piwik no script img

Affäre Geraldine RauchAls TU-Präsidentin ungeeignet

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Ob sie den Post zu oberflächlich gelesen hat oder die Meinung dort teilt, ist letztlich egal. Das eine wie das andere disqualifiziert TU-Chefin Rauch.

Hat schon bessere Zeiten gesehen: TU-Chefin Geraldine Rauch vor der Berliner Uni im März 2022 Foto: Christoph Soeder/dpa

W ir wissen nicht, ob die Berliner TU-Präsidentin Geraldine Rauch ein antisemitisches Weltbild im Kopf hat. Frühere Aussagen von ihr sprechen nicht dafür. Keinesfalls ist ihre Kritik an Polizeieinsätzen gegen propalästinensische Hörsaal-Besetzer geeignet, auf eine solche Haltung hinzuweisen. Was wir aber wissen, ist, dass die Mathematikerin judenfeindliche Ressentiments gelikt hat.

Es geht dabei unter anderem um einen Beitrag mit Fotos von Demonstranten, die ein Bild des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu mit aufgemaltem Hakenkreuz hochhalten. Es handelt sich also um Israel-bezogenen Antisemitismus, bei dem der jüdische Staat in eine Linie mit dem NS-Regime gesetzt wird. Rauch hat sich damit verteidigt, nur den dazugehörigen Text gelesen, nicht aber das Bild registriert zu haben. Sie bat um Entschuldigung.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Entspricht ihre Einlassung der Wahrheit, so sind Zweifel angebracht, ob eine Person, die derart unbesehen Informationen im Internet empfiehlt, eine geeignete Präsidentin für eine Universität ist. Es entspricht jedenfalls dem Gegenteil von wissenschaftlicher Arbeit, derartig mit Berichten umzugehen. Hat sie dagegen den inkriminierten Post unter Kenntnis der judenfeindlichen Bildinhalte empfohlen, so müsste ihr eine antisemitische Geisteshaltung unterstellt werden.

Es ist nicht zu erwarten, dass diese Frage aufgeklärt werden kann. Wie auch? Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hält die Einlassung für unglaubwürdig. Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Berlin, Samuel Salzborn, spricht von einem „inakzeptablen Verhalten“. Jüdische Studierende sind mehr als nur irritiert. Rauch hat eine Vorbildfunktion. Der internationale Schaden für die Uni ist da und würde sich noch vergrößern, bliebe Rauch weiterhin auf ihrem Posten. So oder so ist Geraldine Rauch nicht länger als TU-Präsidentin geeignet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
Mehr zum Thema

61 Kommentare

 / 
  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • "Nun gibt es zwei Möglichkeiten."

    Einen Tatbestand auf den einen oder anderen Hergang zurückzuführen, also zwei Optionen anzubieten halte ich für, ich nenne es mal interessant.

    Wenn ich das bei Maithink X und/oder Vera Birkenbihl richtig verstanden habe ist das Populismus. Ob es sich um billigen Populismus handelt mag ich nicht zu beurteilen.

    Mir fallen dazu nur die Worte meiner Mutter ein: 'Ich bin soooo enttäuscht'

  • Das Problem ist, daß sich Netanjahu und seine rechtsextremen Minister sich hinter der Arbeitsdefinition Antisemitismus verstecken und meinen, sie können sagen und tun was sie wollen, denn wenn man ihre Verbrechen anprangert ist man ... Antisemit und mithin diskreditiert, um nicht zu sagen, "ein Nazi".

    Dabei werden sie doch überhaupt nicht in ihrer Eigenschaft als Juden, oder als israelische Staatsbürger attakiert, sondern wegen ihres menschenverachtenden Verhaltens als Machthabende.

    Der Nazi-Vergleich ist sicher nie oder seltenst hilfreich, zumal die Leute ja überhaupt keine Ahnung mehr vom Nationalsozialismus haben. Aber es waren Teile der israelischen Öffentlichkeit und gerade auch die Regierung, die nach dem mörderischen Angriff der Hamas völlig unhistorisch den Nazi- und Holocaustvergleich misbraucht haben oder von Pogromen sprachen und dafür auch von Yad Vashem und Holocaustforschern gescholten wurden.

  • ""Moderner Pranger hat viele Gesichter!""



    ==



    Wie wahr.

