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„Wahre Preise“ für LebensmittelDiscounter wagt Experiment

Eine Woche sind neun Produkte bei Penny so teuer, wie sie immer sein müssten – rechnet man die Folgen der Produktion für Umwelt und Gesundheit ein.

Gerade bei Fleischprodukten sind die wahren Kosten deutlich höher als die Verkaufspreise: Penny Foto: dpa

Köln dpa | Wiener Würstchen kosten plötzlich 6,01 Euro statt 3,19 Euro. Und der Preis für Mozzarella erhöht sich von 89 Cent auf 1,55 Euro. Ab diesem Montag verlangt der Discounter Penny eine Woche „wahre Preise“, also das, was fällig wäre, wenn man die bei der Produktion entstehenden Umwelt- und Gesundheitsschäden einrechnet. Allerdings gilt das Ganze nur als Experiment und nur für 9 von mehr als 3.000 Penny-Produkten.

Es ist ein gewagter Schritt in Zeiten, in denen viele Haushalte ohnehin unter der Explosion der Lebensmittelkosten leiden. Denn die Produkte vom Käse bis zum Wiener Würstchen werden dadurch um bis zu 94 Prozent teurer.

„Wir müssen uns der unbequemen Botschaft stellen, dass die Preise unserer Lebensmittel, die entlang der Lieferkette anfallen, die Umweltfolgekosten nicht widerspiegeln“, sagt Penny-Manager Stefan Görgens. Mit der einwöchigen Aktion in allen 2.150 Filialen wolle das Unternehmen Problembewusstsein bei den Kun­d:in­nen schaffen. Die Mehreinnahmen will die zur Rewe-Gruppe gehörende Kette für ein Projekt zum Klimaschutz und zum Erhalt familiengeführter Bauernhöfe im Alpenraum spenden.

Berechnet wurden die „wahren Preise“ von Wis­sen­schaft­le­r:in­nen der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald. „Wir lügen uns in die Tasche, wenn wir so tun, als hätte die heutige Lebensmittelproduktion keine versteckten Umweltfolgekosten“, sagt Amelie Michalke, die an der Universität Greifswald die ökologischen und sozialen Effekte der landwirtschaftlichen Produktion untersucht. Diese Kosten fielen der Allgemeinheit und künftigen Generationen zur Last.

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Am Beispiel der 300-Gramm-Packung Maasdamer Käse rechnet sie das vor: Zum „normalen“ Preis, dem bisherigen Verkaufspreis, kommen 2,35 Euro versteckte Kosten hinzu. Dazu gehören 85 Cent für klimaschädliche Emissionen der Landwirtschaft wie Methan oder CO2, 76 Cent für die Bodenbelastungen durch die intensive Landwirtschaft zur Futterproduktion, 63 Cent für die Auswirkungen des Pestizideinsatzes auf die Gesundheit der Landwirte – und noch einmal etwas mehr als 10 Cent für die Belastung des Grundwassers etwa durch Düngemittel.

Doch ist der Preisaufschlag nicht überall gleich. Deutlich geringer als bei Wiener Würstchen oder Joghurt fällt die Steigerung mit nur 5 Prozent bei einem veganen Schnitzel aus. Generell sei der notwendige Aufschlag bei rein pflanzlichen Produkten am niedrigsten, berichtet der Umweltökonom Tobias Gaugler von der Technischen Hochschule Nürnberg, der das Projekt begleitet. Deutlich höher sei er bei Milchprodukten und am höchsten bei Fleisch.

Fragt sich nur, ob die Verbraucherinnen und Verbraucher angesichts der allgemeinen Preissteigerungen Verständnis für das Experiment haben. „Das ist ein mutiger Schritt – gerade in Inflationszeiten“, meint der Marketing-Experte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf. Er prognostiziert: „Penny wird aller Voraussicht nach nicht viel von diesen Produkten verkaufen.“ Aber darum gehe es dem Unternehmen auch gar nicht, sondern darum, Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen und gleichzeitig die eigene Marke aufzuwerten.

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67 Kommentare

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  • Der "wahre Preis ist doch nicht der, der die Kompensation der Umweltkosten enthält, oder? Ist Kompensation nicht eine Fiktion? Das würde ja bedeuten, die Produktion und der Handel (Penny) läuft weiter wie bisher und wir (Verbraucher) reparieren die Schäden (wobei auch die Frage ist, wie da genau was repariert wird?).

