piwik no script img

Gendern als AusschlusskriteriumSymbolkämpfe in der Sackgasse

Essay von Dörte Stein

Die Idee, mit dem Gendersternchen eine diskriminierungsfreie Gesellschaft zu erzwingen, ist gescheitert. Die Gendersprache schließt zu viele aus.

Der Widerstand gegen das Gendern richtet sich gegen die aufgezwungene Sprachpolitik Illustration: Jeong Hwa Min

D as Gendern soll einerseits alle Geschlechter sprachlich „sichtbar machen“, andererseits geschlechtsspezifische Ausdrücke vermeiden. Das Ziel der Übung ist eine diskriminierungsfreie Sprache – oder das, was berufene Geister dafür halten. Die Frage ist: Halten die Annahmen der gendergerechten Sprache einer Überprüfung stand?

Solange es nur darum ging, als Geste der Gleichbehandlung anstelle des generischen Maskulinums (wie in „Mitbürger“) stets die weibliche und männliche Form einzeln zu nennen, erfuhr das Gendern zumindest im professionellen Kontext eine hohe Akzeptanz.

Die zweite Gender-Welle hat das „dritte Geschlecht“ in die Sprache eingeführt und bringt neben der Diversität einen verstörenden Absolutheitsanspruch mit sich. Genderstern und kuriose Wortneuschöpfungen machen Kommunikation zum Hürdenlauf. Die Befürworter des Genderns nehmen die sprachlichen Hürden sportlich, und wollen durch das gelegentliche Stolpern Aufmerksamkeit erzeugen. Die Gegner zeigen weniger sportlichen Ehrgeiz, sie haben einfach keine Lust, sich ihre natürlich gewachsene Sprache zergendern zu lassen.

Die Gegner des Genderns sollen vorwiegend männliche, konservative Privilegierte sein. Im Umkehrschluss müssten die Befürworter tendenziell weiblich oder divers, progressiv und unterprivilegiert sein.

Zumindest Letzteres ist unwahrscheinlich. Immerhin sind sie in der Lage, maskuline Substantive durch Synonyme oder Partizipien zu ersetzen und sich einen Sprachduktus mit hörbarer Gendersensibilität anzutrainieren. Gendern kostet Zeit und Hirnschmalz. Demnach scheinen gendernde Menschen hochgebildet und unterbeschäftigt zu sein, also durchaus privilegiert.

Dazu passt, dass die treibenden Kräfte vor allem an Universitäten und in Behörden zu finden sind. Sie geben Leitfäden zur geschlechtergerechten, diskriminierungsfreien Sprache heraus, die einen angemessenen Umgang empfehlen, in der Konsequenz aber aufgrund ihrer Vormachtstellung anordnen – man denke nur an den Duden, der seinen Ratgeber ungeniert „Richtiges Gendern“ betitelt.

Bedenkenlose Progressive

Es hat in der Geschichte sowohl fiktive als auch reale Versuche gegeben, Sprache von oben zu manipulieren, um dadurch Menschen zu beeinflussen und ihre Eigenständigkeit zu unterdrücken. Es verwundert, wie bedenkenlos sich angeblich progressive Institutionen hier einreihen.

Der bürokratische Umgang mit der Sprache beim Thema Gendern erzeugt Unbehagen. Die Sprachentwicklung im Deutschen ist partizipativ, sie vollzieht sich unkontrolliert im lebendigen Dialog der Sprachgemeinschaft. Das ist ein hoher freiheitlicher Wert.

Der Widerstand gegen das Gendern richtet sich gegen die aufgezwungene Sprachpolitik und ist nicht gleichzusetzen mit der Ablehnung von Diversität, Gleichstellung und Diskriminierungsfreiheit. Diese Werte sind mittlerweile über ein breites politisches Spektrum konsensfähig in einer aufgeklärten, egalitären Gesellschaft. Die Gender-Befürworter vertreten sie nicht exklusiv.

Männlein, Weiblein oder Sternchen

Das generische Maskulinum ist die abstrahierte, geschlechtsübergreifende Verwendung maskuliner Substantive oder Pronomen. Gemeint sind damit jeweils alle, die die bezeichnete Eigenschaft aufweisen – egal ob Männlein, Weiblein oder Sternchen. Ein generisches Femininum (z. B. die Koryphäe) und Neutrum (z. B. das Mitglied) existiert ebenfalls im Deutschen, kommt aber seltener vor. Die generische wird von der spezifischen Form durch den Kontext und bestimmte Indikatoren unterschieden.

In „Alle Bäcker“ erkennen wir die übergreifende Form, neudeutsch „Backende“. „Der Bäcker Heinz“ dagegen bezeichnet einen bestimmten, männlichen Bäcker. Dasselbe Wort kann je nach Zusammenhang geschlechtsneutral oder geschlechtsspezifisch sein. Im Prinzip liegt die Grammatik damit voll im Trend. Sie verfügt schon längst über ein fluides grammatisches Geschlecht.

Ob man zum Bäcker geht oder zur Bäckerin, zum Arzt, zur Ärztin oder zu* A/Ärzt*in, ist gemeinhin irrelevant. Doch die zunehmende Verdrängung des generischen Maskulinums durch die geschlechtergerechte Sprache zwingt zur Präzisierung und stellt das Geschlecht in den Vordergrund – auch da, wo es eigentlich keine Rolle spielen sollte. Die generische Form ist demgegenüber nicht nur praktischer, sondern auch weniger sexistisch.

Wenig wissenschaftlich

Die feministische Linguistik setzt das grammatische Geschlecht mit dem biologischen gleich, was grammatikalisch falsch und sprachhistorisch umstritten ist, und lädt die Sprache symbolisch auf: die Frau sei in der Sprache nicht sichtbar, sondern nur mitgemeint. Die Schreibweise /-in reduziere die Frau auf die Endsilbe. Das große Binnen-I zeige Gleichwertigkeit. Die Queer-Theorie fügt hinzu: Der Unterstrich schaffe Platz für alle Geschlechter. Erstaunlicherweise erfreut sich diese wenig wissenschaftliche Sichtweise ausgerechnet in akademischen Kreisen größter Popularität.

Studien belegen, dass mit der geschlechtsübergreifenden Standardform im Deutschen, dem generischen Maskulinum, eher Männer als Frauen assoziiert werden. Doch Bedeutung entsteht im Kontext, und zwar nicht nur im Satzzusammenhang, sondern auch im außersprachlichen Kontext unserer Erfahrungen und Denkmuster.

So zeigten Vergleichsstudien nur geringfügig verbesserte Quoten beim Gebrauch geschlechtsneutraler Ersatzbegriffe – Studenten durch Studierende und Mitarbeiter durch Mitarbeitende zu ersetzen löst das Problem nicht. Doppelnennung der männlichen und weiblichen Form verschieben unsere Wahrnehmung zugunsten der übersehenen weiblichen Protagonisten, neutrale Bezeichnungen heben den Effekt auf. Insofern ist der Gebrauch neutraler Ersatzbegriffe durchaus antifeministisch.

Das Sternchen als doorkeeper

Aber es kommt noch schlimmer: Die angeblich diskriminierungsfreie Sprache ist nicht nur antifeministisch und sexistisch, sie ist auch diskriminierend. Die Sprache absichtlich zu verkomplizieren bedeutet zwangsläufig auch, die Hürde höher zu legen und Andere aus dem Diskurs auszuschließen.

Schon der Durchschnittsleser stolpert durch gegenderte Texte, für Nichtmuttersprachler sowie Menschen mit Leseschwäche, Hörbehinderung oder kognitiver Einschränkung ist die Herausforderung umso größer, denn gendergerechte Sprache und leichte Sprache folgen gegensätzlichen Regeln. Barrierefreiheit war gestern.

Die verfügbaren Statistiken zeigen, dass der Kreis derjenigen, denen das Gendern potenziell Verständnisschwierigkeiten bereitet, einige Millionen Menschen umfasst, während die Anzahl der nichtbinären oder intergeschlechtlichen Menschen sich prozentual im niedrigen Nachkomma-Bereich bewegt. Zudem ist fraglich, ob ihnen das Gendern überhaupt nützt, während die erschwerte Teilhabe konkrete negative Auswirkungen hat.

Wem Gendern schadet

Für blinde und sehbehinderte Menschen ist insbesondere das Sternchen-Gendern problematisch, mit maschineller Lesehilfe klingt das etwa so: „Liebe Leser Stern Innen, unser Autor Stern Innen Team freut sich …“ Etwas weniger holprig ist der Doppelpunkt als Gendermarker, er wird als Pause gelesen.

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband empfiehlt jedoch, auf das Gendern durch Satz- und Sonderzeichen generell zu verzichten und stattdessen neutrale Begriffe oder Doppelnennung zu verwenden, um die Vorlesbarkeit zu gewährleisten.

Der Widerspruch zwischen der gleichstellungspolitischen Willenserklärung der Deutschen und der tatsächlichen Umsetzung springt ins Auge. Weder neutrale Bezeichnungen wie Abgeordnete (der Frauenanteil im Bundestag beträgt 30,7 Prozent) noch gewagt gegenderte Vor­stän­d*in­nen (der Frauenanteil bei den top 200 Unternehmen beträgt 11,5 Prozent) ändern etwas an der anhaltenden Ungleichheit.

Lieber um Macht als um Zeichen kämpfen

Im Gender-Pay-Gap-Ranking der Europäischen Union belegte Deutschland 2018 Platz 27 von 28, nur Estland war noch schlechter. Soziale Probleme lassen sich nicht symbolisch lösen, das ist Augenwischerei. Die spitzenverdienenden männlichen Führungskräfte lehnen sich im Sessel zurück und lachen sich ins Fäustchen, wenn wir für das große I und das Gendersternchen kämpfen anstatt für Macht und Geld.

Schauen wir uns zum Vergleich den genderneutralen Idealzustand an. In der türkischen Sprache gibt es gar kein grammatisches Geschlecht. In puncto Gleichstellung gilt die Türkei trotzdem nicht als Vorbild. Sie hat eben erst das internationale Abkommen zum Schutz von Frauen vor Gewalt verlassen.

Unterm Strich fällt die Kosten-Nutzen-Rechnung für das Gendern nicht positiv aus. Zurück zum generischen Maskulinum können wir aber auch nicht. Nachdem wir jahrzehntelang Wählerinnen und Wähler, Kolleginnen und Kollegen waren, wäre es irritierend, die doppelte Sichtbarkeit wieder abzuschaffen.

Andererseits hält sich das generische Maskulinum ungeachtet aller Bemühungen hartnäckig. Ein beachtlicher Teil der Sprachgemeinschaft ist vom Gendern gänzlich unberührt bis genervt, empfindet es als Unsinn oder ist einfach zu bequem dafür. Eine pragmatische Handhabung ist nach wie vor verbreitet und vielleicht eine Überlegung wert: Gendern in der ­Anrede und da, wo es kontextbezogen darauf ankommt, zum Beispiel bei Stellenausschreibungen – sonst nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

228 Kommentare

 / 
  • Die Frau war unsichtbar im Nirgendwo verloren,



    grammatisch eingekerkert in geheimnisvollen Tiefen.



    Wenn wir nach Bürgern, Bäckern, Baggerführern riefen,



    kam sie ja besten Falles mitgemeint zu Ohren.

    Das Maskulinum gab der Sprache hart die Sporen,



    auf hohem Roß in Dokumenten, Büchern, Briefen,



    tat ungerührt, als ob die Opfer selig schliefen,



    und tat es obendrein generisch unverfroren.

    Doch davon gilt es nunmehr Abstand zu gewinnen.



    Es droht die Faust im Venuszeichen auf den Zinnen!



    Wir sind gefordert, uns’re Männerwelt zu ändern.

    So wollen wir nun kühn das ernste Werk beginnen



    als Dichtende mit Unterstrich und Binnen*Innen.



    Nicht ganz bei Sinnen? Ausgezeichnet. Auf zum Gendern.

    • @Erich Virch:

      Wohl gesprochen, die Gendersterne stehen gut,



      dem Maskulinum endlich Einhalt zu gebieten,



      so wie es die Weisen schon seit Urzeiten rieten.



      Dazu fassen wir nun nach langer Zeit den Mut,



      und schreiben Strich und Doppelpunkt mit unserem Blut,



      um zu schlagen und zu stürzen die impliziten



      Machtstrukturen, vor denen die Geschlechter knieten.



      Schon viel zu lange kocht der Mann im eignen Sud.



      Wenn er von Menschen und auch von den Tieren spricht



      meint er doch nachweisbar alle Anderen nicht.



      Aber die_*/der rettet jetzt endlich Jede_*/n



      wer das nun viel zu lang gepflegte Schweigen bricht



      Denn solange wir nur beharrlich davon reden,



      brennt auch in der größten Finsternis trotzdem das Licht.

  • "Der Mann ist immer schon als gegeben vorausgesetzt. Auf diese Weise wird permanent eine Machthierarchie aufrechterhalten und verinnerlicht; wie gesagt, dies geschieht nicht in der bewussten Wahrnehmung, sondern ist die permanente subtile Botschaft."

    Genau genommen nehmen aber auch Gender-Varianten und weibliche Formen die männliche Form der Wörter als Vorlage, und modifizieren Sie anschließend . Irgendwo ist die "männliche Grundform" also trotzdem intrinsisch. Und bei allem Respekt gegenüber Ihrer Meinung finde ich die Vorstellung einer permanenten subtilen sprachlichen Botschaft, welche eine Machthierarchie aufrechterhält, etwas an den Haaren herbei gezogen. Wie äußert sich das denn? Müsste man dann nicht in Ländern mit geschlechtsneutralen Sprachen wie Englisch, Chinesisch oder Türkisch gesellschaftliche Unterschiede sehen? Oder wenn wir kulturell näherstehende Vergleiche anstellen möchten: Unterscheidet sich Finnland von der Geschlechtergerechtigkeit her merklich von Schweden oder Norwegen? Ich habe bisher keine Indizien dafür gesehen.



    Und ich glaube auch, dass der unbewusste Effekt, den häufig genutzte Wörter auf die kollektive Psyche haben sollen, massiv überschätzt wird.



    Die Welt würde auch nicht friedlicher werden, wenn wir an das Ende jedes Satzes ein "Peace" setzen.

  • "Was erst mal bedeutet, dass generisches Femininum ebenso funktioniert und praktisch ist wie generisches Maskulinum. Also, warum es nicht verwenden in - sagen wir - 50% der Fälle?"

    Exakt. Ich habe schon in mehreren Kommentaren gesagt, dass ich keine Probleme damit hätte, wenn andere Leute ein generisches Femininum verwenden würden. Und ich würde mich dann auch als Mann trotzdem angesprochen fühlen. Wäre mir persönlich auch von der Les- und Hörbarkeit wesentlich lieber als Gendersprache.

  • wunderbar zusammengefaßt - chapeau, fr. stein, ich kann all dem nur zustimmen

    ich bin gern bereit, auch sprachlich mehr vielfalt abzubilden - habe daher lange das binnen-i verwendet. nun aber lese ich, daß auch das diskriminierend ist und minderheiten unsichtbar macht und so unterdrückt - und denke mir:

    wie mans also macht, macht mans falsch. rutscht mir also bitte alle den buckel runter, ich bleibe bei der traditionellen form des generischen grammatischen geschlechts, bis ihr euch einig geworden seid, was denn nun ok sein soll

    sicher nicht werde ich alle drei wochen meine sprache ändern

  • // Die generische Form ist demgegenüber nicht nur praktischer, sondern auch weniger sexistisch. //

    Wer hätte das gedacht.



    Wir definieren die generische Form für alles und gut is. Außerdem hätten wir dann den wenigsten Buchstabenverbrauch und Speicherverbrauch der Rechenzentren.

  • "...natürlich gewachsene Sprache..."



    Das natürliche Wachsen der Sprache wird's schon richten. Da wurden vor ein paar Jahren die "Lehrlinge" durch den Zungenbrecher "Auszubildende" ersetzt. Und was haben wir heute? Den Azubi und die Azubine...

  • Ich meine nicht die Sternchen- Unterstrich-Schreibweise schließt zu viele aus, sondern bezieht alle mitein.



    Aber das Vorverständnis des Anti-Diskriminierungs-Paradimas (Klassismus, Ableismus) verengt die Perspektive auf die diskriminierungsfreie Rede und auf die Möglichkeit der freien Wahl, die aber nicht alle Menschen haben.



    Es gibt allerdings auch solche FLINTA, die Männer ausschließen wollen. Tja schade. Männer werden keineswegs automatisch bevorzugt, und ich möchte auch nicht wie ein gefühlloses Holzbrett behandelt werden.



    Prügelknabe für Polizeigewalt und andere uniformierte Gewalttäter?



    Die Perspektive des Ich-Entwurfs kommt an ihre Grenzen. Die Kategorie "aromatisch" oder "aromantisch" lässt sich im Leben nicht durchhalten. Kein Wunder, dass Leute sich darüber lustig machen.



    Wenn diese Identitätsbehauptung alles ist, was junge Menschen heute vorbringen, dann würde das eine Verarmung vom Kopf her darstellen.



    Wir brauchen doch eine gesellschaftliche Transformation weg vom Neoliberalismus, und nicht nur die Betonung des Unterschieds.

