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Medienecho auf die FriedenspetitionUnmoralisch ist anders

Antje Lang-Lendorff
Kommentar von Antje Lang-Lendorff

Wagenknecht und Schwarzer mögen unsympathisch sein, die Kritik an ihrem Aufruf berechtigt. Doch der Meinungs­korridor sollte nicht so eng werden.

Zwei die polarisieren: Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

A lice Schwarzer und Sahra Wagenknecht müssen etwas wirklich Schlimmes gemacht haben. Diesen Eindruck bekommt, wer sich das Medienecho auf ihren jüngsten Vorstoß anschaut. Der Spiegel kürte sie am Montag zu den Verliererinnen des Tages. Und auch die taz war nicht gerade zimperlich. In einem Kommentar wurde ihr Anliegen als „politobszön“ und „amoralisch“ bezeichnet. Die, die sich ihnen anschlössen, seien eh nicht mehr ganz bei Trost.

Schwarzer und Wagenknecht haben schon oft mit Äußerungen für Empörung gesorgt, oft zu Recht. In diesem Fall schießt der Furor aber über das Ziel hinaus. Sie haben lediglich eine Petition gestartet, die sich für Frieden in der Ukraine und für Verhandlungen ausspricht. Sie verschweigen nicht, von wem die Aggression ausging – von Russland. Sie fordern auch nicht wie behauptet einen sofortigen Lieferstopp von allen Waffen, sondern, „die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen“. Nach den Panzern bitte nicht auch noch Kampfflugzeuge – diese Position dürfte bei vielen anschlussfähig sein.

Man kann die Petition naiv finden, weil unrealistisch. Man kann sie auch billig finden, weil sie vage gehalten ist und nicht erklärt, wie Putin zu Verhandlungen bewegt werden sollte. Man kann sie – wie ich – falsch finden, weil die Ukraine einen zu hohen Preis zahlen müsste. Aber obszön und amoralisch? Und wieso „Verliererinnen des Tages“, wenn innerhalb kürzester Zeit eine Viertelmillion unterzeichnet haben?

So unsympathisch einem Schwarzer und Wagenknecht sein mögen, sie drücken eine verbreitete Stimmung aus. Justizminister Buschmann, FDP, sieht in der Petition einen Beleg der Hufeisentheorie, in ihren Extremen würden sich rechte und linke Positionen immer ähnlicher, twitterte er. Der Wunsch nach Frieden und die Angst vor einer Eskalation des Krieges sind aber nicht extrem. Sie sind ziemlich normal.

Woher kommt der Drang, Menschen mit anderen Meinungen nicht nur zu kritisieren, sondern sie moralisch abzuwerten? Lasst uns den Meinungs­korridor nicht so eng machen, das schadet nicht nur der Debatte, sondern am Ende auch den Medien selbst.

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Antje Lang-Lendorff
wochentaz
Teamleiterin Gesellschaft in der wochentaz. Seit 2007 fest bei der taz, zunächst im Berlin-Teil, dann in der Wochenend-Redaktion. Schwerpunkte: Soziales und Reportage.
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64 Kommentare

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  • Moderation , Moderator
    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.
  • Ich halte die Petition nicht für naiv, denn die Fehler in ihrem Text sind IMHO bewusst darin belassen worden.

    Konkret steht da was von "Langstreckenraketen", die Selensky angeblich gefordert hat. Die Nachrichtenlage ist aber die, dass er "weiterreichende Raketen" gefordert hat. D.h. weiterreichende Kurzstreckenraketen, aber keine Langstreckenraketen. Raketen sind gefordert, deren Reichweite weiter ist als die aus den Raketenwerfern mit lediglich schlachtfeldweiter Reichweite. Lediglich wegen zwangsläufiger Kollateralschäden sind diese "weiterreichenden Raketen" zu kritisieren.

    Der Fehler im Petitionstext wurde womöglich belassen, um die Atomkriegsangst zu schüren und die Idee zu verbreiten, Selenskys Wunsch nach "Langstreckenraketen" würde auf der anderen Seite automatisch Atomraketen ins Spiel bringen.

    Zum zweiten wird dem Bundeskanzler unterstellt, als nächstes Bodentruppen zu senden. Genau diese direkte Auseinandersetzung mit Russland sucht die NATO aber nicht! Und Scholz mit seiner blank dastehenden Bundeswehr schon garnicht!

    Die Falschinfo "Langstreckenraketen" und die Unterstellung gegenüber dem Bundeskanzler gehören in ein Atomkrieg umfassendes Weltuntergangsszenario. Das ist völlig übertrieben. Das Ukraine-Untergangsszenario, das Wagenknecht und Schwarzer malen ist wahrlich schwarz genug gemalt, das Weltuntergangsszenario on top macht die Petition ein gutes Stück unglaubwürdiger und macht die Kritik daran verständlich. Die von beiden, auf ihre Weise formuliert, geforderte Solidarität mit der Ukraine, entwerten sie dadurch, indem sie per Welltuntergangsszenario zum kleinbürgerängstegesteuerten Petitionszeichnen animieren.

    Ohne diese leuteverängstigenden Fehler wäre diese Petition als pazifistische Aktion sogar sehr respektabel, es würden wahrscheinlich genauso viele unterzeichnen, aber gutteils andere Leute, solche, die nicht Angst um sich und vor dem Weltuntergang, aber echt solidarisch Angst um die Ukraine und evtl. Sorge für Frieden bekunden wollten.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""In diesem Fall schießt der Furor aber über das Ziel hinaus.""



    ""Sie verschweigen nicht, von wem die Aggression ausging – von Russland.""



    ==



    Text nicht gelesen?

    Die Petition verwechselt Opfer mit Tätern und negiert (!!!) scheinheilig das Recht auf Notwehr, das Völkerrecht, das Selbstbestimmungsrecht der Völker und sämtliche rechtsgültigen Verträge über die Friedensordnung in Europa. Wenn der Westen keine Waffen liefern würde gäbe es die Ukraine nicht mehr.

    Darüber hinaus treten Schwarzer und Wagenknecht auf wie plötzlich zusammenhanglos vom Himmel gefallene ahnungslose und deshalb verantwortungslose Bilderbuchfiguren, scheinbar nicht wissend, das der Krieg 2014 begann und das vor dem 24 Februar 7 Jahre lang verhandelt wurde.

    Die Petition suggeriert mit ihren Aussagen, dass der Ukraine am besten geholfen werden könne, indem Waffenexporte gestoppt und sich für Friedensverhandlungen eingesetzt werde.

    Aber nicht die Waffenlieferungen setzen den Krieg fort, sondern Russland, welches die Ukraine angegriffen hat. Russland kann den Krieg jederzeit beenden - eine Option, welche die Ukraine als sich verteidigendes Land nicht hat. Wo bleibt die Forderung an Russland seine Agression zu stoppen?

    Ärgerlich und wütend macht, das Wagenknecht eine Politikerin ist die durchaus in der Lage wäre, Russlands Agression entsprechend einzuschätzen - was sie bewusst vermeidet. Die Petition legt Wert darauf in scheinbarer Unkenntnis der Tatsachen ein ""bisschen Frieden "" zu fordern - und hilft damit niemandem - weil sie das Niveau von Nicole (Schlagersängerin) mit Ihrem Song noch unterbietet und wie die afd Tatsachen verschweigt und die brutale Realität der Täter und die Konsequenzen verharmlosend nur als Randnotiz erwähnt.

    Wagenknecht hat die Nato jahrelang als ruchlosen Verbrecher und Kriegstreiber bezeichnet - aber versagt jämmerlich, wenn es darum geht den Täter im Ukrainekrieg zurück zu pfeiffen? Kann doch wohl nicht wahr sein .......

  • Die Positionen und Forderungen des Manifest halte ich ebenfalls für falsch und amoralisch: einzig und allein dem souveränen ukrainischen Volk steht es zu, über Friedensverhandlungen mit dem russischen Aggressor zu diskutieren.

    Schwarzer und Wagenknecht setzen sich somit über den Willen des ukrainischen Souverän hinweg und postulieren – aus Gründen der Konformität – ihre illegitimen Forderungen.

    Daher ist dieses Vorhaben aus meiner Sicht amoralisch und abzulehnen.

  • Danke, dass der Wunsch nach Frieden und die Angst vor Eskalation als normal bezeichnet wird....

  • Ich hab wieder was gelernt: andere Meinung = unsympathisch.



    Wusste ich bisher nicht.

  • Typisch, dass mal wieder niemand über einen anderen, völlig entgegengesetzten Aufruf berichtet:

    libmod.de/demonstrationsaufruf_24-feb/

    Und was fällt da auf?

    Unter den Unterzeichner_innen sind massenhaft Leute, die sich mit Osteuropa sowie Sicherheits- und Verteidigungspolitik wirklich auskennen. Anders als Schwarzer und Wagenknecht.

  • Das Manifest von Schwarzer und Wagenknecht ist eine perfide Verdrehung.

    Sinngemäß heißt es dort (Absatz 5), dass die Ukraine den Krieg gegen die größte Atommacht nicht gewinnen kann, deswegen muss der Krieg sofort am Verhandlungstisch beendet werden.

    An dieser Stelle ist es gut, kurz inne zu halten und nachzudenken. Wer bitte schön, hat Verhandlungen, von der Ukraine und dem Westen immer wieder eingefordert, denn schlichtweg ignoriert? Warum wird im Schwarzer-Manifest nicht auch Russland explizit zur Beendigung des Krieges aufgerufen?

    Perfid ist, dass im Manifest durch Auslassungen die Kriegstreiberei nun der Ukraine und dem Westen, auch der deutschen Bundesregierung, zugeschoben wird. Und an diesem Punkt finde ich das Manifest tatsächlich pervers.

    Schwarzer und Wagenknecht haben Angst vor einem Atomkrieg. So weit so legitim. Doch ihre Antwort lautet, dass der Ukraine nun die Pflicht zu fiele, den Krieg zu beenden, was letztlich bedeutet, entscheidende Zugeständnisse an den Kriegsverursacher Russland zu machen. Erst sollen sie sich überfallen, töten und vergewaltigen lassen und dann sind es angeblich die Ukrainer die Schuld an der Eskalation haben. Warum hört Russland nicht einfach auf und zieht seine Kriegsverbrecher-Truppen ab. Das ist doch die naheliegende Antwort.

    Schwarzer und Wagenknecht heucheln nur Solidarität den Ukrainer*innen gegenüber, denn für die beiden zählt alleine die Beendigung des Krieges. Und hier liegt die Tendenz klar bei der Ukraine als Verlierer, sie sollen sich auch noch freiwillig Russland zu fraß vorwerfen. Egal, wir in Deutschland würde maximal ein bisschen Geld rüberschicken. Leicht gesagt von den beiden Damen.

    Das ist Kriegstreiberei pur. Denn wenn Russland damit durchkäme, wird das nächste Häppchen, das nächste Land, die nächste Totaleskalation nur eine Frage der Zeit sein.

    Die Verengung des Meinungskorridors besteht hier darin, einfach die Verantwortung Russlands unter den Tisch fallen zu lassen.

  • "Sie haben lediglich..."



    Nun, warum der Inhalt der Petition eben nicht nur lediglich das war, was der Kommentar hier beschönigend darstellt, wurde in diversen Diskussionen in breiter Form ausgearbeitet.



    Das jetzt komplett auszublenden... na ja. Kann man machen.



    "...sie drücken eine verbreitete Stimmung aus."



    Bezweifle ich angesichts des Gegenwindes, der dieser Petition allenthalben entgegenschlägt.

  • Unmoralisch ist diese Position weil sie verlogen ist. Es handelt sich nicht (nur) um naiven Pazifismus, sondern in erster Linie um eine gewollte Unterstützung des russischen Expansionskurses. Sie WOLLEN dass die russ. Invasion möglichst erfolgreich ist weil sie sich dadurch eine Schwächung des europäischen Liberalismus erhoffen. Die EU und die NATO haben sich als zu resistent erwiesen, daher sollen sie von außen in einem "Napoleon-Moment" gesprengt werden um so Platz für neues zu machen.



    Dass bei einer Einverleibung der Ukraine mit tausenden Folterungen und Morden und einem langen und schmutzigen Partisanenkrieg zu rechnen wäre, ist ihnen egal. Wer gegen Moskau ist, hat kein Recht auf Nachsicht. Man behauptet gegen Faschismus, Kapitalismus, Imperialismus etc zu sein, und unterstützt genau das Land, das in allen diesen Fragen die führende Kraft Europas ist. Das ist eine interlektuelle und moralische Zumutung.

    Klar ist diese Position auch dumm und weltfremd - als ob Putin nur ein Objekt westlicher "Linker" wäre und nur die von denen zugedachte Funktion als "Anti-USA" ausfüllen würde (neben rassistischen Implikationen). Dass Wagenknechts Ideen unter Moskauer Ägide fruchten würden ist ziemlich gaga.

