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Umgang mit explodierenden StrompreisenWeg mit den Übergewinnen

Die exorbitanten Strompreise bescheren den Energieunternehmen leistungslose Extraprofite. Dieses Marktversagen ist seit 200 Jahren bekannt.

Autofreier Sonntag in den Niederlanden 1973 Foto: Benelux Press/picture alliance

D ie aktuellen Extrempreise beim Strom wirken völlig neu, doch tatsächlich ist das Grundprinzip schon seit 200 Jahren bekannt. Allerdings ging es damals nicht um Elektrizität, sondern um Lebensmittel.

Anfang des 19. Jahrhunderts überlegten die beiden englischen Ökonomen Thomas Malthus und David Ricardo, was wohl passieren würde, wenn die britische Bevölkerung ständig anwüchse. Der Ausblick des Freundespaares war düster. Malthus hatte nämlich beobachtet, dass sich die vielen Menschen nur ernähren ließen, wenn auch schlechte Böden bewirtschaftet wurden. Diese minderwertigen Felder erforderten jedoch mehr Arbeit und erbrachten eine geringere Ernte, weswegen der Getreidepreis deutlich steigen musste, damit sich der Anbau lohnte.

Die Nahrungsmittel wurden also für alle Kunden teurer, während gleichzeitig jeder Landbesitzer diesen erhöhten Getreidepreis kassierte – auch die Eigentümer der besten Böden, die mit wenig Aufwand große Ernten einfahren konnten. Die Besitzer dieser produktiven Felder erhielten also ein leistungsloses Zusatzeinkommen, das Malthus „Grundrente“ nannte.

Genau diese Art der „Rente“ kassieren jetzt viele Stromanbieter. Der Preis für Elektrizität klettert in bisher unbekannte Höhen, weil ein Teil des Stroms mit Gaskraftwerken produziert wird. Gas aber ist sehr teuer, seitdem Russland seine Pipelines geschlossen hat. Also laufen die Gaskraftwerke nur, wenn der Strompreis noch höher liegt. Von diesen hohen Preisen profitieren aber auch Kohlekraftwerke oder Windparkbesitzer, obwohl ihre Kosten viel niedriger liegen. Wie einst die Bauern in Großbritannien fahren sie ein leistungsloses Einkommen ein.

Für die beiden erzliberalen Ökonomen Malthus und Ricardo war es völlig undenkbar, dass der Staat in den Markt eingreifen und die leistungslosen Einkommen wieder absaugen könnte. Stattdessen ging Ricardo so weit, dass er den baldigen Untergang des Kapitalismus vorhersagte. Er erwartete, dass der Feudalismus zurückkehren würde, weil durch die Nahrungsknappheit sämtliches Geld an den landbesitzenden Hochadel fließen würde.

Menschen müssen essen – sodass jeder Preis gezahlt wird, wenn Nahrungsmittel rar werden. Gleiches gilt für Energie

Diese Prognose erwies sich als falsch. Die Industrialisierung setzte sich ungebremst fort, und zugleich blieben die Preise der Grundnahrungsmittel stabil, obwohl sich die britische Bevölkerung zwischen 1811 und 1841 von 12,5 auf 26,7 Millionen verdoppelte. Malthus und Ricardo hatten die Leistungsfähigkeit der britischen Landwirtschaft unterschätzt, die permanent produktiver wurde.

Trotzdem sollte man sich nicht über Malthus und Ricardo lustig machen. Denn als Erste haben sie akkurat beschrieben, dass Märkte versagen, sobald es zu Knappheiten bei existenziellen Gütern kommt. Menschen müssen essen – sodass jeder Preis gezahlt wird, wenn Nahrungsmittel rar werden. Gleiches gilt für Energie. Natürlich lässt sich Strom sparen, aber ganz ohne Strom geht es nicht, weswegen er jetzt absurd teuer wird.

Daher führt es in die Irre, das Geschehen auf den Energiemärkten mit Ebay zu vergleichen. Niemand ist gezwungen, eine Schrankwand oder eine Jeans bei den Online-Auktionen zu ersteigern. Aber eine Gasheizung muss im Winter laufen.

Auch bringt es nicht weiter, darauf zu verweisen, dass immer gewisse „Renten“ zu verzeichnen sind. Zum Beispiel gibt es sehr ertragreiche Ölfelder, vor allem im Nahen Osten, während Fracking ziemlich aufwendig ist – weswegen die Saudis an einem Barrel Öl mehr verdienen als ihre US-amerikanischen Konkurrenten.

Diese kleinen Unterschiede stören nicht weiter und gehören zum normalen Marktgeschehen. Aber dieser Normalzustand ist derzeit vorbei: Im vergangenen Monat haben sich die Preise an der Strombörse verdreifacht. Das ist völlig neu, zumindest in Friedenszeiten.

