piwik no script img

Debatte um Höcke-AussageInklusion heißt nicht Sonderschule

Der Rechtsextreme Björn Höcke empört mit Aussagen zu schulischer Inklusion. Der wahre Skandal ist: Die AfD-Position hierzu ist schon heute Realität.

Neele, 24, Tänzerin, zieht bald in die erste inklusive WG in Bremen ein Foto: Daniela Buchholz/Gesellschaftsbilder

Der Gähnfaktor ist hoch, wenn der öffentliche Rundfunk wieder mal versucht, die AfD mit Inhalten zu stellen. Die interviewten rechten Politiker und Politikerinnen provozieren mit einer Antwort einen Eklat und dann streiten alle wieder darüber, ob es richtig war, Menschenfeinden eine Bühne zu bieten.

Der Mitteldeutsche Rundfunk, um den es diesmal geht, hat die Kritik antizipiert. Noch vor dem Sommerinterview am Mittwoch mit dem Thüringer Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke wurde die Rechtfertigung verbreitet: Ein Ausschluss der Thüringer AfD, die im Landtag aktuell die drittstärkste Fraktion stellt, vertrage sich nicht „mit unserem journalistischen Auftrag“. Der Sender müsse die Positionen aller Parteien „für die Menschen im Freistaat transparent machen und einordnen“. Nun, zumindest Ersteres hat der MDR eingehalten.

In dem Interview erfuhren die Thüringerinnen und Thüringer unter anderem, dass Höcke die schulische Inklusion für ein „Ideologieprojekt“ hält, von dem das Bildungssystem „befreit“ werden müsse. Genauso wie – wenig überraschend – vom „Gendermainstream-Ansatz“. Wörtlich sagte Höcke: „Alles das sind Projekte, die unsere Schüler nicht weiterbringen, die unsere Kinder nicht leistungsfähiger machen und die nicht dazu führen, dass wir aus unseren Kindern und Jugendlichen die Fachkräfte der Zukunft machen.“

Ein kalkulierter Tabubruch.

Schließlich ist Inklusion ein Menschenrecht. Die entsprechende UNO-Konvention hat Deutschland 2009 ratifiziert. Alle 16 Schulgesetze beziehen sich explizit darauf. Höcke dürfte genau gewusst haben, welche Reaktionen er provoziert, wenn er das Recht auf inklusive Bildung in Abrede stellt.

Menschenrecht nur auf dem Papier

Et voilà. Von einem „Skandal“ spricht die Bundesvorsitzende der Lebenshilfe. Von einem „Angriff auf die Menschenwürde“ eine Vertreterin von Aktion Mensch. Auch die Bildungsgewerkschaft GEW verurteilt Höckes Aussagen. Der Tenor: Wir wollen uns nicht vorstellen, wie die AfD erst mit Menschen mit Behinderung umgeht, sollte sie je in Regierungsverantwortung kommen. Was nicht mehr ausgeschlossen ist. Vor allem in Thüringen, wo die Partei auf dem Weg in den Rechtsextremismus ist, hat sie in aktuellen Umfragen fast so viele Stimmen wie die drei Regierungsparteien zusammen.

Über 330.000 Schü­le­r:in­nen können von der Inklusion nur träumen

Die Warnungen vor der AfD sind sicher berechtigt. Was Höckes Inklusionsaussagen betrifft, ist der Skandal allerdings woanders zu finden: Das Menschenrecht, auf das jetzt wieder lautstark verwiesen wird, existiert oft nur auf dem Papier. Über 330.000 Schü­le­r:in­­nen in Deutschland können von der Inklusion, die Höcke abschaffen möchte, derzeit nur träumen.

Sie gehen nicht auf eine Regelschule, sondern werden schön separat in einer „Förderschule“ unterrichtet – wie die Länder die Sonderschulen mittlerweile nennen. Übrigens seit dem Jahr, in dem die oben erwähnte UNO-Behindertenkonvention in Kraft getreten ist.