    Zitat aus times of Israel, heute



    ""Ein prominenter Rabbiner aus Brüssel, der Netanjahu einst dafür kritisierte, dass er europäische Juden aufforderte, nach Israel zu ziehen, fordert den jüdischen Staat nun auf, sich auf eine Einwanderungswelle aus dem Kontinent aufgrund von Antisemitismus vorzubereiten.

    „Meine Botschaft an den israelischen Premiere ist heute nicht mehr so ​​eindeutig wie früher“, sagt Menachem Margolin, Vorsitzender der European Jewish Association in Brüssel, auf einer Konferenz in Amsterdam zur Bekämpfung des Antisemitismus.

    „Heute sage ich Israel: Wir sind noch nicht so weit, aber seien Sie bereit, machen Sie Ihre Regierungsbehörden bereit“, sagt Margolin.

    Wenn die europäischen Regierungen „so weitermachen wie bisher, wenn sie diese Flut des Judenhasses weiterhin tolerieren, können sie damit rechnen, dass Hunderte und Tausende von uns gehen werden“, fügt Margolin hinzu.

    Die Konferenz mit dem Titel „Wir kämpfen für unsere Zukunft“ wird gemeinsam vom israelischen Ministerium für Diaspora-Angelegenheiten und die Bekämpfung von Antisemitismus sowie der Gruppe „Christen für Israel“ gesponsert.

    • @zartbitter:

      Wenn Sponsoren wie die “Christen für Israel” auf solchen Konferenzen auftreten, werde ich sofort hellhörig. Ein anderer Sponsor dieser Veranstaltung war ja ein Ministerium, das derzeit von einer nationalreligiösen, rechtsextremistischen israelischen Regierung geführt wird.



      Mit Blick auf die offizielle deutschsprachige Website der “Christen für Israel” wird deutlich, dass es sich um eine pro-israelische, pro-zionistische christliche Lobbyorganisation handelt - was zunächst ja nicht ehrenrührig ist, die von Ihnen zitierten Aussagen des Rabbiners Margolin allerdings in einen bestimmten politischen Kontext einordnet.



      www.christenfuerisrael.org/%C3%BCber-un



      Bleibt zu wünschen, dass die “Christen für Israel” nicht in einem ähnlich trüben Wasser fischen wie die in den Staaten politisch einflussreichen, zahlreichen evangelikalen Trump-Fans.



      Denen geht es nämlich keineswegs um die Existenz des säkularen Staates Israel - auch die Durchsetzung eines grossisraelischen nationalreligiösen Eretz Israel ist lediglich “Mittel zum Zweck”, bis Armageddon kommt, das göttliche Endgericht, der finale Endkampf zwischen Gut und Böse, in dem Gott zwischen Gläubigen und Ungläubigen richtet.

    • @zartbitter:

      Ein diffuses Gefühl der Unsicherheit, was m.E. nicht auf harten Fakten begründet ist, sondern auf Meinungsbildung. OK, antiisraelische Ressentiments werden lauter kundgetan als vor dem 7.10.. OK, in Berlin gab es eine fürchterliche politische Prügelei, die strafrechtlich verfolgt gehört.

      Jenseits dieses gefühlten Klimas war es aber schon vor dem 7. Oktober war es in Israel nachweislich gefährlicher, mit jährlich dutzenden von Toten wo es in Europa in normalen Jahren irgendwo zwischen 0 und 1 Tote gibt. Die Episoden Mohammed Merah (hat nicht nur Juden getötet) und Hypercasher liegen schon bald ein Jahrzehnt zurück.

      Jetzt, nach (?) dem Gaza-Krieg würde ich mir dreimal überlegen, ob ich meinen Kindern Militärdienst in den palästinensischen Gebieten antäte.

      Ich glaube, es wird eher andersherum kommen, ein Braindrain aus Israel wird kommen. Denn wer die Wahl hat, einen gutbezahlten Job weit weg von den beiden rivalisierenden Theokratien anzunehmen, wird jetzt sicher darüber nachdenken.

      • @Deutschfranzose:

        "" wenn ""diffuses Gefühl"" ..und vermeintliche ""Meinungsbildung"" zur grausamen Realität werden



        ==



        Seit dem 7. Oktober haben antisemitische Aggressionen und Bedrohungen in Frankreich, wo die größte jüdische Gemeinde Europas lebt, sprunghaft zugenommen. Innenminister Gérald Darmanin spricht von mehr als 800 registrierten Vorfällen.....

