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Umstrittene Elterngeld-KürzungenDie gefühlte Armut der Reichen

Saskia Hödl
Kommentar von Saskia Hödl

Einkommensreiche Haushalte sollen den Anspruch auf Elterngeld verlieren. Nun schlagen sie Alarm, dabei ist das nur gerecht. Es ginge aber auch gerechter.

Für Wohlhabende ist Elterngeld oft nur ein Stolperstein bei der Tilgung des Eigenheimkredits Foto: plainpicture

D ie Frage, ab wann jemand reich ist, wird je nachdem, wo man selbst finanziell steht, sehr unterschiedlich beantwortet. Eine Eigenart von wohlhabenden Menschen, vor allem FDP-Wähler*innen, ist ja, dass sie sich zum einen als „arm“ genug empfinden, um zur Mittelschicht zu gehören, aber gleichzeitig denken, sie seien „reich“ genug, um von einer Vermögensteuer betroffen zu sein, die sie deshalb vorsorglich ablehnen.

Wie absurd diese Gleichzeitigkeit dann praktisch aussieht, zeigt sich derzeit in sozialen Medien, wo nun Spit­zen­ver­die­ne­r*in­nen trotzig die Familienplanung über Bord werfen, weil sie meinen zu verarmen, wenn ihnen die 1.800 Euro Elterngeld pro Monat gestrichen würden, wie es im Bundesfamilienministerium unter Lisa Paus (Grüne) zur Debatte steht.

Das Finanzministerium unter Christian Lindner (FDP) hatte die Einsparungen auferlegt. Nun sollen Haushalte, deren zu versteuerndes Einkommen im jeweiligen Berechnungsjahr über 150.000 Euro liegt, was brutto etwa 180.000 Euro entspricht, kein Elterngeld mehr bekommen. Das würde laut Paus etwa 60.000 Familien betreffen. Insgesamt gibt es in Deutschland 11,9 Millionen Familien.

Bisher lag die Grenze bei 300.000 Euro für Paare. Das Elterngeld soll grundsätzlich den Lohn während der Elternzeit teilweise ersetzen. Es wird nach Einkommen gestaffelt und liegt zwischen 300 und 1.800 Euro monatlich. Nur eben nicht nach Bedarf, sondern wer mehr hat, kriegt auch mehr. Der Höchstsatz von 1.800 Euro wird erst ab einem Nettoeinkommen von 2.770 Euro ausgezahlt, darunter bekommt man etwa 65 Prozent des zu versteuernden Einkommens, wer unter 1.000 Euro verdient, bis zu 100 Prozent.

Wo oben eigentlich ist

Grundsätzlich sollte bei Familien nicht gekürzt werden, solange man auch bei Dienstwagen, Erbschaft und Vermögen etwas machen könnte. Das Familienministerium macht mit seinen etwa 2,8 Prozent im Bundeshaushalt auch sicher nicht die größten Wellen. Lisa Paus hat im Grunde das einzig Richtige gemacht und versucht, die Einsparungen nicht per Gießkanne zu verteilen, sondern sozialverträglich zu gestalten und oben anzusetzen.

Zur Orientierung, wo oben eigentlich ist: Zu den einkommensreichsten 10 Prozent gehörte man im Jahr 2019 als ein Paar ab einem Haushaltsnettoeinkommen von 5.780 Euro, als Familie mit zwei Kindern unter 14 bei 8.090 Euro im Monat.

Eine Maßnahme, die also vor allem Privilegierte betrifft. Dennoch ist nun in vielen Kommentaren von einer unsozialen Ohrfeige für alle Familien, vom Ende der Gleichbehandlung von Eltern oder gleich von der Abschaffung der Gleichstellungspolitik für Aka­de­mi­ke­r*in­nen die Rede. Das klingt bedrohlich, nur verdienen Aka­de­mi­ke­r*in­nen in Deutschland im Schnitt nicht genug, um hiervon generell betroffen zu sein. Für viele Eltern ist eine Elternzeit heute kaum noch leistbar. Für Wohlhabende ist sie hingegen oft nur ein Stolperstein bei der Tilgung des Eigenheimkredits.

Das Argument, dass die fehlenden 1.800 Euro Elterngeld bei Spit­zen­ver­die­ne­r*in­nen nun dazu führen werden, dass noch weniger Väter Elternzeit nehmen, womit Rollenklischees weiter zementiert würden, geht leider komplett an der Ursache vorbei. Denn wer mit 150.000 Euro Haushaltseinkommen als Vater nichts übrig hat, um ein halbes Jahr bei seinem Kind zu bleiben, kann entweder nicht mit Geld umgehen oder ist ein schlechter Vater. Im schlimmsten Fall beides.

Was die Gleichstellung in Paarbeziehungen angeht, wäre allen mehr geholfen, würde das Ehegattensplitting abgeschafft oder würde die Kinderbetreuung ausgebaut. Das Elterngeld müsste außerdem reformiert werden. Es sollte sich an Lebenshaltungskosten und Vermögen orientieren. Es müsste nicht nur Lohnarbeit, sondern auch Care-Arbeit berücksichtigen und besonders Frauen vor finanzieller Abhängigkeit schützen.

Ein Elterngeld, das sieben Monate pro Part­ne­r*in ausgezahlt wird, wäre eine Möglichkeit. Es sollte inzwischen auch endgültig klar sein, dass es nichts bringt, noch mehr Geld auf wohlhabende Väter zu werfen. Denn hier geht es nicht ums Können, sondern ums Wollen.

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Saskia Hödl
Autorin
Jahrgang 1985, ist freie Autorin in Wien und schreibt über Politik, Medien und Gesellschaft. Ehemalige taz panter Volontärin, taz eins Redakteurin und taz2&Medien Ressortleiterin.
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88 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Die Frage ist doch, ob man eine solche Förderung mit der "Gießkanne" braucht, bzw ob sie sinnvoll ist.



    P.S. an die Betroffenen mit ca. Netto 8000€ im Monat,



    heult doch!!!



