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Mietmarkt in DeutschlandKommt jetzt die Wende?

Der Wohnungsmarkt ist leer gefegt. Auch, weil die Politik lange geschlafen hat. Die SPD hat nun einen möglichen Ausweg präsentiert: Profitbeschränkung.

Aufgang zum Luftschloss oder doch mehr? Foto: Karsten Thielker

S amstagabend, es ist schon spät, und ich bin etwas angetrunken, wahrscheinlich aus Verzweiflung. Berlin ist durch, sagt ein Freund trocken. Ich nehme gleich noch einen Schluck. Wir sprechen über meine Wohnungssuche, über den Berliner Mietmarkt.

Leider gehört die Wohnungssuche seit über einem Jahr zu meiner Freizeitbeschäftigung. Unfreiwillig. Wenn eine Hausverwalterin mich zu einer Besichtigung einlädt, dann versetzt und später ghostet; wenn eine Hausverwaltung mir unfreundliche E-Mails schickt, in denen mir erklärt wird, wie ich meine Anfrage zu formulieren habe; wenn ich mich mit 100 anderen Be­wer­be­r:in­nen durch den verschimmelten Flur einer muffig riechenden Altbauwohnung quetsche, dann frage ich mich jedes Mal, wie Vermieter:innen, Eigentümer:innen, Unternehmen es übers Herz bringen, so mit Menschen umzugehen, die lediglich versuchen, einem Grundbedürfnis nachzukommen.

Der Staat hat sich aus der Wohnungsversorgung zurückgezogen. Den Markt hat er die letzten Jahrzehnte damit Anbietern überlassen, die renditeorientiert sind. Die durchschnittliche Miete ist unter anderem deshalb für Bestandsmietverträge konsequent gestiegen. Blöd nur, wenn das Einkommen der Mie­te­r:in­nen parallel dazu viel langsamer steigt. Und jetzt auch noch Inflation! Heute bringt es kaum mehr etwas, sich mit jemandem zusammenzutun und zum Beispiel mit Part­ne­r:in nach einer gemeinsamen Wohnung zu suchen. Ich spreche aus Erfahrung.

Dass Berlin durch sei, trage ich dann noch ein paar Tage mit mir rum. Wenn Berlin durch ist und Brandenburg auch schon überfüllt mit Hauptstädtern ist, wo soll ich dann noch wohnen? In meiner Hysterie stoße ich auf einen Gastbeitrag der SPD-Politiker:innen Verena Hubertz und Kevin Kühnert. Die Lösung des Problems soll nun die Wiedereinführung der Wohnungsgemeinnützigkeit bringen. Die wurde 1990 abgeschafft, danach ging's bergab. Massenhafte Verkäufe von Wohnungsunternehmen waren das Ergebnis. Hunderttausende Wohnungen wurden privatisiert, und die Bestände landeten bei Privateigentümern wie Deutschlands größtem: Vonovia.

Der SPD-Vorschlag sieht nun vor, Investoren und Unternehmen dazu zu animieren, günstigen Wohnraum zu bauen. Im Gegenzug bekommen sie vom Staat Vergünstigungen. Die soziale Wohnungsfrage soll also mit Steuergeschenken an profitorientierte Investoren nachhaltig gelöst werden. Langfristig soll damit bezahlbarer Wohnraum gefördert werden. Die zur Verfügung gestellten Wohnungen könnten dann beispielsweise „mindestens 10 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete vermietet“ und denen angeboten werden, die es auf dem Markt sonst schwer haben: „Familien, Alleinerziehende, Studierende, Rentnerinnen und Rentner.“ Und taz-Redakteurinnen.