    Der eigentlich wahre Preis ist doch der eines umwelt- und tiergerecht, fair und klimaneutral hergestellten Produkts. Ich vermute, der liegt noch ein bisschen höher, und in vielen Fällen wird es das Produkt gar nicht geben.

  • 6 Euro für fast ein halbes Kilo Wiener Würstchen? Ja klar, voll dabei! Bei einem Kilopreis von nicht einmal 13 Euro pro Kilo ist das noch immer extrem günstig. Wovon soll denn der Schweinebauer überhaupt leben, wenn wir so billig einkaufen können? Da kann doch jedes Würstchen nur zu Dreck werden. Und auch für meinen Joghurt bezahle ich seit Jahren einfach das, was ein Bio-Joghurt kostet - und ich überlege mir auch, ob ich nun jeden Tag einen Joghurt - oder einen Plasteverpackten Pudding essen muss.

    Es ist doch unsere eigene Arroganz, alles immer nur noch billiger zu wollen - und genau solche Ketten wie Penny und Co. bedienen diese dumme Weltsicht.

    Wer braucht überhaupt 400 Gramm Wiener Würstchen für einen Abend?

  • Ihr macht auch kostenlose Werbung für einen Ausbeuter?

  • Kleiner Test, wie weit man die Preise noch erhöhen kann....

    • @Emsch:

      Wieso? "Übergewinne" werden gespendet an Organisationen die dort aktiv werden.. So what?

      • @Chris Ehl:

        Da sind wir aber mal auf die Höhe der "Übergewinne" gespannt, die am Ende dabei herauskommen.

  • Aber die Kosten für die Schäden zahlen wir Verbraucher sowieso. Wenn nicht im Laden dann über die Steuern.

    • @A.S.:

      Eher vermutlich irgendwann mit unserem Leben, spätestens da werden die reichen merken, dass man 1. Geld nicht fressen kann und 2. das es niemanden schützt, wenn die Erde zurückschlägt.

  • Na klar, Penny, das arme Opfer der Verhältnisse hat rein gar nichts mit schädlicher Produktion und Distribution von Lebensmitteln zu tun.

    Wir, die Verbraucher, sind die Übeltäter.

    Außerdem hat ein Gutteil der Kunden von Discountern gar keine andere Wahl, als dort zu kaufen.

    Ausgerechnet denen das jetzt aufs Brot zu schmieren, ist ein billiger und schäbiger Marketingtrick.

    • @Jim Hawkins:

      Natürlich lenkt das auch wunderbar ab von der Tatsache, dass gerade die Discounter im Zuge der allgemeinen Inflation die Preise überproportional erhöht haben. Aber nein, das sind natürlich keine Mitnahmeeffekte ... die Erzählung der Discounter lautet vielmehr: Weil die Margen im Discounter schon immer total gering waren, kann man jetzt die Preissteigerung nicht so gut abfedern wie REWE & Co.



      Ja, und die Familie Albrecht - um nur ein Beispiel zu nennen - hat ihren Reichtum im Lotto gewonnen!

      Vielleicht startet man demnächst eine ganz neue Aktion: Man rechnet einfach die Übergewinne aus Mitnahmeeffekten aus den Preisen raus, dann kann man getrost die Umweltkosten (für die man selbst verantwortlich ist) wieder draufschlagen - das wird ein Spaß!

  • Penny hätte stattdessen einfach mal für eine Woche sämtliche Produkte aus den Regalen nehmen sollen, die von minderwertiger Qualität und/oder überflüssig und gesundheitschädlich sind.



    Die Läden wären fast leer.

  • Wenn es nur zum Nachdenken anregt, hat sich die Aktion schon gelohnt.

    • @Rudi Hamm:

      Worüber nachdenken?

      Dass sich Ärmere eigentlich gar keine Lebensmittel mehr leisten könnten, würde man diese Rechnung immer aufmachen.

      Penny hat letztes Jahr fast 9 Milliarden Umsatz gemacht und gehört zur Rewe-Group, die fast 90 Milliarden Umsatz gemacht hat. Und über 500 Millionen Gewinn.

      Wo ist es hin, das schöne Geld?

      • @Jim Hawkins:

        Das Geld is weg, da hilft kein weinen mehr.



