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Haftbefehl gegen NetanjahuSollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?

Daniel Bax
Jan Feddersen
Kommentar von Daniel Bax und Jan Feddersen

Heftig umstritten: Der Umgang mit dem Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen Netanjahu, falls er nach Deutschland kommt.

Musste seinerzeit noch keine Handschellen fürchten: Benjamin Netanjahu bei seinem letzten Besuch in Berlin, im März 2023 Foto: Reuhl/Fotostand/picture alliance

Pro

E s gehörte über Jahrzehnte hinweg zu den Grundpfeilern der deutschen Außenpolitik, die Weiterentwicklung des Völkerrechts und einer internationalen Strafjustiz zu unterstützen. Dieser parteiübergreifende Konsens ist jetzt bedroht, seit der Strafgerichtshof in Den Haag gegen den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu einen Haftbefehl erließ. Plötzlich bestehen Zweifel.

„Niemand steht über dem Gesetz“, hat Außenministerin Baer­bock jetzt dankenswerterweise klargestellt. Damit rückt sie den fatalen Eindruck zurecht, den Regierungssprecher Stefan Hebestreit am vergangenen Freitag in einer Pressekonferenz erweckte. Hebestreit sagte dort, es falle ihm schwer, sich vorzustellen, dass Netanjahu in Deutschland verhaftet werden würde. Dafür braucht es aufgrund der deutschen Geschichte in der Tat viel Fantasie. Doch es klang, als würde sich Deutschland nicht an internationales Recht gebunden fühlen.

Manche in der Union tun das offenbar tatsächlich nicht. Hessens Regierungschef Boris Rhein nannte den Haftbefehl „absurd“, CSU-Chef Markus Söder „befremdlich“, und sein Parteifreund Alexander Dobrindt reiste sogar nach Israel, um Netanjahu demonstrativ die Hand zu schütteln. Das zeigt nicht nur, dass sie sich nicht ernsthaft mit den Vorwürfen auseinandersetzen wollen. Damit legen sie auch die Axt an einen Grundpfeiler der deutschen Außenpolitik, ja einer regelbasierten Weltordnung.

In Gesellschaft von Orbán, Putin und Trump

Ungarns Premierminister Viktor Orbán lud Netanjahu sogar nach Budapest ein. Das ist aus seiner Sicht nur konsequent: Als das gleiche Gericht im vergangenen Jahr Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin erließ, akzeptierte er diesen genauso wenig. Man muss es so klar sagen: Wer den Haftbefehl gegen Netanjahu infrage stellt, der stellt sich in eine Reihe mit Autokraten wie Orbán, Putin und Donald Trump. Ihnen allen sind Regeln und Gesetze egal. Sie vertreten das Recht des Stärkeren.

Schon jetzt stehen die Richter in Den Haag unter enormen Druck. Wenn Trump sein Amt antritt, könnte er einzelne Mitarbeiter des Gerichtshofs persönlich bestrafen. Deutschland muss sich entscheiden: Will es auf der Seite einer regelbasierten Weltordnung stehen? Oder auf der Seite eines Verbündeten, dem schlimme Verbrechen vorgeworfen werden? Darauf gibt es nur eine richtige Antwort. Eigentlich. Daniel Bax

CONTRA

Die Frage stellt sich schon deshalb konkret nicht, weil sich der israelische Ministerpräsident in nächster Zeit höchstwahrscheinlich nicht auf Staatsbesuche begeben wird. Für den Fall, dass er doch kommt, signalisierte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock allerdings bereits, dass sie in die Falle der antiisraelischen Globalpropaganda getappt ist: Niemand stehe über dem Gesetz, antwortete sie auf entsprechende Fragen zum Haftbefehl gegen den israelischen Regierungschef.

Deutschland halte sich an Recht und Gesetz, auch auf internationaler Bühne. US-Präsident Joe Biden indes wies schon die Fragestellung zurück. Er wisse ja, dass Netanjahu und seine Regierung harte Kritik verdienen, aber nicht wegen des Krieges gegen die Hamas und die Hisbollah an sich, sondern weil Israels demokratisch gewählte Regierung in ihrer Kriegsführung schwere Fehler begangen hat und weiter begeht.

