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FDP bremst Windkraft mit AutobahnenEndlich den Turbo zünden

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Der Bund muss den Ländern gegen­über forscher auftreten und einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren verlangen. Bayern und die FDP bremsen.

Hochleistungsturbinen warten bei Siemens Gamesa in Cuxhaven auf ihre Montage Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

N och nie hat eine Bundesregierung so viel für den Ausbau der erneuerbaren Energien getan wie die rot-grün-gelbe Koalition. Die neuen Gesetze und die auf den Weg gebrachten Vorhaben sollen die Genehmigungsverfahren für Windkraft- und Solaranlagen stark beschleunigen. Das ist gut.

Aber: Ob damit der von der Politik beschworene Turbo wirklich in Gang kommt, ist nicht ausgemacht. Noch sind die ehrgeizigen Ausbauziele für die Erneuerbaren des grünen Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck nicht mehr als ein Versprechen. Fest steht, dass es bei der Wind- und Solarenergie nicht so schnell gehen wird wie beim Aufbau der umstrittenen Flüssiggas-Terminals (LNG) – schon weil der Erneuerbaren-Ausbau viel komplexer ist.

Aber nicht nur deshalb. Bei den LNG-Terminals hat der Bund die Sache weitgehend in die Hand genommen, er trägt große finanzielle Risiken. Den Ausbau der Erneuerbaren überlässt er überwiegend dem Markt. Dessen Ak­teu­r:in­nen interessieren sich in erster Linie für Profit. Auch wenn die Bundesregierung viele Barrieren ausgeräumt hat, bleiben bürokratische und vor allem finanzielle Risiken, die den Ausbau hemmen. Der Bund muss viel energischer vorgehen, sie zu beseitigen, etwa mehr einheitliche Standards setzen und im großen Stil Bürgschaften übernehmen.

Der Bund muss den Ländern gegen­über forscher auftreten und einen schnelleren Ausbau verlangen. Das extreme Nord-Süd-Gefälle bei der Windkraft zeigt, dass etwa in Bayern die Widerstände groß sind. Den Behörden die Möglichkeit zu schnelleren Verfahren zu geben wird keinen Effekt haben, wenn die ihre neuen Spielräume gar nicht nutzen wollen.

Vor allem darf die Bundesregierung den beabsichtigten Erneuerbaren-Turbo nicht durch die eigene Politik konterkarieren. Wenn sich die FDP mit ihrer Forderung nach einem beschleunigten Neubau von Autobahnen durchsetzt, wird der Ausbau hart gebremst. Denn dann fehlen Fachkräfte, Material und Ressourcen in Behörden, die für die Energiewende dringend nötig sind. Das wäre fatal.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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48 Kommentare

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  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    "Und ein Windrad besteht auch nicht aus Kies und Asphalt."



    Im Sommer 2022 habe ich den Bau einer www.vestas.com/en/...tform/V136-3-45-MW mit 143 mtr Nabenhöhe beobachtet. Es war eine gewaltige Materialschlacht. Temporäre Zuwegung aus viel Asphalt und ein riesiges Betonfundament wurden gebaut. Beton. Aus Kies, Sand, Zement und Eisen. Das Material hätte schon für einige Meter Autobahn gereicht.



    (Aus welchen Materialien der WKA-Turm und die Rotorblätter produziert werden, kriegen Sie sicher raus.)

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @95820 (Profil gelöscht):

      @RUDOLF FISSNER

  • Und wieder das Märchen, daß Bayern bei den Erneuerbaren ganz vorn dabei wär. Wenn man vernünftige Kennwerte nimmt (und nicht absolute), dann ist Bayern biederes Mittelmaß.

    www.br.de/nachrich...aktenfuchs,TE13Hq1

    • @madmartigan:

      ?

      "Der Bund muss den Ländern gegen­über forscher auftreten und einen schnelleren Ausbau verlangen. Das extreme Nord-Süd-Gefälle bei der Windkraft zeigt, dass etwa in Bayern die Widerstände groß sind."