        Wir sind in einer gewollten Pattsituation, wenn wir die Opfer des Systems (Arm, Umwelt, Zukunft ) gegeneinander ausspielen lassen. Eine perfide Logik der es zu entrinnen gilt.

  • Die "Umweltfolgekosten" auf den Verbraucher abzudrücken während die Konzerne sich eine güldene Nase verdienen ist die größte Widerlichkeit, die in nem Superkapitalismus zu Tage kommen kann.

    • @Tyramizou:

      Wenn sie die "Umweltfolgekosten" auf die Erzeuger "abdrücken", werden die Produkte genau so viel teurer, es macht also aus Sicht des Verbrauchers keinen Unterschied.



      Aber ja, "Umweltfolgekosten" sollte immer der zahlen der es verursacht.

      • @Rudi Hamm:

        Und wann fangen Konzerne damit an, dafür grade zu stehen?

        Wann fangen Politiker an für ihren Schwachsinn grade zu stehen?

        Achso, das ist alles nur Utopie und in nem Roman zu finden, nicht in der Realität.

        *sigh*

  • Die Idee ist sicher nicht falsch, sie greift allerdings zu kurz bzw. daneben. Das müsste eine Aktion sein, die von allen Läden und Branchen getragen wird, ohne Ausnahme. Dann müssten natürlich die Anhebungen langsam passieren und es müsste sich zeigen, wo es von Vorteil ist, eine Ware zu kaufen und welche eigentlich nicht mehr finanzierbar ist. Wenn auch die total umweltfreundlichen Artikel teurer werden, fühlt man sich etwas über den Tisch gezogen.



    Es macht aber wenig Sinn, wenn sich die Grabenkämpfe zwischen arm und reich in die Läden verlagern. Wenn wie bei Soylent Green die meisten Menschen noch nie ein Stück Fleisch gegessen haben oder frisches Obst, weil sich dies nur die Reichen leisten können, ist das der falsche Weg. Es müssen die "schlechten" Lebensmittel preislich schlicht deutlich über den "guten" liegen. Es muss eine günstige Alternative geben. Derzeit ist es ja genau anders herum und wer Bio und Umweltfreundlich will, zahlt kräftig drauf. Wären die Preise genau vertauscht, wäre der Absatz auch anders.



    Die Menschen wollen nicht zur Enthaltsamkeit gezwungen werden. Das sorgt für Ärger. Man muss sie locken und belohnen, wenn sie richtige Entscheidungen treffen. Und ihnen weiterhin die andere Möglichkeit lassen. Das ist ein langsamer Überzeugungsprozess, den man nicht sinnvoll beschleunigen kann, wenn man nicht preisliche Anreize geben möchte.

    • @Hefra1957:

      vor allem wollen Erwachsene nicht dauernd erzogen werden

  • Wo sind die Kosten für Versiegelung, Warentransport und Verpackungsmüll? Ohne Landwirtschaft gibt es KEINE Lebensmittel.

  • Kurz mal 3, 4 Preise dem Umweltbewusstsein zuliebe (welches die Kundschaft eh nicht mitbringt) erhöhen und dann eine Pressemitteilung an jede Zeitung (bis hin zum Öffentlich Rechtlichen). Danach weiter den umweltschädlichen Ramsch in Regalen und Grabbelkisten zu Dumpingpreisen verticken.

    Welches Marketing Genie sich das wohl ausgedacht hat!? Effektiver kann man Werbung und Greenwashing nicht betreiben.

  • Ist total Unglaubwürdig so eine Aktion die Diskounter drücken die Erzeuger wo sie können das geht alles von einert Umweltgerechten Produktion ab. Wenn Sie es ernst meinten könnten sie heute schon anfangen nur noch Bio zu verkaufen

  • Das gleiche bitte für Automobile!

    • @Dirk Karstädt:

      Wieso?

  • Na ja. Den Leuten, die sich sowas wie Würstchen eh nicht leisten können, ist's egal. Wenn's an die Nudeln geht, müssen wir uns Sorgen machen. Blöd nur für die, die sich die Würstchen gerade noch so leisten konnten/können.

