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Hochzeit von Christian LindnerWasser predigen, Champagner saufen

Kritik an der Luxushochzeit von Finanzminister Lindner sei aus Neid erfolgt, sagt dessen Parteifreundin. Auf eine langweilige Heten-Hochzeit auf Sylt?

Für die einen eine Sache der Liebe, für die anderen eine des Geldes: Hochzeit von Christian Lindner Foto: Axel Heimken/dpa

C -Promi-Hochzeiten interessieren mich null – selbst nicht, wenn die C-Promis der Finanzminister und eine Journalistin sind. Auf meiner Twitter-Timeline wurde das Event trotzdem hoch- und runterdiskutiert. Besonders ein Aspekt: Während Christian Lindner ankündigte, die ohnehin schon knappen Hartz-IV-Leistungen kürzen zu wollen, feiert er eine Luxushochzeit auf Sylt. Unter seinen Gästen waren zig Politiker_innen, darunter Friedrich Merz, der mit seinem 900.000-Euro-Privatjet anreiste.

Ja, es wirkt zynisch, dass Politiker_innen inmitten einer Krise teure Partys feiern, während sie der restlichen Bevölkerung ansagen, den Gürtel enger zu schnallen und die Heizungen runterzudrehen. 100 Milliarden Euro fürs Militär und der ohnehin dubiose Tankrabatt, den sich Ölkonzerne in die Tasche steckten, sind eben wichtiger als Subventionen für Wohnraum, Heizkosten oder Lebensmittel.

Leitungswasser predigen, Champagner saufen: Maus muss nicht linksradikal sein, um diesen obszönen Zustand und die Doppelmoral zu benennen. Trotzdem hätte ich mir mehr Sparmaßnahmen bei dem dümmsten, wenn auch sehr populären Take des Wochenendes gewünscht: Wer die Lindner-Hochzeit samt aller Exzesse kritisiert, sei einfach neidisch. Lindners Parteikollegin Katja Adler twitterte, die Kritiker_innen der Hochzeit seien bestimmt auch gegen SUV-Fahren, Eigentumswohnungen oder -häuser, mehrere Urlaube pro Jahr und für Tempolimits. „Alles für das #Klima. (sic!) #Neid“

Waren die Protestierenden in Sri Lanka nur neidisch?

Klimaschutz, Verkehrssicherheit oder die Forderung nach einer gerechten Verteilung von Vermögen als Rache des missgünstigen und faulen Pöbels? Irgendwie cute naiv. Waren die Protestierenden in Sri Lanka, die das Haus des Präsidenten gestürmt haben, vielleicht auch nur neidisch? Oder der Sturm auf die Bastille? Wenn die Wut auf die Politik tatsächlich in einem Akt der Rache zum Ausdruck gebracht würde, wären es ganz sicher keine reformistischen Forderungen.

Dass eine FPD-Politikerin so einen Nonsense denkt, überrascht nicht. Viel bitterer sind jene Verteidiger_innen der Reichen, die selbst der potenziellen Obdachlosigkeit um ein Vielfaches näher stehen als dem Millionär_innen-Life. Es ist billig, Leuten vorzuwerfen, nur ihre Faulheit halte sie davon ab, Vermögen zu horten.

Wissen Sie, was wirklich faul ist? Kritik mit dem sozialchauvinistischen Kampfbegriff Neid abzuwehren.

Worauf genau soll ich neidisch sein? Auf eine langweilige Heten-Hochzeit auf fucking Sylt? Auf die Schönheitsoperationen, die Chris­sie Lindner hatte oder nicht hatte? Auf den Job seiner Frau bei Springer? Auf casual Korruption eines Lobbyisten, der einen Politiker LARPt? Mag sein, dass Verachtung von oben wie Neid aussieht. Von unten sieht Selbstüberhöhung wie Clownerie aus.

Anm. d. Red.: In einer früheren Version des Textes stand, dass Robert Habeck mit der Bahn zur Hochzeit gereist sei. Tatsächlich war er aber gar nicht auf der Hochzeit.

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Hengameh Yaghoobifarah
Mitarbeiter_in
Hengameh Yaghoobifarah studierte Medienkulturwissenschaft und Skandinavistik an der Uni Freiburg und in Linköping. Heute arbeitet Yaghoobifarah als Autor_in, Redakteur_in und Referent_in zu Queerness, Feminismus, Antirassismus, Popkultur und Medienästhetik.
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79 Kommentare

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  • Der ultimative Kommentar von TOM zu diesem Thema:



    taz.de/#!tom=2001-03-12



    Achtung wegen Slash-Entfernung

  • Herrlich einseitig hier!



    Nur mal so: der Ehemalige Linken-Parteichef Klaus Ernst fährt Porsche, la Fontaine hat eine luxuriöse Villa, und Gysi darf man auch als Wohlbetucht bezeichnen.



    Aber die taz zieht eben lieber über die FDP her.



    Denkt dran: Immer wenn man mit dem Zeigefinger auf jemanden zeigt, zeigen 4 Finger auf einem selbst.

  • "Mag sein, dass Verachtung von oben wie Neid aussieht. Von unten sieht Selbstüberhöhung wie Clownerie aus." - nailed it!

  • ach wie gern ...

    hätten wir hochzeitsbilder gesehen, wo braut und bräutigam in kartoffelsäcken gekleidet zum altar schreiten und der pfarrer ihnen seinen segen erteilt.

    danach eine große tischrunde mit kaffee und bienenstichkuchen.

    und zum abschluß wahlweise einen nordischen korn oder jägermeister.

  • Die Neiddebatte ist Klassenkampf von oben, ganz klar. Dabei geht es um das Abwürgen von Gerechtigkeitsdiskursen, die Beschönigung, dass jetziges System fair sei und die Verschleierung der vorherrschenden großen Ungleichheit hierzulande. Und mittels ihr soll der Spieß umgedreht werden und statt Reichtumsanhäufung und Reiche die Armen ins Visir genommen werden. Dabei müssen diejenigen, die den Neidbegriff verwenden nicht einmal selbst reich sein. Es reicht ähnlich dem Stockholmsyndrom die Herrschaftsideologie und damit indirekt auch die Herrschenden zu verteidigen und auf Schwächere runterzugucken und zu treten - eventuell sogar auf die Menschen neben sich. Da haben 250 Jahre kapitalistische Realität und eben auch heute noch viele gesellschaftliche Institutionen wie Jobcenter, Medien, Schule, Arbeitsumfeld- und hierarchie usw. ganze Arbeit geleistet.

