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Polizei schießt auf ZwölfjährigeViele offene Fragen

In Bochum haben Polizisten einer gehörlosen Zwölfjährigen in den Bauch geschossen. Das Kind sei mit Messern auf sie zugegangen, erklärt die Polizei.

Der Tatort in Bochum: Hier wurde ein Kind durch den Schuss aus einer Dienstwaffe der Polizei lebensgefährlich verletzt Foto: Michael Korte/Funke Foto Services/imago

Eigentlich sollte die Bochumer Polizei dem 12-jährigen Mädchen helfen. Sie war weggelaufen und benötigte Medikamente. Am Ende schießt ein Beamter und verletzt das gehörlose Kind lebensgefährlich. Wie konnte es dazu kommen?

Am Sonntag verschwindet das Mädchen aus ihrer Wohngruppe in Münster, wo sie lebt. Gegen Mittag ist sie nicht mehr auffindbar. Ihre Betreuer melden sie noch am selben Tag als vermisst, auch weil sie auf lebenswichtige Medikamente angewiesen sein soll. Diese hatte sie „möglicherweise über einen längeren Zeitraum nicht eingenommen“, so die Polizei. Laut Medienberichten soll es sich um Insulin handeln.

Nach mehrstündiger Suche erhält die Polizei den Hinweis, dass sich das Mädchen bei ihrer Mutter in Bochum aufhalten soll. Sie ist ebenfalls gehörlos. Ihr wurden vor einiger Zeit Sorgerecht und Aufenthaltsbestimmungsrecht für ihre Tochter entzogen, weshalb sich das Mädchen nicht bei ihr aufhalten darf.

Am Montag, mitten in der Nacht gegen 0.30 h, stehen deshalb vier Polizisten vor der Wohnung im Bochumer Stadtteil Hamme. „Da die Wohnungstür zunächst nicht geöffnet wurde, aber Geräusche aus der Wohnung zu hören waren, forderten die Einsatzkräfte einen Schlüsseldienst an“, heißt es von der Polizei. Noch bevor dieser eintraf, öffnete die Mutter jedoch selbst die Tür. Was genau dann passierte, ist noch unklar.

Einsatz ohne Gebärdendolmetscher

„Die Kollegen haben mit der Mutter kommuniziert, zeitgleich haben sie in der Wohnung das Mädchen gesehen“, erklärt ein Polizeisprecher. Ob und wie eine Kommunikation mit der gehörlosen Mutter und Tochter überhaupt möglich war, müsse noch ermittelt werden, erklärte ein Polizeisprecher. Ein Gebärdendolmetscher, der mit den beiden hätte kommunzieren können, war beim Einsatz nicht dabei.

Man könne sich mit Gehörlosen aber eigentlich gut verständigen, so der Sprecher: „mit Hand und Fuß, mit Zettel und Stift oder einer App“. Wegen der fehlenden Medikamente habe die Polizei den Einsatz nicht verschieben wollen.

Hinter der Mutter hätten die vier Beamten durch die geöffnete Tür das Mädchen und ihren Bruder gesehen. „Die Mutter versperrte den Einsatzkräften den Zutritt zur Wohnung. Um zu dem Mädchen zu gelangen, zogen die Einsatzkräfte die Mutter in den Hausflur und fixierten sie“, heißt es in einer Pressemitteilung. Dieses vielleicht ausschlaggebende Detail erwähnte die Polizei in einer ersten Mitteilung nicht.

Anschließend hätten die Polizisten die Wohnung betreten, woraufhin das Mädchen mit zwei Messern in der Hand auf sie zugegangen sein soll. „Um einen drohenden Angriff mit den Messern abzuwehren“, sollen daraufhin zeitgleich zwei Polizisten auf das Mädchen geschossen haben, schildert die Polizei ihre Version des Vorfalls. Der eine mit seinem Taser, der andere mit seiner Schusswaffe. Polizei und Staatsanwaltschaft geben an, die Schüsse seien erst gefallen, als sich das Kind unmittelbar vor ihnen befunden habe.