    Finde diese Diskussion schon schräg

  • Finde den Titel sehr treffend. Der Realitätsverlust der «Betroffenen», die die reale Armut um sie herum gar nicht wahrnehmen, weil sie so mit ihrem «Leistungstragen» beschäftigt sind, ist beeindruckend.

    Nur mal so als Erklärung: Wenn Ihr vorhabt, Euch angemessen um Eure Kinder selbst zu kümmern, ist es mit der (Spitzen)karriere für die meisten von Euch sowieso vorbei - weil Ihr dann doch eine Stunde früher nach Hause wollt als Eure kinderlosen Kollegen usw., weil Ihr eben über Eure Kinder nachdenkt und den Kopf nicht für tolle Ideen in Eurem Job freihabt. Oder Ihr laßt Eure Kinder von anderen Personen großziehen.

    Ist ne Wahl, dagegen ist das Elterngeld eine Kleinigkeit.

    • @Deutschfranzose:

      Leider trifft der Titel so überhaupt nicht - schlicht weil sich von den Betroffenen selbst noch niemand (merklich) öffentlich zu Wort gemeldet hat. Die Diskussion findet ausschließlich in der hiesigen Filterblase statt, weil sich Familienförderung und gutes Einkommen jeweils auf der gegenüberliegenden Seite des Schwarz-Weiß-Denkens befinden.

      • @Samvim:

        Ja. Schwarz-weiß Denken. Bitte führen Sie diese Diskussion mit einer ArbeitnehmerIn die 160h pro Monat arbeitet und trotzdem auf Unterstützung vom Staat angewiesen ist. Stichwort Teilhabe. Und das gilt sehr wohl auch für die Kinder.

  • "Denn wer mit 150.000 Euro Haushaltseinkommen als Vater nichts übrig hat, um ein halbes Jahr bei seinem Kind zu bleiben, kann entweder nicht mit Geld umgehen oder ist ein schlechter Vater."

    Hut ab. Ob das in jedem Fall so haltbar ist? Und warum trifft der Vorwurf nur Väter?

    • @QuerBeetLeser:

      Weil sich das auf das Argument bezieht, mit der Streichung würden noch weniger Väter Elternzeit nehmen.

  • Wer diesen Steuerzahlern das Elterngeld streichen will, hat den Blick für das große Ganze verloren.



    Mit einem Einkommen von 150000€ zahlt das Ehepaar knapp 1 Mio. € Steuern im Laufe ihres Lebens (1.000.000€). Die Rückerstattung der 25.000€ Elterngeld sind doch im Vergleich marginal.



    Wer fordert, das zu verweigern, wird sicher nicht vom Wunsch nach Gerechtigkeit geleitet, sondern eher von Missgunst.



    Wer als Paar weniger als 150.000€ verdient ist Umverteilungsempfänger, und lässt sich von genau den Menschen finanzieren, denen er jetzt das Elterngeld streichen will.



    Viele Menschen machen sich gar kein Bild, wer eigentlich die enorme Last dieses Sozialstaates trägt, und wie unglaublich fleißig andere Menschen dafür arbeiten.



    Gleichzeitig sind es die Kinder dieser Leistungsträger, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Lage sein könnten, den Sozialstaat für zukünftige Generationen zu finanzieren.



    Wer möchte, dass auch seine Kinder noch jemand anderem in die Tasche greifen können, müsste ein Interesse daran haben, dass es solche Menschen dann auch noch gibt.

    • @Cohar:

      Dieser Kommentar beinhaltet scheinbar die Ansicht, dass Bestverdienende auch die stärksten Leistungsträger der Gesellschaft sind? Das kommt darauf an, was man unter Leistung versteht. Die Diskussion um Systemrelevanz unter Corona hätte die Ansichten da eigentlich etwas verändern können...

      150 000 netto sind sehr viel Geld pro Monat - da kann man sich schon fragen, wozu man da Elterngeldempfänger sein muss. Und es betrifft wirklich nur sehr wenige Menschen. Ist das denn Unterzeichnenden der Petition evtl nicht ganz klar?

      • @blutorange:

        Nix Netto - zu versteuerndes Brutto. Heißt, je nach Aufteilung des Einkommens etwa 7.000 bis 8.200€ Netto im Monat. Das ist viel - Reichtum ist aber anders.

      • @blutorange:

        "Das kommt darauf an, was man unter Leistung versteht."

        Naja, in Bezug auf die Finanzierung des Sozialstaates ist das relativ eindeutig, oder?

      • @blutorange:

        150.000€ netto? Es geht um das zu versteuernde Einkommen.

  • Wir haben unsere Junx's während des Studiums bekommen - ohne Elterngeld - war die beste Zeit um die Kinder gut unterzubringen - Uni - Elternselbsthilfe Kinderkita & Großeltern noch fit zum betreuen der Kids...wie würde es denn da mit Elterngeld heute aussehen ? Studium wurde z.B. ohne Bafög von unseren Eltern finanziert....

  • ...ich verstehe echt nicht , warum immer auf den Erben herum gehackt wird - bis ein Vermögen entstanden ist, ist es schon mehrmals - von den Erblassern besteuert worden...vollkommen daneben hier nochmal die Erben heranziehen zu wollen.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Renten werden auch nochmal besteuert, obwohl man sein Leben lang dafür einzahlt.. Genauso ungerecht.

  • Was ist denn das für eine undifferenzierte Sichtweise?!



    Wenn man davon ausgeht, daß nur einer Hauptverdiener ist, mag das ja noch aufgehen. Da kann Papa natürlich auf zwei Monate Einkommen verzichten, wird er aber nicht machen!

    Wenn aber beide Eltern gleich verdienen, fehlen schlagartig 2/3 eines Einkommens. Da wird man sich im Zweifel gegen Kinder entscheiden. Waren es nicht genau diese Eltern, die mehr Nachwuchs haben sollten?

    Auch bei Selbständigen ist das eine dümmliche Neiddebatte. Wer ein Unternehmen mit Angestellten leitet, hat nicht nur Einkommmenseinbußen, sondern muß ja auch noch eine Vertretung mit einkalkulieren.



    Da sind die 1800 nicht mal eine Überlegung wert!



    Also, keine Elternzeit, es sei denn man kann sich den finanziellen Verlust wirklich leisten.