Elegant wäre eine Übergewinnsteuer, die die Renten wieder abschöpft – und an die Bedürftigen umverteilt

Wie ungewöhnlich die jetzige Gas- und Stromnot ist, macht ein Vergleich mit der Ölkrise 1973 deutlich. In die kollektive Erinnerung hat sich ein markantes Bild eingebrannt: die leeren Autobahnen. An vier Sonntagen vor Weihnachten galt ein generelles Fahrverbot, um Erdöl einzusparen. In einer Fernsehansprache hatte Kanzler Brandt die Nation auf diese drastische Maßnahme eingestimmt: „Zum ersten Mal seit dem Ende des Krieges wird sich … unser Land in eine Fußgängerzone verwandeln … Die junge Generation erlebt zum ersten Mal, was ein gewisser Mangel bedeuten kann.“

Nicht nur in Westdeutschland standen die Autos still; auch in Belgien, Dänemark, Italien, den Niederlanden und Norwegen wurden generelle Fahrverbote verhängt. Die Medien fragten alarmiert: „Gehen in Europa die Lichter aus?“

Doch in Wahrheit war es gar nicht so schlimm. Die arabischen Ölländer hatten zwar offiziell angekündigt, dass sie ihre Förderung verknappen würden, um den Westen zu zwingen, im Jom-Kippur-Krieg seine „israelfreundliche“ Politik aufzugeben. Aber tatsächlich wurden die Öllieferungen sogar erhöht. Während in Westeuropa die Autos sonntags in den Garagen bleiben mussten, wurden in den arabischen Häfen bis zu 44 Prozent mehr Rohöl verschifft als noch im Vorjahr.

Das ist heute anders. Erstmals sinken die verfügbaren Energiemengen, weil Russland als Lieferant weitgehend ausfällt. Dafür gibt es kein Vorbild in Friedenszeiten, was auch erklärt, warum die Debatten in Deutschland und in der EU so chaotisch sind.

Aber klar ist: Leistungslose „Renten“ sind nicht zu tolerieren. Es geht nicht, dass die Stromanbieter gigantisch profitieren, während der Rest des Landes in Not gerät. Elegant wäre eine Übergewinnsteuer, die die Renten wieder abschöpft – und an die Bedürftigen umverteilt. Die beiden Erzliberalen Malthus und Ricardo hätten sich eine solche Lösung niemals vorstellen können, und dennoch haben sie vor 200 Jahren die theoretische Analyse dafür geliefert.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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39 Kommentare

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  • Hat doch für die Erneuerbaren prima funktioniert: Der



    Einspeisevorrang sorgte dafür, dass ihr Zappelstrom immer gekauft werden mußte, stellen ihren Ramsch für 0 €/KW in die Merit Order, für die Stabilität im Netz mußten andere Sorgen, vor allem Gaskrfatwerke. Es kam bei Wind und Sonne tagüber zu einer Stromüberprodiktion durch die Erneuerbaren, Preisverfall, egal, die bekamen ihre Erlöse garantiert über das EEG-Konto. Der Strompreis verfiel, Konventionelle gaben gerne auf, wurden sogar noch verdrängt. Nun waren also die Erneuerbaren und ihr nötiges "Gas-Backup" wie geplan ohne Konkurrenz am Markt. Für die steigenden Gasmengen wurde Northstream 2 gebaut. Heute wird säckweise Gold verdient, vor allem von Erneuerbaren mit dem "Marktmodell". Nur könnte das sozial brenzlig werden.



    Die Erneuerbaren brauchen Gas, mehr Gaskraftwerke steht im Ampel-Koalitionsvertrag. Dann sollen die Zappelstromproduzenten es zahlen. Jahrelang von Subventionen gemästet, nun ist andersrum gerecht.

  • Erstmal besteht der Strompreis fast nur aus Steuern, wenn in Deutschland das KW bei 45 Cent lag, war es in Frankreich 9 Cent und gerade die Deutschen Anbieter waren die billigsten da wir ja auch noch die EEG Umlage gezahlt hatten, völlig unsinniger weise.

    Dann, was sollte das denn werden, in 11 Jahren aus der Atomkraft raus und die entstehende Energielücke mit Gasverstromung um gigantischen Umfang füllen?

    Deutschland ist ein Land da dauert die Genehmigung einer Biogasanlage auch mal 10 Jahre und nur 1% Biogas gibt es in dem ach so umweltfreundlichen Deutschland, in Dänemark beträgt der Anteil 25%.

    Aus Gas Strom machen, um damit E-Autos zu laden ist ein irrsinn, da könnte man auch gleich vorhandene Diesel oder Benziner auf Autogas umrüsten ohne den Umweg über das Gaskraftwerk!



    Dieser weg war und ist eine Sackgasse, eigentlich ganz gut das Putin den Gashahn abdreht.

    Denn jetzt wird vielleicht auch in Deutschland etwas mehr an die Umwelt gedacht und die Erneuerbaren Tatsächlich auch mal schnellstmöglich



    ausgebaut.

    Wobei ich nicht dran glaube, denn in meiner Tageszeitung stand erst letzte Woche, das selbst die beschleunigten Verfahren für Windkrafträder gut 2 Jahre in Anspruch nehmen!