  • Gelebte Intoleranz hier im vermeintlich linken und toleranten taz Forum. Lasst das Paar Lindner doch heiraten wie sie wollen und respektiert die Privatsphäre einer privaten Feier, selbst wenn es wahnsinnig verlockend ist Lindner &FDP Bashing zu betreiben. Leben und leben lassen wäre angezeigt, aber das kann die deutschen Neidseele leider nicht.

  • Robert Habeck war nicht bei Lindners Hochzeit. Die Behautpung ist falsch.

    • @Die Wahrheit:

      Um genau zu sein: "Habeck war laut Medienberichten nicht eingeladen."



      www.watson.de/unte...ach-der-mega-feier



      Ob er nicht inkognito oder als Überraschungsgast trotzdem da war und mit der Bahn angereist ist, kann man nicht wissen, da könnte Yaghoobifarah besser informiert sein. Da er sich wie Buschmann angesteckt hat, scheint mir so ein Szenario auch gar nicht unwahrscheinlich. Ist ja bei dem Empfang zu Ehren der neu ernannten Richterin Amy Coney Barrett in Trumps Garten ganz ähnlich gelaufen.

    • @Die Wahrheit:

      Wieso sollte Habeck nicht dagewesen sein. Merz kam dochauch mit einem Jet und nicht ner schnöden Propellermaschiene :-)

    • @Die Wahrheit:

      Wirklich? Woher haben Sie diesen Einblick in die Gästeliste? Scholz war ebenfalls eingeladen.



      Und: Haben Sie ein Problem mit schnöden Hochzeitseinladungen?

  • Och, wie oft denn noch: Es ist _kein_ Jet was Merz da fliegt! Ein Jet ist ein Düsenflugzeug mit Strahlantrieb.

    • @Saile:

      Reingefallen! Mit so einer Petitesse erhöhen Sie nur die "Wichtigkeit" dieses Mannes.

    • @Saile:

      Vielleicht ist es ein Transjet, der seine Identität von Propellerflugzeug geändert hat? Selbstbestimmung und so...

  • Wenn ich eine Skala von 1 bis 10 aufstellen müsste, was ich eher sehr oder eher weniger skandalös an Christian Lindner finde, dann wäre die Tatsache, dass so ein Mensch in Deutschland ein Bundestagsmandat hat, auf Platz 1, ein Skandal schlechthin, & die Tatsache, dass auch so ein Mensch am Tag seiner Hochzeit kein noch so glanzvolles Fest für zu üppig hält, auf Platz 10. Es ist wirklich kleinlich & peinlich, wenn angebliche Kapitalismus-Kritiker ausgerechnet zu diesem Anlass die Sauertöpfe auspacken. Eine festliche Hochzeit würde ich noch meinem größten Feind gönnen.

    • @JulianM:

      ich kritisiere nicht Lindner, sondern die Menschen die Lindner gewählt haben. Leider wiederholt es sich immer wieder dass die Leute gewählt werden, die die Wähler eiskalt anlügen und die, die die Wahrheit sagen werden abgestraft.

  • 6G
    657969 (Profil gelöscht)

    Leistungsgesellschaft predigen versus durchmogeln auch das regt auf. Jemand verweigert den Wehrdienst und arbeitet als Hausmeister bei einer Partei. Plötzlich ist er Hauptmann der Reserve. Nanu? Man ist bei RTL Journslistin, auf hinteren Rang, nach der Bundestagswahl, lief gut für Hr. Lindner, verlobt sich und wird schwubs Journalistin der Welt. Da wissen zwei, wie man es hinkriegt.

  • Ehrlich gesagt könnte man diese Kolumne auch als bemühten Versuch



    ansehen, auch auf linker Seite endlich eine eigene Form von Boulevard Presse zu etablieren.



    Diese Mischung aus pseudo-jugendlicher Umgangssprache und Empörungs Rhetorik, Abkürzungen und selbstverständlich Anglizismen



    zu einem völlig irrelevantem Thema, lassen die Vermutung nahe, das die Autorin eben genau in DIE medial-neo-liberale Standard Falle getappt ist, die schon seit Jahrzehnten sehr zuverlässig, die Linken davon abhält sich um die wirklich relevanten Themen zu kümmern.



    Auch Empörung ist eine Form der Emotionalisierung der Debatte.



    Ein FDP Redenschreiber würde auf diesen Artikel vielleicht so antworten :



    Meinungsstärke kommt von Einkommensschwäche

    • @marcuse :

      Mit Ihrer Vermutung liegen Sie bestimmt richtig.

  • Prunk-Hochzeit, Champus und Corona. Man sollte das nicht unterschätzen, denn es handelt sich hier eventuell um die neue Sylt-Variante...

  • RS
    Ria Sauter

    Sehr gut beschrieben!



    Genauso beschämend ist aber auch Habecks 9 Euro Reise, in meinen Augen.



    Ist Gesamtverarschung von jeglicher Farbgebung.



    Mein Traum wäre eine Wahlbeteiligung von 1 %. Wetten, dass sie auch damit regieren würden.

  • taz: **Lindners Parteikollegin Katja Adler twitterte, die Kritiker_innen der Hochzeit seien bestimmt auch gegen SUV-Fahren, Eigentumswohnungen oder -häuser, mehrere Urlaube pro Jahr und für Tempolimits. „Alles für das #Klima. (sic!) #Neid“**

    Hat die FDP-Frau das wirklich geschrieben? Nun ja, so gesehen ist die FDP noch die ehrlichste Partei, denn die FDP macht schon seit Jahren keinen Hehl mehr daraus, dass sie nur noch die Partei der Reichen und Mächtigen ist und ihre Politiker sich auch weiterhin nicht um Klimaschutz kümmern werden.

    • @Ricky-13:

      Nun ja. Als Regierungspartei kümmert sich die Partei natürlich um Klimaschutz.

      Nur die Opposition kommt nicht zum Zug, steht hämmernd wie die Linkspartei vor dem Tor und fordert lautstark ein, das man stumpf und ohne Einschränkung weiter wie blöde Heizen darf. Das sei angeblich sozial.