        Antisemitismus ist Alltag - auch in Frankreich - in der Pariser Universität Tolbiac etwa wurde auf eine Toi­lettentür „Mort aux Juifs“ (Tod den Juden) geschmiert. Bei einem betagten jüdischen Ehepaar in Paris wurde die Wohnungstür in Brand gesteckt.

        taz.de/Antisemitis...ankreich/!5967057/

        • @zartbitter:

          "In der Pariser Universität Tolbiac etwa wurde auf eine Toi­lettentür „Mort aux Juifs“ (Tod den Juden) geschmiert. Bei einem betagten jüdischen Ehepaar in Paris wurde die Wohnungstür in Brand gesteckt."

          Das ist zweifellos schlimm, und absolut inakzeptabel. Daraus jetzt einen flächendeckenden Antisemitismus zu interpretieren, halte ich für kritisch. In meiner Stadt lese ich immer wieder "Tod den Bullenschweinen". Geschrieben von einer verschwindend kleinen Bevölkerungsgruppe. Deswegen befürchte ich aber nicht, dass eine elementare Gefahr für Polizisten besteht.

      • @Deutschfranzose:

        Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am



        7. Oktober ist die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland deutlich gestiegen - im Vergleich zu den vorherigen Quartalen um das Doppelte

        Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnete allein zwischen dem Tag des Überfalls und dem 21. Dezember mehr als 1.100 Delikte im kriminalpolizeilichen Meldedienst für Fälle politisch motivierter Kriminalität, wie die Nachrichtenagentur dpa meldet.

        Es handelt sich dabei vor allem um die Straftatbestände Sachbeschädigungen und Volksverhetzungen, hieß es vom BKA.

      • @Deutschfranzose:

        Es handelt sich um antisemitische Ressentiments. Das kann man mühelos erkennen. Synagogen werden angegriffen, gläubige Juden werden angegriffen.

        Fast jeder Jude und jede Jüdin, mit der ich mich unterhalten, denkt darüber nach hier weg zu gehen, nach Israel. Und das obwohl sie gut ausgebildet sind, trotz hoher Lebenshaltungskosten dort. Zudem kann man genau das gleiche in der Jüdischen allgemeinen nachlesen.

        Was sie eine Theokratie nennen, ist ein demokratischer Staat. Dorthin gehen Menschen weil sie sich sicherer fühlen als in Berlin oder Paris. Auch die Säkularen.

  • Neben einer Entschuldigung hätte sie von sich aus ihren Rücktritt anbieten müssen. Einfach eine Frage des Charakters wenn man ein Bild liked das den israelischen Premier mit einem Hakenkreuz abbildet, ob bewusst geliked oder nicht ist dabei nicht relevant.

    Chance verpasst, jetzt steht sie dumm da ebenso wie die TU.

  • Ich finde die Rücktrittsforderung auf Grundlage des beschreibenen Verhaltens für völlig überzogen. Ihr Fehlverhalten wurde offenbar mit der Lupe gesucht und muss als solches größtensteils erstmal über mehrere Ecken konstruiert werden.

    Für die Sache mit dem Foto (was nicht sie gepostet hat) unter einem Artikel mit einem völlig unproblematischen Text ("Tausende türkische Bürger gehen derzeit auf die Straße, um einen Waffenstillstand im Gazastreifen zu fordern und die Operation in Rafah zu verurteilen!") hat sie sich entschultigt.



    Sie hat an keiner Stelle ein Hakenkreuz geliked, was ihr hier verkürzend unterstellt wird!

    Das Versehen halte ich für absolut glaubwürdig (in dubio reo), zumal sie selber nicht durch antisemitische Aussagen aufgefallen ist.

    Ich sehe hier einen Fehler, kein Fehlverhalten.

    Besonders traurig finde ich es aber, dass ein die TAZ-Journalist auf den Mccarthyzug aufspringt und leichtfertig versucht, kritische Stimmen aus Spiztenpostionen wegzucanceln.

  • Wäre doch mal echter Journalismus, wenn der Text, den sie Relikt hat, auch in dem Artikel zu finden wäre.

  • Die Frage ist doch auch, in welchen Katakomben der Sozialen Medien Frau Rauch sich da bewegt.

    In meine Timeline werden keine Fotos von Netanjahu mit Hakenkreuz drauf gespült.

