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Streitgespräch über KlimaschutzSoll die taz noch abheben?

Die taz berichtet scharf über die Klimakrise und bietet gleichzeitig Flugreisen an. Ein Streitgespräch zwischen Stefan Müller und Christian Jakob.

So weit kommt’s noch! Aber keine Sorge, eine taz-Airline wird erst gegründet, wenn es klimaneutrale Flüge gibt Foto: Foto [Montage]: Adobe Stock, taz

taz: Herr Müller, warum erpressen Sie die taz?

Stefan Müller: Eigentlich ist das keine Erpressung. Dafür müsste ich mir ja einen Vorteil verschaffen wollen. Der einzige Vorteil für mich wäre, dass ich mich nicht mehr ärgern müsste, wenn ich die Eigenanzeigen für taz-Flugreisen in der Zeitung sehe.

taz: Sie wollen, dass die taz in ihren „Reisen in die Zivilgesellschaft“ keine Ziele mehr anbietet, die üblicherweise mit Flügen verbunden sind – wegen des Klimas. Deshalb haben Sie uns gedroht.

Im Interview: Stefan Müller

Professor für Linguistik an der Humboldt-Universität Berlin, taz-Genosse und gegen Flugreisen.

Müller: Ursprünglich war es ein Geschenk, das ich im April angekündigt habe. Ich hatte in meinem Netzwerk angefangen, Leute zu suchen, die Genossenschaftsanteile der taz zeichnen würden, wenn das mit den Flugreisen aufhört. Ich habe 10.000 Euro in Aussicht gestellt. Mittlerweile wollen 52 Menschen mitmachen, es sind bereits 26.000 Euro. Als in der taz trotzdem weiter für Flugreisen geworben wurde, habe ich mir gesagt: Gut, dann andersherum. Ich habe der taz geschrieben und ihr noch einmal die damals schon 14.500 Euro angeboten, aber gleichzeitig auch damit gedroht, meine Follower auf Mastodon und die Scientists for Future in Berlin und Brandenburg dazu aufzurufen, ihre taz-Abos vom politischen Preis herunterzustufen.

taz: Mit dem können Abon­nen­t*in­nen freiwillig mehr zahlen, um anderen einen vergünstigten Preis zu ermöglichen.

Im Interview: Christian Jakob

Reporter im Recherche­ressort der taz und betreut die taz-Reise nach Togo aus Überzeugung.

Müller: Dann gab es noch die Idee, dass irgendwer von uns mit jeder neuen Werbung für eine taz-Flugreise einen Genossenschaftsanteil kündigt.

taz: Wollen Sie der taz schaden?

Müller: Nein, nein! Das tut mir ja selbst weh. Ich lese die taz seit der Wende, zuerst die frisch gegründete Ost-taz, die es nur kurz gab. Da standen Sachen drin, die es in den noch erscheinenden DDR-Zeitungen nicht gab. Als ich dann eigenes Geld verdient habe, bin ich taz-Genosse geworden. Ich will meiner Zeitung nicht schaden, ich will sie besser machen! Es kann doch nicht sein, dass Sie hier die beste Klimaberichterstattung machen, die es gibt, und dann auf der nächsten Seite die taz-Reise nach Togo bewerben. Das passt doch nicht zusammen.

Stefan Müller ist Professor für Linguistik an der Humboldt-Universität Berlin, taz-Genosse und gegen Flugreisen Foto: Wolfgang Borrs

taz: Christian, du leitest die Reise nach Togo, die es schon mehrmals gab und die auch dieses Jahr wieder angeboten wurde. Wie findest du Herr Müllers Vorgehen?

„Reisen in die Zivilgesellschaft“

Die taz hat ein kommerzielles Reise­angebot, allerdings mit einem spezifischen Ziel: den Gästen einen Austausch mit der Zivilgesellschaft am jeweiligen Zielort zu bieten. Erfahrene taz-Journalist*innen übernehmen die Reiseleitung und öffnen den Ur­lau­be­r*in­nen ihr Netzwerk.

Es geht dabei mal ins Ruhrgebiet, mal in die Oberlausitz oder nach Brüssel – aber eben auch nach Marokko, nach Istanbul oder nach anderen Fernzielen. Die Anreise ist in der Buchung in der Regel nicht enthalten, theoretisch könnten die Reisenden sich auch selbst für Alternativen zum Flugzeug entscheiden. Die Praxis ist das aber nicht.

Die im Streitgespräch erwähnte Togo-Reise findet in diesem Jahr übrigens trotz Angebot doch nicht statt – allerdings nicht aus ökologischen Gründen, sondern wegen fehlender Nachfrage.

Der Kopf hinter den Reisen in die Zivilgesellschaft ist Thomas Hartmann. Er hat die taz mitgegründet und war von 1984 bis 1987 Chefredakteur.

Christian Jakob: Ich finde das Anliegen nachvollziehbar. Wir haben uns seine Frage natürlich auch schon gestellt, aber unsere Abwägung ist anders ausgefallen. Ich fand die Idee von Herrn Müller aber befremdlich: Ich schmeiße euch so viel Geld vor die Füße, das könnt ihr als arme Zeitung nicht ablehnen. Und wenn ihr nicht mitspielt, sorge ich dafür, dass ihr weniger habt. Wenn Sie schon taz-Genosse sind, hätten Sie ja auch einfach einen Antrag auf der nächsten Genossenschaftsversammlung stellen können. Dann müssten Sie dort eine Mehrheit für Ihr Anliegen hinter sich bringen.

Müller: Stimmt, das wäre auch eine Idee.

taz: Es gibt bei den taz-Reisen schon deutlich weniger Flüge. Von 30 Angeboten liegen nur noch 6 an Zielen, die man üblicherweise mit dem Flugzeug erreicht. Im Jahr 2019 waren es noch 18 von 28. Reicht Ihnen das noch nicht?

Müller: Wir müssen bei den Emissionen auf null kommen, schlimmer noch, eigentlich auf minus irgendwas. Es gibt jetzt schon diese ganzen Katastrophen, wir sind bei 1,2 Grad Erderhitzung. Und nichts deutet darauf hin, dass wir die im Pariser Klimaabkommen vereinbarte Begrenzung von 1,5 Grad schaffen. Es ist verachtenswert, wenn man jetzt noch Leute dazu bringt, dass sie fliegen.

Christian Jakob ist Reporter im Recherche­ressort der taz und betreut die taz-Reise nach Togo aus Überzeugung Foto: Wolfgang Borrs

taz: Christian, du hast im vergangenen Jahr unser Projekt Klimasabotage koordiniert, bei dem wir über fossile Lobbyarbeit berichtet haben. Sabotierst du als Togo-Reiseleiter selbst das Klima?