Dass das kein Zufall ist, beweist eine aufschlussreiche Studie des früheren Berliner Staatssekretärs Mark Rackles aus dem Jahr 2021. Sie zeigt, wie vehement sich manche Bundesländer – darunter die bevölkerungsreichen Länder Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen – bis heute gegen die Inklusion wehren.

Etwa, indem sie „Förderschulen“ als Teil einer inklusiven Bildungspolitik verkaufen. Indem sie behaupten, dass es für alle Schü­le­r:in­nen besser sei, getrennt unterrichtet zu werden (was Bildungsforscher längst widerlegt haben). Oder indem sie den Rechtsanspruch auf inklusive Bildung zu umgehen suchen, indem sie Eltern entscheiden lassen, auf welche Schule ihr Kind soll.

Einige Bundesländer wie Berlin, Bremen und teils auch Thüringen nehmen das mit der Inklusion zwar ernster. Bundesweit aber ist die Quote der Kinder und Jugendlichen, die die Länder vom regulären Bildungssystem ausschließen, so hoch wie vor zwanzig Jahren.

Oder anders formuliert: Wer Inklusion ablehnt, braucht dafür nicht die AfD zu wählen. Auch nicht in Thüringen. Diese Aushebelung des Menschenrechts findet sich auch unter demokratischen Parteien. Wer CDU, CSU oder FDP wählt, muss keine Angst vor einem Ende der Sonderschulen haben. Selbst Länder, in denen die Grünen mitregieren, sind noch lange kein Inklusions­paradies.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

47 Kommentare

 / 
  • Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Bildung sollte immer vom zu Bildenden ausgehen. Auf welche Schule "Behinderte" gehen, muss das beste für diese sein.

    Da sind sich die Foristen hier immerhin ziemlich einig.

    Schade, dass es an der Ausgestaltung in den Schulen mangelt. Aber das liegt nicht mal primär am Geld, eher am Fachkräftemangel.

  • Guter Artikel und gute Reaktion von Ralf Pauli.

  • Der gemeinsame Unterricht an einer Regelschule ist kein Wert an sich, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen.

    (Was leider fast immer der Fall ist...)

    Es gibt Kinder mit emotional-sozialem Förderbedarf, de­nen mit einer zeitlich befristeten Spezialförderung mehr geholfen ist als mit einer Inklusion um jeden Preis.



    Das widerspricht auch nicht der UN-Menschenrechtskonvention.

    • @drafi:

      Gerade Kinder aus dem EmSoz Bereich profitieren von Inklusion. Und ihre Klassenkamerad:innen ünrigens auch. Bedauerlicherweise sind die Lehrer:innen oft nicht bereit oder fähig, ihren Teil zu leisten. Aus veralteten pädagogischen Konzepten oder Arbeitsüberlastung heraus.

      Aber für die Kinder ist es sehr gut, sofern die Erwachsenen ihre Aufgabe erfüllen (können).

  • Zur Rhetorik Höckes:



    "unsere Kinder" - es sind ja nicht seine. Die Kinder mit Behinderungen sind also keine richtigen Kinder, sondern bloß störende Objekte.



    In einer Welt des Aller gegen Alle eine passende Phantasie.



    Und das verkündete vor Kurzem das CDU Bundesprogramm "Agenda für Deutschland"



    So passen Libertarians und Höckes überzeugter völkischer Sozialdarwinismus prima zusammen.

  • Nicht-Biodeutsche deportieren, Behinderte ausgrenzen, etc..

    Das alles entspricht 1:1 dem Script der NSDAP..

    Mit solchen Äußerungen erweist sich Höcke zunehmend als lupenreiner Nationalsozialist. Und in diesem Kontext erscheinen seine Äußerungen als erster Schritt in Richtung Euthanasie.

    • @Wunderwelt:

      Er kann die Sonderschulen nicht einführen, weil sie nie abgeschafft wurden. Nur umbenannt in Förderschulen. Das ist des Pudels Kern.