Ist das jetzt die Wende? Muss ich schon applaudieren, weil ich in fünf oder zehn Jahren vielleicht endlich vernünftig wohnen kann? Ich bleibe skeptisch. Schließlich ist auch der Boden ein Preistreiber, Baumaterial ist gerade knapp, was ebenfalls die Preise nach oben treibt, und seit der Pandemie fehlt es an Handwerkern und Bauarbeitern. Die Wiedereinführung der Gemeinnützigkeit bleibt dennoch das bevorzugte Prinzip, das Mietervereine und Ex­per­t:in­nen seit Jahren fordern, um für Entspannung in die Wohnungskrise zu sorgen.

Gemeinnützigkeit bedeutet Profitbeschränkung. Das ist eine klare Fokussierung auf das, worum es gehen sollte: den sozialen Versorgungsauftrag. Die Frage ist, wie viele Unternehmen sich davon überzeugen lassen werden. Und ob die Angebote des Staats reichen, um sie zu locken. Denn Profitbeschränkung widerspricht nicht nur ihrer Philosophie. Es passt auch so gar nicht ins kapitalistische Portfolio.

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Erica Zingher
Autorin und Kolumnistin
Beschäftigt sich mit Antisemitismus, jüdischem Leben, postsowjetischer Migration sowie Osteuropa und Israel. Kolumnistin der "Grauzone" bei tazzwei. Beobachtet antidemokratische Bewegungen beim Verein democ. Axel-Springer-Preis für jungen Journalismus 2021, Kategorie Silber. Freie Podcasterin und Moderatorin.
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53 Kommentare

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  • Schön, daß Hubertz und Kühnert eine Forderung der LINKEn aufgreifen:

    "Neue Wohngemeinnützigkeit einführen: Wir brauchen einen Sektor auf dem Wohnungsmarkt, der nicht profitorientiert ist. Dafür gibt es steuerliche Vergünstigungen, besondere Förderung und einen bevorzugten Zugang zu Boden. Perspektivisch wollen wir den Wohnungsbestand komplett dem Markt entziehen."



    www.die-linke.de/themen/wohnen/

    Eine weitere Forderung ebd. sollten beide SPD-Mitglieder ebenfalls aufgreifen:

    "Keine Spekulation mit Wohnraum an der Börse. Immobilienfonds und Unternehmen, die mit Wohnraum spekulieren, wollen wir die Zulassung entziehen. Konzerne, die nicht sanieren, die Mieten hochtreiben oder systematisch ihre Mieter*innen schikanieren, müssen in öffentliches Eigentum überführt werden."

  • Die Hamburger SPD- Wohnungsbaupolitik nennt Bundeskanzler Scholz als ganz großes Vorbild.



    Doch laut der Obdachlosenzeitung Hinz und Kunz hat Hamburg kein genaues Konzept für die Obdachlosen und Wohnungslosen (Flüchtlinge in Unterkünften) - insgesamt sind es 12824, also fast eine Kleinstadt.

    Für diese Personengruppe wurden zum wiederholten Male zu wenig Sozialwohnungen gebaut.



    Denn, Zitat, 2021 wurden in Hamburg nur noch 1895 neue Sozialwohnungen gebaut – so wenige wie seit acht Jahren nicht mehr.



    Hinzu kommt: Nur etwa fünf Prozent dieser Wohnungen sind für Menschen mit Dringlichkeitsschein vorgesehen. Angesichts der rund 13.000 Haushalte, die dringend auf Hilfe warten, viel zu wenige, klagt Bündnissprecher Ahrens: „Daher ist es aus unserer Sicht an der Zeit, dass neben wohlklingenden, aber nicht verbindlichen Worten auch klare und starke Vorgaben gemacht werden, die tatsächlich die Versorgung von Wohnungsnotfällen im Bestand und beim Neubau schnell verbessern.“

    Seine Forderung: Jede zweite neue Sozialwohnung solle für Menschen mit Dringlichkeitsschein bereitgestellt werden. Außerdem solle der Anteil der Sozialwohnungen bei Neubauprojekten von einem Drittel auf 50 Prozent angehoben werden. Ahrens: „Wir brauchen jetzt einen echten Neustart".