    Und: Stünde nicht Antisemitismus, sondern etwa Rassismus im Raum, die Frau wäre schon weg.

    • @Jim Hawkins:

      Ihr nun den Algorithmus der sozialen Medien zur Last zu legen ist lächerlich. Menschen die pro Israel sind bekommen auch ganz schnell antiislamisches / rassistisches Zeug vorgeschlagen. Ihr Vergleich bzw. das gegeneinander auszuspielen von Antisemitismus und Rassismus ist nicht besonders intelligent und spielt nur den Rechten in die Karten, die auf einmal scheinheilig Judenfreunde geworden sind um ihren Antiislamismus und Rassismus auszuleben.

      • @Andreas J:

        Also, ich bin pro-Israel, wie Sie das etwas schlicht nennen.

        Ich bekomme jedoch kaum "Zeug" von der Sorte, wie Sie das beschreiben, vorgeschlagen.

        Ich bin allerdings auch keine Präsidentin einer Universität, die es ihrer Meinung nach wohl bei ihrem Umgang mit den Sozialen Medien wohl nicht so genau nehmen muss.

        Es war ja schließlich nur ein Hakenkreuz und nicht etwa zwei.

    • @Jim Hawkins:

      Was immer eine Teimlein sein soll. Ich habe sowas nicht. Die Taz immerhin kommuniziert in ganzen Sätzen und andere Medien, mit denen ich mich befasse, auch.

      • @Axel Berger:

        Was genau wollen Sie uns sagen?

      • @Axel Berger:

        Das wird Sie jetzt überraschen, Frau Rau kommunizierte eben in diesen ihnen unbekannten Medien.

        Was eine Timeline ist, das können Sie hier nachlesen:

        social-media-abc.de/wiki/Timeline

  • Ich habe heute die TAZ digital überflogen. Ich kann mich nicht mal ansatzweise daran erinnern, dass ich relevante Bilder betrachtet habe. Vielmehr habe ich mich nur auf den Text konzentriert. Sollte es sich herausstellen, eine Fahne von Borussia Dortmund abgebildet war, werde ich die Redaktion wegen seelischer Grausamkeit verklagen.

  • Mal im Ernst jetzt, 1 Like unter einem problem. Bild - das dann auch noch Text hatte, sodass die Erklärung auch plausibel erscheint. Ich mein jetzt mal wirklich, wenn dieses Like ein Ausdruck von Antisemitismus gewesen ist - dann wird da auch mehr zu finden sein als ein Like. Wenn das der einzige Vorwurf ist, gehe ich davon aus, dass nicht mehr zu finden war. Und sie deshalb jetzt, nach Erklärung und allem, für nicht mehr tragfähig zu halten, schießt so dermaßen übers Ziel hinaus, dass es fast komisch ist. In einer Zeit, in der jeder jeden Tag 400 Likes setzt, in der hopp hopp für Analyse keine Zeit ist, in der Ein TAZ-Kommentar in 1200 Zeichen fertig sein muss und Politik in 10sek Statements "vermittelt" wird; in so einer Zeit würden Sie jemanden für ein einziges problem. Like aus einer solchen Position, entfernen? Dass Sie damit auch die wiss. Leistung eines Lebens gegen 1 Like aufwiegen, ist angemessen? Und ob ein solches Like jetzt mehr als ein Indiz für schwache wiss. Leistung ist, ist doch reine Spekulation. Haben Sie für diese Annahme noch einen weiteren Grund?

    Sie müssen sich sehr sicher sein, dass alles, wirklich alles was Sie je geliked haben wirklich 100% in Ordnung ist

  • Als Uni-Präsidentin sollte Frau Rauch eigentlich klar sein, dass sie sich mit politischen Stellungnahmen zurückhalten muss, denn diese werden zwangsläufig nicht nur ihr persönlich, sondern auch der Institution zugeordnet, die sie nach außen wie innen vertritt.

    Dass sie damit aber grundsätzliche Probleme hat und sich eher als Aktivistin versteht, zeigt bereits eine gegen sie gerichtete Dienstaufsichtsbeschwerde. Eine Professorin der TU sah sich wegen einer Äußerung Rauchs - ausdrücklich namens der TU - verunglimpft sah.www.faz.net/aktuel...rung-19615324.html

    Dass sie im vorliegenden Fall das Foto übersehen habe, kann man ihr vielleicht abnehmen. Nur, dann muss aber man wohl auch festhalten, dass sie einen von ihr gelikten Tweet, in dem vom "Völkermord" an 13.000 Kindern die Rede ist, offensichtlich inhaltlich billigt. Anscheinend entsprechen die israelfeindlichen Tweets auch ihrer privaten Überzeugung, was wiederum erklärt, weshalb ihr an dem Foto nichts aufgefallen ist.