  • "Für die beiden erzliberalen Ökonomen Malthus und Ricardo war es völlig undenkbar, dass der Staat in den Markt eingreifen und die leistungslosen Einkommen wieder absaugen könnte. "

    Die hohen Getreidepreise waren Folge des Eingreifen des Staates in den Markt.

    Korngesetz von 1815 verbot Getreideeinfuhren mit Preisen unter 80 Shilling pro Quarter (Weizen). Dieses von Malthus befürwortete Korngesetz war Grund für die hohen Getreidepreise.

    Solch ein Gesetz ist alles andere als erzliberal und natürlich ein massives Eingreifen des Staates in den Markt.

    Insofern sind Dreiviertel der obigen Aussage aus dem Artikel, bezogen auf Malthus schlicht falsch.

    • @Rudolf Fissner:

      Das Beispiel mit dem Getreide ist gut, und mit dieser Ergänzung zum Korngesetz wird die Parallele noch deutlicher: Ähnlich wie Getreide (im 19. Jahrhundert) ist Strom auch ein "verderbliches" Gut, er muß sogar im Moment der Bereitstellung verbraucht werden. Und der Preis ist durch Regularien bestimmt, wenn auch nicht an eine starre Grenze gekoppelt. Aber offensichtlich nimmt der Preis der Gasverstromung den ganzen günstigeren Rest in Geiselhaft, und der Eindruck entsteht dass die Energiewende an Preisentwicklung "schuld" sei, dabei ist es ja genau umgekehrt.



      Frau Herrmann schreibt dass sich der Preisfindungsmechanismus in der Vergangenheit bewährt habe, und ich glaube auch dass es unter Zeitdruck kaum möglich ist ein komplett neues System zu etablieren. Aber warum sollte - nur mal so gedacht - nicht möglich sein das Segment "Strom aus Gas" aus der Preisbildung rauszunehmen? Die Preisbildung würde dann nur unter den verbliebenen Erzeugern ausgemacht, die günstigen Erneuerbaren würden vermutlich den Preis drücken, und die Gaskraftwerke würden an eigenen spot-Markt verwiesen und damit darauf zurückgeführt was sie eigentlich sein sollten: Flexible Reservekraftwerke, die Lastspitzen abfedern

  • Es sind dann wohl offensichtlich die Betreiber regenerativer Energien, die nun die Übergewinne abschöpfen. Der Wind weht ja auch bei steigenden Preisen weiter.

    Mich würde interessieren, inwiefern geplant ist, das Geld in den Ausbau weiterer Anlagen zu investieren. Es wären dann ja keine Übergewinne mehr, sondern sinnvolle und sogar gesellschaftlich notwendige Ausgaben.

    Und wie sieht es mit den vielen PV Anlagen aus im privaten Bereich. Werden diese von Entlastungen ausgenommen?

  • Pauschale Verurteilung von PV-Anlagen und Windrädern ist hier nicht angebracht. Da die meiste Betreiber eine über das EEG geregelte Vergütung erhalten ( Baujahr, Installierte Menge ) bekommen sie für ihren Strom heute das selbe wie die Jahre zuvor. Das Bundesministerium der Finanzen verkauft dann diesen Strom an der Börse. Wenn jetzt also jemand Gewinne erzielt, dann ist es das Finanzministerium und das plus der Gewinne durch die höheren Einnahmen bei der Mehrwertsteuer.

  • Könnte man nicht einfach den Unternehmen die Strom mit Gas produzieren die Differenz zur nächst teueren Stromart bezahlen? Dann würde der Strompreis nicht steigen und es würde auch kein Unternehmen das günstigeren Strom produziert mehr als sonst auch davon profitieren.

    • @Jesus:

      Ungefähr so wird es ablaufen müssen und bei der Ampel habe ich auch Hoffnung, dass das so kommt.

      Die Stromerzeuger-Lobby wird natürlich versuchen, dagegen zu agieren und Argumente vorschieben, wie schwierig ein Eingriff an der Stelle ist.

      Aber mit unnatürlich hohen Strompreisen zusätzlich zu den nunmal leider tatsächlich hohen Gaspreisen durch den Winter zu kommen wäre das deutlich größere Übel.

      Aber man muss sich im Klaren sein: Die finanzielle Entlastung, die dadurch kommt, entgeht 1:1 den Stromerzeugern als Gewinn, d.h. die werden Zeter und Mordio schreien und jedes noch so windige Argument dagegen hervorzaubern und durch diverse Kanäle verteilen. Fast nirgends ist mehr Geld für Lobbyarbeit vorhanden...

  • Könnte man nicht einfach den Unternehmen die Strom mit Gas produzieren die Differenz zur nächst teueren Stromart bezahlen? Dann würde der Strompreis nicht steigen und es würde auch kein Unternehmen das günstigeren Strom produziert mehr als sonst auch davon profitieren.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    " in Friedenszeiten." Statt Malthus empfehle ich Ulrike Herrmann:



    taz.de/Abschied-vom-Wachstum/!5629125/



    "Ausgerechnet im Krieg waren die unteren Schichten besser versorgt als je zuvor. Zu Friedenszeiten hatte ein Drittel der Briten nicht genug Kalorien erhalten, weitere zwanzig Prozent waren zumindest teilweise mangelernährt. Nun, mitten im Krieg, war die Bevölkerung so gesund wie nie.