    Diese Forderung ist mehr als berechtigt, denn auch unter "Normal- und Geringverdienern" ist die Wohnungsnot groß.



    Auch hier scheint es an einem tragfähigen überprüfbaren bundesweiten Konzept zu fehlen, weil viel zu viele Wohnungen aus der Sozialbindung fallen und jährlich zu wenige neue Sozialwohnungen gebaut werden. Was ist mit Tausenden von ukrainischen Familien, die Sozialwohnungen benötigen? Sind sie berücksichtigt?



    Die Zeitenwende ist bei der Bundeswehr selbstverständlich, also sollte sie auch beim sozialen Wohnungsbau verbindlich sein.

    www.hinzundkunzt.d...te-doch-kein-plan/

    www.hinzundkunzt.d...eustart-vom-senat/.

  • Massive Spekulation mit Grund, Häusern und Wohnungsleerstand sind in allen großen Städten zu beobachten, doch Wohnungsbauministerin Geywitz und Städte tun nichts dagegen.



    In Hamburg steht z. B. seit Jahren ein Mehrfamilienhaus leer.



    Die Behörde nahm das hin, obwohl der Hauseigentümer 45.000 Euro Zwangsgeld für den Leerstand und Umbauten nicht bezahlte.



    Statt das Haus in treuhänderischen Besitz zu nehmen und es auf eine Klage ankommen zu lassen, lässt die kommunale Behörde das Haus in zentraler Lage weiterhin verkommen.



    Die Scholze Hamburger SPD schaute dem zu - trotz kritischer Presseberichte.



    Einzig die Linke prangerte den Leerstand des Hauses an und war mit einer kleinen Demonstration präsent.







    www.hinzundkunzt.d...erstand-ohne-ende/

    Genauso ist es in Stuttgart, wo Juristen es nicht wagen, das Zweckentfremdungsverbot bei etlichen leerstehenden Häusern umfassender anzuwenden. Ferienwohnungen wurden in Stuttgart mehrere Hundert Male auf Airbnb unerlaubt kurzzeitvermietet. Kontrolle nicht vorhanden.



    Der Mieterverein versuchte erfolglos, mit einer Demo Politikern und bequemen städtischen Beamten Beine zu machen.



    www.stuttgarter-na...-b68ba5281072.html

    Die Klausel der möblierten Wohnungsvermietung erlaubt bundesweit in riesiger Zahl überhöhte Wohnungsmietpreise.



    Lücken im Eigentumsrecht (Aktien) ermöglichen masssive Spekulationsgewinne mit zentralen Grundstücken, auf denen, wie der NDR herausfand, in Hamburg und anderswo in Zusammenhang mit dem Adler-Konzern jahrelang nicht gebaut werden musste. Behörden und Politik schauten tatenlos zu.



    Die Idee von Kühnert ist insofern ein guter, aber frommer Wunsch, geht er doch am zahnlosen Ministerium von Geywitz, unwilligen städtischen Behörden sowie dem massiven Einfluss der Immobilien-Lobby auf Politik vorbei.



    Kühnert sollte sofort ein Grundrecht auf eine Wohnung fordern.

    • @Lindenberg:

      "Kühnert sollte sofort ein Grundrecht auf eine Wohnung fordern."

      Und dann? Haben dann 80 Millionen Deutsche ein Recht auf eine Wohnung, in Berlin? Das hilft dann wie?

  • Der Staat hat sich ja nicht nur zurückgezogen, sondern auch noch sehr viele staatliche/halbstaatliche Wohnungen verkauft und kaum regulierend in den Markt eingegriffen.

    Das ist unser Problem!

  • Wenn der Bau und Besitz von Wohnungen die Liezens zum Geldrucken sind, WARUM bauen dann der Staat, Städte, usw. nicht selber. Wenn es sich für private Investoren rentiert gilt das selbe auch für Staatliche. Oder wird es nur nicht gemacht weil dann das Feindbild Vermieter dann auf sie zurückfällt ??