Nicht der Krieg im Gazastreifen scheint für Biden problematisch zu sein, sondern dass Israel keine Strategie anbieten kann für die Zeit nach dem Krieg. Es fehlt seit Beginn der Militär­operation gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas, die es aus Sicht Netanjahus zu zerstören gilt, jegliche politische Perspektive, außer im Gazastreifen eine dystopische Landschaft zu hinterlassen. Ein Plan für die Zukunft – unbekannt.

Wahr ist, dass es Netanjahu war, der die Hamas zumindest tolerierte und deren mörderischen Wahn nicht erkennen konnte; wahr ist weiterhin, dass er alles sabotierte, was für die palästinensischen Nachbarn nach einer Per­spektive auf einen eigenen Staat erschien. Netanjahu ist zugleich jener Mann, der mit seinen faktisch rechtsradikalen Alliierten den israelischen Rechtsstaat zu zerstören trachtet, der also die Pfade des demokratischen Zionismus längst verlassen hat.

Innenpolitisch ist Netanjahu gestärkt

Das alles sind Delikte, die die israelische Gesellschaft lösen muss. Der internationale Haftbefehl indes lässt das Land zusammenwachsen und macht Netanjahu in Israel noch populärer. Selbst aus der Opposition kam Kritik an dem Haftbefehl. Der Internationale Strafgerichtshof nimmt es – so erscheint es vielen – Israel übel, dass es überfallen wurde und sich militärisch zu wehren hatte, allein schon der nach wie vor in Gaza festgehaltenen Geiseln wegen. Der Haftbefehl nützt Netanjahu innenpolitisch – und das ist das eigentliche ­Problem. Jan Feddersen

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, Meinungs- und Inlandsredaktion, Wochenendmagazin taz mag, schließlich Kurator des taz lab und der taz Talks.. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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78 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Gideon , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Die Moderation

  • Jan Feddersen erzählt wenigstens mal nichts von seiner eher auf muslimische Menschen fokussierten persönlichen Furcht, aber zum Thema kommt er ja so gar nicht. Das ist ja eine Nullargumentation, wie ich sie aus der taz eigentlich nicht kenne.

    Recht kann man aber begreifen, wenn man will. Es gilt grundsätzlich für alle gleich, egal, ob man sie mag oder nicht oder meint, verteidigen zu müssen. Da kürzt sich auch nichts raus.

    Die Bundesregierung hält sich an Recht und Gesetz, weil niemand über dem Gesetz steht - Frau Baerbock hat da spätestens an der LSE etwas gelernt.

    Kleiner Trost für Hrn. Feddersen: gerade weil Recht für alle gilt, also auch für israelische Regierungschefs, wird es ja auch gegen andere gewendet. Auch Marokko und die Westsahara, auch Putin und die Westukraine, auch der Iran sind mal dran.

  • Nachdem ich 'in die Falle der antiisraelischen Globalpropaganda getappt' gelesen hatte, musste ich mich zwingen, weiterzulesen. Finde ich trotzdem sehr sehr gut, dass die taz Meinungspluralität zulässt.

  • Bax: " Blaue Moschee schließen, politische Geiseln öffentlich als solche bezeichnen, lieber nicht das könnte den Iran verärgern oder teile der Muslime sich diskriminiert führen. Antisemitische Pogrome, als solche bezeichnen , bloß nicht das nützt noch den Rechten außerdem muss man noch bedenken dass....

    Auch Bax " Ein Haftbefehl gegen den israelischen Staatschef,.. der muss natürlich umgesetzt werden... Sonst stellt man sich noch auf eine Stufe mit Autokraten.. da gibts nur eine klare Antwort"

    Es ist schon bezeichnend wie schnell Herr Bax aufeinmal zu klaren und einfachen Antworten fähig ist, sobald es um(gegen) Israel geht.

  • „Ein Plan für die Zukunft – unbekannt.“ (Jan Feddersen)



    Für die Israelhasser, lieber Herr Feddersen, ist die Nachkriegsordnung klar: Israel zieht sich zurück, die Hamas ist wieder am Ruder und das Hamas-Elend verewigt sich weiter: Intifada bis zum Endsieg. Für den Märtyrernachschub sorgt die Geburtenrate, deren Einhaltung wiederum die Hamas verbürgt.