Jakob: Herr Müller hat mit großen Teilen seiner Kritik recht. Aber es gibt gute Gründe dafür, den Austausch zwischen den verschiedenen Teilen der Welt aufrechtzuerhalten. Fliegen ist ein riesiger zivilisatorischer Fortschritt, der eine völlig andere globale Gesellschaft hervorgebracht hat. Ich glaube, dass ganz viel von dem, was die Weltgemeinschaft heute ausmacht, über persönlichen Kontakt zustande kommt. Und dass es das wert sein kann, zu fliegen.

taz: Diesem schwer erfassbaren Effekt des menschlichen Austauschs steht die sehr gut messbare und nachgewiesene Überkonzentration von CO2 in der Atmosphäre gegenüber. Kann man so wirklich noch legitimieren, dass man die klimaschädlichste Fortbewegungsform nutzt?

Jakob: Wenn es wirklich einen Mehrwert gibt, ja. Geplante Recherchereisen habe ich zum Beispiel schon verworfen, wenn es ähnliche Artikel schon irgendwo in anderen Medien gab – oder ich habe lange Wege mit Zug und Schiff in Kauf genommen, zum Beispiel nach Malta. Aber manchmal geht es nicht.

taz: Bei der Togo-Reise zum Beispiel?

Jakob: Der Austausch mit Menschen aus der Zivilgesellschaft des Globalen Südens ist etwas, das ohne Fliegen fehlen würde. Wir haben in Togo Menschen getroffen, die schon mal in Europa waren und abgeschoben wurden. Und solche, die sich gerade überlegten, erstmals durch die Wüste über Niger und Libyen nach Italien zu gehen. Wir haben eine Institution besucht, die auf Graswurzelebene ein europäisch-westafrikanisches Netzwerk zur Beobachtung von Migrationsbewegungen aufgebaut hat. Das andere Hauptthema der Reise ist die deutsche Kolonialgeschichte.

Müller: Ich bin Wissenschaftler, ich habe viele internationale Konferenzen organisiert. Ich weiß, was Austausch ist – und ich hasse Online-Konferenzen. Mit solchen Kooperationen funktioniert Wissenschaft, und sie sind ein Kriterium bei der Wissenschaftsevaluation. Dennoch bin ich seit 2017 nirgendwo mehr hingeflogen und habe mich 2019 verpflichtet, überhaupt nicht mehr zu fliegen. So geht es halt nicht mehr, das ist vorbei. Wir können keine Flugreisen mehr unternehmen, auch wenn wir tolle Kontakte knüpfen wollen.

taz: Wir würden aber wohl eine schlechtere Zeitung machen, wenn wir nicht Po­li­ti­ke­r:in­nen zu Staatsbesuchen begleiten oder internationale Verhandlungen verfolgen würden, gelegentlich eben im Ausland und mit dem Flugzeug.

Müller: Ja, das sehe ich ein – und Ihre Geschichten ermöglichen vielen anderen einen Einblick in die Welt, die dann wiederum nicht selbst fliegen müssen. Ich fand Ihre Reportage aus Mauretanien neulich zum Beispiel sehr gut, Herr Jakob!

taz: Da machen Sie einen Unterschied zu den taz-Reisen?

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Müller: Bei denen geht es mir nicht nur um den CO2-Fußabdruck der einzelnen Reisenden, sondern auch um die Außenwirkung des ganzen Projekts. Sie bewerben Flugreisen mit Ihrer guten taz-Marke und vermitteln, es sei schon okay, nach Marokko oder nach Togo zu fliegen. Man unterscheidet ja den CO2-Fußabdruck, also die anfallenden CO2-Emissionen, und den CO2-Handabdruck. Das ist die positive Wirkung, die man erzielt, wenn man andere Leute oder besser noch ganze Organisationen oder Regierungen dazu bringt, ihren Fußabdruck zu senken. Aber was die taz mit den Reiseangeboten macht, ist das Gegenteil davon. Sie bringen ja Leute dazu zu fliegen! Sie haben einen negativen Handabdruck!

taz: Wenn man davon ausgeht, dass eine Tonne CO2-Ausstoß pro Mensch und pro Jahr eine klimagerechte Menge ist, dann liegt auf der Hand, dass nur noch wenig Flüge drin sind. Wie sollte man entscheiden, wer noch wohin fliegen darf?

Müller: Fliegen zu verbieten funktioniert wahrscheinlich nicht. Man müsste im Prinzip einen exponentiell ansteigenden Preis für Flugmeilen haben. Dann könnte man ungefähr sagen: Okay, du darfst einmal fliegen – aber beim nächsten Mal kostet es extra. Diese Einnahmen könnten in Klimaschutz-Maßnahmen fließen.

Jakob: Um das deutlich zu machen: Ich hätte gar kein Problem damit, wenn die Politik sehr viel restriktiver mit dem Fliegen umgehen würde. Wenn zum Beispiel jeder nur ein bestimmtes Kontingent an Flugreisen hätte.

taz: Ein interessanter Aspekt beim Fliegen ist ja auch, dass es das Verkehrsmittel ist, bei dem die Ungleichheit am größten ist: 80 Prozent der Menschheit haben noch nie im Flugzeug gesessen, und selbst in Deutschland sind im vergangenen Jahr 55 Millionen Menschen mindestens zwölf Monate gar nicht geflogen. Sehr wenige, tendenziell wohlhabende Viel­flie­ge­r*in­nen machen internationale Geschäfte, bilden sich weiter, tauschen sich aus, erholen sich – auf Kosten aller anderen.

Müller: Für mich hat ein Aspekt bei den taz-Reisen noch etwas Kritisches: Man fährt da hin und guckt die Leute an, die können aber nicht da weg. Da würde ich mich als weißer Mensch irgendwie schämen. Nicht als berichtender Journalist, aber als Tourist, der kommt, um sich das Elend anzugucken.

Jakob: Der Anspruch ist natürlich ein anderer, nämlich zu sagen: Ich will verstehen, wie es hier ist. Ich will verstehen, warum es hier so läuft. Und ich will verstehen, was ich damit zu tun habe. Ich glaube auch, dass dieser Wunsch vor Ort als aufrichtiges Interesse geschätzt wird. Und es hat einen starken Multiplikatoreneffekt, die Erfahrungen der Reisenden strahlen auch auf das Umfeld aus. Das macht etwas mit ihnen und mit der gesellschaftlichen Stimmung insgesamt.

taz: Wirklich?