    • @Günter Witte:

      Wahrscheinlich sind die meisten hier zu jung aber googelt mal "Neue Heimat DGB" da sieht man wie "erfolgreich" die Gewerkschaft Wohnungsbaubetrieben hat.Inklusive schwarzer Kassen, Politikklüngel und Mieterabzocke...

    • @Günter Witte:

      Das Problem ist, dass die Bauämter ihre offenen Stellen nicht besetzen können, weil Bauingenieure in der freien Wirtschaft mehr verdienen.

      Wohnungen werden nicht von Sachbearbeitern geplant und gebaut, sondern von Fachkräften. An denen mangelt es.

    • @Günter Witte:

      Weil in unserem schönen Land wirtschaftliche Tätigkeit des Staates ungefähr genau so schlimm eingestuft wird, wie die Verbreitung von Pest und Pocken.

      Übrigens geht es nicht pauschal gegen Vermieter. Es geht gegen die Konzerne, die zocken.

    • @Günter Witte:

      Ganz einfach deshalb weil man jahrzehntelang dem Dogma anhing, dass staatliches Handeln zwangsläufig ineffizient sei, der Markt aber effizient und damit letztendlich günstiger, weil sich die Preise, ähnlich wie beim Preiswettbewerb der Discounter, langfristig auf dem niedrigst möglichen Niveau einpendeln würden. Offensichtlich funktioniert das nicht in einem Markt in dem die Menschen kaum nicht oder nicht woanders kaufen können. Entsprechend richten sich die Preise nicht nach den Herstellungskosten, sondern nach der Grenze der Zahlungsfähigkeit.

  • Vielleicht wäre ein erster Schritt, das Wohnen dahin zu bringen, wo es unbedingt hingehört: als Grundrecht ins Grundgesetz. Mir schon immer völlig unverständlich, warum es da nicht ist. Bildung, Religionsfreiheit etc. ja, aber das nach essen und trinken grundsätzlichste Bedürfnis, nämlich wohnen, nicht?



    Daraus sollte sich dann leicht ableiten lassen, dass man Wohnen nicht der Profitmaximierung in den Hals werfen darf.

    • @Jalella:

      Grundrecht auf Wohnen gibt es ja in soweit, dass z.B. Arbeitslosen/-suchenden eine "angemessene" Wohnung vom Staat finanziert wird. (Wie gut oder schlecht das funktioniert sei ja mal dahingestellt)

      Aber wie würden Sie sich denn so ein Grundrecht vorstellen?



      Darf man sich dann aussuchen wo genau man wohnen möchte? Und wenn man sich die Wunschwohnung dann nicht Leisten kann Subventioniert der Staat dazu?

      Es ist ja nun mal nicht so, dass es zu wenig Wohnraum im ganzen Land gäbe, er ist nur leider dort knapp wo im Moment viele Menschen gleichzeitig leben möchten.

  • Wäre es nicht sinnvoller das erfolgreiche Wohnungsbauprogramm der DDR zu kopieren?



    Kein Geld für Altbauten, statt dessen genormter Neubau von der Platte.



    Nach 1990 gab es soviele dieser neuen Wohnungen das sie zum Teil wieder abgerissen wurden, weil sie leerstanden und der Unterhalt die Wohnungsbaugesellschaften belastet hat.

  • Der Wohnungsmarkt ist leergefegt, Handwerker sin Mangelware. Und damit sich daran nichts ändert kommt nun noch die Profitbeschränkung gegen Wohnungsneubau.

    • @Rudolf Fissner:

      "Der Wohnungsmarkt ist leergefegt, Handwerker sin Mangelware."

      Richtig. Und die wenigen Ressourcen werden bestimmt zum Bau günstiger Wohnungen eingesetzt :-)

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Sie wollen das Handwerker auch noch unter Mindestlohn arbeiten?