    Aber weg von Altbekanntem: Ich wäre mir nicht sicher, ob man mit Netanjahus Vorgänger, Jair Lapid, heute anders dastünde. Mir ist aber aufgefallen, wie still es um Herrn Abbas ist, von dem man weiß, wem er in Wirklichkeit die Daumen drückt.



    Sicher bin ich mir aber, dass sich bei Mossad und Co. ganze Abteilungen mit einer Nachkriegsordnung jenseits der Hamas beschäftigen. Das zeigen mir die Angehörigen der Geiseln, die sich mit ihren Forderungen nach Hamas-Deals nicht richtig durchsetzen. Und täten sie es doch, hieße es wieder, Netanjahu lasse die Hamas gewähren.

  • Ich lese aus Herrn Federsens Beitrag nur ein Gegenargument heraus und zwar, dass der Haftbefehl Netanjahu innenpolitisch nützt, was schon sehr befremdlich ist, damit punkten zu können.



    Das Argument ist allerdings politisch, rechtlich ist es irrelevant.

  • Ich konnte aus Herrn Feddersens Beitrag keine Argumente herauslesen zur Festnahme-Verweigerung, außer dass es "Israel" ist.

    Ist das das einzige Argument, bzw ist es das überhaupt?

    • @Thomas Müller:

      Yep, so ist es. Kann man leicht durch einen kleinen Trick sichtbar machen: einfach Namen in Berichten austauschen. Israel ist X, Netanjahu Y, etc. Dann sieht man nur die Sachverhalte und kein Mensch käme noch auf die Idee, das gut zu finden.



      Noch besser: man stelle sich vor, der Heimatstaat der Juden wäre 1948/49 nicht Israel geworden, sondern z.B. Bayern und die Bevölkerung dort wäre jetzt das Äquivalent der Palästinenser. Was hätten die Bayern die letzten 70 Jahre wohl so alles getan, in denen sie ihr Land und die Freiheit verloren hätten? Und nachdem die Weltgemeinschaft dem jahrzehntelang tatenlos zugesehen hätte.



      Und dabei wäre das noch gerecht gewesen, denn schließlich waren es wir Deutsche, die den Juden den Holocaust beschert haben. Also hätten wir bluten müssen und nicht die Palästinenser.

  • Mir nicht ganz klar warum der Internationale Strafgerichtshof nicht auch das Regime in Teheran anklagt.

    Seit 1979 sind die auf dem Israel-Vernichtungs-Trip. Jeder Regierungschef hat das bestätigt. 2015 rief Chameini zur vollständigen Zerstörung Israels bis 2040 auf. In iranischen Goßstädten zeigen Digitaluhren die verbleibende Zeit bis dahin an. Die Mullahs liegen gut im Zeitplan.

    Der auch den 07. Oktober 2023 beinhaltete. Hamas-Terroristen veranstalteten ein Massaker, wo selbst der IS nicht mitkommt. Ziel: Israel zu einer harten Gegenreaktion zu provozieren, die möglichst viele Palästinenser:innen das Leben kosten würde. Die Bevölkerung diente als Schutzschild für die Hamas.

    Den militärischen Erfolg erzielen die Israelis. Den internationalen politischen Erfolg die Mullahs. Ihre Strategie ist aufgegangen, Israel ist politisch stark geschädigt.

    Ich mag Netanjahu nicht, doch das Urteil des Strafgerichtshofs gegen Netanjahu ist ein Urteil gegen Israel. Das Alibi ist geliefert, die globale Judenjagd eröffnet.

    Sorry, wenn der Strafgerichtshof Netanjahu anklagt, dann bitte auch die Drahtzieher in Teheran!

    • @shantivanille:

      "Mir nicht ganz klar warum der Internationale Strafgerichtshof nicht auch das Regime in Teheran anklagt." Ganz einfache Antwort und eine die auch schon mehrfach in Bezug auf Syrien und Assad gegeben wurde- beide Länder haben nicht die Römischen Statuten unterschrieben bzw. ratifiziert. Der Gerichtshof kann also gar nicht gegen sie ermitteln.