      Wo heißt es, dass Bayern vorne wäre? Das Gegenteil steht da.

  • Ozapft is. Es sind bald wieder Wahlen. Die Regierenden müssen für ihre weltbeste Klimapolitik verteidigt werden und Schuld ist an allem sowieso nur die SPD ... ähm FDP.

    Kritische Berichterstattung über die aktuelleKlimapolitik in Bund, Ländern und Kommunen sieht m.E. anders aus.

  • Das Bayern bei der Windkraft mau und bei der Photovoltaik top ist, dass ist langsam ein Kalauer der nur noch ein müdes Lächeln hervorlockt.

    Damit kann man nicht mehr entschuldigen, dass es bei beiden Energiequellen in ganz Deutschland insgesamt viel zu langsam voran geht.

    Grüne (nicht nur die Grünen) Koalition mit gibt es mittlerweile auf allen Ebenen vom Bund über Länder bis hin zu den Kommunen. Doch die Wahlversprechen werden nicht umgesetzt.

    Nun ach noch den Autobahnbau als angeblichen Hemmer für den Ausbau der Windenergie und der Photovoltaik vorzuschieben zieht das ganze nun vollends ins Lächerliche.

    Ist etwa eine Nordseeautobahn nach Helgoland geplant, die Offshorewindparks unmöglich machen ???

    • @Rudolf Fissner:

      "Ist etwa eine Nordseeautobahn nach Helgoland geplant, die Offshorewindparks unmöglich machen ???"



      Wer lesen kann, ist klar im Vorteil: Es geht darum, dass Fachkräfte, Planungsressourcen und Baustoffe nur einmal eingesetzt werden können.

      • @Django:

        Dann vergleichen Sie erstmal, welche Fachkräfte, Planungsressourcen und Rohstoffe beim Bau von Windanlagen und bei dem von Autobahnen eingesetzt werden. "Irgendwas mit Bauen" ist nivht umsonst keine gültige Berufsbezeichnung...

  • "Wenn sich die FDP mit ihrer Forderung nach einem beschleunigten Neubau von Autobahnen durchsetzt, wird der Ausbau hart gebremst."

    Den Zusammenhang zwischen den FDP-Plänen zum Autobahnbau und dem Tempo der Windkraft-ausweitung sehe ich nicht. Die FDP will es vor allem leichter machen, Straßenbauprojekte auf den Weg zu bringen, was die zugehörigen Verwaltungsverfahren sogar eher verschlanken dürfte. Dem Naturschutz mag das zu Recht ein Dorn im Auge sein, aber wo die Windkraft darunter leiden soll, ist nicht ersichtlich.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Normalo:

      "aber wo die Windkraft darunter leiden soll, ist nicht ersichtlich."



      Steht im Artikel - am Ende: " Denn dann fehlen Fachkräfte, Material und Ressourcen in Behörden, die für die Energiewende dringend nötig sind."

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Wie schon erwähnt, würden die behördlichen Ressourcen nach dem Willen der FDP eher weniger als mehr in Anspruch genommen. Es geht ja nicht darum, mehr Bauvorhaben aufzulegen und durch Genehmigungsprozesse zu prügeln, sondern die stringenter umzusetzen.

        Und was Fachkräfte und Material betrifft: Hochbau und Tiefbau (zu dem auch der Straßenbau zählt) sind nicht umsonst gänzlich verschiedene Disziplinen. Lassen Sie mal einen Trupp Straßenbauer ein Windrad aus Asphalt bauen, und Sie werden Ihr blaues Wunder erleben, welch "segensreiche" Wirkung ein etwaiger Autobahn-Baustopp auf die Entwicklung der Windenergie hätte. Der substanziellste Zusammenhang dürfte sein, dass Windradbauer Autobahnen BRAUCHEN, um ihre sperrigen vorgefertigten Bauelemente zum Aufstellungsort zu verfrachten.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Hmm, aus der Sicht eines Mondschafes (und der Autorin) mag das Argument einleuchten, nur verkennen beide, dass vollkommen unterschiedliche Behörden beteiligt sind, vollkommen unterschiedliche Materialien benötigt werden und vollkommen unterschiedliche Ressourcen in den Behörden belastet werden.