    Heute herrscht zum Glück Frieden, aber die gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist beim Klimawandel ähnlich groß: Es geht ums Überleben der Menschheit."

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @95820 (Profil gelöscht):

      oder demnächst - oder in Friedneszeiten: "Meine Privatmeinung ist, dass wir das Klima nur retten können, wenn wir demnächst in eine Art Kriegswirtschaft ­wechseln und mit der Rationierung anfangen. Und zwar von allem: Fleisch, Flüge, Wohnraum."



      taz.de/Afghanistan...nd-Klima/!5789439/

  • Nat. ist " merit order" integraler Bestandteil eines Wettbewerbmarktes, nur dass es eben hier transparent gemacht wird wer wo steht.



    Der zu teure kommt nicht zum Zug und muss sich anstrengen. Hilft bei Kalkulationen und Prüfung von Geschäftsmodellen, zeigt Trends auf usw.



    Dass das derzeit nicht gerade gut funktioniert hat schlicht damit zu tun, dass der Bedarf nicht gedeckt wird; extreme Sondersituation auf die man mit angepassten Strategien politisch reagieren sollte, keine Frage!

  • "Elegant wäre eine Übergewinnsteuer, die die Renten wieder abschöpft – und an die Bedürftigen umverteilt."



    Nur wird Oppositionsführer Lindner wohl eher die Koalition platzen lassen als eine zusätzliche Steuer einzuführen die zudem auch noch Konzerne belastet.

  • Letzlich geht es doch um eine einfache Frage: Wieviel Gewinn ist ethisch vertretbar?



    Ich weiß dafür keine rechte Antwort. Denn dabei kommt mir Biontech in den Sinn. Ist es ethisch zu rechtfertigen, daß die Gründer und Pfizer mit dem Impfstoff in kürzester Zeit Milliarden verdienen?



    Ich neige zu der Ansicht, daß auch hier der Preis deutlich überhöht und damit nicht mehr vertretbar ist.

    • @Lapa:

      Richtig ! Schliesslich sind es ja nicht die CEOs der Unternehmen, sondern das wissenschaftliche Umwelt, das weitestgehend gemeinwohlorientiert vom Staa/Steuerzahler bereitgehalten wird, aus dem die 'Entwicklungen' = Patente hervorgingen. 'Wir' bilden aus, bezahlen den Preis , sichern sogar das rechtliche Umfeld und die Unternehmen schöpfen den Rahm ab und halten uns in Abhängigkeit, ein wirklich tolles Modell, dieser kapitalistische Markt. Die bittere Wahrheit: Es ist bisher nicht gelungen, gemeinwohlorientiert die vielen wirklichen Fortschritte zu bewerkstelligen und anteilig alle gleichermaßen davon profitieren zu lassen. Demokratie erschöpft sich auf eine mehr oder weniger korrekte Absicherung politischer Handlungen, die die ökonomische Entwicklung fast ausschließlich Glücksrittern und Vermögenden überlässt, die nicht nachhaltig wirken und neben der Ausbeutung auch die Klimakastrophe auslösen konnten. Wir sind jetzt so systemabhängig, dass die Klimakatastrophe nur noch im Zusammenbruch dieser Wirtschaftsform etwas abgemildert werden kann.

  • Ölpreiskrise 1973 ist ursächlich nicht mit der OPEC sondern mit Nixons Dekret 1971 verbunden, den US $ vom Goldstandard Unze/35 $, gemäß Bretton Wood Weltwährungsabkommen 1944, zu entkoppeln, horrende US Vietnamkriegskosten seit 1964 zulasten Dritter einzufangen. Die OPEC reagierte auf Nixons Dekret zwei jahre später, nachdem der Ölpreis daraufhin mit dem $ in den Keller sank, weil bis heute Ölkontrakte weltweit auf $ Basis abgewickelt werden.

    Das Merit-Day Ahead Order-Prinzip war 1998 festgelegt in noch unterkapitalisiertem Strom Spotmarkt nachvollziehbar, mit Börsenschlussgong Mittelkurs Referenzgröße für alle Akteure festzulegen, Akzeptanz nachhaltiger Stromproduzenten durch tradtitionelle Stromanbieter am Markt zu moderieren, allerdings mit Ergebnis, dass nachhaltige Stromanbieter mit höheren Herstellungskosten nur insofern und das mit geringen Strommengen zum Zuge kamen als letzter Lieferant nach dem Merit -Day Ahead Order-Prinzip für alle anderen mit weit größeren viel preiswerter produzierten Strommengen höheren Preis zu diktieren. Das zu ändern, schlug Werner Marnette vormals Arubis GEO, CDU Ex-Wirtschaftsminister Schlweswig-Holstein bei "hart aber fair" 22.8. vor, indem Stromanbieter zu dem Preis abrechnen, den sie akzeptierten und falls nicht nach Volumina der Gebote Mittelkurs fstgestellt wird und nicht nach dem Preis letztem akzepiertem Stromanbieters am Markt vorm Schlussgong. Bisheriges Merit-Day Ahead Order Prinzip fördere Wildwuchs, u. a., dass Gaskraftwerke allein zu spekulativer Preistreiberei am Strommarkt aktv sind, wenn die eingehegt sind, verschwinden werden