  • Früher und bis heute werden Regierungschefs verfeindeter Staaten mit Hitler und Hakenkreuz gleichgesetzt, so Milosevic, Ghadaffi, Saddam Hussein und Putin. In keinem der Fälle war damit der Staat gemeint, sondern stets die Person.

    So wäre das auch bei Netanjahu, denn Natanjahu ist nicht Israel und Israel ist nicht Netanjahu.

    Davon abgesehen hinken alle diese Vergleiche bzw. sind schlicht unzutreffend, weil sie den deutschen Faschismus relativieren und verharmlosen.

    Allerdings ist Netanjahu nach Ansicht des IStG schwerer Kriegsverbrechen verdächtig und umgibt sich zudem mit ausgewiesenen Faschisten in seinem Kabinett. Dennoch sollte man hier differenzieren, bei allen genannten.

    Likes differenzieren nicht, sondern sind ja/neins. Ich glaube aber nicht, dass Geraldine Rauch selbst so undifferenziert ist, nach dem, was ich von ihr gelesen habe.

    Insofern sehe ich in der Überschrift selbst eine undfferenzierte Vorverurteilung, welche eine taz sich verkneifen sollte.

  • Inhaltlich ist der Kommentar falsch! Mich stört, dass der Maßstab der hier angelegt wird, nämlich 100%ige Aufmerksamkeit bei 100%iger Kenntnis aller (auch noch der esoterischsten) Debatten, Meme, Vorgängertweets usw. nicht realistisch ist. Ferner stört mich, dass die Verantwortung für die Einschätzung akzeptablen Verhaltens im Kontext Israel/Nahost an den Zentralrat der Juden in Deutschland und dessen Vorsitzenden ausgelagert wird. Das ist eine Stimme, die Anspruch hat gehört zu werden, aber eben nur eine. Schließlich frage ich mich, was der Tweet, den sie gelikt hat, denn sagt (nicht was auf einen Bild zu sehen ist) und ob diese Aussage nach einer minimal sorgfältigen Abwägung, geeignet ist, eine Rücktrittsforderung zu legitimieren.

  • Rücktritt ist völlig in Ordnung. Dummheit muss bestraft werden.

  • Wirklich auf die Füße fallen wird ihr erst die extrem zweifelhafte Berufung des Antisemitismusbeauftragten der Universität. Nach meiner Einschätzung ist der Mann eine tickende Zeitbombe.

    Im übrigen: Ich bin mir sicher, das Forum hier hätte genau so viel Verständnis, wenn die Präsidentin "versehentlich" einen richtig üblen AgD-Post geliked hätte. Ganz sicher.

  • Denn mal der Alte aus Wiedensahl -

    Wenn alles sitzen bliebe, was wir in Haß



    und Liebe so voneinander schwatzen,



    wenn Lügen Haare wären, wir wären rauh



    wie Bären und hätten keine Glatzen.

    Quelle: Busch, Gedichte. Kritik des Herzens, 1874

    kurz - Herr Klaus Hillenbrand - einfach mal von der Wand n Schritt zurück!



    Das weitet den Blick!



    Dank im Voraus - eh wieder mal die 🐎 🐎 🐎 durchgehen! Woll

  • Für sich genommen wäre mir diese Aktion zu wenig für eine Demission - maximal Gelbe Karte würde ich sagen.

    Ich würde schauen welchen Maßstab sie vorher an andere gesetzt hat. Falls Sie sich in der Vergangenheit durch eiferndes "virtue signaliging" und hohen (Pseudo)Moralismus ausgezeichnet hätte - ich kenne da nichts von ihr oder der Hochschule als ganzes, und will auch nicht suchen - dann müsste sie abtreten.

    Denn dann hätte sie sich selbst der Verlogenheit oder Dummheit überführt und wäre als Unipräsidentin nicht tragbar.

