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Rechtsextremes Magazin von ElsässerCompact wird verboten

Seit Jahren verbreitet das Compact Magazin rechtsextreme Verschwörungsmythen und Russland-Propaganda. Nun wird es verboten.

Putscht immer wieder mit Widerstandsaufrufen auf: Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer Foto: Jason Tschepljakow, dpa

Berlin taz | Jürgen Elsässer ließ mit seinem Compact-Magazin kaum etwas aus. Er forderte den „Regimesturz“ und rief Soldaten 2015 dazu auf, die Grenzen, Asylunterkünfte und Moscheen zu schließen. „Wir sind im Krieg“, erklärte er damals. Seit Jahren agitiert das Magazin – Print wie Online – massiv gegen Geflüchtete, engagierte sich gegen eine vermeintliche „Corona-Diktatur“ und unterstützt Putin seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Offen werden auch Szeneslogans propagiert wie „Remigration rettet Leben“.

Seit Dienstagfrüh ist damit Schluss. Im Morgengrauen ließ das Bundesinnenministerium von Nancy Faeser (SPD) das rechtsextreme Magazin verbieten, ebenso wie die dazugehörige Conspect Film GmbH. Polizeikräfte durchsuchten dafür den Verlagssitz in Falkensee in Brandenburg, wo auch Chefredakteur Elsässer wohnt, und weitere Objekte in Hessen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Ab sofort ist dem Magazin jede Tätigkeit verboten.

Für Faeser ist Compact „ein zentrales Sprachrohr“ der rechtsextremistischen Szene. „Dieses Magazin hetzt auf unsägliche Weise gegen Jüdinnen und Juden, gegen Menschen mit Migrationsgeschichte und gegen unsere parlamentarische Demokratie.“ Das Verbot zeige, dass man auch gegen „geistige Brandstifter“ vorgehe, die ein Klima von Hass schürten. „Unser Signal ist ganz klar: Wir lassen nicht zu, dass ethnisch definiert wird, wer zu Deutschland gehört und wer nicht“, betonte Faeser.

Das Ministerium wirft dem Magazin antisemitische, minderheitenfeindliche, geschichtsrevisionistische und verschwörungstheoretische Inhalte vor. Immer wieder agitiere das Magazin gegen die parlamentarische Demokratie und ein pluralistisches Gesellschaftsbild, das die Menschenwürde aller achte. Vertreten werde ein „völkisch-nationalistisches Gesellschaftskonzept“ und eine „Widerstandsrhetorik“. Das Blatt sei geprägt von „verzerrenden und manipulativen Darstellungen“. Auch antisemitische Inhalte kämen vor, wenn etwa vom jüdischen „Hochfinanz“ die Rede sei. Und Chefredakteur Elsässer sei inzwischen ein „zentraler Vernetzungsakteur“ in der rechtsextremen Szene, der Kontakte zur AfD, den Identitären oder der Kleinpartei „Freie Sachsen“ pflegt.

Schon länger im Visier der Sicherheitsbehörden

Das Verbot eines Verlags hat Seltenheitswert: Zuletzt hatte das Innenministerium 2019 den kurdischen Mezopotamien Verlag verboten, dem vorgeworfen wurde, die PKK zu unterstützen. Nun trifft ein Verlagsverbot auch die rechtsextreme Szene – wo es zuletzt bereits Verbote von Gruppen wie den Hammerskins oder der Artgemeinschaft gab.

Das Compact Magazin, das zuletzt mit einer Auflage von rund 40.000 Exemplaren erschien, stand dabei schon länger im Visier der Sicherheitsbehörden. Elsässer hatte schon 2008 eine Buchreihe unter dem Titel „Compact“ im Kai-Homilius-Verlag herausgegeben, das erste Compact Magazin erschien am 6. Dezember 2010 mit Thilo Sarrazin auf dem Titel, ab 2013 wurde es im Monatsrhythmus veröffentlicht.

Im April 2011 erschienen drei Männer bei einem Notar in Potsdam, um die Compact-Magazin GmbH zu gründen: Jürgen Elsässer, Kai Homilius und Andreas Rieger. Andreas Rieger ist deutscher Konvertit und Herausgeber der Islamischen Zeitung. Er hatte Elsässer 2009 interviewt. Danach hätten sie zusammen gesessen, erklärte Rieger 2016 der taz: „Wir waren uns einig: Es gibt zu wenige Magazine, die unterschiedliche Positionen vereinen.“

Die Zusammenarbeit bereute Rieger später: Er stieg 2014 aus, wegen der „rassistischen und nationalistischen Positionen“. Seinen Anteil übernahm die „Nordheide Kontor GmbH“ aus der Nähe von Hamburg des Unternehmers Jörgen-Arne Fischer-van Diepenbrock, der mit der Firma „Jumbo Fischer“ Zubehör für Nutzfahrzeuge vertreibt.