Polizeieinsätze bei psychischen Ausnahmesitutationen

Er soll das Kind lebensgefährlich in den Bauch getroffen haben. Wie häufig, erklärte die Polizei nicht. Die WAZ berichtet von einem einzelnen Schuss. Das Mädchen wurde in ein Krankenhaus gebracht und dort operiert. Ihr Zustand ist laut einem Sprecher der Polizei „kritisch, aber stabil“. Sie werde intensivmedizinisch betreut. Weitere Angaben, beispielsweise ob Bodycams im Einsatz waren, wollten Polizei und Staatsanwaltschaft gegenüber der taz nicht machen.

Inzwischen hat sich die Mutter des Mädchens geäußert. Gegenüber RTL erklärte sie, dass ihre Tochter aus der Wohngruppe weggelaufen war, weil es Streit in der Schule gab: „Sie sagte, ‚ich kann das nicht mehr ertragen‘.“ Wahrscheinlich aus Angst sei das Mädchen zu ihr gekommen. Ihre Tochter habe mehrmals nach ihr gerufen, bevor der Polizist vor ihren Augen auf sie schoss. Sie vermutet, dass ihr Kind ihr helfen wollte. Weder die Darstellung der Polizei noch die Aussagen der Mutter lassen sich unabhängig überprüfen.

Dass die Polizei ein Problem im Umgang mit Personen in psychischen Ausnahmesituationen hat, ist unter Ex­per­t:in­nen aber schon länger bekannt. So kritisiert beispielsweise der Polizeiforscher Thomas Feltes „mangelnde Deeskalationsfähigkeiten“ und fordert, häufiger sozialpsychiatrische Dienste einzusetzen. Knapp 30 Prozent der von der Polizei getöteten Personen in Deutschland befanden sich in einer psychsichen Ausnahmesituationen, wie Daten des Fachmagazins CILIP zeigen.

Mordkommission Essen ermittelt

Dass die Polizei auf ein 12-jähriges Mädchen, noch dazu gehörlos, schießt, ist dennoch außergewöhnlich. Für den Schusswaffengebrauch gegen Kinder gelten noch strengere Regeln als gegen Erwachsene. Das nordrhein-westfälische Polizeigesetz verbietet grundsätzlich den Schusswaffeneinsatz gegen Kinder, „die dem äußeren Eindruck nach noch nicht 14 Jahre alt sind“. Nur wenn die Waffe das „einzige Mittel zur Abwehr einer gegenwärtigen Gefahr für Leib oder Leben“ sind, ist der Gebrauch zulässig.

Ob das der Fall war, sollen nun die Ermittlungen zeigen. Zuständig ist eine Mordkommission der benachbarten Polizei Essen – „aus Neutralitätsgründen“, wie es in solchen Fällen heißt. Dieses Vorgehen ist üblich, steht jedoch in der Kritik, da die Polizei gegen sich selbst ermittelt.

Vorerst bleiben viele Fragen offen. Warum konnten vier Polizeibeamte das 12-jährige Kind nicht mit anderen Mitteln stoppen? Und sollten solche Fälle überhaupt Aufgabe bewaffneter Polizisten sein? So­zi­al­ar­bei­te­r*in­nen oder andere Personen mit Erfahrung im Kontakt mit Kindern waren nach jetzigem Stand nicht vor Ort.

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43 Kommentare

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  • Vielleicht ist es auch dazu gekommen, weil keiner mit einer Eskalation gerechnet hat. Man will Medikamente bringen und wird angegriffen. Da reagiert man möglicherweise anders, wie wenn man hingeht, um Zwang anzuwenden. Bei letzterem rechnet man vielleicht mit einer Eskalation.

  • Bilanz: ein Kind fast getötet, 3 Menschen traumatisiert (von einem anwesenden Bruder ist auch die Rede). Was war nochmal das Ziel des Einsatzes?