  • Wichtige, bedeutende und sinnlose Aktion zugleich. Preise spiegeln ein Verhältnis an identischen und / oder verschiedenen Orten wider. Wenn man hier die wahren Preise (wichtig und bedeutend) offenlegt, werden diese durch den Verbraucher zunächst aus seiner aktuellen Einkommenssicht (ohne Lohnsteigerung) beurteilt. Offen bleibt hier leider auch, ob es sich bei der Differenz zwischen dem wahren Preis und dem vormals bezifferten um ein "Verhältnis" handelt, das den Konsumenten stets begleitet, oder einen vergleichsweise stabilen Zuschlag.

  • taz: "Eine Woche sind neun Produkte bei Penny so teuer, wie sie immer sein müssten – rechnet man die Folgen der Produktion für Umwelt und Gesundheit ein. [...] Die Mehreinnahmen will die zur Rewe-Gruppe gehörende Kette für ein Projekt zum Klimaschutz und zum Erhalt familiengeführter Bauernhöfe im Alpenraum spenden."

    Wie rührend, aber 'Mehreinnahmen' wird es ohnehin nicht geben. Das wusste Penny aber schon vorher, dass die Kunden (oftmals arme Menschen) die "neun" Produkte bei Penny nicht kaufen werden. Aber für einen kostenlosen Reklamegag gönnt sich Penny einfach mal diesen Spaß mit den 9 teuren Produkten.







    Momentan klingt die ganze Werbung im TV ja ohnehin nur noch nach Klimaschutz. "Kaufen Sie unsere Produkte, denn unsere Produkte sind Klimaneutral blah-blah-blah". Der kapitalistische Irrsinn mit seinem Wirtschafswachstumswahn soll ja schließlich weitergehen und die gut bezahlten Werbefachleute sind emsig dabei sich neue Märchen auszudenken, mit denen sie dem Kunden das Geld weiterhin aus der Tasche ziehen können.

    Mal ne' andere Frage: Was bleibt denn eigentlich bei den wahren Erzeugern der Lebensmittel an Geld hängen? Gut daran verdienen tut doch wieder nur der Discounter ('egal welcher auch immer'), deshalb kann er ja auch des Öfteren mal "Sonderangebote" für seine Kunden machen - und trotzdem noch mächtig Geld dabei scheffeln.

    taz: „Wir müssen uns der unbequemen Botschaft stellen, dass die Preise unserer Lebensmittel, die entlang der Lieferkette anfallen, die Umweltfolgekosten nicht widerspiegeln“, sagt Penny-Manager Stefan Görgens."

    Kostenlose Reklame hat Penny ja jetzt für sich gemacht, aber auch gleichzeitig (natürlich geschickt durch die betörend duftende Blume) dem Kunden gesagt, dass die Discounter in naher Zukunft die Preise für Lebensmittel massiv erhöhen werden. Die Lebensmittelerzeuger werden davon aber sicherlich wieder nichts abbekommen und Klimaschutz wird es weiterhin nur in der TV-Radio-Werbung geben, aber bestimmt nicht in der Realität.

  • Eine gute Idee, wenn ein ernstgemeinter Ansatz adressiert wurde. Bei Non-Food-Artikeln, Textilien insbesondere, wären ähnliche Aktivitäten zur gerechteren Preisgestaltung möglich, die Gewinner*innen fairer Preise wären hier aber außereuropäisch zu finden. Ich bin gespannt auf die Akzeptanz und Entwicklung, im Forum stehen interessante Beiträge. Von dem Greenwashing früherer Jahre lassen sich im Einzelhandel nicht mehr alle Kund*innen blenden. Mehr als 3000 weitere Artikel, eine "Herkulesaufgabe" bei vielleicht zukünftig vollends ernstgemeinter Strategie.

  • Naja zum Glück gibts nachste Woche wieder die guten vom Wohlfühlkapitalismus subventionierten Schummelpreise.