Elsässer und Homilius sind bis heute dabei. Elsässer übernahm 2018 den Anteil der „Nordheide Kontor GmbH“. Seitdem gehören ihm zwei Drittel der Compact-Magazin GmbH und er ist der alleinige Geschäftsführer. Homilius hält ein Drittel und hat Prokura, darf die Firma also geschäftlich vertreten.

„Heldenmedaille Donald Trump“ und „Höcke-Taler“

Das Compact Magazin wurde im Jahr 2020 vom Bundesamt für Verfassungsschutz als „Verdachtsfall“ eingestuft, ein Jahr später als „gesichert rechtsextreme Bestrebung“. Elsässer schreckte auch vor Demonstrations- und Widerstandsaufrufen nicht zurück. So schrieb er im Blatt: „Wir wollen dieses Regime stürzen. Wir machen keine Zeitung, indem wir uns hinter den warmen Ofen oder den Computer verziehen und irgendwelche Texte wie eine Laubsägenarbeit auf den Markt bringen. Sondern das Ziel ist der Sturz des Regimes.“

Nach den Schüssen auf US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump wurde dieser als „Held“ gefeiert, die Wahlschlappe des französischen Rassemblement National bedauert. Veröffentlicht wurde ein „Exklusiv-Interview“ mit Kreml-Sprecherin Maria Sacharowa oder eine Petition für den AfD-Rechtsaußen Maximilian Krah gestartet, damit dieser doch noch Teil der AfD-Delegation im Europaparlament wird.

Immer wieder bot Elsässer dabei Rechtsextremen wie dem Identitären Martin Sellner, dem Verschwörungsmythiker Oliver Janich oder AfD-Größen wie Björn Höcke und Maximilian Krah ein Podium. Gerade den Parteiflügel um Höcke hofiert das Magazin, holt dessen Akteure immer wieder auf Podien. Vor den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg veranstaltete Compact auch eine Kundgebungstour „Die blaue Welle“, für die zu Spenden aufgerufen wurde. Das wurde selbst der AfD zu heikel, die eine Parteispendenaffäre fürchtete und eine Unterlassungserklärung gegen das Magazin anstrengte.

Spendenaktionen indes gehören zum Alltagsgeschäft von Compact. Laut dem jüngsten, im Mai veröffentlichten Jahresabschluss betrug der Umsatz im Geschäftsjahr 2021 geschätzte 6,8 Millionen Euro bei einem Gewinn von 390.000 Euro. Auch in den fünf Jahren davor lag der Umsatz jeweils bei mittleren einstelligen Millionenbeträgen. Die Compact Magazin GmbH hatte im Jahr 2021 nach eigenen Angaben 21 Mitarbeiter*innen.

Neben dem Verkauf der Hefte warb Compact immer wieder um Spenden, versuchte auch mit Sonderausgaben, CompactTV, Sommerfesten, einer „Clubmitgliedschaft“ oder Fanartikeln im Compact Shop wie einer „Heldenmedaille Donald Trump“, einem „Höcke-Taler“ oder einer „Druschba-Medaille“ Geld einzutreiben. Zuletzt beklagte Elsässer jedoch Kontokündigungen und „Finanzkrieg“ gegen sein Magazin. Es seien Spendenausfälle von 140.000 Euro angefallen.

Der Bundesregierung liegen auch Erkenntnisse zum Kontakt des russischen Ideologen Alexander Dugin zur „Compact-Magazin GmbH“ vor. Dugin veröffentlichte Essays im Magazin. Inwieweit diesbezüglich finanzielle Verbindungen bestehen, ist nicht bekannt.

Neben dem Compact Magazin betreibt Homilius in Magdeburg noch mit der „9 Leben GmbH“ einen Online-Shop für Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin D, Magnesium, indische Schlafbeere oder Astaxanthin – ein Zusatz für Fischfutter, dem vermeintliche Anti-Aging-Effekte zugeschrieben werden. Laut einer Recherche des Redaktionsnetzwerks Deutschland ist in Artikeln des Compact Magazins immer wieder für die Wellness-Firma des Mitgesellschafters Homilius in redaktionellen Artikeln geworben worden, ohne dies zu kennzeichnen.