    • @nzuli sana:

      "Wenn diese Identitätsbehauptung alles ist, was junge Menschen heute vorbringen, dann würde das eine Verarmung vom Kopf her darstellen." (Nzuli Sana)



      Ja, da haben Sie recht! Allerdings sehe ich das eigentlich nicht als Zukunftsprognose, sondern eher als aktuelle Zustandsbeschreibung. Nur: wirklich jung sind die eigentlich nicht!

    • @nzuli sana:

      "Ich meine nicht die Sternchen- Unterstrich-Schreibweise schließt zu viele aus, sondern bezieht alle mitein"

      Ich denke die sprachlich besser handhabbaren Vorschläge des unten aufgeführten Vereins für geschlechtsneutrales Deutsch lösen dies wesentlich besser.

      Sie vermeiden das Abhängen von Menschen mit Sprachbarrieren, sind les- und sprechbarer und stellen kein sprachliches generisches Femininum, dar. *_ haben ein schlechtes Standing weil sie nicht überzeugen vermögen.

      Es ist Zeit bessere Lösungen zu finden.

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Man sollte Gendern als rhetorisches Stilmittel sehen. Dann einsetzen, wenn es Sinn macht. Z.B. die Vertreterinnen haben in der Pause ihre Stöckelschuhe ausgezogen. Einige Radfahrer haben heute Sitze höhergestellt, während manche Radfahrerinnen ihre Sitze abschraubten um ein neues Fahrgefühl auszuprobieren. Die Kapuzen der Radfahrerinnen waren anders geschnitten, als die der Herren, usw.

    • @97760 (Profil gelöscht):

      Hat jetzt eigentlich wirklich niemand ihren sexistischen Flachwitz bemerkt? Oder wollte ihn enfach niemand bemerken?

      Ich halte beides für möglich.

      Schlechter Scherz.



      Aber guter Ansatz ;)

    • @97760 (Profil gelöscht):

      Warum fügen Sie nicht einfach männliche, weibliche oder diverse vor das Wort "Radfahrer"?

      Es könnte so einfach und präzise sein.

  • Der Artikel ist ein Fall von journalistischem Wissenschaftsmissbrauch, man weiß gar nicht, wo man anfangen soll.



    Teil 1



    Ich konzentriere mich mal auf den vierten Abschnitt, damit ich heute noch fertig werde. Bedeutet die Zwischenüberschrift "Wenig wissenschaftlich", dass alles nun Folgende wenig wissenschaftlich ist? Das würde einiges erklären.



    "Die feministische Linguistik setzt das grammatische Geschlecht mit dem biologischen gleich, was grammatikalisch falsch und sprachhistorisch umstritten ist"



    Dieser ganze Satz ist ein Desaster. (1) Der erste Teil ist sachlich falsch, was schon ein kurzer Blick in die Standardwerke der feministischen Linguistik (z.B. Pusch) zeigt. Man kann sagen, dass die Autorinnen den Zusammenhang überbetonen oder ihm gesellschaftlich oder politisch zu viel Gewicht zumessen, mehr nicht. (2) Zu schreiben, die Gleichsetzung von Genus und Sexus sei "grammatikalisch falsch und sprachhistorisch umstritten", ist unsinnig. Auch generisches Femininum ist grammatisch bzw. grammatikalisch richtig. Die Grammatik regelt nicht, was Menschen in ihren Köpfen haben, wenn sie sprechen, schreiben, zuhören oder lesen, oder was gesellschaftspolitisch sinnvoll oder gerecht wäre. Genau darum geht es in der Debatte aber. (3) Dass das grammatische Geschlecht nicht mit dem biologischen gleichzusetzen ist, darf man sprachhistorisch getrost als unumstritten ansehen. Umstritten ist tatsächlich, wie stark die gesellschaftlichen Verhältnisse prägend waren für die Ausbildung der Genus-Systeme und ihre Verwendung (z.B. die vielzitierten Berufsbezeichnungen) sowie für andere Aspekte der Sprache, die hier relevant sein können.

    • @Lossy:

      Teil 2



      "Ein generisches Femininum (z.B. die Koryphäe) und Neutrum (z.B. das Mitglied) existiert ebenfalls im Deutschen"



      "Koryphäe" und "Mitglied" sind keine generischen Genera, das ist ein Fehlgebrauch der Kategorie. Von generischen Genera spricht man nur im Zusammenhang mit Substantiven, die sowohl maskuline und feminine Endungen haben können. Es handelt sich außerdem um eine Kategorie der kontextuellen Verwendung. Sie ist keine lexikalische Eigenschaft, die die Grundbedeutung oder grundsätzliche Verwendbarkeit bestimmter Substantive regelt.



      Im Abschnitt darüber:



      "In 'Alle Bäcker' erkennen wir die übergreifende Form"



      Das ist nur die halbe Wahrheit. Denn "alle Bäcker" kann sehr wohl in bestimmten Kontexten nur alle männlichen Bäcker meinen und weibliche bewusst ausschließen. Es sind genau diese zwei unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten und die Ambiguität zwischen beiden, die von - ich sag mal - populärwissenschaftlichen Wiedergaben des Problems regelmäßig unterschlagen werden.



      "ein fluides grammatisches Geschlecht"



      Soll das witzig sein?



      Puh!

      • @Lossy:

        Hm." LehrerInnen" ist doch generisches Femininum. Insbesondere für Anhänger der kleinschreibung, Vorlesesoftware für Sehbehinderte, Migranten, Deutsch lernende ohne Debattenhintergrund.

      • @Lossy:

        Schade, dass Sie ihre kostbare Zeit nicht auf die relevanten Passagen des Artikels verwendet haben. Den letztlich pflichten Sie in Teil 1 der Autorin lediglich bei, dass grammatisches und biologisches Geschlecht nicht gleichzusetzen sind. Dass sie manchen Gender-Befürwortern eine gegenteilige Meinung in den Mund legt, mutet zwar ein bisschen wie das Greifen nach niedrig hängenden Trauben an, ist allerdings, wie sie selber ja schon richtig bemerken, für die Diskussion eigentlich nicht relevant. Aber ja, ich kann verstehen warum Ihnen das sauer aufstößt.

        Ihre Ausführungen zum generischen Femininum sind möglicherweise sprachwissenschaftlich hochinteressant, spielen aber für den praktischen Gebrauch keine Rolle. Letztlich geht es nur darum, dass weibliche Wörter auch trotzdem alle Geschlechter beinhalten können. Und ich wüsste nicht, warum sich das ändern sollte, wenn wir für diese auch männliche Formen einführen sollten (wie z. B. den Ikon, den Koryphäer, den Muser oder den Lusch).

        Aber zum Schluss sprechen Sie eine wichtige Sache an: Worte ziehen ihre Bedeutung auch aus dem Kontext. Und das schließt den gesellschaftlichen mit ein. Nur weil man ein Wort ausgrenzend benutzen kann, heißt das nicht dass es auch ständig so benutzt wird. Dies zu realisieren, ist eine Form von Medienkompetenz die wir meiner Meinung nach im öffentlichen Diskurs niemandem ersparen können oder sollten.

        • @Anachronist87:

          "Den letztlich pflichten Sie in Teil 1 der Autorin lediglich bei, dass grammatisches und biologisches Geschlecht nicht gleichzusetzen sind."



          Natürlich, denn das ist eine triviale Feststellung. Es geht nicht um Gleichsetzung, sondern um Zusammenhänge. Die Wissenschaft kann diese nachweisen oder nicht, und es gibt durchaus Evidenz für Interaktionen, historische und z.B. auch kognitive. Die werden aber von der Autorin ohne konkrete Belege abgetan. Wenn sie von "Studien" spricht, soll sie die gefälligst nennen.



          Wissenschaft in dieser Frage heranziehen zu wollen als Beleg dafür, was "natürlich" oder "richtig" sei, ist Missbrauch. Wenn dann darüber hinaus auch noch Erkenntnisse und Aussagen so verbogen werden ...



          "Letztlich geht es nur darum, dass weibliche Wörter auch trotzdem alle Geschlechter beinhalten können."



          Was erst mal bedeutet, dass generisches Femininum ebenso funktioniert und praktisch ist wie generisches Maskulinum. Also, warum es nicht verwenden in - sagen wir - 50% der Fälle?



          Sie werden die Antwort nicht im Schwadronieren über linguistische Fragestellungen finden, wie der Artikel fälschlicherweise suggeriert.

          • @Lossy:

            "Was erst mal bedeutet, dass generisches Femininum ebenso funktioniert und praktisch ist wie generisches Maskulinum. Also, warum es nicht verwenden in - sagen wir - 50% der Fälle?"

            Exakt. Ich habe schon in mehreren Kommentaren gesagt, dass ich keine Probleme damit hätte, wenn andere Leute ein generisches Femininum verwenden würden (auch wenn dieses in der Regel länger ist, da die weiblichen Formen meist aus den männlichen gebildet werden). Und ich würde mich dann auch als Mann trotzdem angesprochen fühlen. Wäre mir persönlich auch von der Les- und Hörbarkeit wesentlich lieber als Gendersprache.

      • @Lossy:

        Können Sie mal einen Kontext nennen, in dem "alle Bäcker" nur alle männlichen Bäcker meint und weibliche bewusst ausschließt.

        Vielen Dank.

        • @drafi:

          "Zum Abschluss der Feierlichkeiten am 'Tag des Handwerks' tanzten die Bäcker mit ihren Kolleginnen."



          "Meine Tochter ist mit den Lehrern besser zurechtgekommen, mit weiblichen Erwachsenen tut sie sich generell schwer."



          Umgekehrt würden Sie auch kein generisches Maskulinum benutzen, wenn es ausschließlich um Frauen geht. Insofern ist auch die Behauptung im Beitrag, die generische Form sei "weniger sexistisch", zweifelhaft, den auch mit generischem Maskulinum ist immer die Entscheidung, kann ich es für diesen Kontext benutzen oder nicht. Und wenn ich tatsächlich die weibliche Form wählen muss, liegt das auch am biologischen Geschlecht der Bezeichneten. So einfach ist die Sache nicht, wie sie hier im Artikel hingedrechselt werden soll.

          • @Lossy:

            Vorweg: Ich gendere ganz ungeniert vor mich hin. Bestimmt nicht immer richtig, aber ich gebe mir Mühe.

            Diese Beispiele kommen mir aber irgendwie seltsam vor. Besonders im zweiten Fall bin ich mir ziemlich sicher, dass ich hier "[...] ist mit den männlichen Lehrern besser zurechtgekommen [...]" sagen würde.

            Beim ersten Fall wüsste ich nicht, warum ich hier die männlichen Bäcker hervorheben sollte. Es tanzen doch wieder alle Bäcker:innen...? Und im (frei erfundenen) Falle von "Früher durften nur die männlichen Bäcker beim Dorffest ihre Kolleginnen zum Tanz auffordern" bin ich mir ziemlich sicher, dass ich eben wieder das "männliche" hinzufügen würde.

          • @Lossy:

            Ja, die generische Form hat diese Ambiguität, aber erstens in der Tat nur sehr selten, der Standardfall ist die generische Verwendung und zweitens wäre es ein Leichtes, diese Ambiguität auszuräumen.

            "Zum Abschluss tanzten die Bäcker mit ihren Kolleginnen." lässt es im Unklaren, ob dort ggf. auch zwei Frauen miteinandern tanzten. Wenn Sie klarstellen wollten, dass es nur Männer waren, müssten Sie sagen, "tanzten die männlichen Bäcker". Wenn Sie konsequent argumentieren würden, müssten Sie dafür plädieren, "Bäcker" in der Tat nur noch ausnahmslos generisch zu verwenden. Die Konvention Bäcker ohne geschlechtsanzeigendes Adjektiv nur generisch zu verwenden, wäre sehr leicht und günstig zu haben, weil sie eben bereits heute fast immer generisch gemeint ist. Mit Bäcker wären stets alle Personen dieses Berufs angesprochen. Wenn Sie explizit nur männliche Bäcker meinen, dann müssten Sie auch "männliche Bäcker" sagen. Und wenn Sie nur weibliche Bäcker meinen, eben auch "weibliche Bäcker" (und nicht Bäckerinnen) sagen. Generischer und einfacher kann es nicht werden.

            • @Rerun:

              "aber erstens in der Tat nur sehr selten, der Standardfall ist die generische Verwendung"



              Was hier Standard ist, definiert sich aus der Zahl der Welt-Kontexte, in denen überhaupt über eindeutig homogen männliche / weibliche Gruppen oder eben über gemischte Gruppen gesprochen werden kann. Die Sprache gibt hier keinen Standard vor. Alles, was Sie vorbringen, gilt für das generische Femininum ebenso.



              Also, da das ja so generisch und einfach ist, wie Sie schreiben, einfach mal versuchen, liebe Mitkommunardinnen.

              • @Lossy:

                Natürlich gibt die Sprache hier etwas vor, nämlich, dass ein Bäcker in 99% aller Fälle generisch ist und eine Bäckerin in 100% aller Kontexte weiblich.

                Sie können das und den Sprachgebrauch natürlich ignorieren und sich eine eigene Kunstsprache nach (gefühlten) Gerechtigkeiten ausdenken. Das wäre, als würde ein Gegner (sic!) des Rechtsverkehrs ab heute den Linksverkehr ausrufen und einfach mal auf der falschen Seite einbiegen. Kann man machen, führt aber eher zu Unfällen und zum Führerinnenscheinentzug (haha).

                Wenn Sie Sprache nicht nur modifzieren sondern per Revolution umkrempeln wollen, beschweren Sie sich hinterher bitte nicht, dass Ihnen niemand gefolgt ist.

          • @Lossy:

            Ich glaube nicht, dass jemand diese gekünstelt konstruierten Sätze in Ihren Beispielen verwenden würde.

            Jeder würde z.B. sagen:"Meine Tochter ist mit den männlichen Lehrern besser zurechtgekommen, mit weiblichen Erwachsenen tut sie sich generell schwer."

            • @drafi:

              Den Satz mit dem Lehrer habe ich mit eigenen Ohren gehört. Den mit dem Bäcker habe ich erfunden.

          • @Lossy:

            Genau. In beiden Fällen, die Sie hier so mühevoll konstruiert haben, ist aus dem jeweiligen Satz selber sogar ohne größeren Kontext ersichtlich, dass hier spezifisch Männer gemeint sind. Wo ist also das Problem?

  • "Das können Sie befürworten oder nicht, das ist den Betroffenen herzlich egal, die sind einfach mal da."

    Genau. Und weder ihre Rechte, ihre Würde, ihr menschlicher Wert oder ihre Existenz werden durch die Verwendung von Symbolen, welchen ein Bezug auf ihr spezifisches Geschlecht angedichtet wird, beeinflusst.

  • Ich stimme voll und ganz zu. Dass die Männlichkeit immer noch weiblich ist, hat bisher auch niemand in Zweifel gezogen.

  • "Das Gendern ist gescheitert"



    "Annalena Baerbock ist gescheitert"



    Was habt ihr es denn gerade alle mit dem Scheitern?



    Klingt das sonst nicht dramatisch genug?

    Ob etwas gescheitert ist, kann man erst am Ende der Entwicklung sehen. Wenn Annalena Baerbock im Herbst hinter Olaf Scholz landen sollte, wäre sie deshalb noch nicht "gescheitert", sie hätte einmal verloren, aber da ist ein Unterschied.



    Es mag ja sein, dass in zehn Jahren absehbar ist, dass immer weniger gegendert wird und das bald ausstirbt. Aber das kann man doch jetzt nicht einfach so behaupten, das ist kein seriöser Journalismus. Wenn ich sowas will, gehe ich zu bild.de.

    • @Der eindimensionale Mensch:

      Eine "natürlich gewachsene Sprache" gibt es wohl höchstens in nicht schriftsprachlichen Dialekten.

      Auch das "Hochdeutsche" wurde meines Wissens historisch "von oben herab" festgelegt als Schriftsprache und seitdem weiterentwickelt, in Schulen und Hochschulen gelehrt, in Schriftform festgelegt, verändert, und weitergegeben. Bei jeder Veränderung schreit jemand, dass genau diese Veränderung Schwachsinn ist, bei jeder Veränderung dauert es seine Zeit, bis sie bei allen angekommen ist (Ich beherrsche bis heute nicht sicher alle Rechtschreib-Reform-Regelungen).

      Sprache ist schon immer lebendig und auch Ausdruck von Lebens- und Machtverhältnissen. Sie ist nicht Naturgegeben. Wenn Machtverhältnisse sich ändern, findet dies (und auch damit einhergehende Konflikte) Eingang in die Sprache.



      Dies schließt das Ringen um Gleichberechtigung auf anderen Ebenen ja nicht aus.

      Wir sind hier am Anfang eines Prozesses, der noch länger nicht abgeschlossen sein wird - nicht auf sprachlicher Ebene, und nicht auf anderen Ebenen. Wie er ausgeht, und welche sprachlichen Regelungen letztlich funktionieren werden, ist offen. Das ist kein Grund das Engagement von Menschen, denen genau diese Ebene wichtig ist, zu diskreditieren.

      "Demnach scheinen gendernde Menschen ... unterbeschäftigt zu sein" finde ich anmaßend.

      Die ursprünglichen "treibenden Kräfte" hin zur sprachlichen Veränderung waren sicherlich keine großen Institutionen,



      Universitäten und in Behörden greifen das Gendern auf, weil sich die dahinter stehende Geisteshaltung zunehmend verbreitet und durchsetzt.



