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Klimaschutz und KapitalismusScheitern? Muss nicht sein

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Es macht sich die Stimmung breit, dass die Energiewende zu langsam ist, um die Klimakatastrophe aufzuhalten. Dabei gibt es Anlass für Optimismus.

Durch den Umstieg auf Ökostrom sinkt der Endenergiebedarf im Verkehr und beim Heizen Foto: Jens Büttner/dpa

D ass Klima-Aktivist*innen eher pessimistisch sind, wenn es darum geht, ob die Klimakrise noch gestoppt werden kann, liegt auf der Hand. Ihre Rolle ist es, die Politik mit Kritik vor sich herzutreiben. Und so mehren sich rund um die Klimakonferenz, die derzeit im ägyptischen Scharm al-Scheich stattfindet, die düsteren Szenarien. Doch der Pessimismus ist nicht auf die Klima- und Umweltbewegung beschränkt.

Auch aus der Wissenschaft kommen laute Warnungen. So erklärte der Expertenrat für Klimafragen letzte Woche in einem Gutachten für die Bundesregierung: „Die bisherigen Emissions-Reduktionsraten reichen bei weitem nicht aus, um die Klimaschutzziele für 2030 zu erreichen – weder in der Summe noch in den einzelnen Sektoren.“

Und taz-Kollegin Ulrike Herrmann vertritt – in ihrem neuen Buch „Das Ende des Kapitalismus“ – die These, dass es ausgeschlossen sei, jemals genug Ökostrom zu erzeugen, um die Treibhaus­gas­emissionen auf null zu senken und gleichzeitig die Wirtschaftsleistung weiter zu steigern. Weil der Kapitalismus ohne Wachstum nicht funktioniere, lasse sich die Klimakrise darum nicht lösen, ohne ihn abzuschaffen.

Eine zentrale Grundlage für diesen Pessimismus ist die Aussage, dass Wind und Sonne – jene erneuerbaren Energien, die im Gegensatz zu Biomasse oder Wasserkraft praktisch unbegrenzt ausgebaut werden können und die darum in Zukunft den Großteil des Ökostroms liefern müssen – im Jahr 2020 gerade mal 7,7 Prozent des deutschen Endenergieaufkommens geliefert haben. Da scheint der Weg zu 100 Prozent Erneuerbaren bis zum Jahr 2045 tatsächlich kaum zu schaffen.

Ökostrom senkt Stromverbrauch

Doch diese Zahl führt in die Irre. Denn für den Fortschritt der Energiewende ist der Endenergieverbrauch der falsche Maßstab. Er lässt den Bedarf größer erscheinen, als er in der Zukunft tatsächlich sein wird. Denn durch den Umstieg von fossilen Kraftstoffen auf Ökostrom sinkt der Endenergiebedarf im Verkehr und beim Heizen: Ein Liter Diesel hat einen Energiegehalt von etwa 10 Kilowattstunden. Damit kommt ein Wagen der Golf-Klasse etwa 17 Kilometer weit. Ein vergleichbar großes E-Auto fährt mit 10 Kilowattstunden Strom über 50 Kilometer. Durch den Umstieg auf Elektroautos, die mit Ökostrom angetrieben werden, sinkt der Bedarf an Endenergie um 70 Prozent.

Ähnlich sieht es beim Heizen aus: Bei Gas- und Ölheizungen geht ein Teil der Energie verloren; aus einer Kilowattstunde Energie im Brennstoff entsteht also immer weniger als eine Kilowattstunde Wärme in der Wohnung. Bei einer Wärmepumpe ist es umgekehrt: Sie entzieht der Umgebung Wärme und erzeugt dadurch aus einer Kilowattstunde Strom 3 bis 5 Kilowattstunden Wärme. Beim Umstieg von einer fossilen Heizung auf eine Wärmepumpe, die mit Ökostrom angetrieben wird, sinkt der Endenergiebedarf also auf ein Drittel bis ein Fünftel – ohne dass es in den Wohnungen kälter wird.

Dazu kommt noch, dass jedes Jahr weitere 2 Prozent der Häuser gedämmt werden sollen, wodurch der Heizenergiebedarf sich meist mindestens halbiert. Auch wenn gleichzeitig der Wohnraum pro Person weiter steigen sollte, wird der Energiebedarf zum Heizen also stark sinken und die Umstellung auf Ökostrom damit viel einfacher, als viele Rechnungen von Energiewende-Skeptiker*innen nahelegen – auch wenn man den gewaltigen Bedarf berücksichtigt, der etwa mit der Umstellung der Stahl- oder Chemiebranche auf klimaneutrale Produktion einhergeht.

Trotzdem kann man aber natürlich zu Recht die Frage stellen, ob die Energiewende schnell genug gelingen kann. Schließlich haben ja viele Medien gerade berichtet, dass der Expertenrat warnt, Deutschland werde seine selbst gesteckten Klimaziele für 2030 verfehlen. Was in der Berichterstattung ein wenig unterging, war aber die Bedingung, an die diese Aussage geknüpft war: wenn die Emissionen weiterhin im gleichen Tempo sinken wie in den Jahren 2000 bis 2021.

Kipppunkt bei Solar und Windkraft

Doch dass die frühere Klimapolitik nicht ausreichend war, um Deutschland zumindest auf den 2-Grad-Pfad zu bringen, ist lange bekannt. Und genau aus diesem Grund hat die Ampelregierung ja nun vor, in den nächsten Jahren das Ausbautempo bei den Erneuerbaren zu vervierfachen, die Sanierungsrate bei Wohnhäusern zu verdoppeln, den Kohleausstieg vorzuziehen und ein schnelleres Ende des Verbrennungsmotors zu ermöglichen.

Dass diese Ankündigungen umgesetzt werden, kann man natürlich ebenfalls bezweifeln. Schließlich sind in der Vergangenheit schon oft klimapolitische Ziele formuliert worden, die niemals erreicht wurden. Doch es gibt durchaus Anzeichen, dass das diesmal anders sein könnte. Denn nicht nur beim Weltklima selbst gibt es sogenannte Kipppunkte – Ereignisse, die, wenn sie einmal eintreten, unaufhaltsame und sich weiter beschleunigende Reaktionen auslösen.

Auch aufseiten des Klimaschutzes gibt es solche Kipppunkte, und es sieht so aus, als ob einige gerade erreicht wurden: Strom aus Solarzellen und Windrädern ist jetzt so billig, dass sich ihr Ausbau in vielen Fällen ohne jede Subvention rechnet. Und auch bei Elektroautos, Wärmepumpen und Batteriespeichern hat der plötzliche Preisanstieg bei den fossilen Energien den Sprung in Richtung Wirtschaftlichkeit dramatisch beschleunigt.

