TU-Präsidentin Geraldine Rauch bleibt: „Ich trete nicht zurück“

Im Gremium der TU sprach sich eine knappe Mehrheit für einen Rücktritt der TU-Präsidentin aus. Rauch erklärte, sie wolle an ihren Fehlern arbeiten.

Portrait Geraldine Rauch

Geraldine Rauch am 30.03.2022 im Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin Foto: Christoph Soeder/dpa

BERLIN taz | Die Präsidentin der Technischen Universität Berlin (TU), Geraldine Rauch, wird nicht zurücktreten. Das erklärte die Universität am Donnerstagabend in einer Meldung. „Die Debatte war konstruktiv. Mich haben viele Aufrufe und Stellungnahmen erreicht, die mich auffordern zu bleiben“, sagte sie. „Die Grundordnung der TU Berlin sieht ein geordnetes Verfahren für die mögliche Abwahl der Universitätsleitung vor“, erklärte die 41-jährige. Der Akademische Senat habe keinen Abwahlantrag gestellt. „Ich trete nicht zurück“, bestätigte sie.

In seiner Sitzung am Mittwoch hatte der akademische Senat der TU Berlin ihr die Entscheidung über ihren Verbleib an der TU-Spitze in die eigenen Hände gelegt. Das Gremium, in dem Hochschullehrende, akademische Mitarbeiter*innen, Stu­den­t*in­nen sowie Mit­ar­bei­te­r*in­nen für Technik, Service und Verwaltung vertreten sind, hätte mit Zweidrittelmehrheit einen Antrag auf ihre Abwahl stellen können.

Doch der akademische Senat erstellte stattdessen in geheimer Abstimmung ein Meinungsbild. Darin sprach sich eine knappe Mehrheit für ihren Rücktritt aus: 13 der 25 Mitglieder befürworteten demnach ihren Rücktritt. 12 votierten dafür, dass sie im Amt bleiben solle. Alle 25 stimmberechtigen Mitglieder waren anwesend, es gab keine Enthaltungen.

Unter Druck wegen Likes auf X

In ihrer Position als Präsidentin der Technischen Universität Berlin war Rauch unter Druck geraten: Denn sie hatte mit ihrem X-Account einen Post mit antisemitischer Bildsprache gelikt. Am schwersten wog das Herz für einen Text über eine Demonstration in der Türkei für einen Waffenstillstand und gegen die Operation in Rafah. Dieser Post eines Nutzers mit russischer Flagge in der Bio war wiederum mit einem Bild illustriert: es zeigt De­mons­tran­t*in­nen mit einem Plakat, auf dem der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit Blutflecken und Hakenkreuzen versehen ist.

Daneben war Rauch auch konkret dafür kritisiert worden, dass sie Likes für X-Beiträge vergeben hatte, in denen von „Völkermord in Gaza“ geschrieben wurde oder in denen die Fragen standen: „Wir sind Wertepartner mit Kriegsverbrecher?“ und: „Mit welchem Israel sind wir Wertepartner?“. Sie hatte dafür Kritik unter anderem Kritik vom Regierenden Bürgermeister, vom Zentralrat der Juden und vom TU-Präsidium geerntet, Po­li­ti­ke­r*in­nen und Amts­trä­ge­r*in­nen hatten seitdem ihren Rücktritt gefordert. Studenten und Mitarbeiter zeigten sich solidarisch mit der Präsidentin.

„An meinen Fehlern werde ich arbeiten“, erklärte Rauch am Donnerstag. Sie habe im Akademischen Senat Maßnahmen für einen gemeinsamen Weg in die Zukunft genannt. „Das von mir eingereichte Disziplinarverfahren wird eine juristische Bewertung hervorbringen“, sagte sie.

Wer ist Geraldine Rauch?

Geraldine Rauch ist 41 Jahre alt. Sie war zum Sommersemester 2022 zur Präsidentin der TU Berlin gewählt worden – zunächst für vier Jahre. Sie hat in Bremen Mathematik studiert, promovierte bei einer Medizinfirma und erhielt 2015 an der Universität Heidelberg ihre Lehrerlaubnis für Hochschulen. Es folgten eine Professur am Universitätsklinikum Hamburg sowie eine Station an der Charité Berlin als Direktorin des Instituts für Biometrie und Klinische Epidemiologie und Pro-Dekanin für Studium und Lehre mit lebens- und gesundheitswissenschaftlichem Schwerpunkt.

Geraldine Rauch ist Sprecherin des Exzellenzverbunds Berlin University Alliance. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sie außerdem 2022 in den Zukunftsrat der Bundesregierung berufen. Der Akademische Senat setzt sich aus Hochschullehrern, akademischen Mitarbeitern, Studenten und Mitarbeitern für Technik, Service und Verwaltung zusammen.

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