      "Sie geben Leitfäden zur geschlechtergerechten, diskriminierungsfreien Sprache heraus ..." - Wer sonst soll das denn bitte tun? Eine Schriftsprache ist ein gesellschaftlich festgelegtes Konstrukt (Siehe auch Rechtschreibreform) Meine Großmutter hat noch in Sütterlin geschrieben, und sich anders ausgedrückt, als heute üblich.

      Ich wünsche mir in der TAZ gerne kritische, aber konstruktivere, differenziertere Beiträge.

    • @Der eindimensionale Mensch:

      Danke. Dem stimme ich zu!!!!

    • @Der eindimensionale Mensch:

      Möglicherweise ist die Autorin in diesem speziellen Aspekt weitsichtiger und sieht das schon jetzt. :-)

      Im Gegensatz zu ALB läuft das Rennen um das Gendern auch schon einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Die Bedingung für eine Bewertung ist also grundsätzlich schon erfüllt.

    • @Der eindimensionale Mensch:

      Die Aussage stimmt doch in beiden Fällen.

      • @insLot:

        Wenn Annalena Baerbock 2025 Kanzlerkandidatin der Grünen ist und diese 40% der Stimmen holen, während CDU und SPD bei 15% landen, stimmt die Aussage dann immer noch?

        Wenn in 50 Jahren Menschen den Kopf schütteln und sagen "Was unsere Vorfahr*innen" für ein Ding aus dem Gendern gemacht haben", was ist dann?

        Man kann das schlicht und ergreifend noch nicht wissen. Deswegen ja: Annalena Baerbock mag diesen Wahlkampf schon verloren haben. Und weitsichtige Autor*innen mögen auch abschätzen können, dass das Gendern sich innerhalb der nächsten 10 Jahre nicht durchsetzen wird. Aber mehr eben nicht.

  • Der vor zwei Wochen gegründete Verein für geschlechtsneutrales Deutsch setzt sich für leicht aussprechbare geschlechtsneutrale Begriffe und Formen ein, z.B. "de Schülere" als geschlechtsneutrale Alternative zu "der Schüler" bzw. "die Schülerin". Mehr Infos: geschlechtsneutral.net

    • @Markos:

      ach, weil "dx schülerx" sich so schlecht aussprechen läßt oder was?

      sorry, ich kann so was nicht ernst nehmen

    • @Markos:

      Aussprechbar und Barierefreundlich



      Ja!



      Das wäre mein Favorit.

    • @Markos:

      Ja. Das ist denke ich genau das, was die Autorin mit "Barrierefreiheit war gestern" meinte.

    • @Markos:

      'Der Schüler' lässt sich sehr leicht aussprechen und ist schon jetzt fast immer geschlechtsneutral. Noch geschlechtsneutraler wird er, wenn man ihn nur noch geschlechtsneutral verwendet und 'männliche Schüler' sagt, wenn man männliche Schüler meint und 'weibliche Schüler' und nicht 'Schülerinnen'), wenn man weibliche meint. Das hätte im Gegensatz zu solchen Ideen tatsächlich die Chance sich durchzusetzen.

    • @Markos:

      Mal ehrlich: in 99% der Fälle meint man doch immer bei Gruppen immer alle Geschlechter.



      Z.B. Schüler, Radfahrer, Touristen.

      Wenn man dann wirklich mal nach Geschlecht differnziert sagt man einfach: männliche Schüler oder weibliche Schüler oder diverse Schüler.

      Es könnte so einfach und präzise sein.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Gendern wird in manchen Unternehmen, in den Universitäten, in Verwaltungen angeordnet.

    Es ist Herrschaftssprache.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Die Möglichkeit von Universitäten Gendern anordnen zu können dürfte sich iA auf die Vewaltung beschränken, während darüber hinaus auf Grund der Freiheit von Forschung und Lehre lediglich Empfehlungen bleiben dürften. Der einzig mir bekannte Versuch darüber hinaus zu gehen war der der Uni Kassel, der von Springer et al. nur allzu dankbar aufgegriffen wurde. Allerdings lautetete auch dort die Empfehlung: „Im Sinne der Lehrfreiheit steht es Lehrenden grundsätzlich frei, die Verwendung geschlechtergerechter Sprache als ein Kriterium bei der Bewertung von Prüfungsleistungen heranzuziehen.“ was eine Lehrperson auch tat und damit eine Welle der Empörung auslöste.



      Unternehmen schließlich sind höchst selten demokratische Veranstaltungen, sondern iA eher autoritär bis feudalistisch organisiert. Da wird die Farbe der zu tragenden Kravatte genauso vorgeschrieben wie Themen deren Diskussion im Kollegium nicht gestattet ist (gern Politik, Religion) und kaum jemand stört sich an derartigen Zuständen auch wenn sie offensichtlich in maximalem Widerspruch zu einer demokratisch organisierten Gesellschaft stehen, aber wenn Firmen dann das Gendern in der Unternehmenskommunikation einfordern ist das ein empörender Herrschaftsakt.

      • @Ingo Bernable:

        Meines Wissens existiert keine größere Firma, die das freiwillig macht. Aber dazu gibt's ja schließlich seit 2006 ein Gesetz, dass das (wenn auch implizit) vorschreibt.



        Also ja, selbstverständlich ist das ein Herrschaftsakt, was denn sonst.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        Da sind sie bei Universitäten nicht auf dem neuesten Stand.

      • @Ingo Bernable:

        Ja und laut meinem Sohn an der sehr strengen Uni Freiburg muss man daher am Anfang einer Hausarbeit Geschichte immer einen Satz platzieren, dass einem Gendern zu lästig ist und man daher in der männlichen Grundform alle anderen mit meint... LOL



        So weit so lächerlich.

        Mein Sohn ist in dieser Hinsicht übrigens tendenziell faul.

        • @Sonntagssegler:

          Möglich, dass man beim Gendern am Historischen Seminar eigene Wege geht. Von der Uni insgesamt gibt es aber lediglich unverbindliche Empfehlungen:



          www.gleichstellung...rint_CMYK_CS52.pdf



          Von dem Vorgehen " am Anfang einer Hausarbeit Geschichte immer einen Satz [zu] platzieren, dass einem Gendern zu lästig ist und man daher in der männlichen Grundform alle anderen mit meint" wird dort übrigens explizit abgeraten.

  • "Und die Verbindung von Sprache zur Realität sieht man eindrücklich hier:

    youtu.be/QLrFPWpNU3A"

    Genau anders herum. Das Video zeigt, wie die Lehrerin die Aufgaben geschlechtsneutral stellt. Trotzdem assoziieren die Kinder Berufe, die hauptsächlich von Männern ausgeübt werden, mit Männern. Natürlich könnte man jetzt argumentieren, das wurde durch frühere sprachliche Prägung verursacht.



    Allerdings gibt es die gleichen Videos, wie Sie ja selber anmerken, auch für englisch oder chinesisch sprechende Kinder. Nur sind diese Sprachen geschlechtsneutral. Wenn also dort dieselben Resultate zu sehen sind wie im Deutschen (oder hier Schweizerischen, glaube ich), ist das ein starker Indikator dafür, dass die Sprache die Geschlechtervorurteile nicht merklich beeinflusst.

    • @Anachronist87:

      war auf einen Kommentar von Achim S. bezogen

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    "natürlich gewachsene Sprache"



    Schon in der Einleitung wird der Mythos an die Stelle des Logos gesetzt. Was an so gut wie jeder Stelle dieses Diskurses zu merken ist, ist dass wir in einer phonozentrischen Gesellschaft leben, d.h. dass die Schrift lediglich als Abbildung der Sprache begriffen wird und die Gewalt und die Macht, die insbesondere die phonetische Schrift über die Sprache hat, ignoriert wird.



    Wenn wir schreiben lernen, lernen wir, die entsprechenden Laute zu den Buchstaben zu machen, nicht andersherum. Die phonetische Schrift hat so einen vereinheitlichenden Effekt auf die Sprache, der "unter dem Radar" jener mythischen Sprachauffassung verläuft, die im Hochdeutschen eine "natürlich gewachsene Sprache" sieht.



    Während meiner Schuld- und Studienzeit hat die Gesellschaft für Deutsche Sprache eine Rechtsschreibreform nach der anderen veranlasst, mit dem Ziel, sie einfacher zu machen und leichter zu erlernen. Was soll daran natürlich sein?



    Was ist an Schulpflicht, Rechtschreibungs- und Grammatikregeln, Zensuren und Prüfungen natürlich?



    Die falsche Prämisse, eine "natürlich gewachsene", also als unpolitisch gedachte Sprache stünde einer "unnatürlichen" politischen "Gendersprache" gegenüber, führt vor allem dazu, dass aneinander vorbeigeredet wird.



    Anstelle Geldmittel für die Aktualisierung von Vorlesesoftware einzufordern, wird dieser Mangel gegen das Gendern instrumentalisiert.



    Zahlreiche Autor*innen bringen eine enorme Zeit auf, um gegen das Gendern zu agitieren - und werfen genau diesen Zeitaufwand denjenigen vor, die gendern. Derweil kostet es de facto sogar weniger Zeit, ein "*innen" anstatt "und Autorinnen" zu schreiben.



    Ich könnte die Zeit, die ich hier zur Argumentation gegen falsche linguistische Prämissen verwende, zielführender verbringen, wenn diese Autor*innen ihre Zeit mit der Erörterung von Klassenfragen verbringen würden. Statt dessen werden klassistische Ressentiments bemüht - die dummen Arbeiter könnten ein Gendersternchen nicht verstehen.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      was genau stellen sie sich unter "Aktualisierung von Vorlesesoftware" vor und warum soll das überhaupt notwendig sein müssen?

      und wenn " es de facto sogar weniger Zeit kostet, ein "*innen" anstatt "und Autorinnen" zu schreiben" - "autoren" geht noch schneller und jeder (generisches maskulinum statt *_x: oder was auch immer grad in mode ist)) weiß, daß damit alle gemeint sind, die schreiben. solang man nicht mit dem zusatz "männliche", "weibliche" oder "diverse" einschränkt und spezifiziert

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Sie reduzieren Gendern nur auf Sternchen.

      Gendern ist aber mehr als Sternchen.

      Gerade aus den Rechtschreibreformen, die nichts verbessert haben, hätte man lernen sollen.

      Dass das nicht passiert ist, ist nicht wirklich ein Argument pro Gendern.

      Womöglich wären sogar heute viele aufgeschlossener, wenn sie in ihrem Leben keine Rechtschreibreform erlebt hätten.

      Weshalb ziehen Sie den Schluss, eine "natürlich gewachsene" Sprache wäre unpolitisch gedacht?

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Das habe ich auch gedacht, bei den Vorleseprogrammen: "Oh, der Computer kann das nicht, dann geht das nicht!" Als ob man das nicht programmieren könnte!

      Leseswert (nicht nur zu dieser Frage) fand ich einen Blogeintrag des Geschäftsführers des Blinden- und Seh­behinderten­vereins Hamburg e.V. in seinem privaten Blog: heikos.blog/2020/1...n-blinde-menschen/

      Ein Beispiel das er anführt ist das Zwinkersmiley, das eben auch nicht mehr "Semikolon Bindestrich Klammer Zu" gelesen werde.

  • Danke für die Bodenhaftung und den Verstand in diesem guten Artikel.

    Eine Anmerkung: Das generische Femininum ist durchaus nicht so selten, wie oft behauptet wird. Die Fachkraft, die Person, die Waise, die Geisel.

    Und das ist genausowenig ein Grund, es abzuschaffen oder Sprache zu verbiegen wie die ständige nervtötende und nichts bewirkende Schrauberei am Genus in allen weiteren Bereichen.

    • @EricU:

      Was Sie da anführen, sind einzelne Fälle eines grammatikalisch weiblichen Geschlechts, kein "generisches Femininum". Es gibt keine männliche Form von Geisel, Person, Fachkraft oder Waise, da kann das Femininum dann nicht generisch verwendet werden, da es keine männliche Form "mitmeinen" kann.

      • @V. Ohneland:

        Allerdings nur, weil wir zwar für männliche Wörter weibliche Varianten entwickeln, aber fast nie umgekehrt. Aber auch wenn wir jetzt das männliche Wort "Koryphäer" erfinden würden, könnte man trotzdem "Koryphäe" für alle Personen verwenden.

      • @V. Ohneland:

        Es sind aber Männer mitgemeint - auch wenn ein Mann als Geisel genommen wird, ist des "die Geisel".....genau das definiert das generische Femininum und umgekehrt das generische Maskulinum, das auch Frauen mitmeint.



        Bei Waise bin ich aber nicht sicher, ob es das Wort nur als fem. gibt.

  • In der weit überwiegenden Zahl der Fälle, in denen das generische Maskulinum verwendet, wird, spielt doch das Geschlecht im weiteren Kontext als in Bezug auf die eigentlich übermittelte Information überhaupt keine Rolle.

    Persönlich empfinde ich das Gendern als übergriffig. Ich habe mir zwischenzeitlich schon angewöhnt es einfach zu überlesen. Wo Studierende steht, lese ich einfach Studenten. Beim Binnen-I, Stern oder Doppelpunkt springe ich einfach ans Wortende weiter. Nur bei Ton- und Video bin ich raus, wenn es in Reportagen, Dokus oder Nachrichten kommt. Sorry da bluten mir einfach die Ohren. Dann besorge ich mir die Informationen lieber an andere Stelle, gerne auch in Textform.

  • Schafft dann die taz in logischer Konsequenz das Gendern in ihren Artikeln ab? Ich würde auch wieder freiwillig zahlen…



    In einem Punkt geht mir Frau Stein noch nicht weit genug: Das generische Maskulinum ist doch – je nach Kontext natürlich – vollkommen ausreichend immer wenn es um die Gesamtheit einer Gruppe geht: „Die Deutschen haben gewählt“ ist doch völlig korrekt, weshalb sollte man im selben Kontext „Die Amerikanerinnen und Amerikaner“ sagen? Sehr schade wäre, wenn die junge Generation verlernt zu abstrahieren und die deutsche Sprache dadurch verarmt.

    • @knister:

      Vollkommen richtig. "Amerikaner" ist übergeschlechtlich.



      Wenn man nur ein Geschlecht meint, sagt man eben z.B. männliche Amerikaner.



      Die zweigeschlechtliche Nennung ist grammatikalisch falsch und sollte höchstens bei der direkten Anrede a la "sehr geehrte Damen und Herren" und evtl. bei Stellenanzeigen verwendet werden.

  • Das ist meine Meinung als Feministin.

    Es ist wirklich beschämend, dass sich eine große Mehrheit der Bevölkerung gegen das Gendern ausspricht.

    Die öffentlich rechtlichen Sender müssen dort ggf. nachlegen und jedes Wort das ge=gendert werden kann (ausser die negativ behafteten Wörter) immer in der weiblichen Form -INNEN aussprechen.

    Nur so kann das Patriarchat beendet und die Gleichstellung erreicht werden, was aktuell bedeutet, dass Frauen bevorzugt werden müssen.

    In jeglicher Hinsicht. Für die Gleichstellung!

    Das sage ich als überzeugte Feministin.

    • @Marlene Gruppner:

      aber klar doch

      sprachverrenkung beendet das praktische patriarchat...

      ihr beitrag war satire, oder?

    • @Marlene Gruppner:

      @MARLENE GRUPPNER, so, so, "[...] ausser die negativ behafteten Wörter [...]" - das kann unmöglich Ihr Ernst sein? o.O

    • @Marlene Gruppner:

      Sie meinen also dass Gleiche unter Gleichen leben werden, wenn die Hälfte der Gleichen nicht gleich behandelt werden.



      Und diesen "paradiesischen" Zustand werden Sie herbei quasseln.



      Na dann haben wir ja nochmal Glück gehabt.

    • @Marlene Gruppner:

      Nichts daran ist beschämend. Das nennt man Meinungspluralität.

    • @Marlene Gruppner:

      Sehr schöne Satire. Und ein Zeichen für unsere heutige Zeit, wie leicht man Ihnen das auch abnehmen würde.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @Marlene Gruppner:

      Was für ein " Patriarchat"?

    • @Marlene Gruppner:

      Wenn Sie die negattiv behafteten Wörter nicht gendern wollen, setzen Sie sich dem Vorwurf der Rosinenpickerei aus.

      Da schwingt dann schnell mit, es würde Ihnen nicht um Gleichstellung, sondern um Privilegien gehen.

      Der Feminismus kommt mit Begriffen, wie "Triebtäter_innen" und "Massenmörder_innen" besser klar als mit verlorener Glaubwürdigkeit.

      • @rero:

        Das schreibt sie doch explizit, dass sie die Bevorzugung von Frauen wünscht.

    • @Marlene Gruppner:

      Warum sollen denn negativ behaftete Wörter nicht gegendert werden? Das ist einer meiner Hauptkritikpunkte das da imer nur Rosinen gepickt werden. Gestern haben Sie ja noch gefordert grundsätzlich die feminine Endung zu verwenden. Dann aber bitte auch immer bei Terroristinnen, Nationalsozialistinnen usw. verwenden und nicht nur Lehrerinnen.

      • @Šarru-kīnu:

        Ich vermute mal stark dass Marlene Gruppner keine Feministin ist sondern es sich hierbei um einen kläglichen Versuch handelt Satire oder vllt auch False Flag zu betreiben.

        • @JammerLammy:

          War eine Antwort auf Šarru-kīnu. Warum passiert das immer wieder?