        Jeder Normalo im Allgemeinen und "Normalo" in Einzelnen erkennt zurecht, dass es da überhaupt keine wechselseitigen Zusammenhänge oder wechselseitigen Behinderungen geben kann.

        Wenn dies also das einzige Argument eines Mondschafes ist, dann kann jenes eben welche seinen (oder ihren) wie auch immer gearteten Widerstand gegen den Abbau von Bürokratiehindernissen im Falle des Ausbaus von bereits entschiedenen Straßenbauprojekten in Zukunft gerne auch aufgeben.

        Mögen dann auch weitere Skeptiker zu dieser Ansicht gelangen und dem/der insoweit nunmehr dann überzeugten Mondschaf folgen. Dann steht dem insoweit uneingeschränktem angepriesenem "Turbo" nix mehr im Weg.

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @DiMa:

          auch @NORMALO und @RUDOLF FISSNER



          Ooooch... Ich habe doch nicht mal ein Argument eingebracht, nur Anja Krüger zitiert.



          Jetzt wünsche ich mir aber, dass im Wirtschaftsministerium und im Verkehrsministerium so viel gelallter Sachverstand versammelt ist wie im taz-Forum...

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Windräder werden nicht von Behörden aufgestellt, sondern von Windkraftfirmen.

        Ein Verkehrsplaner ist zudem kein Umweltplaner. Das sind völlig andere Ausbildungsinhalte.

        Und ein Windrad besteht auch nicht aus Kies und Asphalt.

        Das was da im Artikel steht, das finden Sie deshalb auch nur in diesem Artikel und sonst nirgendwo. Das sind alles vorgeschobene Gründe weshalb staatlicherseits keine neuen Landschaftsplanungen, Vorgaben und Gesetze gemacht werden oder Kommunen einfach mal in die Pötte kommen und Photovoltaik auf öffentliche Gebäude setzen wie jeder dumme Bauer auf seinem Hof auch.

        Außerdem will so mancher gar nicht, dass Planungen beschleunigt werden, wodurch ja eben auch Kräfte frei gesetzt werden können

  • taz: "Der Bund muss den Ländern gegen­über forscher auftreten und einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren verlangen. Bayern und die FDP bremsen."

    Wer mal hören möchte wie unsere Politiker vor Jahren die Solartechnik (Photovoltaik) zugunsten von Kohlekraftwerken und der Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken zerschlagen hat, der kann sich ja mal Prof. Dr. Quaschning anhören.

    ***Energieprofessor Volker Quaschning (Teil 1)*** www.youtube.com/watch?v=z3EoCKgzLo4

    Wem die 85 Minuten zu lang sind, der sollte sich aber wenigstens die Passage zwischen Minute 29:20 bis 33:40 anhören, denn da erfährt man für wen die CDU/CSU und die FDP wirklich Politik machen und wie Arbeitsplätze in der Solartechnik systematisch abgebaut wurden, nur um den Kohlekraftbetreibern und Kernkraftbetreibern Milliarden Euro Gewinne zu garantieren.

    • @Ricky-13:

      Sie meinen Rot-Rot-Grün in Berlin oder Bremen machen deswegen nichts in Sachen Photovoltaik, weil die Parteien von der FDP gesteuert werden und die Fossilen pämpern wollen?

      Es wird wie bei der Atomkraft und der Wehrpflicht sein. Es muss wohl erst die CDU wieder mit regieren, damit man aus dem Irrsinn aussteigt.

  • Der letzte Absatz passt überhaupt nicht. Beim Straßenbau und beim Ausbau von Windrädern sind vollkommen unterschiedliche Behörden beteiligt. Eine wechselseitige Behinderung ist ausgeschlossen.