        • @Rudolf Fissner:

          "Sie wollen das Handwerker auch noch unter Mindestlohn arbeiten?"

          Hab ich das irgendwo geschrieben?

          Das Problem ist, dass die vorhandenen Mittel und Ressourcen in die Objekte fließen werden, die den meisten gewinn für den Bauherren abwerfen. Der Elektriker verdient gleich viel. Egal ob er ein Kabel in einen Villa oder einem Sozialbau einzieht.

  • Wo in Berlin gibt noch ausreichend Bauland für neue Wohnungen?



    Ich bin für konsequente Vergesellschaftung der Wohnungen. Gleichzeitig für den Ausbau des ÖPNV usw., damit auch weiter draußen zu wohnen attraktiv wird.

    • @Nansen:

      "Wo in Berlin gibt noch ausreichend Bauland für neue Wohnungen?"

      Am Schlossplatz könnte man durch Abriss Platz für viele Wohnungen in bester Lage schaffen :-)

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Sehr guter Punkt. 😁 Da spielen unsere Hohenzollernfans aber nicht mit.

    • @Nansen:

      Tempelhofer Feld, Tegel, Spandau

      • @Pepi:

        Spandau und Tegel sind quasi schon Umland.



        Zu Tempelhof gibt es einen Volksentscheid. Und ob Tempelhof ausreichend wäre...

        • @Nansen:

          Tempelhof hat 300 Hektar, der Flughafen Tegel in etwa auch. Für den durchschnittlichen Kreuzköllner, der vom Dorf aus Westdeutschland kommt, ist natürlich Spandau am Ende der Welt. Aber auch die Spandauer bekommen Herzklopfen wenn sie über die Dischinger Brücke nach Berlin fahren.

    • @Nansen:

      Wie wäre es denn die Arbeitsplätzte einfach nicht mehr nur im Stadtzentrum zu konzentrieren?



      Dann müsste auch niemand mehr dort hin Pendeln der sich das Wohnen dort sowieso nicht leisten kann...

      • @Teleshopper:

        Man kann mit Bauplanungsrecht so das Eine oder Andere erreichen, aber Arbeitgeber per ordre mufti zu zwingen, ihre Büros aus der Stadt rauszuholen, wäre weder legal noch effektiv.

      • @Teleshopper:

        Warum soll man dafür sorgen, dass sich Menschen das Wohnen in der Stadt nicht leisten können?



        Es gibt viele Arbeitsplätze, die nun Mal in der Stadt sind und bleiben. Die dort arbeiten sollten eine Chance haben, auch dort zu leben.

      • @Teleshopper:

        soweit kann der berliner Senat nicht denken.

  • Der Hauptauslöser für die Flucht in die Städte ist die Entwertung der Ware Arbeitskraft durch Einsatz von (fossiler) Energie bei gleichzeitiger 'Fortschrittsgläubigkeit' fördernder Profitjagd. Da Profite der kleineren Gruppe der Investoren auch angelegt werden müssen, setzt sich die Sicherung und Vermehrung des Reichtums in einer Verfügungstellung von Wohnraum fort, in Urlaubsveranstaltungen und schließlich in der Wiedereinführung der Fronwirtschaft, indem Fielmann, Schwartz, Aldi & Co Ländereien aufkaufen und gegen eine Pachtzahlung zur Verfügung stellen, bei denen auch weitere Branchen wie die Bereitstellung von Erntemaschinen bei Zuhilfenahme von Wanderarbeitern eine Rolle spielen und die Abhängigkeiten erhöhen. Die Landflucht in Billigquartiere, die teuer vermietet werden hat -vorübergehend, solange sich eine mittelschicht dies leisten kann- ein Pendant in der Stadtflucht unter Inanspruchnahme von Natur- und Landschaft am Rande der Ballungsgebiete. Wenn wir diesen marktgesteuerten Prozess umkehren wollen, müssen wir umstellen auf eine nachhaltige Lebensmittelproduktion, die die Arbeit der Menschen wieder aufwertet Arbeit, so sich dass eine Rücksiedelung in die Fläche lohnt, auch mit dem Ziel einer partiellen Selbstversorgung ohne die teuren Dienste der Discounter und Supermarktketten. Der Umzug in die Ballungsgebiete erhöht die Abhängigkeit gegenüber 'Arbeit-gebern', Vermietern und sonstigen 'Versorgern'und ist in den meisten Situationen kein Gewinn an Lebensqualität, führt eher zur Vereinsamung und Förderung der Ellenbogenkultur, bei besser situatierten beispielhaft beim Kampf um Parkplätze und Lebensraum.