  • Konstruktiver Vorschlag: Wenn sich Millionen BürgerInnen nicht mehr sorgen müssen, wie sie weiter ihre steigende Miete zahlen und der Altersarmut entgehen sollen (etc. pp.), dann steigt gewiß der Aufmerksamkeitslevel für gendergerechte Sprache. Bis das der Fall ist, bleibt auch die wohlmeinendste Sprachpolitik objektiv nichts weiter als Virtue-Signaling und klassistischer Marker der Zugehörigkeit zur progressiv-neoliberalen Elite.

    • @hessebub:

      Konstruktiver Vorschlag meinerseits: Das drängenste Problem unserer Zeit ist ohne Zweifel der rasant fortschreitende Klimawandel, mit all seinen Auswirkungen, und zwar weltweit. Dieser muss zuvorderst angegangen werden. Bis wir dieses sich anbahnende Desaster in den Griff bekommen haben, muss alles andere als vollkommene Marginalie zurückstehen!



      >Ende der Diskussion

  • Das Gendern ist eine Vergewaltigung der Sprache.

    • @Wolf-Dieter Busch:

      Auch wenn ich mich ebenfalls nicht unbedingt als Freund des Genderns bezeichnen würde, ist so eine flache Pauschalaussage schlicht Unfug.

    • @Wolf-Dieter Busch:

      Gehts auch noch ne Nummer kleiner? Der Vergleich zu sexueller Gewalt verharmlost diese.

  • Ich bin sehr für die Fortsetzung der Verwendung des generischen Maskulinums. Warum die Gruppe der Gemeinten auseinanderreißen? Und damit in unterschiedliche Klassen stecken? Gleichberechtigung heißt, dass alle auf Augenhöhe mitmachen dürfen, in EINER Klasse. Es hat gute Gründe, dass vor allem auch selbstbewusste Frauen GEGEN die Gender-Sprache sind.



    Vielen Dank für diesen super ausgearbeiteten Artikel an Dörte Stein!

  • Ich empfinde die Auseinandersetzung um Gendern schon als ableismus-Diskussion: Was ist lesbar, sprechbar und erzeugt beim Rezipienten das gewünschte?



    In eine Community, die ganz sicher able ist, die Intention zu verstehen, geht der Trend stark zu "Entgendern nach Phettberg": y statt generisch maskuliner Endungen. Der an der Stelle unwichtige Sexus verschwindet komplett und es sind alle gemeint (statt dürfen sich mitgemeint fühlen).



    OK, intern wird die Community das auch nicht einführen, M (Plural Ms) ist maximal ökonomisch.

  • Volle Zustimmung zum Artikel.

    Es gibt noch einen Aspekt darüber hinaus.

    Das der Allgemeinheit aufgezwungene (und sei es nur gefühlt) Gendern ruft Abwehr bei sehr vielen hervor. Es wird empfunden, dass die aktuelle Krisensituation dazu genutzt werden soll, eine Ideologie ohne wirksamen gesellschaftlichen Diskurs durchzusetzen.

    Die Folge davon könnte sein, dass sich große Teile der Bevölkerung Gruppierungen zuwenden, die sich explizit dagegen stellen. Auch wenn dies dererseits plump geschieht und ohne die in dem Artikel genannten Betrachtungen.

    Dies kann insbesondere von den Protagonisten des Genderns nicht gewollt sein. Ich sehe die gewählte Methode Gleichstellung über die Sprache zu erzwingen nicht nur als völlig ungeeignetes Mittel, sondern als stark kontraproduktiv bezüglich des zu erreichenden Ziels an. Der Ansatz spaltet.

    Auch ich selbst sträube mich, obwohl ich schon immer den Grünen und aller Gleichstellung zuneige, gegen deren Haltung in dieser Frage und überlege mir ernsthaft ob nicht bei der kommenden Wahl eine andere Gruppierung besser sei. Dies trotz des anstehenden wesentlichen Themas das Klima zu schützen. Es wird eine Wahl mit zusammengebissenen Zähnen.

    • @Antur:

      Passiert ja jetzt schon. Etliche Leute wenden sich wegen des Genderns von progressiven Inhalten in diesem Themenbereich ab. Aber leider wird Kritik an der Methode mittlerweile gleich gesetzt mit Ablehnung der Sache

  • Danke für diesen unaufgeregten und sachlichen Artikel! Wir füllen tausende Zeitungsseiten in einem Kulturkampf, der selbst wenn er von den Genderbefürwortern gewonnen werden würde, die Gleichstellung um keinen Millimeter voranbrächte! Zu meiner Zeit wurden Lehrkräfte im Plural nur im generischen Maskulinum angesprochen: dennoch sind laut Statistischem Bundesamt teilte fast drei Viertel der Lehrer (72 Prozent) im Schuljahr weiblich - scheint kein Hindernis zu sein. Vielleicht sind einfach andere Faktoren, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtiger? Da sollte man ansetzen!

    • @Clara Kreuzer:

      Vor 45 Jahren als Grundschüler glaubte ich einige Zeit Lehrer wären (nur) Frauen, da die einzig männliche Person im Lehrkörper der Rektor war. Und der galt für mich als 6-Jähriger ja nicht als Lehrer. Erst 4 Jahre später auf dem Gymnasium lernte ich dann auch männliche Lehrkräfte kennen.

      Ach ja, jetzt noch zum wichtigen Thema „Gleichstellung“:



      In Slowenien war der „Gender-Pay-Gap“ vor wenigen Jahren bei nur zwei (2) Prozent. Slowenisch ist aber eine deutlich „maskulinere“ Sprache als Deutsch, da in dieser auch das Partizip Perfekt ein Genus hat. Im Plural wird dann z.B. beim „wir“ die maskuline Form verwendet außer die Gruppe besteht eineindeutig nur aus weiblichen Mitgliedern.



      Leider steigt seit ein paar Jahren der Gender-Pay-Gap in Slowenien wieder an. Zurzeit liegt er bei (für Deutschland noch unvorstellbar niedrigen) acht (8) Prozent. Am Slowenischen kann‘s wohl nicht liegen. Die Sprache ist in den letzten Jahren nicht maskuliner geworden.



      Sich nachhaltig mit den Ursachen für die Unterschiede beim Einkommen zu befassen, ist zielführender für die Gleichstellung, als jede Woche eine „Gendersau“ durch‘s Dorf zu treiben. Aber ist halt auch anstrengender und erfordert wissenschaftliche Kompetenz.

      • @DHM:

        und @Clara Kreuzer: Das Gendern in der Form mit Gender-Gap oder Gendersternchen zielt nicht vorrangig auf eine Gleichstellung von Männern und Frauen, sondern soll vor allem sichtbar machen, dass es Menschen gibt, die nicht eindeutig einem der zwei "normalen" Geschlechtern zuordbar sind oder sich diesen nicht zuordnen möchten. Das können Sie befürworten oder nicht, das ist den Betroffenen herzlich egal, die sind einfach mal da.



        Abgesehen davon unterstütze ich von Herzen Ihrer beider Kritik am Gender-Pay-Gap und der mangelhaften Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das darf AUCH gerne besser werden.

        • @V. Ohneland:

          "Das können Sie befürworten oder nicht, das ist den Betroffenen herzlich egal, die sind einfach mal da."

          Genau. Und weder ihre Rechte, ihre Würde, ihr menschlicher Wert oder ihre Existenz werden durch die Verwendung von Symbolen, welchen ein Bezug auf ihr spezifisches Geschlecht angedichtet wird, beeinflusst.

  • Gendersprache ist ein temporäres Kunstprodukt - ähnlich wie etwa die Funktionärssprache in der DDR ("Winkelemente", Jahresendfigur").



    Auch progressiv gemeint.



    Auch untergegangen.

    • @Linksman:

      Die Frage ist nicht, ob wir eine entgendernde Sprache brauchen. Die Frage ist, wie sie aussehen soll.



      youtu.be/QLrFPWpNU3A



      Dauert nur 2,5 Min. Funktioniert in Englisch, Niederländisch, Chinesisch… Googeln unter „redraw the Balance“.



      Sprache ist NICHT alles. Aber sehr viel mehr als nichts.

      • @Achim S.:

        Wie bereits in einem anderen Kommentar angemerkt, sind aber Englisch und Chinesisch bereits ziemlich entgenderte Sprachen. Und trotzdem zeigen sich in den betroffenen Ländern dieselben Symptome wie bei uns.



        Ihre Videos gehen nicht nur an der Diskussion vorbei, sie widersprechen letztlich sogar Ihren Aussagen.

  • Ich bin sehr beeindruckt Frau Stein! Da haben Sie einen wirklich herausragenden Essay verfasst, der endlich einmal sauber argumentierend und sprachwissenschaftlich fundiert aufgesetzt ist. Bitte unbedingt mehr davon!

  • Bevor ich in eine Wutrede verfalle, lasse ich lieber Leute mit Humor&Fachwissen antworten: www.youtube.com/wa...ktop&v=iG1hgRj61CM



    Von mir: ich lebe und arbeite mit Menschen mit geistiger Behinderung, die kriegen das Gendern sehr gut hin und nein, nicht nur die Elite beschäftigt sich in ihrem Glasturm damit. Wie viele sogenannte "Unterpriveligierte" kennen Sie denn, die das Gendern überfordert?! Und das Argument, "es ist ja nur eine Minderheit" - heißt das, wir können auch einfach weiter - Spoiler-Alert: verletzende Sprache - Zigeuner, Indianer, Neger oder Behinderte - sagen, weil das ist doch praktischer, geht schneller als Sinti & Roma, Indigene, Menschen mit Behinderung und BiPoC bzw. Schwarze?! Sind ja schließlich Minderheiten, ihnen Würde und respektvolle Repräsentation zu ermöglichen, genauso wie Menschen, die sich außerhalb der binären Geschlechternormen finden oder, oh weh, Frauen sind, scheint nicht wichtig genug zu sein. Ist zu unbequem, dann bleiben wir lieber doch bei dem Gewohnten…das ist eine sehr faule Ausrede. Ich stimme zu, dass alleine diskriminierungsfreie Sprache ohne antidiskriminierende Handlungen nichts bringt – siehe Uefa, die sich eine Respect-Kampagne gibt, aber gleichzeitig die Regenbogenfahne als politisch abtut. Aber ist das die Antwort: Machen wir halt garnichts und kapitulieren!? Eine fatalistische Haltung – zusätzlich Aktion und wirkliche Veränderungen fordern, ja genau. Sprache schafft und beeinflusst Wirklichkeit, wie die Autorin selbst festgestellt hat, hängt u.a. die Berufswahl mit der Art der (nicht) geschlechtsgerechten Sprache zusammen und Sprache ermöglicht über das zu kommunizieren, was ich bin und erlebe – sie macht sichtbar und deswegen ist diskriminierungsfreie Sprache unverzichtbar. Und nein, wahrscheinlich sind wir damit nie fertig – Sprache befindet sich ständig im Wandel – und wir sind die Akteur*innen / Akteur_innen / Akteur:innen, Akteure* und Akteurinnen*, die Handelnden!

    • @minacunabar:

      Ich als Schwerbehinderter möchte lieber als "Behinderter" oder "Schwerbehinderter" bezeichnet werden als als "behinderter Mensch". Es ist selbstverständlich, dass es sich bei Behinderten um Menschen handelt. Die besondere Betonung dieses Umstands ist überflüssig und paternalistisch. Die Menschenwürde wird nicht durch salbungsvolle Formulierungen "ermöglicht".

      Die Gesetzessprache macht diesen Unfug leider mit: Im Krankenversicherungsrecht (SGB V) werden die Krankenversicherten als "Versicherte" bezeichnet und nicht als "versicherte Menschen". Im Steuerrecht ist die Rede von "Steuerpflichtigen" und nicht von "steuerpflichtigen Menschen". Im Schwerbehindertenrecht (SGB IX) heißt es hingegen "schwerbehinderter Mensch". Was soll das? Wieso ist es bei Schwerbehinderten nicht genauso selbstverständlich, dass sie Menschen sind, wie bei Versicherten oder Steuerpflichtigen?

    • @minacunabar:

      mich stören die meisten gegenderten begriffe nicht.oft gibt es ja eine sprachlich elegante lösung .aber sie sollte zumindest den regeln der grammatik entsprechen und nach möglichkeit innerhalb der jeweiligen sprache gefunden werden

      wenn es nicht zu viele werden ertrage Ich trotz meiner aversion gegen den angloamerikanischen imperialismus sogar anglizismen -wie das wort gendern .aber ein verzicht auf abkürzungen aus dem englischen -die man nicht verstehen kann ohne ein lexikon zu konsultieren wäre wünschenwert und nicht zuviel verlangt

    • @minacunabar:

      Wenn Sie Menschen mit geistiger Behinderung kenne, dann müssten Sie gemerkt haben, dass jemand, der beispielsweise aufgrund seiner Behinderung kaum lesen kann, Probleme mit Unterstrichen etc hat.

      Ich kenne übrigens auch mehrere ältere Menschen, die gegenderte Texte deutlich schlechter verstehen, weil es ihnen schwerfällt, die für den Inhalt nicht relevanten Informationen rauszufiltern.

      "Behinderte" ist übrigens ein Euphemismus gewesen, keine verletzende Sprache.

      Da hat uns nur leider die Euphemismus-Tretmühle eingeholt.

      Mit dem Begriff "Sinti und Roma" kann kaum einer umgehen.

      Und gegendert haben Sie den auch nicht. Das ist der Fortgeschrittenenkurs im Gendern, ich kann Sie da verstehen.

      Aber auch da hat uns die Euphemismus-Tretmühle eingeholt, denn AFDler stehen mit "Roma raus"-Schildchen auf ihren Demos.

      Ob es nun "Schwarze" oder "BiPoC" heißt, da waren Sie sich selbst offenbar nicht sicher.

      Sprache darf die Verbindung zur Wirklichkeit nicht verlieren, sonst bekommt man das Gefühl, man spiele bei Des Kaisers neue Kleider" mit.

      Es gab in diesem Land schon politische Systeme, die es damit übertrieben haben.



      Es schadete deren Glaubwürdigkeit.

      Sprache befindet sich ständig im Wandel, nur versuchen nicht ständig Interessengruppen, sie stark zu manipulieren.

      Ist Ihnen eigentlich bewusst, wie abschreckend Ihr letzter Satz ist?

      • @rero:

        Aha. Als Logopäde kann ich Ihnen hier leider nur widersprechen. Menschen mit geistigen Behinderungen oder auch Kinder haben die gleichen Probleme, entgenderterte gesprochene Sprache auch in Schriftsprache umzusetzen, als andere Menschen das haben. Neurolinguistisch ist das umsetzen eher für ältere Menschen schwieriger.



        Und die Verbindung von Sprache zur Realität sieht man eindrücklich hier:



        youtu.be/QLrFPWpNU3A



        Funktioniert übrigens in vielen anderen Sprachen genau so. Auch im Englischen. Googeln Sie mal: „Redraw the balance“. Finden Sie das richtig?

        • @Achim S.:

          Danke für den, Link.

          Natürlich habe ich "Redraw the balance" auch gegoogelt.

          Leider finde ich mich durch die Videos bestätigt. :-)

          Die Kinder erleben nämlich persönlich Frauen in den Berufen.

          Hier wird Realität nicht per Sprache geschaffen, sondern einfach erlebt.

          Nur so kann man nachhaltig etwas verändern.

          Außerdem wird Englisch aus Gender-Sicht ja immer gelobt wird, weil die Berufe angeblich geschlechtsneutrale Bezeichnungen hätten.

          Das Video widerspricht dem auch in diesem Punkt.

  • Habe ich es etwa überlesen, oder warum wurde der Schrägstrich, Sonderzeichen seit Jahrzehnten, nicht erwähnt?

    Bäcker/in



    Polizist/in

    Als ich auf Indymedia in der Kommentarfunktion eine Frage gestellt habe, warum Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen alle Geschlechter beinhaltet, der etablierte Schrägstrich jedoch offenbar nicht, wurde mein Kommentar daraufhin gelöscht. Schade, weil es sich um eine logische Frage handelte.

    Kurz: Schrägstrich zum Gendern verwenden!

    • @Troll Eulenspiegel:

      Naja, was treiben Sie sich auch auf extremistischen Seiten herum, die auch vor Mordaufrufen nicht zurückschrecken...?

    • @Troll Eulenspiegel:

      Der Schrägstrich ist binär, nicht inklusiv (LGB ist angesprochen, aber was ist mit TQI*?) und schlecht in der gesprochenen Sprache umzusetzen.

      • @IjonTichy:

        Können Sie mal eine Übersicht geben, welche Gruppen jeweils durch Binnen-I, Schrägstrich, Bindestrich, Unterstrich, Doppelpunkte, Sternchen, y, x usw. angesprochen beziehungsweise ausgeschlossen werden?

      • @IjonTichy:

        Also ich könnte sowohl einen Genderstern, als auch einen Unterstrich, als auch ein Binnen-I mit ner kleinen Pause sprachlich umsetzen.

        Allerdings, wenn man sich den Schrägstrich historisch betrachtet, wäre auch kein LGB inkludiert. Zur Einführung dieses Sonderzeichens bei Berufsbezeichnungen waren nur Männer und Frauen gemeint, bis heute wird der weiter verwendet, nur noch mit dem gesetzlichen Zusatz (m/w/d) oder (m/w/x) neben der Berufsbezeichnung. Da sich hier jedoch niemand aufregt, obwohl eigentlich naheliegend, war halt meine Idee, der Schrägstrich kann als Inklusion ausreichen.