    • @Chris McZott:

      Guter Ansatz: sie sollte einfach an ihren eigenen Maßstäben gemessen werden - was bei ihr für Postings mit Rücktrittforderungen ausgereicht hat.

  • Vielleicht kein Rücktritt, aber mal eine ernsthafte Entschuldigung, statt des Versuchs sich rauszureden. Das wäre mindestens angesagt.

  • Ich kann lesen und schreiben seit ich fünf Jahre alt bin und seitdem tue ich genau das und ignoriere bunte Bildchen weitgehend. Wo technisch möglich blende ich sie aus. Insofern kann ich für mich einen solchen Einwand als glaubwürdig nachvollziehen.



    Anderseits, was hat eine leitende Akademikerin in den asozialen Nicht-Medien verloren, da wo man "liken" kann, was immer das heißt? Wer sich in einen solchen Sumpf begibt, der sollte auch die dort geltenden Regeln kennen und zu denen gehört, daß Analphabeten eben bloß Bildchen gucken.

    • @Axel Berger:

      Da machen sie es sich aber sehr einfach. Wo ist denn die Grenze von unzulässigen Medien zu Medien, die aus ihrer Sicht noch zulässig sind? Auch in der taz steht ab und an Grenzwertiges, das ist gut so. Ist akzeptabel, was auch sie lesen würden, und inakzeptabel, was ihnen nicht gefällt? Lesen sei immer nur "Qualitätsmedien", wie immer das definiert sein mag? Sie folgen aus Neugier und Interesse nie Links auf unbekannte Seiten?

      Im Rahmen der Meinungsfreiheit muss man auch unwillkommene Meinungen aushalten können. Gerade als TU-Chefin muss man gelegentlich mal raus aus dem akademischen Elfenbeinturm, damit man nicht nur in einer Blase lebt.

      Sie hat einen Fehler gemacht, und sich entschuldigt. Und es gibt keinen Anlass, an ihrer Entschuldigung zu zweifeln.

      Wenn sie die gleichen hohen moralischen Ansprüche der Fehlerfreiheit auch an führende Politiker oder Journalisten stellen würden, wären wir von konstantem Wechsel umgeben.

      Und sind die Motive der Kritiker immer so sauber wie sie sich darstellen? Möglicherweise ist das eben auch eine super Chance, jemanden los zu werden, der gelegentlich anderer Meinung ist.

      • @Torben2018:

        Ein Medium ist so etwas wie diese Website der Taz. Ich erhalte eine gegliederte Übersicht des Angebotes und entscheide selbst, was ich davon lesen möchte. Kunde des Mediums ist der Leser. Er bezahlt dafür, entweder als Abonnent wie ich oder freiwillig wie viele hier. Die Nicht-Medien verkaufen ihre Leser als Ware an die eigentlichen, zahlenden Kunden. Die "Inhalte" sind nichts als der Köder, um die Ware anzulocken. Die "Timeline" ist eine KI-generierte Zuteilung dessen, wovon der Anbieter meint, daß der Besucher es lesen sollte. Die Algorithmen sind darauf optimiert, Emotionen und Kontroversen hochzuputschen und klares Denken zu unterdrücken. Es ist genug Geld da, um sie sehr wirkungsvoll genau dafür zu optimieren. Wer sich auf den Dreck einläßt, muß die Folgen zu tragen bereit sein. Ich lasse es.

  • Sind wir wirklich schon soweit, dass jemand wegen eines unbedachten Likes den Job verliert? Sie hat ihren Fehler eingesehen und sich entschuldigt.

    Das klingt für mich nach dem Ende des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Alle stehen sich nur noch feindselig gegenüber.

    • @doda:

      Fotos mit Hakenkreuz liken? Da kann man hoffentlich schon mal so weit sein.

      • @LeSti:

        Es geht hier nicht darum, dass Hakenkreuze geliked hat!!



        Bitte verstehen bevor man mit Phrasen herumwirft.

      • @LeSti:

        Das kann man so nicht stehenlassen. Was Sie sagen, deutet an, die sie hätte ein Nazi-Symbol gelikt. Das ist in keiner Weise richtig. Sie hat einen Israel-kritischen Post gelikt, der unter anderem eine Bild Netanjahus mit einem Hakenkreuz zeigt, das andeuten soll, dass man ihn für einen Rechtsextremisten hält. Und auch wenn die Form nicht richtig ist, ist das eine Meinung, die viele teilen und zwar zu Recht wenn man sich die Aktionen der israelischen Regierung ansieht.