  • Hallo, inklusion Wärmeeinheiten feine schwache mit dem benötigten Personal. Fakt ist die von euch genannten förderschüler werde hier bei uns (ba-wü) gezwungen ein Zehntes Schuljahr in den Berufsschulen zu machen, wo sie regelmäßig untergehen. Die Folge : nur sehr wenige finden anschließend in Ausbildung oder Arbeit.



    Das ist die Folge einer inklusion auf dem Papier und in sonntagsreden !!! Die Wirklichkeit ist erschreckend und destruktiv - leider nur wenigen bekannt !



    Matthias ( jugendberufshelfer)

  • Vorab: Nazis kann man nicht „totschweigen“. Man muss sie und ihre menschenverachtende Haltung öffentlich darstellen, damit sie „entzaubert“ werden können. Und ja: gerade da muss sich eine offene, demokratische Gesellschaft beweisen!

    Da hilft es übrigens nicht, reflexartig selbst in irrationalen Dogmatismus abzugleiten, Herr Pauli.

    Das Recht auf Inklusion soll in diesem Fall Schüler:innen, die willkürlich von bestimmten Schulformen ausgeschlossen waren, den Zugang zu Regelschulen und vor allem Gymnasien offenen.

    Aber genauso besteht ein Recht darauf, dass zB. Hörbehinderte oder Blinde eine für ihre Bedürfnisse optimale Bildung erhalten. Das setzt voraus, dass es mindestens in der Unter- und Mittelstufe gesonderte Angebote vorhanden sind, in Oberstufe und dem späteren Berufsschulbereich oder Studium zumindest die notwendige Infrastruktur angeboten wird.

    Aus dieser Perspektive relativiert sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen in sonderpädagogischen Einrichtungen.

    Es sind vollkommen unangemessene Aussagen wie die, dass es schlecht wäre, Eltern eine Wahl zu lassen, an welche Schule sie ihr Kind anmelden, die den Vorwurf von Neonazis wie Höcke befeuern, die „Inklusion sei Ideologie“. Denn, Herr Pauli, Sie missbrauchen das Thema Inklusion als Vehikel für Gesamtschulen und ignorieren dabei tatsächlich aus ideologischen Gründen die Tatsache, dass in einem Gesamtschulbetrieb gerade die Kids auf der Strecke blieben, die eine besondere Förderung brauchen!

    • @BenLawers:

      "Das setzt voraus, dass es mindestens in der Unter- und Mittelstufe gesonderte Angebote vorhanden sind"



      Warum setzt das gesonderte Angebote voraus? Und warum sollte es nicht möglich sein entsprechende Angebote bereitzustellen ohne diese Schüler*innen abzusondern (die dafür notwendigen Mittel und Personal mal vorausgesetzt)?

  • "Sie gehen nicht auf eine Regelschule, sondern werden schön separat in einer „Förderschule“ unterrichtet – wie die Länder die Sonderschulen mittlerweile nennen. Übrigens seit dem Jahr, in dem die oben erwähnte UNO-Behindertenkonvention in Kraft getreten ist."

    Dass Kinder mit Behinderungen auf eine Regelschule gehen sollen, geht aus dem Text der UN Konvention mit keiner Silbe hervor. www.institut-fuer-...tativprotokoll.pdf

    Das ist eine sehr spezifische Lesart, die besonders in Deutschland gepflegt wird. Es ist nämlich, das mag man sich hierzulande ja immer nur schwer vorstellen, bei der UN-Konvention primär gar nicht an Deutschland gedacht worden. Es gibt aber durchaus Länder, in denen Behinderte bis heute von jeglicher Bildung ausgeschlossen werden.

    Dass Kinder mit Behinderung regelhaft auf eine Sonderschule geschickt wird, wie dies auch in D. lange üblich war, gehörte natürlich unbedingt abgeschafft. Doch im Mittelpunkt sollte natürlich immer die Frage stehen, womit einem Kind seinen Fähigkeiten entsprechend am besten geholfen werden kann. Das scheint die dogmatischen Regelschul-Befürworter aber eher weniger zu interessieren. Völlig maßlose Simplifizierungen ("Aushebelung des Menschenrechts") tragen da sicherlich nicht zu einer sachlichen Debatte bei.