      • @IjonTichy:

        Richtig - wo doch Sternchen, Unterstriche und sonstige Sonderzeichen so prima zu sprechen sind.

  • Ein großartiger Beitrag für einen Moment, in dem nach monatelangem sehr ernsthaften Meinungsbilden in der Gesellschaft (wie viele haben sich beteiligt!) klar wird, dass das Gendern als Idee einfach nicht funktioniert. Die Sprache, die Diskriminierung abbauen wollte, diskriminiert. - Dörte Stein benennt es so pointiert, wie kaum ein anderer Autor, und viele schrieben darüber. Es spricht sehr für die taz, dass sie es ist, die diesen Beitrag veröffentlicht. Das mag ich an euch, liebe taz: Ihr seid einfach wirklich mutig, auch euren eigenen Lesern gegenüber. Bitte weiter so!

  • Na, das ist doch mal ein vernünftiger, befreiender Ansatz zum Thema Gendern hier in der taz. Und die Genderbefürworter schreien schon wieder: falsch, falsch, falsch. Weil nicht richtig sein kann, was nicht richtig sein darf. Man macht sich lieber selber was vor. So z. B., dass nur "alte weiße Männer" und niemals Frauen das Gendern ablehnen, was auch nicht stimmt.

  • "Die verfügbaren Statistiken zeigen, dass der Kreis derjenigen, denen das Gendern potenziell Verständnisschwierigkeiten bereitet, einige Millionen Menschen umfasst, während die Anzahl der nichtbinären oder intergeschlechtlichen Menschen sich prozentual im niedrigen Nachkomma-Bereich bewegt. Zudem ist fraglich, ob ihnen das Gendern überhaupt nützt, während die erschwerte Teilhabe konkrete negative Auswirkungen hat."

    Ich denke, das sagt alles über die Geringschätzung dieser betroffenen Menschen zu der in bestimmten Milieus geführten Diskussion.

    • @ChristianP:

      Natürlich geht es auch um nicht binäre Oder intersexuelle Menschen. Aber es geht eigentlich vor allem um Gleichbehandlung für unsere Kinder.



      youtu.be/QLrFPWpNU3A



      Nicht daß wir in unseren Köpfen entgendern müssen, ist die Frage. Sondern vor allem wie.

      • @Achim S.:

        und auch wie nicht.worte sollten vor allem verständlich sein .unter dem d-englischen neologismus "entgendern" könnten entgegengesetzte politische lager etwas ganz anderes verstehen

        die einen eine antisexistische sprachreform und die anderen eine kampagne gegen diese

        das wort gender selbst ist möglicherweise unübersetzbar.Ich habe mir auf wikipedia alle übersetzungen in mir mehr oder weniger bekannte sprachen angeschaut und keine gefunden die nicht missverständlich ist oder der einfachheit entbehrt

        die übersetzungen in die romanischen sprachen sind nicht überzeugend .weil das lateinische wort "genus" und die mit ihm verwandten von ihm abstammenden worte eine weniger spezifizierte oder anders spezifizierte bedeutung haben als das englische wort "gender"

        ein "genre" könnte im französischen zum beispiel eine litteraturgattung sein

        die chinesische übersetzung ist die klarste und als einzige von den übersetzungen die Ich miteinander verglichen habe zumindest einigermassen aus sich selbst heraus verständlich aber als viersilber auch ziemlich lang

        社會性別

        auch sie hat aber wenn man diesen sehen will einen fehler :denn das schriftzeichen 性 steht bedeutet für sich allein betrachtet nicht primär oder nicht nur "geschlecht"

        www.purpleculture....ls/?word=%E6%80%A7

        antisexistische und auch antirassistische sprachreformen sollten soweit möglich mit den mitteln der jeweiligen sprache und gemäss deren grammatischen regeln realisiert werden

        im englischen kann man nomina zu verba machen ohne ihre form zu ändern und das chinesische scheint mir gar keine strenge unterscheidung von nomina und verba zu kennen.

        in den romanischen sprachen und auch im deutschen geht das nicht

      • @Achim S.:

        Und wie erreichen wir dann die Menschen, die mit dem Gendern "potentiell Verständigungsschwierigkeiten" haben?

        • @ChristianP:

          Mir ist nicht ganz klar, wie diese massenhaften Verständnisschwierigkeiten, von der die Autorin spricht, denn aussehen sollen. Sie schreibt dort, denke ich, auch sehr bewusst von "potenziellen" Schwierigkeiten, eben weil es (noch?) keine Erkenntnisse dazu gibt.



          Diejenigen jedenfalls, die sich am lautesten gegen Sternchen und Co. aussprechen, sind kognitiv sehr wohl in der Lage, das zu verstehen und anzuwenden.



          Hier wird von der Autorin ein Gegensatz von "einfacher Sprache" gegenüber "geschlechtergerechter Sprache" gezielt aufgebaut, als ob das eine das andere ausschließen muss. Ich denke nicht, dass das stimmt.



          Letzten Endes finde ich an dem Abschnitt schlimm, dass sie die eine Gruppe der "einigen Millionen" gegenüber der anderen Gruppe "im Nachkommabereich" in Stellung bringt, als ob das Recht, als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft anerkannt und benannt zu werden, an der Anzahl der Betroffenen hängt. Das ist schon fast perfide, wie beiläufig sie diese Abwertung dort einbringt, indem sie ohne Not die Teilhabe der einen mit der Teilhabe der Anderen abwägt.

          • @V. Ohneland:

            Hermaphroditismus und Androgynität sind seit der Antike bekannt, und ich habe noch nie von Personen gehört, die versucht haben diese Begriffe aus dem Sprachgebrauch zu verbannen (obwohl ich das gewissen fundamentalistschen Eiferern durchaus zutraue), weil das ihr zweigeschlechtliches Weltbild erschüttert.



            Außerdem halte ich es für etwas weit hergeholt, unsere Ärzte durch die Verwendung gegenderter Sprache "aufklären" zu müssen. Da gibt es sicherlich direktere Methoden.

          • @V. Ohneland:

            Tut mir Leid, aber ich finde die Idee, dass Menschen durch die regelmäßige Nennung ihres Geschlechtes zu vollwertigen und anerkannten Mitgliedern der Gesellschaft werden, im besten Fall absurd und im schlimmsten Fall menschenverachtend

  • Ich als Feministin finde, dass man sich das generische Maskulinum abgewöhnen sollte.

    Stattdessen sollten alle Bezeichnungen in der weiblichen Form mit =Innen- enden um auf das Problem von Sexismus aufmerksam zu machen!

    • @Marlene Gruppner:

      Damit geben Sie die Feministinnen der Spott preis.

      Konsequenterweise sollte frau es dann aber auch wirklich umdrehen:



      da, wo der weibliche Form - das generische Femininum - bisher benutzt wurde, muss frau nun der männliche Form benutzen.

      Auch Anreden und Pluralformen sollten nicht mehr mit weiblich konnotierten Begriffen dargestellt werden.

      Konkret: "Sie" als Anrede wird durch "Er" ersetzt, das Pluralpronomen genauso.

      Schließlich haben dieser Begriffe seit Jahrtausenden das Patriarchat gestützt.

      Da haben Er völlig recht, so können Er am besten auf die Sexismus im Gesellschaft aufmerksam machen.

      Viel Spaß dabei. Ich freue mich darauf schon.

    • @Marlene Gruppner:

      "Stattdessen sollten alle Bezeichnungen in der weiblichen Form mit =Innen- enden um auf das Problem von Sexismus aufmerksam zu machen!" (M. Gruppner



      Machen Sie doch! Wer sollte Sie daran hindern?



      Das bringt natürlich das Problem mit sich dass Sie dann im Zusammenhang mit Sexismus folgerichtig auch von SexistInnen reden müssen.



      Na, mir solls recht sein.

    • @Marlene Gruppner:

      Funktioniert - nicht.



      Konkretes Beispiel: In jeder Ausschreibung für ein offenes Schachturnier finden sich zwei Stereotypen. Zum einen, das Schachspieler auch Schachspielerinnen anspricht und zum zweiten, dass eine Frauenwertung stattfindet. Ist dagegen ein Turnier für Schachspielerinnen ausgeschrieben, schließt es Schachspieler (ohne -in) aus und es gibt auch keine Sonderwertung.



      Das Beispiel Schach habe ich gewählt, weil ich a) selbst in der Materie bin und b) das Spiel an sich inklusiv ist - die 6jährige kann gegen den 99jährigen spielen, Blinde gegen Sehende, Rollstuhlfahrer(fahrende) gegen ableitys ...



      Aufgezwungenes Gendern würde nur Verwirrung stiften.

  • Liebe Taz,

    ist das Satire oder ist diese seltsame Aneinanderreihung rückwärtsgewandter Rhetorik etwa ernst gemeint?



    Der Text stimmt doch vorne und hinten nicht.

    • @V. Ohneland:

      Schon Grundannahmen im Text sind widersprüchlich oder schlicht falsch.

      Zum Beispiel diese Feststellung: "Solange es nur daum ging, als Geste der Gleichbehandlung anstelle des generischen Maskulinums (...) stets die weibliche und männliche Form zu nenen, erfuhr das Gendern zumindest im professionellen Kontext eine hohe Akzeptanz."



      Das Gegenteil ist der Fall: Bei Behörden, bei Universitäten, in den Medien (auch in der Taz) ist die Bereitschaft, Texte diskriminierungsfrei bzgl. Gender zu schreiben, in den letzten Jahren enorm gestiegen, nicht gesunken. Diese Aussage ist schlicht falsch.

      Oder dies: Einerseits, so der Text, wird GegnerInnen des Genderns eine "natürlich gewachsene Sprache" zugestanden, was ja schon an sich nicht hinhaut, da Sprache gesellschaftlich und damit menschlich bedingt ist und eben nicht "natürlich gewachsen" sein kann. Dann aber im Text: "Erstaunlicherweise erfreut sich diese wenig wissenschaftliche Sichtweise (Anm.: es geht um die (angebliche) Gleichsetzung des biologischen mit dem grammatischen Geschlechts) ausgerechnet in akademischen Kreisen größter Popularität." Den AkademikerInnen also gesteht die Autorin offensichtlich eben keine "natürlich gewachsene Sprache" zu, die haben sich in ihrem Sprachgebrauch gefälligst an die (von der Autorin postulierten) wissenschaftlichen Erkenntnisse zu halten.

      Und so weiter und so fort. Der Text strotzt nur so vor Ungereimtheiten und Fehlschlüssen.

      Satire wäre besser gewesen.

      • @V. Ohneland:

        "Das Gegenteil ist der Fall: Bei Behörden, bei Universitäten, in den Medien (auch in der Taz) ist die Bereitschaft, Texte diskriminierungsfrei bzgl. Gender zu schreiben, in den letzten Jahren enorm gestiegen, nicht gesunken. Diese Aussage ist schlicht falsch."

        Die gestiegene "Bereitschaft" basiert in der Regel auf Vorgaben, die das Gendern vorschreiben. Das können geschriebene (interne) Vorgaben wie bei Behörden sein, aber auch die Behörden-/Unternehmenskultur kann hierzu auffordern.

      • @V. Ohneland:

        Ich stimme Ihnen vollkommen zu. Der Text ist schon in sich nicht stimmig und seine Argumentation nicht besonders durchdacht.

      • @V. Ohneland:

        Zu Ihrem Absatz 3:



        Aber die Autoren schreibt doch selbst, dass Gendern genau vor allem in Behörden, Universitäten und bestimmten Medien stattfindet. Es handelt sich um eine Blase.

        Zu Absatz 4:



        Was verleitet Sie zu der Annahmne, "natürlich gewachsen" sei nicht "menschlich bedingt"?

        Für die Autorin ist genau das "natürlich gewachsen".

        Für viele Sprachwissenschaftler_innen leben Sprachen quasi. Deshalb passt diese Metapher aus ihrer Sicht.

        Natürlich nutzen auch Akademiker_innen eine natürlich gewachsene Sprache.

        Wenn man jedoch Leitfäden heraus geben muss, um den Leuten "richtiges" Gendern beizubringen, ist da nichts, was sich im verbalen Austausch selbst entwickelt.

        Und sprachwissenschaftlich trifft die Gleichsetzung des biologischen und des grammatischen Geschlechts nicht zu.

        Es ist wirklich spannend, dass gender-befürwortende Sprachwissenschaftlerinnen dann nicht mehr sprachwissenschaftlich, sondern soziologisch oder politisch argumentieren.

        Das kann man als Gender-Fan_in alles gut oder schlecht finden, wegzudiskutieren ist das aber nicht.

        Haben Sie noch weitere Fehlschlüsse, oder war es das damit?

        • @rero:

          "Natürlich gewachsen" klingt eben vollkommen ahistorisch, als würde der Sprache selbst ein Prozess innewohnen, aus dem heraus sie sich weiterentwickelt.



          Die Autorin blendet vollkommen aus, dass Sprache auch ein Machtmedium ist, das im Dienste verschiedenster Absichten und Interessen auch immer gezielt manipulativ genutzt wurde.

          Sie tut dann so, als sei das Gendern der erstmalige künstliche Versuch von abgehobenen Akademikern, diesen "natürlichen" Prozess zu durchbrechen. Was eben leider absoluter Quatsch ist.

          Ihre Argumentation ist eben auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht falsch, was jeder klar ist, die sich im Studium z.B. mal mit Soziolinguistik beschäftigt hat.

          • @cazzimma:

            Sprachen haben ja auch einen eigenen Prozess.

            Der ist natürlich nicht völlig ahistorisch, aber auch nicht einfach so zu steuern.

            Sie tut nicht so, als sei Gendern der erste Manipulationsversuch einer Elite - in diesem Fall Akademiker_innen, ob die abgehoben sind, müssen sie selbst entscheiden.

            Sie weiß aber um die vorangegangenen Versuche und deren Auswirkungen.

            Ist Ihnen übrigens aufgefallen, dass Sie "Akademiker" nicht gegendert haben?

            Im Alltag erlebe ich regelmäßig überzeugte Genderbefürworter_innen, die in der Praxis Probleme damit haben.

            Das ist aus meiner Sicht ein wesentlicher Punkt, der dafür spricht, dass es sich in Gänze nicht durchsetzen wird.

            • @rero:

              Ich persönlich bin gar keine Befürworterin des permanenten und strikten Genderns, sondern eher dafür, dass man spielerischer und kontextabhängig damit umgeht.



              Die Argumentation der Autorin überzeugt mich aber in keiner Weise und gegen diese Habe ich mich ausgesprochen.

            • @rero:

              Ich bin mir nicht sicher, ob eine Diskussion mit Ihnen hier wirklich weiterführt, da auch Ihre Beiträge nicht gerade sonderlich stimmig sind.

              Zum Beispiel wenn Sie Leitfäden zur gendergerechten oder -sensiblen Sprache, die an Universitäten erarbeitet worden sind, nicht als Teil des dortigen sprachlichen Austauschs verstehen, was sie zweifelsohne sind.



              Oder wenn Sie konstatieren, dass die Gleichsetzung des biologischen mit dem grammatischen Geschlecht sprachwissenschaftlich nicht zutreffe, als ob das irgendwie für die Diskussion von Belang wäre und als Leitlinie im sprachlichen Miteinander taugte. Oder wenn Sie von "gender-befürwortenden" Sprachwissenschaftlerinnen reden: Wer soll das sein? WAS soll das sein? "Gender-befürwortend"? Das ist so, als schrieben Sie von "Genetik-befürwortenden Ornithologinnen", oder "Adoleszenz-befürwortende Ärzte". "Gender" ist als soziologische Kategorie schon Jahrzehnte alt, das kann man nicht "befürworten", das hat man festgestellt, das das einfach mal existiert.



              In Punkto Ungereimtheiten stehen Sie meiner Meinung nach der Autorin oben jedenfalls kaum nach.

              • @V. Ohneland:

                Manche Leute können "Gender" und "Gendern" halt nicht auseinanderhalten.

              • @V. Ohneland:

                "Das ist so, als schrieben Sie von "Genetik-befürwortenden Ornithologinnen"

                Ich verwende des Verständnisses halber mal Ihr Beispiel. Passender wäre es, von „epigenetik-fokussierten Ornithologinnen“ zu sprechen. Diese versuchen jeden Aspekt der Vögel rein über epigenetische Prozesse zu erklären. Natürlich ist Epigenetik eine reale Sache. Aber ihren erklärerischen Wert gewinnt sie erst, weil sie auf Genetik aufbaut. Diese zu ignorieren, würde nur zusätzliche Verwirrung verursachen.

                Und so ähnlich verhält es sich auch mit Gender: Es ergänzt unsere bisherigen Geschlechtsvorstellungen, aber es ersetzt sie nicht. Wenn man sich zu einseitig darauf konzentriert, erhält man mehr Probleme als Antworten. Genau deshalb existieren Artikel wie dieser mit so ausufernden und polarisierten Kommentaren.

              • @V. Ohneland:

                Stimmt, eine Diskussion zwischen uns wird uns nicht weiterführen.

                Wenn ich als Student an eine Uni komme, dort den Leitfaden bekomme und ihn zu beachten habe, dann gibt es keinen sprachlichen Austausch, an dem ich teilnehme.

                Es ist eine Vorgabe, der ich mich zu fügen habe, wenn ich keine schlechtere Bewertung riskieren will.