        • @Jalella:

          Nein, dieses Bild stellt Netanjahu in eine Reihe mit dem NS. Man hätte ihn auch anders darstellen können. Diese Form der Darstellung meint explizit, dass er ein Nazi ist.

    • @doda:

      Stopp, sie ist nicht "jemand", sonder eine öffentliche Person due verdammt nochmal Verantwortung für ihren Fehler übernehmen sollte.

      • @Müller Christian:

        Ich find es auch doof, was sie gemacht hat. Und ja, sie sollte die Verantwortung dafür übernehmen. Das bedeutet in diesem Fall meiner Meinung nach, dass sie ihr Verhalten reflektiert und sich durch eine Entschuldigung davon distanziert. Das hat sie getan.



        Wenn es etwas strafrechtlich Relevantes an ihrem Verhalten gab, sollte das strafrechtlich verfolgt werden.



        Die krass aufgeheizte Atmosphäre, in der wir hier im Moment leben, führt jedenfalls dazu, dass jede Person zur Zielscheibe wird, die irgend etwas Kritikwürdiges öffentlich wird.



        So werden wir nicht mehr lange friedlich zusammenleben können, das ist meine Befürchtung.

        • @doda:

          Hätten Sie das selbe geschrieben wenn Sie "versehentlich" ein rassistischen AfD Tweet geliked hätte?

          Es gehört zur bitteren Wahrheit das gefühlt mit zweierlei Maß gemessen wird. Und das bekommen die Menschen mit.

          Ich hab einfach kein Bock mehr auf diesen sinnlosen Judenhass. Erst recht nicht auf dem akademischen.

          • @Müller Christian:

            Sie unterstellen ihr Judenhass? Woran machen Sie das fest?

            • @doda:

              Na ja, Sie hat ein antisemitischen Tweet geliked. Kommt der Tweet zufällig, oder aufgrund eines Algorithmus? Aber bitte beantworten Sie meine Frage, danach gehe ich gerne auf Ihre ein.

  • Inhaltlich darf eine Rektorin ein Herz auch für Palästinenser haben. Natürlich. Es wäre eher fraglich, wenn jemand sich nur an Netanyahus gegenwärtigen israelischen Staat anschmusen würde.



    Social Media lässt man als Funktionsträgerin mit einem Budget dabei von den Profis machen.("judenfeindlich" fußte auf welcher Beobachtung genau, das gehört in einen Artikel, der solche Vorwürfe macht, eigentlich auch hinein.)

    Rauchs Entschuldigung darf da jedenfalls lautestmöglich sein. Aber dafür ihren Kopf locker zu fordern, da müsste man diese Maßstäbe dann in Zukunft universal anlegen.



    Was, wenn jemand mal über Muslime, Peruaner oder Rothaarige ungebührlich herzöge? Oder das Recht auf den palästinensischen Staat leugnen würde?

    • @Janix:

      Yes…taz headless

      kurz - taz-drifting - still going strong •



      Moderner Pranger hat viele Gesichter!

      • @Lowandorder:

        Da sind wohl die Maßstäbe ein klein wenig verrutscht, wenn man die ob ihrer offensichtlichen Entgleisung beim Liken in diesem Artikel geäußerte Form der öffentlichen Kritik an Rauch meint mit dem Pranger gleichsetzen zu müssen (für manche Kritiken an ihr mag das gleichwohl zutreffen). Die Frau ist doch nicht sakrosankt.

    • @Janix:

      Steht drin, als ich den Artikel gelesen habe:



      "geht dabei unter anderem um einen Beitrag mit Fotos von Demonstranten, die ein Bild des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu mit aufgemaltem Hakenkreuz hochhalten."

  • "Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein."

    • @XXX:

      Also ich hab noch keine Fotos abgeliked, die den Ministerpräsidenten von Israel mit Hitler gleichsetzen. Mir fallen da auch noch ein paar andere ein

    • @XXX:

      "Autsch!"



      "Mutter!!"



      (den Witz versteht man mit Kenntnis des Katholizismus am besten)

      Bedenken wir es universal: Welche Maßstäbe wollen wir in Zukunft? Wann wird die Entschuldigung akzeptiert, wann nicht? Dann können wir das für bessere Entscheidungen anlegen.

