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Polizei schießt auf ZwölfjährigeViele offene Fragen

In Bochum haben Polizisten einer gehörlosen Zwölfjährigen in den Bauch geschossen. Das Kind sei mit Messern auf sie zugegangen, erklärt die Polizei.

Der Tatort in Bochum: Hier wurde ein Kind durch den Schuss aus einer Dienstwaffe der Polizei lebensgefährlich verletzt Foto: Michael Korte/Funke Foto Services/imago

Eigentlich sollte die Bochumer Polizei dem 12-jährigen Mädchen helfen. Sie war weggelaufen und benötigte Medikamente. Am Ende schießt ein Beamter und verletzt das gehörlose Kind lebensgefährlich. Wie konnte es dazu kommen?

Am Sonntag verschwindet das Mädchen aus ihrer Wohngruppe in Münster, wo sie lebt. Gegen Mittag ist sie nicht mehr auffindbar. Ihre Betreuer melden sie noch am selben Tag als vermisst, auch weil sie auf lebenswichtige Medikamente angewiesen sein soll. Diese hatte sie „möglicherweise über einen längeren Zeitraum nicht eingenommen“, so die Polizei. Laut Medienberichten soll es sich um Insulin handeln.

Nach mehrstündiger Suche erhält die Polizei den Hinweis, dass sich das Mädchen bei ihrer Mutter in Bochum aufhalten soll. Sie ist ebenfalls gehörlos. Ihr wurden vor einiger Zeit Sorgerecht und Aufenthaltsbestimmungsrecht für ihre Tochter entzogen, weshalb sich das Mädchen nicht bei ihr aufhalten darf.

Am Montag, mitten in der Nacht gegen 0.30 h, stehen deshalb vier Polizisten vor der Wohnung im Bochumer Stadtteil Hamme. „Da die Wohnungstür zunächst nicht geöffnet wurde, aber Geräusche aus der Wohnung zu hören waren, forderten die Einsatzkräfte einen Schlüsseldienst an“, heißt es von der Polizei. Noch bevor dieser eintraf, öffnete die Mutter jedoch selbst die Tür. Was genau dann passierte, ist noch unklar.

Einsatz ohne Gebärdendolmetscher

„Die Kollegen haben mit der Mutter kommuniziert, zeitgleich haben sie in der Wohnung das Mädchen gesehen“, erklärt ein Polizeisprecher. Ob und wie eine Kommunikation mit der gehörlosen Mutter und Tochter überhaupt möglich war, müsse noch ermittelt werden, erklärte ein Polizeisprecher. Ein Gebärdendolmetscher, der mit den beiden hätte kommunzieren können, war beim Einsatz nicht dabei.

Man könne sich mit Gehörlosen aber eigentlich gut verständigen, so der Sprecher: „mit Hand und Fuß, mit Zettel und Stift oder einer App“. Wegen der fehlenden Medikamente habe die Polizei den Einsatz nicht verschieben wollen.

Hinter der Mutter hätten die vier Beamten durch die geöffnete Tür das Mädchen und ihren Bruder gesehen. „Die Mutter versperrte den Einsatzkräften den Zutritt zur Wohnung. Um zu dem Mädchen zu gelangen, zogen die Einsatzkräfte die Mutter in den Hausflur und fixierten sie“, heißt es in einer Pressemitteilung. Dieses vielleicht ausschlaggebende Detail erwähnte die Polizei in einer ersten Mitteilung nicht.

Anschließend hätten die Polizisten die Wohnung betreten, woraufhin das Mädchen mit zwei Messern in der Hand auf sie zugegangen sein soll. „Um einen drohenden Angriff mit den Messern abzuwehren“, sollen daraufhin zeitgleich zwei Polizisten auf das Mädchen geschossen haben, schildert die Polizei ihre Version des Vorfalls. Der eine mit seinem Taser, der andere mit seiner Schusswaffe. Polizei und Staatsanwaltschaft geben an, die Schüsse seien erst gefallen, als sich das Kind unmittelbar vor ihnen befunden habe.

Polizeieinsätze bei psychischen Ausnahmesitutationen

Er soll das Kind lebensgefährlich in den Bauch getroffen haben. Wie häufig, erklärte die Polizei nicht. Die WAZ berichtet von einem einzelnen Schuss. Das Mädchen wurde in ein Krankenhaus gebracht und dort operiert. Ihr Zustand ist laut einem Sprecher der Polizei „kritisch, aber stabil“. Sie werde intensivmedizinisch betreut. Weitere Angaben, beispielsweise ob Bodycams im Einsatz waren, wollten Polizei und Staatsanwaltschaft gegenüber der taz nicht machen.

Inzwischen hat sich die Mutter des Mädchens geäußert. Gegenüber RTL erklärte sie, dass ihre Tochter aus der Wohngruppe weggelaufen war, weil es Streit in der Schule gab: „Sie sagte, ‚ich kann das nicht mehr ertragen‘.“ Wahrscheinlich aus Angst sei das Mädchen zu ihr gekommen. Ihre Tochter habe mehrmals nach ihr gerufen, bevor der Polizist vor ihren Augen auf sie schoss. Sie vermutet, dass ihr Kind ihr helfen wollte. Weder die Darstellung der Polizei noch die Aussagen der Mutter lassen sich unabhängig überprüfen.

Dass die Polizei ein Problem im Umgang mit Personen in psychischen Ausnahmesituationen hat, ist unter Ex­per­t:in­nen aber schon länger bekannt. So kritisiert beispielsweise der Polizeiforscher Thomas Feltes „mangelnde Deeskalationsfähigkeiten“ und fordert, häufiger sozialpsychiatrische Dienste einzusetzen. Knapp 30 Prozent der von der Polizei getöteten Personen in Deutschland befanden sich in einer psychsichen Ausnahmesituationen, wie Daten des Fachmagazins CILIP zeigen.

Mordkommission Essen ermittelt

Dass die Polizei auf ein 12-jähriges Mädchen, noch dazu gehörlos, schießt, ist dennoch außergewöhnlich. Für den Schusswaffengebrauch gegen Kinder gelten noch strengere Regeln als gegen Erwachsene. Das nordrhein-westfälische Polizeigesetz verbietet grundsätzlich den Schusswaffeneinsatz gegen Kinder, „die dem äußeren Eindruck nach noch nicht 14 Jahre alt sind“. Nur wenn die Waffe das „einzige Mittel zur Abwehr einer gegenwärtigen Gefahr für Leib oder Leben“ sind, ist der Gebrauch zulässig.

Ob das der Fall war, sollen nun die Ermittlungen zeigen. Zuständig ist eine Mordkommission der benachbarten Polizei Essen – „aus Neutralitätsgründen“, wie es in solchen Fällen heißt. Dieses Vorgehen ist üblich, steht jedoch in der Kritik, da die Polizei gegen sich selbst ermittelt.

Vorerst bleiben viele Fragen offen. Warum konnten vier Polizeibeamte das 12-jährige Kind nicht mit anderen Mitteln stoppen? Und sollten solche Fälle überhaupt Aufgabe bewaffneter Polizisten sein? So­zi­al­ar­bei­te­r*in­nen oder andere Personen mit Erfahrung im Kontakt mit Kindern waren nach jetzigem Stand nicht vor Ort.

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106 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Die Moderation

  • Hier die Kommentarspalte zu öffnen, ist wie, was? Eulen nach Athen?



    Oder vielleicht hat es auch nur eine Ventilfunktion.

    Es gibt, wie man an den Kommentaren sieht, viel zu wenig echte Information. Sehr viel ist reine Spekulation, die nicht immer geboten ist.

    Einzig klare Forderung könnte sein, Bodycams müssen aufzeichnen.

    • @fly:

      Danke für den Kommentar! Hier ist so viel Blödsinn zu lesen, so viele anhaltslose Spekulationen. Man bewegt sich hierbei inzwischen auf BILD-Niveau: Keine Ahnung, aber Hauptsache, ich hab mal was gesagt. Ist bei anderen Themen vielleicht auch völlig in Ordnung (ist ja auch teilweise lustig), in diesem Fall hätte EIN Artikel ohne Kommentarfunktion vielleicht auch einfach mal gereicht. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, wo TATSÄCHLICH valide neue Erkenntnisse zu Tage treten...