    Was Malthus und Ricardo wohl nicht einkalkulieten. war der kollossal koloniale Nahrungsmittelimport United Kingdoms zu diktiert Billigpreisen aus Übersee, der die heimische Grundnahrungsmittelproduktion bis Ende 19. Jahrhundert nahezu zum Erliegen brachte.



    Insofern kann von permanent produktiverer Leistungsfähigkeit britischer Landwirtschaft n. m. E. damals wie heute nicht die Rede sein.

  • Wenn einige Konzerne jetzt besonders viel verdienen, dann weil sie in der Vergangenheit die richtigen Entscheidungen getroffen haben (ob das Glück oder Intelligenz war ist nochmal eine andere Frage).

  • Das die Marktpreisentwicklung sehr bedenklich ist, dass die ungeplanten Gewinne teils bedenklich teils verwerflich sind ist unbestritten.



    Aber die Ursache der Verwerfungen liegen doch im politischen Bereich: der plötzliche Krieg mit seinen globalen Störungen, die erhöhte Nachfrage nach alternativen Gaslieferanten auf Staatsebene sind Ursache die nicht ohne hässliche Konsequenzen bleiben. Hier nun historische Ökonomen für neue Thesen zu bemühen klingt reichlich künstlich und lenkt wiederum nur von den Ursachen ab!

    • @alterego:

      "Aber die Ursache der Verwerfungen liegen doch im politischen Bereich: der plötzliche Krieg mit seinen globalen Störungen, die erhöhte Nachfrage nach alternativen Gaslieferanten auf Staatsebene sind Ursache die nicht ohne hässliche Konsequenzen bleiben."

      Nein, das ist falsch. Die hohen Strompreise kommen durch die Merit-Order-Regelung zustande. Nur knapp über 10% unseres Stroms werden derzeit mit Gas hergestellt. Der Strompreis steigt durch die Merit-Order-Regel aber so als würden 100% unseres Stroms mit Gas hergestellt. Auch der Preis für Steinkohle ist merklich angestiegen. Alles in allem bleibt aber, dass nur ca. 20% des Preisanstiegs durch die Rohstoffpreise gerechtfertigt sind, der Rest kommt durch die Merit-Order-Regel.

      Bitte lesen Sie auch meinen Beitrag mit Quellen unten (ganz runterscrollen).

      • @Co-Bold:

        Gelesen, aber nichts neues gefunden. Der sonderbare Begriff Merit Order ist nachrangig zu Angebot und Nachfrage bzw. zu den externen „Störfaktoren“.

        • @alterego:

          Der "sonderbare Begriff" ist der offizielle Modus operandi des Strom"markts".

          Und scheinbar haben Sie gelesen, aber nicht verstanden.

          Markt funktioniert so: ich brauche viel von Ware x, also kaufe ich erstmal die günstigeren Posten auf und arbeite mich bis zu den teuersten Posten vor, die ich eben noch benötige. Mein Durchschnittspreis ist die Summe über alles Gekaufte.

          Beim Strom"markt" gibt es die Regelung, dass auch die eigentlich günstigeren Stromarten immer zum Preis der teuersten gekauft werden müssen. Deshalb ist unser Strompreis so stark angestiegen, obwohl die Herstellungskosten über alle Stromarten nur eine vergleichbar geringe Steigerung hatten.

          Etwa 80% des Anstiegs kommen durch die Merit-Order-Regelung, etwa 20% durch aufgrund des Krieges angestiegene Rohstoffpreise. Im unten verlinkten Artikel wird eine Möglichkeit genannt, dem entgegenzuwirken, diskutiert werden mehrere.

          Ich hoffe, ich konnte ein bisschen mehr Licht ins Dunkel bringen.

  • Jetzt geht es also bei der Übergewinnsteuer nicht mehr um Mineralölkonzerne etc, sondern um alle, die von höheren Preise profitieren. Das können auch kleinere Genossenschaften sein. Je kleinteiliger, desto schwieriger wird es das rechtsicher zu definieren.

    Und wenn es eine Steuer ist, ist sie nicht zweckgebunden, zB für eine Entlastung von Bedürftigen.



    Wobei das wieder die nächste kleinteilige Frage ist, wer ist wirklich empfangsberechtigt? Viele könnten genau durch hohe Nachforderungen in den Bereich kommen, sind dann aber zu spät für die Entlastung.

    Im Grunde ist das nichts anderes als eine Ausweitung der Sozialausgaben.