Dass sein Verlag nun verboten wird, ist für Chefredakteur Elsässer das vorläufige Ende eines langen Weges von ganz links nach ganz rechts. Denn ursprünglich war der Publizist mal Anhänger des Kommunistischen Bundes und konkret-Autor. Vor knapp 20 Jahren begann dann sein Weg nach rechts, vorgeblich, weil sich „die Linke“ nicht mehr für das Proletariat interessiere. Schon 2006 kritisierte Elsässer: „Mit Staatsknete Multikulti, Gendermainstreaming und die schwule Subkultur gefördert, während die Proleten auf Hartz IV gesetzt werden.“ Immer wieder rief er dann zu Protesten auf und einer deutschen „Volksfront“. Bei Pegida stand Elsässer auf der Bühne, anderswo auch mit Höcke und anderen AfD-Funktionären. Mit Lars Günther beschäftigte er einen AfD-Mann lange als persönlichen Assistenten.

„Noch schärfere Tonart“ seit dem Krieg in der Ukraine

Symptomatisch war kürzlich ein Auftritt von Elsässer im sächsischen Zwönitz, auf der „Blauen Welle“-Kundgebungstour. „Deutschland wird vor die Hunde gehen, wenn wir die da oben nicht davonjagen“, rief Elsässer dort vor einer Großfahne der Freien Sachsen. Der 67-Jährige wetterte gegen „Umvolkung“ und „Wokeness“ und erklärte, Deutschland sei „ein besetztes Land“, unter Kontrolle der „Blutsauger im Westen“. Er selbst sei „ein Putin-Unterstützer“, bekannte Elsässer. Er wünsche sich, dass die Nato und die USA in der Ukraine „richtig einen auf den Sack kriegen“. Mit jedem Kilometer, den die Russen vorrückten, rücke „der Tag der deutschen Freiheit näher“.

Es war nicht die erste Rede Elsässers in diesem Tenor. Und die Sicherheitsbehörden hatten es stets aufmerksam notiert. Bereits zuletzt hatte der Brandenburger Verfassungsschutz vor der großen Reichweite von Compact gewarnt und wie dort russische und extremistische Propaganda verbreitet werde. Seit dem Krieg gegen die Ukraine gebe es eine „noch schärfere Tonart“. Das Magazin könne zu „gesellschaftlichen Verwerfungen und zur politischen Destabilisierung in Deutschland beitragen“. Der Geheimdienst sorgte deshalb bereits dafür, dass der Tiktok-Kanal des Magazins gelöscht wurde und erklärte, dies sei „nur ein erster Schritt“.

Doch Elsässer und sein Compact Magazin machten ungebremst weiter. Und sie hatten für den 27. Juli bereits das nächste Event geplant: ein „Sommerfest“ mit Sellner und Krah in Stößen (Sachsen-Anhalt). Daraus wird nun nichts mehr.

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35 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Man kann Elsässer oder andere Compact-Autoren wegen strafrechtlich relevanter Texte verklagen. Über das Verbot von Schriftwerken sollten bei uns Gerichte entscheiden und nicht per Ukas das Innenministerium. Über Jahrzehnte beginnend mit Otto Schily wächst bei mir zudem der Eindruck, dass die SPD im Justiz- und Innenressort Tendenzen zum Autoritarismus hat.

  • Frau Faeser hat die das Magazin der Compact GmbH nach dem Vereinsgesetz verboten. Mal sehen ob das vor Gericht Bestand hat.

  • Die Empörung über Orbans oder Erdogans Umgang mit der Presse war stets groß.



    Ich denke und hoffe, man hat in Deutschland rechtsstaatliche Argumente.

  • 8G
    81283 (Profil gelöscht)

    Ich bin absolut für das Verbot. Wann soll sich die Demokratie schützen? Erst wenn sie filetiert am Boden liegt? Nein. Wir müssen viel früher extremistischen Krebsgeschwüren gegenübertreten. Das ist definitiv eine Lehre aus 1933.

  • Ich bewundere all jene, welche hier in Jubelstimmung ausbrechen. Man muss kein Freund von Elsässer sein, erst recht nicht von seinen rechtsgerichteten Allmachtsphantasien. Aber ich halte das Vorgehen der Behörden und des Bundesinnenministeriums für SEHR bedenklich.



