49-Euro-Ticket: Nettes Extra für Bahn­kun­d:in­nen

Das 49-Euro-Ticket belohnt diejenigen, die jetzt schon Bahn fahren. Für alle anderen bietet es zu wenig Anreiz, um die Umwelt zu schützen.

Ein fahrender Zug an einem Bahnsteig

Für viele nicht gut genug: das neue Deutschlandticket Foto: Jens Büttner/dpa

Nach Plänen der Ampel kann man ab Mai für 49 Euro im Monat deutschlandweit Bus und Bahn im Nahverkehr nutzen. Komplizierte Tarifzonen sind passé, ein einheitliches und digitales Ticket ersetzt Streifenkarten und Antragsformulare. Das ist gut. Für Menschen, „die die Bahn ertragen“, sei das 49-Euro-Ticket eine Belohnung, sagte die Verkehrsexpertin Katja Diehl am Sonntag bei „Anne Will“.

Und ja, Menschen, die sich jeden Morgen vollgestopfte Busse, ausfallende Bahnen und baufällige Bahnhöfe antun, haben eine Belohnung verdient. Für die allermeisten Mo­nats­kar­ten­be­sit­ze­r*in­nen dürfte das 49-Euro-Ticket nicht nur billiger sein, sondern auch ein nettes Extra für Wochenendausflüge außerhalb des bisherigen Tarifgebiets.

Das ist als Anreiz für klimafreundliches Verhalten viel wert, aber ist es genug? Das Tolle am 9-Euro-Ticket war ja, dass sich auf einmal fast alle Mobilität leisten konnten und es so viel günstiger als Autofahren (und damit gut für die Umwelt) war. Beides wird das 49-Euro-Ticket nicht schaffen.

Auf der Strecke bleiben arme Menschen. Im Bürgergeldregelsatz sind für Verkehr 45,02 Euro vorgesehen. Die übrigen 3,98 Euro müssen sich die Emp­fän­ge­r*in­nen dann vom Regelsatz absparen. Oder sie haben Glück und ­leben in einer Gemeinde, die Vergünstigungen anbietet. Und auf der Strecke bleibt auch die Umwelt, um die es bei dem Vorhaben eigentlich gehen sollte. Bis 2030 sollen sich die CO2-Emissionen im Verkehr um rund 40 Prozent verringern – aber steigen Menschen für 49 Euro wirklich vom Auto auf vollgestopfte Busse um und nehmen ausfallende Bahnen und baufällige Bahnhöfe in Kauf?

Klar, in Städten wie Hamburg oder Berlin spart man gut Geld. Aber wer sich die tägliche Fahrt mit dem Auto leistet, könnte sich auch heute schon ein Bahnticket kaufen. Wenig attraktiv dürfte auch die Ankündigung sein, dass das Ticket in Zukunft teurer werden könnte. So ist das 49-Euro-Ticket zwar ein nettes Extra für manche, aber für viele nicht gut genug.

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ist gelernter Sozialarbeiter. Lernt jetzt Journalismus an der Deutschen Journalisentschule in München. Schreibt für die taz über Soziales und Politisches.

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