    SPD und Grüne müssten nur ihren Widerstand gegen den Bürokratieabbau gegen Infrastrukturprojekte insgesamt aufgeben und schon steht dem Turbo nix mehr im Weg

  • Lach. wenn 30 Jahre nix passiert, und dann eine Regierung "5 " Windräder PLANT (und im Gegenzug bestehende nicht unterstützt) ist man leicht die "Beste Koalition die bisher am meisten getan hat". Wir müssen in Zukunft genau hinschauen und zwischen "beabsichtigt" und "hat gebaut" unterscheiden....

  • Jou- und drum hat Habeck die angeblichen "Sondergewinne" (das 1.Mal in 40 Jahren...) aus Windkraft an der Strombörse als "unrechtmässig" gebrandmarkt, die anderen Energieformen hingegen steuerlich subventioniert . (Durch die Hilfen für Bürger gegen höhere Energiekosten)

    • @Ungehorsam Bleiben:

      Na ja; vor ein paar Wochen habe ich die Information bekommen, dass sich einige Repowering - Projekte nicht mehr lohnen, weil man auch mit den alten, wenig effizienten Anlagen sehr viel verdienen kann. Die Strompreise sind hoch und die Baukosten ebenfalls. Repowering ist ein Mittel, die Energiewende umweltschonend hinzubekommen. Hohe Strompreise für Erneuerbare sind nicht automatisch gut.

      • @Axel Donning:

        Repowering wird nicht genehmigt- seit 30 Jahren nicht. Unsere Anlage WÜRDE sich lohnen- allerdings hat keiner der Anteilseigner mehr als sein Geld zurückbekommen. Je höher die Strompreise desto mehr Interessenten und Finanzies findet man für Erneuerbare. Habeck wird erst mehr tun, wenn RWE Windkraft verkauft.

        • @Ungehorsam Bleiben:

          Also in Niedersachsen war ich an einer ganzen Reihe von Umweltgutachten für Repowering beteiligt; teils dann auch mit vereinfachten Verfahren. Wenn es so ist, wie Sie sagen, sollte das ja alles für die Katz gewesen sein? Mein letztes Gutachten verschwand in der Schublade, mit der Begründung, die ich oben schrieb (das ist von letzter Woche). Das Projekt wurde "auf Eis gelegt".

  • Das Grüne Musterland Baden-Württemberg hat im Jahr 2022 genau neue 41 Anlagen genehmigt, NRW 184.www.swr.de/swraktu...chleppend-100.html

    Parteien bedienen die emotionalen Erwartungen ihrer Klientel, mehr nicht.

    Die SPD handelt nicht bei Arbeit und Sozialem, die CDU und die FDP bei Wirtschaft und die Grünen haben nichts mit Umwelt.

    Für all das müsste man etwas von der Materie verstehen. Und man müsste fähig und willens sein, der Bevölkerung und auch der eigenen Klientel, diese Wahrheiten und die daraus resultierenden Konsequenzen zu vermitteln.

    Wer Strom aus erneuerbarer Energie will, muss auch WKAs, Trassen und Speicher wollen, hier in diesem Land.

    Aber auch die Grünen wollen nur Strom aus der Steckdose und die Infrastruktur für alles in Lummerland und Norwegen.



    Was wir haben, ist ein Wettlauf um Subventionen.

    • @Octarine:

      "auch die Grünen wollen" — du sprichst hier nicht für alle Grüne, sondern nur für eine Gruppe innerhalb der Grünen.

  • Warum wird da eigentlich immer so über die Bayern geschimpft. Die haben doch dafür wesentlich mehr die Solarkraft ausgebaut, laut Statista mehr als doppelt so viel wie jedes andere Bundesland. In Bayern weht der Wind halt nicht so stark wie im Norden das ist doch Fakt oder? Deshalb frage ich mich ob dieses Bayern bashing, was die Windkraft angeht, nicht schon fast an billigen Populismus grenzt.