  • Leider bestätigt mal wieder:

    Ich bin nichts



    Ich kann nichts



    Gebt mir eine Uniform

  • hier reden viele von einer "psychischen" Erkrankung des Mädels.... das geht aber aus dem Artikel gar nicht hervor.

    Das Mädchen ist gehörlos. Mehr nicht. Es gab Probleme in der Schule weshalb sie zu ihrer Mutter ging.



    Das Mädchen wird mit der Situation und den Problemen völlig überfordert gewesen sein, dazu noch der Angst - und Schreckfaktor wenn nach Mitternacht 4 Polizisten die Mutter aus der Wohnung zerren.

    Man kann der Polizei in diesem Fall mal wieder ohne wenn und aber attestieren: Bravo - alles falsch gemacht - aber hinterher ist man immer schlauer - ob's beim nächsten Mal besser klappt?

    Das die Polizei in solchen Fällen gegen sich selbst ermittelt, schafft in Anbetracht der Skandale der letzten Zeit nicht gerade Vertrauen.

    Messer oder nicht, wer als Polizist meint, da die Schusswaffe als mildestes Mittel zu bevorzugen, ist eindeutig ungeeignet für den Job.

  • LmaA!



    Wie mental verwahrlost müssen DIE Wachtmeister /-innen(?) gewesen sein, dass keiner von ihnen in der Lage war sich gegenseitig vor diesem SuperGau zu bewahren und sie wahrhaftig auf ein 12-jähriges, als körperlich eingeschränkt bekanntes Kind mittels Teaser und Pistole zu schießen?

    Erwachsene, DIE messerfeste Handschuhe mitführen, die stichfeste Schutzwesten tragen, allemal wird auf das durchsetzungsstarke und konfliktreduzierende Einsatztraining verwiesen und da fällt DEN Figuren lediglich ein, die Schusswaffe gegen ein KIND einzusetzen!?

    Jetzt wird mir wirklich Angst und Bang, sollte ich bei der nächsten Polizeikontrolle nur Widerworte leisten.

    Da schämt man sich, mal dazugehört zu haben!!

    Nach den bisherigen Erfahrungen mit solchen „Amokläufern“ wird uns wohl auch die Polizei Bochum wieder Rechtfertigungen für dieses haarsträubende Verhalten auf die Nase binden - wollen -.

  • Möglicherweise sollte man mal drüber nachdenken, wer in die Polizei aufgenommen werden darf und mit Schusswaffen ausgerüstet wird. Zu meiner Zeit gab es eine Gewissensprüfung für Menschen, die NICHT auf andere Menschen schießen wollten (Wehrdienstverweigerung), das öffnete mir schon damals die Augen, in was für einem Staat ich hier lebe.



    Vielleicht sollte man das Blatt endlich wenden und Leute prüfen, die auf andere schießen wollen und es auch tun.



    Dabei könnte man auch gleich die Neonazis und andere Rassisten aussondern, die sich so bei der Polizei tummeln.



    Das heißt nicht, dass alle PolizistInnen so sind, die Hoffnung ist, dass die Mehrheit bedacht, empathisch, hilfsbereit ist.



    Aber wenn man die Meldungen der letzten Jahre verfolgt, hat man schon den Eindruck, dass es eine beschissenee Idee ist, Polizisten Schusswafen in die Hand zu drücken.



    Wenn man sie dann wenigstens mal bestrafen würde! Aber jetzt ist gerade der Mörder von Lorenz in Oldenburg der "fahrlässigen Tötung" angeklagt, als hätte er ihn besoffen aus Versehen überfahren statt ihn nüchtern mit mehreren Schüssen in den Rücken zu töten.



    Das sagt viel über unseren "Rechtsstaat" aus.

    • @Jalella:

      Sie glauben ernsthaft, ein bedachter, empathischer und hilfsbreiter Polizist kann nicht in die Lage kommen, schiessen zu müssen?

      Klar, ein Polizist der schiesst, um sich oder andere zu verteidigen, muss natürlich unbedacht, unempathisch, nicht hilfsbereit sein.

      Ganz sicher hat auch keiner von denen Gewissenbisse, Alpträume, psychische Probleme.

      So zu denken ist so, als würde man behaupten, nur Menschen die kein Problem damit haben, Leute zu überfahren, werden Lokführer.

      Wie billig und wie selbstgerecht.

  • "Ihr wurden vor einiger Zeit Sorgerecht und Aufenthaltsbestimmungsrecht für ihre Tochter entzogen, weshalb sich das Mädchen nicht bei ihr aufhalten darf."



    Für mich klingt das nicht logisch. Damit sich das Mädchen nicht bei der Mutter aufhalten darf, braucht es nach meinem Verständnis ein explizites Kontaktverbot.

    • @Francesco:

      Wo sich ein Minderjähriger (m/w/d) aufhalten darf, regelt der Aufenthaltsbestimmungsberechtigte. Wenn es sich bei der Mutter im Wissen und mit Stattgabe der Betreuung hätte aufhalten dürfen hätte es keinen Vermisstenfall gegeben. Es geht also um den Bewegungskreis des Kindes.

      Ein Kontaktverbot regelt dagegen Einschränkungen beim jeweiligen Erwachsenen. Das ist hier volkommen unerheblich.

  • taz: *Am Montag, mitten in der Nacht gegen 0.30 h, stehen deshalb vier Polizisten vor der Wohnung im Bochumer Stadtteil Hamme.*

    Vier Polizisten (!) gegen ein 12-jähriges Mädchen. Das wird ja immer "lustiger". Und anstatt sich zurückzuziehen und einen Psychologen anzufordern, haben sie ihre Pistolen gezogen und geschossen.

    taz: *Nur wenn die Waffe das „einzige Mittel zur Abwehr einer gegenwärtigen Gefahr für Leib oder Leben“...*

    Da bestand also für vier Polizisten eine Gefahr für Leib oder Leben durch ein verwirrtes 12-jähriges Mädchen. Wer soll das glauben?

    taz: *Wegen der fehlenden Medikamente habe die Polizei den Einsatz nicht verschieben wollen.*

    Die vier Polizisten wussten also, dass das Mädchen Medikamente braucht. Dennoch ziehen sie sich nicht sofort zurück und fordern dann über Funk einen Psychologen und Arzt an, sondern fixierten sogar die Mutter im Hausflur und schießen dann auf eine 12-Jährige, die sich in einer psychischen Ausnahmesituation befand.

    Damit man mich nicht missversteht. Ich bin froh, dass wir eine Polizei haben, aber ich möchte keine Polizei in Deutschland, die auf Kinder schießt, nur weil die Polizeibeamten mit einer Situation total überfordert sind.

    • @Ricky-13:

      Ich weiß nicht, was daran lustig sein soll. Wenn eine Notwehrsituation vorgelegen haben sollte und die handelnden Polizisten nicht eingegriffen hätten, dann hätten wir heute möglicherweise einen toten Polizisten und eine schuldunfähige Totschlägerin.

      Wo sehen Sie den Witz?

      Und wenn auf engem Raum erst mal ein Messer im Spiel ist, dann haben wir eine Gefahr für Leid und Leben.

      Und solange keine angeblichen Messer im Spiel waren, war die Situation für vier Polizisten sicherlich auch hinreichend übersichtlich.

  • "Warum konnten vier Polizeibeamte das 12-jährige Kind nicht mit anderen Mitteln stoppen?"

    Mussten sie es stoppen? Wäre es möglich gewesen, die Wohnung zunächst wieder zu verlassen? Oder sie gar nicht erst zu betreten, sondern zunächst mit der Mutter die Situation zu klären? Welchen Auftrag hatte die Polizei? Den Aufenthalt des Mädchens zu ermitteln? Sicherzustellen, dass es ihr gut geht und sie Zugang zu Insulin hat? Inobhutnahme?

    • @sàmi2:

      Das sind genau die Fragen, die sich mir auch stellen. Was war hier das Ziel? Das Kind mitten in der Nacht mit Polizeibegleitung in die Wohngruppe zurück zu bringen?