    Und die beteiligten Polizisten bekommen jetzt sicher psychologische Betreuung...

  • Weil in dem anderen Artikel danach gefragt, aber eine Antwort nicht zugelassen wurde: Vom Polizeiticker abzuschreiben kostet nichts. Man braucht kein Personal, zumindest kein ausgebildetes und das Landesinnenministerium verlangt kein Honorar für den Artikel ...

    Das www.bundespraeside...20040605_Rede.html war vor 21 Jahren und seitdem hat sich nicht viel zum Guten geändert. Dieser Johannes Rau, die wenigsten werden sich noch erinnern, war damals Bundespräsident. Dem Link kann also getrost gefolgt werden.

    • @dtx:

      Das ist doch vollkommen unproblematisch. Da in den Berichten stets die Quelle benannt wird (Polizeiticker) ist für den Leser klar, wo die Infos herkommen und das es sich um erste Angaben handelt. Damit erfüllen die Journalisten ihre journalistische Aufgabe.

      Etwaige Hinweise auf die Polizeigesetze braucht es dann auch nicht, da das Notwehrrecht am Ende immmer (auch für bewaffnete Polizisten) gilt.

  • Welcher unfähige Beamte hat diesen Einsatz angeordnet, ohne einen Gebärdendolmetscher einzubinden? Der oder die hätten nicht erst im Wohnhaus aktiviert werden müssen, sondern schon während der Suche. Dann waren sie vielleicht mit sozialkompetenten Behördenvertretern schon früher bei der Mutter vorbei gefahren, um sie einzubinden. Eigentlich müsste es in einer Großstadt wie Bochum einen „Dolmetschernotdienst“ geben. Kleiner Tipp an Justiz, Politik und vor allem Polizisten: Kurz hinter der Bochumer Stadtgrenze gibt es richtig gute Experten für die Kommunikation mit Gehörlosen im „Zentrum für Gehörlosenkultur“. Aber vielleicht haben die Bochumer Gesetzeshüter de europäischen „Schuss“ des Rechts auf Inklusion ja auch noch nicht gehört.

  • Für den Polizeieinsatz dürfte es kaum eine Rechtsgrundlage gegeben haben. Zwischen 21 und 6 Uhr sind Wohnungsdurchsuchungen ausgeschlossen, es sei denn, es ist Gefahr im Verzuge. Aber nachdem die Polizei das Mädchen gesehen hatte - vielleicht war es müde wegen der total nachtschlafenen Zeit - schien auch kein dringender Bedarf an Insulin zu bestehen. Die Mutter zu fixieren, nachdem sie den Zutritt zur Wohnung verweigert hatte, dürfte rechtswidrig gewesen sein.



    Ansonsten habe ich den Eindruck, dass für viele Polizisten Menschen in psychischen Ausnahmesituationen mittlerweile zu lebensunwertem Leben mutiert sind.

  • Dass unsere Kinder in Inobhutnahmeeinrichtungen, Kinderheime und Psychiatrien geprügelt werden, ist ja Alltag. Darüber schreibt schon lange keine Zeitung mehr.

    Nun also Schusswaffeneinatz gegen eine geflüchtete! Was hat denn das noch mit Jugendhilfe zu tun?

    Kam auch im Buch "Jenseits des Kindeswohls" taz.de/!vn6117097/ zum Ausdruck, dass Schwerverbrecher mehr Rechte haben, als Kinder in der Jugendhilfe.

    Es wird Zeit, dass endlich mal hingeschaut wird, was die Jugendhilfe tatsächlich bezweckt!

    • @Schmidt:

      Nein, es ist nicht Alltag was sie da beschreiben, über funktionierende Einrichtungen gibt es halt nichts zu schreiben.



      Es ist wie überall: 1% schlechter Einrichtungen bringen einen ganzen Berufszweig in Verruf.