    • @kommentomat:

      Wenn viele Lebensmittel tatsächlich so viel kosten sollen, dass auch die Erzeuger (Bauern etc.) davon leben können und man der Umwelt und dem Klima nicht weiterhin Schaden mit solchen Erzeugnissen zufügt, dann muss man vorher aber auch mal überlegen weshalb die Preise für einige Lebensmittel bei uns seit Jahrzehnten künstlich niedrig gehalten werden. Es müssten sonst nämlich die Löhne steigen, es müsste das Existenzminimum der Bürgergeld-Bezieher steigen und natürlich auch die Rente. Da man das aber anscheinend nicht will, sind unserer Politiker doch froh darüber, dass in unserem reichen Land, in dem 195 Milliardäre zu Hause sind, solche Billigläden wie Aldi, Penny oder Lidl existieren, sonst käme unsere Regierung nämlich in Erklärungsnot, weshalb nicht nur 2 Millionen arme Menschen monatlich an eine der fast schon 1000 Tafeln anstehen müssen, sondern es dann wohl einige Millionen Menschen mehr sind, die auf die Tafeln angewiesen wären. Zum "Glück" hat man die "Armenspeisung" aber solchen Discountunternehmen übertragen, die sich natürlich dumm und dusselig daran verdienen, weil sie den Erzeugern (Bauern, etc.) keine vernünftigen Preise zahlen und der Klimawandel ihnen wohl total egal ist.

      Die großen Lebensmittelgeschäfte in Deutschland fangen jetzt auch schon an ihre Kassen so umzurüsten, dass man keine Kassierer/innen mehr braucht. Bei meinem Rewe gab es immer 6 Kassen mit 'echten Menschen' als Kassierer/innen. Jetzt haben sie davon vier zugemacht und dafür vier Selbstbedienungskassen aufgemacht. 'Coole Idee', der Kunde übernimmt also auch noch den Job der Kassierer/innen, die dann natürlich zum Jobcenter gehen dürfen, um sich dort demütigen zu lassen. Der Kapitalismus weiß eben wo man sparen kann, denn der Arbeitnehmer ist ein unnötiger Kostenfaktor. Nur wer soll dann die ganzen Dinge kaufen, wenn keiner mehr einen Job hat und Geld verdient? Ein 8-jähriges Kind würde sich diese Frage sofort stellen, aber unsere "Volksvertreter" stellen sich nie solche Fragen.

  • Ich zahle den realen Preis in den meisten Fällen. Der Fleischpreis bio aus Deutschland. Es gibt seither deutlich weniger Fleisch. Wo ist das Problem? Gibt es ein Anrecht auf Ausbeutung anderer?



    Oder für das Ausland, billige Lebensmittel auf Deutschland zu Lasten des deutschen Bodens, der Tiere und des Steuerzahlers (sozialisierte Verluste) zu bekommen? Ginge es nach mir, würde der grenzüberschreitende Handel mit Lebensmitteln auf ein notwendiges Minimum begrenzt. Das berühmte Tierquälbillighuhn aus Deutschland macht nur afrikanische Bauern kaputt und kostet uns am Ende Steuergeld. Sinn davon - keiner. Steuergelddiebstahl durch Tierquäler mit Hilfe der EU und des Staates. Nichts anderes.



    Auf den Preis würde sich es auch mindernd auswirken, wenn Billigsabsatz von Fleisch nach Asien entfiele (zumindest ist das Hypothese von mir). Final, auch in zehn, zwanzig Jahren könnten wir noch produzieren was ich bei einem altdeutschen Weiterso nicht sehe.

  • das ganze ist nur obsolet, wenn der Aufschlag in den Kassen der Discounter verbleibt...



    Ein wahrer Preis müßte auch an die "geschädigten" gehen. Einfach Preis rauf ist ja keine Weltverbesserung, sondern nur Kassensaldooptimierung der Discounter.

    • @nutzer:

      Das Geld bleibt gar nicht beim Discounter, sondern wird gespendet! An Vereine und Organisationen die diesbezüglich helfen.



      Informieren gehen hilft...

      • @Chris Ehl:

        kann man damit irgendetwas ändern?



        diese VWL Rechnungen die Umweltschäden in Geld bewerten sind reine Theorie und ideell, das sieht die VWL übrigens selbst so.



        Der irrige Schluß daraus, den die Allgemeinheit zieht ist dann man könne den selben Betrag irgendwo bezahlen und damit das Geschehene kompensieren...



        Das ist auch aus VWL Sicht blanker Unfug.



        VWLerisch lässt sich auch ein Waldspaziergang berechnen (mußte ich machen) der Punkt ist, diese Kosten sind niemanden entstanden, das ist nur eine Werteskala, um eine Größenordnung anzugeben.

        • @nutzer:

          Klar, warum nicht? Kann man mit Geld Opfern von Gewalt und Co. helfen? Direkt nicht. Aber durch Spenden an Organisationen die Stellen ermöglichen die frühzeitiger aktiv werden, präventiv agieren können, können andere Leben retten oder helfen.



