Russlands Reaktion auf Leopard-Zusage: „Diese Panzer werden brennen“
Russlands Propagandist*innen sind außer sich. Nach der deutschen Zusage für Leopardpanzer an die Ukraine solle nun Deutschland denazifiziert werden.
Es ist vor allem die Symbolik, die die russischen Scharfmacher*innen in Bezug auf Deutschland aus den Vollen schöpfen lässt. „Sie sollen wenigstens die Hakenkreuze nicht übermalen“, ätzt etwa die RT-Chefin Margarita Simonjan und ist sich auch für weitere Entgleisungen nicht zu schade. „Nach den Peitschenhieben durch die USA liefern sie die Panzer. Zum Sommer hin werden Lieferungen von Gaskammern erwartet“, schreibt sie in ihrem Telegram-Kanal. Solowjow spricht in seiner Live-Sendung am Mittwoch von der „Denazifizierung“ Deutschlands.
Das Wort „Denazifizierung“ hatte Russlands Präsident Wladimir Putin am 24. Februar benutzt, um den Angriff auf die Ukraine zu rechtfertigen. Es steht damit für die Vernichtungsschläge durch die russische Armee.
Der Kreml kritisiert die geplanten Panzerlieferungen als militärisch nutzlos, aber politisch höchst gefährlich. „Diese Panzer werden brennen wie alle übrigen“, sagte der Kremlsprecher Dmitri Peskow. Mit Deutschland, der EU und der Nato gebe es keinen „substanziellen Dialog“ mehr, meinte er. Ein Dialog allerdings findet bereits seit Beginn des Kriegs nicht mehr statt. Nun spricht Moskau von einem „Tiefpunkt“ der Beziehungen.
Russland glaubt sich im Zweiten Weltkrieg
Die Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa – in ihrer Wortwahl ähnlich schrill wie die Propagandist*innen im russischen Staats-TV – sieht wie gewohnt die USA als den Hauptschuldigen und hält die Europäer für naiv. Das ist das gängige offizielle Narrativ Moskaus. „Versteht Deutschland etwa nicht, dass die USA Europa in einen Großen Krieg hineinziehen? Europa sollte schleunigst aus seinem lethargischen Schlaf aufwachen“, rät sie.
Der Vorsitzende des russischen Parlaments, Wjatscheslaw Wolodin, droht, wie auch der kremlergebene Zyniker Solowjow, mit dem Atomschlag. Er lobt die „Überlegenheit russischer Waffen“ und appelliert an das „Verantwortungsgefühl für die Menschheit“. Versuche, „unsere Gebiete zu erobern“, schreibt Wolodin in seinem Telegram-Kanal, würden Gegenmaßnahmen mit stärkeren Waffen nach sich ziehen. „Alle müssen verstehen: Es wird mit einer Tragödie enden, die die Länder, die solche Entscheidungen treffen, vernichten wird“, heißt es da.
Moskau sieht sich offiziell in der Weiterführung seines Kampfes im Zweiten Weltkrieg. Die Bedeutung des „Vaterländischen Krieges“ ist das Einzige, worauf sich die Gesellschaft quer durch alle Altersstufen und soziale Schichten hindurch einigen kann. Der Kreml missbraucht den Sieg der Sowjetunion über das Nazi-Deutschland und redet die Beteiligung der Allierten gern klein. Demnach seien die Deutschen heute noch Nazis, von denen Ukrainer*innen gelernt hätten. Auch Solowjow sagt in seiner Live-Sendung, dass der Kampf in der Ukraine die „Wiederauflage des Zweiten Weltkrieges“ sei.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung