Randale in Stuttgart: Polizei völlig verdutzt

Stuttgart erlebt eine unruhige Nacht: Dutzende randalierender Kleingruppen sorgen für erheblichen Sachschaden. 20 Menschen werden festgenommen.

Waren vor einem geplünderten Geschäft

Nächtliche Ausdehnung eines Ein-Euro-Shops Foto: Simon Adomat/dpa

STUTTGART dpa | Nach den nächtlichen Ausschreitungen in der Stuttgarter Innenstadt hat sich die Lage am Sonntagmorgen laut Polizeiangaben wieder beruhigt. Der Großteil der mehr als 200 Einsatzkräfte, die aus anderen Teilen Baden-Württembergs in die Landeshauptstadt beordert worden waren, hat Stuttgart demnach inzwischen wieder verlassen.

Derzeit sei die Polizei dabei, sich einen Überblick zu verschaffen. „Wir versuchen jetzt auszuloten, was das war und was das werden könnte“, sagte ein Sprecher.

Über die Hintergründe der Auseinandersetzung und die genaue Anzahl der Randalierer war zunächst nichts bekannt. Dutzende gewalttätige Kleingruppen hatten nach Polizeiangaben gegen Mitternacht begonnen, in der Stadt zu randalieren, und auch mehrere Polizisten verletzt. Nach Angaben der Polizei wurden 20 Menschen vorläufig festgenommen.

Die Krawalle hätten gegen Mitternacht begonnen, sagte der Polizeisprecher. Vorausgegangen war laut Polizei eine Polizeikontrolle anlässlich eines Drogendelikts, bei dem sich viele Feiernde gegen die Beamten solidarisiert hatten. „Die Situation ist völlig außer Kontrolle“, hatte ein Polizeisprecher am frühen Sonntag erklärt. Am Sonntagmorgen hieß es dann, die Lage habe sich beruhigt.

Schaufenster eingeschlagen

Zu sehen waren da noch die Schäden: So waren die Schaufensterscheiben mehrerer Handy-Läden eingeschlagen. Unter anderem waren auch ein Eiscafé auf der Königstraße und ein bekanntes Bekleidungsgeschäft nahe des Charlottenplatzes von der Randale betroffen

Auch an vergangenen Wochenenden war es zu Auseinandersetzungen von überwiegend jungen Menschen mit der Polizei gekommen – allerdings nicht in dem Ausmaß wie jetzt. Die Polizei äußerte sich zunächst nicht dazu, ob die Drahtzieher der jüngsten Zerstörungen polizeibekannten Szenen zuzurechnen sind.

Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) verurteilte die Ausschreitungen in der Stuttgarter Innenstadt scharf. „Eines muss klar sein: Es darf keine rechtsfreien Räume in Stuttgart geben“, teilte Kuhn am Sonntagmorgen auf Twitter mit. „Ich bin schockiert von dem Ausbruch an Gewalt, von den Angriffen auf die Polizei und den Zerstörungen in unserer Stadt. Das ist ein trauriger Sonntag für Stuttgart.“

CDU-Forderung nach „voller Härte“

FDP- und SPD-Fraktion kündigten eine Sondersitzung des Innenausschusses im Landtag für kommende Woche an. Innenminister Thomas Strobl (CDU) müsse dort ausführlich über die kriminelle Gewalt und seine Maßnahmen zum Schutz von Gesellschaft und Polizei berichten, forderte FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke.

Auch der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Uli Sckerl, sagte, es sei geboten, dass sich der Landtag mit einer Sondersitzung des Innenausschusses ein Bild von der Lage mache. „Diese ist jetzt noch viel zu unübersichtlich, um aus der Ferne bereits voreilige Schlüsse zu ziehen und Schuldige zu benennen“, sagte er.

Sascha Binder, Innenexperte der SPD-Landtagsfraktion, sprach von bürgerkriegsähnlichen Zuständen. „Straßenschlachten solchen Ausmaßes kennen wir in Baden-Württemberg nicht, und der Innenminister muss alles dafür tun, damit dies nicht zur Normalität wird.“

„Die Täter müssen die volle Härte des Gesetzes spüren“, so reagierte der CDU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Reinhart auf die Ausschreitungen. „Wer die Stuttgarter Innenstadt in ein Schlachtfeld verwandelt, darf weder auf Verständnis noch auf Milde hoffen.“

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