    • @fly:

      Die zweite Frage ist sehr leicht zu beantworten: man zahlt es einfach als festen Pauschalbetrag an jeden. Andernfalls sind die einzigen Gewinner die vielen, neuen, pensionsberechtigten Stellen einer weiter ausufernden Behördenbürokratie. Steuern steigen überproportional, die Reichen, die es nicht brauchen, sehen von einem kleinen Pauschalbetrag ohnehin nicht viel und würden es bei aufkommensneutraler Gestaltung mehr als ausgleichen. Es müßte dafür nicht eine einzige Stelle mehr geschaffen werden, das Finanzamt existiert bereits.



      Wetten, daß das der einzige Weg ist, den eine parteiendominierte Kaste von Berufspolitikern ganz sicher nicht gehen wird?

    • @fly:

      Übergewinnsteuer macht für bereits entstandenen Schaden Sinn, aber:

      Die Ursache der unnötig hohen Strompreise ist zu 80% die Merit-Order-Regelung, die derzeit mehrere stark negative Auswirkungen hat, die ich in meinem Beitrag unten genauer dargelegt habe (ganz runterscrollen).

      Ursachenbekämpfung ist besser (und hier auch einfacher) als Symptombekämpfung.

  • Sehr witzig! Am meisten Gewinn machen PV Anlagen wenn der Strompreis nach dem teuersten Teilnehmer - hier GAS - berechnet wird. Ich mach schon mal ne Tüte Chips auf, wenn die Übergewinnsteuer die PV und die Windenergie betrifft

  • In einem kapitalistischen 'Markt' treten immer 'Ungleichheiten' auf, wenn es einen richtigen Wettbewerb gibt mit dem Ergebnis, dass der unwirtschaftlichste Anbieter den Kürzeren zieht. Aber auch der, der gar nichts hat, wie wir im Prinzip bei Gas und Oil, muss die vorgegebenen Preise akzeptieren. So müssen die Scheichs zum Beispiel genau prüfen, bei welchem Preis ihre 'Kunden' noch mithalten können, ohne evtl. ganz auszufallen (bei den Erneuerbaren insbesondere in Verbindung mit Wasserstoff ist davon auszugehen, dass wir bei der sich derzeit entwickelnden Lage als Kunden mangels Kaufkraft als Abnehmer ausfallen werden!) und damit das Geschäftsmodell platzt: China hat das Problem schon, insbesondere, weil die einheimische Wirtschaft nicht die Kraft entwickelt, die chinesische Bevölkerung ausreichend in Lohn und Brot zu bringen (Beispiel: Kasernierte Uiguren, aber auch die streng überwachte und in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkte Bevölkerung). Es hilft nicht: 'Markt regelt nichts richtig und fördert Ungleichheiten, auch wenn der Strompreis sich am teuersten Produzenten ausrichtet. Es ist KEIN Teufelszeug, sich um eine am Gemeinwohl ausgerichtete, vorwiegend nationale Wirtschaftsform zu kümmern, die niemanden hungern und frieren lässt. Wie bekommen WIR (unten im eigenen Interesse) das hin ?

  • Eine Übergewinnsteuer in Deutschland ... mit der FDP (!) ... einführen, ein Ding der Unmöglichkeit.



    Schließlich ist die FDP das Paradebeispiel für eine Klientelpartei !



    Hört man die "Argumentation" des Herrn Dörr zur Übergewinnsteuer, kann man nur noch Magenbeschwerden bekommen.



    Klar, daß er eine "europäische Lösung" fordert, denn bis diese - wenn überhaupt - kommt, wird sich das Problem von selbst erledigt haben.



    "Übergewinnsteuer mit der FDP ?



    Eher wird die Hölle zufrieren !!"

    ... und auf Moral bei den Konzernen zu hoffen ... ?! ( ein kluger Mann sagte einst: Moral/ Ethik und Gewinnstreben der Konzerne ... schließen sich gegenseitig aus).

    • @Thüringer:

      Naja. Wir haben unter den Energieversorgern, die jetzt diese Übergewinne einfahren ja auch EnBW, zu ca. 90% in Besitz des Landes BaWü und dessen Kommunen, aber auch RWE, immerhin noch zu 1/4 in kommunalem Besitz und reichlich ausstaffiert mit politischen Räten und Kostgängern in ganz NRW. Da sind zum einen natürlich die im Südosten gewichtigen Grünen und zum anderen die NRW drolligerweise immer noch ein wenig als ihres ansehenden Roten durchgehend schockiert - ja, schockiert - daß ihr Koalitionspartner Lindner diese Konzerne einfach nicht besteuern will!

    • 6G
      659975 (Profil gelöscht)
      @Thüringer:

      Sehr interessanter Artikel und schön mal wieder von Malthus und Ricardo zu hören. Habe ich seit meiner Schulzeit nicht mehr.

      Scheinbar haben die jungen BWLer und VWLer im Wirtschafs- und Finanzminsterium von den beiden Herren und einigen anderen Wirtschaftstheoretikern nie etwas gehört, bzw gelernt.



      Sonst wäre die Gasumlage handwerklich nicht so grotten- schlecht ausgefallen.