    • @Dietmar Rauter:

      "Flucht in die Städte"

      Das ist keine Flucht. Das sind lediglich fehlende Arbeitsplätze auf dem Lande und die Konkurrenz der Metropolen mit dem Umland. Gewebegebiete sind dort willkommen. Für Unterkünfte wird nich gesorgt.

  • Der Staat, die Länder, haben ihre Wohnungsgesellschaften verschachert, um die klammen Haushalte kurzfristig zu sanieren.



    Jetzt stehen sie da, mit ihrem kurzen Hemd.



    Bauen auf Konferenzen schon wieder die Ukraine auf.



    Wer baut bei uns, wenigstens auf Konferenzen?



    Es gibt wieder Zinsen. Gift für jeden, der bauen will.



    Es wird noch mehr gelabert als früher in der Politik.



    Weil labern leichter ist als ein Ziegelstein.



    Derselbige wird ihnen aber demnächst ins Fenster fliegen, wenn es so weitergeht.



    "Die Herren machen das selber, dass ihnen der arme Mann feind wird. Die Ursache des Aufruhrs wollen sie nicht wegtun. Wie kann es die Länge gut werden? So ich das sage, muss ich aufrührerisch sein.“



    ―Thomas Müntzer

  • Der Wohnungsmarkt ist nicht leergefegt, die Wohnungen sind nur nicht da wo die Menschen hin wollen.



    Es müsste eigentlich ein großes Umdenken stattfinden nicht mehr alles in die Metropolen.. In Deutschland veröden ganze Landstriche Wohnungen wären genug da. Es fehlen Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen. Ich wohne in Niedersachsen ca. 700 m von der A7 und eine Bundesstraße geht durchs Dorf. Selbst eine Bahnlinie gibt es noch. Da fährt aber zur Zeit nur die Museumsbahn.



    Aber Wohnungen und Häuser stehen hier eine Menge leer, da könnte man noch einiges draus machen und man bräuchte weniger Recourcen.



    Wenn alle nur nach Berlin, München oder Hamburg wollen wird das nichts.

  • @CRUSHEDICE

    Sie wiederholen das Mantra der Wohnungsbauwirtschaft. Das ist bekanntlich eine Lüge.

    Es stünde sonst kein Wohnraum spekulativ leer.

    • @tomás zerolo:

      Wie hoch würden Sie denn diesen Effekt schätzen? Nach allen Schätzungen, die ich dazu bisher gelesen habe, kommen auf 10 Mietinteressenten, die keine Wohnung finden, vielleicht ein oder zwei leerstehende Wohnungen in entsprechender Lage. Wenn die These mit der Übernachfrage eine Lüge wäre, müssten es aber mindestens 10 sein.

    • @tomás zerolo:

      Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

      Warum ist dann gerade der Leerstand gerade in den Metropolen mit der größten Wohnungsnot deutschlandweit am niedrigsten? (HH 1% vs. SN 10%, www.demografie-por...sonders-gross.html ) Lohnt sich Spekulationen insbesondere in den hintersten Ecken DEs?