    • @shantivanille:

      "...das Urteil des Strafgerichtshofs gegen Netanjahu ist ein Urteil gegen Israel."



      Bislang ist noch kein Urteil ergangen. Haarspalterei, ich weiß. Und Netanjahu wäre nicht unbedingt gut beraten, auf ein völlig neutrales Urteil zu setzen.



      Dennoch sollten wir doch bei den Tatsachen bleiben. Sonst bleiben nur Fake News und Gerüchte.

    • @shantivanille:

      Der IStGH hat weder Staaten noch Organisationen angeklagt, sondern die unmittelbar für mutmaßliche Verbrechen Verantwortlichen Entscheidungsträger auf beiden Seiten. wollte man diesen Personenkreis auch auf Regierungsmitglieder in Unterstützerstaaten (die, wie im Falle Irans teils auch keine IStGH-Mitglieder sind), müsste man auch westliche Regierungschefs vor Gericht stellen. Dafür wäre, neben der Machbarkeit, allerdings auch die rechtliche Grundlage fraglich: es geht hier schließlich um Befehlsstrukturen.

    • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
      @shantivanille:

      Manchmal im Leben ist etwas tatsächlich so klar, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Der Antisemitismus und der Israel-Hass erklären hier sehr viel.

      • @Michaela Dudley:

        Der Internationale Strafgerichtshof hält sich einfach an seine Statuten. Mit irgendwelchem Hass hat das nichts zu tun.

        Allerdings wird gerade auch von Einigen Hass gegen den Gerichtshof geschürt.

    • @shantivanille:

      "..., doch das Urteil des Strafgerichtshofs gegen Netanjahu ist ein Urteil gegen Israel."

      Ein Urteil ist es erst einmal noch nicht - nur der Versuch, die faktische Grundlage für einen ordentlichen Prozess in Anwesenheit der Angeklagte zu schaffen.

      • @Normalo:

        Schon klar.

        Doch mit einer Begründung des Verbrechens gegen die Menschlichkeit ist der Angeklagte in der Weltöffentlichkeit unten durch, ein Monster.

        De facto wird ihm das Gericht schon nachweisen müssen, was er hätte anders machen sollen, bzw. können. Und da muss man mal genau hinschauen.

        Anfangs dachte ich, Netanyahu geht da total in die Falle, die Iran/Hamas Israel gestellt haben, doch je mehr Infos über die Hamas, die Hizbollah, die Huthis, den Islamischen Jihad, die Revolutionsgarden etc. bekannt werden, desto mehr bin ich der Meinung, Netanyahu, sprich Israel konnte nicht anders handeln.

        Wir erinnern uns an Sinwar:

        "Wieder und immer wieder" würden die Angriffe auf Israel stattfinden. "Der 07. Oktober war nur die Generalprobe", und er würde auch 20.000, 50.000 oder 100.000 Tote hinnehmen. Und damit waren Palästinenser gemeint.

        Und wenn die Hamas einen Krieg vom Zaun bricht, ist es da nicht ihre Aufgabe, vorher die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, falls etwas schief geht?

        Die Hamas ist die gewählte Vertretung der Palästinenser. Ihr unbedingter Wille zum Krieg ist spätestens seit 1988 nun wirklich kein Geheimnis mehr.

  • Natürlich steht niemand über dem Gesetz, und wenn Deutschland nunmal den Statut des IStGH unterschrieben hat, ist es auch daran gebunden und muss dem IStGH das vertraglich zugesicherte Vertrauen schenken, dass er Angeklagten, deren er habhaft wird, dann auch einen fairen Prozess macht. Orban, der Vertragstreue offenbar für optional hält, ist da in der Tat ein abschreckendes Beispiel, dem man nicht folgen sollte.

    Dass es nichtsdestotrotz realpolitisch ein No-Go wäre, den israelischen Ministerpräsidenten ausgerechnet in Deutschland zu verhaften, muss auf politischem Weg verarbeitet werden: Zwischen den betroffenen Regierungen dürfte schon lange vor dem Ergehen der Haftbefehle Einigkeit bestanden haben, dass bis auf Weiteres keine Besuche Netanjahus oder Gallants in Deutschland (oder anderen IStGH-Vertragsstaaten) auf dem Programm stehen.

    Von daher bleibt die Frage mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit theoretisch.

  • Ach was! @ Loriot

    Zitier mal einen Freund Weggefährten & ausgewiesenen Rechtsanwalt - Latte rauf wie runter!

    “Für diesen Herrn Feddersen sind Recht und Gesetz Spielbälle im politischen Kalkül?“

    …anschließe mich. Muß frauman wohl so sehen

  • Ich muss sagen, dass ich den Teil von Jan Feddersen nicht ganz verstehe, mir scheint er schreibt ein bisschen an der Fragestellung vorbei. Er erklärt die Einschätzung von Joe Biden und zählt danach viele Punkte auf, für die Netanjahu international und vor allen Dingen auch in Israel kritisiert wird. All das sind aber keine Fehler oder Vergehen für die er oder irgendwer vom IStGH angeklagt wird.



    Statt dessen geht um Kriegsverbrechen, die offenbar so gut belegt sind, dass es zumindest für einen Haftbefehl reicht. Natürlich ist die Frage einer Verhaftung erstmal eine hypothetische aber es geht doch vor allen Dingen darum mutmaßliche Verbrecher für ihre Taten zur verantwortung zu ziehen, dieses Prinzip sollte doch grundsätzlich gelten. Und wenn es im aktuellen Fall dabei hilft internationalen Druck aufzubauen um zu einer Waffenruhe zu kommen, ist das sicherlich nicht verkehrt und auch keine "antiisraelische Globalpropaganda." Was ist das überhaupt für ein Wort?

    • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
      @knurps:

      Die Bezeichnung „antiisraelische Globalpropaganda“ entspricht durchaus die Realität, die insbesondere seit dem 7. Oktober 2023 wahrzunehmen ist. Weltweit steigen judenfeindliche Straftaten an, während Israel-Kritiker:innen unterschiedlicher Couleur den jüdischen Staat mit verdächtiger Vorverurteilung gravierender Verbrechen bezichtigt.

      Übrigens: Jüdische Menschen, ob als Ministerpräsident:innen oder als private Bürger:innen sind nicht da, um als Druckmittel zu agieren.

      Jewish Lives Matter

      • @Michaela Dudley:

        "Globalpropaganda" bleibt für mich relativ ausgedacht und unkonkret.



        Die Angriffe auf jüdische Menschen sind ebenso Realität wie der Terror vom 7.Oktober und die andauernden Grausamkeiten in Gaza. Aber einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher ggf. an den IStGH auszuliefern bleibt trotz richtig.

        Im übrigen hoffe ich sehr dass Netanjahu nicht für sein jüdisch sein unter Druck gesetzt wird sondern in seiner Funktion als Regierungschef.

        Und schließlich: auch Palestinian Lives Matter!

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Es fällt auf, dass viele Verfechter der Erstreckung des Haftbefehles gegen Netanjahu aus dem Defund-the-Police-Lager kommen. Praktisch über Nacht sind sie zu Law-and-Order-Apologeten geworden. Bei Julian Assange und bei der nach Ungarn überstellten, mutmaßlich rechtsextremen Maja T. waren sie fanatisch gegen die Auslieferung. Auf Teufel komm raus haben diverse Experten rechtliche Mittel und politische Proteste gefordert, um die Auslieferungsmöglichkeiten zu sabotieren.

    Ja, die Umstände und die jeweiligen Haftbefehle waren anders. Doch genau das ist mein Punkt. Jedwede Causa hat Besonderheiten, die über den rein juristischen Rahmen hinaus berücksichtigt werden dürfen.

    Aber Entwarnung: Bibi seine lang ersehnten Urlaubspläne für Neukölln bis auf Weiteres abgesagt. Ebenfalls auf einen offiziellen Staatsbesuch in der ach so judenfreundlichen Bundesrepublik verzichtet er zuerst einmal, und zwar um das alltägliche Berliner Verkehrschaos nicht zu stören. Lobenswerte Rücksicht.