      Hier hätten eher die vier Polizeibeamten mal gebremst werden müssen in ihrem Übereifer, die Situation partout nach ihrem Willen auflösen zu wollen.

      • @V. Ohneland:

        Und wenn sich hinterher herausstellt, dass das Aufenthaltsbestimmungsrecht der Mutter wegen Gewaltanwendung, Alkoholkonsum oder Vernachlässigung (z.B. Nichtgabe lebenswichtiger Medikamente) enzogen worden ist?

        Das Kind war als vermisst gemeldet und durfte sich dort nicht aufhalten.

  • Es ist wohl (auch) ein struktuelles Problem.



    .



    Bereits 2014 berichtete Zeit-Online www.zeit.de/gesell...sive-waffenhaltung über geänderte Regeln bei der Ausbildung von Polizist*innen, 》Die gezückte Waffe soll Routine werden



    .



    "Was beim Friseur der Kamm ist, ist bei uns die Waffe", sagt ein Polizeiausbilder. Jungen Polizisten bringt er bei, ihre Dienstwaffe möglichst häufig zu ziehen《



    .



    Was nicht nur ein unsäglicher Vergleich ist, sondern, wie im neuesten Kommentar dort deutlich wird, auch mit zu der aktuellen Situation geführt haben kann



    .



    》UhuruMovement [...] Eines frage ich mich noch: wenn der sichernde Beamte [...] die Waffe in der Hand hat, was will er dann machen, wenn das polizeiliche Gegenüber sich mit einfacher körperlicher Gewalt zur Wehr setzt? [...] Will der sichernde Beamte dann die Schusswaffe erst wieder wegstecken bevor er zu erlaubten Mitteln der Gewalt greift, oder wird diese Haltung eine erhöhte Bereitschaft zum Schusswaffengebrauch abseits jeglicher rechtlicher Zulässigkeit herbeiführen?《



    .



    Hier: Gebärdensprache mit der Waffe (womöglich statt Vorzeigen der lebenswichtigen Medikamente) im Anschlag?

  • Es gibt im grundsätzlichen Sachverhalt eigentlich kein Informationsdefizit.

    Polizeien sind durchgängig-durchschnittlich für derartige Einsätze nicht, bzw. schlecht ausgebildet.



    Weshalb die handwerklich-fachlichen Ergebnisse regelmässig so und so ähnlich ausfallen.



    Das weiss die vom Gemeinwesen teuer bezahlte wissenschaftlich-seriöse Kriminologie, dass wissen alle Fachstellen, die mit dieser Frage beschäftigt sind.

    Und Soziale-Psychiatrische-Jugendeinrichtungen stecken in dem Dilemma, keine andere Polizei rufen zu können. Als die schlecht ausgebildete.

    Polizisten sind noch immer ausgebildet, in einer angetroffenen Situation - dem Soldatenhandwerk verwandt - sofort aggressiv, nötingenfalls mit Gewalt die Oberhand, die Dominanz zu erlangen.



    Nur führt das bei psychisch Kranken, bei psychisch Erregten, bei Suchtkranken fachlich-handwerklich gar nicht zur Kontrolle der Situation. Es eskaliert die Situation.

    Im Ergebnis bleibt dann nur noch eine gesellschaftliche Haltung, die derartiges als bedauerliche, aber halt nicht immer vermeidbare Kollateralschaden einsortiert.



    So es ja meist Menschen trifft, bei denen man sich schon denkt, dass die irgendwie selbst schuld sind.

    • @Elise Hampel:

      Danke und gut eingeordnet. Die Verbrämung dieser sich immer mehr häufenden Vorkommnisse zu tragischen Begebenheiten im Polizeialltag, gepaart mit einer Opferstruktur von psychisch Kranken und /oder PoC lässt dann auch zurecht den seltsamen beigeschmäcklen Gedanken zu, der hier oder unter ähnlichen Artikeln zum Thema in Bochum schon von anderen Foristen geäußert wurde und in höchstem Maße beunruhigt ist: Vielleicht entsteht da unbewusst in den Köpfen der Beamten eine natürliche Auslese noch bevor die „Tragödien“ passiert sind, und sind das die in Kauf genommenen Kollateralschäden da es sich ja eh um Menschen zweiter Klasse handelt, den gesellschaftlichen Ausschuss, die Verzichtbaren da Nutzlosen… also wird mit weniger Sorgfalt, Behutsamkeit in den Einsatz gegangen und mit ganzem Machismo und Dominanz durchgesetzt, was ungeschulte Polizisten für richtig halten. Im Nachgang wird’s wegrecherchiert und schönanalysiert so dass im Zweifel immer das Opfer mitschuldig ist und tötende Polizisten weiter „brav“ ihren Dienst verrichten können.

    • @Elise Hampel:

      Ich würde das noch erweitern: Dieses polizeiliche Verhalten führt bei jedem, der nicht oder noch nicht gelernt hat sich solchem Verhalten aus Selbstschutz unterzuordnen (oder sich dieser Dominanz aus anderen Gründen nicht unterordnet oder nicht unterordnen kann) potenziell zur Eskalation.



      Bezüglich des betroffenen Kindes: Es liegen soweit ich sehe bis dato keine Hinweise vor, dass es in einer psychischen Ausnahmesituation war, BEVOR die Polizei die Mutter festsetzte und in die Wohnung eindrang. Und auch da ist es eine ziemlich rationale Reaktion, sich zu bewaffnen, wenn bewaffnete Menschen in die Wohnung stürmen und gegen jemanden, der einem nahe steht, Zwang anwenden.



      Was haben sich die Beamten bitte gedacht bei dem Ganzen, was sollte das werden?

  • Wir haben aufgrund des hohen Aufkommens an Kommentaren, die Kommentarfunktion temporär eingeschränkt. Wir bitten um Verständnis. taz Kommune

  • Vielleicht ist es auch dazu gekommen, weil keiner mit einer Eskalation gerechnet hat. Man will Medikamente bringen und wird angegriffen. Da reagiert man möglicherweise anders, wie wenn man hingeht, um Zwang anzuwenden. Bei letzterem rechnet man vielleicht mit einer Eskalation.

    • @Strolch:

      Man wird nicht "angegriffen". Das Mädchen sah seine Mutter vermutlich bedroht. Wie soll ein verängstiges zwölfjähriges Mädchen reagieren wenn zwei drei (?) Beamte mit Waffen im Anschlag vor der Mutter stehen? Man muss sich mal anschauen, wie PolizistInnen heutzutage rumlaufen: schwarz gekleidet, oft vermummt. Die hatten bei der Suche nach einem kleinen kranken Mädchen Taeser und Schusswaffen dabei und in der Hand!



      Die haben zuviel Rambo gesehen und die Realität nicht mehr auseinanderhalten können. Solchen Leute Schusswaffen zu geben, ist eigentlich auch schon fahrlässige Tötung. Man sollte deren Chfes gleich mit verhaften. Aber vermutlich wird wie immer bei Polizeigewalt niemand belangt.



      Meine Meinung und Erfahrungen mit der Polizei verbessert es jedenfalls nicht.

      • @Jalella:

        Bei dem Detailwissen sind sie bestimmt dabei gewesen? Schusswaffe im Anschlag und vermummt? Oder nur zuviel schlechte Filme geguckt?



        Was ich allerdings weis, ist, dass Gehörlose (meine halbe Familie ist dabei) oft für normale Menschen zu stark und unberechenbar gestikulieren und auch unabsichtlich aggressiv erscheinen können.



        Messer sind allerdings schon eine andere Nummer.

  • Bilanz: ein Kind fast getötet, 3 Menschen traumatisiert (von einem anwesenden Bruder ist auch die Rede). Was war nochmal das Ziel des Einsatzes?



    Und die beteiligten Polizisten bekommen jetzt sicher psychologische Betreuung...

    • @blutorange:

      und das wollen sie den Polizisten verwehren? Glauben sie, es hat ihnen Spass gemacht auf ein Kind zu schiessen?