Der Effekt ist jetzt schon zu sehen: Ob bei Erneuerbaren, Speichern, Wärmepumpen oder Elektroautos: Die Zahlen steigen zuletzt exponentiell. Und auch wenn sie am Anfang noch klein sind – das zumindest sollte ja von Corona hängen geblieben sein –, wachsen sie dann plötzlich sehr schnell. Einfach wird der Umstieg trotzdem nicht werden. Und ob er am Ende schnell genug kommt, hängt von vielen Faktoren ab – etwa ob es gelingt, Genehmigungsverfahren zu vereinfachen oder genug Fachkräfte aus anderen Branchen für diese Aufgaben zu qualifizieren. Politischer Druck wird darum nötig bleiben. Doch der verbreitete Eindruck, dass man ohnehin nur scheitern kann, ist dabei weder hilfreich noch gerechtfertigt.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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69 Kommentare

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  • Es gibt jede Menge gute Ideen, nur einig wird man sich nicht und deshalb wird einfach so weiter gemacht wie bisher.



    Gar nichts wird sich ändern.

  • windenergiezubau 2020 1400mw 2021 1900 mw 2022 voraussichtlich 2600 mw



    solarenergiezubau 2020 4800 mw 2021 5200 mw 2022 voraussichlich 10000 mw wärmepumpenzubau 2020 120 000 2021 150 000 stück und 2022 um einiges mehr

  • Die quantitative Betrachtung, daß man mit 1 l Diesel etwa 17 km weit kommt, aber mit der vergleichbaren Menge von 10 kWh in einem E-Auto 50 km, vernachlässigt den notwendigen Investitionsaufwand. Mit 2 Euro für 1 l Diesel sind sämtliche Kosten für Förderung, Veredelung, Steuern und Transport bis zur Tankstelle abgegolten. 10 kWh elektrisch mit derzeitigem Energiemix herzustellen, kostet etwa 4 Euro ab Steckdose. Selbst mit Erneuerbaren müsste zunächst die Grundlasttauglichkeit hergestellt werden, d.h. die Kosten für Speicherung und Wiederverstromung müssen bei Dunkelflaute im Preis der Kilowattstunde berücksichtigt werden. Diese Kosten werden derzeit überhaupt noch nicht in solchen "Vergleichsrechnungen" beachtet. Oder wollen wir in Zukunft auf freier Strecke im Zug übernachten, bis der Wind wieder weht und die Sonne scheint?

  • Mir fallen ein paar kritische Punkte ein, die (von Malte Kreutzfeldt) noch nicht berücksichtigt worden sind:



    # benötigte Ressourcen für neue Technologien im Spannungsfeld mit Ressourcenförderung einhergehender Umweltzerstörung und Ressourcenendlichkeit sowie bisher angestrebter Lösungsansätze (Ersetzen kompletter Produkte statt einzelner Bestandteile bspw. neue E-Autos statt Austausch des Antriebs, Festhalten an bisheriger ineffizienter Technologien wie Automobilität statt ÖPNV, Bahn & Fahrrad)



    # die neben der Klimakrise zweite zentrale Krise - die des 6. großen Artensterbens, hervorgerufen durch vielfältigen Eingriffe der Menschen, durch Raubbau an der Natur, Flächenversiegelung, Flächenverbrauch, Vergiftung usw.



    Auf die existenziellen Probleme müsste es im Kapitalismus eine Antwort in der Praxis/Realität geben. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass dieser keine liefern kann bzw. die Menschen und insbesondere Mächtige und Wohlhabende keine liefern wollen. Insofern bin ich da eher bei Ulrike Herrmann. Der Kapitalismus frisst seine Kinder.

  • Die Formulierung der ökologische Strom ist billiger geworden ist irreführend und wirdentlarvt, weil der fossile Strom teuerer wird. Die Einsparpotentiale sind schon da, werden aber gerne schön gerechnet. Bei der Wasserstoffspeicherrung ist der Wirkungsgrad unter 50% bei E-Fuels noch dramatischer. Wir müssen Energie sparen, speziell darf der Verbrauch nicht ausgeweitet werden. Das ein E-Auto 20kWh/100km brauch ist nicht absolut. Mein E-Auto kann ich mit unter 15kWh/100km fahren. Bei 120km/h Autobahngeschwindigkeit geht das aber nicht mehr. Der exponentielle Anstieg ist ein Naturgesetz. Der Wandel startet langsam und der Anstieg berschleunigt sich. Unterschätzt wird häufig aber noch technologischer Entwicklungsbedarf. Die Radikalisierung und Polarisierung wird der Sache nicht helfen, wenn wir die Gesellschaft mitnehmen wollen. Wieviele Staaten endgültig zum mitmachen bewegt werden können wird sich zeigem. Hier sind doch nun die Schwellenländer ein Proböem. Das darf natürlich nicht unsere Anstrengungen erlahmen lassen.

  • Auch der Energieverbrauch in Rechenzentren sinkt, aber das wird dann eben überkompensiert durch neue Anwendungen. Und diese Gefahr besteht auch, wenn Energie durch erneuerbare Energien billiger wird.



    Die entscheidenden Fragen sind:



    - wie teuer ist der Umstieg und wie wird das finanziert?



    - wie teuer wird die Energiespeicherung?



    - wie lange brauchen wir für den Umstieg auch gegen alle Arten von Widerständen?



    - und wie verträgt sich das Ziel der Energieeinsparung mit dem Kapitalismus, der seine Geschäfte mit denjenigen macht, die zahlungskräftig sind. Und die reichsten 1% der Bevölkerung blasen pro Person 20 mal so viel CO2 in die Luft wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Die Frage ist daher, wie man deren Energieverbrauch reduzieren kann, wenn Kosten bei dieser Klientel keine Rolle spielen.

  • Im Kabinett Altmeier war es kein Zufall, das Lobbyisten für Fosiele Energien zahlreich vertreten waren, genauso wenig auch kein Zufall, das man sich um das 10.000 Tausendfach beim angeblich so gefährlich Infraschall verrechnet hat.

    Infraschall war das Hauptargument der Windkraft Gegner (Umweltschützer?).

    So etwas wie Vogelschlag gibt es in der Praxis kaum und Moderne Windräder haben Sensoren, nähert sich ein Vogel, bleibt das Windrad stehen.



    Durch Autos Sterben deutlich mehr Vögel, die Windkraft ist da sehr weit hinten in der Statistik.

    Die Behauptung der vermeintlichen Umweltschützer, das man mit Erneuerbaren Energien keine Zuverlässige Stromversorgung Gewehrleiten kann ist schlicht weg Falsch und Klimaschutz ist Umweltschutz!



    Denn ohne Klimaschutz keine lebenswerte Umwelt, Wälder werden abbrennen und das leben auf der Erde für Zukünftige Generationen eher zum Überlebenskampf.

  • Ob eine statische Addition der heutigen Energieverbräuche Beweis genug ist, die Existenz der Möglichkeit von CO2-freiem Wachstum auszuschließen (Herrmann)/plausibel zu machen (Kreutzfeldt), bezweifele ich.