      Aber was will man von Leuten erwarten, die sich nur durch "Lebenserfahrung" in JU, JuLi, JuSo oder GJ auszeichnen?

  • "Erstmals sinken die verfügbaren Energiemengen, weil Russland als Lieferant weitgehend ausfällt. "



    Ist die verfügbare Energiemenge tatsächlich gesunken? Es bleibt abzuwarten ob wir tatsächlich in der Lage sind weniger Energie zu verbrauchen.



    Ich glaub die Menge bleibt gleich, das russische Gas und Öl kommt dann über Indien und VAE zu uns (natürlich zu höheren Preisen).

  • Werte Frau Herrmann,

    das Merit-Order Prinzip hat nichts mit "Markt" zu tun. Es ist ein politisch extra eingeführtes preisbildendes Instrument. Meines Wissens nach wurde es an den deutschen Strombörsen zur (Unter-)Stützung von Windkraftbetreibern von rot/grün um die Jahrtausendwende eingeführt.

    Es gehört abgeschafft, keine Frage. Aber eine 'Quasisubvention' beizubehalten um sie hinterher höher zu besteuern verkompliziert die Sache doch sehr.

    In anderen Bereichen unserer Wirtschaft ist eine Wucher- oder auch Übergewinnsteuer sehr wünschenswert.

  • Letztlich geht es in der Diskussion um die Gewinnmarge. Jemand der günstiger produzieren kann, der verdient mehr, wenn der allgemeine Marktpreis steigt. Im vorliegenden Fall betreffen die leistungslosen Gewinne diejenigen Kraftwerke, die am günstigsten Strom produzieren. Günstig heißt in vielen Fällen dennoch, dass dort hohe Gehälter und ineffizient Strukturen herrschen sowie zukunftsunfähige Energieträger (Kohle, Atom) eingesetzt werden, auf Kosten der zukünftigen Generationen.



    Übergewinne abschöpfen, die Strukturen aber zu belassen halte ich für einen großen Fehler. Wenn wir Grundlegendes ändern wollen, dann, dass die Übergewinne (zwingend und auch gerne per gesetzlicher Zwangsmaßnahmen) für eine Änderung der Energieerzeugung eingesetzt werden müssen. Innovation erzwingen, Änderung in Richtung Ökologie voranbringen.



    Übergewinne in der "erneuerbaren Energiewirtschaft" halte ich für gut, denn da arbeiten oft Leute, die sich dem Wandel und der Reinvestition in Erneuerbare verschrieben haben. Zwingend differenzieren wo was richtig ist!



    Wie immer: Vorschlaghammer einpacken, Florett auspacken.

    • @Tom Farmer:

      Richtig. Es braucht auch keine staatlichen Zwangsmaßnahmen, wenn man die kleinen Solarstromproduzenten an den Gewinnen beteiligt. Hausbesitzer mit Solarzellen bekommen aktuell ca. 7 ct pro kWh, wenn sie überschüssigen Strom einspeisen. Das Energieversorgungsunternehmen bekommt an der Strombörse derzeit ungefähr das 10-fache. Wenn die Solarstromproduzenten an den Übergewinnen beteiligt werden, ist die Bereitschaft größer, in erneuerbare Energie zu investieren. Gaskraftwerke zur Kompensation von Verbrauchsspitzen, braucht man dann nicht mehr so oft und der durchschnittliche Strompreis sinkt.

      • @Abid Kidoh:

        > Das Energieversorgungsunternehmen bekommt an der Strombörse derzeit ungefähr das 10-fache.



        Stimmt das? Mittags um zwölf Uhr Ortszeit (also ca. 13:30 h auf den offziellen, verstellten Uhren)? Der Strompreis hat einen ausgeprägten Tagesgang. Sie dürfen aber gern Ihre Raumbeleuchtung und Ihren Fernseher statt abends schon am Mittag in Abwesenheit auf Vorrat laufen lassen.

  • > Aber eine Gasheizung muss im Winter laufen.



    Im Prinzip ja, aber wieviel? Als Jugendlicher habe ich Photos entwickelt. Die Chemikalien werden dabei, um aufwendiges Heizen, Kühlen und Messen zu vermeiden, bei Zimmertemperatur verarbeitet. Die Richtwerte dafür waren in älteren Anleitungen meiner Eltern 18 °C, als ich anfing 20° und zum Ende 22 °C.



    Im mehreren Gemeinschaften bin ich Beirat und Kassenprüfer. Der Heizwärmeverbrauch schwankt für verschiedene Wohnungen im selben Haus pro Quadratmeter um den Faktor zehn. Ich hätte das vorher nicht für möglich gehalten. Die sparsamste Wohnung hier im Haus ist keineswegs eine innenliegende, sondern eine Eckwohnung mit viel Außenwand zur Wetterseite.