    Übrigens sollten wenigstens die Fakten stimmen. Baden-Württemberg etwa wehrt sich nicht "vehement" gegen die Inklusion, sondern stellt Eltern die Wahl frei www.baden-wuerttem...ioniert-inklusion/

    • @Schalamow:

      Wenn die UN-Resolution gar nicht so gemeint ist und das lediglich eine speziell deutsche Lesart ist, dürften aus diesem 'Missverständnis' ja deswegen eigentlich keine regelmäßigen Rügen der UN resultieren. Genau die gibt es aber seit Jahren immer wieder. Man scheint bei der UN also irgendwie doch der Ansicht zu sein, dass die Dinge hier nicht ganz so laufen wie sie sollten.



      taz.de/UNO-ruegt-D...nklusion/!5014778/

  • Es gibt nie die einzig wahre richtige Lösung welche Schule am besten zu einem Kind passt. Für viele mag Inklusion die beste Lösung sein, für andere aber ist eine Förderschule besser.

    Den Schwarzweiß-Sehern sollte man grundsätzlich misstrauen. Und Höckermen im speziellen sowieso.

  • Nach Meinung des Autors verstoßen alle Eltern, die Ihr behindertes Kind auf eine Sonderschule schicken gegen Menschenrechte und sind "Menschenfeinde"?

    Von einigen Lehrern in Berlin weiß ich, daß bei denen dieses Modell nicht besonders gut funktioniert, die Kinder mit besonderen Bedarf kommen nicht mit, wirken oft störend im Unterricht (schreien, stapeln Stühle oder werfen Dinge aus dem Fenster) und werden von Mitschülern massiv gemoppt. Dass mehr als 330000 Kinder an Förderschulen unterrichtet werden liegt meist an der Entscheidung der Eltern und die wissen wohl besser was für ihre Kinder das beste ist und nicht der Author!

  • Es ist keineswegs eine ausgemachte Sache, dass Inklusion für ALLE Schüler das Beste ist.



    Nur weil Höcke sonst ein Ar.... ist, hat er ja nicht in allem was er sagt unrecht. Ihn für alles im höchsten Erregtheitszustand zu kritisieren hilft am Ende nur der AFD.

  • Die Klassen sollten fächerspezifisch nach Leistungsgraden zusammen gestellt werden. Da würde so manches behinderte Kind in den höheren Kursen sein.

  • Ja genau - Inklusion ist cool und sexy.



    Aber bitte nicht im Gymnasium meines Kindes.



    Wir haben doch schon einen Türken und ein Kind aus der Vorstadt.

    So sieht es doch aus. All die ganzen Laberer und Politiker, auch der SPD in NRW (Hr Ott) geben ihre Kinder ans Gymnasium und sorgen dafür, dass der Pöbel und die Behindies woanders hin müssen.

  • Das Ideal in allen Ehren aber in der Praxis heißt Inklusion in Regelschulen dann häufig: Ohnehin schon völlig überlasteten Schulen & Lehrkräften noch eine Schippe an unmöglich zu bewältigenden Aufgaben aufzubürden. Der Qualität des Unterrichts ist das nicht zuträglich und damit vergrault man Eltern bis weit ins linke Lager.

    Von daher kann ich ehrlich gesagt nicht erkennen inwiefern die Aussage, es läge hier eine ideologisch getrieben Schulpolitik vor, wirklich als falsch kategorisieren kann. Der Umstand das hier eine UN-Konvention umgesetzt wird führt ja nicht dazu, dass der Inhalt auf einmal frei von ideologisch begründeten Ansprüchen ist.

    Ähnliche wie bei vielen anderen Themen wäre es hilfreich, wenn die Politik keine Gesetzestexte fürs Märchenland macht, sondern sich an der Realität orientiert und damit dafür sorgt, dass theoretisch verbriefte Rechte auch tatsächlich zeitnah implementierbar sind, ansonsten ist die Kritik als Ideologieprojekt leider schlichtweg begründet.