          Genauso auch hier.

          Nach VWL-Sicht ist doch jede Prävention, nur ein Kostenfaktor, weil Prävention verhindert das Kosten entstehen. Kosten werden aber erst dann als Kosten angesehen wenn sie entstanden sind, sonst ist es Firlefanz und kostet "nur Geld".

          Es muss erst was passieren damit man handelt. Der absolut falsche Weg. Aber die Zahlenjongleure werden das im Zuge des Klimawandels irgendwann auch merken, das 5€ Kostenersparnis, für Jahr x zwar toll aussah. Aber für Jahr x+10/20 trotzdem Mehrkosten in unfassbarer Höhe mit sich bringt. Dabei hätte man lieber in Jahr x 1 Million mehr investiert um den Einfluss in 10/20 Jahren weniger oder gar komplett auszumerzen.

    • @nutzer:

      Danke. So ist es.

    • @nutzer:

      Das ist völlig richtig.

  • Sympathische Idee - "Mehreinnahmen" wird's aber nich gebn: das kauft keine(r) !

  • Prima! Danke für die Berichterstattung. So kann ich die Aktion gezielt unterstützen. Ich hoffe mein Penny hat die Produkte!

    • @mwinkl02:

      und wen unterstützen sie wenn sie einen höheren preis auf billigfleisch zahlen, wo der erzeuger nicht mehr bekommt und umweltschäden ebensowenig kompensiert werden (so das überhaupt durch geld kompensierbar wäre)?



      diese aktion ist eher dazu da weniger vzu verkaufen, nur so werden die schäden minimiert. unterstützung wäre,nicht kaufen!

      • @nutzer:

        Lassen Sie doch bitte die Lügen, der Überschuß wird gespendet. Gehen Sie sich bitte informieren!

        • @Chris Ehl:

          Ja, aber geht das gespendete Geld an den Landwirt und Projekte, die exakt in der Herkunftregion der Ware sind? Nö. Sie gehen an große Gruppen, die wiederum eine eigene Agenda haben.



          In der Frage geht es doch nicht nur darum, ob sich der Discounter die Taschen füllt, sondern auch, ob die Personen damit kompensiert werden, bei denen das Problem beginnt.



          Das wären in diesem Fall vermutlich Großkonzerne für Milch und Fleisch, was es auch nicht besser macht 😉

          • @Hefra1957:

            Die "Großkonzerne" sollen noch unterstützt werden in ihrem umweltzerstören? Das macht ja mal gar keinen Sinn. Die Wirtschaft wird so lange agieren wie es geht, Kosteneinsparungen zu ermöglichen, das eben nicht das Problem angehen die Klimawandelhervorrufenden Prozesse zu minimieren. Dafür brauch es andere Stellen die dafür eintreten das endlich die Politik agiert und Gesetze erläßt.

  • 50 % unserer hier hergestellten güter geht in den Export. auch fleisch zu 50 %. wenn dann der "wahre Preis" dafür genommen wird, werden sich andere länder darum prügeln hier einzukaufen. Deutschland wird Moralweltmeister.

    Hin zu käme das löhne, Rente, sozialhilfe, Arbeitslosengeld usw. erhöht werden müsste. Das würde den Export noch einmal verteuern.

    • @Martin Sauer:

      Auch wenn es meinem Eindruck nach mittlerweile common sense ist gegen den Versuch einer moralisch(er)en Politikgestaltung zu sein, bedeutet die Externalisierung von Produktionskosten letztlich eben doch auch immer deren Sozialisierung. Die Idee, dass es irgendwie billiger sei die Dinge so zu belassen wie sie sind funktioniert daher nur genau so lange wie der Horizont am Rand des Kassenzettels ändert. Und warum es rational sein sollte den Export von Waren mit der amoralischen Politik von auf die Allgemeinheit abgewälzten Kosten zu fördern scheint dann doch eher erklärungsbedürftig.

  • 0G
    04332 (Profil gelöscht)

    Penny brachte vor fünf Jahren ein breites - und köstliches - Sortiment an vegetarischen Sandwich-Varianten heraus. Ergebnis: mangels Nachfrage eingestellt.