      • @Krumbeere:

        Es geht nicht um den Spaß, den Polizisten haben. Eine Waffe zu tragen sollte nicht langsam aber sicher den Stellenwert bekommen, den es in den USA leider hat. Wenn sich mehrere ausgebildete Polizisten nicht anders gegen ein verängstigtes Mädchen wehren können - von dem nicht sicher ist, ob es sie überhaupt angegriffen hätte - dann sollten sie über eine neue Berufswahl im Gefängnis nachdenken.

        • @Jalella:

          Sie sehen sich zu viele Action-Filme an. Jeder der von Selbstverteidigung Ahnung hat wird Ihnen sagen, dass es keinen auch nur halbwegs nicht lebensgefährlichen Weg gibt, jemanden mit Messer zu entwaffnen. Schon gar nicht wenn einem engen Flur ausweichen nach hinten wegen anderer Personen nicht möglich ist. Gerade eine ausgebildete Person wird das deshalb gar nicht erst versuchen.

    • @blutorange:

      Bei dieser Tragödie gibt es nur Traumatisierte, die Familie und auch die beteiligten Polizisten. Da wir den genauen Verlauf des Vorganges nicht kennen, sollten wir uns mit Schuldzuweisungen - auch wenn sie subtil erfolgt - zurückhalten.

    • @blutorange:

      Als allererstes werden die beteiligten Polizisten von der Öffentlichkeit abgeschottet damit sie in aller Ruhe ihre Aussagen aufeinander abstimmen können.

      • @Alberta Cuon:

        Die verpflichtende, flächendeckende Anwendung von Bodycam's wäre eine Lösung... kein Video - keine Unschuldsvermutung.

        Polizisten sollten sich einem höheren Standard unterordnen (müssen).

        Ich spreche niemanden die Notwehr oder Nothilfe ab. Aber die Verhältnismäßigkeit war hier eindeutig nicht gegeben.



        Im Artikel stand: einer zog einen Taser - wobei ich das bei einer 12-jährigen schon für fragwürdig halte - warum dann der andere die Pistole wählte und sie sogar einsetzte erschließt sich nicht.

        Das hier am Ende wieder mal nur blabla ohne wirkliche Konsequenzen rauskommt..... es werden noch Wetten angenommen.

      • @Alberta Cuon:

        Ja, da haben Sie wohl des Pudels Kern getroffen.

  • Weil in dem anderen Artikel danach gefragt, aber eine Antwort nicht zugelassen wurde: Vom Polizeiticker abzuschreiben kostet nichts. Man braucht kein Personal, zumindest kein ausgebildetes und das Landesinnenministerium verlangt kein Honorar für den Artikel ...

    Das www.bundespraeside...20040605_Rede.html war vor 21 Jahren und seitdem hat sich nicht viel zum Guten geändert. Dieser Johannes Rau, die wenigsten werden sich noch erinnern, war damals Bundespräsident. Dem Link kann also getrost gefolgt werden.

    • @dtx:

      Das ist doch vollkommen unproblematisch. Da in den Berichten stets die Quelle benannt wird (Polizeiticker) ist für den Leser klar, wo die Infos herkommen und das es sich um erste Angaben handelt. Damit erfüllen die Journalisten ihre journalistische Aufgabe.

      Etwaige Hinweise auf die Polizeigesetze braucht es dann auch nicht, da das Notwehrrecht am Ende immmer (auch für bewaffnete Polizisten) gilt.

      • @DiMa:

        Leider meldet die Polizei eben nicht immer nur brav die bekannten Tatsachen und sonst nichts. Und das wird oft eins zu eins übernommen. Die betroffenen Familien haben ja keine Pressesprecher, und auch verletzten Demoteilnehmer werden nicht unbedingt von der Presse gefragt, wie sie das so sehen.



        Ich erinnere mich noch dunkel, wie einseitig die Berichterstattung über die Anti-Atom-Proteste im Wendland waren, bis die Demoleitung ein eigenes Infozentrum für die Presse aufgebaut hat. Und dann wurden plötzlich auch die Polizei-Mitteilungen realitätsnäher.



        Man darf der Polizei nicht die alleinige Deutungshoheit bei Ereignissen von größerer Tragweite überlassen, das führt zu Einseitigkeit.

        • @V. Ohneland:

          Doch, der konkrete Polizist, der die Meldung eintickert, gibt genau das von sich. Es kann dabei nicht ausgeschlossen werden, dass ihm falsche Tatsachen gemeldet werden. Nur genau das kann der Leser auch entsprechend einordnen, wenn die Quelle (Polizeiangabe) offen gelegt wird.

          Hier überlässt auch niemand der Polizei die Deutungshoheit, den die Fragen können alle im Zuge des weiteren Fortganges gestellt werden.

      • @DiMa:

        Notwehrrecht gilt bei einem rechtswidrigen Angriff.

        • @Francesco:

          Der Angriff auf einen Polizisten stellt einen rechtswidrigen Angriff dar.

  • Welcher unfähige Beamte hat diesen Einsatz angeordnet, ohne einen Gebärdendolmetscher einzubinden? Der oder die hätten nicht erst im Wohnhaus aktiviert werden müssen, sondern schon während der Suche. Dann waren sie vielleicht mit sozialkompetenten Behördenvertretern schon früher bei der Mutter vorbei gefahren, um sie einzubinden. Eigentlich müsste es in einer Großstadt wie Bochum einen „Dolmetschernotdienst“ geben. Kleiner Tipp an Justiz, Politik und vor allem Polizisten: Kurz hinter der Bochumer Stadtgrenze gibt es richtig gute Experten für die Kommunikation mit Gehörlosen im „Zentrum für Gehörlosenkultur“. Aber vielleicht haben die Bochumer Gesetzeshüter de europäischen „Schuss“ des Rechts auf Inklusion ja auch noch nicht gehört.

  • Für den Polizeieinsatz dürfte es kaum eine Rechtsgrundlage gegeben haben. Zwischen 21 und 6 Uhr sind Wohnungsdurchsuchungen ausgeschlossen, es sei denn, es ist Gefahr im Verzuge. Aber nachdem die Polizei das Mädchen gesehen hatte - vielleicht war es müde wegen der total nachtschlafenen Zeit - schien auch kein dringender Bedarf an Insulin zu bestehen. Die Mutter zu fixieren, nachdem sie den Zutritt zur Wohnung verweigert hatte, dürfte rechtswidrig gewesen sein.



    Ansonsten habe ich den Eindruck, dass für viele Polizisten Menschen in psychischen Ausnahmesituationen mittlerweile zu lebensunwertem Leben mutiert sind.

    • @Wolf Göhring:

      Angesichts der Tatsache, dass die Mutter kein Aufenthaltsbestimmungsrecht hatte und die zuständige Stelle das Kind als vermisst gemeldet hat, lagen die Voraussetzungen der Gefahr im Verzug geradezu schulbuchmäßig vor. Damit war sowohl das Fixieren als auch das Betreten der Wohnung ohne richterliche Beschlüsse ungeachtet der Uhrzeit zulässig.

    • @Wolf Göhring:

      Und das sind nur die Informationen, die die Polizisten inzwischen zugegeben haben. Ich könnte mir vorstellen, dass die "Messer", die das Mädchen angeblich in den Händen hatte, auch nicht gerade Macheten, sondern womöglich Essbesteck war.



      Da die Polizei nie Bodycams dabei hat oder einschaltet wenn es mal interessant wäre, werden wir es nie erfahren. Die Unschuldsvermutung (kennt jemand noch dieses Relikt aus der Zeit als es noch einen Rechtssstaat gab?) wird hier höchsten für die Polizisten angewandt. Das kranke zwölfjährige Mädchen kommt in diesen Genuß nicht.



      Hoffentlich überlebt sie und ist irgendwann in der Lage, die Situation zu schildern. Die Aussagen der Mutter scheinen Journalisten bisher auch nicht interessant genug gewesen zu sein, dass man wenigstens mal nachgefragt hätte.



      Die andere Seite interessiert die Öffentlichkeit hier auffällig wenig.