    Ein weiterer Punkt fürs Angestelltendasein.



    Nur weiter so!

  • Mein Partner und ich kommen noch nicht an diese Grenze heran, bei uns ist es jedoch so, dass ich als Frau fast 65% des Haushaltseinkommens verdiene. Wenn ich jetzt ein Jahr lang in Elternzeit gehen würde, wäre das alles ziemlich eng. Und Gutverdiener und Vermögende mal wieder in einen Topf zu werfen, finde ich unmöglich. Alle meine Ersparnisse, die ich zu einem großen Teil für so eine Elternzeit ausgeben müsste, hab ich mir selbst erarbeitet, erben tue ich überhaupt nichts. Ich verstehe nicht, wieso alle möglichen Medien in diesem Land versuchen, Menschen in Erwerbsarbeit gegeneinander auszuspielen.. Diejenigen, die wirklich mal ins Steuergame einbezogen werden sollten, sind die Vermögenden. Aber stimmt, als Gutverdiener ist man ja auch automatisch vermögend und gegen die Vermögenssteuer.. Tolle Pauschalisierung.

  • Ich verstehe die Aufregung ehrlich gesagt nicht. Das ist eine Einkommensgrenze mit der man leben und arbeiten kann.

    Wir sind eine Doppelakademiker-Familie und es ist ganz einfach: Wenn wir Gehaltsschwellen erreichen, ab denen Förderungen gestrichen werden, dann wird die Arbeit reduziert bis man wieder unter der Schwelle ist. Man schaut sich an was 5 Stunden die Woche am Ende in der Brieftasche bedeuten und wenn das sich nicht lohnt, dann gönne ich mir stattdessen lieber etwas Extra-Zeit mit den Kindern.

    Also bitte lasst das Jammern sein und passt euch an. Wenn der Staat irgendwann wieder mehr Fachkräfte (bzw mehr Fachkraft-Stunden) braucht wird er die Förderungen schon wieder umbauen, bis dahin solltet ihr die Zeit mit der Familie genießen

    • @Questor:

      Dankeschön. Ehrlich und sehr treffend.

    • @Questor:

      Lehrer?

      • @nutzer:

        Nein, selbstgefällig-belehrend bin ich nur in meiner Freizeit ;-)

    • @Questor:

      Nur die Wenigsten, auch im reichen Deutschland, haben einen Job, bei dem man so problemlos die Arbeitszeit variieren kann, bloß weil einen das bei Steuern und Abgaben entgegen kommt... Genießen sie die Privilegien, aber erkennen sie diese auch als solche.

      • @Samvim:

        Ich bin fraglos privilegiert. Wobei gerade Akademiker (und die dürften von dem Thema des Artikels primär betroffen sein) eine derartige Flexibilität relativ leicht erreichen können - häufig muss man dafür gewisse Gehaltseinbußen gegenüber dem Markt hinnehmen. Wobei auch das zunehmend seltener der Fall ist. Mein alter Arbeitgeber war ein US-Konzern und auch dort war Teilzeit Gang und Gäbe.

  • "Denn hier geht es nicht ums Können, sondern ums Wollen."

    Bei manchen geht es - je nach finanziellen Verpflichtungen (z.B. Pflege der bzw. Unterhalt für die Eltern oder andere Familienmitglieder, mehrere Kinder, Eigenheim, Schulden etc.) - vermutlich auch ums können.

    Aber selbstverständlich geht es auch ums Wollen. Und durch das Elterngeld wollten wir als Gesellschaft insbesondere auch veraltete Rollenverteilungen aufbrechen und Anreize und Argumente schaffen, damit Care-Arbeit zumindest kurz nach der Geburt in den Familien anders als im 19. Jahrhundert gedacht wird.

    Das offenbar häufig bemühte Argument "Es lohnt sich nicht, wenn ich zu Hause bleibe/ wenn Du arbeiten gehst." mag abgedroschen und chauvinistisch sein und vielleicht wollen die alle nur aus Geiz keine Kinder. Aber das Elterngeld hat ganz unstreitig dazu beigetragen, dass - und auch hier muss man leider sagen, meist - Frauen bei der Diskussion von Familienplanung und Elternzeit wenigstens ein paar Argumente auch finanzieller Natur hatten.

    Natürlich kann man die Männer schwach finden, denen ihre Kinder vermeintlich nicht Betrag X wert sind (unterstellt, dass es das so gibt). Und man kann auch finden, dass andere Sachen viel dringender abgeschafft werden müssten. Aber vor dem Hintergrund der hier angekündigten Änderung hilft das der Gesellschaft und der Gleichberechtigung kein Stück weiter. Im Ergebnis wird es - jedenfalls für (bisher) gut verdienende Frauen - künftig wohl darauf hinauslaufen, dass ihre Partner wieder weniger oder gar keine Elternzeit machen und die Frauen - so sie kein Vermögen haben - am Anfang des Monats nach Taschengeld fragen. Oder sie entscheiden sich gegen die finanzielle Abhängigkeit von ihrem Partner - und gegen Nachwuchs.

    Ob wir uns das als Gesellschaft leisten wollen? Ich denke, wir können uns das gar nicht leisten.

  • "Was die Gleichstellung in Paarbeziehungen angeht, wäre allen mehr geholfen, würde das Ehegattensplitting abgeschafft (...)"

    Von mir aus, dann bitte aber auch die Unterhaltspflicht für Ehegatten abschaffen.

    • @Barrio:

      Sind doch aber zwei paar Schuhe?

    • @Barrio:

      Da schafft man aber noch mehr Ungerechtigkeiten.



      Viele, vor allem im Osten (wo in den Neunzigern viele Erwebsbiografien wegbrachen)hatten damit halt nur eine Erwerbsarbeit pro Paar, man hat sich dieses Steuersparmodell nicht immer ausgesucht, weil man ein Macho ist. In meinem Fall ist die Partnerin krank mit geringer EU Rente, das Splitting sorgt dafür, daß ich meiner Partnerin ein finanziell selbstbestimmtes und trotz ihrer gesundheitlichen Einschränkungen freies Leben ermöglichen kann. Das wäre bei Splittingabschaffung vorbei, was dann kommt, wäre die sichere Privatinsolvenz, habs mal durchrechnen lassen.