    So gerät Deutschland doch nicht in die unerfreuliche Lage, sich jetzt, während des größten Anstiegs an Antisemitismus seit 1945, mit barbarischer Blindheit am internationalen Israel-Bashing beteiligen zu müssen.

    • @Michaela Dudley:

      Wenn man die Justiz immer dann in Frage stellt, wenn einem ein Urteil nicht passt, ist das arg selektiv. Daher habe ich keinen Schmerz damit, Maja T auszuliefern und Julian Assange hätte ich nach Schweden geschickt. Und Netanjahu würde ich ebenfalls verhaften lassen, wenn er hier wäre. Ich halte das Recht(ssystem) für eine der besten Erfindungen, die wir lange gemacht haben. Ist es perfekt? Nein. Aber es ist besser als alles was davor war.

      "Jedwede Causa hat Besonderheiten, die über den rein juristischen Rahmen hinaus berücksichtigt werden dürfen." Was soll das bedeuten? Umgekehrt wird ein Schuh draus: Im juristischen Rahmen muss der konkrete Einzelfall betrachtet werden.

    • @Michaela Dudley:

      "Es fällt auf, dass viele Verfechter der Erstreckung des Haftbefehles gegen Netanjahu aus dem Defund-the-Police-Lager kommen."

      Woher haben Sie diese Erkenntnis?

      Die Mehrheit der Deutschen hat kein Verständnis für militärisches Vorgehen Israels im Gazastreifen. Das breite Verständnis für die Haftbefehle hat absolut nüscht mit der Haltung irgendwelcher linken Gruppen zur Polizei zu tun.

      Das ist im Gegenteil eine breite moralische Mehrheit gegen Kriegsverbrechen. Man hat aus Freundschaft mit Israel und Entsetzen über den 7. Oktober lange zu den Kriegsverbrechen Netanjahu geschwiegen. So langsam merkt man das, dass Schweigen zu lange angedauert hat.

    • @Michaela Dudley:

      "bei der nach Ungarn überstellten, mutmaßlich rechtsextremen Maja T."

      Was ist das für eine merkwürdige Behauptung? Zur Erinnerung, der Haftbefehl beruhte auf mutmaßlicher Beteiligung an Übergriffen gegen Rechtsextreme.

      Und generell ist der Vergleich absurd, da sich die Proteste gegen die Auslieferung auf die unmenschlichen Haftbedingungen bezogen und auf die Tatsache, das in Ungarn Gerichtsprozesse nicht nach rechtsstaatlichen Maßstäben erfolgen.

      Und natürlich hat jedwede Causa Besonderheiten, die über den rein juristischen Rahmen hinaus berücksichtigt werden müssen, dass ändert aber nichts an der Tatsache, dass Deutschland verpflichtet ist einen erlassenen Haftbefehl bei gegebenen Anlass auch zu vollstrecken.

  • "Niemand stehe über dem Gesetz, antwortete sie auf entsprechende Fragen zum Haftbefehl gegen den israelischen Regierungschef."



    Das diese absolut selbstverständliche Minimalaussage der Außenministerin für Herrn Feddersen bereits das Tappen in die Falle "der antiisraelischen Globalpropaganda" darstellt deutet den Extremismus seiner Position an. Das er weiterhin das genozidale Vorgehen in Gaza als Selbstverteidigung verharmlost und nach 60 Jahren der Besatzung immer noch der Illusion der Selbstregulierung der, immer radikaleren, verrohten israelischen Gesellschaft anhängt zeigt, dass er entweder die Realitäten vor Ort ignoriert, oder dass ihm das Schicksal der Palästinenser, wie so vielen deutschen Kommentatoren, völlig egal ist.

    • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
      @Residente:

      Welche Gesellschaft ist eigentlich verroht?

      Der jüdische Staat, der Massenmord, Gruppenvergewaltigung und Menschenverschleppung rächen und sich nachhaltig verteidigen will?

      Oder der terroristische Failed State, der auf Dschihad statt Demokratie setzt?

      • @Michaela Dudley:

        Wer Verbrechen rächen will, ist schon verroht.