    Erfahrungsgemäß laufen Prozesse wie eine Energiewende dynamisch ab. Auch auf einer begrenzten Erde.

    Was auf jeden Fall in der Addition vergessen wurde ist tiefe Geothermie.

    + 25 % des Gesamtwärmebedarfs könnte durch tiefe Geothermie gedeckt werden

    + Das ist ganz schön viel. Der Wärmesektor macht 56 % des nationalen Energiebedarfs aus.

    + Mit Strom, z. B. aus Photovoltaik, oder aus Geothermie selber, ist ein CO2 freier Betrieb möglich.

    + Ist unabhängig von Tages- und Jahreszeiten konstant verfügbar.

    + Muss nicht importiert werden.

    + Die Betriebskosten halten sich in Grenzen.

    + Eine teure und aufwändige Wärmedämmung des großen Altbaubestandes kann entfallen.

    Quelle:



    www.ieg.fraunhofer...HGF%2002022022.pdf

  • Es ist gerade der Kapitalismus der die Energiewende möglich macht. Es sind Privatpersonen die in PV-Anlagen, Windräder, Biogas investieren und diese möchten ihr eingesetztes Geld ( mit Gewinn ) wiederhaben. Und solange der Staat sich die Energiewende finanzieren lässt, ohne selber was zu tun, ist dies auch gerechtfertigt.

    • 0G
      04405 (Profil gelöscht)
      @Günter Witte:

      ist es dann auch der Kapitalismus, der dafür sorgt, dass die Energiewende viel zu langsam läuft? Darauf läuft es doch gerade hinaus.

      • @04405 (Profil gelöscht):

        Wenn der Staat schon alles auf Privatpersonen abwälzt, muss er auch die Parameter so stellen das investiert wird. Höhere Preise für PV - und Wind Anlagen, dafür die Vergütung niedrig halten wird nicht für mehr Ausbau der erneuerbaren helfen. Wenn jetzt auch die Zinsen wieder steigen wird das Geld lieber fest angelegt. Das ist zwar Kapitalismus, aber der Staat könnte die Richtung steuern.

    • @Günter Witte:

      das privatpersonen und bürgerkollektive grüne energie favorisieren, brauch man doch keinen kapitalismus.

      Kapitalismus ist nicht die einzige wirtschaftsform, die profit macht.



      Bei kapitalismus geht es um ganz andere dinge, als gute technik einzusetzen und zu einem guten preis im markt zu positionieren.



      Das hat ncihts mit kapitalismus zu tun.

      bei kapitalismsu geht es um die anhäufung von massiven geldmengen ud macht, die die natürlcihe lebensgrundlage verzeert und defomerniert.

      das hat nichts mit privatpersonen oder genossenschaften zu tun, die von sozial engagierten unternehmen gute soziale energie kaufen.

      aber deswegen wählen ja auch so viele leute cdu und fdp, weil sie denken, kapitalismus ist gleich maximaler privater profit. ja, für manche leute ist die welt schon sehr einfach.

      • @Christian Will:

        Natürlich ist das Kapitalismus. Freie Entscheidungen, Eigentum und das Ziel damit Geld zu machen, alle klassischen Ingredienzien des Kapitalismus sind dort vertreten.

  • Die Argumentation, dass elektrische Energie effizienter genutzt werden kann, als fossile Energieträger stimmt. Der Endenergieverbrauch wird somit gesenkt.



    Auf Seite der Energiebereitstellung wird es aber vielleicht ein wenig ineffizienter. Die Seite wurde leider komplett ausgelassen. Elektrische Energie lässt sich halt nicht mit 100% Wirkungsgrad speichern, nicht über Batterien, erst recht nicht über Wasserstoff oder irgendeinen anderen chemischen Stoff.



    Der Optimismus sollte nicht zu groß werden ;)

  • @DR. MCSCHRECK

    Es scheint aber immer noch mehr als genug Investorkapital zu geben [1], das darauf wettet, uns die Welt unterm Hintern zu zerstören.

    Diese Unternehmen delegieren doch das "grüne Gedöns" an die PR-Abteilung.

    Selbst auf der COP27 wimmelt es gerade von Öllobbyisten.







    [1] www.theguardian.co...rowth-report-finds

  • DR. MCSCHRECK

    Wenn Sie glauben, was die "Abteilung Öffentlichkeitsarbeit" dieser Unternehmen von sich gibt, dann kann ich Ihnen auch nicht mehr helfen.

    • @tomás zerolo:

      Ich interessiere mich weniger für die PR Abteilung als für die IR Abteilung, Investor Relations. Die Anleger wollen in Unternehmen investieren, die nicht Richtung Bedeutungslosigkeit gehen, sondern zukunftsfähig sind. Da hilft es wenig, wenn man den Weg zum Abgrund etwas verzögert.

  • Richtig ist an der Argumentation von Ulrike Herrmann, dass Kapitalismus notwendigerweise Wachstumszwang beinhaltet. Richtig ist auch, dass wir dem Kapitalismus die ökologische Krise zu verdanken haben.



    Das heißt aber nicht, dass wir den Klimawandel nicht auch innerhalb des Kapitalismus aufhalten können.



    Es fehlt bei der Argumentation der Zwischenschritt, nämlich das spezifische Naturverhältnis, das mit dem Kapitalismus einhergeht. Und dieses extrem zerstörerische Naturverhältnis besteht solange der Kapitalismus besteht.



    Vielleicht werden wir den Klimawandel innerhalb dieses Systems aufhalten können, an dem zerstörerischen Verhältnis zu unserer Umwelt ändert sich dann aber trotzdem nicht allzu viel. Es ist also durchaus möglich, dass wir den Klimawandel in den Griff bekommen und den Planeten trotzdem zerstören.

    • 0G
      04405 (Profil gelöscht)
      @Taugenichts:

      ich würde die Kritik noch erweitern: Formal leben wir in der Demokratie, liberale Version, nicht im Kapitalismus. Dass de-facto kapitalistische Kräfte viel zu großen Einfluss bei fast keiner Kontrolle hat, wurde schon von den liberalen Theoretikern der ersten Generation als ernstes Problem vorweg genommen, den Ordoliberalisten. Diese haben argumentiert, dass Marktwirtschaft ohne Reglementierung und Kontrolle nicht funktionieren kann, jedenfalls nicht zum Nutzen der Gesellschaft.

      Die ersten offensichtlichen Folgen waren soziale Verwerfungen inklusive Fortsetzung der kolonialistischen Weltordnung als "globaler Süden". Die Zerstörung unserer Lebensgrundage inklusive Klimawandel ist das jüngste erschreckende Beispiel, warum vollständige Deregulierung der Märkte in eine Katastrophe führen muss.