    • @Barrio:

      Das ist richtig, werden viele aber nicht verstehen. Daher etwas ausführlicher: jeder Ehepartner hat das Recht, am Einkommen des Partners hälftig beteiligt zu werden, solange die Ehe andauert - oder genauer mit 4,5/10 nach aktuellem Recht. Daher muss natürlich derjenige, der ggf. allein oder mehr verdient, diesen Unterhalt vom Einkommen abgezogen bekommen, er gibt das Geld ja nicht für sich aus, sondern für beide.



      Wenn man das "Splitting abschafft", sollte doch bitte der Staat für die einkommenslose Ehefrau bezahlen und wer das Geld verdient, darf es behalten. Das wäre zwar weder gerecht noch Sinn einer Partnerschaft, aber die logische Folge.

      • @Dr. McSchreck:

        Danke für die Ausführung, genauso habe ich es gemeint. Ich unterschätze immer wieder, dass viele Leute zum Ehegattensplitting zwar eine klare Meinung haben, aber offensichtlich gar nicht verstanden haben, was Ehegattensplitting überhaupt ist und welche Überlegungen dem zugrunde liegen.

    • @Barrio:

      Wieso das denn?

      • @sedeum:

        Einfach mal informieren, was Ehegattensplitting eigentlich ist oder den Beitrag von Dr. Mcschreck lesen. ;)

  • Es wäre schon ein Hammer wenn diese Elterngeld Grenze kommen würde.

    Ich berichte nun von uns, wir sind ein gutverdienendes Ehepaar, wir zugegebenermaßen privilegiert. Allerdings gibt es bei uns kein Gender-Pay-Gap, wir verdienen beide ungefähr gleich viel (ca. 80k). Sollte nun ein Elternteil für 1 Jahr in Elternzeit gehen, würde uns die Hälfte an Einkommen wegfallen.

    Zum Vergleich eine Familie, in der ein Elternteil (idR der Mann), sagen wir mal 120k verdient wäre weit weniger betroffen.

    Die Grenze sollte meiner Meinung nach nicht auf dem Haushaltseinkommen gesetzt werden. Sondern auf dem Einkommen des Hauptverdieners.

    Nebenbei was ich mich gefragt habe, sollte man sich wirklich an der Grenze bewegen, würde es dazu führen, das Paar in Familienplanung ein Jahr zuvor in Teilzeit wechseln ;) Will das der Arbeitsmarkt und das Finanzamt?

    • @Donni84:

      Wenn beide 80k verdienen, liegt das zu versteuernde Einkommen (d.h. nach Abzug von Freibeträgen und Werbungskosten) deutlich unter 150k. Ihr wärt also gar nicht betroffen. Einfach mal den letzten Steuerbescheid anschauen. ;)

    • @Donni84:

      Ja, da müsstet ihr sicher aufstocken ;) oder zur Tafel oder weniger Rücklagen bilden oder Nudeln bei Aldi kaufen. Sorry für die Polemik, die gestatte ich mir als weitgehend rücklagenlose Akademikerin mit Kindern und Expartnern, die von meinen Rentenpunkten profitieren werden. Für die gerade so über Bürgergeldniveau verbrachte Alleinerziehenden-Elternzeit mit Elterngeld und dann TZ und Elterngeld+ werde ich noch Steuern nachzahlen dürfen (da hilft nur noch Lachen) - das Jammern überlasse ich den Gutverdienenden.

      Leistungsträger leisten, dachte ich, ohne zu jammern und staatliche Hilfen zu fordern - sieht hier in den Kommentaren anders aus.

    • @Donni84:

      aber wenn eine/r von Ihnen 21.600 Elterngeld im Jahr bekäme, dann wäre das doch auch ein riesen Rückschritt ?



      rund 3/4 Einkommensverlust (bei einem Partner)

    • @Donni84:

      Ich nehme an, Sie sind noch in der Elternwerdenentscheidungsphase.

      Meine Warnung: gaaaanz schlechtes Investment , keine große Rendite zu erwarten, hohes Risiko von dauerhaften Verlusten



      von der Co2-Bilanz ganz zu schweigen, Rückfall in alte Geschlechterrollen wahrscheinlich, Freiheit, war da mal was ?...

      Wer in Ihrer confortablen Gehaltsstufe keine 3 Jahre Gehaltseinbußen verkraften kann, sollte sein Geld anderweitig parken. Wenn Sie jedoch all dies nicht abschreckt, willkommen in der Welt der Unerschrockenen. Jammern ist hier keine Option mehr, weil der Laden immer laufen muß, egal wie und unter welchen Bedingungen auch immer. Planen Sie nie, es übersteigt ohnehin alles ihre Vorstellungskraft. Vergessen Sie das Geld, es zerfließt ohnehin unter ihren Händen. Und bereuen Sie nie Kinder zu haben, auch wenn diese ihnen manchmal richtig furchtbar erscheinen !

      Das Schlimmste aber ist, ihr ganzes bisheriges Wertesystem wird auf den Kopf gestellt.

  • Es ist einfach traurig, dass die, die am meisten haben, immer reflexartig am lautesten schreien. Wenn man wirklich 150.000€ zvE hat (der Unterschied zum Brutto wurde in den Kommentaren mehrfach ignoriert!), dann sollte selbst die Zeit der Schwangerschaft reichen, um genug zur Abfederung beiseite zu legen. Dass ein kommendes Kind Geld kostet, weiß man doch vorher. Das fängt nicht erst mit dem Kauf des Kinderwagens an und hört auch nicht mit der letzten Packung Windeln auf. Wer das alleine problemlos stemmen kann, sollte dies auch tun! Sonst rufen doch die "Eliten" auch immer nach mehr Eigenverantwortung.



    Bei mir und meiner Frau (beide ca. gleichverdienend) haben die zwei Elternzeiten auch jeweils ein riesen Loch in die Ersparnisse gerissen. Aber eben nur in die Ersparnisse. Und wir sind noch weit von den 150000 entfernt.