  • Bei aller Zustimmung bedarf der Artikel doch einiger Richtigstellung. Ein Finanzminister ist sicher kein C Promi, sondern definitv A. Es handelt sich nicht um einen Jet mit Steward(es), Champagnerbar und Ledersesseln, sondern um ein leichtes Sport- und Geschäftsreiseflugzeug.Ein Jet ist mindestens 10 mal so teuer. Im Sommer muss noch niemand die Heizung herunter drehen, also locker bleiben. Auf Sylt tummeln sich im Sommer sicherlich viele wohlhabende Menschen, aber "fucking" oder sch.... ist es deswegen noch lange nicht. Vielleicht einfach mal selbst hinfahren. Langweilige Heterohochzeit ist hier herabwürdigend gemeint und schlicht nicht akzeptabel. Abgesehen davon dürften unter den Gästen auch viele nicht-heterosexuelle Menschen gewesen sein. Man sollte die Qualität eines Artikels nicht seiner Wut unterordnen. Etwas mehr Sorgfalt bitte liebe Redaktion.

  • Christian Lindner vertritt die Idee, die so eine Hochzeit ausdrückt, es geht um die Reichen, die es knallen lassen, weil sie es können. Als Gerd Schröder es wichtig fand, sich in Brioni-Anzügen ablichten zu lassen, war das ein Problem für die SPD, wo der Durchschnittwähler vielleicht einen oder zwei C&A-Anzüge im Schrank hängen hat.

    Wenn in Deutschland ein Mehrparteiensystem von so unterschiedlichen sozialen Gruppen wie SPD, Grüne und FDP angeführt wird, dann ist es genauso: Lindner holt sich noch einen Champagner und Harbaeck fährt mit dem €9-Ticket von Flensburg auf die Insel.

    Der Wähler ist nur wegen einer Sache wirklich etwas genervt von diese 'Wir-sind-Reich-Geil-und-Ihr-Nicht-Hochzeit', sondern sie fragen sich, wie gleicht der Staat jetzt aus, wer muss bluten, wer erhält was und warum.

    Normalerweise kommt diese Frage in der Deutlichkeit nicht zum Vorschein, aber bei einer hohen Inflation, einem Krieg und harten Auseinandersetzungen um Entgelte, da schauen alle genau hin. Wer verliert am Ende des Jahres 15 Prozent oder zehn Prozent, wer kriegt Ausgleich? Hafenarbeiter wollen fast den Status Quo erhalten mit ihren Fordeurngen und die Hafenbetriebe sind nicht bereit, dieses Ziel zu akzeptieren. Das ist das erste Beispiel, es werden weitere Folgen. Die IG Metall hat jahrelang kaum gestreikt, relativ konstante Mitgliedszahlen, sie könnten dieses Jahr wirklich um einen guten Tarifvertrag kämpfen, ob Scholz das nun gut findet oder nicht.

    So vor diesem Hintergrund ist der Champagner von Christian Lindner durchaus provokant, weil viele nicht mal mehr Discounter-Sekt kaufen können.

    • @Andreas_2020:

      Ich halte diese dieses "provokant" für falschrum gedacht. Haben die Menschen, die sich durch derartigen Konsum von Gutverdienern oder "Reichen" provoziert fühlen, keine Solidarität mit den Weinbauern in Ostfrankreich oder - ein paar Stufen schärfer - den Werftarbeitern in Hamburg und Bremen (wo die So-richtig-Reichen ihre schwimmenden Fünftwohnsitze zusammenschrauben lassen)? Mit den Kellnern in Sylt etc.?

      Möglicherweise noch vor Verschenken (das führt zu weniger Beitragsaufkommen bei den Sozialversicherungen) ist Ausgeben im Zweifel mit das Gemeinnützigste, was Reiche gerade in schlechten Zeiten mit ihrer Kohle machen können. Das sollten sich die Provozierten vielleicht auch mal klar machen.

      • @Normalo:

        Stimmt! Die Armen sollten gegenüber den Reichen mehr Dankbarkeit zeigen. Apropos Luxushotels - entsprechend hätte der kürzlich erschienene TAZ-Artikel nicht "Geflüchtete in Deutschland: Vom Krieg in die Ausbeutung"[1] heißen sollen sondern: "In Demut danke ich Ihnen für die Chance, mich ausbeuten zu lassen!"



        taz.de/Gefluechtet...tschland/!5859383/

      • @Normalo:

        Es gibt in Hamburg und Bremen nicht viele Werftarbeiter mehr, die reparieren Schiffe, bauen tun sie nur Jachten für internationale Milliardäre. Die Streikenden sind von ver.di und die machen das Entladen von Ladungen. Diese Menschen wollen am Ende von 2022 das Gleiche wie Ende 2021 haben. Und das sorgt bereits für einen Skandal, viele Medien zitieren den Arbeitgeberverband, der den Warnstreik als 'unverantwortlich' bezeichnet. Gibt es nicht ein Streikrecht?



        Ich denke, für Lindner ist die Hochzeit nicht unverantwortlich, aber für SPD und Grüne wird es mit so einem Partner eng. Die Symbolik zeigt eben sehr deutlich, wie wenig Lindner und wahrscheinlich die FDP von einer echten solidarischen Gesellschaft hält. Und das Geld ausgeben, macht es nicht gerechter. Leihen kann er es ja kaum jemand, schon die Banken werden normale Kredite kaum los.



        Karl Marx sagte mal, dass der Kapitalismus dann gut funktioniert, wenn eine Verarmung einsetzt. Ursprünglich dachten Marx/Engels wahrscheinlich, dass dies durch das Wirtschaftssystem passiert, aber es klappt besser mit dem Staat, wenn der Hartz-IV erfindet, dann können die Reichen auf Sylt noch so viel Geld raushauen, es hat kaum Wirkung. Die meisten Arbeitnehmer in Sylt können auf der Insel nicht leben und fahren z.T. lange Strecken, um dort arbeiten zu dürfen. Einige leben in Wohnungen, die den Betrieben, den Besitzern der Insel gehören. Das Geld von Lidner ist heute schon egal für diese Insel. Die Punks machen glaube ich den Supermärkten auf der Insel mehr Freude, als die Reichen.

        • @Andreas_2020:

          "... bauen tun sie nur Jachten für internationale Milliardäre."

          Eben: Ohne prunksüchtige Milliardäre GAR kein Schiffsbau mehr, MIT prunksüchtigen Milliardären für einige zig bis hundert Mio. pro Schwimmpalast gute Jobs. Anderes Beispiel: Überlegen Sie mal, wieviele Menschen davon leben, wenn Scheich X sich mal wieder einen neuen Bugatti kauft - und vergleichen sie das mit denen, die ein Golf ernährt. Vergleichen Sie, welche Löhne Rolex zahlt und welche die asiatischen Fabriken, in denen günstige Quartzuhren oder Smartwatches hergestellt werden!