    Bei der AfD ist das zwar genauso dumm aber moralisch nicht ganz so wild, da die mit Putin weltanschaulich auf einer Linie sind. Das ist eine konsequent-reaktionäre Haltung.

  • Angesichts schwerer Völkerrechtsverbrechen in der Ukraine fordern diese Leute die schnelle Einrichtung eines Sondertribunals und mehr Kooperation zwischen dem Internationalen Strafgerichtshof und Eurojust? Nein, sie verlangen Verhandlungen mit den Tätern!



    Obszön und amoralisch sind da doch noch sehr zurückhaltende Beschreibungen.

  • Ich danke für den Kommentar und erinnere gerne ein weiteres Mal daran, dass auch die Mitte ihren Extremismus ausbrüten kann (wenngleich gerade anders, als der olle Lipset dachte); dass dieser sich besonders moralisch gebärdet, ist nichts besonderes: welcher Heilige Krieger tut nicht? Wer das Sagbare auf die eigenen Maximalpositionen beschränkt ist nicht nur dumm (die Realität ist komplexer als ein Spielfilm), sondern vor allem kein Demokrat. Es ist unfreiwillig komisch, dass gerade ein wütender Mob agierendes juste Milieu meint, die Hufeisentheorie wieder auspacken zu müssen...

  • Danke. Sehe ich genauso.

    Für mich ist die Schrillheit der Reaktionen eher ein Hinweis darauf, dass die Reagierenden die Sache für eigene Zwecke missbrauchen, und Schwarzer und Wagenknecht als Strohpuppen, auf die sie etwas projizieren, worauf sie ja schon immer hauen wollten.

    Buschmann, zum Beispiel. Der wollte ja immer etwas über Hufeisen [1] sagen -- das ist die Gelegenheit dazu.

    Man muss inicht mit ihnen einverstanden sein. Man muss sie nich einmal unsympathisch finden, um anderer Meinung zu sein.

    Eine erwachsene Debatte sieht jedenfalls anders aus.

    [1] Wer sich immer in der Mitte wähnt hat sehr wahrscheinlich ein Wahrnehmungsproblem. But I disgress.

  • Mindestens bei Sahra Wagenknecht ergibt sich die Obszönität aus dem Kontext Ihres Wirkens. Ein Blick auf ihren Youtube-Kanal zeigt rasch, dass sie nicht naiv agiert. Sie agiert auf Grundlage eines Menschenbildes, dass es zulässt, dass sie ihre Zuschauer mittlerweile hauptberuflich mit Verschwörungstheorien empört, gegen unsere FDGO und daraus entstehende Entwicklungen aufwiegelt, während sie ihre Arbeit als abgeordnete quasi eingestellt hat.

    • @Thomas L.:

      Richtig. Die Frau ist mittlerweile pure Querfront.

      Das sieht man auch an den Kommentaren der Unterzeichner_innen des Aufrufes auf change.org. Lauter Rechtsextreme, Wendeverlierer, Russlandversteher und Westen-Hasser.

      Niemand, absolut niemand, glaubt doch wohl, dass Wagenknecht nicht bewusst war, dass sie massenhaft Rechtsextremisten anziehen würde. Das war von Anfang an ganz bewusst einkalkuliert.

  • Doch, es ist unmoralisch. Und dass viele Leute unterzeichnet haben, hat damit nichts zu tun. Es wählen auch viele AfD.

    • @Suryo:

      Ich habe den Aufruf von Schwarzer und Wagenknecht nicht unterschrieben, werde und kann es auch nicht tun … auch wenn ich grundsätzlich mit der Forderung übereinstimme, jetzt diplomatische Initiativen zu starten und allergrößte politische Anstrengungen aufzubieten, um diesen schrecklichen Krieg endlich zu beenden. Wenigstens sollte auf die Verhandlungsoption genau so viel Aufmerksamkeit gerichtet sein wie auf die militärische Unterstützung der Ukraine (und ich habe nie verstanden, weshalb das eine das andere ausschliesst, aber ich bin wohl zu naiv). Ist das jetzt unmoralisch?



      Aber einen Aufruf unterzeichnen, der von Leuten wie Chrupalla unterschrieben und einem Elsässer gelobt wurde … ?



      Für mich ein Dilemma, für Sie vielleicht nicht.



      www.spiegel.de/pol...-b2c8-365a7ada9754



      Aber ich gönne Ihnen die Häme.

  • 80 Millionen Menschen in Deutschland sind vom Bundestrainer zum Kriegsminister mutiert, der nur eine Meinung zulässt und meint, er hätte alle erforderlichen Geheimdienstinformationen, der aufschreit bei anderen Meinungen. Beschämend für unsere Demokratie.

  • >Sie haben lediglich eine Petition gestartet, die sich für Frieden in der Ukraine und für Verhandlungen ausspricht

    Das ist schlicht gelogen. Die Petition basiert darauf, dass die Ukrainer sich ergeben

    >Aber obszön und amoralisch?

    Nichts anderes ist es. Es ist der ganz harte Kern der Realitätsverleugner und übrigens auch der Grund warum man der deutschen Regierung zwischen Helsinki und Warschau nur soweit traut, wie die Autorin einen 50kg Sack Zement werfen kann.

    >Hufeisentheorie

    Hier wird es ja komplett wild, die Hufeisentheorie ist Unsinn.

    Links und Rechts können sich in dem Erreichen ihrer Ziele ähneln. Aber die eine Seite propagiert ein Menschenbild, das auf Gleichheit der Menschen und die andere Seite propagiert ein Bild der Ungleichheit beruht, das ist ein immanenter Widerspruch.

    Es scheint in der Taz Reaktion tiefe Lücken im theoretischen Wissenskanon zu geben. Ich würde als akut Behandlung von Norberto Bobbio "Rechts und Links" Gründe und Bedeutungen einer politischen Unterscheidungen empfehlen.

    Das Buch ist hier übrigens auch mal hier empfohlen worden.



    taz.de/Norberto-Bo...nd-Links/!5817333/

    • @Sven Günther:

      Wie auch immer. Der harte Kern der Realität ist doch, dass täglich viele Menschen sterben und geschossen wird, was das Zeug hält.



      Wie lange will man das denn weitertreiben? 2024, 2025, 2030? Bis der irre Putin aufgibt? Träumt weiter!



      Wie wäre es mit einem echten Boykott gegen Russland?



      Polen kauft nach wie vor russisches Öl ein.