  • Will mal so sagen: Das Elterngeld ist ohnehin nur ein Feigenblatt - denn was ist nach den 12 Monaten ?

    Das ist doch der Punkt !

    Man diskutiert hier ewig lang über eine Kindergrundsicherung, Kitagebühren, Kitplätze - da läuft das Elterngeld allein schon von der Auszahlungsdauer ja wohl unter "ferner liefen" .

  • Die Obergrenze von 150 T€ ist tatsächlich nicht das Problem, sondern die maximale Elterngeldhöhe von 1800€ (bei 2770€ Nettoeinkommen).



    Damit kappt man nicht (nur) bei den "bösen" Managern und Investmentbankern, sondern bereits bei den Otto-Normal-Akademikern (Lehrer, Verwaltung)

    Wenn man mehr (tendenziell ökologiebewusste und linke ;) ) Akademikerkinder will, ist das also ein Eigentor.

    • @Chris McZott:

      Warum sollte es einen Unterschied machen ob da jemand seine 150k-Haushaltseinkommen als böser Manager oder als lieber Lehrer verdient?

      • @Ingo Bernable:

        Na die einen sind beliebt und die anderen sollten als Manager doch auch mehr bekommen, weil böse und so. Ist nur meine Überlegung. gibt halt die guten 150K€ und die schlechten 150K€

    • @Chris McZott:

      Also in meinem Ingenieursumfeld (> 5.000€ im Monat brutto) zuckt mittlerweile niemand mehr, wenn einer der der jungen Kollegen in Elternzeit geht. Die kommen mit 1.800€ also offenbar ganz gut aus. Ähh - natürlich..

      Es stimmt aber, dass es psychologisch etwas ausmacht, dass man überhaupt etwas Relevantes bekommt. Man ist dann halt nicht irgendwie "arbeitslos".

  • "Das Elterngeld müsste außerdem reformiert werden. Es sollte sich an Lebenshaltungskosten und Vermögen orientieren. Es müsste nicht nur Lohnarbeit sondern auch Care-Arbeit berücksichtigen und besonders Frauen vor finanzieller Abhängigkeit schützen."

    Absolut! So ist es. Herzlichen Dank für die klaren Worte.

  • Sie haben es leider überhaupt nicht verstanden. Es geht um das gemeinsame Einkommen vor der Elternzeit. Wir verdienen beide gleich, das hieße wir müssten von 80.000 Euro leben und ich hätte einfach 0 Einkommen für das, dass ich immer gearbeitet habe und mit meinen Spitzensteuersätze andere Elterngelder finanziere. Das ist fair? Okay dann muss ich jetzt sofort kündigen oder Stunden reduzieren weil ich kann es mir nicht leisten auf 21.700 Euro netto zu verzichten. Zudem sind wir nicht mal verheiratet, ich bin eine unabhängige Frau und mache mich nicht von einem Mann abhängig.

    • @Romina Müller:

      Ja, das ist fair. 80 T haben die meisten Paare nicht mal zusammen.



      Es könnte auch Ihr Lebensgefährte zu Hause bleiben.



      Bei einem Einkommen von 160T zusammen können Sie nichts zurücklegen? Ich finde wir müssen gutgestellten Familien nicht die Weltreise auf Elterngeld finanzieren

    • @Romina Müller:

      Ähm, bei einem gemeinsamen Einkommen von 150.000€ im Jahr, bedeutet das für jede Person 6250€ monatlich - vor Abzügen aber sorry, da reden wir von rund 8.000€ monatlich. Da kann man sich nix ansparen? Weil man Immobilien am Laufen hat, einen super hohen Lebensstandard hat? Ich fände es auch besser, Steuern massiv zu erhöhen für hohe Einkommen, Kapital eh und enteignen würde ich auch gern so manche, daher eh nur ein kosmetischer Eingriff, der überdecken soll, dass man an die echte Kohle nicht ran mag. Aber da Mitleid zu haben, dass das ja voll unfair wäre, fällt mir echt richtig schwer. Aber vielleicht habe ich mit einem sozialen Beruf halt einfach auch nur alles falsch gemacht :)

      • @RosaLux:

        Danke, schließe mich an.

  • Liegt natürlich daran das man solche "Kapitalinnehabenden" armen Menschen mehr Medienbandbreite, Onlinezeit etc. gibt als jene die gar nicht die Möglichkeiten haben (ohne Handy, Zugang zu sozialen Medien oder dem Equipment) da aktiv zu werden. Es zeigt unsere Gesellschaft par excellence! Der der Geld hat hat auch die Möglichkeiten zu "zeigen" hey wir sind nicht wenige. Lasst uns in Ruhe, lasst uns unsere Gelder sonst gibt es stunk.

    Ist halt dann auch ein schwaches Verhalten der Medien die diesem auch noch Platz geben, aber nicht in der Lage sind die anderen 11 Millionen Familien irgendwie abbilden zu können in den Nachrichten.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Denn wer mit 150.000 Euro Haushaltseinkommen als Vater nichts übrig hat, um ein halbes Jahr bei seinem Kind zu bleiben, kann entweder nicht mit Geld umgehen oder ist ein schlechter Vater.“



    In der Gehaltsklasse können die Unternehmen sicherlich problemlos ein halbes Jahr Elternzeit überbrücken… [/sarkasmus off]

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Da stimme ich zu.

      Aber was ist mit Paaren, die gleich verdienen, also jeweils 80k?

      Da würde die Hälfte an Einkommen wegbrechen, wenn einer 1 Jahr in Elternzeit geht.

      Den 150k Alleinverdiener trifft das nicht so stark.

      • @Donni84:

        Bedenken Sie aber, dass das Elterngeld maximal 1800 beträgt. Das wären statt der gewohnten 80000 nur 21600 im Jahr. Macht das so einen großen Unterschied, hier nicht mehr empfangsberechtigt zu sein?