    • @Wolf Göhring:

      Ich finde es ist hier gar nicht so klar, dass die 12-jährige akut (!) in einem psychischen Ausnahmezustand gewesen ist. Zumindest nicht, bevor die Polizei ihre Mutter festgesetzt, in die Wohnung eingedrungen und ihr in den Bauch geschossen hat.

  • Dass unsere Kinder in Inobhutnahmeeinrichtungen, Kinderheime und Psychiatrien geprügelt werden, ist ja Alltag. Darüber schreibt schon lange keine Zeitung mehr.

    Nun also Schusswaffeneinatz gegen eine geflüchtete! Was hat denn das noch mit Jugendhilfe zu tun?

    Kam auch im Buch "Jenseits des Kindeswohls" taz.de/!vn6117097/ zum Ausdruck, dass Schwerverbrecher mehr Rechte haben, als Kinder in der Jugendhilfe.

    Es wird Zeit, dass endlich mal hingeschaut wird, was die Jugendhilfe tatsächlich bezweckt!

    • @Schmidt:

      Nein, es ist nicht Alltag was sie da beschreiben, über funktionierende Einrichtungen gibt es halt nichts zu schreiben.



      Es ist wie überall: 1% schlechter Einrichtungen bringen einen ganzen Berufszweig in Verruf.

      • @Krumbeere:

        Entschuldigung falsch ausgedrückt. Klar, geprügelt war früher. Heute wird sediert, erregt auch weniger Aufsehen. Ich meinte vielmehr, dass Kinder eher selten freiwillig in solche Eirichtungen gehen, sondern oft mit körperlicher Gewalt dahin verbracht werden.

        • @Schmidt:

          Das neue Prügeln heißt heute "Schmerzgriff". Einfach mal googeln. Man findet da einige unschöne Berichte gerade aus dem Bereich friedlicher Demonstrationen und Letzte Generation etc.

    • @Schmidt:

      Wieso denn eine Geflüchtete? Nur, weil irgendwo erwähnt wird, die Familie sei deutsch- serbisch? Bitte genau lesen.



      Entscheidend für Kommunikationsprobleme ist hier, dass beide gehörlos sind, nicht fehlende Deutschkenntnisse.

      Und aus dieser Geschichte den Schluss zu ziehen, dass man sich die Arbeit der Jugendhilfe genauer ansehen sollte, ist ziemlich am Thema vorbei.



      Aber sie haben Recht, die Schwerverbrecher sind in diesem Fall die Polizisten und die haben mehr Rechte als das Opfer.

      • @blutorange:

        Bereits der vierte Satz fing an "Sie war weggelaufen ...", also auf der Flucht.

        Ich habe nicht behauptet, dass die Polizisten Schwerverbrecher sind.

        Noch einmal, wenn Kinder in der Jugenhilfe wie Schwerverbrecher behandelt werden, dann läuft da was schief.

      • @blutorange:

        Gemeint ist wahrscheinlich: geflüchtet aus der Jugendhilfeeinrichtung.

  • Um zu dem Mädchen zu gelangen, zogen die Einsatzkräfte die Mutter in den Hausflur und fixierten sie, erklärte die Polizei. Das Mädchen reagierte offenbar darauf ...

    Warum holt man ein schwerbehindertes 12jähriges Mädchen nachts um eins mit Gewalt aus der Wohnung ihrer behinderten Mutter? Ohne jede adäquate Kommunikation?

    Die Kommunikation Hörender mit Gehörlosen braucht erfahrungsgemäß sehr viel Zeit und Ruhe, führt oft zu Missverständnissen. 80 % der Gehörlosen sind Analfabeten.

    Wo waren die Betreuer der Wohngruppe? Hat jemand die Medikamente mitgebracht? Warum hat die Polizei keine Sozialarbeiterin, Psychologin oder Gebärdensprachdolmetscherin? Ist die Polizei geschult in der Kommunikation mit Gehörlosen? Kann sie nur Gewalt?

    Ob und wie eine Kommunikation mit den beiden Gehörlosen möglich war werde noch ermittelt, sagte die Polizei. Umfassende Details zum Ablauf veröffentlicht, aber wie kommuniziert wurde weiß man noch nicht? Arbeit man noch an einer Ausrede, damit der Schütze straffrei bleibt?

    Laut Statistik haben sich Todesschüsse der Polizei in 2024 gegenüber den Vorjahren verdoppelt, viele Fälle in NRW. Sehr oft trifft es wie hier psychisch Kranke und/oder MigrantInnen.

  • Ein 12jähriges, dazu noch gehörloses Mädchen geht messerbewaffnet auf - auch für solche Situationen- ausgebildete Polizisten los. Und einer von denen schießt dem Mädchen mehrere Male in den Bauch.



    Wo leben wir????

  • Eine andere Frage ist: Warum haben die Polizisten die Wohnung betreten? Bestand Gefahr im Verzug?

  • Einfach die Ermittlungsergebnisse abwarten.

    Einige Vorschläge (Gebärdendolmetscher und sozialpsychiatrische Dienste) finde ich angesichts der Einsatzzeit (in der Nacht von Sonntag auf Montag um 0:30 Uhr) dann doch etwas merkwürdig.

    • @DiMa:

      Es gibt für exakt solche Fälle Notdienste. Da kommen dann Leute, die den Betroffenen tatsächlich helfen können.

      • @Piratenpunk:

        Hier die Übersicht des Sozialpsychatrischen Dienstes in Bochum: www.bochum.de/Sozi...hiatrischer-Dienst.

        Darin heist es dann ausdrücklich:

        "In akuten Notfällen außerhalb der Öffnungszeiten wenden Sie sich bitte an die Feuerwehr."

        Soviel zum Notdienst. Und selbst wenn es den geben sollte, wird der kaum Nachts wegen der Suche nach einem Kind mitkommen.

        • @DiMa:

          Da das Kind Medikamente brauchte und man nicht über den Gesundheitszustand wusste wäre der Notdienst wohl mit gekommen. Man weiß nur nicht was im Vorfeld kommuniziert wurde.

          • @Captain Hornblower:

            Ich glaube die Personalsituation und Einsatzbereitschaft von Notdiensten wird vollkommen überschätzt.

    • @DiMa:

      Das Argument mit der Einsatzzeit lässt außer Acht, dass das Mädchen seit Stunden vermisst wurde und dies länger gemeldet war. In Anbetracht der Fakten zur Gehörlosigkeit, der Familiensituation und der Medikamente war auch erkennbar, dass Dolmetschende oder sozialpsychiatrische Fachkräfte relevant sind oder werden können und man diese mindestens in Bereitschaft und somit schnell verfügbar haben sollte.

      Das kann man dem Artikel auch entnehmen.



      Dort auch nochmal: „Dass die Polizei ein Problem im Umgang mit Personen in psychischen Ausnahmesituationen hat, ist unter Expert:innen aber schon länger bekannt. So kritisiert beispielsweise der Polizeiforscher Thomas Feltes „mangelnde Deeskalationsfähigkeiten“ und fordert, häufiger sozialpsychiatrische Dienste einzusetzen.“

      • @serious?:

        Ebend, es ging nur um die Suche nach einem weggelaufenen Kind.

        Das kann sich lange hinziehen. In so einer Situation werden doch nicht alle möglichen Dienste engagiert und vorgehalten (zumal nicht über Stunden und in Nachtzeiten).

        Herr Feltes hat auch ausgesagt, dass er den konkreten Fall nicht bewertet. Dabei sollte man es beim Stand der Ermittlunge auch belassen.

        • @DiMa:

          Eben, es ging um die Suche nach einem weggelaufenen Kind. Und da braucht es mitten in der Nacht so einen Polizeieinsatz?



          Für den Sozialdienst reicht es nicht, aber vier vollbezahlte Beamte mitten in der Nacht, die können wir uns leisten, die stehen parat?



          Da läuft doch was falsch!

          • @V. Ohneland:

            "Personen im Alter von bis zu 18 Jahren (Minderjährige) dürfen ihren Aufenthaltsort nicht selbst bestimmen. Bei ihnen wird grundsätzlich von einer Gefahr für Leib oder Leben ausgegangen. Sie gelten für die Polizei bereits als vermisst, wenn sie ihren gewohnten Lebenskreis verlassen haben und ihr Aufenthalt nicht bekannt ist.