    • @Schmidt:

      Wieso denn eine Geflüchtete? Nur, weil irgendwo erwähnt wird, die Familie sei deutsch- serbisch? Bitte genau lesen.



      Entscheidend für Kommunikationsprobleme ist hier, dass beide gehörlos sind, nicht fehlende Deutschkenntnisse.

      Und aus dieser Geschichte den Schluss zu ziehen, dass man sich die Arbeit der Jugendhilfe genauer ansehen sollte, ist ziemlich am Thema vorbei.



      Aber sie haben Recht, die Schwerverbrecher sind in diesem Fall die Polizisten und die haben mehr Rechte als das Opfer.

  • Um zu dem Mädchen zu gelangen, zogen die Einsatzkräfte die Mutter in den Hausflur und fixierten sie, erklärte die Polizei. Das Mädchen reagierte offenbar darauf ...

    Warum holt man ein schwerbehindertes 12jähriges Mädchen nachts um eins mit Gewalt aus der Wohnung ihrer behinderten Mutter? Ohne jede adäquate Kommunikation?

    Die Kommunikation Hörender mit Gehörlosen braucht erfahrungsgemäß sehr viel Zeit und Ruhe, führt oft zu Missverständnissen. 80 % der Gehörlosen sind Analfabeten.

    Wo waren die Betreuer der Wohngruppe? Hat jemand die Medikamente mitgebracht? Warum hat die Polizei keine Sozialarbeiterin, Psychologin oder Gebärdensprachdolmetscherin? Ist die Polizei geschult in der Kommunikation mit Gehörlosen? Kann sie nur Gewalt?

    Ob und wie eine Kommunikation mit den beiden Gehörlosen möglich war werde noch ermittelt, sagte die Polizei. Umfassende Details zum Ablauf veröffentlicht, aber wie kommuniziert wurde weiß man noch nicht? Arbeit man noch an einer Ausrede, damit der Schütze straffrei bleibt?

    Laut Statistik haben sich Todesschüsse der Polizei in 2024 gegenüber den Vorjahren verdoppelt, viele Fälle in NRW. Sehr oft trifft es wie hier psychisch Kranke und/oder MigrantInnen.

  • Ein 12jähriges, dazu noch gehörloses Mädchen geht messerbewaffnet auf - auch für solche Situationen- ausgebildete Polizisten los. Und einer von denen schießt dem Mädchen mehrere Male in den Bauch.



    Wo leben wir????

  • Eine andere Frage ist: Warum haben die Polizisten die Wohnung betreten? Bestand Gefahr im Verzug?

  • Einfach die Ermittlungsergebnisse abwarten.

    Einige Vorschläge (Gebärdendolmetscher und sozialpsychiatrische Dienste) finde ich angesichts der Einsatzzeit (in der Nacht von Sonntag auf Montag um 0:30 Uhr) dann doch etwas merkwürdig.

    • @DiMa:

      Es gibt für exakt solche Fälle Notdienste. Da kommen dann Leute, die den Betroffenen tatsächlich helfen können.

    • @DiMa:

      Das Argument mit der Einsatzzeit lässt außer Acht, dass das Mädchen seit Stunden vermisst wurde und dies länger gemeldet war. In Anbetracht der Fakten zur Gehörlosigkeit, der Familiensituation und der Medikamente war auch erkennbar, dass Dolmetschende oder sozialpsychiatrische Fachkräfte relevant sind oder werden können und man diese mindestens in Bereitschaft und somit schnell verfügbar haben sollte.

      Das kann man dem Artikel auch entnehmen.



      Dort auch nochmal: „Dass die Polizei ein Problem im Umgang mit Personen in psychischen Ausnahmesituationen hat, ist unter Expert:innen aber schon länger bekannt. So kritisiert beispielsweise der Polizeiforscher Thomas Feltes „mangelnde Deeskalationsfähigkeiten“ und fordert, häufiger sozialpsychiatrische Dienste einzusetzen.“

    • @DiMa:

      Zum Thema „erst die Ermittlungen abwarten“ gibt es laut Kriminologen Thüne folgendes zu sagen:

      „Deshalb plädieren viele und auch ich für Bodycams mit automatischer Auslösung.