Jakob: Ja. Es gibt ja beispielsweise seit Jahrzehnten in Westeuropa eine starke entwicklungspolitisch aktive Szene, weil es persönlichen Austausch gegeben hat, weil die Menschen zum Beispiel nach Nicaragua gefahren sind. Ich glaube, dass das in deren Biografien nachgewirkt und dazu geführt hat, dass zum Beispiel in Deutschland eine Fair-Trade-Bewegung und Solidaritätsinitiativen entstanden sind. All das speist sich ja daher, dass man da war, Dinge gesehen hat, dass man mit den Leuten geredet und sich davon hat berühren lassen.

Müller: Dazu kann man doch zum Beispiel auch in der taz eine Reportage lesen. Die Frage ist doch: Befinden wir uns in einer Notlage – oder machen wir lieber noch einen Eine-Welt-Laden auf?

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72 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Die taz eiert klimapolitisch rum, wie es auch sonst die ganze Boomer Generation tut: Weil wir uns so schön daran gewöhnt haben, dass wir das einfach ohne für UNS spürbare Nachteile machen können soll es so bleiben und Fliegen weiter "okay" sein.



    Gemessen an den Katstrophen und Toten, die uns drohen, sind die Beispiele, die Jakob hier nennt, extrem läppisch: "Wir haben in Togo Menschen getroffen, die schon mal in Europa waren und abgeschoben wurden. Und solche, die sich gerade überlegten, erstmals durch die Wüste über Niger und Libyen nach Italien zu gehen. Wir haben eine Institution besucht, die auf Graswurzelebene ein europäisch-westafrikanisches Netzwerk zur Beobachtung von Migrationsbewegungen aufgebaut hat. Das andere Hauptthema der Reise ist die deutsche Kolonialgeschichte."



    Ich glaube, das ist kein angemessener Gegenwert für bewusste Klimazerstörung. Ganz abgesehen davon, dass der "globale Süden" uns unseren Weltrettungs-Universalismus und unsere schöne liberale Wohlstands-Demokratie lieber heute als morgen unterm Hintern anzünden würde.

    • @Dieter Söngen:

      Die ganze Boomer-Generation? Ganz sicher nicht. Wenn es heutzutage für eine Altersgruppe selbstverständlich ist, zu fliegen, dann für die "Jungen", in meinem Umfeld sind das Studierende, die kein Problem damit haben, mehrfach(!) im Jahr zu fliegen (Urlaub, Praktikum in Singapur oder Hongkong oder dieses unsägliche "work" and travel). Wie gesagt, ganz selbstverständlich, da lässt sich keiner einschränken. Und auf Bali war man ja auch noch nicht. Ich (+55) war noch an keinem der genannten Orte, und komme da auch nicht mehr hin.

      • @Anboto:

        Mag sein. Auch wenn viele sicherlich mal in den Mittelmeerraum geflogen sind. Ansonsten kann mensch Handlung und Haltung bezüglich Klimapolitik ja auch breiter, abseits der Fliegerei betrachten wie bspw. Tierproduktkonsum ... Auch sind heutige Umstände (umwelt- und klimaschädliche Wirtschaft) ja nicht vom Himmel gefallen, sondern sind Menschen gemacht - und diesbezüglich ist der Einfluss der Älteren größer als der der Jüngeren gewesen. Die Älteren haben Politik gemacht, die vorangegangenen Regierungen gewählt, Autos, Flugzeuge usw. gebaut und betrieben ... und klar unter denjenigen ist der Einfluss mit steigendem Einkommen und Vermögen größer gewesen.

  • Wenn die tazzis konsequent sein wollen: Nein.

  • Frisch vom Flugverkehr aus Frankfurt:



    Trotz Schwierigkeiten mit den Sanktionen und Russlands Einwirkungen auf den Luftraum❗



    "Die Lufthansa berichtete jüngst noch von einem Umsatzplus. „Die globale Nachfrage nach Flugreisen ist weiterhin stark“, erklärte Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, in einer Unternehmensmeldung. „Dadurch konnten wir erstmals die Marke von zehn Milliarden Euro Umsatz im zweiten Quartal übertreffen.“..."

    • @Martin Rees:

      Quelle fr.de

  • Beim Fliegen ist die Entfernung ganz massgeblich. Togo ist weit weg.



    Eine Leserreise nach Tunis, mit Zugfahrt nach Rom und dann nur noch einem Kurzstreckenflug (Entfernung ähnlich wie München - Hamburg)/, spielt in einer anderen Kategorie und wäre mit den Idealen der Tag vertretbar. Oder von Barcelona zu einer Rundreise ab Algier. Bei einer derartigen Reisekette macht ja die Organisation als Pauschalreise besonders Sinn.

    Eine Organisation wie die TAZ braucht formale Regeln. Für Lesereisen schlage ich "max. 200km Fluckstrecken je Reisetag" vor, als Summe aus Hin- und evtl. Rückflug addiert.

    • @meerwind7:

      "max. 200km Fluckstrecken je Reisetag" vor, als Summe aus Hin- und evtl. Rückflug addiert."

      Also eine Strecke, die man problemlos mit Bus, Zug oder Auto zurücklegen kann?

      • @Micha.Khn:

        Nein. Meerwind meint: Die Reise dauert 21 Tage, also kann man 4.200 km fliegen. Getreu dem Motto, wenn schon fliegen, dann soll es sich lohnen. Ich halte den Vorschlag für falsch. Dies hieße bei einer Woche kann ich von Stuttgart nach Berlin fliegen. Aber für Togo bräuchte man schon 7 Wochen Urlaub (Entfernung einfach ca. 4800 km).

  • Wir brauchen trotzdem so schnell es geht klimaneutralen Luftverkehr. - wie kriegen wir das hin?

    • @Paule :

      Technisch wäre klimaschonenderes Fliegen schon heute möglich - es geht wie immer nur ums liebe Geld🤷‍♂️



      Nurflügler verbrauchen 30% weniger Treibstoff bei höherer Nutzlast, das Militär setzt längst auf sie, siehe Tarnkappenbomber USA.



      Für zivile Zwecke zögert man bei den Nürflüglern aber noch, da die Entwicklungskosten enorm hoch sind. Man möchte keine Milliarden für die Entwicklung von konventionellen Nurflügler ausgeben sondern auf die Marktreife des Wasserstoffantrieb warten. Das ist tatsächlich schlicht ein ökonomisches Kalkül.