    • @Sven Günther:

      Man kann auch ganz einfach der Realität ins Auge sehen: bei den waffenlieferungen geht es ganz klar nicht um Moral - darum gehts in der Politik nie. Wir liefern Waffen, weil wir einen Stellvertreterkrieg in der Ukraine führen - den diese selbst auch führen will. Wir liefern Waffen aus harten strategischen Interessen, um die Russen zu schwächen und einen Puffer zu behalten. Gibt Amerika übrigens mehr oder weniger offen zu. Das macht die Sache nicht falsch. Ich halte die waffenlieferungen für richtig. Aber um Moral gehts hier nicht. Man kann also auch niemandem, der dagegen ist, unterstellen amoralisch zu sein.



      Von einer moralischen Sichtweise ausgehend hätten die beiden ja auch recht. Oder glauben Sie ernsthaft, dass Land mehr wert ist als Menschenleben?



      Schwarzer und Wagenknecht schießen strategisch einem Bock. Sie würden Russland Zeit zum Nachrüsten geben.

      • @Vincent Braun:

        “Aber um Moral gehts hier nicht.”



        Danke. So einfach kann die Wahrheit sein. Würden das auch andere Diskursteilnehmer*innen beherzigen, könnte man auch auf Diffamierungen wie “obszön” und “amoralisch” gegenüber Andersdenkenden verzichten, um kontroverse Standpunkte zu markieren.



        Als obszön betrachte ich allerdings diesen Krieg, so wie jeden anderen.

      • @Vincent Braun:

        "Wir liefern Waffen aus harten strategischen Interessen (...) Aber um Moral gehts hier nicht."



        Da sich beides in diesem Konflikt nicht widerspricht: doch, geht es. Nur weil ein Handeln strategische Interessen bedient, heißt das ja nicht, dass es unmoralisch wäre.



        "Von einer moralischen Sichtweise ausgehend hätten die beiden ja auch recht. Oder glauben Sie ernsthaft, dass Land mehr wert ist als Menschenleben?"



        Spätestens nach Butscha sollte eigentlich jedem klar sein, dass es hier nicht nur um Land geht. Und deshalb haben die beiden aus moralischer Sicht eben nicht Recht, wenn sie implizit die Toten bei russischer Besetzung als weniger wichtig erachten als die Kriegstoten selbst.



        "Schwarzer und Wagenknecht schießen strategisch einem Bock. Sie würden Russland Zeit zum Nachrüsten geben."



        Das kommt noch oben drauf, und man fragt sich, ob dies auf fehlender Erkenntnis beruht oder düsterere Hintergründe hat.

    • @Sven Günther:

      Ihren Punkt mit der Hufeisentheorie verstehe ich nicht. Die Autorin gibt an der Stelle nur wieder, was Herr Buschmann getwittert hat. Weder vertritt sie diese Theorie, noch ordnet sie die Verfasserimnen der Petition dieser zu. Wo ist da die Wissenslücke? Bei Herrn Buschmann meinen Sie?



      Desweiteren unterstützt sie hier ausdrücklich nicht die Petition, sondern plädiert hier dafür, Personen mit anderer als der Mehrheitsmeinung anders zu kritisieren, als sie moralisch abzuwerten und zu verreißen. Das ist ein berechtigtes Anliegen mit Blick auf Meinungs- und Pressefreiheit.



      Im übrigen sind Zweifel an der Ansicht, dass immer mehr Waffenlieferungen unverhandelbar moralisch verpflichtend (und die einzige Lösung) sind, durchaus bei vielen anschlussfähig, wie es die Autorin auch sagt.



      Es kann nicht sein, dass man, wenn man nur leise Kritik an immer mehr Eskalation übt, gleich als unmoralisch diffamiert wird. Wenn Sie jetzt sagen, diese Petition sei keine leise Kritik: Darauf beziehe ich diesen Satz nicht, sondern auf die allgemeine Stimmung bei Meinungsäußerungen, die oben Erwähntes nicht zweifelsfrei unterstützen.

      • @blutorange:

        "...wenn man nur leise Kritik an immer mehr Eskalation übt..."



        Die Kernfragen hierbei sind natürlich



        a) Ist eine öffentliche Petition zweier Prominenter leise?



        b) Wie bitte wird hier "immer mehr Eskalation" definiert, und wem wird sie zugeschrieben?



        Je nach Beantwortung dieser Fragen ist eine harsche Reaktion auf diese Petition eben diffamierend oder berechtigt.

  • Danke für diesen Kommentar, Frau Lang-Lendorff!

    Ich stimme mit Ihnen vollkommen überein, dass die Kritik unpassend war! Wir werfen ja auch nicht den Menschen vor, die sich besonders für Waffenlieferungen einsetzen, dass sie amoralisch sind oder Putin nützen!



    Es wird immer behauptet, dass man Putin nicht verhandeln kann, aber vielleicht sollte man es versuchen!?



    Man könnte die Ukraine weiterhin unterstützen (auch mit Waffenlieferungen), aber gleichzeitig zum jetzigen Zeitpunkt noch aus der Position der Stärke verhandeln.



    Vielleicht sollten wir Mal über den Tellerrand schauen was nicht westliche demokratische Ländern über den Konflikt denken! Wenn man sich Mal Artikel bzw Kommentare in argentinischen, brasilianischen, südafrikanischen oder indischen Medien durchliest, dann wird immer wieder die These aufgestellt, dass der Westen noch nicht bereit ist ernsthaft zu verhandeln und momentan noch auf seine Maximalfordernungen besteht (Bündniswahl, terrotiale Integrität usw).



    Ich denke es würde das Bild des Westens in der Welt deutlich verbessern, wenn wir uns ernsthaft um Verhandlungen bemühen und auch nicht kategorisch alles vorher ausschließen. So sollte



    es doch zb denkbar sein, dass die Krim (sofern das die Bewohner wollen ) in Zukunft nicht mehr zur Ukraine gehört. Wir müssen endlich rauskommen und unseren Tunnelblick überwinden!

    • @Alexander Schulz:

      Antje Lang-Lendorff kommt mir vor, wie die gute 12. Fee in dem Märchen von Schneewittchen, die das Verdikt der bösen 13. Fee relativiert und dem Märchen dann noch zu einem guten Ende verhilft.



      Nur sind Frau Schwarzer und Frau Wagenknecht alles Mögliche, nur nicht Schneewittchen … aber die Furor, mit der ihr Aufruf und auch sie persönlich hier angegangen werden, irritiert mich doch.



      Im Moment reicht es doch festzustellen, dass Putin zu Verhandlungen gar nicht bereit ist … aber ist es denn Selenskyi, wenn Verhandlungen bedeuten, dass die Ukraine Abstriche bezgl. ihrer eigenen Kriegsziele machen muss? Und dass Frieden zu erreichen immer besser ist als Krieg zu führen, kann dem Satz in seiner Banalität nicht jeder unterschreiben?



