen verklemmte Empathie. Aber an der Macht. Und da muss man um so mehr bleiben, je mehr man merkt, wie es anderen ergeht.

  • Soziale Ineffizienz und Unwahrheit ist ein permanentes Erdbeben das die Menschheit seit über 15.000 jahren erlebt!!!



    Niemand schaut hin ist nicht ganz richtig.



    Die meisten Leute sind einerseits blind und andererseits absolut unfähig damit umzugehen!!! Während die anderen permanent darauf hinweisen und eben permanent nicht gehört werden!!!



    Das ist er kern des Problems! Ja fast aller Probleme.



    Mangelndes Wissen, mangelnde kooperation - Im angesicht einer massiv sozialeren und komplexeren sachlage. MACBETH!!! Oder auch. Die Geschichte der Demokratie



    Alles nicht neu.



    Während ein paar wenige die ganze wahrheit und inklusion suchen, bekämpfen sich die ach so exklusiven massen gegenseitig mit allen mitteln die sie haben. und dazwischen, entertainment, stumpfsinn, elend und verwahrlosung - der ganz normale wahnsinn.

    Der anstieg der sozialen ungleichheit, die bestehende kulturelle spaltung, die stete ausbildung regionaler sozialer peripherien mit mangelndem bzw gefährdetem "lebensstandard" ... trotz massivem reichtums jeglicher art an anderen stellen .... alles nicht neu.



    All das sind bekannte krisen und auch bekannte ignoranz der ewig selben krisen und kulturkreise. mal mehr mal weniger .... 30% peripherie ist ganz normal und bei weitem nicht das schlimmste was die gier, ignoranz und inkompetenz bisher zu stande gebracht hat.

    es wird mal wieder zeit für ne kleine kulturrevolution! aber bei den reaktionären mainstream substanzen, ist das eher ne frage von 100 jahren ... lieber den fortschritt und die wahrheit als kriminelle vereinigung abstempeln, das gibt der ignoranz und hybris noch bissi mehr zeit zum austoben ...

    btw gute 3-teilige doku auf arte grad:



    Die Geschichte Chinas



    Oder auch:



    Warum die Bekämpfung der Armut ständig an der Bekämpfung unserer selbst scheitert

  • 6G
    659554 (Profil gelöscht)

    Es kommt der Tag, da fliegt der Politik der ganze neoliberale M...haufen so dermaßen um die Ohren. Und sie werden es noch fertigbringen, erstaunt zu tun

  • Kein Wunder - oder kennt hier irgendjemand einen oder eine Politikmachende die gerne Fehler zugibt ?



    Also jetzt eigene Fehler aus eigenen Regierungszeiten - und nicht als jetzt Oppostioniere die Fehler der aktuellen Regierung ...







    Würden diese 20.9 Prozent mit Mistgabeln und Dreschflegel auf den Strassen stehen würden unsere lieben Regierenden das schon hören ...

    Aber es ist eine jahrtausendgültige Tatsache, dass es nicht die Armen sind, die auf die Strasse gehen sondern die Gierigen.

  • Platt gesagt, Deutschland verdummt und verarmt und die AfD liegt inzwischen gleichauf mit den Grünen, trostlose Aussichten.

  • auch die taz hat die kleine bewegung #ichbinarmutsbetroffen weder von anfang an noch später unterstützt. was ich in meinen kommentaren bemängelte.



    die linken haben wahrgenommen und im bundestag darüber geredet. gemeinsame kampagnen: fehlanzeige.



    die gewerkschaften haben weggeschaut.



    die sozialverbände (außer paritätischem) haben ebenfalls nicht wünschenswert unterstützt.



    Kirchen: fehlanzeige.



    die medien haben von anfang weggeschaut. talkshow+ -auftritte: na ja. das ist für die coach potatoes. jedenfalls scheinen diese nicht die 20% armen menschen in D aus den sesseln + von der coach weg auf die straße getrieben zu haben.



    gewerkschaften, sozialverbände + spd, grüne sowie linke sind die armen irgendwie nicht so wichtig. kirche ist besorgt über austritte + bemüht sich, ihre eigene schandtaten in der neuzeit aufzuarbeiten - da bleibt für arme kein platz mehr.



    mensch, paß auf,



    --- in eine arme familie geboren zu werden



    --- daß du keine schicksalsschläge erleidest



    --- daß du nicht alleinerziehend bist



    --- daß du kein/e geflüchtete/r bist



    --- daß du nicht geschieden wirst



    --- daß du nicht schwerkrank wirst



    --- daß du nicht behindert bist



    --- daß du nicht erwerbsgemindert bist



    ---daß du nicht erwersslos wirst uswusf

    --- und so .... bist

    • @Brot&Rosen:

      Sehr gut kommentiert.