      Ein Kapitalismus ohne Kontrolle und Regeln wird auch diese Katastrophe, die er selbst bewirkt hat, nicht abwenden. Selbst wenn es technisch und per Marktkräften prinzipiell möglich wäre. Es braucht endlich effektive Kontrolle und Regeln für die Märkte, auch die "Fördern statt Fordern" Ausformulierung der Habeckschen Investionssteuerung wird nicht helfen.

  • Wenn man Zahlen über Umweltzerstörungen in China liest, dem Land, aus dem wir Computer, High Tech, Sonnenkollektoren, seltene Erden etc. beziehen, kann einem schlecht werden, so gnadenlos ist die Bestandsaufnahme eines chinesischen Wissenschaftlers, der darauf hinweist, dass das ökologische System des Landes aufgrund der hohen Exportrate fragil und sehr verletzlich sei, so dass klar sei, dass China nicht den Pfad der bereits entwickelten Ökonomien gehen könne und Nachhaltigkeit Trumpf sei.

    Diese Zerstörungen sind bisher in keinem Bild-Atlas verzeichnet, der Schülern klar machen könnte, wie verlogen und zerstörerisch unser derzeitiges globales Wachstumsmodell ist.

    Laut dem chinesischen Wissenschaftler müsse in China ein nachhaltiges Top-Planungssystem im Sinne von Xi Yingpig geschaffen werden, denn Engels sagte: "Man is a product of nature, developed in his own environment and with this environment“.



    Präziser lässt sich das Problem des Kapitalismus und des daraus resultierenden Klimawandels kaum beschreiben.



    Malte Kreuzfeldt und der große Planer Xi Yinping glauben an dasselbe:



    Klimaschutz ist ein rein technologisches, planbares Problem, plus Kreislaufwirtschaft und permanenten Wachstum.



    Aber sie vernachlässigen den Resourcenfluch 4.0, da mit der Digitalisierung ein



    erneuter Anstieg globaler Materialströme und ein vermehrter Energieverbrauch einhergeht und die



    „Dematerialisierung (als) uneinlösbares Versprechen der Industrie 4.0“ (Pilgrim) zu gelten hat.



    Laut dem Soziologen Georg Jochum "deutet sich an, dass den auf technologische Innovation und eine Green Economy setzenden Nachhaltigkeitskonzepten kein echtes utopisches Potential zur Einleitung eines Übergangs hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft innewohnt, sondern diese die ökologischen Probleme eher vertiefen – zumindest dann, wenn sie mit der Utopie eines nachhaltigen Wachstums verknüpft werden".

    Zeit für eine Kulturrevolution!

    iopscience.iop.org...5/153/6/062067/pdf

  • Sozialistische Lösungen werden wie bei allem in der Vergangenheit nur hinterherhinken. Bei der Lebenserwartung, beim verringerten CO2-Ausstoß, beim Wohlstand usw.

    Ein eingehegter Kapitalismus, wie wir ihn schon haben und wo noch viel Musik drin ist, wird schneller reagieren können als einzelne staatliche Schnarchnasen

    • 0G
      04405 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Klingt ein bisschen nach Radio Eriwan. Können liberale Märkte die Klimakatastrophe abwenden? Im Prinzip ja, wenn sie nicht mehr liberal wären.

    • @Rudolf Fissner:

      Dass Sie immer noch von “sozialistischen Lösungen” sprechen, als Gegenentwurf zum (selbst)zerstörerischen Kapitalismus … der Sozialismus ist mausetot, nur ein Schreckgespenst in den Köpfen derjenigen, die irgendwie in den Achtzigerjahren steckengeblieben sind.



      Das Problem: wenn wir von gesellschaftlicher Transformation - wie unser “Meisterphilosoph” Robert Habeck - und dergleichen sprechen, wissen wir heute nur schemenhaft, wohin die Reise gehen soll … mit oder ohne Kapitalismus und wenn nicht, was dann? (Ja, vielleicht sind auch wieder fragmentarische sozialistische Ideen dabei, aber nicht mehr als geschlossener ideologischer Gesellschaftsentwurf … ich nenne das mal “angepasste linke Strategie”.)



      Und bleibt nur nicht mehr viel Zeit, über Alternativen nachzudenken bzw., ob die globalen ökologischen und sozialen Krisen systemimmanent gelöst werden können … denn bald müssen wir darüber überhaupt nicht mehr nachdenken, wenn’s ums nackte Überleben geht, wie für viele Menschen im globalen Süden jetzt schon.

      • @Abdurchdiemitte:

        "fragmentarische sozialistische", "ich nenne das mal 'angepasste linke Strategie'” & "bleibt nur nicht mehr viel Zeit, über Alternativen nachzudenken" ist viel zu wenig. Ist bisher nahezu nichts. Das ist bisher nur ein Schneckentempo. Was von der Seite kommt ist ein unverantwortliches Nichts.

        • @Rudolf Fissner:

          Ja, und Sie wollen immer noch den kläglichen Rest der am Boden liegenden (sozialistischen) Drachenbrut mit großer Geste mit dem Schwert erschlagen, wie es Wolf Biermann einst formulierte … nur können es wohl nicht diese kläglichen Überreste sein, die Sie dafür noch zur Verantwortung ziehen wollen, dass die Erde jetzt baden geht.



          Da sind längst andere Kräfte am Wirken.

    • @Rudolf Fissner:

      "Ein eingehegter Kapitalismus, wie wir ihn schon haben..." Witz der Woche?

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    @AXEL DONNING: Als jemand, der die Natur, so wie sie vor Zeiten war, sehr geliebt hat, bin ich auch eher bei Ulrike Herrmann. Ich habe sie ja schon oft zitiert.



    Der Verlust der natürlichen Ressourcen durch Artensterben etc (wesentlich verursacht durch "grüne" Landwirtschaft mit Maismonokulturen, angeschlossener Massentierhaltung und Güllekraftwerken), wird sicherlich durch Optimisten mittels Ökoenergie in Laboren ausgeglichen werden. Lebensmittel aus Bio-Reaktoren usw. Das ist eine logische Konsequenz.Wer braucht Insekten und Vögel?



    [/sarkasmus off]

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Was ist an "Maismonokulturen, angeschlossener Massentierhaltung und Güllekraftwerken" bei ihnen "Grüne" Landwirtschaft?

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        All das wird unter dem grünen Label "Bioenergie" betrieben. Die angeschlossene Massentierhaltung ist ein logisches Folgegeschäft.



        Ich vergaß noch, den Pestizideinsatz für die Vorbereitung und die laufende "Versorgung" des Maisanbaus zu erwähnen.



        Die "guten" "Landwirt:innen" haben allerdings auch Photovoltaik auf den Dächern der Schweineställe... Bringt guten Ertrag.

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Bei dem Label Greenwashing- "Bioenergie" aus Maismonokulturen bin ich voll bei Ihnen. Ihre Einordnung von Massentierhaltung und Güllekraftwerke als "grüne" LW ist aber immer noch null nachvollziehbar.