    Penny führt derzeit den genießbarsten veganen Mikrowellen-Burger aller Einzelhandelsketten. Ergebnis: nur noch in den hipperen Filialen verfügbar; Produkt war beim letzten Kauf ausschließlich abgelaufen verfügbar.

    Pennys Ideen sind gute,



    doch die Kundschaft zieht eine 😕

    Penny erfüllt jeden Wunsch,



    doch die Kundschaft macht einen ☹️

  • Der Effekt wird sein: Bei Penny vergammeln die Würstchen im Regal und landen im Container, und die Leute kaufen sie stattdessen woanders. Dann werden mehr Würstchen zu mehr Umweltkosten produziert.

    Gelungene Aktion. Rentner und Mindestlohnempfänger werden es außerdem lieben, auf diese Weise erzogen zu werden. So gewinnt man die Herzen und Köpfe der Menschen, es wird ganz sicher funktionieren.

    -- Ich habe mich auf Arbeit bisher immer bei Penny versorgt. Es wird Zeit, den Edeka auszuprobieren, der nur wenige hundert Meter weiter liegt. Etwas Bewegung soll ja auch gesund sein.

    Diese Aktion hilft nicht der Umwelt, sondern der Konkurrenz.

    • @Carcano:

      Es ist eine, ich glaube, gute Aktion von Penny.



      Es kann ja ein Ansporn sein in Selbstreflexion darauf zu kommen dass hierzulande der Kunde, incl. mir, eine Mitverantwortung für die Preis- und Qualitätssituation hat.



      The customer* der bei einer Preiserhöhung, wie hoch auch immer, zuerst erwägt zum Mitbewerber zu wechseln ist Verstärker des Preisdrucks im deutschen Einzelhandel.

      Die Herzen und Köpfe der Menschen gewinnt man laut englischer Weisheit am leichtesten wenn man sie bei den Eiern hat.

      *Eine Gelderformulierung ist mir in deutscher Sprache grade nicht in den Sinn gekommen.

    • @Carcano:

      Wiener Würstchen in der Dose halten Monate. Wegen einer Woche länger im Regal, müssen sie sicher nicht weggeworfen werden.

    • @Carcano:

      Anstelle auf das eine von 9 Produkten, welches man vielleicht regelmäßig kauft, eine Woche lang zu verzichten (oder zu kaufen) zur Konkurrenz zu wechseln: das ist Treue und Verständnis ;)

      Was aber soll die Aktion? Austesten was geht? Wenn die Produkte dauerhaft die Umweltkosten eingepreist hätten, würde es der Umwelt doch nicht wirklich besser gehen. Wer bekäme denn die Erlöse? Almbauern? Warum gerade die? Oder die Regierung und dann wären in Norddeutschland die Moore wieder vernäßt und Tönnies abgewickelt?

      Wahrscheinlich werten die begleitenden Forschungsinstutute die Umsätze und Kommentare aus. Auf gehts.

    • @Carcano:

      Man ist ja nicht verpflichtet die Produkte zukaufen.

      • @Garum:

        > Man ist ja nicht verpflichtet die Produkte zukaufen.

        Natürlich nicht, es herrscht ja Vertragsfreiheit. Niemand ist gezwungen, Lebensmittel einzukaufen; man ist ja auch nicht verpflichtet, eine Wohnung zu mieten.

        Und wer sich Premiumpreise nicht leisten kann, der findet doch bestimmt genug Alternativen.

        -- Aus dieser Perspektive sind absurde Preissteigerungen völlig legitim.

        • @Carcano:

          Mehr Joghurt statt Würstchen. Freut auch den Hausarzt und mich als Versicherten einer gesetzlichen KK wenn dies die Schule macht.

        • @Carcano:

          Ja, stimmt, ohne Schnitzel und Mozarella und Joghurt und Chips wird man verhungern... weiß nicht, wie meine Großeltern das in den 50ern mit je 5 Kindern gemacht haben, alle erwachsen und alt und gesund - und da gab es maximal sonntags ein bisschen Fleisch und ansonsten viel Quarkbrot, Suppe, Saisongemüse und Griesbrei.

          Wir zahlen die Kosten von Lebensmitteln mit anderer Menschen Geld, Leben und Zukunft und erzürnen uns, wenn ein paar davon übers Mittelmeer hierherkommen oder ein paar andere, unsere eigenen Kinder, uns den Spiegel vorhalten und sich vors Auto setzen.