    • @PartyChampignons:

      Über Bayern wir (nur WKAs) geschimpft, damit man über den Rest DEs nicht reden muss. Thats all.

    • @PartyChampignons:

      Solar ist quasi die einzige Möglichkeit in Bayern in Erneuerbare zu investieren. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Industrie teilweise bereit ist, zu investieren. Bisher dadurch ausgebremst, dass selbst produzierter Solarstrom nicht in einer eigenen aber auf der anderen Straßenseite stehenden Anlage verbraucht werden durfte. Das ist jetzt anders. Mein Eindruck ist, dass die bayrische Politik Hindernisse aufbaut, die "Habeck & Co" jetzt mühsam nach und nach beseitigen.

    • @PartyChampignons:

      Na ja, weil man sich halt gern am großspurigen Bayern abarbeitet. Das bei der Winderenergie, bei Trassen enorm gebremst wird und die Atomlobby größer ist als anderswo stimmt ja auch.

      Aber insgesamt ist Bayern bei den erneuerbaren Energien ganz vorn mit dabei. Bei Photovoltaik sogar führend. Man könnt auch über ein Süd-Nord Gefälle bei der Solar-Energie schreiben, das wäre genauso richtig, wie das Nord-Süd Gefälle bei der Windkraft.



      Und welches Bundeland (okay bei Wind isses auch nicht fair) in allen Bereichen der erneubaren ganz hinten liegt, darüber redet man in Berlin auch nicht so gern. Bei Solarenergie nutz die Hauptsatdt gerade einmal 0,4% des Potentials an Dachflächen für Photovoltaik. In Bayern sinds knapp 6%.

  • Meine Einschätzung ist eine andere. Die neuen Regeln für die Windkraft wirken. Nur braucht es eine Weile, bis sich das zeigt. Die Windbauer sind noch verunsichert. Sobald es ein paar neue Anlagen gibt, wird sich die Stimmung ändern.



    Andererseits ist die FDP sehr destruktiv. Ob und was sinnvoll ist, scheint egal. Die Liberalen setzen alles daran, das Programm der Grünen zu vernichten. Ähnlich wie früher den Sozialdemokraten sind eigene Ziele weniger wichtig, als Erfolge der Grünen unmöglich zu machen. Das Erfolgskonzept, sobald die Grünen eine Kompromisslösung finden, wird noch einmal fett nachgelegt. Das zermürbt einen Habeck. Und Scholz ist ein Mann der Industrie. Ihm gehen Klimaziele irgendwo hinten vorbei.

    Ein weiterer Fehler scheint sich zu wiederholen. Alle versuchen Bayern ins Boot zu holen, Bayern zu etwas zu drängen. Stattdessen sollte es Anreize für die Wirtschaft geben, in den Norden abzuwandern. Der Süden scheint nach dem Motto zu leben, es gäbe ein Vorrecht, dass Zuschüsse in den Süden fließen - immer. Dabei bleibt es immer teuer, Strom zu transportieren. Die Industrie muss in den Norden, direkt neben den Offshore-Wind, direkt neben die Häfen, wo die Rohstoffe herkommen.

    Ein Problem ist Habeck selber. Er ist zu sehr Marktwirtschaftler. Oft muss er schwurbeln, oft muss er gegen das Grüne Programm entscheiden, nur um dem Paradigma der Privatwirtschaft zu folgen. Habeck sucht stets den Ausgleich. Um zum Ziel zu kommen, ist klare Kante manchmal besser. Natürlich fällt es einem Schleswig-Holsteiner schwer zu provozieren. Dann soll er halt andere Grüne sprechen lassen. Cem Özdemir macht deutlich einen besseren Job. Er hat schon einen gemeinsamen Pressetermin mit dem Umweltministerium gemacht. Bislang waren Landwirtschaft und Umwelt verfeindete Häuser. Habeck könnte fertige Konzepte aus dem Umweltministerium übernehmen. Das funktioniert aber nicht, wenn er niemandem wehtun möchte.