            Vermisste Minderjährige werden, wenn die Polizei sie antrifft, so lange in staatliche Obhut (z. B. in eine Jugendeinrichtung) genommen, bis eine Rückführung des Vermissten zum Sorgeberechtigten gewährleistet ist. Diese polizeiliche Maßnahme ist nicht mit einer Festnahme zu verwechseln, sie erfolgt zum Schutz der Minderjährigen."

            Quelle: www.bka.de/DE/Unse...misstenfaelle.html

          • @V. Ohneland:

            Ich denke mal als vermisst gemeldete Kinder sollten zu jeder Tages- und Nachtzeit gesucht werden; insbesondere wenn wichtige Medikamente im Spiel sind.

        • @DiMa:

          Sozialpsychiatrische Dienste können sehr wohl über Formen von Rufbereitschaft oder Nachtdienst verfügen, genau wie es das in Krankenhäusern bei Fachärzt*innen auch gibt.

          Und der Hinweis „In akuten Notfällen wenden Sie sich an die Feuerwehr“ schließt eine solche Struktur nicht aus. Das bedeutet lediglich, dass eine Leitstelle entscheidet, ob der Bedarf groß genug ist, um die entsprechende Bereitschaft zu aktivieren.

          Und falls eine solche Regelung in Bochum tatsächlich nicht existiert, zeigt gerade dieser Fall (wie auch andere unnötig eskalierende Einsätze), warum es sinnvoll wäre, genau so etwas einzurichten.



          Hier ging es auch nicht um ein „banales Weglaufen“, sondern um eine Betroffene mit schwieriger Lebenssituation, Gehörlosigkeit und möglichem Medikamentenbedarf.



          In solchen Lagen sind Fachpersonen zumindest in Bereitschaft absolut sinnvoll, das wäre auch bzgl. Kommunikation mit der Mutter so.

        • @DiMa:

          "Es war nur die Suche nach einem weggelaufenen Kind."



          Warum muss dann die Polizei mitten in der Nacht in die Wohnung eindringen?

          • @Francesco:

            Weil die Mutter kein Aufenthaltsbestimmungsrecht hatte und das Kind von der aufenthaltsbestimmenden Stelle als vermisst gemeldet wurde.

    • @DiMa:

      Zum Thema „erst die Ermittlungen abwarten“ gibt es laut Kriminologen Thüne folgendes zu sagen:

      „Deshalb plädieren viele und auch ich für Bodycams mit automatischer Auslösung.



      Dann hätten wir eine völlig andere Ausgangslage.



      Für die Untersuchung müsste es außerdem Einrichtungen geben, die unabhängiger sind als es gegenwärtig bei uns der Fall ist.



      Heute ermitteln andere Dienststellen, aber aus dem eigenen Bundesland. Ob die benachbarte Dienststelle oder das LKA objektiv genug sind, daran gibt es immer wieder Zweifel.



      Am Ende ist das eben faktisch eine Firma, die da intern ermittelt. In anderen Ländern in Europa, wie Dänemark oder Großbritannien, gibt es längst solche unabhängigen Stellen.



      Aber das sind am Ende politische Entscheidungen, für die es hierzulande bisher leider keine Mehrheiten gibt.



      Meines Erachtens wären solche Stellen auch für die Polizei selbst besser, weil ein solches System das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Ermittlungen und damit letztlich in die Professionalität der Vollzugsbehörden steigern kann.“

      • @serious?:

        Bodycams führen nicht zu einer anderen Ausganslagen, sondern nur zu einer anderen Beweislage. Auch dann wäre das Ergenis der Ermittlungen abzuwarten.

        Für eine Unterstellung, dass im vorliegenden Fall schlecht ermittelt werden würde, ist es noch viel zu früh. Die Aussagen der Mutter in der Presse decken sich bisher mit den Berichten des Geschehens.

        • @DiMa:

          Ihre Einlassungen ändern nichts an den strukturellen Problemen bei Ermittlungen, die im Interview benannt werden, und von Relevanz sind.

          Vor diesem Hintergrund ist es völlig legitim, einer allzu großen Zuversicht in interne Ermittlungen skeptisch gegenüberzustehen, gerade weil unabhängige Stellen fehlen und diese Kritikpunkte seit Jahren bekannt sind.

          In Ihren Entgegnungen zeigt sich erneut eine Tendenz zur einseitigen, vereinfachenden Betrachtung, insbesondere durch das Übergehen der strukturellen Probleme. Es steht Ihnen frei, Ihre Eingangsposition zu verteidigen, inhaltlichen Mehrwert liefern sie so aber kaum oder gar nicht.

    • @DiMa:

      @Dima: Es hätte völlig ausgereicht, hier erstmal die Medikamente vorbeizubringen und ansonsten abzuwarten bis zum nächsten Tag.

      • @stadtlandmensch:

        Das kann und will ich an der Stelle nicht einschätzen. Fakt ist, die Mutter hatte kein Aufenthaltsbestimmungsrecht und das Kind war von der zuständigen Stelle als vermisst gemeldet. Ob die Polizisten insoweit einen Ermessenspileraum haben, kann ich nicht einschätzen.

        Die Mutter hätte sich genausogut auch an die Wohngemeinschaft informieren können, dass es dem Kind gut geht.

        • @DiMa:

          Kein Aufenthaltsbestimmungsrecht heißt noch nicht, dass sich das Kind dort nicht aufhalten durfte. Oder dass die Polizei die Befugnis hatte, es mitzunehmen.

          • @Francesco:

            Das Aufthaltsbestimmungsrecht hatten die Behörden, die das Kind als vermisst gemeldet haben. Damit war das Kind bei Auffindung auch dorthin zu bringen. Das sagt ja eigentlich schon das Wort "Aufenthaltsbestimmungsrecht" aus.

            Die Mutter hätte sich ja proaktiv an die Mitarbeiter der WG wenden und mit diesen den weiteren kurzfristigen Verbleib klären können. Dann wäre der ganze Einsatz unnötig gewesen.

    • @DiMa:

      Das stimmt schon, aber ein Polizist der schon einen Teaser einsetzt auf den dann noch ein Schusswaffengebrauch eines zweiten Polizisten folgt ist noch merkwürdiger.

      Zumal aus der Perspektive das die Polizisten auch noch einen Rückzugsraum in den Flur offen hatten, wo noch zwei weitere Kollegen waren.

      Und wenn die deutsche Polizei nicht in der Lage ist zu viert und auf engem Raum einem zwölfjährigen Mädchen die Messer abzunehmen, dann läuft in Deutschland bei der Ausbildung einiges verkehrt.

      • @Sam Spade:

        Wie kommen Sie den bitte auf die Reihenfolge der Schussabgabe. Nach vorläufigen Erkenntnissen wird von einer Gleichzeitigkeit der Schussabgabe berichtet und Sie interpretieren dann dda irgendwas rein.

  • Da geht ein Kind eher mit Messern auf schwerbewaffnete Polizisten los, als dass es sich wieder von der Mutter trennen und zurück in die Wohngruppe bringen lässt. Und denen fällt nichts anderes ein als scharf zu schießen. Was für eine furchtbare Situation.

    Vielleicht sollten wir mehr Schulungen im Umgang mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen anbieten - es wird ja gefühlt jeden Monat jemand von der Polizei getötet. Und bitte macht endlich die Bodycams zur Pflicht.

    • @ANonnyMouse:

      Wozu "gefühlt" statt Fakten? de.statista.com/st...en-in-deutschland/

      • @dtx:

        Danach liegt @ANonnyMouse mit ihrem Gefühl - "jeden Monat jemand" - noch unter den tatsächlichen Zahlen: für 2024 sind, folgt wan Ihrem link, 22 durch Polizisten erschossene Menschen angegeben: statistisch also 1,8 pro Monat.



        .



        Die Polizei sollte sehr dringend ganz damit aufhören.