      • Gaby Coldewey , Autorin , Redakteurin
        @Donni84:

        150.000 Euro ist recht viel Geld, finde ich. Man kann davon ausgehen, dass diese Menschen Ersparnisse haben. Ich bin 2006 in Elternzeit gegangen. Da gab es eine pauschale Summe von 300 Euro monatlich. Wer viel verdient hatte, bekam etwas weniger. 300 Euro monatlich. Und die Leute haben es trotzdem irgendwie geschafft. Wer jetzt 80.000 Euro im Jahr verdient, hat nix übrig?

  • Das Elterngeld ist eine Subvention mit dem Zweck der sogenannten qualitativen Bevölkerungspolitik. Hochqualifizierte Frauen sollen mehr und früher Kinder bekommen. Die Geburtenstatistik war im Zeitpunkt der Einführung in diesem Bereich zu gering.

    Diesen Zweck dürfte das Elterngeld bisher gut erfüllen. Senkt man eine Einkommensgrenze trifft es genau die Frauen, denen man einen Anreiz bieten möchte. Dann kann man das Eltergeld auch gleich abschaffen.

    • @DiMa:

      Das ist absurd, denn Qualifikation drückt sich in der Zeit, wo man ans Kinderkriegen denkt, selten durch hohen Lohn aus. Akademiker sind oft erst in den späten 30ern oder frühen 40ern in einer Position mit sicherer Anstellung und gutem Gehalt...trotz Qualifikation, denn die Stellen sind rar. Und viele kommen da gar nicht hin, weil 180k€ schon verdammt viel Geld sind. Ohne Professur wird das nix und selbst mit ist das sehr abhängig von Fachbereich und Position.



      Das sagen wir als Akademikereltern, die alle vier Kinder bekommen haben, als sie brutto zwischen 50k-60k€ lage...zusammen. 20 Jahre später haben wir die 100k€ knapp erreicht und würden definitiv kein Elterngeld mehr brauchen. Warum brauchen also Eltern das sooo dringend, die fast das Doppelte verdienen? Wir wohnen BTW zur Miete in einer Wohnung am Rand einer Großstadt. Ein Haus können wir uns nicht leisten, das ist nur was für Reiche. Oder wir hätten uns keine Kinder leisten dürfen...aber warum dann ein Haus?



      Von den Kolleg:innen, die in der hohen Gehaltsklasse schwimmen, haben alle ihre Kinder bekommen, als sie noch weniger verdient haben. Die würden das Elterngeld jetzt auch nicht mehr brauchen.



      Es ist also so, dass die Akademiker, die es als Hilfe zur Familienplanung nutzen, zu dem Zeitpunkt deutlich unterhalb der neuen und alten Grenze liegen und durch die Absenkung nicht betroffen wären. Wenn sie die Grenze erreicht haben, stimmen sie zu, dass sie das Geld nun nicht bräuchten (aber trotzdem gerne mitnehmen).



      QED: Auch bei den "Hochqualifizierten" wird sich nichts ändern, denn sie sind nicht betroffen, wenn es darauf ankommt.

      • @Hefra1957:

        In den späten 30er und den frühen 40ern bekommen gerade die Frauen, für die das Elterngeld eingeführt worden ist ihre Kinder. Meine Frau war bei der Geburt unserer Kinder 37 und 39 Jahre alt, ich war 44 und 46, beide berufstätige Akademiker, beide haben noch nie Sozialleistungen bezogen. Hausbau und Finazierung zwischen beiden Kindern.

        Bei unseren Nachbarn links und rechts sehr vergleichbare Situation.

    • @DiMa:

      Wieso, bei einem Einkommen von 150.000 im Jahr, sind ein Elterngeld immer ein Rückschritt zu 2 ml 6.250 Euro im Monat. ist der Mann 3/4 Verdiener wird bei seiner Eternzeit das Geld richtig knapp.



      Wo ist da der Anreiz fürs Kinderkriegen?

      • @nutzer:

        ...wenn ich bock habe mir Pferde zu halten, wird es auch nicht von der Allgemeinheit subventioniert - wer Kinder möchte bitte sehr - wir haben unseren Nachwuchs auch ohne Elterngeld klar bekommen.



        Vordenken - erspart Nachdenken...

        • @Alex_der_Wunderer:

          Pferde finanzieren natürlich auch nicht die Rente der zukünftigen Rentner :)

          • @blutorange:

            ...auf der Galoppbahn vielleicht schon...

      • @nutzer:

        Ganz meine Meinung.

        Paare mit gleichem Verdienst wären am stärksten betroffen.

        Warum die Grenze nicht beim Hauptverdiener ansetzten, z.B. 100k

        Eine Grenze beim gesamt Haushaltseinkommen stärkt doch nur wieder die klassische Rollenverteilung. Mann geht arbeiten, Frau sorgt sich um die Kinder.

      • @nutzer:

        Jammern auf hohen Niveau. Machen Gutverdiener nur noch Kinder wenn deren Rendite stimmt?

      • @nutzer:

        Ob das Elterngeld für Wohlbemittelte tatsächlich einen Anreiz darstellt, ist sicherlich diskutabel.



        Richtig ist dennoch die Anmerkung, dass der ursprüngliche Zweck dieser Subvention mit der Grenzabsenkung dann nicht mehr erfüllt wird.

      • @nutzer:

        In Ihrer Berechnung gehen Sie fehlerhafterweise von Durchschnittssätzen aus.

        Nehmen wir mich als Beispiel. Bei der Geburt unseres zweiten Kindes überschritten wir die 150.000 EUR Hürde. Meine Frau und ich haben jedoch stets getrennte Konten und für sie war die Sicherheit der Fortsetzung eines Teils der Gehaltszahlungen für einen bestimmten Zeitraum sehr wichtig. Nach genau einem Jahr ist sie dann wieder eingestiegen. Sie hat stets ihre Unabhängigkeit behalten. Bei einem vollständigen Ausfall des Gehaltes wäre sie voll von mir abhängig gewesen und das während einer laufenden Immobilienfinanzierung.

        Privat und beruflich berate ich häufig Paare in einer ganz ähnlichen Situation und die EUR 1.800 machen einen gewaltigen Unterschied in der Kinderplanung aus.