                DIe Unterscheidung zwischen Genus und Sexus ist aus meiner Sicht für die Diskussion sogar von essentieller Relevanz.

                Dass es nun Sprachwissenschaftler_innen gibt, die Gendern kritisch sehen, und solche, die es befürworten, ist für mich leider offensichtlich.

                Deshalb erscheint mir Ihre Argumentation seltsam.

                Ich kann Ihnen deshalb nur beipflichtet, eine Diskussion zwischen uns wird wenig fruchtbar sein.

  • Die "gendergerechte Sprache" fußt auf der Verwechslung von Ursache und Wirkung.



    Eine Kopfgeburt, die sich mittels Repression Geltung erzwingt.



    Wie hilft das den Frauen?

    • @mife:

      "Mittels Repression" - also da muss ich schon echt laut lachen.

      Reitet an Ihrem Fenster jeden Tag die Sprachpolizei vorbei oder wie äußert sich diese "Repression"?

      Soweit man das etwa in den Medien hört oder liest, wir das Gendern unterschiedlich bzw. auch gar nicht gehandhabt und das ist auch gut so, dass die Leute es damit so halten, wie sie es für angemessen befinden.

      • @cazzimma:

        Mittels Repression trifft die Sache schon ganz gut. Wer nicht gendert für den gibt es im Zweifel Konsequenzen und das ist nun wirklich Irrsinn

    • @mife:

      Das Nicht-Gendern hat nicht geschadet. Obwohl immer von Ärzten und Lehrern die Rede war, gibt es heute immer mehr Ärztinnen und Lehrerinnen. Chancengleichheit herzustellen hilft den Frauen.

      • @Zugpferd:

        Gendern schließt die Verbesserung von Chancengleichheit nicht aus, auch wenn hier manche KommentatorInnen so tun, als hätte Gendern den alleinigen Anspruch, Geschlechtergerechtigkeit herzustellen.

  • Ich fühle mich durch das Gendern nicht ausgeschlossen, sondern amüsiert und schließe mich ihm garantiert nicht an.

  • Ich gendere nur ab und zu und nur dann, wenn ich darauf Lust habe :-). Ich habe eine eigene Webseite, schreibe Artikel und wer mir mit meiner Geschichte beim Gendern irgendwas vorwerfen will, macht mir damit ein Geschenk ;-). Ich bin eine 30-jährige Frau, vom Missbrauch und Stalking betroffen, lernte durchs Tantra den tollen Verein RosaLinde Leipzig kennen und setze mich im Alltag und auf meiner Webseite leidenschaftlich für Gleichberechtigung ein - denn Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit beginnt im Kopf. Bei jedem Einzelnen (hehe ;-)). Das lebt man oder auch nicht. Ein Sternchen, verbale Grabenkämpfe oder der erhobene Zeigefinger helfen nicht wirklich.

  • Es gibt in der Welt wichtigere Probleme als das Gendern, das sich vermutlich von selbst erledigen wird. Das haben die Gender-GegnerInnen entweder nicht begriffen (Dörte Stein), oder sie wollen von den wichtigeren Themen ablenken, z.B. vom Klimawandel.

  • Kaum jemand, außer den üblichen Verdächtigen, die alles Neue sowieso ablehnen, hat prinzipiell was gegen eine diskriminierungsfreie Sprache.

    Wahrnehmbar ist für die Meisten, die sich nicht näher mit dem Thema beschäftigen, allerdings eine unausgereifte, durchaus widersprüchliche und selbst in den härtesten Verfechterkreisen in vielen Details umstrittene Sprachtheorie, die oftmals schwer verständlich und unpraktikabel ist.

    Und trotz alledem wird das Thema Gendern der Sprache mit einer Vehemenz und einer gewissen zeitgeistgeprägten Überheblichkeit eingefordert, dass Viele einfach "zumachen" und nix davon wissen wollen. In meiner Wahrnehmung nimmt das Thema bei Frauen auch keine gtrößeren Stellenwert ein, als bei Männern. Nur beim Alter seh ich da Unterschiede.

    Wie bei vielen linken Themen ist es oft der Ton, nicht der Inhalt, der die breite Masse verschreckt. Wer die Gesellschaft nachhaltig verändern will, muss die Menschen mitnehmen.



    Wenn Menschen das Gefühl haben, es wird ihnen etwas autoritär aufgezwungen, dann ist die Ablehnung nachvollziehbar größer als das Verständnis.

  • Part 3 Schluss



    13. Dann das Beispiel mit "Abgeordnete": Dies ist unkorrekte und verfälschende Statistikauslegung, wie es gerade passt: Der GESAMTanteil liegt bei 30 %, aber dann schauen wir uns die einzelnen Parteien an und sehen, dass die CDU, AfD und FDP die Quote enorm nach unten drücken und bei den progressiveren Parteien die Quote doch deutlich höher ist. Auch davon ausgehen, dass die CDU die Mehrheit bildet, sollte man bei der Interpretation einer solchen Statistik berücksichtigen. Vorstände sind in der Regel auch nicht als progressiv zu bezeichnen. Da hilft also die Sprache auch nur bedingt. Schaden tut sie an der Stelle aber auch nicht, auch wenn der Text das polemisch sagt.



    14. Soziale Probleme lassen sich nicht symbolisch lösen? Doch, wenn man das in der Gesamtheit betrachtet. Der Kampf gegen die gendergerechte Sprache ist genauso symbolisch. Es ist also hier eine komplette Lüge, die einfach nur "das Neue" diffamieren soll. Natürlich löst ein Symbol allein nichts, aber eben als Teil des Ganzen.



    15. Untern Strich zählt das, was die Person dort gewertet hat. Was die Person weggelassen oder verfälscht hat, zählt dann natürlich nicht. Wenn also nur falsche Behauptungen gezählt werden, dann ist das Ergebnis natürlich so, wie die Person sich das wünscht.



    Erstaunlich ist, dass das Fazit dennoch passt:



    "Eine pragmatische Handhabung ist nach wie vor verbreitet und vielleicht eine Überlegung wert: Gendern in der ­Anrede und da, wo es kontextbezogen darauf ankommt, zum Beispiel bei Stellenausschreibungen – sonst nicht."



    Das "sonst nicht" noch streichen, aber eben betonen, dass es gar nicht überall sein muss, vor allem aber da, wo es passt und genau darum geht es doch.

  • Part 2



    8. "Ob man zum Bäcker geht oder zur Bäckerin, zum Arzt, zur Ärztin oder zu* A/Ärzt*in, ist gemeinhin irrelevant": Dies mag so stimmen, aber Studien haben belegt, dass neutral oder gendergerecht ausgeschriebene Berufe häufiger vom nicht vorherrschenden Geschlecht (gilt auch für "Frauenberufe" wie dem männlichen Erzieher) auch von "den anderen" deutlich häufiger gewählt werden.



    9. Warum ist es wenig wissenschaftlich? Steile Thesen aufstellen, aber nicht begründen, das ist wenig wissenschaftlich.



    10. Interessant, dass man sich auf Studien beruft, die sogar zeigen, dass männlich mit männlich assoziiert wird, aber dann wird auf äußere Umstände verwiesen, was zwar stimmt, aber eben zeigt, dass dies wohl nicht ausreichend ist.



    11. Jetzt kommen endlich Dinge, denen man zustimmen kann: Die Sprache wird komplizierter. Dies spiegelt die komplizierte Welt wieder, aber ja, dies schließt auch einige aus. In der Masse werden aber die ausgeschlossen, die - ich nenne es egoistisch - sich gezielt nicht anpassen wollen, was deren gutes Recht ist, aber dann auch eben mit "Zwang" und so argumentieren, den es nicht gibt, womit sie entweder dumm sind oder vorsätzlich lügen.



    12. Dann schön, dass sich hier auf das Sternchen bezogen wird, obwohl jetzt inzwischen aus genau diesen Gründen der Doppelpunkt allgemein anerkannt ist, weil man eben nicht vorsätzlich jemanden ausschließen will. Dass dies durch das Sternchen passierte, war eben kein Vorsatz und wurde ja eben auch schnell geändert, als es bekannt wurde.

  • Hui, so viele Fehler und so wenige Zeichen (Part 1)



    1. Diese Sprache schließt niemanden aus. Wer sich ausgeschlossen fühlt, schließt sich aktiv selbst aus, nicht passiv.



    2. Die Argumentation mit "Mitbürgerinnen" ist gleich doppelt falsch:



    a) Es war damals auch ein enorm langer Kampf und ist inzwischen über ein halbes Jahrhundert alt und hat sich normalisiert.



    b) Innerhalb des professionellen Kontextes ist auch das Gendern akzeptiert.



    3. Im dritten Absatz steht genau die richtige Schlussfolgerung, nur wird dies nicht als Fazit sondern als Argument genutzt: Die Masse ist zu faul, das gelernte umzulernen. Denen wird also einfach Recht gegeben, damit es ein Argument ist.



    4. Nein, die Gegner sind bekanntermaßen auch bei Frauen zu finden, wie man auch immer wieder mitbekommt, wenn Frauen sich dafür einsetzen, dass sie doch an den Herd dürfen, was ihnen niemand verbietet, was sie aber so tun und nicht kapieren, dass es um die Wahl geht.



    5. Natürlich sind die Menschen privilegiert, die das machen. Bildung ist leider ein Privileg bei uns, auch wenn es immer weiter sinkt. Man muss sich aktiv mit dieser Thematik beschäftigen. Das kostet Zeit/Geld. Dazu braucht man vorher schon eine vernünftige Ausbildung. Man muss komplexe Texte lesen und verstehen lernen. Es ist nicht nur traurig, sondern regelrecht erbärmlich, dass dies im Text mit "unterbeschäftigt" gleichgesetzt wird.



    6. Eine Empfehlung ist eine Empfehlung. Was andere daraus machen, kann man nicht den Leuten vorwerfen, die es empfehlen.



    7. Bedenkenlosigkeit wird hier vorgeworfen. Es ist sehr durchdacht, auch wenn davon nicht alles stimmt. Auch ist "von oben" sehr relativ. Profs haben höchstens! in ihrem Studienbereich bei bei ihnen Schreibenden eine "von Oben"-Autorität (Benotung), aber keine allgemeingültige.

    • @Gargos:

      "Diese Sprache schließt niemanden aus. Wer sich ausgeschlossen fühlt, schließt sich aktiv selbst aus, nicht passiv."

      Das gilt vor allem für diejenigen (gen. Mask.), die sich von der generischen Form der deutschen Sprache ausgeschlossen fühlen. Zeigt aber schön, dass es in der Diskussion eben Befindlichkeiten gibt, die wichtig und zu berücksichtigen sind und welche, die Ihnen egal sind.

  • Ich habe gestern gebacken, ich war Backender. Aber deswegen war und bin ich noch lange kein Bäcker. ;-)

    Vielen Dank für den Artikel, den Aspekt der Gehörlosen hatte ich noch nie bedacht.

  • Ich bin positv überrascht, einen solchen Artikel in der taz zu lesen. Nicht dass ich etwas dagegen habe, wenn andere Menschen gendern (obwohl ich Zeichen und Großbuchstaben innerhalb von Wörtern wirklich störend finde, da ist beispielsweise das abwechselnde Nennen verschiedener Geschlechter wesentlich eleganter), aber wenn man solche Artikel wie von Frau Schmollack (Keine Angst vorm Gendern) liest, hat man schon den Eindruck dass Umsetzung und moralischer Anspruch die eigentlich guten Absichten betrügen.

  • Alte, weisser Mann hier. Sitze weder in Behörde noch in Uni -- schön wärs, dann müsste ich mich nämlich nicht verdingen, um die Scheissmiete zu zahlen.

    Ich bekenne mich dazu: ich gendere. Solange ich den Eindruck habe, es ärgert jemanden tue ich es.

    Wenn das nicht mehr der Fall ist, dann lasse ich es wieder bleiben -- dann bringt es nichts mehr.

    Und ja, der wirkliche Kampf ist wo anders, ist in der Verteilung. Wer denkt, mit Gendern sei es getan...

    Nö. Niemand denkt das. Das ist ein Strohmann, von denen aufgebaut, die nicht wollen, dass sich irgend etwas ändert.

    • @tomás zerolo:

      "Wenn das nicht mehr der Fall ist, dann lasse ich es wieder bleiben -- dann bringt es nichts mehr."



      Ich weiß ja ned wie alt Du bist, ich rate mal, daß Du da trotzdem bis an die Bahre gendern musst ;) . Ich als Mittvierziger hab mich schon damit abgefunden *lol*.

      Als Essay ist so ne Zusammenfassung von immergleichen schwachen Argumenten gegen das alle miteinbegreifende Gendern jedsde auch ned so der "burner".



      Und weil die Türken ned grammatikalisch gendern, wird wohl niemalsnienicht was damit zu tun haben, daß dort auch heutzutage die Frauen in der Öffentlichkeit außer als Männerunterstützung möglichst ned vorzukommen haben in den Augen der Erdogan&Co.-Fans.

    • @tomás zerolo:

      Was soll sich ändern? Und wen würden Sie dann (noch) ärgern wollen?

  • Da laufen dem alten, weissen Mann Tränen der Rührung über die Wangen. Soviel unaufgeregte Wahrheit in einem kleinen Aufsatz - und so vergeblich, weil der Kampf verloren ist.



    Ein klitzekleiner Nachtrag nur, ein Gedankenspiel, das in eine sprachgerechte Familie mit Kindlein führt, Es kommt der Tag, wenn es vom Säugling zum Kleinkind wird, zur Freude der Beteiligten erste Worte formt, erste Einwortsätze bildet, immer weiter auf das Wundersamste in seine Muttersprache hineinwächst, es kommt also der Tag, an dem seine Eltern streng zu ihm sagen, "willst Du wohl gendern, Du nichtsnutziger Rackernder."

    • @naichweissnicht:

      Da das Kind erstmal die Sprache seiner Eltern (m/w/d) nachahmt, würde es wohl "von Natur aus" divers gendern.



      Mal am Rande: "..., Du nichtsnutzige-Glottisschlag-r Racker-s.o.-in." ;)

  • Überraschend, so einen Artikel in der taz zu lesen. Danke für den Hinweis auf die türkische Grammatik, die demnach keine grammatischen Geschlechter kennt (und das sicher nicht erst seit letzter Woche). Das ist nahe dran an einem Beweis, dass der Ansatz "wir ändern die Sprache und dann ändern sich die (Geschlechter-)Verhältnisse", mindestens Blödsinn ist. Und das ist noch die wohlwollende Beurteilung.

    Aber das war auch vorher schon klar.

    Verhältnisse verändern sich nicht durch Labern, sondern durch Ändern. Aber das würde ja was kosten. Dann doch lieber Labern - die Domäne derjenigen, die weder den Mut, noch die Motivation, noch die Kompetenz haben, für Veränderung zu kämpfen.

  • Vielen Dank für den Artikel. Freundliche Ansprache aller Anwesenden mit Blick auf Einzelne reicht.

  • Die Autorin redet von "natürlich gewachsener Sprache", als entstehe und entwickle sich Sprache unabhängig vom historischen Kontext.

    Das generische Maskulinum bei Personen- bzw. vor allem Berufsbezeichnungen ist insofern alles andere als neutral, als die allermeisten dieser Berufe ursprünglich fast ausschließlich von Männern ausgeführt wurden, im Gegensatz beispielsweise zur Hebamme.



    Das spiegelt sich im generischen Maskulinum wider.



    Und da, wie die Autorin ja selbst schreibt, bei "der Polizist" praktisch niemand die Polizistin mitassoziiert, ist es sehr wohl in Ordnung, zu überlegen, wie die Sprache repräsentativer gemacht werden kann, auch wenn das bisher entworfene Gegendere vielleicht nicht immer die glücklichste Lösung ist.

    • @cazzimma:

      Ich glaube, wie wir bestimmte Beufe assoziieren, hängt wesentlich stärker von persönlichen Erfahrungen ab, als davon Bezeichnungen zusätzlich geschlechtlich aufzuladen. Zahnärzte zum Beispiel sind in meinem ersten Gedanken immer weiblich, einfach weil alle meine Zahnärzte bisher immer Frauen waren.

      • @Anachronist87:

        Beim Plural ohne Artikel ist die Assoziation sowieso abstrakter, aber wenn Leute irgendwo lesen "der Zahnarzt", dann assoziieren die meisten einen Mann, einfach wegen des generischen Maskulinums.

        • @cazzimma:

          Beim Plural spielt das Gendern also gar keine große Rolle? Das sind nämlich die mit Abstand häufigsten Fälle.

    • @cazzimma:

      Das Pronomen macht den Unterschied: der Polizist in unserer Straße ist tatsächlich ein Mann. Tina möchte Polizist werden, das kann sie auch, auch wenn sie ein Mädchen ist.

      • @TazTiz:

        Die andere Möglichkeit wäre eben der DDR-Sprachgebrauch: alle Menschen, auch nicht-Männer, sagen konsequent "ich bin Student, Lehrer, Polizist" etc.

        Auf diese Weise würde die -er-Endung die Assoziation mit dem Männlichen verlieren und man hätte den Krampf mit Sternchen oder Unterstrichen oder permanenten Partizipialformen nicht.

        Das wäre aber eine Frage der Konsequenz.