  • Zur genauen Aufklärung wäre es hilfreich, wenn Bodycams eingeschltäet gewesen wären. Wie schon etliche Male zuvor. Aber aus unerfindlichen Gründen wird es wohl immer noch nicht zur Regel, dass diese immer laufen.



    Davon abgesehen, wäre es natürlich am Besten gewesen wenn es nicht so weit gekommen wäre.

    • @T-Rom:

      "Aber aus unerfindlichen Gründen wird es wohl immer noch nicht zur Regel, dass diese immer laufen."

      Der "unerfindliche" Grund ist, dass die Polizei mit Bodycams im öffentlichen Raum oder von (zunächst) Unbeteiligte nicht grundlos Aufnahmen machen darf - mindestens genauso wenig wie mit stationären Kameras...

      • @FriedrichHecker:

        Natürlich dürfen die das.



        Kameras gibt es doch auch im öffentlichen Raum. Bahnhöfe, Supermärkte, ...

        Wenn auf die Aufnahmen nur bei Ermittlungen zugegriffen werden darf gibt es kein Problem mit dem Datenschutz.

  • Immer wenn Polizisten im Spiel sind überschlägt sich die taz mit Artikel um Artikel - da wird selbst die BILD blass vor Neid.



    Was ist da mit euren journalistischen Standards?



    Wieso wird nicht wenigstens ein vorläufiger Bericht abgewartet, bevor Artikel über Artikel voller Mutmaßungen rausgehauen werden?



    Als der kleine Fabian vor wenigen Wochen ermordet wurde, habt ihr fast keinen Artikel dazu gebracht - im Gegensatz zu fast allen anderen Zeitungen.



    Ich fand das sehr gut. Pietätvoll.



    Nun aber stelle ich mir die Frage, wurde da nur nicht berichtet weil der Täter mutmaßlich eine Frau ist und wird hier nun Artikel über Artikel produziert, weil der Hass auf die Polizei bei euch so groß ist?



    Dem Mädchen wünsche ich schnelle und vollständige Genesung.

    • @Saskia Brehn:

      Also die Form der Berichterstattung klärt sich meines Verständnisses nach über den Teil:

      „Dass die Polizei ein Problem im Umgang mit Personen in psychischen Ausnahmesituationen hat, ist unter Expert:innen aber schon länger bekannt. So kritisiert beispielsweise der Polizeiforscher Thomas Feltes „mangelnde Deeskalationsfähigkeiten“ und fordert, häufiger sozialpsychiatrische Dienste einzusetzen. Knapp 30 Prozent der von der Polizei getöteten Personen in Deutschland befanden sich in einer psychischen Ausnahmesituation, wie Daten des Fachmagazins CILIP zeigen.



      Und dass sich keine ernsthaften Verbesserungen einstellen.



      Das wird auch im Interview taz.de/Warum-hat-d...schossen/!6130641/ mit dem Kriminologen und Polizeiwissenschaftler nochmal aufgenommen.



      Und ein Artikel taz.de/Polizeischu...n-Bochum/!6126322/ der sich mit der Berichterstattung dazu beschäftigt, hier u.a. als Punkt: „Der Deutsche Journalistenverband schreibt seit Jahren, dass die Polizei keine bevorzugte Quelle sein darf – erst recht nicht in Fällen, in denen ihr Fehlverhalten vorgeworfen werden kann.“



      Sehe hier nur angemessene Informationsverbreitung.

    • @Saskia Brehn:

      Schön dass Sie dem Mädchen vollständige Genesung wünschen, so ganz nebenbei und ganz zum Schluss, was ziemlich künstlich und gezwungen wirkt.

      Was verstößt hier gegen journalistische Standards?



      Gab es denn keine Berichte, die vorher veröffentlicht worden, z.B. Polizeibericht?



      Wo lesen Sie hier Mutmaßungen?



      Was hat dieser Bericht mit Hass auf die Polizei zu tun?



      Was hat der kleine Fabian hiermit zu tun? Ein absolut bodenloser Seitenhieb, den man sich sparen muss.

      Ihr vorletzter Absatz ist übrigens reine Spekulation und genauso bodenlos.

      Und nein, nicht immer wenn Polizisten im Spiel überschlägt sich die taz mit Artikeln. Polizisten sind täglich zigtausendmal "im Spiel".



      Aber Sie überschlagen sich hier mit polemischen, teils billigen Anschuldigungen und haltlosen Übertreibungen.



      Wenn Sie keinen kritischen Blick auf die Polizei und ihre Arbeit werfen wollen, dann lassen Sie es. Zwingt Sie keiner dazu. Aber diese absolut intransparente Institution namens Polizei braucht kritische Betrachtung, solange sie nicht wirklich kontrolliert wird.

      • @Barnie:

        Die Intransparenz ist wirklich schlimm. Nach dem Vorfall in Oldenburg dieses Jahr z.B., wo der junge Mann mitten in der Innenstadt von einem Polizisten erschossen wurde, hatte ich den Eindruck die Polizei tauchte geradezu ab. Sonst hat sie zu jedem Fall direkt die Theorie parat, wer war es, und warum etc. Aber hier? Zehn PolizistInnen waren direkt vor Ort, aber wie es passiert ist, das wissen sie offiziell nicht, da muss sogar noch eine 3D-Rekonstruktion her, weil zehn PolizistInnen nichts richtig gesehen haben. Die Bodycams waren auch nicht an, aber dieses Schweigen in den eigenen Reihen, sobald der mutmaßliche Täter ein Kollege ist, das fällt schon auf.



        Unabhängige Ermittlungsstellen JETZT!

  • Ich dachte immer, die Polizei in den USA wäre schlecht ausgebildet, aber unsere unterscheiden sich nicht mehr viel von denen...

  • Ausgerechnet Essen ermittelt.. nicht mal wenigstens ein kleines bisschen räumliche Distanz zwischen den Polizeien.



    .



    Gewalt gegenüber der Mutter vor Augen eines sehr vulnerablen Kindes (und sei das Fixieren polizeilich angemessen), das ist wirklich ausgesprochen ungeschickt. Man kann zumindest verstehen, warum das Kind sich bedroht gefühlt hat und verteidigen wollte.



    .



    Ich verstehe grundsätzlich nicht, warum die Polizei, wenn sie schon meint, schießen zu müssen, nicht wenigstens auf nicht-lebensbedrohliche Körperteile schießt, wie meinetwegen Beine. Auf ein behindertes Kind schießen ist echt heftig.



    .



    Ich finde nicht richtig, dass das Haus auf dem Foto ist und ihr kein Ruhrgebiet Wohnhaus Symbolbild nehmt. Gönnt doch der Mutter etwas Privatsphäre, das ist doch alles schlimm genug, wenn die Polizei das Kind lebensbedrohlich anschießt.

    • @la suegra:

      Polizisten/innen lernen in der Ausbildung auf die größtmögliche Körperfläche, also Brust, Bauch usw. zu zielen, da dann Treffer am wahrscheinlichsten sind im Vergleich zu bewegten Gliedmaßen. Wenn die Polizei Schusswaffen einsetzt geht es darum eine Person umgehend zu stoppen, schwerste Verletzungen bis hin zum Tod werden dann sowieso in Kauf genommen, zumal diese unabhängig vom Körperteil praktisch eh nicht zu vermeiden sind, etwa durch Verbluten.

  • Eskaliert hat hier das Mädchen...



    Ich frage mich nur, wieso ein Polizist den Taser benutzt und der andere praktisch gleichzeitig die Dienstwaffe benutzt. War der Tasereinsatz erfolglos? Stand der Polizist, der geschossen hat, näher bei dem Mädchen und sah sich einer unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt?



    Ich hebe keinen Zeigefinger, ohne zu wissen, wie es tatsächlich abgelaufen ist.