        • @DiMa:

          Die Abhängigkeit könnten Sie auch verhindern, in dem jeder die selbe Zeit nimmt. Also Sie und Ihre Frau jeweils 6 Monate. Was spricht dagegen?

        • @DiMa:

          sicher, ich glaube dass es Schwierigkeiten gibt. Nur halte ich Schwierigkeiten, bei mangelhaftem Einkommen für existenzieller als Probleme, bei vorhandenem gutem Einkommen.



          Eine gemeinsme Familie beinhaltet in den meisten Fällen das gemeinsame Bestreiten aller Ausgaben aus dem gemeinschaftlichem Einkommen. Es steht jedem frei das anders zu regeln, nur kann das dann aber nicht als Grund herangezogen werden, weshalb eine staatliche Förderung nötig sei. Es ist eine freiwillige Entscheidung und es stünden Ressourcen zur Verfügung, das kann kein Grund für staatliche Förderung sein.



          Bei geringen Einkommen greift der Staat viel rigoroser in die persönliche Entscheidungsfreiheit ein.

  • Ich lese in der TAZ immer wieder den Vorschlag, das Ehegattensplitting abzuschaffen. Was wäre denn eigentlich ihr Vorschlag für eine gerechte Alternative?

    • @Kai Nothdurft:

      Familiensplitting

    • @Kai Nothdurft:

      Der Vorschlag wäre ganz einfach, nämlich die schon vom Bundesverfassungsgericht der Adenauer-Zeit vorgeschlagene valide Alternative: eine moderne u international weit üblichere Individualbesteuerung mit Freibeträgen für Kinder u ggfalls für nichtverwerbstãtigen Partner.

      Vorteil: niemand muß mehr über die angeblich unmässig hohe Steuerbelastung in Dtld klagen, denn unser traditioneller Spitzenplatz in der OECD bei der Steuer- u Abgabenbelastung bezieht sich AUSSCHLIESSLICH auf niedrig bis mittel verdienende Alleinstehende, während Ernährer- u Zuverdienstpaare überdurchschnittlich mild davonkommen.

    • @Kai Nothdurft:

      Gerechte Alternative für das Ehegattensplitting oder für dessen Abschaffung? Für erstes ist die sinnvollste Alternative dessen Abschaffung. Die Alternative für die Abschaffung wäre die Ausweitung auf unverheiratete Paare.

      • @Trollator:

        Was ja wirklich extrem ungerecht ist:



        Papa verdient das doppelte der Beitragsbemessungsgrenze und zahlt seine Krankenversicherung aber nur bis ein mal Beitragsbemessungsgrenze. Mama ist kostenlos mitversichert.



        Oder:



        Papa und Mama arbeiten beide, jede/r verdient genau soviel wi die Beitragsbemessungsgrenze ist. Beide zahlen nun Krankenversicherung voll. Richtig fände ich, bei allem, was abzugeben ist, die Einnahmen gleichmäßig auf alle Kopfe zu verteilen und dann die Steuern und Sozialversicherungsbeiträge für jeden einzeln zu berechnen. Familie als Betrieb, wo jeder zum Gesamtergebnis eventuell Verschiedenes beiträgt, aber jede/r gebraucht wird. Egal ob bei Außerhausarbeit fürs Geld oder bei Schwiegermama pflegen oder die Verwaltung und Betreibung des gemeinsamen Haushaltes.

    • @Kai Nothdurft:

      Hinter der Forderung nach der Abschaffung des Ehegattensplittings verbirgt sich häufig eine Ablehnung der Ehe an sich und/oder ein Missverständnis über die Wirkung des Ehegattensplittings.

      Die angeblich negativen Folgen lassen sich durch eine Reform der Lohnsteuerklassen recht leicht beheben; das ist in Planung, besser wäre eine Abschaffung der Lohnsteuerklassen.

      Im Übrigen wird auch gerne übersehen, dass dem "Vorteil" des Ehegattensplittings eine ganze Reihe von Nachteilen wegen wechselseitigen Versorgungsverpflichtungen gegenüber stehen. Seltsamerweise sollen diese dann nicht in einem Atemzug mit abgeschafft werden.

    • @Kai Nothdurft:

      Wenn Sie mich fragen ist die Forderung der Abschaffung des Ehegattensplittings ein Trojanisches Pferd, auf das alle vermeintlich Progressieven aufspringen, weil dann ja die Frau auch endlich arbeiten geht.



      Wie und zu welchen Konditionen, das ist dabei nebensächlich, Hauptsache Arbeit und wenns Minijob ist.



      Sieht man sich die Statistik die vom Ministerium dazu veröffentlicht wird, einmal an, zeigt sich, das nicht die arme Zahnarztgattin zu einem Hausmütterlein degradiert wird, sondern das eher Geringverdiener und unter Einkommen das Splitting nutzen und dadurch mehr in der Kasse haben.



      Gutverdiener nutzen das Splitting erstaunlich wenig, da ist der Zweiverdienerhaushalt eher die Norm.



      Das Problem ist die geringe Entlohnung bestimmter Einkommensarten, nicht das Splitting.

    • @Kai Nothdurft:

      Das Ehegattensplitting wurde eingeführt, um Familien zu fördern.



      Viele Paare, die Kinder haben, sind heutzutage nicht mehr verheiratet. Aus unterschiedlichen Gründen. Nur wegen der Steuer heiraten heute nicht mehr viele Paare.



      Wenn man also Familien fördern will, kann man das Kindergeld massiv anheben. Den ÖPNV für Kinder kostenlos anbieten. Den Zugang zu Förderungen für Familien vereinfachen. Kinderbetreuung ausbauen. In Bildung investieren. In soziale Angebote.

  • Elterngeld ist keine Sozialleistung.

    Es soll Familien und Gleichstellung fördern, indem es Eltern einfacher macht, sich Zeit für die Kinder zu nehmen und die finanzielle Unabhängigkeit des Elternteils in Elternzeit zu sichern. Die Höhe des Einkommens ist für dieses Ziel eigentlich nicht relevant.

    >Denn wer mit 150.000 Euro Haushaltseinkommen als Vater nichts übrig hat, um ein halbes Jahr bei seinem Kind zu bleiben, kann entweder nicht mit Geld umgehen oder ist ein schlechter Vater. Im schlimmsten Fall beides.