      Dann hätten wir eine völlig andere Ausgangslage.



      Für die Untersuchung müsste es außerdem Einrichtungen geben, die unabhängiger sind als es gegenwärtig bei uns der Fall ist.



      Heute ermitteln andere Dienststellen, aber aus dem eigenen Bundesland. Ob die benachbarte Dienststelle oder das LKA objektiv genug sind, daran gibt es immer wieder Zweifel.



      Am Ende ist das eben faktisch eine Firma, die da intern ermittelt. In anderen Ländern in Europa, wie Dänemark oder Großbritannien, gibt es längst solche unabhängigen Stellen.



      Aber das sind am Ende politische Entscheidungen, für die es hierzulande bisher leider keine Mehrheiten gibt.



      Meines Erachtens wären solche Stellen auch für die Polizei selbst besser, weil ein solches System das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Ermittlungen und damit letztlich in die Professionalität der Vollzugsbehörden steigern kann.“

    • @DiMa:

      @Dima: Es hätte völlig ausgereicht, hier erstmal die Medikamente vorbeizubringen und ansonsten abzuwarten bis zum nächsten Tag.

    • @DiMa:

      Das stimmt schon, aber ein Polizist der schon einen Teaser einsetzt auf den dann noch ein Schusswaffengebrauch eines zweiten Polizisten folgt ist noch merkwürdiger.

      Zumal aus der Perspektive das die Polizisten auch noch einen Rückzugsraum in den Flur offen hatten, wo noch zwei weitere Kollegen waren.

      Und wenn die deutsche Polizei nicht in der Lage ist zu viert und auf engem Raum einem zwölfjährigen Mädchen die Messer abzunehmen, dann läuft in Deutschland bei der Ausbildung einiges verkehrt.

  • Da geht ein Kind eher mit Messern auf schwerbewaffnete Polizisten los, als dass es sich wieder von der Mutter trennen und zurück in die Wohngruppe bringen lässt. Und denen fällt nichts anderes ein als scharf zu schießen. Was für eine furchtbare Situation.

    Vielleicht sollten wir mehr Schulungen im Umgang mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen anbieten - es wird ja gefühlt jeden Monat jemand von der Polizei getötet. Und bitte macht endlich die Bodycams zur Pflicht.

  • Zur genauen Aufklärung wäre es hilfreich, wenn Bodycams eingeschltäet gewesen wären. Wie schon etliche Male zuvor. Aber aus unerfindlichen Gründen wird es wohl immer noch nicht zur Regel, dass diese immer laufen.



    Davon abgesehen, wäre es natürlich am Besten gewesen wenn es nicht so weit gekommen wäre.

  • Immer wenn Polizisten im Spiel sind überschlägt sich die taz mit Artikel um Artikel - da wird selbst die BILD blass vor Neid.



    Was ist da mit euren journalistischen Standards?



    Wieso wird nicht wenigstens ein vorläufiger Bericht abgewartet, bevor Artikel über Artikel voller Mutmaßungen rausgehauen werden?



    Als der kleine Fabian vor wenigen Wochen ermordet wurde, habt ihr fast keinen Artikel dazu gebracht - im Gegensatz zu fast allen anderen Zeitungen.



    Ich fand das sehr gut. Pietätvoll.



    Nun aber stelle ich mir die Frage, wurde da nur nicht berichtet weil der Täter mutmaßlich eine Frau ist und wird hier nun Artikel über Artikel produziert, weil der Hass auf die Polizei bei euch so groß ist?



    Dem Mädchen wünsche ich schnelle und vollständige Genesung.