          Von jedem Euro, den ein Reicher für seinen Luxus ausgibt, landen grob geschätzt vor Steuern 75-85 Cent bei Nicht-Reichen, die davon leben, das sie einen Beitrag zu diesem Luxus leisten. Sie wollen Umverteilung? Da ist sie. Dass die nicht unbedingt gleich dazu reicht, um auf einem der allerteuersten Fleckchen des Bundesgebiet zu wohnen, ist aus meiner Sicht kein Fanal. Ich könnte das auch nicht.

          Dass trotzdem der Kapitalismus ein Teufel ist, der gerne auf denselben Haufen k...t, sei nicht bestritten. Da hatten Marx und Engels auch völlig Recht. Nur lagen sie in der Annahme grottenfalsch, dass ein Wirtschaftssystem, das das viel besser macht, indem es das Privateigentum an Produktionsmitteln abschafft, tatsächlich mit echten Menschen funktionieren könnte (falls man ihnen diese Annahme überhaupt unterstellen will).

          Ergo: WENN es schon Vermögensunterschiede gibt - und das ist nunmal so, solange es jemand nicht nochmal viel besser macht als Marx und Engels - dann ist es eigentlich gerade KEINE Sünde, das Delta auch mal mit vollen Händen in Umlauf zu bringen.

        • @Andreas_2020:

          "Karl Marx sagte mal, dass der Kapitalismus dann gut funktioniert, wenn eine Verarmung einsetzt. "

          Ob der olle Karl wohl sein Werk umgeschrieben hätte, wenn er gewusst hätte, dass 150 Jahre später die reichsten Länder gleichzeitig auch die ausgeglichenste Einkommensverteilung hat?

          Ich denke Kommunismus früher bis hin zu Maduro, Korruption und Hunger (=Sozialismus des 21. Jahrhunderts wäre nicht sein Ding gewesen). der konnte auch mit dem Industriellen Engels gut. Mit Lindner hätte er auch keine Probleme.

          • @Rudolf Fissner:

            Ich mag Ironie, es ist ja auch für alle klar, Deutschland hat eine sehr ausgeglichene Einkommensverteilung.



            Um hier den linksradikalen Spiegel zu zitieren: "45 Deutsche besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung"

            • @Andreas_2020:

              Als sehr gut lebender Teil der - zumindest nach dieser Statistik - ärmeren Hälfte er Bevölkerung frage ich zurück: Kann man Eigentum essen? Kann man damit in den Urlaub fahren? Damit telefonieren?

              Der feine Unterschied liegt zwischen der EINKOMMENSverteilung - von der Herr Fissner schrieb - und der VERMÖGENSverteilung. Letztere ist weit mehr eine Frage persönlicher Prioritäten als erstere - und erstere letztlich die wichtigere Größe für die Lebensqualität. Wer Einkommen hat, kann entscheiden, ob er es in Vermögen stecken will oder in Konsum. Dass wir beim Einkommen weit weniger Schere haben als beim Vermögen zeigt, dass genau da der Hund begraben liegt.

      • @Normalo:

        Sie finden es also nahezu solidarisch, wenn Geld zum Fenster rausgeworfen wird, welches durch die breite Masse und nicht vom Ausgebenden erwirtschaftet wurde? Denn wo kommt denn der ganze Reichtum her, entweder ist der mal als Erbmasse weitergegeben worden oder er wird auf dem Rücken der arbeitenden Bevölkerung "erwirtschaftet". Und jetzt bitte nicht mit Aktien kommen, auch diese Werte müssen von jemandem erarbeitet werden.

        • @Wurstfinger Joe:

          Die Mär von der arbeitenden Bevölkerung einerseits und der faulen reichen Bevölkerung andererseits ist eine Legende. Die Anzahl derer, die ihr Geld mehren, indem sie einfach einen schönen Nachmittag auf dem Golfplatz verbringen (oder in ihrem Geldspeicher ein Bad nehmen, wo wir schon bei Extremklischees sind), ist in Wahrheit extrem gering. Und Leistung wird eben auch nicht immer nur körperlich erbracht.

          Will sagen: Die "arbeitende" Bevölkerung ist genauso auf die Leute angewiesen, die Staat, Unternehmen und andere Organisationsformen lenken bzw. erst schaffen (was übrigens AUCH Arbeit ist, und zwar in der Regel Konochenjobs, die NICHT mit Feierabend oder Schichtwechsel aufhören und bei denen Fehler - wie Extraleistungen - sich x-fach stärker auswirken). Durch diese menschengemachten und -getriebenen Organistionen erhält ihre Arbeit erst den vergütbaren und wieder in Lebensqualität umsetzbaren Wert, den sie möglicherweise für selbstverständlich halten. Was ein schwerer Irrtum wäre, denn wie soll z. B. ein schwäbischer Facharbeiter, der beim Daimler schafft, für seine Arbeit auch nur ansatzweise denselben Lohn erzielen, wenn es keinen Daimler (und auch keinen Bosch, Porsche etc.) gibt, der aus den ganzen Einzelbeiträgen seiner Mitarbeiter ein funktionierendes Gesamtprodukt mit einem über mehr als hundert Jahre "raffgierigen Unternehmertums" aufgebauten Prestige macht, für das Menschen überall auf der Welt ein gewaltiges Geld zahlen?

          Auch Erbmassen wurden einmal durch Arbeit erwirtschaftet - aber eben NICHT zu Lebzeiten der Erblasser wieder auf den Kopf gehauen. Auch das muss man sich erstmal absparen wollen.

          • @Normalo:

            Natürlich sind es nicht viele "die ihr Geld mehren, indem sie einfach einen schönen Nachmittag auf dem Golfplatz verbringen". Das ist ja genau das Problem mit der ungleichen Vermögensverteilung!Deswegen redet man ja auch von den "oberen Zehntausend"!

            • @Mustardmaster:

              ...nur dass dieses Grüppchen unter den wahren oberen Zehntausend nur ein unmaßgeblicher Splitter ist. Man findet sie eher im Mittelbau des Reichtums, wo altes Geld vorhanden ist, aber der Eigenantrieb verloren ging, daraus richtig viel (also Musk- Bezos oder Buffet-viel) zu machen. Die wahren Raffzähne schieben weit überwiegend Arbeitszeiten, bei denen man sich als normaler Lohnsklave fragen würde, wie selbst unermesslicher Reichtum DAS wert sein soll.