      • @Janix:

        Zu aller erst sollte man zur Sachlichkeit zurück finden.



        Wenn man meint einen Freund nicht kritisieren zu dürfen und dieses dann auch zur Handlungspflicht für alle anderen erhebt, wenn man dann das Recht auf die Wahrheit pachtet und jegliche Kritik mit Polemik niederwalzt, erzeugt man keine Verständnis.



        Die Gegenseite wird sich ihrerseits übersteigern und die Argumente der eigenen Leute auch nicht mehr kritisch hinterfragt sondern jeglicher Post unterstützt.



        Mit einem like fördert man ja die Verbreitung und symbolisiert die Unterstützung der Sache. Wenn man dann nur die Überschrift liest und liked ohne die Inhalte genauer zu beschschauen, passiert so etwas.

      • @Janix:

        Genauer: Dann können die Presseabteilungen einen Standardentschuldigungstext anlegen, der nicht mehr kritisiert werden kann (und darf).

        Das wird überhaupt niemand helfen, ist aber genau so rechtskonform wie komplett inhaltslose Job-Absageschreiben.

  • In Deutschland wird nicht zurückgetreten und selten gekündigt. Vielleicht wird sie ja gecancelt.

  • Gerade im universitären Bereich werden immer schnell sehr hohe moralische Maßstäbe angelegt - solche judenfeindliche Ressentiments zu verbreiten sind in dem Kontext auf jeden Fall "too much".

  • Entschuldigung, nach diesem Maßstab an Kritik muesste man unserem Bundeskanzler seine Verstrickung in den Cumex Skandal jeden Tag dreimal in Artikeln vorhalten, und zwar ebenso jedesmal mit einer Rücktrittsaufforderung und zusätzlich der Aufforderung, diesen juristischen Fall nun endlich durch Staatsanwälte und Ermittler aufzuarbeiten, die nicht von oben weisungsgebunden sind.

    • @Werner2:

      Ergänzen wir, dass Wüst nicht Ministerpräsident von NRW wäre, Söder in der Donau triebe, Kubicki Sozialstunden bis zum Abwinken machen würde, ergänzen Sie noch etwas zu Grünen und Linken, wenn Ihnen etwas Entsprechendes einfällt.



      Zu Scholz wurde jedoch das Messer des Untersuchungsausschusses etc. gewetzt und es kam nichts heraus. So fair muss man auch sein.

      • @Janix:

        Werter Janix,

        wenn ich aus der Augsburger Allgemeinen zitieren darf (24.2.24), so fair muss man auch sein

        " „Eines ist völlig klar, die Erinnerungslücken von Olaf Scholz, die sind unglaubhaft“, sagt der Chef der Anti-Korruptionskämpfer Bürgerbewegung Finanzwende, Gerhard Schick. Der frühere Finanzexperte der Grünen ackert seit Jahren dafür, dass die Banken mit ihrer Betrugsmasche um Dividendenzahlungen und erschlichene Steuerrückzahlungen („Cum Ex“) in Milliardenhöhe nicht durchkommen. Für seine Mission hat Schick nun eine prominente und versierte Unterstützerin bekommen. Die bisherige Kölner Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker wechselt als Geschäftsführerin in seine Mannschaft. "



        www.augsburger-all...el-id70533916.html

        Ich finde übrigens die Messerwetz Metapher unpassend an einem Tag, an dem ein Polizist nach einem mit einem Messer durchgeführten Attentat gestorben ist. (um wieder auf das Thema Sensibilität zurückzukommen)

  • Sorry, aber: Ein flüchtig gesetzter Like ist etwas Anderes als eine wissenschaftliche Ausarbeitung. Und es ist auch keine "Empfehlung" eines Inhalts. Sondern eben die Aussage: Ich mag den Inhalt. Und hier kann Flüchtigkeit durchaus passiert sein.

    • @Kartöfellchen:

      Auf dem Bild über dem 'flüchtig gesetzten Like' prangt zentral und nicht zu übersehen ein Hakenkreuz...



      Gegenfrage: würden sie auch so viel Milde und Verständnis walten lassen wenn ein AfD-Politiker einen Beitrag mit zentral zu sehendem Hakenkreuz geliked hat und sich dann mit 'habe ich nur flüchtig geliked' rausreden wollen würde?



      Ich denke nicht. Gleiches Maß für alle. Diese Frau ist nicht mehr tragbar.