    Freie Meinungsäußerung endet nicht dort, wo es gegen die eigene Werte geht. Sollte Herr Elsässer mit seinen Publikationen nicht schwerwiegend strafrechtliche Handlungen begangen haben, würde das kein gutes Bild auf unsere Verfassungsorgane werfen. Heute das rechte Spektrum, morgen das linke und übermorgen all jene welche nicht linientreu sind.

    Die Demokratie ist ein Chor aus unzähligen Stimmen. Manche passen uns, manche gehen uns gegen den Strich. Und trotzdem müssen wir sie aushalten.

    • @Mopsfidel:

      Volksverhetzung fällt nicht unter die Meinungsfreiheit. Die im Artikel genannten Gründe des BMI scheinen so ein Verbot durchaus zu rechtfertigen. Das Ministerium wird ein solches Verbot auch nur dann erlassen, wenn die Beweismittel einer rechtlichen Überprüfung standhalten und nicht Willkür betreiben.

  • Ob das juristisch haltbar ist, bezweifle ich. Wer heute rechte Medien verbietet, wird es morgen mit linken Medien fortsetzen. Warum eine Demokratie so ein Blatt nicht aushalten kann, erschließt sich mir nicht.

  • Auch wenn es den richtigen trifft - mir wird mulmig, wenn Innenminister*innen Presseerzeugnisse, einen Verlag (Bücher) verbieten...

    Daher: Was für eine Rechtsgrundlage hat das Verbot? Wieder die Konstruktion als Verein wie bei Indymedia?

    de.m.wikipedia.org/wiki/Indymedia

    Warum nicht über den Volksverhetzungsparagraphen, gerichtlich?

    Slippery Slope!

    • @ke1ner:

      Am besten nochmal mit der Gewaltenteilung in Deutschland beschäftigen, speziell mit den Aufgaben und Kompetenzen des BMI.

      Ein Gericht ist für Klagen zuständig, beispielsweise wenn der Herausgeber Widerspruch gegen das Verbot vor Gericht erhebt. Auf die Klageerhebung erfolgt dann das Klageverfahren.

  • Ja, das Magazin ist unappetitlich.



    Aber verbieten, weil uns der Inhalt nicht gefällt?



    Mehr Wasser kann man auf deren Mühlen kaum schütten!

  • Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Compact war zweifellos ein ekelhaftes Blatt, hat sich aber in einem strafrechtlich nicht relevanten Rahmen bewegt. Ein Verbot – auf Zuruf des Verfassungsschutzes (zu dem Linke ja aus guten Gründen ein eher distanziertes Verhältnis haben) – auf dem Umweg über das Vereinsrecht ist jedenfalls höchst problematisch und gibt dem Innenministerium (nota bene: dem Ministerium, nicht den Gerichten!) eine bedenkliche Machtfülle in dem für eine funktionierende Demokratie essentiellen Bereich der Pressefreiheit. Es gab vor noch nicht langer Zeit in linken und liberalen Kreisen den guten Grundsatz, dass man Demokratie nicht verteidigt, indem man Grundrechte schleift. Ich fürchte, dass diesen allzu leichtfertigt aufgibt, und erinnere daran, dass Innenminister auch bald wieder von der Union gestellt werden.

    • @O.F.:

      Bitte differenzierter Denken, hier werden keine Grundrechte geschliffen, sondern verteidigt.



      Vielleicht hilft ihnen die Lektüre "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" von Karl Popper. Hier insbesondere das Toleranz-Paradoxon:



      „Weniger bekannt ist das Paradoxon der Toleranz: Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“



      Compact ist keine Presse, sondern menschenfeindliche Propaganda.

    • @O.F.:

      "...hat sich aber in einem strafrechtlich nicht relevanten Rahmen bewegt." Überlassen Sie diese Bewertung doch bitte den Gerichten.

    • @O.F.:

      " hat sich aber in einem strafrechtlich nicht relevanten Rahmen bewegt"

      Sorry, aber Volksverhetzung, Aufruf zur Gewalt gegen Minderheiten und der Aufruf von Soldaten zum Sturz einer demokratisch gewählten Regierung bewegt sich für mich durchaus in einem "strafrechtlich relevanten Rahmen".

    • @O.F.:

      Vereinswechsel?

    • @O.F.:

      Ich teile Ihre Einschätzung.