      • @Michaela Dudley:

        Beide Gesellschaften, die palästinensische und die israelische, sind nach einem Jahrzehnte währenden Konflikt (zu dem auch Israel beigetragen hat - ein bisschen historisches Grundwissen wäre hier eigentlich nötig) radikalisiert und verroht. Wenn man manche Beiträge hier liesst, hat man allerdings das Gefühl, dass es im die deutsche Gesellschaft nicht besser bestellt ist: jedenfalls könnte man den Eindruck bekommen, wenn bestimmte Foristen "Rache" als legitimes Zeil staatlichen Handelns betrachten und sogar auf tausende tote Kinder in Gaza nur mit einem "selbst schuld" zu antworten wissen. Vielleicht wäre das ein guter Zeitpunkt für ein wenig Selbstkritik?

      • @Michaela Dudley:

        "Welche Gesellschaft ist eigentlich verroht?



        Der jüdische Staat ... Oder der terroristische Failed State...?"



        Beide. Leider ganz offensichtlich.



        War die Ausgangslage noch relativ klar, ist die Frage der Verrohung doch eine ganz andere als die nach Recht oder Unrecht.

      • @Michaela Dudley:

        Beide. Und bei dem was diese beiden Gesellschaften erlebt und erlitten haben ist das auch nicht besonders überraschend. Die Gründe aus denen Palästinenser sich möglicherweise an Israel rächen, oder sich "nachhaltig verteidigen" wollen sind ebenso "verständlich" wie die der Israelis. Ein demokratischer Staat, der sich so vom Motiv der Rache leiten lässt wie Sie es offenbar tun bekommt dann eben einen korrupten Kriegsverbrecher als mehrfach wiedergewählten Ministerpräsidenten und einen selbsterklärten "homophoben Faschisten" als Finanzminister.



        Ein besetztes, unter Blockade stehendes Gebiet (zu dem Unsinn mit dem failed state, es gibt keinen anerkannten Staat, dafür sorgen Israel und die USA seit Jahrzehnten) endet, mit ahnlichen Rachegedanken, Unterstützung der Iraner und taktischer Duldung der Israelis, unter der doppelten Diktatur der Hamas und der Besatzung.



        Beide Gesellschaften können nur heilen wenn Besatzung, Entrechtung und gegenseitige Verletzungen endlich aufhören.

      • @Michaela Dudley:

        Der jüdische Staat bewegt sich mit seiner Regierung immer weiter in eine Richtung, die auch als Postfaschismus bezeichnet werden kann.

        Mit dem Regierungsziel des Staatsumbaus autoritärer Prägung und der territorialen Ausdehnung durch Aneignung.

        Das zeichnete sich bereits vor dem 7 Oktober ab, in Einschränkungen der Pressefreiheit oder Machtbeschneidung der Justiz etc.

        So wurde in kürzester Zeit aus einer fragilen eine dysfunktionale Demokratie und anhand der derzeitigen Zustände würde ich den Begriff Demokratie im Zusammenhang mit der Ausrichtung des Staates seiner Führung mit mehreren Fragezeichen versehen.

        • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
          @Sam Spade:

          Ich fühle mich sicherer in einer Welt, in der Israel über ein nukleares Arsenal verfügt, als in einer Welt, in der die UNRWA Schulbücher veröffentlicht.

          In der realen Welt befassen wir uns nicht mit irgendwelchen woken Wünschträumen, ein terroristischer Failed State sei zu retten. Anstatt dessen nehmen wir wahr, dass die Intifada nirgendwo auf diesem Planeten zur Demokratisierung beigetragen hat. So begrüße ich, dass Israel sich verteidigen kann.

          In der Triage der Tragödien dürfen wir immerhin nicht ignorieren, dass in Afrika weitaus Menschen vernichtet werden. Die Opfer sind Schwarze, die Täter sind Islamisten. No Jews, no News.

    • @Residente:

      Ich denke am Ende geht es ihm in erster Linie um sich selbst und seine Außenwirkung. Der Konflikt hat ja viele deutsche Musterschüler hervorgebracht, die sich Absolution erhoffen, in dem sie die israelische Regierungslinie verteidigen und deren Argumentation übernehmen.