  • Ich bin es leid über Nazis zu diskutieren. Wir alle wissen ganz genau was die Nazis angerichtet haben und welche Ideologie hinter Menschen wie Höcke steckt.



    Ich bin es auch leid das es bei uns zu Entwicklungen wie in Colditz kommen kann. Wo Staat und Polizeibehörden über Jahre die Augen vor der Realität verschließen. Der Wille des Staates und der Polizei gegen rechtes Gedankengut vorzugehen muß erkennbar sein. Wenn das nicht passiert ist der Widerstand ein paar Mutiger meist zwecklos.

  • da legt der Höcke ein Honigbrot aus und alle greifen zu.... ?



    Sollte nicht lieber über Höcke diskutiert werden, statt über seine Pseudoargumente. Der Mann will eh alle ins Heim stecken, mit Argumenten braucht man demnicht zu kommen.

    • @nutzer:

      Ja, das verstehe ich auch nicht.

      Ja, die öffentlich rechtlichen Medien dürfen nicht pauschal Parteien ausschließen, aber haben sie einem Rechtsradikalen eine Bühne zu bieten? Ich verstehe das nicht. Rechtsradikale können interviewt werden, aber in meinen Augen brauchen sie keine Live-Bühne. Ein Interview mit Leuten wie Höcke muss aufgezeichnet werden und gegebenenfalls geschnitten und/oder kommentiert werden. Der Typ (und nicht nur er) hat sich ein Recht auf Live gründlich verdorben. Was soll das immer wieder?

      Und im Notfall finde ich, dürfte so einer Person auch der Mund oder das Mikrofon verboten werden. So was passiert halt, wenn man Faschist und Nazi ist, muss man durch.

      Und vor der Heulerei und Opfer-Mentalität danach muss man keine Angst haben, das machen die doch ohnehin schon. Wird dadurch nicht schlimmer. Aber immerhin bekommen Leute dann wieder mit, dass solche Miss-Ideologien nicht akzeptabel sind.

      • @Jeff:

        es verwundert auch dass Höcke interviewt wird und nicht die Parteivorsitzenden. Offiziell ist er ja nur 2te Reihe...

  • @WIRKLICH?

    "Es haben Bildungsforscher widerlegt. "

    Aha.

    • @tomás zerolo:

      Das war ein Zitat aus dem Artikel. Mehr als diese platte Behauptung steht da nicht. Der Widerspruch von von "Wirklich" ist begründet.

  • Bildung sollte bedarfsorientiert erfolgen. Wer geistig dazu in der Lage ist, sollte nicht in der Sonderschule versauern. Und nicht jedes autistische Kind sollte auf die Realschule oder auf's Gymnasium gezwungen werden, wenn es den Alltag mühsam trainieren und sich die größtmögliche Selbstständigkeit nur mit professioneller Betreuung erarbeiten kann. Deutsche Schulen werden niemandem gerecht. Und das aber auch nicht erst seit gestern.

    • @Tuff:

      Exakt das. Die Inklusion ist kaputt und die Förderschulen (liebe taz: "Sonderschulen" sagt schon sehr lange keiner mehr) werden immer mehr abgebaut. (Zumindest in NRW)

      Wir brauchen aber beides: Eine funktionierende Inklusion und Förderschulen.

  • Warum genau, macht man ein SOMMERinterview mit Höcke?

    • @nutzer:

      Ich schwanke noch zwischen "Sommerloch" und gezielter Provokation des MDR.

    • @nutzer:

      Seit fast 30 Jahren machen der ÖRR Sommerinterviews mit den Spitzen der im Bundestag oder jeweiligen Landtag vertretenen Parteien. Die AfD ist aktuell mit sehr großem Abstand die stärkste Partei in Thüringen. Da dem ÖRR immer wieder stark tendenziöse Berichterstattung unterstellt wird, hatte man eigentlich keine andere Wahl als deren vertreter ebenfalls zu interviewen.



      Im ÖRR kann die AfD aber sowieso nicht entzaubert werden. Deren Wähler holen sich schon lange keine politischen Informationen mehr aus dieser Quelle.

