Laschets Warnungen vor Rot-Rot-Grün: Willkommene Gefahr

Der Kanzlerkandidat der Union hat das Schreckgespenst R2G aus dem Tiefschlaf geholt. Wer es sich genau ansieht, findet es gar nicht so bedrohlich.

Ein sehr zufriedener Armin Laschet mit vor offenbar klatschendem Publikum erhobenen Händen

Bei R2G wird ihm das Lachen vergehen: Armin Laschet beim Auftakt zum Wahlkampf, 21.08.2021 Foto: Markus Schreiber/ap

Endlich spricht mal wieder jemand über Rot-Rot-Grün! Es ist nicht die SPD, nicht die Linke und schon gar nicht die Grünen. Sondern CDU-Chef und Spitzenkandidat Armin Laschet höchstselbst. Dass er solch ein Bündnis als Gefahr für Deutschland bezeichnet, das Wohlstand verspielen würde, kann R2G-Fans nur freuen. Gefahren sollte man nämlich ernst nehmen, zumal wenn eine seriöse Quelle, wie ein amtierender Ministerpräsident, davor warnt.

In den vergangenen Wochen hat kaum noch jemand offen über ein solches Bündnis nachgedacht. Die Grünen schielten unverhohlen zur Union, SPD und Linke waren mit sich selbst beschäftigt. Rot-Rot-Grün schien schon ins Archiv verflossener Ideen einsortiert. Stattdessen gingen viele Be­ob­ach­te­r:in­nen davon aus, dass es sowieso auf eine Koalition zwischen Union und Grünen und möglicherweise der FDP hinausliefe.

Egal, wie man zu einem rot-rot-grünen Bündnis steht, es ist wohltuend, dass dieser Fatalismus über den vermeintlich feststehenden Ausgang der Wahl nun aufbricht. Die Sozialdemokraten mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz haben sich mit hanseatischem Stoizismus an die Union herangepirscht, beide liegen in einer aktuellen Umfrage gleichauf. Die Union und die Grünen schwächeln. Diese Entwicklungen machen Annahmen über mögliche Koalitionen unsicher und die Lage spannend.

Wähler:innen, die meinen, ihre Stimme bewirke sowieso nichts, können nun mobilisiert werden, denn wenige Stimmen könnten über den Wahlausgang entscheiden. Vielleicht wird diese Bundestagswahl tatsächlich zu einer Richtungswahl, in der die Bür­ge­r:in­nen zwischen einem mitte-linken und einem bürgerlich-konservativen Lager entscheiden. In der Abwägung lohnt es sich, nicht nur auf Warnungen zu hören, sondern selbst in den Wahlprogrammen zu stöbern:

Einen höheren Mindestlohn für Geringverdienende, eine Vermögensteuer für Reiche, ein Tempolimit für Ra­se­r:in­nen – das wären Gefahren, die mit Rot-Rot-Grün drohten. Gefahren, mit denen viele Menschen gut leben könnten.

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Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.

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