      • @TazTiz:

        Selbstverständlich steht es Tina auch frei Polizist zu werden wenn sie das möchte, ich vermute allerdings, dass Polizistin oder Politisse auf ihrer Berufswunschliste höhere Priorität haben werden.

        • @Ingo Bernable:

          Dann hoffe ich für alle Tinas, dass sie gut genug in der Schule aufgepasst haben, um Polizist werden zu können und nicht nur Politesse (gern nach der Bedeutung von letzterem googeln).

          Den männlichen Politeur kannte ich allerdings bis heute auch nicht.

        • @Ingo Bernable:

          Sie belegen schön, warum das Gendern die genau falsche Richtung ist, wenn Sie meinen eine Polizistin wäre kein Polizist und Polizist und Polizistin wären unterschiedliche Berufe. Gendern trennt, spaltet und nimmt Frauen das Recht gleichberechtigte Funktionen wahrzunehmen. Wenn Frauen nur noch als Polizistin, Autorin oder Journalistin aber nicht mehr als Polizist, Autor oder Journalist existieren kann, haben wir das Gegenteil davon erreicht, was wir eigentlich wollten.

          • @Rerun:

            Und sie meinen der Ansatz die weibliche Hälfte der Bevölkerung sprachlich einfach auszublenden wäre dem "Recht gleichberechtigte Funktionen wahrzunehmen" zuträglich? Solange die sozialen Unterschiede, die Diskriminieurng und systematische Benachteiligung nicht überwunden sind, scheint es mir vollkommen berechtigt auf diese Unterschiede zu benennen um sie diskutieren und Veränderung einfordern zu können. Wo wäre es denn auch nur einmal gelungen bestehende soziale Ungerechtigkeit dadurch zu überwinden, dass man einfach sie einfach nicht thematisierte, ja nicht einmal die Sprache dafür hatte, sondern nur so tat als existiere sie nicht? Wenn irgendwann einmal tatsächliche Gleichberechtigung erreicht sein sollte, kann man gern den Umstieg auf das generische Neutrum nachdenken, bis dahin besteht aber die Notwendigkeit den Finger in die Wunde zu legen.

            • @Ingo Bernable:

              Wenn es darum geht, den Finger in die Wunde zu legen, um soziale Unterschiede, Diskriminierung und systematische Benachteiligung zu überwinden, sollten dann auch die geschlechtsneutralen Sprachen mehr geschlechtliche Differenzierung in ihre Grammatik einbauen?

            • @Ingo Bernable:

              Das spricht doch für "Entgendern nach Phettberg" - in Bezeichnungen endend auf -er (gerne auch -or) wird die Endung durch y ersetzt, ansonsten ein y angehängt. Plural mit ys. Sprachökonomisch minimal aufwendiger (meist keiner bzw. sparend), setzt sich deutlich ab und ist inklusiv.

              • @IjonTichy:

                Würde das dann in etwa so klingen?:

                "Der Archäologey berichtete den Schülys und ihren Lehrys über Wikingyschmiedeys, welche den Liebhabys der Königys Abbilder der Heldys und Göttys anfertigten."

                Vermutlich wende ich es nicht ganz richtig an, aber mein sprachästhetisches Empfinden sträubt sich hier sehr stark.

  • 1G
    164 (Profil gelöscht)

    Ich finde man sollte das nicht verordnen. Aber wenn Leute (auch in Radio/TV/Presse) gendern wollen, sollten sie das auch können. Beim Dlf zB. gendern manche der RedakteurInnen, andere nicht - ich höre das (nachdem ich anfangs immer aufgemerkt habe) inzwischen gar nicht mehr bewusst, obwohl die das glaube ich noch nicht viel länger als ein Jahr machen. Wenn ich dann höre, wie wutschäumend anrufende HörerInnen darauf reagieren, komme ich nicht umhin zu denken, dass die einen an der Klatsche haben. Am Beispiel Dlf ist es ja nun so - die ModeratorInnen sind frei das zu tun oder zu lassen und die Gegner wollen ihnen das generische Maskulinum aufzwingen, während sie sich wortreich beklagen ihnen würde was aufgezwungen. Das ist nun eindeutig Panne! Wenn man das freiwillig macht und es sind tatsächlich 80% der Leute dagegen, dann braucht sich keineR Sorgen machen, dann bleibt das eine sprachliche Marotte weniger Leute. Da könnte ich jetzt auch ein paar Seiten Ausdrücke/Phrasen/Satzschablonen aufschreiben, die mir auf den Sack gingen, würde ich nicht anerkennen, dass jede Jeck sprechen darf wie sie/er will.

    • @164 (Profil gelöscht):

      Es ist mit auch rätselhaft, warum die Leute dermaßen darauf anspringen. Vielleicht lesen sie das Gendern als Vorwurf an sich? Dass sie irgendetwas nicht richtig machen bzw. schon immer falsch gemacht haben? Anders kann ich es mir nicht erklären.

      Auf jeden Fall habe ich den Eindruck, dass die Male, wo sich Leute aufregen, sie "müssten jetzt ja dies und jenes, sonst...!" jene Fälle, wo tatsächlich jemand auf seine/ihren Sprachgebrauch angesprochen wird, um einen ganz erheblichen Faktor häufiger sind.

      • @V. Ohneland:

        Man könnte tatsächlich bei dem Thema etwas gelassener bleiben und es einfach jeder/m überlassen, wie sie/ er es damit halten will.

  • Alle Genderfreund*innen zum Diktat. Keine Verständnisfragen. Und bitte genau hinhören, ob alle, Männlein und Weiblein oder nur eins der drei, vier, fünf Geschlechter gemeint ist.... Wie sagten wir früher zu religiösen Fundamentalisten, die ein Bekenntnis ablegen wollten? Die Garderobe ist im Flur...

    • 1G
      164 (Profil gelöscht)
      @Lieblich:

      Du willst Leuten was diktieren? Bist Du hier die Sprachpolizei, oder was?

  • > Studien belegen, dass mit der geschlechtsübergreifenden Standardform im Deutschen, dem generischen Maskulinum, eher Männer als Frauen assoziiert werden. Doch

    nach dem "Doch" ging es schief.

    Dass Aggressionen nicht gegen Gendern gehen, sondern gegen einen Zwang zum Gendern, ist auch nicht haltbar.

    Ich habe schon vor 15 Jahren seitenweise Anfeindungen erlebt, als ich gesagt habe, dass *ich* gendern will, ohne dabei irgendwas von irgendwem zu verlangen.

    Die Feinde des Genderns habe ich gerade nicht als Verteidiger des Rechts erlebt, nach eigener Entscheidung zu sprechen, sondern als aggressive Sprachpolizei, die andere am Gendern hindern will.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Siehe dieser CDU-Fuzzi.

  • Das ist glaube ich der kompletteste Artikel, den ich bisher zu dem Thema lesen durfte. Ich persönlich verwende generell nur das generische Maskulinum.

    • @Nobodys Hero:

      Als cis-Mann ist man da ja auch immer mitgemeint.



      Das durchgängig so zu handhaben, finde ich einfach ein Stück weit ignorant.

      • @cazzimma:

        Das hat aber nichts mit ignoranz zu tun. Ich finde Gendersprache einfach nicht ästhetisch. Und mit dem generischen Maskulinum ist generell immer jeder gemeint :)

      • @cazzimma:

        Was ist ein cisMann?

        • @Nobodys Hero:

          Einfach mal informieren (cis-Mann).

          Außerdem fühlen sich bei dem generischen Maskulinum eben nicht alle mitgemeint - darum geht es ja eben. Da können Sie noch so lange darauf bestehen.



          Mit einer -er-Endung, wie sie beispielsweise vielen Berufsbezeichnungen eigen ist, assoziiert man eher einen Mann, weil auch das männliche Personalpronomen "er" heißt.



          Es entstehen andere Bilder im Kopf, wenn man nicht ständig nur im generischen Maskulinum spricht. Und darum geht es.

        • 9G
          97760 (Profil gelöscht)
          @Nobodys Hero:

          Das ist jemand,der äusserlich, wie im Biobuch oder im Porno, wie ein Mann aussieht, und über den andere sagen, Du verhältst Dich wie ein Mann. Und wenn er das dann glaubt, daß das stimmt, dann ist er ein cis Mann

      • @cazzimma:

        Kontextuell sind fast immer alle Menschen mitgemeint. Bei medizinischen Texten wird sogar extra eingrenzend von "männlichen" Patienten gesprochen falls es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. Und gibt es tatsächlich Frauen, die sich nicht mitgemeint fühlen, wenn es beispielsweise heißt "Schwarzfahrer zahlen 60 Euro Strafe"?

        • @Anachronist87:

          Zumindest in einer Anrede, wenn ich zum Beispiel zu Beginn des Unterrichts etwas sagen möchte, klingt es für mich ausgewogener, zu sagen "liebe Schülerinnen und Schüler".



          Man muss das dann nicht endlos wiederholen, man kann da einfach auch variieren. Dogmatismus bringt da nichts. Ab und an mal nur die weibliche Endung ist auch ok.



          Ich habe nur keine Lust, mir von Männern vorschreiben zu lassen, ich hätte mich als Frau gefälligst beim generischen Maskulinum mitgemeint zu fühlen.



          Das ist einfach übergriffig.

          • @cazzimma:

            Hm. Ich bin nicht völlig sicher, aber ich vermute sehr stark, dass Ihnen das etwa genauso oft "von Frauen vorgeschrieben" wird, in dem eben die Person, die nicht gendert, weiblich ist.



            Ist das dann auch übergriffig?



            Man muss übrigens nicht wissen, was ein cis-Mann sein soll - ich bin sogar relativ sicher, dass die Mehrzahl derjenigen, die dieser Begriff in D beschreiben soll, keinerlei Ahnung hat was das meinen könnte. Für die ist *das* dann übergriffig.



            Das ist natürlich in der Informationsblase, in der diese Diskussionen regelhaft stattfinden, für die Diskutierenden schwer vorstellbar, ebenso wie beispielsweise die Tatsache, dass die meisten Menschen noch nie etwas von Judith Butler gelesen haben.



            Und dass ein wesentlicher Bruchteil der Menschen, die es doch gelesen haben, Frau Butlers Ideen für komplett bescheuert hält. Die reden dann aber natürlich auch nicht drüber. Wozu auch.

          • @cazzimma:

            Auch wenn man mir aus dieser Aussage schnell einen Strick drehen könnte, finde ich dass man in der unpersönlichen Kommunikation nur ein sehr eingeschränktes Recht hat, im Detail darüber zu entschieden wie man angesprochen wird.



            Ich mag es zum Beispiel nicht, wenn ich oder andere Arbeitskräfte als "Human Ressources" bezeichnet werden, aber kann akzeptieren wenn das in bestimmten Kreisen nun mal ein häufiger Begriff ist. Und ich würde mich auch angesprochen fühlen, wenn Sie und andere Leute einfach ein generisches Femininum verwenden würden.



            Auf einer persönlichen Ebene hingegen, wenn eine Person mich kennt und trotzdem so ansprechen würde, fände ich das allerdings bizarr.

            • @Anachronist87:

              Auch ich finde bestimmte Begriffe wie "Patientenmaterial" unangenehm bis entmenschlichend.



              Solche Begriffe betreffen aber dann alle Menschen, wie auch "Human Resources".



              Das Problem mit dem generischen Maskulinum bei Personenbezeichnungen ist, dass einem unbewusst vermittelt wird, der Mann sei der Standardmensch.



              Die Abweichung wird dann markiert, indem ich dann "weiblicher Bäcker" oder "BäckerIN" sagen soll.



              Der Mann ist immer schon als gegeben vorausgesetzt. Auf diese Weise wird permanent eine Machthierarchie aufrechterhalten und verinnerlicht; wie gesagt, dies geschieht nicht in der bewussten Wahrnehmung, sondern ist die permanente subtile Botschaft.



              Aus diesem Grund plädiere ich für einen undogmatischen Umgang mit dem Gendern, aber der durchgängige Gebrauch des generischen Maskulinum kann's echt nicht sein.

              • @cazzimma:

                "Der Mann ist immer schon als gegeben vorausgesetzt. Auf diese Weise wird permanent eine Machthierarchie aufrechterhalten und verinnerlicht; wie gesagt, dies geschieht nicht in der bewussten Wahrnehmung, sondern ist die permanente subtile Botschaft."

                Genau genommen nehmen aber auch Gender-Varianten und weibliche Formen die männliche Form der Wörter als Vorlage, und modifizieren Sie anschließend . Irgendwo ist die "männliche Grundform" also trotzdem intrinsisch. Und bei allem Respekt gegenüber Ihrer Meinung finde ich die Vorstellung einer permanenten subtilen sprachlichen Botschaft, welche eine Machthierarchie aufrechterhält, etwas an den Haaren herbei gezogen. Wie äußert sich das denn? Müsste man dann nicht in Ländern mit geschlechtsneutralen Sprachen wie Englisch, Chinesisch oder Türkisch gesellschaftliche Unterschiede sehen? Oder wenn wir kulturell näherstehende Vergleiche anstellen möchten: Unterscheidet sich Finnland von der Geschlechtergerechtigkeit her merklich von Schweden oder Norwegen? Ich habe bisher keine Indizien dafür gesehen.

                Und ich glaube auch, dass der unbewusste Effekt, den häufig genutzte Wörter auf die kollektive Psyche haben sollen, massiv überschätzt wird.

                Die Welt würde auch nicht friedlicher werden, wenn wir an das Ende jedes Satzes ein "Peace" setzen.

  • Das Traurige am Gendern ist, dass es viele Menschen in bestimmten Kreisen (Lehrer, Akademiker, Journalisten) im vertrauten Gespräch ablehnen, es aber dennoch im vorauseilendem Gehorsam tun.

    • @Stefan Rimmele:

      Sind ja auch alles (Hetero-?)Männer, die sie da erwähnen, da ist es ja verständlich, dass sie die Notwendigkeit vielleicht weniger sehen.

      • @V. Ohneland:

        Laut aktuellen Umfragen möchten auch 59 % der deutschen Frauen nicht gendern (letztes Jahr waren es noch 52 %)

    • @Stefan Rimmele:

      Genau das ist auch meine tägliche Erfahrung.

      • @genova:

        Und sie tun es doch: Welche dieser Frauen würde denn bitte sagen, sie sei bei ihrem "Arzt" gewesen, wenn dieser Arzt weiblich ist?

        Was derzeit unter "Gendern" von vielen so aufgeregt diskutiert wird, verweist eher auf die tiefgehende Verunsicherung, die sich ausbreitet: Da setzen sich auf einmal, innerhalb weniger Jahre, Ansichten durch, dass es jenseits der zwei Norm-Geschlechter noch andere Formen gibt.

        Wenn die Verunsicherung zu groß wird, hilft es vielleicht, sich mal zu vergegenwärtigen, dass bei uneindeutigem Geschlecht den Neugeborenen ohne viel Federlesens gerne mal die etwas zu lang geratene Klitoris, schnipp-schnapp, "angepasst" wurde. Geschlechtsangleichende Operationen, bei zehn Tage alten Säuglingen. Damit dann pünktlich vor Ende der behördlichen Frist das zugewiesene Geschlecht auch schön im amtlichen Register eingetragen werden konnte.

        Dann fällt uns das mit den Sternchen, Doppelpunkten etc. doch gleich wieder viel leichter, finde ich.

  • Oh ja, endlich! Danke, für diesen Artikel!

  • Im Netz gibt's noch ein paar bedenkenswerte Vorschläge zum Thema: sonderfall.bplaced.net/

  • Hochgebildet. Lol............

    Hier ein Beispiel aus den USA: Tina ist 30 Jahre alt, hat einen Bachelor in Genderwissenschaften, schuldet 100000 Dollar Studiengebühren, kann mit ihrem Abschluss keinen Job finden, hält Leute ohne Hochschulabschluss für dumm.

    Chris ist ebenfalls 30. Er machte eine 4jährhe, bezahlte Ausbildung zum Elektriker, er verdient 80000 Dollar pro Jahr und hat 0 Dollar Schulden.

    Im Moment ist Chris damit beschäftigt Tinas Stromanschluss zu sperren da diese die Stromrechnung nicht bezahlt.

    Moral von der Geschicht: ein Hochschulabschluss allein ist kein Garant für eine gute und nützliche Bildung.

  • "neutrale Bezeichnungen heben den Effekt auf. Insofern ist der Gebrauch neutraler Ersatzbegriffe durchaus antifeministisch."



    Das wäre doch eigentlich eher ein Argument für´s Gendern, weil das generische Maskulinum allein wieder auf symbolic annihiliation hinausläuft, die Doppelnennung aber nicht nur cis-normativ ist, sondern auch durch das Herausstellen der Verschiedenartigkeit Ab- und Ausgrenzung begünstigt.



    "Sprache von oben zu manipulieren, um dadurch Menschen zu beeinflussen und ihre Eigenständigkeit zu unterdrücken"



    Das Eintreten für eine geschlechtergerechte Sprache ist Manipulation und Unterdrückung? Tatsächlich geht es doch darum Unterdrückung und Herrschaftsverhältnisse bewusst und sichtbar zu machen.



    "In „Alle Bäcker“ erkennen wir die übergreifende Form, neudeutsch „Backende“"



    Stichwort: Manipulierender Sprachgebrauch. Korrekt müsste die Gegeüberstellung ja entweder 'Bäcker/Backende' oder 'Alle Bäcker/Alle Backende' lauten. Und daran wird dann auch gleich deutlich, dass der Bäcker eben nur mit dem ergänzenden Hinweis, dass tatsächlich 'alle" gemeint sind inclusiv wird, bei den Backenden aber braucht es das nicht.