          Photovoltaik auf Ställen hat wohl mehr mit Vernunft als "gut" zu tun. PV ist längst an einem Punkt angekommen wo sie sch bezahlt macht.

  • "Dass Klima-Aktivist*innen eher pessimistisch sind, wenn es darum geht, ob die Klimakrise noch gestoppt werden kann, liegt auf der Hand."



    Aktiv wird man doch eher, wenn da noch Hoffnung ist.



    Mir macht langfristig das Gespenst der Sättigung des Marktes Sorgen und auch im regenerativen Sektor wird diese eintreten. Wachstum bedeutet immer Ausbreitung und damit Verdrängung der natürlichen Umwelt. Der Umbau des Energiesektors ist zwar in diesem Sinne noch kein Wachstumsmoment, da er ersetzt, doch was kommt danach?



    Ein Wachstum muss enden, und das geht nicht mit einem kapitalistischen Wirtschaftssystem.

    • @zeroton :

      Vielleicht sollte man konkret an einer Stelle anfangen wo das Wachstum enden soll.

      Z.B. keine weiteren Flächenausweisungen für Gewerbegebiete. Oder Förder- und Wohngeld entsprechend eine max. Wohnfläche pro Person. Emissionshandel auch für den Verkehr.

      • @Rudolf Fissner:

        Damit kommt das kapitalistische System nicht mehr zurecht. Es ist ein schlechter Erhalter des Status quo; Ein schlechter Wartungstechniker, denn es wäre nichts anderes als die Wartung des Systems. Begrenzter Kapitalismus - den gibt es nicht. Wir brauchen denke ich einen neuen Begriff für das was einerseits marktwirtschaftlich, anderseits eng dem ökologischen Diktat unterliegend organisiert ist. Letzteres erfordert aber einen so engen Handlungsrahmen für die Marktteilnehmer, dass die technologische Dynamik und damit die Gewinntracht so eingedämmt wird, dass dieses System eben nicht mehr als kapitalistisch bezeichnet werden kann.



        Denn das Primat dieser Gesellschaft wäre nicht mehr die Mehrung des Wohlstands, sondern Erhalt der Umwelt für folgende Generationen.



        Ich denke wir stehen vor der Herausforderung, eine neue Gesellschaftsform zu finden, die fern der Diktaturen des Proletariats und des freien Marktes liegen. Begriffe wie Ökodiktatur zeigen, welche Ängste mit solchen Gedanken einhergehen, und ich bin besorgt darüber, dass man zu viele Menschen für ein solches neues System nicht begeistern kann.

        • @zeroton :

          Flächenausweisungen für Gewebe sind ein klassisches Beispiel stattlicher Planungshoheit. Da sowohl die Privatisierung wie auch die staatliche Flächennutzungsplanung nicht ihr Ding sind, was dann?

          Und was ist mit "Gewinntracht eindämmen" gemeint? Verbot von Lohnstreiks? Riesige Werbeplakate an den Straßen, die zum richtigen Denken auffordern?

          "solches System" ist mir zu wenig. Das ist noch nicht einmal als Luftnummer beschrieben.

          • @Rudolf Fissner:

            " Da sowohl die Privatisierung wie auch die staatliche Flächennutzungsplanung nicht ihr Ding sind, was dann?"



            Hinein interpretiert!



            Ich habe den Eindruck, Sie glauben, dass was ich andenke, bestünde bereits. Zum anderen habe ich die Privatwirtschaft nicht zur Disposition, sondern deren kapitalistische Verwertbarkeit infrage gestellt. Das was Sie bzgl Flächennutzungsplan vorschlugen, ist nicht verkehrt. Beantworten konnte ich den Beitrag noch nicht in meinem vorherigem, da ihrer da noch nicht freigeschaltet war. Grundsätzlich hatte ich aber bedenken dazu schon geäußert, das dies mit vielen Menschen nicht machbar ist; Dafür bekommst du keine Mehrheiten. Ich glaube, grundsätzlich sehen Sie das so ähnlich wie ich, was solches System von Nöten hat, doch glaube ich, dass es mit Kapitalismus nicht mehr vereinbar ist. Was mir vorschwebt, und das ist keine Luftnummer, sondern dringend nötig, ist eine ökologisch-soziale Marktwirtschaft mit extremst starkem Reglement und damit Wohlstandseinbußen. Die Erlangung von Wohlstand rückt in solcher Gesellschaft als Motiv weit nach hinten, der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen an erste Stelle. Ich befürchte nur, dass was zwingend nötig ist, keine Mehrheiten findet, nicht zuletzt deshalb, weil Apologeten der Kapitalwirtschaft dies weiter torpedieren werden.



            Herr Fissner, wenn wir im binären Denken der Gesellschaftsordnungen verhaftet bleiben, dann können wir uns jeglichen Disput darüber sparen.

  • Der stattfindende Klimaschutz läßt sich auch gut mit dem in Großställen stattfindenden Tierschutz der Nutztierzüchter vergleichen.

    So, wie ein paar Minimalmaßnahmen in so vielen Großställen den dort bis zur Schlachtung gequälten Tieren keineswegs ein artgerechtes Leben ermöglichen, so sind auch die bisherigen Maßnahmen zum Klimaschutz weitgehend lediglich eine Tünche, um den Gewinnlern der bisherigen Klimazerstörung auf etwas andere Weise weiterhin ihre Profite zu sichern.

    • @wxyz:

      Natürlich ist das Tünche, aber wissen wir denn überhaupt, wohin die Reise stattdessen gehen soll (also, da ich nicht verallgemeinern will, sage ich: ich zumindest weiß es nicht)?



      Und da Sie den Tierwohl-Aspekt ansprechen: so funktioniert die Marktwirtschaft eben, dass neben der Massentierhaltung, die quantitativ - trotz Gamnelfleisch-Skandalen, Schweinepest, Rinderwahnsinn und allen weiteren Unappetitlichkeiten, die diese Form der Tierhaltung nun mal mit sich bringt - überhaupt keine Marktanteile verloren hat, ein ökologisches oder artgerechtes Segment existiert … das hat quantitativ sogar zugelegt hat. Selbstbeweihräucherung und Imagepflege fürs neogrüne und woke wohlstandsbürgerliche Publikum. Wo Küchenmeister Schmalhans das Regiment fuhrt und trotzdem Fleisch auf den Tisch muss - warum auch nicht? - wird immer noch auf das “Bauernglück” aus dem Aldi-Regal zurückgegriffen (Zynismus-Modus aus).

  • Einfälle statt Einfalt



    Der Grundtenor "wir können das gemeinsam schaffen" gefällt mir gut.



    Es ist erfreulich, dieses Statement vom amerikanischen Präsidenten zu hören.



    Die katastrophalen Ansichten Trumps hatte ich bis zu den Wahlen erfolgreich verdrängt.