      Bin auch irritiert wie das Verbot, durch eine Verfügung des Innenministeriums, auch hier in der Kommune bejubelt wird.



      Die Presse und Veröffentlichungsfreiheit am rechten Rand einzuschränken, wird auch diese am linken Rand weiter einschränken. Jetzt trifft es mal wieder den rechten Rand , vor ~5 Jahren schlug die Keule des damals schwarzen Innenministeriums noch Linksunten ein.



      Die Durchsuchungen erscheinen mir heute wie damals maßlos und als ein erschreckendes Zeichen eines represiven Staates.



      Mit Worten und Argumenten gehören politische Gegner geschlagen, nicht durch Verbote. Eine gute und funktionierende demokratische Gesellschaft sollte sowohl Linksunten als auch den Compakt ertragen können. Alternativ kann die Gesellschaft natürlich auch im Gleichschritt gen Osten marschieren.

    • @O.F.:

      Was bitte hat Compact mit Journalismus zu tun? Wenn man hier die Pressefreiheitskeule schwing, verkehrt man echten Journalismus und die journalistische Sorgfaltspflicht ins lächerliche.

      • @EDL:

        Compact ist eine politische Zeitschrift und als solche natürliche erst einmal von der Pressefreiheit gedeckt (die nicht nur für Qualitätsmedien gilt – Gruß ins Haus Springer); ihr Argument ist gefährlich, weil man im Grunde mit Begriffsspielereien ein Grundrecht aufhebt. Nochmal: Das können andere auch. Man sollte sich also gut überlegen, ob man hier einen Präzedenzfall schaffen sollte.

    • @O.F.:

      Volle Zustimmung zu diesen Gedankengängen. Vielleicht sollte man noch hinzufügen, daß es nicht auszuschließen ist, daß auch die jetzt Betroffenen in näherer Zukunft die Möglichkeiten haben könnten, ähnlich zu agieren, ohne in großen Rechtfertigungsdruck zu geraten, da demokratische Grundsätzen schon vorher geschliffen wurden.

      • @Wurstfinger Joe:

        Die "jetzt Betroffenen", also Rechtsradikale, werden keinerlei Vorlagen dieser Art benötigen, sollten sie an die Macht kommen. Sie werden verbieten und verfolgen, was ihnen zuwider läuft, mit oder ohne schnell angepasster Gesetzgebung.

    • @O.F.:

      "Soldaten forderte er 2015 auf, die Grenzen, Asylunterkünfte und Moscheen zu schließen. „Wir sind im Krieg“, erklärte Elsässer. Später schrieb er im Blatt: „Wir wollen dieses Regime stürzen."

      Das ist strafrechtlich nicht relevant?

    • @O.F.:

      100% Zustimmung! Für einen Liberalen geht sowas garnicht. Nichts aus Bücherverbrennung gelernt? So fängts an!

      • @GregTheCrack:

        Irgendwann muss man als Liberaler aber auch mal über seinen Schatten springen, spätestens dann, wenn die Grundlagen eines freien, friedlichen und humanen Zusammenlebens in einem demokratischen Rechtsstaat in Frage gestellt und massiv gefährdet werden … zumal die juristische Bewertung im Fall Elsässer und Compact doch ziemlich eindeutig erscheint.



        Anderes Beispiel: auch meine pazifistische Grundüberzeugung konnte ich nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine nicht mehr 1:1 aufrecht erhalten. Andere Zeiten bzw. Veränderungen erfordern zuweilen Neubewertungen und Standortwechsel, ohne seinen moralischen Kompass komplett über Bord zu werfen.



        Wenn mir daran gelegen ist, den Marsch in die faschistische Gesellschaft zu stoppen, wäre ich doch mit dem Klammerbeutel gepudert, dazu nicht jedes zur Verfügung stehende rechtsstaatliche Mittel einzusetzen. Oder?



        Die Antwort gilt auch @O.F., der die Debatte hierüber mit seinem Post angestoßen hat. Nicht, dass ich eure Argumente nicht ernst nehme oder nicht teile, man muss die dahinter stehenden Überzeugungen jedoch stets in Relation zu den Gefahren setzen, die lauern, folgt man ausschließlich und dogmatisch nur seiner Grundüberzeugung.

    • @O.F.:

      Könnte es sein, dass Ihre Unsicherheit hierher rührt?

      "Ich bin kein Putin-Versteher - ich bin Putin-Unterstützer!" - Elsässer.