      Siehe bspw: www.flugrevue.de/z...-bis-2035-machbar/



      Auch Solarflugzeuge wären bereits technisch umsetzbar - zumindest wenn man aktuell Start und Landung noch konventionell unterstützten würde. Hindernis auch hier die enormen Entwicklungskosten, die aktuell noch sehr hohen Herstellungskosten und eine (nach heutiger Technik noch) geringere Nutzlast als bei konventionellen Flugzeugen - die benötigte Technik verbraucht (noch) zu viel Gewicht. Somit auch bei Solarflugzeugen größtenteils rein ökonomisches Kalkül.



      Mit anderen Worten: die Klimakrise ist noch nicht ernst genug.

      • @Farang:

        "Mit anderen Worten: die Klimakrise ist noch nicht ernst genug."

        Schlussendlich muss die Fluggesellschaft aber ihre Tickets auch verkaufen können. Ich meine, zu einem Preis, der nicht sechsstellig ist.

        So einfach wird das mit dem Umstieg auf andere Technologien nicht. Und kürzlich habe ich irgendwo gelesen, dass die grössten Flugzeugbauer bis 2050 doppelt so viele Flieger verkaufen werden. Natürlich alle mit der altbekannten Technik.

        Annähernd klimaneutrales Fliegen wird wohl ein Traum bleiben...

        • @Micha.Khn:

          Alles richtig. Hersteller und Airlines pokern schlicht auf höhere staatliche Subventionen - ähnlich wie die Autobauer dies auch taten. Das ist ja sehr gut aktuell zu sehen wo sich dank der enormen Investitionen und Förderprogramme in den USA gerade einiges tut in Sachen e-Mobilität und in Deutschland 'dank' der zögerlichen Politik gerade verkündet wurde, dass Mercedes und co nun doch noch länger Verbrenner produzieren werden... 🤷‍♂️

  • > Man fährt da hin und guckt die Leute an, die können aber nicht da weg. Da würde ich mich als weißer Mensch irgendwie schämen. Nicht als berichtender Journalist, aber als Tourist, der kommt, um sich das Elend anzugucken.

    Was für eine Hybris! Ich war als weisser Mann 2019 auf einer taz-Reise durch Cuba - nicht, um mir das Elend anzugucken sondern um zu erfahren, was ein jahrzehntelanges Embargo für Auswirkungen auf die Bevölkerung hat. Die Konsequenz für mich war, dass ich seitdem die Patenschaft für ein damals neu geborenes Kind in Havanna übernommen habe.

    Sehr lehrreich war ein Aufenthalt in Varadero, einem Touristenghetto mit spanischen all-inclusive Hotels als Kontrastprogramm zu den Familien, bei denen wir auf der Tour sonst untergebracht waren.

    Ich bin noch heute tief beeindruckt von den Menschen auf Cuba und mit fehlt schlichtweg die Phantasie, wie ich diese tiefgreifenden und nachhaltigen Erfahrungen anders hätte machen können.

    • @Grenzgänger:

      Ich will nicht behaubten, dass Sie Ihre "tiefgreifenden und nachhaltigen Erfahrungen" anders hätten machen können. Dennoch sehe ich nicht, wie diese Erfahrungen das Mitwirken am Klimawandel irgendwie kompensieren könnten.

    • @Grenzgänger:

      Dank “berichtender Journalisten” wissen wir heute besser als jemals zuvor in der Menscheitsgeschichte Bescheid wie es um die Lebensbedingungen im globalen Süden bestellt ist.

      Dazu bedarf es weder grosser Phantasie noch weisser Männer auf taz-Reisen durch Cuba.

      • @Vicky:

        Super, das bringt es auf den Punkt.

  • "Der Austausch mit Menschen aus der Zivilgesellschaft des Globalen Südens ist etwas, das ohne Fliegen fehlen würde."







    Und diesen Austausch kann es nur geben, wenn die wir runter fliegen und Urlaub mit Erkenntnisanspruch und sozialem Gewissen machen?

    Interessant daran finde ich, dass wir in einer Zeit leben, in der es so einfach wie noch nie in der Menschheitsgeschichte nicht nur Wissen über die Welt, sondern auch Kontakt zu ihren Bewohnern aufzubauen, viel leichter als es in den ganzen Jahrhunderten vorher war. Und jetzt, wo es so leicht wäre, wird die persönliche Inaugenscheinnahme des globalen Südens zur Notwendigkeit geadelt.

    Vielleicht ist Ihnen der Austausch dann nicht wichtig genug wenn sie ihn nur mit einem Urlaub verbinden wollen?

  • Bildung und kultureller Austausch? Begann vor einigen Jahrzehnten mit internationalen brieffreundschaften . Was da auf dünnem Papier alles ausgetauscht wurde!



    Unvorstellbar heute ohne Flieger eine Vorstellung von anderen Lebensweisen zu bekommen!

  • Ich empfinde das als hanebüchene, absurde Diskussion! Begegnung über Grenzen und Kontinente hinweg ist notwendig und erfordert manchmal ein Flugzeug. Es soll Schüler- und Studierendenaustausch geben und auch anderen Menschen soll es möglich sein, Menschen in anderen Ländern und auch Kontinenten zu begegnen! Aus einem taz-Reiseprogramm: wir "treffen, ..eine Journalistin, eine Rechtsanwältin, eine Abaja-Designerin und verschiedene Kulturschaffende. Eine Umwelt-organisation wird uns ihre Arbeit näherbringen, und Studierende ... werden uns von ihrem Alltag berichten". Wo sonst gibt es Möglichkeiten dieser Art von Begegnungen?! Das ist doch etwas völlig anderes, als die Reise in die Südsee, weil da die Strände so toll sind oder das regelmäßige Fliegen ins Ferienhaus auf Mallorca.



    Ich bin sehr dafür Fliegen generell hoch(!) zu besteuern - und echte Bildungsreisen davon weitgehend auszunehmen. Die Welt braucht Begegnung, Verständigung, persönliche Kontakte nicht nur auf Ebene von Politik und Managern.

    • @Peter Herholtz:

      Das Internet macht Begegnungen von Menschen so einfach wie nie.

      Ganz ohne Fliegen.

      Es ist typisch beim Klimaschutz, dass jeder behauptet, er habe die einzig hehren Grund, sich klimaschädlich zu verhalten.

    • @Peter Herholtz:

      Und wer definiert, was eine "Bildungsreise" ist. Abseits von den 14 Tagen Pauschalurlaub in irgendeinem gesichtslosen Bettenbunker, dürfte jede Reise den Horizont erweitern (und übrigens auch gegen rechte Umtriebe immunisieren). Ich möchte keines der bislang der 86 besuchten Länder und die dort geknüpften Kontake missen und wäre ohne die Corona-Jahre mittlerweile sicher dreistellig.

