Verkauf von E-Autos stürzt ab: Volle Batterie, schwacher Umsatz
Der Anteil der verkauften Stromer fällt auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren. Wann es wieder aufwärts gehen könnte, ist umstritten.
Im gesamten Jahr 2023 hatte der Anteil noch bei 18,4 Prozent gelegen, im Jahr davor bei 17,7 Prozent. Der Grund für den Absturz auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren ist eindeutig: das abrupte Ende der Kaufprämie Mitte Dezember.
Wann der Anteil der E-Fahrzeuge wieder die einstigen Höhen erreichen wird, darüber sind sich Marktkenner uneins. „Die nächsten beiden Jahre gehen wir durch eine schwierige Zeit für das Elektroauto“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research in Bochum. „Warum soll sich der Neuwagenkäufer ein Elektroauto kaufen, wenn die Politik das Signal gibt, lass die Finger davon?“, fragt er mit Blick auf das Ende der Kaufprämie.
Die Politik zerstöre gerade das Vertrauen in die Mobilitätswende, sie habe „das Elektroauto aufs Abstellgleis geschoben“. Aber es gibt auch andere Einschätzungen: „Ab Herbst dürften die Verkaufszahlen wieder ansteigen“, sagt der Umwelt- und Verkehrsexperte Axel Friedrich, einst Abteilungsleiter für Verkehr im Umweltbundesamt, der heute unter anderem die Deutsche Umwelthilfe berät.
Flottengrenzwerte zwingen zu mehr E-Autos
Die Autohersteller kämen nämlich nicht umhin, den Absatz von Elektroautos zu steigern, weil sie laut EU-Vorgabe immer strengere Flottengrenzwerte bei den CO2-Emissonen einhalten müssen. Aktuell müssen die Pkw-Flotten eines jeden Herstellers einen Grenzwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer erreichen. Die heutigen Verbrenner sind derzeit davon weit entfernt, denn ein solcher Wert würde einem Verbrauch von maximal 4 Litern Benzin oder 3,5 Litern Diesel pro 100 Kilometer entsprechen.
Also müssen die Hersteller ausreichend Elektroautos verkaufen, um den Mittelwert ihrer Flotte zu senken. Bleibt ein Hersteller über dem zulässigen Flottengrenzwert, muss er eine Strafe bezahlen. Diese beläuft sich pro Gramm Überschreitung auf 95 Euro multipliziert mit der Stückzahl an Fahrzeugen, die er im betreffenden Jahr EU-weit verkauft hat.
Das kann also schnell teuer werden. Oder Hersteller kaufen sich sogenannte „Regulatory Credits“ von anderen Autofirmen, was dann für die Verkäufer ein gutes Geschäft ist. Tesla hat in den vergangenen Jahren auf diese Weise viele Milliarden Euro eingenommen. Alleine 2023 waren es laut Wirtschaftszeitungen 1,6 Milliarden Euro.
Da der Flottengrenzwert in der EU beginnend mit 2025 abgesenkt wird, steigt der Druck auf die Autokonzerne, mehr Elektroautos zu verkaufen. Sei es durch Preissenkungen oder durch offensives Marketing. Genau das werde sich schon bald an den Zulassungszahlen bemerkbar machen, sagt Friedrich.
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