    • @tomás zerolo:

      können sie kurz vorrechnen, wie sich spekulativer Leerstand rechnet?

      • @Herr Lich:

        Wer den entsprechenden finanziellen Atem hat und wem es reicht, mit dem Wertzuwachs Gewinn zu machen, kann sich den Verwaltungsaufwand der Vermietung sparen und später die Immobilie unvermietet anbieten. Der nächste Eigentümer kann dann zum aktuellen Mietniveau neuvermieten, was wieder werterhöhend wirkt. Das KANN sich bei wirklich explodierenden Bodenpreisen für einige Wenige rechnen, also tun es auch einige Wenige. Aber in absoluten Zahlen dürfte sich dieser spekulative Leerstand im Vergleich zur Übernachfrage nur unerheblich auswirken.

      • @Herr Lich:

        Leere Wohnungen lassen sich für einen deutlich höheren Preis verkaufen, als vermietete. Und in Zeiten vehement steigender Preise, lohnt es sich mit dem Verkauf zu warten.



        Uns gegenüber (Kölner Innenstadt) ist vor Jahren eine Bürogebäude in Eigentumswohnungen umgewandelt worden. Die besten Wohnungen dort bleiben unbewohnt, werden allenfalls sporadisch befristet (Airbnb etc) vermietet.

        • @guzman:

          Das verstehe ich - wenn ich die Wohnung Tageweise vermieten kann, und damit mehr Geld einnehmen, als wenn ich sie den ganzen Monat vermiete.

          Ich suche ein konkrete Beispiel in dem die entgangene Miete für sagen wir 5 Jahre (die Hälfte der 10 Jahre bis zum spekulationsteuerfreien Wiederverkauf) geringer ist, als der Kaufpreiszuwachs, reduziert um einen Abschlag für "bewohnt".

          Bei allen Beispielen die ich kenne (auch aus Presse und so) ging es immer darum die Wohungen zu sanieren oder ganz abzureißen. Und da ensteht schon mal Leerstand, aber der ist nicht wirklich gewollt (und kostet demnach). Natürlich ist der einkalkuliert - in gewissen Rahmen, aber der Vermieter würde den vermeiden, wenn er könnte. Und entspricht damit nicht dem beschrieben beabsichtigen Leerstand, um langfristig mehr Geld zu machen.

  • Bis 2015 war Berlin ein sehr günstiger Ort zum Mieten. Wie überall in Deutschland wurde mit der Flüchtlingskrise der Wohnraum in den Großstädten knapp. Warum? Weil Migranten lieber in Metropolen als in der Provinz leben, zudem in eher günstigem als in luxussaniertem Wohnraum. Da der Preis durch Verknappung steigt, genügte diese "kleine" Nachfragesteigerung. Natürlich mag man das nicht laut sagen, klingt nach rechts und rassistisch, lieber schimpft man auf die Vermieter. Aber die können das Angebot gar nicht schnell genug steigern, wie es nötig gewesen wäre.

    Übrigens gabs in der DDR auch Wohnungsnot. Die hat sich nach der Wende durch private Investitionen und Mietsteigerungen auf Westniveau gelegt, allerdings brauchte es dazu fast 15 Jahre, dann war die Wohnungsschwemme mit vielen Abschreibungsobjekten da ... und nach nur 10 weiteren Jahren wieder vorbei.

    • @Taztui:

      Also wenn man sich Andrej Holm anhört, der ja nur sehr kurz was politisch zu sagen hatte, dann ist das Hauptproblem in vielen Berliner Quartieren wegen dem die Mietpreise durch die Decken gingen das Ende des Quartierschutzes. Damit war vielerorts der Maximalpreis auf lange Zeit festgeschrieben, und danach fing der Spaß eben an!

    • @Taztui:

      "Übrigens gabs in der DDR auch Wohnungsnot. Die hat sich nach der Wende durch private Investitionen und Mietsteigerungen auf Westniveau gelegt..."