    • @Peter Herholtz:

      "Das ist doch etwas völlig anderes" - im Hinblick auf die Auswirkungen auf das Klima eben nicht und as ist der relevante Punkt.

  • Ich glaube das Grundproblem ist, dass wir uns eine Welt ohne Fliegen nicht mehr vorstellen können.

    Dabei ist es gut möglich, dass es niemals umweltfreundliches und schnelles Fliegen geben wird.

    Komplett Co2 neutraler Treibstoff würde den Klimaschaden gerade mal um 20bis max 50% reduzieren.

    Wäre langsames Reisen mit Schiff und Zug wieder die Norm, gäbe es auch viel häufiger Angebote von AG.

    Gäbe es nicht das Fliegen hätten wir als indirekte Konsequenz längere durchgehende Urlaubszeiten oder viel mehr AG, die das Arbeiten aus der Ferne erlauben.

    Ich finde die positive Wirkung des Fliegens wird grundsätzlich eher überschätzt, weil wir uns daran so sehr gewöhnt haben.

    Das ist ähnlich wie beim PKW. Die persönlche Freiheit geht auf Kosten der Allgemeinheit (Lärm, Platzverbrauch, Umweltschaden).

    • @sociajizzm:

      Das ist ähnlich wie mit Kriegen, auch kaum wegzudenken.



      /



      "Wissenschaftliche Hochrechnungen gehen davon aus, dass sie weltweit 5,5 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen verursachen. Zum Vergleich: Der Luftverkehr ist für rund 3 Prozent verantwortlich. Doch während andere Emissionen gemäß der UN-Klimarahmenkonvention penibel erfasst und jährlich offengelegt werden müssen, ist das Militär aus den Klimaschutzprotokollen von Kyoto und Paris explizit ausgenommen. Es kann daher weiter ungehindert das Klima zerstören."



      Quelle ohne-ruestung-leben.de



      Irgendwie hängt doch alles zusammen:



      Über die ❗T H E R M O D Y N A M I K



      "Damit ist die Entropie auch untrennbar mit der Ethik verknüpft: Denn zweifellos gedeiht Böses besonders gut in Konflikten um Ressourcen. Die Verschwendung von Ressourcen ist somit zweifellos böse, während – frei nach Wilhelm Busch: “Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, was man lässt”, die Vermeidung sinnloser Entropieerhöhung gut sein muss."



      Quelle scilogs.spektrum.de

  • Ein Flug, der dazu dient an einer internationalen Konferenz teilzunehmen ist ok.

    Ein Flug für "Kulturellen Austausch" ist unnötig.

    "Ich will verstehen, wie es hier ist. Ich will verstehen, warum es hier so läuft. Und ich will verstehen, was ich damit zu tun habe. "

    Und warum nicht einfach eine Doku schauen? Nach 20min bis 1,5h hat man 10x mehr gelernt als wenn man selber hingereist wäre.

    "Fliegen ist ein riesiger zivilisatorischer Fortschritt, der eine völlig andere globale Gesellschaft hervorgebracht hat. "

    Das seh ich anders.

    Die positive Wirkung wird völlig überschätzt.

    Für über 80% der Weltbevölkerung hat sich praktisch nichts geändert,

    Der reiche Norden reist jetzt viel häufiger und bequemer in den armen Süden.

    Die Menschen im globalen Süden werden begafft und es gibt im besten Fall etwas Mitgefühl.

    Reise und Vidumfreiheit gibt es weiterhin nur für die reichen Länder.

    Das Fliegen hat die Machtverhältnisse doch eher weiter zementiert.

    • @sociajizzm:

      Interessante These. Gerade die internationalen Konferenzen sind so ziemlich die überflüssigste Reisetätigkeit überhaupt. Nirgends kann man effekiver und ohne große Qualitätsunterschiede Flugkilometer einsparen, als hierbei auf online-Kontakte auszuweichen. Das Leben in einen ostafrikanischen Dorf mit allen Begleitumständen und der kulturellen Bereicherung können sie nur vor Ort erleben, ob Sie sich mit 100 Wissenschaftlern aus 100 Ländern, online, oder in Konferenzsäälen in Delhi, Doha, Kapstadt oder Washington austauschen, dürfte für den Erkenntnisgewinn keine nUnterschied machen.

    • @sociajizzm:

      " Nach 20min bis 1,5h hat man 10x mehr gelernt als wenn man selber hingereist wäre." Völlig richtig, habe ich schon mehrfach erleben dürfen in der Diskussion mit solch Bildungsreisenden, historische Entwicklung, politische/wirtschaftliche Situation usw. wer einige Tage mit Einheimischen verbringt, hat ne interessante Zeit aber das war es dann i.d.R. auch schon.

    • @sociajizzm:

      Zwei Reisen, Liberia 2006 und 2008 an die Elfenbeinküste als Kameramann für soziale Projekte haben mein Leben komplett verändert. Eine Doku anzuschauen oder selbst einige Wochen in einem Ghetto zu leben kann man nicht vergleichen. Die Realität live zu erleben ist um ein vielfaches härter und intensiver als eine Doku die nach höchstens zwei Stunden vorbei ist und man sich anschließend wieder anderen Dingen zuwendet. Vor allem weil man die Leute auf einmal persönlich kennt, wertschätzt und ihren Alltag kennt. Ich bin seit dem ehrenamtlich tätig für Projekte in Deutschland und Westafrika und investiere viel Zeit und Arbeit.

      • @Andreas J:

        vielen Dank für den Praxisbericht, den ich sehr gut nachvollziehen kann!

      • @Andreas J:

        Ihr Erlebnis mag zutreffen. Sie sollten Soziajizzms Zusammenhang aber nicht vergessen:



        ""Fliegen ist ein riesiger zivilisatorischer Fortschritt, der eine völlig andere globale Gesellschaft hervorgebracht hat. "



        Das seh ich anders.



        Die positive Wirkung wird völlig überschätzt.



        Für über 80% der Weltbevölkerung hat sich praktisch nichts geändert,"



        ... und den Spruch: Ausnahmen bestätigen die Regel. ;-) "Völkerverständigung" wird gerne als Vorteil von Flugreisen herangezogen. In den Allermeisten Fällen dürfte es eine beschönigende, ablenkende Ausrede zur Rechtfertigung von Flugreisen sein.



        Des weiteren ist "Entwicklungszusammenarbeit" durchaus kritisch zu sehen und im Detail zu betrachten. Damit meine ich nicht Sie, da ich Sie und Ihre Arbeit nicht kenne, sondern allgemein und im Strukturellen "Entwicklungszusammenarbeit". Da ginge es dann um Machtgefüge, Herrschaftsstrukturen, System ...