          • @Normalo:

            Das ist eine sehr einfältige Logik zu sagen, damit der bei der IG Metall organisierte Arbeiter beim Daimler ein faires Auskommen erzielt, muss es Daimler Benz geben, also irgendjemand muss dann diese Autos kaufen und da Taxifahrer und die staatlichen Stellen nicht reichen, brauchen wir Reiche, damit es irgendwo auch fair-bezahlte Arbeiter gibt. Der Punkt ist nämlich, dass Daimler auch Gewinn machte als die Einkommensteuer auf fast 60 Prozent und höher ging, gleiches gilt für BMW und Porsche. Der Reichtum wächst schneller als das Einkommen aus Erwerbsarbeit. Das geht seit Jahrzehnten so. Und das tut auch dieser Gesellschaft nicht gut. Wenn 1,5 Mio. Kinder und Jugendliche in Armut aufwachsen, stimmt hier was nicht. Wenn kontinuierlich mehr als 2,5 Mio. Menschen arbeitslos sind, dann zeigt das, hier stimmt was nicht.

            • @Andreas_2020:

              Meines Wissens hat die IG Metall nicht den Stein der Weisen gefunden. Also kann sie für ihre Mitglieder auch nur Geld erkämpfen, das die Arbeitgeber vorher von ihren Kunden eingenommen haben, oder?

              Ich habe nicht infrage gestellt, DASS es Einkommensunterschiede gibt und es natürlich den Leuten mit mehr Einkommen auch materiell besser geht. Ich weise nur darauf hin, dass wir im globalen Maßstab ALLE zu den Besserverdienern gehören und dass eben zu einem Gutteil der Tatsache verdanken, dass es hierzulande sowas wie Daimler gibt und überall auf der Welt Reiche, die lieber Mercedes als z. B. Dacia fahren. Und ein Arbeiter ohne einen entsprechenden unternehmerischen Überbau bringt im Zweifel auch keinen Dacia zu einem reellen Preis zustande.

              Nur DESHALB kann die IG Metall auch so schöne Löhne durchsetzen, und die Armen hierzulande sind dank eines sauteuren sozialen Netzes weit überwiegend auch nur gemessen am hohen Lebensstandard des Durcschnittsbürgers arm -und nagen nicht wirklich am Hungertuch, wie das anderswo weitgehend der Fall ist. Was passiert, wenn man einfach nur eine Anspruchshaltung hat, wie hoch ein "anständiges" Einkommen auszufallen hat, aber die Unternehmen keine Käufer für die Produkte finden, die unter diesen Bedingungen entsprechend teuer produziert werden, haben wir in den 90ern des letzten Jahhunderts erlebt: Da hatten zwar die, die ihren Job behalten konnten, weiter schöne tarifliche Ansprüche, aber sie wurden immer weniger. Der Rest landete in der Massenarbeitslosigkeit, die dann auch ein vergleichsweise reicher Staat sich nicht mehr leisten konnte. DAS meinte ich mit gegenseitiger Angewiesenheit.

              ps Wenn man sehen will, wie es der Autoindustrie geht, sollte man nicht nur auf Daimler BMW und VW schauen sondern viel stärker auf ihre mittelständischen Zulieferer. DA setzt nämlich der Hebel an, lange bevor der dicke OEM eine Gewinnwarnung rausgibt.

          • @Normalo:

            Und ein großer Teil der real erwirtschafteten Taler wird in der Schattenwirtschaft=Fintech, Börse etc. pp. verlumpert, Daimler gehört Sonstwem aus Sonstwo.



            Wir haben auch ned mehr das 19./20. Jh, mit überwiegend Realwirtschaft, welche die Geschicke der Welt bestimmen; da gabs wenigstens noch Zölle o.ä. um Dumping usw. in Schach zu halteen. Jetzt bezahlt Daimler wenig Steuer mit dubiosen Methoden und Erpressung, von so Krösussen wie Bezos und Musk mal ganz zu schweigen.



            Also eher kein Mitleid, auch ned mit dem Chef vom Daimler, der auch nur Angestellter ist und auf keinen Fall Verständnis für so Dampfplauderer wie dem Frischvermählten, der in der freien Wirtschaft trotz Staatssubvention gescheitert ist und des noch ned ma grandios.



            Der Artikel taugt eher ned für ne Grundsatzdiskussion über "Reichenbashing", da gäbe es eher so Ungenauigkeiten wie Merzens Jet, der Propeller hat oder die Luftnummer mit den Alg.2-Kürzungen, welche nichtabgerufene Gelder für Fördermaßnahmen entspricht und vermutlich von Heil dem Lindner als seinen Beitrag zur ganzbestimmtirgendwannmalbarjederVernunft "schwarzen Null" untergejubelt wurde, ohne daß er es merkte.



            Da hat Hengameh Yaghoobifarah mit ihrer Bezeichnung "Politikerdarsteller" als Attribut für den Christian durchaus Recht.

            • @Hugo:

              "Und ein großer Teil der real erwirtschafteten Taler wird in der Schattenwirtschaft=Fintech, Börse etc. pp. verlumpert, Daimler gehört Sonstwem aus Sonstwo."

              Das ist richtig und von mir auch nicht betstritten, aber TROTZDEM landet ein weit größerer Teil der Taler in irgendwelchen ganz normalen Lohntüten. Oder wieviele Unternehmen kennen Sie, bei denen der Gewinnanteil über den Personalkosten (und dem Personalanteil an den Sachkosten) liegt?

              Und nein, ganz und gar kein Mitleid. Aber eben auch kein ständiges Grollen darüber, wenn die, die einen größeren Anteil an den Talern einheimsen, den auch mal wieder durch opulenten Konsum reduzieren (und dadurch auch nicht im Finanzsektor vergraben).

  • "Kritik an der Luxushochzeit von Finanzminister Lindner sei aus Neid erfolgt, sagt dessen Parteifreundin. Auf eine langweilige Heten-Hochzeit auf Sylt?"



    Allein die abfällige Bezeichnung bezeugt, dass der Neidvorwurf zutrifft.