    • @mdarge:

      Habecks Vorstoß mit seiner Reduzierung der WKA Abstände zu Siedlungen vor einem Jahr war ein Rohrkrepierer vor dem Herrn, der null Folgen gezeigt hat.

    • @mdarge:

      Das habe ich nicht kommen sehen ! Daß Zuschüsse immer in den Süden fließen ! Der war gut !



      Schon mal was vom Länderfinanzausgleich gehört ! Nein - Habeck ist nicht zu sehr Marktwirschaftler, er hat leider nicht wirklich Ahnung davon.



      Den Rest erledigt unsere irrsinnige Bürokratie, die leider durch Merkel aufgebaut wurde und durch Rot grüne Sonderanliegen ins Extrem geführt wird. Der weitere Rest ist dann nur noch eine völlig fehlende kluge Planung für D und EU.

      • @tazituss:

        Der Länderfinanzausgleich gleicht Umsatzsteueranteile aus. Das hat nichts mit Fördermitteln zu tun. Nur halt Länder, die mehr Fördermittel erhalten, erwirtschaften daraufhin mehr Umsatzsteuer.



        Es ist auch keine "irrsinnige Bürokratie", vielmehr hat Peter Altmaier das richtige Ohr für die Energiewirtschaft gehabt und gezielt Blockaden eingebaut, die den Ausbau der Erneuerbaren wirksam verhindert haben, Ein Sigmar Gabriel hatte da nur Stückwerk geliefert.

    • @mdarge:

      Deutschland ist eine einzige Strompreiszone: Wind im Norden der Wind weht, sinkt der Börsenpreis, die Energieerzeuger nehmen auch im Süden ihre Kohle- und Gaskraftwerke vom Netz, und dort wird dann zum Stromsparen aufgerufen um nicht aus dem nahen Ausland Importieren zu müssen.



      Gleichzeitig subventionieren Verbraucher und Industrie im Norden durch hohe Strompreise den Süden mit.

      Das sollte nicht so bleiben und kann nicht so bleiben solange die Südländer blockieren oder ihre Ausbauziele nicht erfüllen. Dann ist die Industrie schnell weg. Dummerweise kann sie nicht nur nach Norden, sondern auch in's Ausland. Oder schlicht pleite gehen.

      • @Limonadengrundstoff:

        Es geht nicht um den Strompreis. Es wird so getan als gäbe es in ganz Europa einen großen See an Energie. Die einen leiten zusätzliche Energie ein, die anderen entnehmen Energie. Das funktioniert, wenn Kraftwerke und Verbraucher gleichmäßig verteilt sind. Jetzt liefert Windkraft über vierzig Prozent der Energie. Trotzdem sitzen die meisten Betriebe, die Energie brauchen im Süden. Auch wenn es gut läuft, geht auf langen Leitungen Energie verloren. Doch mangels Ausbau schaffen es die Netze zunehmen gar nicht mehr, die Energie in den Süden zu transportieren. Daher muss die Industrie in den Norden verlagert werden. Idealerweise sollten Betriebe direkt neben dem Kraftwerk stehen. Tatsächlich gäbe es dort sogar jede Menge Beschäftigungslose, die dringend Jobs brauchen. Ein kluger Wirtschaftsminister würde an sein Heimatland Schleswig-Holstein denken. Da muss das Geld hin.

  • Was ist denn beim Erneuerbaren-Ausbau "viel komplexer"? Da muss kein großes Schiff anlegen, das bei Strömung oder Wind abgetrieben wird, da muß keine Pipeline aus Rohren verlegt werden sondern nur Kabel auf Masten, da wird kein Chlor/Brom ins Meer geleitet - Sorry - nur die Gesetze sind viel komplexer. Und die sollten endlich geändert werden.