          Aber klar doch, es gibt hier in Europa natürlich das Recht auf Wiener Würstchen, Avocados aus Chile und zwar zu Preisen, die wir für Bio-Äpfel von Nebenan unangemessen finden.

          • @hierbamala:

            Danke für diesen Kommentar. :)

        • @Carcano:

          Es geht Penny nicht um Profitsteigerungen sondern darum auf die versteckten Umweltfolgekosten aufmerksam zu machen. Was gibt es daran zu meckern wenn man dafür ein Bewusstsein schaffen will? Das die Sachen eher nicht gekauft werden ist Penny wohl schon klar.

          • @Andreas J:

            " Es geht Penny nicht um Profitsteigerungen sondern darum auf die versteckten Umweltfolgekosten aufmerksam zu machen."

            Ist das Ironie oder einfach nur naiv? Selbstverständlich geht es Penny ausschließlich um Profitsteigerungen

            Die ganze Aktion ist einzig und allein Werbung und wenn man sich die Reaktionen hier im Forum ansieht, dann scheint die ja auch bestens zu verfangen...

            • @DasEndeallerHoffnung:

              Dann gehen Sie sich doch bitte vorher informieren, bevor sie lügen. Die Gewinne daraus werden gespendet, an verschiedenste Organisationen die dem Herr werden wollen.

              Ist ja nicht auszuhalten.

              • @Chris Ehl:

                Die zusätzlichen Gewinne aus der Preissteigerung werden gespendet. Die zusätzlichen Gewinne aus der Werbung durch diese Aktion nicht und die sind auch das Entscheidende... Kommentare richtig lesen hilft...

                "Ist ja nicht auszuhalten."



                Nein die Naivität mancher Kommentatoren ist tatsächlich nicht auszuhalten.

                • @DasEndeallerHoffnung:

                  Die Gewinne aus der "Werbung" welche Werbung, das man aufmerksam machen will wie schädlich unser handeln ist. Was soll der Gewinn sein? Das man mehr Personen heranzieht die dies befürworten?

                  Und wo ist das Problem, wenn der nächste Schritt dann ist, das Penny auf solche Zulieferer verzichtet ist doch gut. Aber welche Gewinne sehen sie denn da noch dahinter, außer jene die am Ende in der Kasse für die Produkte reinkommen?

  • Grundsätzlich eine gute Idee. Ich frage mich, wie bspw. die Preise bei Flügen aussehen würden.

  • Jedes Produkt hat Auswirkungen auf die Umwelt. Das haben auch die Windräder die in bestehende Wälder gebaut werden. Wird deren Strom dann teurer? Es ist eine abwegige Diskussion. Gerade Läden wie Penny haben gegenüber z. B. den Hofläden eben eine deutliche höhere Belastung für die Umwelt, Verpackung, weltweite Transporte etc.

  • Bei dem veganen Schnitzel geht die Rechnung nur auf , wenn nicht mineralisch und tierisch gedüngt wurde.

    • @Stoffel:

      Wie , bitte, wollen Sie denn sonst düngen? Mit Luft und Liebe? Das wird bei autotrophen Organismen nicht gelingen.

  • Völlig falscher Ansatz in meinen Augen.

    Gut, dass Penny da überhaupt den Mut zeigt, die Preise für eine Woche zu erhöhen. Schlecht, wenn dabei der Umweltaspekt im Vordergrund steht. Verbraucher werden nur die hohen Preise sehen und genervt vom Grund, dem Umweltschutz sein. Oder noch mehr so weiter machen, wie bisher, weil wenn die Politik oder Gesetze keine Maßnahmen mehr zum Umweltschutz durchführen, oder wieder schädlichere Pestizide einführt, bleibe der Preis niedrig, so deren Logik.

    Wie wäre es, die Preise wegen >fairer Bezahlung< regionaler Bauern zu erhöhen? Das als Shit-Test an die Bevölkerung! Bestimmt gibt es für das heimatnahe AfDeutschland keine Gründe, gegen die Preiserhöhung zu sein! Oder will man doch Sklaverei an regionale Bauern befürworten? Hauptsache Milch kostet immernoch 99 Cent im Kühlregal?

  • wie wärs mit dauerhaftem aufdruck des 2.+wahren preises?