    Natürlich ist eine Überprüfung der gesetzten Ziele notwendig.



    Die ewige Kritik: " zu wenig", "nicht schnell genug" , ist jedoch nicht zielführend.



    Niemand liebt Kritik an sich selbst und sollte mit dem Vergeben daher auch etwas sparsamer sein.



    Positiv verstärkend ist dass, wie man/ frau auch die eigene Arbeit betrachtet sehen möchte.



    Ich bin froh, dass wir in diesen Zeiten die Ampelregierung haben.



    Wie eine konservative Regierung agiert, oder eben nicht, sehen wir in Großbritannien.



    CDU und FDP haben sich ja sowohl für generelle AKW Verlängerungen, als auch Fraking ausgesprochen.



    Dass die CDU und CSU Regierungen der Länder in den letzten Jahren auf der Bremse standen, was den Ausbau Erneuerbarer betrifft, hat sich ja mittlerweile rumgesprochen.



    Es wäre zu befürchten, dass einer solchen Konstellation noch Schlimmeres einfällt.

  • "... der verbreitete Eindruck, dass man ohnehin nur scheitern kann, ist dabei weder hilfreich noch gerechtfertigt."

    Muss wohl. Pessimismus können wir uns nicht leisten.

    Mir dreht sich jedoch der Magen um, wenn ich sehe, wieviele Lobbyisten aus der Ölbranche sich auf der COP27 tummeln [1]. Es wimmelt nur so davon.

    Alles was Geld und Macht in diesem Bereich hat bringt sich noch in Stellung, möglichst viel für sich zu raffen. Als stünde der Weltuntergang bevor.

    Manche sagen, Kapitalismus sei mit der Erhaltung der Welt unvereinbar. Ich enthalte mich mal hier eines Urteils. Ungebremste Gier ist es, jedoch.

    Was für ein Ausmass an Arroganz und Vernagelheit diese Leute so aufbringen können ist hier[2] schön nachzulesen.

    Die nächsten, die sich über einer Erbsensuppe die Hände überm Kopf schlagen, die lache ich aus.

    [1] www.theguardian.co...p27-climate-summit



    [2] www.theguardian.co...118f08786f8dfac8b2

    • @tomás zerolo:

      Ich weiß nicht, warum Lobbyisten der Ölbranche dort sind. Ich weiß aber, dass BP und Shell bereits dabei sind, sich vom Öl zu verabschieden und auf Wasserstoff umzurüsten....natürlich nicht 2025, aber längerfristig durchaus.

      • @Dr. McSchreck:

        lustig... nachdem Shell 1980 Jahren den Klimawandel erst selbst bestätigte und dann Studien finanzierte um Zweifel am menschengemachten Klimawandel zu sähen.

        Ich weiß schon warum Lobbyisten der Ölbrache dort sind...

        Und zwar um die Ziele zu verwässern und möglichst viel Zeit zu gewinnen.

        BP und Shell haben sich bissher nicht nennenwert umgestell und keine erkennbaren Anstrengungen unternommen. Das ist bissher zu 99% Marketing, so wie auch das Logo von BP.

        Da wird ganz viel laut angekündigt aber wenn man sich mal die Geschäftsberichte anschaut... ist nix dahinter.

        Klar wissen diese Unternehmen, dass sie irgendwann einmal umsatteln müssen. Aktuell wird aber noch alles investiert den Zeitpunkt so weit es geht in die Zukunft zu verschieben.

        Leider Sehr Erfolgreich.

        Auch die beiden von Ihnen genannten Unternehmen investieren in neue Fossile Quellen. Das würde ich nicht "Umrüsten" nennen.

        Greenwashing passt besser.

  • Vielen Dank für den Beitrag. Im Modell schwer vorstellbar aber der Optimismus hat schon oft den Grundstein gelegt.

  • Letztendlich sind Innovationen der richtige Ansatzpunkt.



    Wenn man nur auf das schaut, was heute machbar ist, wird die Krise unvermeidlich und man nähert sich den Depressionen.



    Andererseits haben in den letzten 10 Jahren neue Technologien die regenerative Energie wettbewerbsfähig gemacht. Daher gibt es keinen Grund zu zweifeln dass noch mehr möglich ist - qualitativ und quantitativ!

    • @alterego:

      Die Strategie sich voll und ganz darauf zu verlassen, dass wir schon noch eine einfach Lösung für das Problem erfinden werden ist aber eben eine die mit extremen Risiken behaftet ist. Klüger wäre es mit den heute verfügbaren Mitteln einen sicheren Weg einzuschlagen, statt weiterhin ungebremst auf den Abgrund zuzurasen. Wenn dann plötzlich übermorgen der tragbare Fusionsreaktor serienreif sein sollte, könnte man den ja immer noch dafür nutzen wieder grenzenlosen Konsum zu zelebrieren.

  • "Bei einer Wärmepumpe ist es umgekehrt: Sie entzieht der Umgebung Wärme und erzeugt dadurch aus einer Kilowattstunde Strom 3 bis 5 Kilowattstunden Wärme."

    Die Wärmepumpe als solche ist sicherlich eine gute Sache. Allerdings muss der Strom zum Betrieb erst erzeugt werden so oder so - und selbst die EE haben einen ökologischen Rucksack. Ich bezweifle daher, dass die Rechnung so glatt aufgeht.

    Jeder schneidet sich aus der Wurst (Energieumwandlungskette) das Stück aus der Mitte heraus, das ihm für seine Argumentation genehm ist.

    • @Waage69:

      Ich würd die Wurst am Ende abschneiden. Z.B das Ziel auszuschreiben, dass in 20 Jahren die durchschnittliche Wohnfläche pro Person halbiert wurde

      Und die Wohnungen sind dann natürlich ordentlich gedämmt und auch mit Wärmepumpen ausgestattet.

      Das ergäbe eine Halbierungdes Heizbedarfs, eine drastische Reduzierung des Neubaubedarfs, das Freiwerden von Wohnungen für die jetzt Pendelnden, viel geringere Mieten pro Person, frei werdende Ressourcen für andere Klimaschutzprojekte

    • @Waage69:

      Bei der Endenergiemenge werden aber auch schon Strom und Wärmeenergie miteinander vermischt und gemeinsam betrachtet.



      Natürlich muss der Strom erst hergestellt werden, es werden trotzdem nur ein Drittel der Kilowattstunden gebraucht, wie bei einer Gaslieferung. Und wenn der Strom ohne fossile Träger hergestellt wird, ist auch der Wirkungsgrad von Gaskraftwerken irrelevant.