    • @O.F.:

      In jeder Ausgabe dutzendfach krasseste Volksverhetzung, Aufstachelung zu Menschenhass und Umsturzaufrufe. Da fällt mir als ansatzweise vergleichbares linkes Medium höchstens noch die Radikal ein. Allerdings "Volksverhetzung" lachhaft angesichts der wenigen hundert Lesers. Radikal wurde vor langer Zeit verboten.

      • @dites-mois:

        Nur wurde Elsässer nicht wegen Volksverhetzung verklagt, sondern sein Blatt auf dem Umweg über das Vereinsrecht verboten. Man muss, wie gesagt, kein Freund von Compact sein, um an diesem Vorgehen Anstoß zu nehmen.

  • Ich bin eigentlich ausdrücklich für Meinungsvielfalt, selbst für leicht Verwirrte. Es gibt auch genügend Ansätze, etwa US-Regierungen zu kritisieren.

    Meine anekdotische Wahrnehmung ist allerdings hier, dass sich jemand von Putin-Russland komplett hat verdrehen lassen und eigentlich gar nicht mehr ernstzunehmen war, doch leider dank der massiven Gelder Schaden anrichtete.

  • Mein persönliches Highlight in diesem Zusammenhang ist das Foto, das zeigt, wie Elsässer belämmert im Bademantel den Cops die Tür öffnet.

    Danke, Tagesspiegel:

    www.tagesspiegel.d...azin-12029774.html

  • Mal eine sehr gute Nachricht. Better late than never. Ein sehr wichtiges Instrument der Neurechten in Deutschland wird endlich abgewürgt. Hätte nicht gedacht dass sowas so schnell und plötzlich geht. Meiner Meinung nach hat das viel zu lange gedauert, aber immerhin. Es gibt noch viel mehr das man endlich ins Visier nehmen sollte, aber das ist eine der ganz großen Nummern.

  • Jürgen Elsässer ist ein Phänomen, er lebt in einer Welt, wo man sich gegen den Staat, gegen den Mainstream positionieren muss.

    Eine ausgewogene Sicht auf die Gesellschaft und die Politik kennt er gar nicht.

    Dass Deutschland einen relativen Wohlstand hat, in Frieden lebt, viele Elemente hat, die das hier sehr lebenswert machen, gilt nicht für Elsässer, er sieht immer und überall das Kapital, die Polizei, Nazis, oder Linke, je nachdem, wo er gerade in seinem Leben steht. Feinde überall.

    Nun ist der Staat gegen ihn vorgegangen und das ist sicherlich der Lichtblick schlechthin - nach all den Jahren, bestätigt Faeser das, woran Elsässer immer selber geglaubt hat, dass er so toll und scharf ist, dass der Staat (auch) gegen ihn sein muss.

    Natürlich arbeitet er an dem nächsten Format, an einem neuem Medium, wird irgendwie weiter machen.



    Doch dieses Mal könnte das ziemlich eng werden.

    Wer so agiert und Journalismus und Werbung für eine politische Ansicht derart oft verwechselt, der muss mit Konsequenzen rechnen. Wenn er sich jetzt auch noch verhärtet, könnte er ständig vor Gericht stehen. Und ständig verlieren, aber - immerhin - sein Idee von der Welt wäre dann bestätigt.

  • Ob das die Landesämter zu schätzen wissen?

  • Na, ob jetzt einigen AfDlern die Nebeneinkünfte aus unter Pseudonym veröffentlichten Artikeln wegbrechen?

  • Der Schritt ist gerechtfertigt und überfällig. Zu den Gründen hat der Autor das Wesentliche zusammengetragen.

    Aber einigermaßen lächerlich nutet der Vorwurf an, Elsässer schrecke "auch vor Demonstrations- und Widerstandsaufrufen nicht zurück." Ist das ernst gemeint? An anderer Stelle wird in der taz auch noch die brutalste Pro Hamas-Demo mit der Versammlungsfreiheit gerechtfertigt.

  • Eine gute Nachricht!



    Danke für diesen sehr informativen und umfangreichen Bericht .



    Danke auch an die Bundesinnenministerin für Ihr weiterhin konsequentes Vorgehen gegen Rechts!

  • Sollte Nancy Fancy jetzt doch noch mehr und mehr Vernunft-begründete Entscheidungen treffen?



    Siehe auch SCHENGEN.



    Oder was ist das Kalkül?