    Einer Mieterin wollte ich einmal einen erheblichen Teil ihrer Heizkosten nachlassen, weil die absurden Werte eigentlich nur mit einem Zählerdefekt erklärbar schienen. Dankenswerterweise hat ihr das nicht gereicht und sie ging zum Mieterverein. Das hat die Sache so lange verzögert, bis die vollkommen normalen Werte ihres Nachmieters vorlagen. Ich habe dann den vollen Ablesewert -- den ich ja an die Gemeinschaft ohnehin hatte zahlen müssen -- gefordert und erhalten.



    Es ist also sehr viel möglich und ganz ohne Schrank und Hose geht es auch nicht, Frau Herrmann.

  • Sehr schön, dass mal offen über dieses Problem gesprochen wird, welches wohl dem deutschen Energiemarkt bevor steht.

    Für die deutsche Energiewende bedeutet es zukünftig maximale Gewinne für die sogenannten "Erneuerbaren", weil deren Kapazitäten niemals ausreichen werden, wenn - und das ist der politische Teil - die Alternativen wie Kohle und Kernkraft verboten werden. Der Boykott Russlands ist ein zusätzliches Verbot für Gas. Da nicht nur die Angebotsseite schrumpft, sondern - ebenfalls derzeit politisch befördert - die Nachfrageseite massiv wächst (E-Autos, E-Wärmetauscher-Heizungen), dann sind die Effekte (und damit die Gewinne) noch gewaltiger.

    Und wenn wir uns jetzt die Parteispender der Grünen mal anschauen, werden wir die aktuelle Energiepolitk verstehen lernen ... versteckt hinter der Klimarettung geht es um riesige Gewinne für wenige, natürlich im Namen der guten Sache. Da kann sogar ganz offen in den Medien geäußert werden, mal wolle die Anbieter Erneuerbarer Energien nicht zu Kasse bitte, weil man diese ja fördern wolle ...

    [...]

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  • "Elegant wäre eine Übergewinnsteuer, die die Renten wieder abschöpft – und an die Bedürftigen umverteilt."

    Sinnvoll für die Vergangenheit, ja. Denn die gezahlten Preise für Nicht-Gas-Strom haben nichts mit Marktwirtschaft zu tun, von daher wäre eine Übergewinnsteuer auf diese leistungslosen Gewinne auch kein Eingriff in selbige.

    Das ist aber in etwa so elegant wie einen löchrigen Holzschuppen mit Gaffa-Tape abzudichten. Für die Zukunft muss an der Ursache angesetzt werden, denn das Merit-Order-Prinzip selbst ist bei einer Situation wie der Momentanen einfach ungeeignet und bürdet den Menschen Stromkosten auf, die keine sinnvolle Begründung haben.

    Kluge Leute haben das schon vor Monaten gesehen:



    mobile.twitter.com...544837930233073665



    scilogs.spektrum.d...-ueberteure-strom/

    Vor kurzem ist dieser unhaltbare zustand endlich auch in der Politik angekommen:



    www.zdf.de/nachric...kt-reform-100.html

    Eine rückwirkende Übergewinnsteuer wäre in meinen Augen gerechtfertigt, aber das wirkliche Problem ist die Merit-Order-Regel, die nebenbei auch dazu führt, dass derzeit Anreize bestehen, mehr Gas zu verbrauchen als nötig ist, siehe auch obigen Twitter-Thread.

    Dass an der Merit-Order-Regel angesetzt werden muss, ist klipp und klar. Dass ich mir nicht sicher bin, was wirklich passiert, liegt lediglich an der starken Lobbymacht der Energieerzeuger, die alles tun werden, um ablenkende Narrative in Umlauf zu bringen. Möglicherweise wird man sogar eine teilweise Übergewinnsteuer akzeptieren, um die Merit-Order-Regel nicht zu verlieren.

    Fazit



    Ca. 80% des Strompreisanstiegs sind leistungslos anfallende Übergewinne.



    Die exorbitante Belastung über den Strompreis ist nicht durch den Mangel an fossilen Energieträgern entstanden, sondern durch die Merit-Order-Regel.



    Die Merit-Order-Regel bietet Anreize dafür, dass derzeit mehr Gas verbraucht wird als nötig und verhindert die Krisenbewältigung.

    • @Co-Bold:

      Die Merit-Order Regel sorgt dafür, dass Kohle- und Gaskraftwerke in der Reihenfolge ihrer Produktionskosten zugeschaltet werden. Gaskraftwerke sind am teuersten. Aber die werden auch zuerst abgeschaltet wenn der Verbrauch sinkt. Den großen Reibach machen zur Zeit Solar- und Windparkbetreiber. Nicht die Gaskraftwerke.

      • @Abid Kidoh:

        Die Stromerzeuger sind Konzerne, die untereinander vernetzt sind und auch häufig mehrere Energiearten produzieren. Daher gibt es bislang ein Interesse möglichst teuere Energiearten einzubinden, da der Gesamtgewinn aufgrund der anderen Energiearten dann maximiert wird.

        Das Gaskraftwerk an sich macht logischerweise nicht mehr Gewinn, aber eben auch nicht weniger, während alle anderen Energieerzeugungsarten mehr Gewinn machen. Die Branche hat also einen Anreiz Gas zu verstromen und das zu einem möglichst hohen Preis.