  • Solange wir kapitalistisch kalkulieren müssen, ist jede Rechnung in Bezug auf Rohstoffpreise und der Umstellung auf erneuerbare Energien aufgrund von voraussehbaren Engpässen in Verbindung von Spekulationsgeschäften ein Glaubenskrieg. Besser ist es, sich gleich auf eine neue Wirtschaftsordnung einzurichten, die sich daran ausrichtet, die wichtigsten Maßstäbe zu erfüllen: Hungern und Frieren zu vermeiden und abzuklären, welcher Luxus (Flucht aus dem alltäglichen Stress durch vermeintliches Urlaubsbedürfnis, Selbstdarstellung durch PS-Protzerei, private Pools und Schlösser) vermeidbar ist, schließlich geht es um ein Überleben und gleichzeitig auch um eine gerechte Aufteilung von akzeptabler, emanzipierter Arbeit und der Verteilung seiner Ergebnisse. Die Globalisierung beweist doch: Da wo es nichts mehr zu holen ist (zum Beispiel im Osten), ziehen die Profitmacher weiter und vernichten Existenzen und zwar so, dass die keine Abnehmer für ihren Sch... mehr finden, die sie reinlegen können. Abstellen der Schlote ist der einzige Rettungsweg in dieser Klimakatastrophe, der Glaube an Wachstum und Fortschritt in diesem Stadium ist reine Augenwischerei !

    • @Dietmar Rauter:

      Diese Wirtschaftsordung gab es ja schon und gibt es noch an manchen Orten. Das Problem ist, dass sie früher oder später scheitert, sobald Probleme auftauchen, für die dann irgendwelche Kommissionen gebildet werden. Da ist eine Marktwirschaft viel effizienter, wo der beste Problemlöser sehr stark profitiert. Ein Musk hat das schon 2 x geschafft, mit Paypal und Tesla.

  • Is wie inne Schule: Kaum haste bisschen was gelernt, gipps Hauaufgaben. Allein die 3 hier verlinkten PDFs: 11 + 48 + 96 Seiten. Puhuuuh. An die Arbeit ...

  • "Strom aus Solarzellen und Windrädern ist jetzt so billig, dass sich ihr Ausbau in vielen Fällen ohne jede Subvention rechnet. "



    Stimmt, aber nur, solange es fossile Kraftwerke als Backup gibt.



    Wenn es die nicht mehr gibt, werden Saisonspeicher erforderlich. Die machen max. EINEN Vollzyklus im Jahr. Kann sich jeder ausrechnen, wie dann die Wärmepumpen im Winter den Strompreis hochjagen werden, wenn die Kapitalkosten der Speicher auf den Strompreis umgelegt werden.

  • // Dazu kommt noch, dass jedes Jahr weitere 2 Prozent der Häuser gedämmt werden sollen, wodurch der Heizenergiebedarf sich meist mindestens halbiert. //

    Nein, definitiv nicht. Das sind alles theoretische Werte die niemals in der Praxis erreicht werden.



    Außerdem haben die Leute künftig viel weniger Geld für die ganzen theoretischen Energieeinsparungen.

    • @Der Cleo Patra:

      Je teurer das Heizen, desto früher lohnt es sich, ein wenig Geld für Energiesparmaßnahmen aufzuwenden, das dann sehr schnell wieder reingeholt wird.

      • @Dr. McSchreck:

        Wand- und Dachdämmung und evt. neue Fenster sind nicht ein wenig Geld.

  • Der Kapitalismus und der Wachstumszwang hat aber nicht nur ein Problem mit dem Klimaschutz, sondern auch eines mit anderen, sich dramatisch verschlechternden Umweltbedingungen (nehmen wir mal den Flächenverbrauch und das Artensterben). Würde das Klimaproblem wider Erwarten gelöst werden, würde allein das Artensterben und der damit verbundene Kollaps der Ökosysteme ausreichen, um mit unser derzeitigen Wirtschaftsweise voll vor die Wand zu fahren. Dürfte ich darauf wetten, welche Zukunftsprognose am Ende realistischer ist, bei der Wahl zwischen der von Malte Kreuzfeld und der von Ulrike Herrmann, würde ich alles auf Frau Herrmann setzen.

    • @Axel Donning:

      Wachstum bedeutet nicht nur "mehr Ertrag" sondern auch "gleicher Ertrag bei weniger Aufwand". Es gibt in diesem Sinne noch enorme Möglichkeiten für Wachstum in allen Bereichen.

      • @Dr. McSchreck:

        In der Theorie vielleicht - in der Praxis lässt sich davon nichts erkennen. Oder hätten Sie vielleicht ein paar gute Beispiele für so etwas, wo dann am Ende nicht der Rebound - Effekt zugeschlagen hätte?

        • @Axel Donning:

          Computer, Kühlschränke u.v.a - ein Computer, der so leistungsfähig wäre wie heute ein Smartphone wäre vor 430 Jahren so groß gewesen wie ein Hochhaus.

          • @Dr. McSchreck:

            Nur, dass wir keine 430 Jahre mehr Zeit haben. Unsere Zeit läuft exakt jetzt ab!

  • Der Kapitalismus und der Wachstumszwang hat aber nicht nur ein Problem mit dem Klimaschutz, sondern auch eines mit anderen, sich dramatisch verschlechternden Umweltbedingungen (nehmen wir mal den Flächenverbrauch und das Artensterben). Würde das Klimaproblem wider Erwarten gelöst werden, würde allein das Artensterben und der damit verbundene Kollaps der Ökosysteme ausreichen, um mit unser derzeitigen Wirtschaftsweise voll vor die Wand zu fahren. Dürfte ich darauf wetten, welche Zukunftsprognose am Ende realistischer ist, bei der Wahl zwischen der von Malte Kreuzfeld und der von Ulrike Herrmann, würde ich alles auf Frau Herrmann setzen.

  • "Auch wenn gleichzeitig der Wohnraum pro Person weiter steigen sollte, wird der Energiebedarf zum Heizen also stark sinken und die Umstellung auf Ökostrom damit viel einfacher als viele Rechnungen von Energiewende-Skeptiker*innen nahelegen – auch wenn man den gewaltigen Bedarf berücksichtigt, der etwa mit der Umstellung der Stahl- oder Chemiebranche auf klimaneutrale Produktion einhergeht."

    Diese Behauptung ist doch relativ steil: Der Bedarf in der Produktion besteht eben nicht nur in der Wärmebereitstellung, sondern vor allem in der bisher völlig neuen Substitution von Grundstoffen. Und hier liegt der Wirkungsgrad z.B. bei der synthetischen Herstellung von Ethanol bei gerade einmal 10 - 15 %. Anders ausgedrückt: Um einen Liter Ethanol herzustellen benötige ich ca. 100 kWh an (grünem) Strom. In dem Liter stecken aber nur ca. 8 kWh Energie. Damit sind die ganzen im Artikel aufgezählten Bilanzgewinne (E-Autos, Wärmepumpen,...) wieder in der Tonne. Strom ist außerdem eine höherwertige Energieform als Wärme oder mechanische Energie.