      Welche Absichten werden verfolgt, andere Diskursteilnehmer*innen als “obszön” oder “amoralisch” zu diskreditieren?

    • @Alexander Schulz:

      Es wird immer behauptet, dass man Putin nicht verhandeln kann, aber vielleicht sollte man es versuchen!?"

      Wie soll man es versuchen, wenn Putin nicht verhandeln möchte?!

  • Guter Kommentar. Nach all der Kritik, war ich verblüfft als ich das »Manifest für den Frieden« las. Es mag naiv sein und die Situation unkorrekt darstellen, aber es ist nicht böse oder amoralisch. Interessanterweise werden einige prominente Erstunterzeichner, wie Günter Verheugen Günter Verheugen (Ex-Vizepräsident EU-Kommission), Dr. Antje Vollmer (Theologin, Die Grünen) oder Dr. Franz Alt (Journalist), bei den Verrissen nicht erwähnt?



    Ich fürchte die Skandalisierung bewirkt genau das, was sie dem Manifest vorwirft, sie spaltet und nützt Putin.

  • "Wagenknecht und Schwarzer mögen unsympathisch sein"

    Nein, sehr sympathisch, unabhängig und vor allem vernünftig.

    • @drafi:

      "Mir steht jede demokratische Freiheit zu. Den Ukrainern aber nicht, sorry. Da müssen die durch, es geht hier schließlich um die Bequemlichkeit der Deutschen."

      Sehr sympathisch. Und so vernünftig. Schließlich wird Russland, sobald es die Ukraine erobert hat, befriedigt sein und nie wieder irgendwen bedrohen, nicht wahr?

  • Die Kraftausdrücke müssen in der Tat nicht sein. Da geht wohl in den Redaktionen ein wenig der Empörungdurst und der Wettbewerb um, wer so ein Pamphlet am eloquentsten verreißen kann. Das ist schade weil unsachlich.

    Aber so ganz unpersönlich ist der Vorgang auch nicht zu nehmen. Dass einmal mehr gewisse angebliche linke bzw. feministische Humanistinnen es nicht hinkriegen, das effektive In-die-Bresche-Springen für Putins Kriegsziele zu vermeiden, statt sich erkennbare Gedanken zu machen, wie man diesen faschistoiden Ausbund an "toxischer Männlichkeit" stoppen kann, ist schon eines Kommentars würdig.

    Auch ist es eine Frage der Fallhöhe: Schwarzer, Wagenknecht und etliche ihrer Mitunterzeichner SIND eigentlich nicht naiv. Da fragt sich schon, was ausgerechnet solche mit allen Wassern gewaschene Polit-Tiere dazu bewegt, eine offensichtliche Wiederkehr von blauäugigem 1938er-Appeasement zu propagieren. Wo ist das einstmals totsichere Gespür einer Wagenknecht dafür hin, womit man Menschen mitreißt? Was ist aus Schwarzers früher unbeirrbarer Parteinahme für die geworden, denen Unrecht geschieht und die sich das nicht gefallen lassen? Ist es nur die Lust am Opponieren (denn ja, die ist beiden wohl nicht abzusprechen)?

  • @ 🏴‍☠️, R1 und Lowando:



    Ich zitiere zusammenfassend Ringelnatz1:



    "Zum EXPEKTORIEREN", die Damen 🤮🤢🤮

  • Soviel vorab: Ich mag Wagenknecht nicht (mehr), Schwarzer ist mir wurscht, Putin verachte ich und vor Krieg hab ich Angst.



    Daher zunächst danke für den Artikel. Aber auch dieser ist in seinem „Meinungskorridor“ zu eng, finde ich.

    „ Man kann sie (die Forderung nach Verhandlung) – wie ich – falsch finden, weil die Ukraine einen zu hohen Preis zahlen müsste.“



    Das ist das Hauptargument das überall zu hören und zu lesen ist.



    Aber das Argument ist doch nur richtig, wenn Russland militärisch unterliegt und Ukraine am Ende ihr ganzes Staatsgebiet einschließlich der Krim kontrolliert.



    Was wäre aber denn wenn Russland nach, sagen wir mal fünf Jahren Krieg, gewinnt. Wenn einige Millionen Menschen auf beiden Seiten sterben, die Ukraine nur noch in Trümmern liegt und am Ende von Russland besetzt ist. Wäre dann der Preis bei Verhandlungen noch immer zu hoch gewesen?



    Und warum sollte Russland nicht gewinnen? Selbst wenn „nur“ auf jeden 10. toten russischen Soldaten ein ukrainischer käme, gingen den Ukrainern die Soldaten als erstes aus. Bei Munition scheint es ja jetzt schon so weit zu sein.



    Und was machen wir dann? Schicken wir auch Soldaten? Und ist der Preis für Verhandlungen dann noch immer zu hoch?

    Ich finde es sollte erlaubt sein darüber nachzudenken. Klar sollte man Despoten nicht klein beigeben. Das wäre eine schreckliche Welt, in der die miesesten Charaktere gewinnen. Aber nachdem man Diktatoren über Jahrzehnte dank unseres Hungers nach deren fossilen Energieträgern gestützt hat, kommt die Erkenntnis, dass sie sich auch wie Diktatoren benehmen, vielleicht einfach zu spät.

    • @MichaelK:

      "Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren"...dass ich mal so eine martialische Parole anbringen muss, hätte ich nicht gedacht.

      War der militärische Widerstand gegen Hitler fehlgeleiteter Bellizismus?



      Sind sämtliche kämpferischen antifaschistischen Sprüche a la "Kein fußbreit den Faschisten" als verantwortungslos abzulehnen, wenn die Faschisten Waffen haben?

      Waren die enormen Opfer die die (Nord)Vietnamesen, Afghanen etc. für ihren Freiheitskampf erbracht haben ein Verbrechen?

      Oder wenn Ihnen das zu groß ist:



      Sollten Notwehr und Nothilfe auch im Kleinen abgeschafft werden?

  • Danke für diesen Artikel!



    Es gibt also noch DemokratInnen.



    Mein Eindruck ist auch, dass FürsprecherInnen für den Frieden massiv angefeindet werden.



    Friedensgegner finden sich zuhauf.



    Die deutsche Linke verkauft Ihre 180 Grad Wende -weg vom Pazifismus hin zum Militarismus - auch noch als moralisch.