    Auf der anderen Seite ist es immer wieder amüsant zu beobachten, dass der Neidvorwurf hauptsächlich von Verfechtern der reinen Marktwirtschaft erhoben wird, wo das Wirtschaftssystem primär mit Neid funktioniert. (-> "will ich auch haben", "sollen andere nicht haben")

    Kognitive Dissonanz auf allen Seiten. Immer wieder schön.

    • @Encantado:

      Allein die Bezeichnung "Luxushochzeit" ist schon, naja, weit gefasst. Gegen ne türkische Feier oder ne holsteiner Bauernvermählung (alles unter 100ha Eigenland ist Hobby) kann der Chrischie nichtmal ansatzweise anstinken...

  • Von mir aus kann Lindner und seine Mischpoke im Champagner baden.



    Wenn ich allerdings Mitglied der evangelischen Kirche wäre, würde ich spätestens jetzt austreten. Denn warum soll ein Kirchensteuerzahler die Eventlokation eines gutverdienenden Nichtmitgliedes finanzieren.

    Was mich aber wirklich ärgert:



    Kein Angestellter würde auch nur auf die Idee kommen, wenige Tage vor Beginn der 8-wöchigen Werksferien Sonderurlaub für eine große Feier zu beantrage.



    Jeder Normalo würde die Hochzeit in den Werksferien feiern, ansonsten würde der Arbeitgeber demjenigen was erzählen.



    Als Steuerzahler und Wähler sind wir die Arbeitgeber von Lindner und vielen seiner Gäste.



    Deutlicher hätten sie nicht zeigen können, wie sehr sie uns verachten.

    • @Don Geraldo:

      Mitfinanzieren?

      Nö. Die gibt es für Nichtmitglieder schlicht nicht für umsonst.

      Aber ihr "nicht für umsonst", das passt gut zu Lindner. Sie würden sich blendend verstehen. 🤫

    • @Don Geraldo:

      "Wenn warum soll ein Kirchensteuerzahler die Eventlokation eines gutverdienenden Nichtmitgliedes finanzieren."



      Keine Sorge, da gab es bestimmt eine fette Spende.

  • der Nachteil der ganzen Angeberei ist doch, dass sie am nächsten Morgen neben dem Lindner aufwacht. Wer kann den schon den ganzen Tag ertragen. Alles hat seinen Preis. Der schient mir echt hoch.

    • RS
      Ria Sauter
      @Narrenfell:

      Sie macht das freiwillig und auch er muss in die Augen der Blödzeitungsfrau blicken.



      Passt doch genau!

  • Man sieht hier schön den Unterschied zwischen liberaler und sozialistischer Mentalität: Für einen Liberalen ist der Gedanke, dass er kleine Brötchen backen müsse, auch wenn er größere mag und sie sich auch leisten kann, weil ANDERE das nicht können, schlicht anathema. Er möchte gern im Rahmen seiner persönlichen Möglichkeiten den schönsten Tag in seinem persönlichen Leben genießen, so wie er es eben schön findet, Und er versteht zumindest moralisch nicht, warum Unbeteiligte meinen, sich daran stören zu müssen. Insofern fragt sich, wie man ausgerechnet vom Chefliberalen eine Askese erwarten kann, die noch nicht mal gewisse Aushängeschilder des Sozialismus hinbekommen.

    Geschmackssachen außen vor (Sansibar, DAS ausgelutschte Klischee eines deutschen "Promitreffs"? Echt jetzt?), wird man - auch als Liberaler - fragen, warum die Veranstaltung so hochpublik gemacht wurde. Ich persönlich habe zwar bislang noch keinen Hinweis darauf erhalten, dass das ein Werk des Hochzeitspaares war (und nicht das offentsichtliche gefundene Fressen für die Klatschpresse), aber ich hab's auch nicht wirklich verfolgt. WENN es deren Werk war, darf man wohl von einem handwerklichen PR-Aussetzer erster Güte sprechen, für den zugegebenermaßen Christian Lindner auch immer mal wieder gut ist.

    Aber das war's eigentlich. Warum sich jetzt Hengameh Yaghoobifarah beflissen sieht, hier kräftig gegenzuätzen (und dabei mit der abwertenden Verwendung von Worten wie "Hetenhochzeit" einen unsympathischen *-Snobismus spazieren zu führen), erschließt sich mir nicht. Intoleranz für andere Einstellungen und Lebensentwürfe ist nie hilfreich - vor allem nicht, wenn man gleichzeitig Anderen Doppelmoral vorwirft...

    • @Normalo:

      "Für einen Liberalen ist der Gedanke ..."



      Ah, also doch nicht Antikapitalist und ich hatte nach Ihrer obigen Passage "Dass trotzdem der Kapitalismus ein Teufel ist, der gerne auf denselben Haufen k...t, sei nicht bestritten. Da hatten Marx und Engels auch völlig Recht." fast Hoffnung. ;-)

      • @Uranus:

        Ich schaffe es nicht, mich dem Anspruch zufrieden zu geben, einfach nur "Anti-"Irgendwas zu sein. Es muss schon auch eine praktisch gangbare Alternative geben. Sonst muss man sich bei aller Kritik halt eingestehen, dass von allen Systemen, die der Mensch bisher erfunden - und teilweise mit fatalen Folgen auch ausprobiert - hat, ein durch gewisse sozialstaatliche Zügel gebändigter Kapitalismus in puncto Lebensstandard "am wenigsten schlecht"(!) funktioniert.

        Will sagen: Dass es einige privilegierte Menschen gibt, die das jeweilige System so zu nutzen wissen, dass es ihnen auf Kosten Anderer Macht und materiellen Überfluss zuschustert, war bislang immer so, und ich sehe auch nicht, wie es sich verhindern ließe, solange man es nicht schafft, menschlichen Verstand und Erfindungsgeist und mit ameisenhaftem Gemeinsinn zu kreuzen. ABER die anderen Systeme müssen erstmal eine Lösung anbieten, die einen so großen Mittelstand hervorbringt und bei denen auch die, die am Wenigsten haben, immer noch so - vergleichseweise - gut versorgt sind.