    • @nutzer:

      Warum genau interviewt man überhaupt Politiker?

    • @nutzer:

      "Warum genau, macht man ein SOMMERinterview mit Höcke?" (Nutzer)



      Gute Frage? Nee - keine Frage!



      Die Antwort: Der drückt die richtigen Knöpfe und schon macht's Click-e-di-Click. Clickbait eben.



      So einfach und leicht durchschaubar ist das Erfolgsrezept von AfD und vermeintlicher "Lügenpresse".

  • Es wird nicht behauptet, dass es für "alle" Schüler besser wäre, getrennt unterrichtet zu werden, sondern für "einige". Daher gibt es neben Inklusionsschulen auch weiter Sonderschulen. Ich kenne Eltern, die das für ihr Kind ausdrücklich begrüßen.

    • @Dr. McSchreck:

      Richtig, es macht nicht für alle Kinder Sinn, und Inklusion kann auch zum Nachteil des Kindes sein. Nachbars Sohn, ich mag ihn total, ist so ein Fall, der in einer Ganztagsschule emotional "untergehen" würde. Auf der speziellen Förderschule blüht er richtig auf.



      Das ändert aber trotzdem nichts daran, dass Höcke in meinen Augen eine völlig asoziale Gestalt ist.

    • @Dr. McSchreck:

      Förderschulen, nicht "Sonderschulen". Die Namensänderung ist gut und schon lange so.

      • @Jeff:

        "Förderschulen, nicht "Sonderschulen". Die Namensänderung ist gut" (Jeff)



        Naja!... Die Bezeichnung "Sonderschule" legte man ab, in der Erwägung dass dieser Name eine Stigmatisierung der Schülerinnen und Schüler bedeuten würde. Man war der Meinung man könne sich schwerlich mit einem Sonderschulzeugnis auf dem freien Arbeitsmarkt erfolgreich bewerben.



        Da war natürlich schon was dran! Allerdings stellt sich die Frage ob sich das mit einem Zeugnis einer "Schule für individuelle Lernförderung" irgendwie geändert hat. Sicherlich nicht.



        Und deshalb sind solche Namensänderungen in meinen Augen nur gut gemeinte, aber leider erfolglose sozialpädagogische Euphemismen - eine Schönfärberei, ein Etikettenschwindel der netteren Art. An der Diskriminierung kognitiv oder psychisch behinderter Mitmenschen hat das wenig geändert.



        Im Übrigen: Vordem nannte die Sonderschulen: "Hilfsschulen".

      • @Jeff:

        Stimmt....benutze ich eigentlich auch, das Wort. Offenbar habe ich durch den Artikel noch mal in die Vergangenheit gegriffen.

  • Inklusion ist ein schönes Wort und macht sich gut in politischen Sonntagsreden, Konzeptpaieren, Anträgen für Fördermittel. Gelebt wird Inklusion leider, leider so gut wie gar nicht. Über die Stufe "Integration" sind wir bisher nicht wirklich hinausgekommen.



    Und alle guten Mächte mögen uns davor bewahren, dass die braune Rotte ihre menschenverachtenden Vorstellungen umsetzen kann.

  • Es haben Bildungsforscher widerlegt. Ich finde Förderschulen auch nicht schön. Aber leider ist es so eindeutig widerlegt dann doch nicht, vielmehr herrscht keineswegs Einigkeit unter den Bildungsforschern. Worin sich auf jedenfall alle Lehrkräfte einig sind, ist dass es mit dem bisherigen Schulmodell nicht funktioniert. Die Lehrkräfte können keine Inklusion leisten alleine in einer Klasse mit 20 Schülerinnen+. Zudem sind sie dazu nicht ausgebildet. Tatsächlich ist dann die Förderschule doch besser, da hat man in der Regel immer 2 Lehrkräfte bei unter 10 Schülern. Integriert man ins bestehende System, kann das für manchen Förderschüler leider eher schaden.