    Das Adenauer Zitat: was interessiert mich...



    spricht hier Bände.



    Die Anfeindungen, die FriedensaktivistInnen erleben müssen, sollten mal unter dem Verdacht von Nationalismus untersucht werden.



    Nationalismus für Deutschland war in Deutschland lange Zeit verpönt. Nationalismus für ein anderes Land, in dem Fall die Ukraine, scheint " salonfähig" zu werden.



    Ich betrachte das als negative Entwicklung für die Demokratie.

  • "Gregor Gysi hat heute das Manifest für Frieden von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht und vielen weiteren Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichnern ebenfalls unterzeichnet und ruft damit auch zur Teilnahme an der Friedenskundgebung vor dem Brandenburger Tor am 25. Februar auf."

    www.linksfraktion....densverhandlungen/

    Gut so! :-)

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    "Pazifismus" ist, wenn erreicht wird, dass Frieden IST und BLEIBT. Während eines Krieges gibt es deswegen keinen "Pazifismus". Es kann dann "nur" noch Kriegsgegnerschaft, Waffenstillstandsbefürwortung, Friedensverhandlungsforderung etc. geben.



    Der Preis, den die Ukraine jetzt dafür bezahlen müsste, wäre zu hoch. Wir wissen aber nicht, wie hoch er auch so noch werden wird. Die Möglichkeit, dass er nicht so hoch werden könnte, wie bei einer zeitnah erfolgreichen Beendigung des Waffengangs, wird in der Zukunft erwartet. Das ist eine Wette, die zumindest die Möglichkeit nicht ausschließt, dass der Preis nicht so hoch werden könnte. Es ist aber keine Garantie.

  • Vielen Dank an die Autorin für diese Worte!



    Diese Entwicklung macht mir grosse Sorgen.



    Ein Kommentar sprach sich auch dafür aus, die beiden Frauen vor Gericht zu stellen, in Den Haag.

  • Die Verurteilung als amoralisch derjenigen, die für Anstrengungen für einen Waffenstillstand sind, ist nach meiner Einschätzung Ausdruck einer Tendenz zum totalitärem Denken. Nur noch die eigene Person zählt, aller anderen haben kein Gewissen.

    Der hier vorher erschienene Kommentar in der taz hätte nach meiner Ansicht nach erscheinen dürfen, weil diejenigen, die dem Autor nicht zustimmen, entmenschlicht werden.

    Dabei sind die Forderungen nach einem Waffenstillstand, um das Morden sofort zu beenden, alles andere als amoralisch. Die Forderungen, auf keinen Fall einen Waffenstillstand zu ermöglichen, da um jeden Preis ein Sieg her müsse, der aber nicht absehbar ist, opfert Menschenleben für ein nach allem, was wir wissen, wohl eher nicht erreichbares Ideal. Genau dieser Weg des "das Ziel rechtfertigt die Mittel", diese einzige Wahrheit, die auf Härte setzt, hat noch nie zu etwas Gutem geführt und dies wird diesmal nicht anders sein.

    Diejenigen, die jedes Einfrieren des Krieges, um das Töten zu beenden und später das Problem ggf. nach Putin zu lösen, zum Sieg Putins umdeuten, sind bereit, dafür das Leben vieler Menschen aufs Spiel zu setzen. Sie selbst tun dies abstrakt, denn sie kämpfen nicht, sie sind in Sicherheit, andere sterben, unter ihnen auch Menschen, die dazu gezwungen wurden, weil es kein Recht auf Kriegsdienstverweigerung gibt.

    Die Gegner von Waffenstillstand, Einfrieren und Verhandlungen behaupten Dinge, die fast für jeden Krieg, der durch Verhandlung beendet oder eingefroren wurde, galten. Sie erklären jede Lösung zur Sünde, die nicht den Sieg der gerechten Seite sofort ermöglicht. Sie übersehen aber, was für ein Leid sie damit anderen aufbürden.

    Die enorme Ambivalenz, die jeder erlebt, der nicht nur Parolen schreien will, die wird von diesen Vereinfachern nicht gesehen.

    Umso bedauerlicher ist die Deutschtümelei des Aufrufs von Wagenknecht/Schwarzer, die völlig unpassend ist.

    • 3G
      39538 (Profil gelöscht)
      @PolitDiscussion:

      Ich gebe ihnen vollkommen recht: In der taz sollte immer nur eine Meinung kommentarisch vertreten sein. Und zwar die, die der in gewissen Kreisen herrschenden Amoral abschwört. Meinungsvielfalt? Wo kämen wir denn da hin?!

      Im Ernst: Welch eine Chuzpe zu glauben, man könne ausgerechnet einer angegriffenen Nation einen Waffenstillstand im Zustand des Überfalls nahelegen.

  • Na klar, eine Viertelmillion klicken da Mal schnell etwas an, das ist ja fast die Mehrheit.

    Diese Initiative, die natürlich wie üblich mächtig Zuspruch von der Nazi-Seite bekommt, wird als eines der übelsten Dokumente der Unterwerfung und Empathielosigkeit in die Geschichte eingehen.

    Selbst der betulichen Tagesschau ist schlecht geworden und hat das Pamphlet aufs beste zerlegt:

    www.tagesschau.de/...-manifest-101.html

    Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, welches Sammelsurium sich zu der angemeldeten Kundgebung einfindet.

    Nie wieder Wagenknecht, nie wieder Schwarzer.

    • @Jim Hawkins:

      Wenn ich ukrainer wäre und die Wahl zwischen Tod an der Front und Gebietsabtretungen hätte, würde ich nicht draufgehen.



      Wie moralisch ist es eigentlich, junge Männer (und es sind nur die Männer, die gezwungen werden) zum Krieg zu zwingen? Warum dürfen die Frauen das Land verlassen, die Männer aber nicht? Gibt es eine Pflicht dazu, für sein Land zu sterben? Und warum dann nur für Männer?



      Und ja, viele mögen freiwillig kämpfen. Aber viele wurden auch an der Ausreise gehindert und verpflichtet. Die Herren Moralisten unterstützen das, wahrscheinlich weil es irgendwie „richtig“ ist für die Freiheit zu sterben - als hätte man dann selbst noch was davon. Hut ab davor, wenn man es freiwillig tut. Zwang zum Krieg ist so gut wie Mord.



      Bin übrigens nicht gegen Waffenlieferungen. Aber aus ganz schrecklich unmoralischen Gründen. Denn Moral spielt in der Politik nie eine Rolle. Jede andere Behauptung ist geschichtsvergessen. Wenn es um Moral gehen würde: Wo sind die Waffen für die Kurden im Norden Syriens? Die Rebellen im Jemen? Wo das Sanktionspaket gegen die Türkei oder das Ölembargo gegen Saudi arabien?