  • Und die CDU (aka AFD-Light) unter Metz bereitet gerade für den Parteitag eine Gesetzesvorlage vor, nach der nur noch "Arbeitswillige" soziale Unterstützung vom Staat erhalten sollen...

  • Auch hier gilt wieder mal: der Schlüssel aus der Armut ist Bildung. Wer einen vernünftigen Berufsabschluss hat, hat größere Chancen, nicht in Armut zu leben. Natürlich spielen auch persönliche Lebensumstände wie Scheidung, Krankheit eine Rolle. Aber selbst dann haben Menschen mit guter Bildung bessere Perspektiven. Die Schulen müssen endlich besser werden.

    • @Emsch:

      Für Arbeitnehmer ist der Schlüssel aus Armut vor allen Dingen ein Alter unter 50.



      Darüber ist man leider erledigt.



      "Fachkräftemangel", my ass.

    • @Emsch:

      Das mag individuell zutreffen. Gesamtgesellschaftlich geht es um Verteilungsgerechtigkeit. Wie im Artikel oben beschrieben wird einem Fünftel der Menschen in Deutschland zu wenig Geld zugeteilt. Auch mehr Bildung wird das insgesamt kaum lösen. Pragmatisch gesehen geht es um Anhebung niedriger Renten, niedriger Löhne, Erwerbslosengeld, Grundsicherung, Unterstützung von Wohnungslosen, von Asylsuchenden ... und eine größere Beteiligung der Wohlhabenderen bei der Refinanzierung (auch des Gesundheitssystems). Radikal gesehen ginge es um die Systemfrage.

      • @Uranus:

        Die Systemfrage wird immer wieder mal gestellt,, nur haben andere Systeme, die in der Vergangenheit mal getestet wurden, ebenfalls keine Lösung angeboten. In vielen Fällen war das Ergebnis sogar schlechter.

        • @Tom Tailor:

          Sicher gab es die. Das derzeitige System schafft jedoch weiterhin massive Ungleichheit und untergräbt die Existenzgrundlagen. Das kann nicht im Sinne von Linken sein.

          • @Uranus:

            Das Problem vieler Linken besteht darin, dass sie nicht Chancen-, sondern Ergebnisgleichheit fordern. So funktioniert es aber nicht.

            • @Tom Tailor:

              Das Problem vieler Liberaler u.ä. ist wohl, dass sie die Ungleichheit und strukturellen Mechanismen dahinter nicht sehen wollen und wenn dann lieber relativieren ...



              Wollen Sie mit Menschen tauschen, die auf einer Plantage arbeiten müssen, die auf dem Land errichtet wurde, was zuvor ihrer Familie gehörte. Fortan dürften sie auf der Plantage für Geld schuften, das kaum für Ihr Auskommen reicht, während ihre Familienmitglieder von den auf der Plantage aufgebrachten Pestizide krank werden und ihre Frau kranke Kinder zur Welt bringt? So funktioniert der Kapitalismus.

    • @Emsch:

      Quatsch. Realschulabschluss, da ist heutzutage die dicke Kohle und die sicheren Jobs. Dipl.-Ing. (FH), Fachinformatik, BWL. Wer ein vollwertiges Hochschulstudium will, zahlt erst mal drauf, und eine Jobgarantie - zumindest wenn man vom Lohn würdig leben will - ist das schon seit 20 Jahren nicht mehr, vor allem in den pädagogischen wissenschaftlichen Studiengängen.

  • einen tag zur feier der habenichtse ...

    schon wegen deren großem gesellschaftlichem beittag.

    sind sie es doch, welche überproportional als erste die lebensbühne verlassen und ressourcenschonend 'good-bye, servus, tschüß' sagen.

    somit auch die renten- und pensionskassen entlasten.



    und denen sichere ruhestandsgehälter garantieren, die noch lange nicht fertig haben.



    auf eine gesundheitliche langzeitversorgung und -pflege zurückgreifen können.



    und deren lebensabend von vielen, vielen schönen sonnenuntergängen begleitet wird.

    ein hoch auf die, die am rande leben.



    gewollt, erzwungen oder als endfakt für niedrig bezahlte lebenslange arbeit.

    ein hoch und prosit auf die habenichtse.



    die still und würdevoll in ihren letzten jahren an der tafel anstehen und die brosamen dankbar annehmen.

    ihnen gilt unser aufrichtiges andenken.

    das muß dann aber auch reichen ...



    das leben bietet schließlich auch freuden für viele andere.