    • @wirklich?:

      Was genau haben Bildungsforscher widerlegt? Und wo genau wurde das veröffentlicht? Oder wollen Sie einfach nur Höckes Menschenverachtung unterstützen? Fragen über Fragen.

      • @Kaboom:

        Teil II



        In der Metaanalyse wird übrigens auch darauf verwiesen, dass sich schlichtweg viele Lehrkräfte den Herausforderungen nicht gewachsen fühlen. Diejenigen, die dafür ausgebildet sind, sind der Inklusion gegenüber deutlich positiver eingestellt. Die Gefahr ist, dass der Inklusion ein riesen Bärendienst erwiesen wird, wenn nicht dafür ausgebildete Lehrkräfte sich überfordert fühlen. Daher meine Aussage "bei einer Berufszeit von 40+ Jahren der Lehrer*innen dauert es eben bis eine aktualisierte Lehrer*innenausbildung voll greift."

        Und ich muss Sie rügen: es gibt zwar keine "dumme Fragen", wohl aber Fragen, die sich leicht beantworten lassen. Und wenn ich nach zehn Sekunden Google-Recherche auf eine Metaanalyse stoße, die seit 2017 öfter als 250 mal zitiert wurde, dann hätten Sie das auch geschafft. Und dann hätten Sie sich Ihre zweite Suggestivfrage sparen können.



        Und ich kann mir daher meine Suggestivfrage nicht verkneifen, was sie in Anbetracht dessen eigentlich mit Ihrer Suggestivfrage bezwecken wollten?

      • @Kaboom:

        Teil I



        Wie von einem anderen Kommentar bereits versucht wurde klarzustellen, nimmt der Benutzer "Wirklich?" mit "Es haben Bildungsforscher widerlegt." höchstwahrscheinlich Bezug auf die Passage im Artikel von Ralf Pauli "was Bildungsforscher [sic] längst widerlegt haben".



        Anders als beim Klimawandel, bei dem tatsächlich Einigkeit bezüglich der menschengemachten Erderwärmung herrscht, ist dies bei der Überlegenheit von inklusiver Bildung gegenüber dem Förderschulkonzept nicht zu erwarten.



        Ich bin kein Experte und mache mich wahrscheinlich des schlau Daherredens schuldig. Aber Inklusion zu definieren ist gar nicht so leicht. Und jetzt denken Sie an die Paralympics. Es ist unglaublich schwer Halbblinde mit Einarmigen zu vergleichen. An anderer Stelle in den Kommentaren ist auch bereits darauf aufmerksam gemacht worden, dass Hörbehinderung, Lernstörungen und Persönlichkeitsstörungen ganz unterschiedliche Herausforderungen an inklusives Lernen stellen. Wie wollen Sie eine aussagekräftige wissenschaftliche Untersuchung darüber erstellen, ob Förderschule oder inklusive Schule besser ist, wenn es schon schwer wird die Teilnehmenden zu vergleichen? Und dann stellt sich immer noch die Frage besser hinsichtlich was denn?



        Daher nochmal meine Aussage die ursprüngliche Aussage "was Bildungsforscher [sic] längst widerlegt haben" ist so pauschal wie unbrauchbar.



        Und nun zu Ihren ärgerlichen Suggestivfragen, die überhaupt nicht zum Diskurs beitragen.



        repository.uantwer...643_2019_12_07.pdf



        Diese Metaanalyse, die ich zugegebenermaßen auch nur überflogen habe, werden einige von mir skizzierten Probleme aufgegriffen und hält fest "De Vroey, Struyf, and Petry (2016) record higher achievements in academic and vocational skills for SEN students who are part of secondary mainstream classes in comparison to special education, whereas, the results for students with emotional and behavioural disorders were found to be inconsistent."

    • @wirklich?:

      Inklusion heißt doch wohl, dass der Förderunterricht mit besserem Stellenschlüssel in einem Klassenraum der regulären Schule stattfindet, und die SchülerInnen dann je nach ihren Fähigkeiten im normalen Unterricht, ggf. mit Begleitung, teilnehmen. Das hat wohl kaum ein Bildungsforscher widerlegt.