    • @Saskia Brehn:

      Also die Form der Berichterstattung klärt sich meines Verständnisses nach über den Teil:

      „Dass die Polizei ein Problem im Umgang mit Personen in psychischen Ausnahmesituationen hat, ist unter Expert:innen aber schon länger bekannt. So kritisiert beispielsweise der Polizeiforscher Thomas Feltes „mangelnde Deeskalationsfähigkeiten“ und fordert, häufiger sozialpsychiatrische Dienste einzusetzen. Knapp 30 Prozent der von der Polizei getöteten Personen in Deutschland befanden sich in einer psychischen Ausnahmesituation, wie Daten des Fachmagazins CILIP zeigen.



      Und dass sich keine ernsthaften Verbesserungen einstellen.



      Das wird auch im Interview taz.de/Warum-hat-d...schossen/!6130641/ mit dem Kriminologen und Polizeiwissenschaftler nochmal aufgenommen.



      Und ein Artikel taz.de/Polizeischu...n-Bochum/!6126322/ der sich mit der Berichterstattung dazu beschäftigt, hier u.a. als Punkt: „Der Deutsche Journalistenverband schreibt seit Jahren, dass die Polizei keine bevorzugte Quelle sein darf – erst recht nicht in Fällen, in denen ihr Fehlverhalten vorgeworfen werden kann.“



      Sehe hier nur angemessene Informationsverbreitung.

    • @Saskia Brehn:

      Schön dass Sie dem Mädchen vollständige Genesung wünschen, so ganz nebenbei und ganz zum Schluss, was ziemlich künstlich und gezwungen wirkt.

      Was verstößt hier gegen journalistische Standards?



      Gab es denn keine Berichte, die vorher veröffentlicht worden, z.B. Polizeibericht?



      Wo lesen Sie hier Mutmaßungen?



      Was hat dieser Bericht mit Hass auf die Polizei zu tun?



      Was hat der kleine Fabian hiermit zu tun? Ein absolut bodenloser Seitenhieb, den man sich sparen muss.

      Ihr vorletzter Absatz ist übrigens reine Spekulation und genauso bodenlos.

      Und nein, nicht immer wenn Polizisten im Spiel überschlägt sich die taz mit Artikeln. Polizisten sind täglich zigtausendmal "im Spiel".



      Aber Sie überschlagen sich hier mit polemischen, teils billigen Anschuldigungen und haltlosen Übertreibungen.



      Wenn Sie keinen kritischen Blick auf die Polizei und ihre Arbeit werfen wollen, dann lassen Sie es. Zwingt Sie keiner dazu. Aber diese absolut intransparente Institution namens Polizei braucht kritische Betrachtung, solange sie nicht wirklich kontrolliert wird.

  • Ich dachte immer, die Polizei in den USA wäre schlecht ausgebildet, aber unsere unterscheiden sich nicht mehr viel von denen...

  • Ausgerechnet Essen ermittelt.. nicht mal wenigstens ein kleines bisschen räumliche Distanz zwischen den Polizeien.



    .



    Gewalt gegenüber der Mutter vor Augen eines sehr vulnerablen Kindes (und sei das Fixieren polizeilich angemessen), das ist wirklich ausgesprochen ungeschickt. Man kann zumindest verstehen, warum das Kind sich bedroht gefühlt hat und verteidigen wollte.



    .



    Ich verstehe grundsätzlich nicht, warum die Polizei, wenn sie schon meint, schießen zu müssen, nicht wenigstens auf nicht-lebensbedrohliche Körperteile schießt, wie meinetwegen Beine. Auf ein behindertes Kind schießen ist echt heftig.



    .



    Ich finde nicht richtig, dass das Haus auf dem Foto ist und ihr kein Ruhrgebiet Wohnhaus Symbolbild nehmt. Gönnt doch der Mutter etwas Privatsphäre, das ist doch alles schlimm genug, wenn die Polizei das Kind lebensbedrohlich anschießt.