        • @Uranus:

          Mit Entwicklungszusammenarbeit hatte ich noch nie was zu tun. Das waren Vereine und Initiativen für die ich ehrenamtlich tätig war und bin. Ich will hier auch nicht Flugreisen verteidigen. Durch einen Standurlaub lernt man nichts über das Land. Es geht mir darum deutlich zu machen, dass man durch Dokus nicht die Welt kennt. Die Probleme vor Ort kenne ich genau. Machtgefüge, Herrschaftsstrukturen, System.... gelten für beide Seiten. Wir sind nicht automatisch die Guten und die Anderen immer die Bösen. Meist sind es die Eliten von beiden Seiten die sich einig werden und die Bevölkerung muss dort leiden.

          • @Andreas J:

            Danke für die Antwort.

    • @sociajizzm:

      Danke für die Klarstellung, nur hinter die "internationale Konferenz" würde ich ein Fragezeichen setzen. Zumindest in der Wissenschaft. Auf diesen wissenschaftlichen Konferenzen werden zumindest in meinem Bereich überwiegend halbgare Ergebnisse gezeigt, ohne echte Qualitätskontrolle. Darauf kann man getrost verzichten.

  • Das hatte ich vor einiger Zeit auf Social Media gepostet … und gilt auch für taz-Reisen und deren Klientel:



    "Zahlreiche Menschen aus dem Kreis meiner Familie, meiner Freunde und meiner Bekannten fliegen nach wie vor unbekümmert nach Australien, Kanada, Thailand, Japan, USA, Neuseeland, Mexico, Argentinien, Südafrika und andere.



    Die meisten Beteiligten (und ich rede hier nicht von Topverdienern und Superreichen mit Privatjets) können sich solche Reisen finanziell bedenkenlos leisten, gehören also zu jenen, die ohnehin in vielen Lebensbereichen für reichlich CO2-Emissionen verantwortlich sind. Und ein großer Teil wird sich auch durch eine Kerosinsteuer, die einzuführende Mehrwertsteuer (auf Auslandsflüge) und steigende CO2-Preise nicht abhalten lassen.



    Eine einzelne Flugreise in ferne Länder wird nicht die Antarktis abschmelzen oder den Golfstrom umdrehen. Mit Millionen solch einzelner Flugreisen sieht das schon anders aus.



    Und vor allem: Diese Airline-Klientel bestärkt und versichert sich noch gegenseitig in der Sinnhaftigkeit des Erkundens ferner Länder, angefeuert von der Lobby und der Werbung der Airlines, Reiseveranstalter und Touristikunternehmen."

    • @Siegfried Bogdanski:

      "Mit Millionen solch einzelner Flugreisen sieht das schon anders aus. "



      Jupp. Und als konkretisierende Ergänzung: "Im Jahr 2023 gab es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 13,88 Millionen Personen, die in den letzten 12 Monaten privat eine Flugreise unternommen hatten."[1]



      [1] de.statista.com/st...etzten-12-monaten/

    • @Siegfried Bogdanski:

      Ich halte das für eine grobe Unterschätzung der Kraft der Preise: "Und ein großer Teil wird sich auch durch eine Kerosinsteuer, die einzuführende Mehrwertsteuer (auf Auslandsflüge) und steigende CO2-Preise nicht abhalten lassen."



      Beim ersten Flug mag das so sein, der Mensch ist schließlich ein Gewohnheitstier. Aber es gibt dann doch verschiedene Anlässe zur Verhaltsänderung: Hier eine Bahnreise statt des Flugs zum selben Ort, dort ein Flug zu einem näheren Ziel, die Verbindung von zwei Zwecken zu einer Reise, Verstärkungen, die von Dritten an weniger entfernten Orten angeboten werden.



      Und gäbe es bei Einzelnen gar keinen Verhaltseffekt, so würde doch der Vermögenskomzentration entgegengewirkt.

    • @Siegfried Bogdanski:

      Lenton et al. (2023), Nature Sustainability, 6, 1237–1247.

      "Therefore one person will be exposed to unprecedented heat (mean average temperature ≥29°C) for every ~460 (330–760) tC emitted."

      Also pro 460t emittiertem CO2 wird die Erde für einen Menschen künftig unbewohnbar. Unbewohnbar = der Mensch wird in irgendeiner Weise sterben (Hunger, Krieg, im Mittelmeer ertrinken).

      460t CO2 sind bei einem Transatlantikflug schnell beisammen, je nachdem, wie man rechnet. Warum wird eigentlich die Letzte Generation als "kriminelle Vereinigung" verfolgt und nicht irgendwelche Reisegruppen?

      • @derzwerg:

        Ich wohne in einem Stadtteil, der sich rühmt, dass hier 111 Nationen zu Hause sind.



        Mit den Nachbarn reden, bildet bestimmt auch, zumal viele von denen besser Deutsch sprechen als ich Kisuaheli, Thai, Kurdisch, Kubanisch, Chinesisch,



        Mir steht also hier eine Vielfalt an Bildungsmöglichkeiten zur Verfügung. Wenn ich sie nicht nutze, sind nicht die Leute schuld, die auf der Startbahn sitzen.

      • @derzwerg:

        Warum wird eigentlich die Letzte Generation als "kriminelle Vereinigung" verfolgt und nicht irgendwelche Reisegruppen?



        Gute Frage, schlechte Antwort.



        - Wenn alle die Mahnungen der LG ernst nehmen, brechen die Gewinne der Fluchzeugbauer und Fluchzeugbetreiber ein.



        Vor ca 20 Jahren war ein Wochenende in der evag. Akademie Bad Boll, da kam natürlich die kluge Forderung: Reisen so selten als möglich, aber dafür die einzelne Reise möglichst lang. Wie sonst könnte man das Land erkunden und verstehen.



        Ich war immer der Meinung, dass man niemals in ein Land reisen soll, desseen Sprache man nicht versteht, wie sonst will man etwas mehr als Postkartenmotive wahrnehmen.

      • @derzwerg:

        Alles wissenschaftlich beleuchtet, trotzdem die Masse unterbelichtet.



        Mojib Latif 2016:



        rebeccaswelt.de/st...of-dr-mojib-latif/



        /



        Mojib Latif 2024



        "Politisch Verantwortliche vermitteln oft den Eindruck, es würde genügen, etwas weniger zu fliegen und auf das Elektroauto umzusteigen. Wir brauchen aber systemische Veränderungen."



        www.dandc.eu/de/ar...klimaexperte-mojib



        Das ist zumindest eine echte Herkules-Aufgabe, wenn nicht doch ein reales Sisyphos-Problem.