    Reine Polemik. Dreht man das um, wären Menschen mit, sagen wir 15k Haushaltseinkommen schlechte Menschen, weil sie sich eigentlich keine Kinder leisten können.

    • @Sven Günther:

      Natürlich ist das eine Sozialleistung.

    • @Sven Günther:

      Ich finde die von Ihnen zitierte Textstelle auch polemisch überzogen und dem ansonsten von mir befürworteten Anliegen des Kommentars nicht zuträglich. Danke daher für den Kommentar



      Gleichzeitig kann ich Ihre Umkehrung des Zitats auf Geringverdienende nicht nachvollziehen. Das gibt es nicht her.

  • Danke Frau Hödl, das rückt den doch ziemlich irritierenden Artikel von Herrn Asmuth zurecht.

  • Der Hinweis mit den seitens Einkommen reichsten 10 % im Text ist wie dargestellt nicht korrekt. Einkommen ist eine absolute Größe.... ob ich 1 oder 5 Kinder habe spielt keine Rolle. 6.000 netto sind 6.000 netto und ich gehöre vom Einkommen her zu den besten ca. 10%.



    Gemeint ist der Lebensstandard den man sich vergleichbar damit leisten kann... Logo, je mehr Familienmitglieder, desto mehr Kohle brauche ich um das gleiche raushauen zu können pro Person wie ein Singlehaushalt.



    Und wie so oft in der TAZ. Sobald Zahlen und Zahlenbezüge oder Einheiten jongliert werden wirds ungenau. Muss man/frau mal pauken finde ich.



    Dann könnte man auch besser argumentieren.... je Kind welches schon da ist nochmal das Gehalt anders bewerten usw.

    • @Tom Farmer:

      Äh ... Diese Kritik versteh ich nicht ganz, da sie sich selbst widerspricht.



      "Einkommen ist eine absolute Größe"



      Im Artikel selbst ist eine Seite verlinkt, deren Titel es schon ahnen lässt: *Hohes* Einkommen (Wen macht sein/ihr Einkommen "reich"?) ist eben nicht absolut. Und da sind wir bei:



      "je Kind welches schon da ist nochmal das Gehalt anders bewerten usw."



      Genau deswegen wird ja im Artikel als Orientierung der zweite Betrag gegeben: für die "Familie mit zwei Kindern". Wohl auch aus dem verlinkten Text des Instituts der deutschen Wirtschaft. Die sollten's mit den Zahlen ja draufhaben ...

      • @Tetra Mint:

        Da ist es auch richtig beschrieben im verlinkten Artikel.



        Hier im Text wird aus Lebensstandardvergleich aber plötzlich ein Einkommensvergleich.

  • Die Familienministerin spart hier genau am richtigen Ende!



    Danke für den sehr informativen und unterhaltsamen Artikel!

  • Volle Zustimmung, Frau Hödl.

    Bei den Kommentaren, die Sie erwähnen (danke, dass Sie sich in die Niederungen der unsozialen Netze begeben -- so muss ich das nicht tun) frage ich mich mittlerweile, wieviel davon aus der Trollfabrik kommt.

  • Vielen Dank für die Einschätzung. Die ist nicht nur intellektuell und sozial redlich und spart mir den wütenden Kommentar auf den "reiche und dumme Männer, die Kinder nicht sehen wollen, wenn sie keine Kohle" bekommen.

    Im Übrigen: sozial wäre es, wenn nicht am Entgelt das Elterngeld berechnet würde sondern sozial nach wenig Einkommen höheres Elterngeld usw.!



    Beispiel ein Geringverdiener, wird mit Elterngeld lediglich der Armut entgegen segeln, wenn er nicht schon in dieser Flaute steckt. Ein paar mit 150.000 € im Jahr, wird sich eine Kreuzfahrt verkneifen müssen.

  • Das Ganze Thema hat viel zu viel Aufmerksamkeit für die Witzsumme, die hier gespart wird. 60.000*1.800*12= 1,2 Mrd. Aber für ALLE Familien, auch die die nicht in Elternzeit sind. Wenn wir den ganzen Betrag durch 18 Jahre teilen, sind wir dann bei 72 Millionen Euro. Ja, das ist nicht kein Geld. Aber im Verhältnis zu den Milliarden, mit denen sonst hantiert wird, ist es halt leider nichts und im Haushalt völlig unerheblich. Ist das Sommerloch schon da?

    • @Strolch:

      Wenn die 60.000 stimmen sollten, was wohl nicht der Fall ist. Die 465.000 des IW wahrscheinlich aber auch nicht.



      Naja, mir egal, ich habe, weil im Jahr vor der Geburt des Kindes von Anstellung auf Selbstständigkeit gewechselt, nur die 300€ bekommen und bin auch nicht verarmt.

    • @Strolch:

      Verwechseln Sie Elterngeld mit Kindergeld? Elterngeld gibt es doch keine 18 Jahre lang sondern 14 Monate.



      Andersherum würden über einen Zeitraum von 18 Jahre das Elterngeld den Bundeshaushalt um über 23 Mrd belasten.

      • @Stoffel:

        Nein, habe ich nicht verwechselt. Aber ich gehe nicht davon aus, dass die 60.000 Familien jedes Jahr ein Kind bekommen. Da ich nicht genau weiß, wie lange das Kind zur Familie der Eltern zählt (bevorgestanden als Single gilt oder eine eigene Familie gründet), habe ich mal 18 Jahre zu Grunde gelegt. Ich weiß, eher Holzschnittartig.

        • @Strolch:

          Ich würde es so verstehen, dass 60000 Familien jährlich durch die Kürzung betroffen wären. Wenn es die Anzahl der existierenden Familien mit einem Einkommen von über 150000 Euro wären, läge deren Anteil ja nur bei 0,5%. Das schiene mir doch arg wenig.

          • @Trollator:

            In einer anderen Zeitung habe ich jetzt gelesen, dass die Kürzung 230 Millonen ausmache. Allerdings stand da nicht, ob jährlich oder innerhalb der Legislaturperiode.