    • @la suegra:

      Polizisten/innen lernen in der Ausbildung auf die größtmögliche Körperfläche, also Brust, Bauch usw. zu zielen, da dann Treffer am wahrscheinlichsten sind im Vergleich zu bewegten Gliedmaßen. Wenn die Polizei Schusswaffen einsetzt geht es darum eine Person umgehend zu stoppen, schwerste Verletzungen bis hin zum Tod werden dann sowieso in Kauf genommen, zumal diese unabhängig vom Körperteil praktisch eh nicht zu vermeiden sind, etwa durch Verbluten.

  • Eskaliert hat hier das Mädchen...



    Ich frage mich nur, wieso ein Polizist den Taser benutzt und der andere praktisch gleichzeitig die Dienstwaffe benutzt. War der Tasereinsatz erfolglos? Stand der Polizist, der geschossen hat, näher bei dem Mädchen und sah sich einer unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt?



    Ich hebe keinen Zeigefinger, ohne zu wissen, wie es tatsächlich abgelaufen ist.

    • @Krumbeere:

      "Eskaliert hat hier das Mädchen..."



      "keinen Zeigefinger, ohne zu wissen, wie es tatsächlich abgelaufen ist."



      Also erstmal nen Zeigefinger heben und dann leugnen, dass man den Zeigefinger hebt.



      Und nein, das Mädchen hat nicht eskaliert.



      Wir reden hier von einem gehörlosen Mädchen, das zu seiner Mutter geflüchtet ist und die Situation mangels Kommunikation durch die Polizei nicht verstehen konnte. Man hätte hier einfach entsprechendes Fachpersonal, das mit solchen Situationen umgehen kann, hinzuziehen müssen und sich im Hintergrund halten können. Dann hätte die Mutter wahrscheinlich nicht fixiert werden müssen und das Kind würde nicht mit ner Kugel im Bauch im Krankenhaus liegen.

    • @Krumbeere:

      Als wenn es irgendwie zu rechtfertigen wäre, jemandem direkt in den Bauch zu schießen. Dann auch noch ein Kind - soll von mehreren Erwachsenen nicht anders aufgehalten werden als mit Schüssen? Welche körperlichen Superkräfte soll es denn haben?

    • @Krumbeere:

      Mit 12 (noch nicht mal Pubertät, schon gar nicht strafmündig), mitten in der Nacht, in einer emotionalen und gesundheitlichen Notsituation. Das Kind kann absolut gar nichts dafür, Polizeikugeln im Bauch gehabt zu haben.



      .



      Polizei sollte lernen, wie man mit so etwas umgeht, ohne ein Kind (oder irgendwelche anderen Zivilisten) anzuschießen. Und sei es, routinemäßig ein Schild bei sich zu führen.



      Das kann doch auch aus Sicht der Polizei nicht die richtige Lösung sein, Kinder anzuschießen (/ zu erschießen wie Mouhamed Dramé). Wer weiß, warum die Polizei hier geschossen hat, aber ich denke Überforderung und unzureichende Ausbildung sind naheliegende Mutmaßungen. Schwerer Schlag für das Vertrauen in die Polizei. Aber am Schlimmsten für dieses Kind. Ich hoffe, dass sie alle erdenkliche Hilfe bekommt, das alles zu überstehen.

  • Klingt nach etwas das mit ein wenig mehr Empathie möglicherweise völlig anders verlaufen wäre.



    Offenbar sind Mutter und Tochter nicht freiwillig getrennt. Dann macht ihre Behinderung sie möglicherweise auch noch einiges misstrauischer der Welt gegenüber als es üblich ist. Dann hat sie gerade auch noch eine schwierige Phase und sucht Sicherheit bei ihrer Mutter. Und dann wird die da noch überrumpelt von uniformierten die sie nicht versteht und die ihre Mutter da gerade auch noch fixieren (kein schöner Anblick). Und dann ist sie eben auch erst 12 und rastet aus. Ich kann da in einem gewissen Rahmen nachvollziehen warum sie so handelte. Was ich nicht verstehe ist warum 4 Polizisten so eine Situation nicht ruhig gelöst kriegen.