  • Danke, dass ihr dieses Streitgespräch hier öffentlich macht. Das es so etwas gibt, macht die TAZ schon einzigartig. Oder kann sich jemand ein anderes Presseorgan vorstellen, bei dem das denkbar ist?

    In der Sache bin ich auf Seiten von Herrn Müller. Klimaschutz predigen und Fernsreisen anbieten ist ... schwierig.

    Insbesondere möchte ich mal was zu den Begriffen sagen, die benutzt wurden. Erpressung ist es nicht, wie Herr Müller schon sagt. Bestenfalls kann man es als Bestechung bezeichnen. Weniger polemisch würde ich sagen: Herr Müller will die TAZ finanziell dafür entschädigen, die Reisen nicht mehr anuzbieten. Ob sich das ausbalanciert, weiß ich nicht, aber egal.

    Ich würde es aber gerne noch positiver ausdrücken. Denn die TAZ ist etwas Besonderes, eine Genossenschaft. Mitbeteiligung an der Firma, etwas, das es viel zu selten gibt in Deutschland. Wirtschaft und Demokratie schließen sich sonst bei uns immer aus (komisch in einer Demokratie, gell?). Aber hier passiert, was ja eigentlich der Gedanke einer Genossenschaft ist: die Teilhabe auch an Entscheidungen. Und da sehe ich mehr als ein gutes Recht, auch mit dem demokratischen Gewicht, das man hat, zu argumentieren.

    • @Jalella:

      Stimmt, sehr hilfreiche Einordnung.

  • taz? Gehört zu Berlin und innerhalb dieser Stadt gibt es genügend Themen, die ohne Flugzeug erreichbar sind und die Zeilen füllen. Das bei der taz noch geflogen wird hätte ich angesichts der Schärfe, mit der hier regelmäßig gegen das Fliegen publiziert und diskutiert wird nicht gedacht.

  • Warum ist es nicht möglich für derart geschilderte Reportagen ohne Flugzeug aber mit mehr Zeit nach Togo zu fahren? Warum wird nicht ein Journalist aus Togo mit dem Thema beauftragt? Alle Antworten auf die Verzichtsfrage werden damit beantwortet, wie wichtig der Austausch ist, aber nicht damit, wie der Flug vermieden wird. Solange Flüge nicht CO2 neutral machbar sind sollten sie durch alternativen ersetzt, und mindesten nicht beworben werden. Mit der Reduzierung der Flugwerbung in der Tag ist diese schon auf dem richtigen Weg. Jetzt nur noch konsequenter sein und zusätzlich auch den Fleischkonsum beenden.

    • @Sonnenhaus:

      ... apropos Fleischkonsum: die TAZ veranstaltete auch etwas dazu - "warum die Kuh kein Klimakiller ist". Für mich als vegan lebender Mensch ein verstörender Anblick solchen Vortrag zu sehen, während dem dann die Zuhörer*innen totes Tier aßen. TAZ zeigt öfters, dass es recht gutsituiertes Kind der Mittelschicht ist. Beides, solch Flugreisen dürften, sollten Klimaziele nicht noch weiter gerissen werden, nicht so günstig sein bzw. nicht in so großer Zahl stattfinden und auch solch Fleisch kann sich kaum jemensch leisten. Angesichts solcher Veranstaltungen der TAZ tun sich Fragen und Widersprüche auf ...

  • Ich gebe Stefan Müller Recht und verstehe auch die Argumente von Jakob. Aber: die Flugreisen der taz suggerieren den Menschen, dass fliegen OK ist, wenn man dies zum Zweck eines politisch korrekten Bildungsangebots macht - zudem eher ein Angebot für die gebildete Mittelschicht.



    Fliegen ist aber in Zeiten der Klimakrise nicht mehr OK und sollte den Menschen vorbehalten sein, die Familie auf anderen Kontinenten haben.

  • Danke für diese offene und auch verletzliche Debatte. Hut ab für beide Seiten.

    (Und ja, ich habe hier eine persönliche Position: die werde ich hier gar nicht ausbreiten)

  • Mit dem Ruderboot über den Atlantik, dann an der US-Ostküste mit dem Fahrrad zum Grand Canyon. Warum? Weil er da ist.



    Der gesellschaftliche Tanker geht in die Kehre, aber die Masse ist groß.



    Was bleibt?



    Nach B.B.: "Das Stück ist aus, das Publikum betroffen, die Sau durchs Dorf, die Fragen bleiben offen".

  • Die Argumentation für Flugreisen ist scheinheilig, es gibt also gute und schlechte Flugreisen und Völkerverständigung ist angeblich nur mit dem Flugzeug möglich?

  • Der Luftverkehr hat einen Anteil von rund 3% an den weltweiten Emissionen.

    Ja, die Emissionen der Luftfahrt müssen natürlich trotzdem runter. Und ein Umstieg auf die Schiene im innereuropäischen Verkehr ist äußerst sinnvoll!

    Aber es ist nicht der entscheidende Punkt im Klimaschutz-Puzzle. Heizungen z.B. machen viel mehr aus. Der größte Batzen (40%) ist aber weiterhin der Stromsektor.

    Es ist viel mehr damit getan, schneller die Windenergie auszubauen (und für die Normalos, eine Wärmepumpe anzuschaffen) als jede einzelne Flugreise auf die Waage zu legen. Vielleicht klappts dann auch besser mit der Akzeptanz.

  • Einfach nicht fliegen. Keinen der genannten Gründe fürs Fliegen fand ich überzeugend, im Sinne von "notwendig". Und was nicht notwendig ist, ist Luxus. Was nicht bedeutet, dass Musik zu hören Luxus ist. Aber Fliegen allemal.

    • @uvw:

      Nur weil sie es nicht überzeugend finden, ist es nicht notwendig?

      • @Ahnungsloser:

        Ob ich es persönlich überzeugend finde, ist eigentlich egal. Ob Fliegen notwendig ist, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, ist der Punkt. Das ist schon wesentlich unabhängiger von Meinungen oder Werten.

        Aber selbst bei dieser Fragestellung werden unterschiedliche Antworten kommen, und die sind eine interessante Grundlage für weitere Diskussionen.

        • @uvw:

          Es gibt Gründe um ein Flugzeug zu nutzen. Beruflich oder auch privat. Auch wenn einige meinen, private Flüge sollten verboten werden.

  • Einfach: Nicht Fliegen!



    Wer sich für persönliche Schicksale interessiert, gern Kontaki zu Menschen aus anderen Ländern haben möchte und evtl. neben Klimaschutz auch noch andere Probleme lösen will:



    das nächste Asylbewerberheim ist ganz in Ihrer Nähe!