    "Demnach scheinen gendernde Menschen hochgebildet und unterbeschäftigt zu sein"



    Oder sie nehmen sich diese Zeit weil ihnen das Thema wichtig ist. Und wie kann man eigentlich auf die Idee kommen, die Bildung einer Person als Kritik gegen das von ihr geführte Argument zu richten? Hier scheint nahtlos an den Anti-Eliten/-Establishment-Diskurs populistischer Milieues angeknüpft zu werden.



    ...

    • 1G
      14390 (Profil gelöscht)
      @Ingo Bernable:

      Das Problem ist nur, daß ein Bäcker auch im Schlaf ein Bäcker bleibt, während er im in diesem Moment dann aber kein Backender, sondern statt dessen ein Schlafender ist. Einen "schlafenden Backenden" kann es nämlich rein tatsächlich nicht geben. Aber was stört die Genderbeflissenen schon die Realität.

      • @14390 (Profil gelöscht):

        Hm, das ist ein absolut stichhaltiges Argument. War mir so gar nicht richtig bewusst. Aber du hast absolut recht, auch diese Form der Genderisierung ist dann aus sprachästhetischer Sicht abzulehnen.

      • @14390 (Profil gelöscht):

        Ja und Studierende die den Hörsaal wechseln sind Pausierende, der Einwand ist so alt wie bekannt. Aber was genau macht einen schlafenden Mensch zum Bäcker? Allein die Wahrscheinlichkeit, dass er nach dem Aufwachen vermutlich in die Backstube gehen wird? Vielleicht setzt er sich ja auch an den Laptop und schreibt einen Roman? Wäre doch eigentlich nicht der schlechteste Nebeneffekt einer gendersensiblen Sprache wenn diese auch dazu führt, dass Menschen sich ein bisschen weniger über ihren Beruf definieren.

        • 1G
          14390 (Profil gelöscht)
          @Ingo Bernable:

          Nun, für gewöhnlich hängt, zumindest im deutschen Sprachraum, die Bezeichnung "Bäcker" an einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung. Aber man man kann das von mir angeführt Beispiel auch bei gleicher grammatikalischer Konstruktion inhaltlich ein wenig radikalisieren: was machen wir denn, wenn in der Trauerrede dann vom "verstorbenen Backenden" gesprochen wird? Oder in den Abendnachrichten vom "toten Demonstrierenden"? Oder nehmen wir die in etwas weniger als einem halben Jahr wieder anstehende Weihnachtszeit: ich mag zwar dann einen Nachmittag backend in der Küche verbringen, zum Bäcker macht mich das aber noch lange nicht.

        • @Ingo Bernable:

          "Wäre doch eigentlich nicht der schlechteste Nebeneffekt einer gendersensiblen Sprache wenn diese auch dazu führt, dass Menschen sich ein bisschen weniger über ihren Beruf definieren."

          Wäre doch eigentlich nicht der schlechteste Nebeneffekt einer genderindefferenten Sprache (wozu ich beispielsweise das generische Maskulinum zähle,) wenn diese auch dazu führt, dass Menschen sich ein bisschen weniger über ihr Geschlecht oder ihre Sexualität definieren.

        • @Ingo Bernable:

          Sie drücken sich vor dem Punkt, weil der nämlich trifft.

          Auch Genbder-Befürworterinnen geben zu, dass die Partizipien bei den Berufen nicht funktionieren.

          Wenn ich vor dem Herd stehe, bin ich ein Backender, aber kein Bäcker.

          Beruflich bin ich manchmal ein Lehrender, aber kein Lehrer,

          Und ob ein Bäcker nun nebenbei noch Schriftsteller ist, ist für seines Beruf und dessen Bezeichnung unerheblich.

      • @14390 (Profil gelöscht):

        Ist die Vorsitzende eines Konzerns nicht mehr Vorsitzende dieses Konzerns, wenn sie gerade schläft? Ist ein alleinerziehender Vater nur dann alleinerziehend, wenn er gerade aktiv "erzieht"?

        • 1G
          14390 (Profil gelöscht)
          @Klaus F.:

          Nunja, "der Vorstand" ist tatsächlich eine weder nach Geschlecht, noch nach Zahl bestimmte Gruppe von Menschen, d.h. "der Vorstand" kann grundsätzlich keine einzelne Person bezeichnen. Selbst wenn man jemanden als "den Vorstand" bezeichnet, meint man damit nur die Mitgliedschaft in eben dieser bestimmten Gruppe von Personen, keine damit verbundene Tätigkeit, weswegen "die Vorständen" sprachlich völlig sinnlos ist. Genauso ist es mit Ihrem zweiten Beispiel, dem "alleinerziehenden Vater" - auch hier liegt keine Tätigkeitsbeschreibung vor, sondern es wird ein bestimmter Status bezeichnet.

    • @Ingo Bernable:

      ...



      "Die Sprachentwicklung im Deutschen ist partizipativ, sie vollzieht sich unkontrolliert im lebendigen Dialog der Sprachgemeinschaft."



      Nun sind aber eben auch die Befürworter*innen des Genderns Teil dieser Sprachgemeinschaft, wer den lebendigen Dialog will muss also deren Partizipation an der Sprachentwicklung wollen. Wer aber ein "Zurück zum generischen Maskulinum" verordnen will und von diesem Vorhaben lediglich aufgrund dessen faktischer Undurchführbarkeit ablässt, zeigt sich damit gerade nicht besonders partizipativ.



      "gegen die aufgezwungene Sprachpolitik"



      "Ein beachtlicher Teil der Sprachgemeinschaft ist vom Gendern gänzlich unberührt"



      So sehr weit her kann es demnach mit dem Zwang ja nicht sein.



      Wenn man sich anschaut mit welcher Vehemenz die Kritiker*innen des Genderns ihrer Sache nachgehen, statt einfach so zu sprechen und schreiben wie sie es für richtig halten, muss man sich schon wundern, dass es ´96 sogar möglich war eine Rechtschreibreform durchzuführen ohne, dass dies zu gewaltsamen Aufständen führte.

      • @Ingo Bernable:

        Doch, der Zwang ist enorm.

        Wenn ich an der Uni wegen fehlendem Gerndern schlechtere Noten bekomme, ist da nichts mehr mit Dialog und Partizipation.

        Klar sind die Gender-Befürworter_innen Teil der Sprachgemeinschaft.

        Allerdings ist es ungewöhnlich, dass der eine Teil dem anderen Teil seinen Stil so deutlich aufoktroyieren will.

        Deshalb mangelt es da an Unkontrolliertheit und lebendigem Dialog.

        Besonders vehement kommt der Artikel übrigens für mich nicht rüber.

      • @Ingo Bernable:

        Danke für diese Einordnung!

      • @Ingo Bernable:

        Volle Zustimmung.



        Gleichzeitig sollte man Gendern nicht von Amts wegen verordnen. Das scheint mir doch sehr zwanghaft.



        Ein unterschiedlicher Sprachgebrauch innerhalb der Gesellschaft, so wie jede/r es für richtig hält, ist letztendlich demokratischer und praktikabler.

      • @Ingo Bernable:

        Also ich habe damals die Reform verweigert und schreibe mein gesamtes Berufsleben nach der alten Rechtschreibung:)



        Klappt gut...😅

      • 1G
        14390 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        Sehen Sie, das passiert, wenn man die Begriffe "freeware" und "open source" verwechselt - Sprache ist "freeware", weil sie jeder sie benutzen kann/darf, aber sie ist nicht "open source", weil nicht jeder sie nach seinem Gusto verändern kann.

        • @14390 (Profil gelöscht):

          Aha, wer hält denn das Copyright und das alleinige Recht zu Änderungen am Source? Und wären demnach nicht Dialekte, Mundarten, Jugend- und Fachsprachen illegale Forks die mal dringend von einem Maintainer einem Review unterzogen werden müssten?



          Sprach ist open source und jeder User ist auch ein Contributor.

          • 1G
            14390 (Profil gelöscht)
            @Ingo Bernable:

            Nun, sie können gerne einmal versuchen, eine Arbeit an der Universität in Dialekt oder Mundart abzugeben. Wenn Sie sich in dieser Arbeit nicht gerade mit Linguistik beschäftigen, dürfen Sie kaum bestehen. Und wenn Sie in der Schule Ihre Hausarbeiten in Jugendsprache abgegeben hätten, wären Sie wahrscheinlich auch nicht erfolgreich aus der entsprechenden Prüfungssituation herausgekommen.



            Sie können natürlich gerne Ihren individuellen Beitrag leisten - das meinen Sie wahrscheinlich mit "jeder ist ein contributor! -, aber damit verlassen Sie halt das allgemeine Verständnis der Hoch- oder Schriftsprache. Aber es liegt halt an jedem selbst, wie gut er verstanden werden möchte.

  • Als Lehrende oder Prüfender in der Uni weiß man oft nicht, wie man einen Studierenden oder eine Studierende benennen soll, da die Partizipialformen nur im Plural geschlechtsneutral sind. Als es noch Studenten gab, war das einfacher.

    • @C.O.Zwei:

      Was passiert denn wenn sie das gendern einfach lassen und die Dinge bzw. Personen beim Namen nennen? Ist das denn mittlerweile verboten?

  • „ Gendern in der ­Anrede und da, wo es kontextbezogen darauf ankommt, zum Beispiel bei Stellenausschreibungen – sonst nicht.“

    Danke!

  • Als selbständigem Chef geht die Diskussion an mir ohnehin vorbei, weil mich (bisher) niemand zu einem bestimmten Sprachgebrauch nötigen kann. Im Web habe ich in meinen Webbrowsern "Binnen-I be gone" als Add-on aktiviert. Das filtert die wichtigsten Gendersprachformen raus und macht die Texte lesbarer, auch hier bei der TAZ.

    • @jghsr:

      Genial! Danke

    • @jghsr:

      Super, danke für den Tip!!

  • Absolute Zustimmung.

  • Die deutschen Könige, Herzöge und Adligen sprachen am Hofe französisch.



    Das dumme Volk sprach Deutsch.

    Genderspeak ist die neue Adelssprache. Kein normaler Mensch versteht sie oder spricht sie. Sie wird nur bei Hofe gesprochen oder dort wo sie Vorschrift ist (=erzwungen wird).



    Gender ist die Sprache der Regenten.

    • @el presidente:

      Ahja, Putin, Trump, Biden, Johnson, Bolsonaro, Ardern, Kurz und die Queen samt ihrem Hofstaat gendern.

      Oder vielleicht die versammelten deutschen CEOs der DAX-Unternehmen?

      Hab ich was verpasst und Luise F. Pusch ist seit 16 Jahren Kanzlerin?

      Wovon reden Sie?

    • @el presidente:

      Unsinn.

  • Endlich! Vielen Dank für diesen Artikel, Frau Stein. Mein erster Kommentar bei der TAZ.

    Klare, pragmatische und nicht polemische Kritik am Gendern.



    Die Linke muss sich endlich wieder Verteilungskämpfen widmen und sich nicht mehr in sprachpolitischen Sackgassen selbst beweihräuchern. Denn die relevanten Probleme sind noch nicht gelöst, wie z.b. dieses hier:

    "Weder neutrale Bezeichnungen wie Abgeordnete (der Frauenanteil im Bundestag beträgt 30,7 Prozent) noch gewagt gegenderte Vor­stän­d*in­nen (der Frauenanteil bei den top 200 Unternehmen beträgt 11,5 Prozent) ändern etwas an der anhaltenden Ungleichheit."

    • @Materialist:

      Ihre Kritik geht ein wenig an der Sache vorbei: Gendern und Geschlechtergerechtigkeit ist kein genuin "linkes" Thema. Wenn es überhaupt im politischen Spektrum verortet werden muss, ist es eher ein zutiefst liberales/libertäres Thema und damit ein Querschnittthema für alle bis auf diejenigen rechts, die aus politischen Gründen an einer strikten zweigeschlechtlichen Aufteilung der Menschen festhalten möchten.

      Ein "die Linke muss wieder..." ist also Unsinn, weil sich viele, die sich hier engagieren oder Stellung positionieren, gar nicht unbedingt zugleich auch links einordnen.

      Im Übrigen kann man ja auch noch das Eine tun ohne das Andere zu lassen, wir sind doch schließlich des Multitasking fähig.

      • @V. Ohneland:

        Was ist denn liberal daran, Menschen vorzuschreiben, wie sie zu reden haben, damit angeblich Leute mitgenannt werden, die sonst nicht mitgenannt würden (was schlicht nicht stimmt, die Mehrheit meint immer alle Geschlechter, mit oder ohne Stern). Gendern vorzuschreiben oder anderen aus einer beherrschenden Position aufzudrängen ist alles andere als liberal.

        • @Dr. McSchreck:

          Es hilft hier vielleicht wirklich mal, sich klarzumachen, woher die ganze Geschichte mit dem Gender-Gap oder dem Gendersternchen eigentlich kommt: Es gibt Menschen in unserer Gesellschaft, die nicht eindeutig als Männlein oder Weiblein geboren werden. Bis vor kurzem, wenn nicht sogar immer noch, wurden bei nicht-eindeutigen Säuglingen geschlechtsangleichende Operationen durchgeführt, um auf Biegen und Brechen Eindeutigkeit herzustellen. Und auch im späteren Leben haben sich diese Menschen kaum in der Gesellschaft wiedergefunden, entsprachen halt nicht der Norm. Das hat eine Menge Leid produziert.



          Das Sternchen, der Gap macht diese Menschen sichtbarer und "normaler". Diese Entwicklung geht einher damit, dass man jetzt nicht mehr in den ersten zwei Wochen (!) das Geschlecht eines Kindes auf männlich oder weiblich festlegen (und ggf. operativ anpassen) muss.



          Letzten Endes geht es bei der so hart angegangenen "Gendersprache" eben nicht um Gängelung der Mehrheit, sondern um Menschenrechte für diejenigen, die bis vor kurzem einfach durchs Gender-Raster durchgefallen sind.



          Gegenüber den Schwierigkeiten, die man als nicht-binärer Mensch in dieser Gesellschaft bis vor kurzem noch massiv hatte, ist das Gejammer der "Normalos" meiner Meinung nach wirklich ein Witz.

          • @V. Ohneland:

            Die von Ihnen beschriebenen Menschen haben mein volles Mitgefühl. Aber wenn Sie hier so umfangreich erklären müssen, dass Gendersternchen diese Personen sichtbarer machen, dann scheint dieser Effekt in der Praxis nicht sonderlich gut zu funktionieren. Ebenso führt das ständige (äußerst indirekte) Nennen dieser Personen nicht automatisch zu mehr Rechten für diese. Und halten Sie es in dem von Ihnen genannten Kontext wirklich für eine gute Idee, diese ohnehin schon unterprivilegierte Gruppe in der Öffentlichkeit permanent mit einer sprachlichen Maßnahme in Verbindung zu bringen, die von der Mehrheit der Deutschen abgelehnt wird?

          • @V. Ohneland:

            Das Gesetz ist lange geändert, solche Operationen sind verboten.

            Dass man ausgerechnet dieses Problem in der Sprache sichtbar machen muss, leuchtet mir auch nicht ganz ein. In einer Mehrzahl sind immer alle Menschen enthalten, egal welchen Geschlechts. Durch Stern oder Doppelpunkt - könnte man auch argumentieren - werden sie schon wieder ein eine Sonderrolle gedrängt, statt einfach normal unter allen anderen dabei zu sein. Es wäre zu fragen, ob nicht weit mehr Menschen einfach ganz normal behandelt werden wollen als stets hervorgehoben zu werden als etwas Besonderes.

            Im übrigen hat all das mit dem Begriff "liberal", den sie verwendet haben, wenig zu tun, bzw. liberal ist eher meine Position: jeder soll glücklich werden, wie er ist, ohne dass man mit dem Finger auf ihn zeigt oder ihn als Exoten wahrnimmt (es sei denn er wünscht es), wobei hier "jeder" und "er" auch wieder das generische Maskulinum ist, also gleichermaßen Frauen und Diverse beinhaltet.

      • @V. Ohneland:

        Postest du das jetzt unter alle Artikel die dir nicht genehm sind?🤣

  • So machen wirs.

  • Ein Top-Artikel.



    Danke.

  • Gähn, interessiert außerhalb gewisser Milieus niemand.

    • @Christof Abt:

      Naja, ein Drittel der Deutschen steht dem Gendern schon positiv gegenüber. Das sollte man nicht komplett ignorieren.

    • @Christof Abt:

      Danke. Zumal der Artikel schlecht ist, lose Aneinanderreihung von Ressentiment, z.T. logisch falsch.

      Das Gegenteil von "A und B" ist z.B. eben nicht "nicht A und nicht B", sondern "nicht A oder nicht B", also ist der Satz schonmal falsch, "Die Gegner des Genderns sollen vorwiegend männliche, konservative Privilegierte sein. Im Umkehrschluss müssten die Befürworter tendenziell weiblich oder divers, progressiv *und unterprivilegiert sein." Zumal der nächste Satz darauf hinweist, dass (weiblich oder divers) und progressiv und unterprivilegiert gemeint ist. Insofern ist es eben doch vereinbar, dass weiblich privilegiert Wert auf Gendern legt.

      Clickbait halt.