    • @Solar4Life:

      In einer Talkshow wurde jetzt angemerkt, die leicht zu regelnden Biogas-Kraftwerke bedienen die Grundlast. Dabei wären sie viel nützlicher im Netzausgleich. Doch das dürfen sie nicht. Zudem werden wertvolle Ackerflächen für Energiepflanzen missbraucht und gleichzeitig die Produktion von Strom aus Biogas gedeckelt, wenn es aus Gülle produziert wird. Die zulässige Zahl der Tiere in der Produktion wird stetig gesteigert. Die Bauern werden also ihre Gülle nicht los, die so zum Problem wird. Theoretisch ließe sich Strom aus Biogas verdoppeln selbst wenn keine Energiepflanzen mehr genutzt werden. Alles hängt an der Einspeiseverordnung.

    • @Solar4Life:

      Naja, das Netz bei sehr vielen stark schwankenden Einspeisern stabil zu halten, ist schon nicht ganz trivial.



      Was jetzt nicht den Bürokratiewahnsinn entschuldigen soll...

  • Kurz und schmerzlos: Merkel hat ganze Arbeit geleistet....im nichts Tun. Dass das, was in 16 Jahren zementiert wurde, in einem Jahr aufgelöst werden kann, wiederspricht allen gängigen Regeln. Noch immer regiert Geld die Welt, und die Reichen sind von der jetzigen Situation wesentlich weniger gebeutelt als die Armen.

    • @Sarg Kuss Möder:

      Da hat schon der RWE Lakai Altmeier ein grosses Wort mitgeredet.....

  • Das Argument ist also daß



    a) der Bund den Ländern mehr Vorschriften machen sollte und

    b) dass der Bau von Autobahnen die dringend nötige Manpower abziehen würde

    Zum Argument



    a) Es verkennt, dass nichts aber auch rein garnichts ohne die Länder läuft.

    Zum Argument



    b) gleiches würde ja auch für die Schiene gelten. Also wohl auch keine Investition in die Schiene.

    Es gibt einen Unterschied zwischen Straßenbau und Hochbau. Kann man kennen.

  • Bei uns im Dorf bremsen Öko-Initiativen den Ausbau von Windrädern.

    Was wir brauchen sind finanzielle Anzeise für die in den betroffenden Dörfern lebenden Bürgerinnen und Bürger - pro Windrad klingelt die Kasse. Dann hört auch der Widerstand sofort auf.

    • @casio:

      Was ist mit all den Leuten die davon 'betroffen' sind, dass vor ihrem Haus eine Autobahn, eine Industrieanlage oder irgend etwas anderes den unverstellten Blick ins Grüne trübt? Soll man die auch alle mit Geld entschädigen?

      • @Ingo Bernable:

        Tja, da hätten in meinen Augen die Menschen, die an einer Autobahn (gibt es etwas lebensfeindlicheres als eine Autobahn?) leben oder irgend einen Industriescheiß vor die Nase gesetzt bekommen eher Anspruch auf irgend eine Art von Entschädigung.

    • @casio:

      Ein Freund von mir Lebt in einem Dorf das von Windrädern finanziell profitiert. Die haben sich direkt mit dem Betreiber geeinigt. Jetzt ist Geld für Projekte in der Gemeindekasse.

    • @casio:

      Also ich warte seit 28 Jahren auf die Genehmigung meine Altanlage in Wiethmarschen zu erneuern und zu erhöhen....umweltschädliche Neubau hingegen soll unterstützt werden- welch ein Blödsinn

    • @casio:

      Ist doch schon so: 70% der Gewerbesteuer eines Windrades gehen an die Gemeinde, auf deren Land die Anlage steht.

      • @Herma Huhn:

        hilft der Gemeinde aber oft nicht viel, weil sie die Gewerbesteuer nur zum Teil behalten darf, die max. Höhe der Gemeindesteuer wird vom Land zugewiesen...



        Eine direkte Beteiligung der Gemeinde ist besser, weil die nicht unter diesen Verteilungsschlüssel fällt.