      Wagenknecht und Schwarzer sind nicht amoralisch. Vielleicht eher schlechte Strategen, vielleicht überängstlich, vielleicht auf Stimmenfang.

      • @Vincent Braun:

        Kann ja sein, dass ihnen Freiheit und Menschenrechte nicht so sagenhaft viel bedeuten und dass sie lieber in einem Terrorstaat leben würden wollen, als für die Freiheit zu kämpfen.

        Die Ukrainerinnen und Ukrainer scheinen das etwas anders zu sehen:

        "Ein russischer Einsatz taktischer Atomwaffen ist für die überwältigende Mehrheit kein Grund, den Widerstand einzustellen. 89 Prozent der Befragten geben an, selbst im Falle eines nuklearen Angriffs auf eine ukrainische Stadt weiterkämpfen zu wollen. Offenbar gewichten sie das Risiko, das mit einem Nachgeben verbunden wäre, deutlich höher als eine mögliche nukleare Eskalation."

        www.tagesspiegel.d...kQBE0v4f0qSnTU11Sk

        Aber hey, was wissen die schon?

        Man kann das doch von Deutschland aus viel besser beurteilen.

      • @Vincent Braun:

        "Wenn ich ukrainer wäre und die Wahl zwischen Tod an der Front und Gebietsabtretungen hätte, würde ich nicht draufgehen."



        Nun ist das aber nicht die Wahl, wie Butscha und andere Orte gezeigt haben.



        Es ist die Wahl zwischen Tod an der Front oder Tod in den Folterkellern und auf der Straße.



        Und nun?

    • @Jim Hawkins:

      Anschließe mich!



      und" lasse" ergänzen:



      „Das Manifest aber nivelliert fortgesetzt die Kategorien von Angriff und Verteidigung. Pazifismus ist dann nichts anderes als Unterwerfungsbereitschaft“



      www.berliner-zeitu...enknecht-li.317574

      • @Ringelnatz1:

        Und wenn das schon in der querfrontigen Berliner Zeitung (deren Verleger übrigens auch unterzeichnet hat) steht…

      • @Ringelnatz1:

        Von wegen. Es geht um Leben oder Tod, und zwar ganzkonkretbei Menschen, die gezwungensind, zu kämpfenund selbstzu töten. Ihr Theoretiker habt gut reden. Diplomat:innen, die andere Ansätze haben, als die jahrtausende alte Kriegslogik, sind nicht mehr gefragt.

      • @Ringelnatz1:

        Schonn Jungs & die beiden gehen mir regelmäßig auch auf den Keks - die eine mal mehr - die andere mal weniger! But

        Die Exorzisten - mit selber nix auf Tasche! Woll - feiern neben den bekannten Verdächtigen - auch in der taz fröhliche Urständ. Gellewelle.



        Ja einer dieser Starjournalisten JAF JAF - sieht gleich in guter extremistischer Kommunister Bund Westdeutschlandscher Tradition - “Lebenswerke ruiniert!“ Wollnichwoll.



        “Öh - hamses nich n büschen kleiner - wa?



        Naja solche Form durchdachter respektierender Kommunikation im Sinne von - “Können wir noch miteinander reden?“ - ©️ eines Peter Unfried - ist ja nur schwer zu erwarten!



        Denn. Keine eine eine Frage. Wenn le petit cheflereporter absurd einen raushaut mit - “Ich teile die Position von Welzer und Precht nicht. Ich denke, dass Daniel Cohn-Bendit und dann auch Joschka Fischer schon in den 90ern richtig damit lagen, dass die EU angegriffenen Europäern aus menschenrechtlichen und auch geopolitischen Gründen helfen muss, dass sie nicht Opfer eines Völkermordes werden. Mit Waffen und im äußersten Fall auch mit einem Nato-Einsatz.“ Oha!



        & Däh!



        Was Lovando mal so kommentiert hat:



        “Much all weesen. Nur sollte dennoch es zur intellektuellen Redlichkeit zählen - nicht en passant verfassungs&völkerrechtswidrige Kriegsbeteiligungen Schlands - Beteiligung Bombardierung Kosovo im Rahmen der NATO - zu salvieren & Regierungslügen über einen drohenden Völkermord schlankweg als Begründung umzumünzen für seine bellizistische Sicht der heutigen Situation!



        Das ist schlicht unredlich & inakzeptabel



        &



        Ich erinnere daran - daß nach dem Grundgesetz - Völkerrecht in dieser Republik - UNMITTELBAR GELTENDES RECHT IST •



        kurz - Wie ein Freund meinte. “Das muß er doch wissen. Der ist doch Journalist!“

        unterm——-servíce —-



        taz.de/Ueber-respe...8&s=Peter+Unfried/



        taz.de/Gruene-Leoparden-Witze/!5913655/

        • @Lowandorder:

          Apropos Kosovo. Da waren die Damen aber ganz auf Ihrer Linie.(www.emma.de/artike...und-bomben-265752). Ob, das was Sie Ummünzen nennen, soviel redlicher ist?:



          "Es begann nicht mit einer Lüge, kann aber mit einer zu Ende gehen. Dann nämlich, wenn sich die Kritiker des Krieges, statt mit guten Gründen zu argumentieren, der Einfachheit halber lieber an die simple Propaganda halten als an die komplizierte Wirklichkeit." (www.freitag.de/aut...n-mit-keiner-luge)

          • @Jutta57:

            Schade - die Seiten lassen sich nicht aufrufen!

            Anyway. Sag mal so: Hab mich dazu hier im around mehrfach zu geäußert.



            War damals aktuell mit zwei KollegInnen zum NATO-Einsatz als Richter involviert & wir sind damals auf die Regierungslügen - Hufeisenplan drohender Völkermord reingefallen •



            Sie werden verstehen - daß eine dennoch eben gerade darauf fußende Argumentationskette plus verfassungs- wie völkerrechtswidrig - für die aktuelle Situation - das blanke Entsetzen auslöst!

        • @Lowandorder:

          Okidoki i like Smokie.

          Aber wir sind's doch, Monsieur Ringelnatz und der 🏴‍☠️ und nicht JAF oder der rasellnde Reporter.

          Wir sind die Guten.

          • @Jim Hawkins:

            🏴‍☠️ - ein guter ist bei sojet aber auch einer - der sanft am Ärmel antippt & auf die blinden Flecken hinzuweisen sucht.