    • @Normalo:

      Zu dem ersten Abschnitt: Wie würden Sie den die sozialistische Mentalität beschreiben? Interessiert mich wirklich. Denn würden nicht die meisten Menschen "im Rahmen Ihrer Möglichkeiten den schönsten Tag genießen wollen"? Schließlich gibt es immer jemanden, der weniger hat als man selber und der die Feier als überzogen empfinden könnte.

      zu 2. So gut wie die Bilder sind, müssen Fotos rausgegeben worden sein oder Fotografen waren zugelassen. Vielleicht hat CL aber 1. zugesagt, um Ruhe vor der Presse zu haben. Das ist für mich tatsächlich auch ein Rätsel...

      zu 3. Das HY hochgradig intolerant ist, zeigt sich doch in jedem zweiten ihrer Artikel, das überrascht mich jetzt nicht.

      • @Strolch:

        Ad 1: Die sozialistische Mentalität würde ich so beschreiben, dass es grundsätzlich moralisch eher negativ zu beurteilen ist, wenn jemand überhaupt mehr für sich "zusammengerafft" hat als Andere und es nicht abgibt. Und wenn das schon so ist, dann sollte er sich nicht sichtbar (und eigennützig) Sachen leisten, die besagte Andere sich nicht leisten können - egal ob die GENAU diese Sachen wirklich haben wollten.

        Ad 2: Wenn die Katze einmal aus dem Sack ist, ist so ein Deal mit der Presse ("Ihr kriegt einen Satz richtig gute Fotos, wenn Ihr uns dann in Ruhe lasst") sicherlich die sinnvollste Alternative. Die Frage ist eher, wer die ersten Lecks gesteuert hat, die das ganze zum Medienereignis gemacht haben.

        ad3: Dass HY solche Tendenzen hat und die auch immer wieder unter Beweis stellt, mag stimmen. Das heißt aber nicht, dass ich nicht die Inkonsequenz entsprechender Rants nach wie vor unverständlich finden kann. Es heißt immer, sie spiegele nur, aber was soll das bringen?

  • "Leitungswasser predigen, Champagner saufen: Maus muss nicht linksradikal sein, um diesen obszönen Zustand und die Doppelmoral zu benennen."

    Selbst Linksradikale saufen Champagner.

    • @Rudolf Fissner:

      Nur wenn er geklaut ist.

      • @Jim Hawkins:

        Natürlich, es geht natürlich gar nicht, wenn der Kioskheini davon reich wird.

        • @Rudolf Fissner:

          ...und der Linksradikale den Schampus leicht selbst bezahlen könnte. Ist halt so ein progressives Ding, Schampus, Kaviar oder Lobster zu klauen - seit 50 Jahren schon.

          • @resto:

            Das stimmt nicht ganz. Als ich Champagner klaute, hatte ich kein Geld ihn zu kaufen, weil ich keine Lust hatte zu arbeiten.

            Sie glauben gar nicht, wie viel Geld man sparen kann, wenn man fast alles klaut.

    • @Rudolf Fissner:

      Lindner predigt doch gar kein Wasser, da verwechseln Sie ihn mit Habeck. Aber das kann schon mal passieren.

      • @Taztui:

        Habeck?

        Stand der nicht auch auf der Gästeliste? Zusammen mit Frau Baerbock? Und das obwohl das doch linkserzfndamentalistisch moralisch verboten ist.

  • Die Antwort auf die aufgeworfene Frage ist recht einfach: Auf die finanzielle Potenz eine Hochzeit in dieser Form ausrichten zu können, ungeachtet der Frage ob man das halt möchte oder nicht.

  • Klug - einfach klug geschrieben!

    • @Moon:

      Nö.



      "C-Promi-Hochzeiten interessieren mich null"



      Hier fängt der Schreibwiderspruch schon an. Offensichtlich doch. Sonst hätte man a) es gar nicht mitbekommen und b) nichts dazu geschriebem.

      • @fly:

        Ich verstehe den Artikel anders. Die Prominenten-Hochzeit ist nicht das Thema, nur der gegebene Anlass. Der Artikel nimmt sich die Äußerung Katja Adlers zum ihrer Meinung nach vorhandenen Neid der weniger begüterten Zuschauerinnen und Zuschauern (aus der Ferne) zum Thema. H.Y. äußert dazu als Meinung, dass es ein obszöner Zustand und eine Doppelmoral ist, Wasser zu predigen u. Wein zu trinken. Wörtlich s. o. Es geht aber um das Verhältnis von Reich zu Arm in der Gesellschaft. Das schließe ich aus dem Text. Die Hochzeit ist da nur ein Szenario, an dem H. Y. dieses Verhältnis weiter in den Blick nimmt. H. Y. umreißt dass deutlicher mit Blick auf einen weiteren zentralen Gedanken:



        „Klimaschutz, Verkehrssicherheit oder die Forderung nach einer gerechten Verteilung von Vermögen als Rache des missgünstigen und faulen Pöbels?“



        H. Y. unterstellt hier allerdings oder trifft die Annahme, dass der „Pöbel“, also die Armen, aus ihren Neidgefühlen heraus gegenüber den Reichen der Gesellschaft auch Rachegefühle entwickeln. Gewaltausbrüche einer armen Bevölkerungsschicht sind in der Geschichte allerdings ganz und gar nicht selten. Insofern spekuliert H.Y. hier nicht bloß. Dann entkräftet H.Y. diese Annahme einer notwendigen Verbindung von Neid und Rache selbst.

      • @fly:

        Die für mich bemerkenswerten klugen Sätze:



        „Wenn die Wut auf die Politik tatsächlich in einem Akt der Rache zum Ausdruck gebracht würde, wären es ganz sicher keine reformistischen Forderungen.“



        „Wissen Sie, was wirklich faul ist? Kritik mit dem sozialchauvinistischen Kampfbegriff Neid abzuwehren.“



        Nun kommt zugegeben meine Lesart, meine Interpretation ins Spiel, weil ich da nichts aus dem Text heraus belegen kann. Das geschieht im Text explizit nämlich auch nicht. Interpretierend lese ich dennoch folgendes: Könnten aus den Neidäußerungen des thematischen Gegenparts (Peron s.o.) des Artikels auf Rachegefühle und sogar vermutete Racheakte „herausgelesen“ werden und wird die Neidäußerung vielleicht auch deshalb getan, um ängstigend auf die Zuschauerinnen und Zuschauer des Geschehens zu wirken um sie vor dem Pöbel zu warnen, das sind die wirklich Bösen, auf die ihr schauen müsst – warum hört man dann laut H. Y. aus der Bevölkerung eigentlich „reformistische Forderungen“? Da schau her, der Pöbel ist gar nicht unzivilisiert. Also ich wüßte auch nicht, wo man in der Bevölkerung solche schon tatendurstigen Neid- u. Rachegefühle erkennen könnte. Außer bei den ganz Rechten. Und die sind noch mal eine ganz andere Gruppe. Eine Interpretation von mir ja, weil aus dem Subtext gelesen, diesen von mir so verstanden.



