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Polizeigewalt beim AfD-ParteitagUnverhältnismäßig und unnötig

Fridolin Haagen
Kommentar von Fridolin Haagen

Die Polizei geht gewaltsam gegen Teil­neh­me­r:in­nen der Gegenproteste vor und setzt dabei Knüppel und Hunde ein. Das geht eindeutig zu weit.

Ein Sanitäter versorgt einen veretzten Demonstranten nach Zusammenstößen mit der Polizei Foto: Jan Woitas/dpa

A us demokratischer Perspektive war der Protest gegen den AfD-Parteitag ein voller Erfolg. Das breite zivilgesellschaftliche Bündnis konnte die Veranstaltung verlangsamen und ohnehin ein positives Zeichen setzen. Bei den Aktionen kam es indes zu unverhältnismäßiger Polizeigewalt, darunter auf den sächsischen Landtagsabgeordneten Nam Duy Nguyen. Obwohl der Linken-Politiker seinen Abgeordnetenausweis vorzeigte, wurde er bewusstlos geschlagen. Auch ein Mitarbeiter in Warnweste bekam Schläge ins Gesicht. Die Polizei entschuldigte sich anschließend für diesen Angriff.

Eine solche Entschuldigung erhielten andere betroffene Demonstrierende nicht. Dabei wäre das das Mindeste – und eine intensive Aufklärung der Polizeigewalt mit weitreichenden Konsequenzen der nächste Schritt. Nicht unerwähnt bleiben darf zudem das Video, das im Internet viral gegangen ist und zeigt, wie ein Polizist einen Aktivisten mit einem Polizeihund einzuschüchtern versucht. Dabei knallt er den Hund gegen eine Leitplanke. Also auch noch Tierquälerei.

Trotz dieser Brutalität seitens der Beamten waren es nicht die Demonstrierenden, die den Verstand verloren haben und die eskalierten. Ein Polizist legte für einige Sekunden sogar seine Hand an die Dienstwaffe, nachdem ein besonders hartnäckiger Aktivist durch schiere Gewalt nicht aus der Blockadehaltung zu befreien war. Erst als ein weiterer Polizist auf seinen Kollegen einwirkte, trat der Mann einen Schritt zurück und nahm die Hand von der Waffe.

Diese Bilder werden in den Köpfen der Betroffenen bleiben. Das Gleiche gilt für den ungebrochenen Willen, die Lehren aus der deutschen Geschichte nicht zu vergessen und das Land heute vor dem wieder auflebenden Faschismus zu bewahren. Doch wie die ­Auschwitz-Überlebende ­Esther ­Bejarano einmal sagte: „Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen.“ Ob die Polizei ihre Rolle beim AfD-Parteitag kritisch hinterfragt und transparent aufarbeitet, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Oder eben auch nicht.

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Fridolin Haagen
Sportredakteur
Jahrgang 2004, mit Fokus auf die Bundesligen, DFB-Pokal und Berliner Fußball.
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8 Kommentare

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  • Auch wenn es schon lange niemand mehr hören will, Polizei und Justiz waren 33 mit die ersten die mit wehenden Fahnen zu den Nazis übergelaufen sind.

  • Auch eine AfD hat demokratische Grundrechte. Sie ist zur Durchführung eines Parteitags sogar verpflichtet.

    Wer den gewaltsam angreift, tut der Demokratie keinen Gefallen, im Gegenteil. Man stelle sich vor was los wäre, wenn tausende AfD-Fanboys versuchten, gewaltsam einen Grünenparteitag zu stürmen.

    • @Wonneproppen:

      "Man stelle sich vor was los wäre, wenn tausende AfD-Fanboys versuchten, gewaltsam einen Grünenparteitag zu stürmen."



      Vermutlich werden garkeine oder nur wenige Polizisten anwesend sein😉

    • @Wonneproppen:

      Die AfD ist eine rechtsextreme Partei, die dringend verboten gehört.



      Und nein, niemand hat versucht, den Parteitag "zu stürmen" oder "gewaltsam anzugreifen". Es wurde friedlich mit Sitz(!)blockaden protestiert, die einzigen Gewalttäter waren von der Polizei.

  • Wenn selbst Parlamentarier von der Polizei einfach verprügelt werden, und es wird hier mit Sicherheit keine Konsequenzen geben, eher noch eine Anzeige gegen Nam, dann kann man sich sicher sein, dass man in einem autoritären Polizeistaat gelandet ist.

    • @TeeTS:

      Kein Polizist möchte bei einer so aufgeladenen Demo verletzt werden. Genauso wenig wie die Demonstranten. Deswegen Sachsen als autoritären Polizeistaat zu bezeichnen, ist vollkommen überzogen.

  • Ihr schreibt "Unverhältnismäßig und unnötig".

    Ob das "unverhältnismäig" war, ist Gegenstand von Ermittlungen.



    "Nötig" war das auf jeden Fall, weil die Verhinderung der Veranstaltung einer zugelassenen Partei nicht legal ist. und die Polizei dafür da ist, das zu ermöglichen.

    Man kann ja ihr Verbot beantragen und gegen sie demonstrieren, aber blockieren geht eben nicht. Sorry.

  • Wer eine Gewerkschaft für PolizistInnen zulässt, die von einem rechtsradikalen Herrn namens Wendt gegründet und lange geleitet wurde, wer zulässt, dass ebendieser Herr seit Jahrzehnten Innenminister "berät" sollte sich nicht wundern wenn diese Saat aufgeht.