      • @Ringelnatz1:

        Gute Ergänzung.

        Münkler, Schlögel, alle die professionell seit Jahrzehnten in dem Thema drin und Koryphäen sind, sehen es genauso.

        Man schämt sich für diese Vorstöße.

        Immerhin bleibt uns die Gewissheit, dass sie auf breite Ablehnung stoßen und nie erfolgreich sein werden.

        Diese Friedensbewegung ist ganz unten angekommen, weiter runter geht es kaum.

        • @Jim Hawkins:

          Er redet von billigen Pazifismus und davon, dass man sich verteidigen müsse. Dabei lässt er realpolitischen Ansatz komplett weg zugunsten einer rein theoretischen Sichtweise. Keine grossmacht akzeptiert vor seiner Haustüre ein feindliches Militärbuendnis, auch die USA nicht (Kuba!). Außerdem erzählt er doch die Geschichte verkürzt. Was ist denn in der Ukraine ab 2014 passiert, die Angriffe auf das eigene Volk im donbass ( 14.000 tote russischsprachige Ukrainer). Münkler erzählt die Geschichte verkürzt, ein typisches Merkmal der Propaganda oder Totschlagargumentation.



          Bei über 200 Tsd. Toten einen Friedensaufruf als "gewissenlos" zu bezeichnen ist extrem zynisch.

          • @Passionsblume:

            Kuba war im sovietischer Lager, es waren Soviet Soldaten dort stationiert es gab nur keine Atombombe. Es waren nicht 14.000 Tote Zivilisten sondern Tote insgesamt mit 2/3 Zivilisten. Norwegen, USA und Kanada sind übrigens auch vor der Haustür die Erde ist schlicht rund.

          • @Passionsblume:

            Also gut, der führende Osteuropaexperte hat keine Ahnung. Das kann vorkommen.

            Schwarzer und Wagenknecht sind sicher besser in dem Thema drin.

            Russland will erklärtermaßen die Ukraine "entnazifizieren" und ihre staatliche Existenz vernichten.

            Putin so:

            "Ob es dir gefällt oder nicht, meine Schöne, du musst es erdulden"

            Wie genau stellen Sie sich diese Verhandlungen vor? Weit darf der Vergewaltiger gehen und was muss das vergewaltigte Land zulassen?

            Wie groß darf der Verlust der staatlichen Existenz sein, dass es für Sie und Schwarzer und Wagenknecht in Ordnung geht?

        • @Jim Hawkins:

          Sach dazu zudem mal so:



          “Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit.“ & dabei sind wir anders unser Baerböckchen meint - noch gar nicht drin!



          &



          Und den Stein der Weisen hat ja nun wahrlich niemand am Start •

          unterm—— Ball ⚽️ - was flach halten —



          www.bpb.de/themen/...-ist-die-wahrheit/



          www.bpb.de/themen/...-ist-die-wahrheit/

          • @Lowandorder:

            Das stimmt schon mit den Lügen.

            Aber wer lügt wie gedruckt und das in einer sehr menschenverachtenden Sprache. Das sind doch Putin und sein Propaganda-Apparat.

            Und das von der ersten Minute an. Und das in einem Ton, der ziemlich abstoßend ist.

            Und der genauso gemeint ist.

            • @Jim Hawkins:

              Schonn. Aber “wir“ haben halt auch was “unseres“ zu verhandeln!



              Sag mal so - was ich seit längerem an Unfaßbarem zu lesen bekomme - macht mich teilweise fassungslos!



              Und ich weiß - daß es vielen meiner Weggefährten Freunden etc ähnlich geht.



              &



              Das von mir mehrfach aufgespießte unfaßbare Zitat von Peter Unfried ist zwar ein exorbitantes Beispiel - aber doch nur die Spitze des Eisberges •

              • @Lowandorder:

                Die Welt ist nicht schwarz/weiß -



                ein Satz, man fühlt sich gut damit.

                Doch ist sie längst nicht grau auf grau,



                eher beige auf anthrazit.

  • Ja, dankeschön für den zweiten Kommentar zu deisem Thema mit einigen Klarstellungen.

    Es ist (meiner Meinung nach) wirklich sehr wichtig, dass wir die eventuelle "Eskalation der Waffenlieferungen" genau im Blick behalten.

    Auch noch aus einem anderen Grund, den kaum jemand auf dem Schirm hat. Sollte sich der Krieg tatsächlich auf NATO-Gebiet ausweiten, was nicht so unwahrscheinlich ist, wie einige sich es vielleicht wünschen, dann bekommen wir selber ein Problem mit Waffen und Munition.

    Die europäische Rüstungsindustrie hat momentan teilweise Lieferzeiten von 2 Jahren bei Kriegsmaterial. Die NATO Bestände bei Muniton/Abwehrraketen schmelzen zusammen, weil die Ukraine jetzt schon täglich (geschätzt) mehrere tausend schwere Granaten und Flugabwehrraketen verschießen muß, um gegen die russischen Angriffe bestehen zu können.

    Niemandem scheint klar zu sein, dass wir, wenn wir der Ukraine wirklich weiterhin umfassend helfen wollen, wir die europäische Kriegswaffenproduktion in großem Stil enorm ankurbeln müssen. Und zwar dringenst ab sofort!!!

    Dabei reichen 100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr bei weitem nicht. EU/Nato weit müssen wir eher über ein "Sondervermögen" in Höhe von circa 1000 Milliarden Euro für Kriegswaffen etc. nachdenken.

    Meinem Gefühl nach wird Putin's Armee in 6, 12 oder 18 Monaten nicht einfach an der Grenze zu Polen/Baltikum/Moldau aufhören/stoppen. Rußlands Rüstungsindustrie produziert im Dreischichtbetrieb Waffen und Munition ohne Ende.

    Wir stecken nunmal in diesem mörderischem Krieg mit drinne. Wir unterstützen die Ukraine und das sollte auch in 6 , 12 und 18 Monaten noch so sein.

    Doch brauchen wir auch selber sehr viele gute Panzer mit sehr viel Munition um wehrhaft zu sein.

    Friedensgespräche sollte man immer parallel führen. So oft wie nur möglich.

    OM SHANTI SHANTI SHANTI

  • Vielen Dank für den guten Kommentar. Sie machen keinen Hehl daraus, nichts von den beiden Damen zu halten, sie nicht zu mögen und dennoch schaffen Sie es, sie wegen ihrer anderen Meinung nicht vollständig niederzumachen. Das wäre vor nicht allzu langer Zeit vollkommen normal gewesen, mittlerweile ist es das aber nicht mehr.