    Hier können sie helfen, verstehen und lernen und zwar ganz ohne Verschlechterung der Allgemeinsituation!



    Aach so, das ist natürlich KEIN WITZ!



    Wer andere, weit entfernte Länder sehen will, es gibt neben Reiseberichten und Tierfilmen im Fernsehen sogar Kultursendungen über Kulturen anderswo.



    Mittlerweile gibt es das sogar auf social media...

    • @Philippo1000:

      Großartiger Kommentar, danke!!!

  • So ist das halt. Jede/r hat seine Gründe.



    Die TAZ aber, sollte das nicht tun. Das wirkt, wie bei Politiker, derart verlogen.



    Keiner aus meiner Familie fliegt mehr, auch wenn das mit erheblichen Einschränkungen verbunden ist.



    Bevor die Klimakleber zu euch kommen, solltet uhr das Fliegen lassen!

  • Stefan Müller: *Es kann doch nicht sein, dass Sie hier die beste Klimaberichterstattung machen, die es gibt, und dann auf der nächsten Seite die taz-Reise nach Togo bewerben. Das passt doch nicht zusammen.*

    Ja, das ist mehr als merkwürdig. Das Fliegen ist anscheinend schon so normal geworden, dass man gar nicht mehr darüber nachdenkt, dass diese "Normalität" vor 120 Jahren noch Science-Fiction war. Jeden Tag bringen weltweit über 200.000 Flugzeuge Passagiere und Fracht von einem Flughafen zum anderen. Wie viel klimaschädliches Kerosin da täglich in die Atmosphäre geblasen wird, kann man auch ohne höhere Mathematik ausrechnen. Und wir reden hier nur vom Flugzeugverkehr, ohne uns die anderen verrückten Dinge mal bewusst zu machen, die der Mensch seit Mitte des 18. Jahrhunderts mit seiner 'Industriellen Revolution' auch noch verbrochen hat.

    Aber keine Angst, denn der Flugwahnsinn wird bis zum bitteren Ende so weitergehen, und in dem letzten Flugzeug sitzt dann der Klimawandel, der nach der Landung die große Keule herausholt und dann sagt: "Hättet ihr mal lieber auf die Klimaschützer gehört".

    • @Ricky-13:

      Sie meinten vermutlich ''Klimakleber'', oder?

      • @Sonnenhaus:

        Sind "Klimakleber" keine Klimaschützer?

        Da sich der Klimawandel nun einmal an unsere untätigen Politiker 'festgeklebt' hat - die wohl glauben, wenn man den Klimawandel ignoriert, dann wird er schon von selbst verschwinden - bleibt den jungen Klimaschutzaktivisten ja leider nur diese Form des Protest, der aber von vielen Bürgern immer noch nicht verstanden wird.

  • Wenn selbst die "Guten" nicht gut handeln können, dann stimmt doch irgendwas ganz und gar nicht. Mir war bisher gar nicht bekannt, dass die taz meint, Flugreisen anbieten zu müssen. Schade.

  • Bei der Gelegenheit. warum wird in der taz Kantine noch Fleisch serviert?

  • Ach so, Austausch sei so wichtig wie Klimawandel.

    Das ist klassistische Klimawandelleugnung und das wissen Sie/wisst ihr.

  • Schwierig, ich muss beiden Recht geben. Würde denn eine echte CO2 Kompensation das Fliegen wieder erlauben?

    • @Jesus:

      Jegliche sogenannte CO2 Kompensation ist reines Greenwashing. Die letzte Anstalt gibt - bis auf einen sachlichen Fehler - eine gute Übersicht. Bäume zu pflanzen, die in ein paar Jahrzehnten mal CO2 aus der Luft saugen, bringt keine Kompensation jetzt. Und der Akt an sich, würde sie auch nur einmalig bringen. So viel Fläche hat die Erde gar nicht, wie man mit Bäumen zupflastern müsste. Was aber auch sowieso keiner tut. Too little too late.

      Anderer Hinweis: es gibt schon seit Jahren "CO2 Kompensation" und der CO2 Gehalt der Atmosphäre steigt und steigt unbegremst weiter. Der einzige (auch messbare) Effekt der CO2 Kompensation - und deswegen bieten Fluggesellschaften das auch an - ist der erhoffte Rebound-Effekt. Dass noch mehr Menschen fliegen weil sie denken "habe ich ja kompensiert".

      Ablasshandel hat auch früher schon niemanden vor der Hölle bewahrt.

    • @Jesus:

      Wo beginnt eine echte CO2-Kompensation und wo endet sie beim Fliegen? Nur für das reine Kerosin? Oder auch die Produktion der Flugzeuge, oder gar auch die aufwendige Infrastruktur auf dem Boden?

      Apropos echte CO2-Kompensation: Wer einmal pro Jahr nach Mallorca fliegt, würde nur für sich ein Waldstück mit knapp 30 Bäumen benötigen.



      Berechnung: 3.200km Flug mit 760kg CO2



      Und "Über alle Baumarten hinweg speichert ein Baum durchschnittlich jährlich 24.62 kg CO2." [Quelle: www.fortomorrow.eu/de/blog/co2-baum]

      • @Mopsfidel:

        Und dann mach das beim Fliegen ausgestoßene Co2 nur 20-50%der Auswirkung auf das Klima aus.

        Also eher so 60-150 Bäume.

      • @Mopsfidel:

        Für alles CO2 was so anfällt, und nicht nur beim fliegen, auch bei allem anderen Konsum.



        Dann sollten wir wohl alle mal anfangen Bäume zu pflanzen, als gesamte Menschheit fällen wir zurzeit noch jeden Tag mehr Bäume als wir neu pflanzen.

        • @Jesus:

          Es gibt noch ein Problem bei dieser "Kompensation". Die Bäume werden ja typischerweise nicht in Deutschland gepflanzt, sondern in irgendeinem anderen Land, dass sich diese Kompensation dann ebenfalls aufs CO2-Budget anrechnet und ggfs. nochmal emittiert. Also 2x emittieren und nur 1x kompensieren.

          Und selbst wenn die Bäume in Deutschland gepflanzt würden: Ist der Flugverkehr nicht ausgenommen von CO2-Budgets? Also ebenfalls 2x emittieren und nur 1x kompensieren.

          Ich habe das nicht gut erklärt, dort wird es genauer dargestellt:

          dasklima.podigee.i...funktioniert-nicht

          (etwa auf der Hälfte der Seite, nach "Politische Probleme" suchen)