    • @Krumbeere:

      „Ich hebe keinen Zeigefinger, ohne zu wissen, wie es tatsächlich abgelaufen ist.“

      Wirklich? Na dann lesen Sie doch nochmal Ihren ersten Satz. Ein gehörloses Kind, psychisch labil da von der Mutter getrennt und im Konflikt mit einer hörenden Umwelt, zusätzlich körperlich beeinträchtig da Medikamentenentzug steht einer Horde Polizisten gegenüber die ganz offenbar keine Kommunikationsversuche unternehmen, sondern sofort in den harten Einsatz gehen, die Mutter aus der Tür zerren, fixieren und zu viert auf das Kind losgehen. Ich sehe da die Eskalation ja eher bei den Beamten…

      • @Lou Andreas-Salomé:

        Was spielt das für eine Rolle? Die nackten Fakten: Ein Mensch geht mit 2 Messern bewaffnet auf einen Polizisten zu, der keine Möglichkiet hat auszuweichen (enger Hausflur). Ob das ein Rambotyp oder ein 12-jähriges Mädchen ist vollkommen egal. Der Polizist sieht sein Leben bedroht. Alles andere ist Dichtung und Kopfkino. Es ist halt chic, sofort die Polizei zum Täter zu machen und vorzuverurteilen. Lassen sie (und viele andere hier) doch die Behörden ihre Arbeit machen und urteilen dann.

    • @Krumbeere:

      "Eskaliert hat hier das Mädchen..."



      "keinen Zeigefinger, ohne zu wissen, wie es tatsächlich abgelaufen ist."



      Also erstmal nen Zeigefinger heben und dann leugnen, dass man den Zeigefinger hebt.



      Und nein, das Mädchen hat nicht eskaliert.



      Wir reden hier von einem gehörlosen Mädchen, das zu seiner Mutter geflüchtet ist und die Situation mangels Kommunikation durch die Polizei nicht verstehen konnte. Man hätte hier einfach entsprechendes Fachpersonal, das mit solchen Situationen umgehen kann, hinzuziehen müssen und sich im Hintergrund halten können. Dann hätte die Mutter wahrscheinlich nicht fixiert werden müssen und das Kind würde nicht mit ner Kugel im Bauch im Krankenhaus liegen.

    • @Krumbeere:

      Als wenn es irgendwie zu rechtfertigen wäre, jemandem direkt in den Bauch zu schießen. Dann auch noch ein Kind - soll von mehreren Erwachsenen nicht anders aufgehalten werden als mit Schüssen? Welche körperlichen Superkräfte soll es denn haben?

    • @Krumbeere:

      Mit 12 (noch nicht mal Pubertät, schon gar nicht strafmündig), mitten in der Nacht, in einer emotionalen und gesundheitlichen Notsituation. Das Kind kann absolut gar nichts dafür, Polizeikugeln im Bauch gehabt zu haben.



      .



      Polizei sollte lernen, wie man mit so etwas umgeht, ohne ein Kind (oder irgendwelche anderen Zivilisten) anzuschießen. Und sei es, routinemäßig ein Schild bei sich zu führen.



      Das kann doch auch aus Sicht der Polizei nicht die richtige Lösung sein, Kinder anzuschießen (/ zu erschießen wie Mouhamed Dramé). Wer weiß, warum die Polizei hier geschossen hat, aber ich denke Überforderung und unzureichende Ausbildung sind naheliegende Mutmaßungen. Schwerer Schlag für das Vertrauen in die Polizei. Aber am Schlimmsten für dieses Kind. Ich hoffe, dass sie alle erdenkliche Hilfe bekommt, das alles zu überstehen.

  • Klingt nach etwas das mit ein wenig mehr Empathie möglicherweise völlig anders verlaufen wäre.



    Offenbar sind Mutter und Tochter nicht freiwillig getrennt. Dann macht ihre Behinderung sie möglicherweise auch noch einiges misstrauischer der Welt gegenüber als es üblich ist. Dann hat sie gerade auch noch eine schwierige Phase und sucht Sicherheit bei ihrer Mutter. Und dann wird die da noch überrumpelt von uniformierten die sie nicht versteht und die ihre Mutter da gerade auch noch fixieren (kein schöner Anblick). Und dann ist sie eben auch erst 12 und rastet aus. Ich kann da in einem gewissen Rahmen nachvollziehen warum sie so handelte. Was ich nicht verstehe ist warum 4 Polizisten so eine Situation nicht ruhig gelöst kriegen.

  • Als Psychiater habe ich mehrmals erlebt, dass es durchaus Polizisten gibt, die Deescalation beherrschen. In einem Fall wurde ich von der Polizei aus einer anderen Stadt angerufen, wo eine ehemalige Patientin von mir zunächst Nachbarn und dann die zu Hilfe gerufene Polizei mit einem Messer bedrohte. Mein Draht zu der füheren Patientin war noch gut genug, dass ich sie telefonisch dazu bewegen konnte, das Messer aus dem Fenster zu werfen und sich den Polizisten anzuvertrauen, die eben nicht gleich mit gezogener Waffe versucht hatten, das Problem zu "lösen", sondern mich ausfindig gemacht und angerufen hatten. Es geht also auch anders! Warum es im Fall des gehörlosen Mädchens so grauenhaft stümperhaft verlief, ist mir unverständlich!

    • @stph:

      Sie können also jetzt schon sagen, dass es stümperhaft war? Vielleicht beherrschten die Beamten Deeskalation und die Mutter und Tochter wurden aggressiv. Vielleicht war es auch stümperhaft. Ich weiß es nicht. Die Polizisten wollten wegen einem Medikament kommen und standen einem Messer gegenüber. Vielleicht ist allein die räumliche Situation eine andere gewesen als in Ihrem Sachverhalt? Es gibt viele Fragen. Aber jetzt schon die Antwort zu kennen, ist raten.

      • @Strolch:

        Die Polizisten sind ungebeten in eine Wohnung eingedrungen.

        • @Francesco:

          In der Wohnung hat sich ein als vermisst gemeldetes Kind aufgehalten. Dann braucht es nicht erst die Genehmigung zum Eintritt in die Wohnung.

    • @stph:

      Danke für diesen Kommentar!



      Bei diesem Einsatz scheint schon von Vornherein alles auf Eskalation zuzulaufen. Wo ist das Jugendamt samt Gebärdendolmetscher, eine Ärztin, wenigstens EINE Person, die Kind und Mutter mitten in der Nacht zu verstehen gibt: "Hier geht es nur ums Insulin. Den Rest klären wir ausgeruht bei Tage."



      Nein, da eskaliert aus (überforderter? unter Druck stehender? bloß nichts falsch machen wollender?) Jugendhilfe heraus so eine Haltung hin zum Polizeieinsatz und dann geht das Ziel verloren und Polizisten schießen, weil sie nicht mehr zurück können oder wollen.



      Und nochmal, als Mensch, der mit Jugendlichen arbeitet: Wo waren Jugendamt, Jugendhilfeträger usw.?

    • @stph:

      Weil leider nicht jeder*e Polizisten*in so kompetent und souverän reagiert wie in ihrem Beispiel beschrieben

  • Was für Polizisten waren den da dabei? Gab es vorher keine Informationen? So was darf doch nicht eskalieren.

  • Schockierender Fehler des schießenden Polizisten?

    Sehr zu empfehlen in dem Zusammenhang ein Spielfilm (Link unten), der das Thema Polizeigewalt kritisch thematisiert. Die Polizeigewerkschaft protestierte gegen den Film.

    Zitat NDR

    Der polizeiliche Alltag an den Brennpunkten einer gespaltenen, enthemmten Gesellschaft geht an den jungen Polizeibediensteten nicht spurlos vorbei. Als sich ihre Gruppe beim Vorgehen gegen Drogendealer und Linke mehr und mehr radikalisiert, muss auch Laura feststellen, dass sie die Macht der Uniform, den Nervenkitzel und das Abenteuer aufrichtig genießt. Bis ihr im Einsatz ein folgenschwerer Fehler unterläuft.

    www.ardmediathek.d...BsYW5fMTk2MjkwMjM1

  • Vier Polizisten um 0:30 vor der Wohnungstür? Auf der Suche nach einem 12-jährigen Mädchen! Absurd. Was wollten die da zu viert?

    • @Semon:

      Artikel! Das Mädchen brachte lebensnotwendige Medikamente Hätte man bis zum Morgen warten sollen?.

    • @Semon:

      Und wenn sie schon zu viert waren, warum konnten sie das Kind nicht anders stoppen als mit Schüssen?