  • Danke für den Artikel. Mir fehlt ein Aspekt oder ich habe ihn überlesen. Es gibt jetzt endlich Groß-Speicherlösungen, die auch schon gebaut werden, so dass überschüssiger Strom aus Sonne und Wind nicht mehr ein Problem ist, weil er das Netz überlasten könnte, sondern tatsächlich - zeitversetzt - verwertet werden kann. Die Speicher sind noch nicht fertig - aber immerhin schon so weit ausgereift, dass man mit dem Bau beginnen kann.

    • @Dr. McSchreck:

      Wird aber noch eine Weile dauern. Egal welche Speicherarten man favorisiert, deren Größenordnungen liegen im Hundert TWh-Bereich unter der Annahme einer kompletten Dekarbonisierung des Autoverkehrs und der Herstellung aller Energieeffizienz- und sonstigen Einsparmaßnahmen. Alle Experten betrachten den Umbau zur Klimaneutralität bis 2035 als unrealistisch. (auch Quaschning oder Rahmstorf )



      Man könnte natürlich entgegnen, dass die skeptischen Betrachtungen die Dynamik, die hinter jeder disruptiven Technologie steckt (bzw. welche die Technologie erst auslöst), nicht gebührend berücksichtigen. Tony Seba gehört ja zu den Vorreitern dieser Idee im Bereich der transformativen Energierevolution (z.B. www.youtube.com/watch?v=z7vhMcKvHo8) und er sieht ja auch für Deutschland keine Probleme, die Klimaneutralität zügig und ohne Wirtschaftseinbußen (ganz im Gegenteil) zu erreichen. Ich vemag nicht zu beurteilen, ob er da richtig liegt, zumindest, was die Zeit angeht. Aber sicher bin ich mir- und die Geschichte lässt daran keine Zweifel, dass alle technologischen Durchbrüche –und sei es ein mRNA-Vakzin oder ein "Teslamobil"-nicht erzielt werden, wenn die Menschheit sich von der im Kern antikapitalistischen Logik einer Mangelverwaltung leiten lässt. Ja, sie erscheint den Menschen einfache Erklärungen zu geben, aber vielleicht verkennt sie die komplexen dynamischen Wechselwirkungen zwischen Wachstum, Wohlstand und Fortschritt. Ohne die Folgen des Klimawandels kleinreden zu wollen, aber ständig so zu tun, als hätte Wachstum nur negative Seiten für die Menschheit gebracht, ist absurd; die WHO-Berichte zu Armut, Lebenserwartung, Kindersterblichkeit, Hunger etc. im globalen Süden sprechen eine eindeutige Sprache.



      Ich weiß nicht, wie ob die Degrowth-Fantasie von Frau Herrmann in Zeiten wachsender und nach Wohlstand und Bildung strebender Weltbevölkerung die immensen Probleme löst oder verschlimmert, befürchte aber letzteres.

      • @Jutta57:

        Gerade die Impfstoffe sind doch das perfekte Beispiel für eine genau gegenteilige Argumentation: Diese wären niemals ohne die langjährige, vom Staat finanzierte Grundlagenforschung möglich gewesen. Erst in der Endphase wurde „ausgegeündet“, mitsamt der auf Staatskosten ausgebildeten Forschenden. Wie immer: Kosten sozialisiert, Gewinne privatisiert, Glückwunsch an die Apologeten des Kapitalismus!

        • @Charlotte1234:

          www.jci.org/articles/view/129122



          Ich weiß , wie viele Menschen davon überzeugt sind, dass die Arzneimittelindustrie wenig oder gar nicht forscht und dass akademische Labors eigentlich Arzneimittel entdecken. Klinische Studien sind ja keine Forschung. Seit den 1980ern ist das allerdings Mythos, aber die Ansicht, dass die Industrie lediglich akademische Entdeckungen zu Geld macht, spiegelt das begrenztes Verständnis der von der Pharma- und Biotech-Industrie geleisteten Arbeit wider. Die Forschung und Entwicklung der RNA-Technologie z.B. reicht mehr als ein Viertel Jahrhundert zurück und wurde im Wesentlichen privat finanziert (von Firmen wie Alnylam, Moderna, Dicerna, Biontech und zig anderen; und ja ursprünglichen Patente wurden in der Tat von der Akademia verkauft. Was glauben Sie wie sich die oder das NIH finanziert). Dazu:writtendescription...ublic-funding.html



          die Autorin befasst sich auch mit den Investitionsrenditen der Forschung für die Öffentlichkeit, mit der Frage, ob jeder "doppelt zahlt", wenn solche Forschung kommerzialisiert wird, und mit den verschiedenen Anreizen, die für die öffentlich und privat finanzierte Arzneimittelforschung bestehen.



          Das Problem ist, dass die meisten gar nicht wissen, dass viele dieser Fragen überhaupt existieren, die aber dennoch leidenschaftlich davon überzeugt sind, dass sie alles verstanden haben, was sie wissen müssen.

    • @Dr. McSchreck:

      "Es gibt jetzt endlich Groß-Speicherlösungen..."



      Sie machen mich aber neugierig. Welche sollen das denn sein?

      • @sollndas:

        Technologisch gibt es verschiedene Varianten. Im Bau sind durch RWE gerade 2 ganz konventionelle, die letztlich wie ein Riesen-Akku funktionieren, es gibt aber auch andere Varianten, wo über Druckluft bzw. Wärme oder Bewegung nach oben bzw. unten Energie (Pumpspeicher) eingespeist bzw. wieder abgerufen wird. Geforscht wird in viele Richtungen, leider gibt es auch hier dann wieder "Anwohnerproteste", wenn so etwas gebaut wird, Elektrosmog oder was auch immer.....beim Suchen habe ich übrigens entdeckt, dass RWE sogar schon ein Pumpspeicherwerk seit vielen Jahren in Betrieb hat.

        • @Dr. McSchreck:

          Ganz nett. Nimmt sich aber Angesichts der Bedarfs recht putzig aus.



          Zum Vergleich: "Derzeit sind in Deutschland 51 unterirdische Erdgasspeicher für insgesamt 24,6 Mrd. Kubikmeter in Betrieb, was etwa 28 Prozent des deutschen Jahresverbrauchs entspricht [1]".



          Das wären ca. 250 Terawattstunden, nur zum Ausgleich der saisonalen Verbrauchsschwankungen, bei durchgehend gleich bleibendem Angebot. Und da Erdgas ja auch phöse ist, wären die Gasspeicher durch Stromspeicher entsprechender Größe zu ersetzen...



          Da kann ich nur "viel Erfolg" wünschen.



          [1] de.wikipedia.org/wiki/Erdgasspeicher

          • @sollndas:

            Wie gesagt, die werden erst langsam so gut, dass sie überhaupt einen relevanten Beitrag leisten können. Aber da dies der Fall ist und natürlich weitere Fortschritte wahrscheinlich sind, ist der Ausbau der Speicher ein wichtiger Baustein.