    • @wirklich?:

      Och ne, heute bin ich 56 geworden. Also in den Genuss von 20 Monaten Zuvieldienst.



      In einer inklusive Grundschule. Mit Behinderten jeden Grads , Einzelbetreuung und allem Pipapo wie es an jeder anderen Förderschule auch sein muss. Dazu kamen die normalos,und die "Bildungsfernen" und die,die ihr Kind mit in einer Bubbel wie man heute sagt aufwachsen lassen wollen, sondern mit offenen Geist. Und dafür standen die Leute Schlange.



      Sie standen und stehen heute noch Schlange für ein gutes integratives Konzert.

    • @wirklich?:

      Das entspricht auch meiner Erfahrung. Und die Aussage "was Bildungsforscher [sic] längst widerlegt haben" ist so pauschal wie unbrauchbar.

      Vielleicht habe ich da ja auch was falsch verstanden, aber mir scheint Ralf Pauli verwechselt auch ein wenig das RECHT auf Inklusion mit einer "PFLICHT" zur Inklusion. Ich sehe kein grundsätzliches Problem damit Betroffenen das zur Wahl zur stellen. Und wenn die sich für die Förderschule entscheiden, dann haben sie von ihrem RECHT auf Inklusion eben keinen Gebrauch gemacht. Ob diese Wahlmöglichkeit dann kurz-, mittel- und langfristig die Inklusionsangebote schwächt, weiß ich natürlich nicht. Aber bei einer Berufszeit von 40+ Jahren der Lehrer*innen dauert es eben bis eine aktualisierte Lehrer*innenausbildung voll greift.

      Und der ganze Artikel, der bei jemanden nicht vom Fach den Eindruck erwecken könnte "Inklusion = gut, Förderschule = schlecht", ärgert mich, weil ich darin genau das, was mich an vielen Linksintellektuellen so stört, wittere: sie wissen es in der Regel nicht nur besser, sie wollen am liebsten auch alle Unwissenden zu ihrem Glück zwingen.



      Um ein weiteres Beispiel aus dem Ringen um Inklusion einer anderen Minderheiten zu bringen:



      Feminismus ist dann nicht mehr, wenn Frauen zwischen einem traditionellen Rollenbild (was auch immer das sein mag) und einem emanzipierten oder noch etwas anderem wählen können, also ein echter Zugewinn an Freiheit, nein, Feminismus ist dann, wenn man dieses "alte, schlechte" radikal ablehnt. Ein vermeintliches Ideal wird schlicht durch ein neues vermeintliches Ideal ersetzt, was keinem echten Zugewinn an Freiheit entspricht - zumindest nicht nach meinem Verständnis.

      Wer sich etwas tiefer gehend mit Inklusion beschäftigen möchte, dem sei das Trilemma der Inklusion von Mai-Anh Boger ans Herz und Hirn gelegt:

      www.inklusion-onli...ticle/view/413/317

      • @Sozial is muss:

        Ich sehe es ähnlich wie Sie.

        Leider finden sich zu den illiberalen, rechtsextremen Positionen der AfD nicht weniger illiberale Positionen vermeintlich „progressiv-linker“ Dogmatiker, die nie verstanden haben, dass individuelle Freiheit und Gerechtigkeit nur durch differenzierte Antworten auf Probleme erreicht werden kann.

        Diese vermeintlichen „Linken“ pauschalisieren letztlich genauso nach stupenden und menschenverachtenden Vorurteilen wie ihr Pendant in Braun, versuchen nicht, die Realität in ihrer Komplexität zu verstehen sondern deduzieren nach ideologischen Kategorien und Schemata, deren „Wahrheit“ sie ebensowenig in Frage stellen, wie Nazis ihre völkischen „Ideale“.

        Und zwischen diesen beiden Polen dogmatischer Verblödung wird eine konstruktive Debatte immer mehr zum Ding der Unmöglichkeit.

      • @Sozial is muss:

        Die Wahl haben - das geht aber nur, wenn es auch noch Förderschulen gibt, neben Inklusionsschulen.