      Lag wohl eher an der massiven Abwanderung.

    • @Taztui:

      Die Flüchtlinge sind schuld! Genau! Ausländer raus also! …Und der Preis steigt einfach so durch Verknappung - da kann man nix machen. Man nimmt ja was man kriegen kann, ist ja nicht verboten. Tolle Welt in der wir da leben!

      • @PauKr:

        Die Flüchtlinge sind nicht schuld. Allenfalls diejenigen, die meinten den Flüchtenden den Himmel in Deutschland zu versprechen. 2 Millionen Menschen quasi über Nacht auf dem Wohnungsmarkt in Deutschland, konzentriert auf Metropolen und Großstädte sorgen nun mal für einen Push für den Mietmarkt. Für manche Mittelstädte war es ja ganz nett, dass die 70er Jahre Wohngettos wieder belebt wurden, aber auch das macht Druvk auf dem Markt, der gar nicht anders als mit Preiserhöhungen regieren kann. Warum muss denn alles geleugnet werden, was politisch nicht korrekt erscheint? Ändert das was an der Realität?

  • Das Problem ist schlicht dass mehr Menschen gerne in Berlin wohnen würden als es dort (günstige) Wohnungen gibt. Das einzige was dagegen hilft ist mehr Wohnungen zu bauen.



    Wenn man die Mieten durch Profitbeschränkungen oder ähnliches künstlich senkt freut das zwar diejenigen die eine Wohnung haben, die Suche wird allerdings noch schwieriger da es die Nachfrage erhöht.

    • @CrushedIce:

      "gerne in Berlin wohnen"

      Wie kommen Sie auf "gerne".



      Ich denke, es liegt schlicht an fehlenden Arbeitsplätzen vor Ort. Niemand fährt täglich "gerne" Stunden zur Arbeit. Berlin hat auch nicht 250 Tausend Pendler täglich, weil diese "gerne" pendeln.

  • RS
    Ria Sauter

    Oha wir zahlen dann eine günstigere Miete



    Im Gegenzug erhalten die Investoren eine Aufstockung durch Steuergelder. Bezahlt durch uns.



    Man finde den Fehler







    Was ist mit den Gehirnen passiert, die so etwas fordern?

    • @Ria Sauter:

      Fehler in Ihrer Argumentation: Steuergelder werden nicht von denen gezahlt, die sich die Miete nicht leisten können. Die verdienen nämlich nicht genug, um Steuern zu zahlen.

      Das wäre fair, wenn das Steuerrecht wirklich noch progressiv wäre: Starke Schultert tragen mehr. Aber Einkommen aus Geldanlagen wird weniger versteuert als anderes Einkommen, obwohl da meist kaum eigene Arbeit drinsteckt.

      Eine Vermögenssteuer würde es auch fair machen.

      • @Arne Babenhauserheide:

        Steuern halbieren und Abschreibungen verbieten. Schon wäre genug Geld da ...

        Insbesondere bei denen die sehr viel verdienen, schafft man es sich "arm" zu rechnen und am Ende doch kaum Steuern zu zahlen.

      • RS
        Ria Sauter
        @Arne Babenhauserheide:

        Die Autorin zahlt bestimmt Steuern, ebenso wie ich und viele meiner Freunde Bekannten und Nachbarn.



        Trotzdem finden wir keine bezahlbaren Wohnungen weder in Berlin noch in unserer sehr kleinen Stadt.Die Angst vor der nächsten Mieterhöhung treibt alle um.



        Was nun?

        • @Ria Sauter:

          Ziehen Sie nach Sachsen. Dort stehen tw. 10% des Wohnungen leer. www.demografie-por...sonders-gross.html

          • @Rudolf Fissner:

            Ins braune AFD Ländle ??

            • @dator:

              Wer wenn nicht Nicht-Braune könnte das sicher ändern?