        Doch das bringt noch mal der gescheite Konter dem gegenüber zum Ausdruck:



        „Wissen Sie, was wirklich faul ist? Kritik mit dem sozialchauvinistischen Kampfbegriff Neid abzuwehren.“



        Und das hat, denke ich, H. Y. eben gescheit hingekriegt.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „sozialchauvinistischen Kampfbegriff Neid“



    Statt Stil hat Deutschland Lindner.



    Aber wir wollen den armen Reichen ihre Neid-Illusion natürlich nicht rauben. Raub ist doch kriminell.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Wenn Deutschland Lindner nicht hätte müssten sich die Kartoffeln an den eigenen Kartoffeltrieb fassen.

  • Nur noch grottig:



    Robert war ja doch da und jetzt hat er Corona. Es ging (für alle) nur um eine Inszenierung für einen mittelmässigen Politiker. Aber Keitum ist nicht Kampen, richtig ernst nimmt der Geldadel den Möchtegern dann doch nicht...

  • Ja, doch!



    Normalerweise verstehe ich immer Bahnhof vor lauter Abkürzungen und aller Arten von über , unter, Gegenüberstrichen.



    Hier bin ich gut durchgekommen.



    Wobei, LARPt, hä?



    ..langweilige Heten-Hochzeit auf fucking Sylt?



    die Schönheitsoperationen, die Chris­sie Lindner hatte oder nicht...



    Ja, versteh ick und kann ick och lesen!

    • @Ringelnatz1:

      Herr Forist Ringelnatz1, es ist doch wohl reihum glasklar, warum wir in der Menschwerdung des Affen so zäh und seit Jahrhunderten kaum einen Schritt voran, geschweige zwei:



      Die von Ihnen - glasklar einmal mehr - erkannten "Abkürzungen und aller Arten von über, unter, Gegenüberstrichen" sind das endlich, endlich erkannte Grundübel!



      Jawohl.



      Und auf dass wir schön die Finger lassen, herausgegriffen in Schwäbisch Hall, von einem Unverbesserlichen und seiner aktuellen 3-Stunden-Performance in 7 Szenen "Kaspar Karl-Amadeus Frühling oder Dass Tote gut auskommen miteinander, versichert Sattler" - erschütterndes Kaleidoskop, Metathema: Verortung undIdentitätin der frühen Bundesrepublik, hin oder her, vgl:

      youtu.be/D4UGyMSi-M4

      • @Peter Bähr:

        Oh, geht das Gut aus für mich?!



        Ich winde mich mal diplomatisch raus:



        "Am Knochen nagt der Falter bunt, / Bellt gutgelaunt: grad wie ein Hund!"



        Peter Bähr

    • @Ringelnatz1:

      LARP steht für Life Action Role Play.



      Salopp gesagt sind das Leute die in Lederrüstung und Schaumstoffschwert durch den Wald rennen und so tun als wären sie in Herr der Ringe gelandet.

      • @derSchreiber:

        LOL ( Laughing out Loud )



        ;-)

  • ..da ist er mal wieder: der Vorwurf das wäre ja mal wieder so eine "Neiddebatte".

    Nun: diese Behauptung wird zwar immer mal wieder erhoben, aber sie kommt mit absoluter Gewissheit von den Vielgeldhabern. Sie sind somit diejenigen (also die einzigen), die überhaupt auf die Idee kommen, dass Neid dabei eine Rolle spielt.

    -> ergo: es kann sich auch bei diesem Phänomen nur um eine Projektion handeln...oder mit anderen Worten: es sind die sog. Reichen die der NEID umtreibt..

    ...insofern also ein weiteres Eigentor der FDP- Versteher...

  • Schön, die Schlusssätze: "Mag sein, dass Verachtung von oben wie Neid aussieht. Von unten sieht Selbstüberhöhung wie Clownerie aus."



    Merz' Flugdings ist allerdings kein Jet, sondern eine Propellermaschine, das aber nur nebenbei.

  • Also wirklich !

    Mein[e] liebe[r] Yaghoobifarah -



    sie sind ein[e] Kulturbanause:in !!!!

    Champagner säuft man nicht !



    Champagner schlürft man !

    Aber was ich eine echte Sauerei finde, ist dass dieser Merz seinen Kumpel Habeck nicht im Jet mitgenommen hat.



    Ja verdammte Axt! Da musste der arme Robert doch mit dem 9€-Ticket anreisen ! Unverschämt.

    Aber was soll's: Ich bin sicher, dass es am Rande der Festivitäten auch noch die eine oder andere dienstliche Besprechung gab, so dass die angereiste Politprominzenz Reisekosten und Unterkunft über die Spresen abrechnen konnten, nicht wahr ?

    • @Bolzkopf:

      "...dass dieser Merz seinen Kumpel Habeck nicht im Jet mitgenommen hat."

      Der "Jet" ist kein Jet sondern ein Diesel. Und wenn ein Bundesminister mit sechsstelligem Einkommen meinen sollte, ein Vorbild an Gemeinsinn zu sein, wenn er das von der Allgemeinheit teuer subventionierte 9€-Ticket in Anspruch nimmt, sollte er eigentlich allein dafür eine PR-Keule über den Schädel bekommen.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Bolzkopf:

      „Da musste der arme Robert doch mit dem 9€-Ticket anreisen“ Ja. Und nun hockt er mit Corona im Homeoffice.

  • Och, Mensch. Irgendwie hätte die Kritik an Lindners Hochzeit etwas pointierter ausfallen können. Die Party war nun wirklich peinlich. Aber: Chance vertan.

    Der Hinweis auf die sexuelle Ausrichtung des Paares ist zudem ziemlich daneben, es sei denn man darf jetzt ähnlich despektierlich über einen Queer-Fasching herziehen.

  • "The Hamptons are not a defensible position" - Mark Blyth

    Sylt auch nicht. Es ist kein schöner Anblick, wenn der "Pöbel" mit Mistgabeln das Schloss stürmt und meist geht dabei das schöne Porzellan zu Bruch, aber Leute wie Lindner stecken zu tief in ihrer narzisstisch-neoliberalen Blase, als dass sie jemals einlenken würden.