Affäre Geraldine Rauch: Als TU-Präsidentin ungeeignet
Ob sie den Post zu oberflächlich gelesen hat oder die Meinung dort teilt, ist letztlich egal. Das eine wie das andere disqualifiziert TU-Chefin Rauch.
W ir wissen nicht, ob die Berliner TU-Präsidentin Geraldine Rauch ein antisemitisches Weltbild im Kopf hat. Frühere Aussagen von ihr sprechen nicht dafür. Keinesfalls ist ihre Kritik an Polizeieinsätzen gegen propalästinensische Hörsaal-Besetzer geeignet, auf eine solche Haltung hinzuweisen. Was wir aber wissen, ist, dass die Mathematikerin judenfeindliche Ressentiments gelikt hat.
Es geht dabei unter anderem um einen Beitrag mit Fotos von Demonstranten, die ein Bild des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu mit aufgemaltem Hakenkreuz hochhalten. Es handelt sich also um Israel-bezogenen Antisemitismus, bei dem der jüdische Staat in eine Linie mit dem NS-Regime gesetzt wird. Rauch hat sich damit verteidigt, nur den dazugehörigen Text gelesen, nicht aber das Bild registriert zu haben. Sie bat um Entschuldigung.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Entspricht ihre Einlassung der Wahrheit, so sind Zweifel angebracht, ob eine Person, die derart unbesehen Informationen im Internet empfiehlt, eine geeignete Präsidentin für eine Universität ist. Es entspricht jedenfalls dem Gegenteil von wissenschaftlicher Arbeit, derartig mit Berichten umzugehen. Hat sie dagegen den inkriminierten Post unter Kenntnis der judenfeindlichen Bildinhalte empfohlen, so müsste ihr eine antisemitische Geisteshaltung unterstellt werden.
Es ist nicht zu erwarten, dass diese Frage aufgeklärt werden kann. Wie auch? Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hält die Einlassung für unglaubwürdig. Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Berlin, Samuel Salzborn, spricht von einem „inakzeptablen Verhalten“. Jüdische Studierende sind mehr als nur irritiert. Rauch hat eine Vorbildfunktion. Der internationale Schaden für die Uni ist da und würde sich noch vergrößern, bliebe Rauch weiterhin auf ihrem Posten. So oder so ist Geraldine Rauch nicht länger als TU-Präsidentin geeignet.
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