  • Als Psychiater habe ich mehrmals erlebt, dass es durchaus Polizisten gibt, die Deescalation beherrschen. In einem Fall wurde ich von der Polizei aus einer anderen Stadt angerufen, wo eine ehemalige Patientin von mir zunächst Nachbarn und dann die zu Hilfe gerufene Polizei mit einem Messer bedrohte. Mein Draht zu der füheren Patientin war noch gut genug, dass ich sie telefonisch dazu bewegen konnte, das Messer aus dem Fenster zu werfen und sich den Polizisten anzuvertrauen, die eben nicht gleich mit gezogener Waffe versucht hatten, das Problem zu "lösen", sondern mich ausfindig gemacht und angerufen hatten. Es geht also auch anders! Warum es im Fall des gehörlosen Mädchens so grauenhaft stümperhaft verlief, ist mir unverständlich!

    • @stph:

      Sie können also jetzt schon sagen, dass es stümperhaft war? Vielleicht beherrschten die Beamten Deeskalation und die Mutter und Tochter wurden aggressiv. Vielleicht war es auch stümperhaft. Ich weiß es nicht. Die Polizisten wollten wegen einem Medikament kommen und standen einem Messer gegenüber. Vielleicht ist allein die räumliche Situation eine andere gewesen als in Ihrem Sachverhalt? Es gibt viele Fragen. Aber jetzt schon die Antwort zu kennen, ist raten.

    • @stph:

      Danke für diesen Kommentar!



      Bei diesem Einsatz scheint schon von Vornherein alles auf Eskalation zuzulaufen. Wo ist das Jugendamt samt Gebärdendolmetscher, eine Ärztin, wenigstens EINE Person, die Kind und Mutter mitten in der Nacht zu verstehen gibt: "Hier geht es nur ums Insulin. Den Rest klären wir ausgeruht bei Tage."



      Nein, da eskaliert aus (überforderter? unter Druck stehender? bloß nichts falsch machen wollender?) Jugendhilfe heraus so eine Haltung hin zum Polizeieinsatz und dann geht das Ziel verloren und Polizisten schießen, weil sie nicht mehr zurück können oder wollen.



      Und nochmal, als Mensch, der mit Jugendlichen arbeitet: Wo waren Jugendamt, Jugendhilfeträger usw.?

    • @stph:

      Weil leider nicht jeder*e Polizisten*in so kompetent und souverän reagiert wie in ihrem Beispiel beschrieben

  • Was für Polizisten waren den da dabei? Gab es vorher keine Informationen? So was darf doch nicht eskalieren.

  • Schockierender Fehler des schießenden Polizisten?

    Sehr zu empfehlen in dem Zusammenhang ein Spielfilm (Link unten), der das Thema Polizeigewalt kritisch thematisiert. Die Polizeigewerkschaft protestierte gegen den Film.

    Zitat NDR

    Der polizeiliche Alltag an den Brennpunkten einer gespaltenen, enthemmten Gesellschaft geht an den jungen Polizeibediensteten nicht spurlos vorbei. Als sich ihre Gruppe beim Vorgehen gegen Drogendealer und Linke mehr und mehr radikalisiert, muss auch Laura feststellen, dass sie die Macht der Uniform, den Nervenkitzel und das Abenteuer aufrichtig genießt. Bis ihr im Einsatz ein folgenschwerer Fehler unterläuft.

    www.ardmediathek.d...BsYW5fMTk2MjkwMjM1

  • Vier Polizisten um 0:30 vor der Wohnungstür? Auf der Suche nach einem 12-jährigen Mädchen! Absurd. Was wollten die da zu viert?

    • @Semon:

      Artikel! Das Mädchen brachte lebensnotwendige Medikamente Hätte man bis zum Morgen warten sollen?.

    • @Semon:

      Und wenn sie schon zu viert waren, warum konnten sie das Kind nicht anders stoppen als mit Schüssen?