  • "..die Falle der antiisraelischen Globalpropaganda". Die zunehmende Kritik an Israel als antiisraelische Weltverschwörung hinzustellen ist schon arg plattes Geschwurbel und kein Argument.

    • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
      @Andreas J:

      Nein, ganz im Gegenteil. Die antiisraelische Globalpropaganda ist kein Hirngespenst, sondern eine hässliche Wiederbelebung der antisemitische Blutlibel-Legende,

      Wer Antisemitimus in Wort und Tat bekämpfen will, muss eigentlich schon wahrnehmen, dass man, ob in New York oder in Neukölln, den Judenhass heutzutage wie eine Monstranz vor sich her trägt.

      Oder wer hat die jüngsten Pogrome in Amsterdam, London und Paris nicht gesehen?

      Stop tone-policing.

  • Netanjahu ist wie Galant ein Kriegsverbrecher. Die Regierung Netanjahus hätte wie ein Staat reagieren sollen und sich nicht auf die gleiche Stufe mit den Terroristen stellen. Die sinnlose massive Bombardierung des Gaza Streifens, das Töten zehntausender Zivilisten war alles andere als eine "Chirurgische Aktion" zu Lasten der Terroristen, sondern zerstörte den letzten Rest Infrastruktur der in Gaza noch vorhanden war. Die Blockade von Hilfslieferungen und das Abschneiden wichtiger Ressourcen haben in Gaza eine humanitäre Katastrophe zur Folge.



    Wenn man weiß das Netanjahu auch Gelder an die Hisbollah gezahlt hat und die Anzeichen eines großen Terroranschlags im Vorfeld ignoriert wurden macht das Ganze nur noch unverständlicher.



    Zudem geht das Morden und die Vertreibung auch im Westjordanland weiter.



    Das was in Gaza passiert ist ist mit "Terrorbekämpfung und Selbstverteidigung" nicht mehr zu rechtfertigen. Wer einen mehrere hundert Kilo schweren Sprengkörper auf ein mehrstöckiges Wohngebäude abwirft weiß was er tut. Das dies zivile Opfer zur Folge hat muß selbst der Dümmste kapieren.

    • @Tom Lehner:

      Wo gesprochen wie ein IStGH-Ankläger...

      Nur geht es hier nicht darum, ob Netanjahu oder Galant verurteilt gehören, sondern wie Deutschland den selbstgegebenen Auftrag, politisch Israels bestmöglicher Freund zu sein und Alles zu tun, damit es nie wieder Judenverfolgungen gibt, mit der Befolgung internationaler Verpflichtungen übereinbringen soll. Denn diese Befolgung würde Israel - auch deutlich über die Wählerschaft der aktuellen Regierung hinaus - als feindlichen Akt betrachten, und sie würde höchstwahrscheinlich auch Juden in Deutschland einmal mehr Feinde Israels mit Oberwasser auf den Hals jagen. Das ist nicht so einfach mit einem vollmundigen "J'accuse!" vom Tisch zu wischen.

      Ich bin völlig dafür, zu den internationalen Verpflichtungen zu stehen und den IStGH zu respektieren. Aber es sollte schon klar sein, dass das Dilemma nicht auf der Ebene des Für oder Wider von Netanjahus persönlicher Schuld liegt, sondern schon etwas höher auf der Bedeutungsskala (zumindest aus Sicht aller Nicht-Geiferer, für die höherwertige Probleme als Bibis Verderbtheit tatsächlich vorstellbar sind... ;-)).

      • @Normalo:

        Das Problem welches sie hier schildern wäre nur gegeben, wenn Deutschland selbst einen entsprechenden Haftbefehl ausgestellt hätte.

        Das ein demokratischer Rechtsstaat zur Einhaltung des Rechts auch gegenüber befreundeten Staaten verpflichtet ist, versteht man auch in Israel.

        Das kann man zu einem Politikum machen, muss man aber nicht.

        • @Sam Spade:

          Genauso "müsste" man in Israel verstehen, wenn Deutschland seine eigenen Gesetze auf Alle gleich, also auch zulasten des israelischen Ministerpräsidenten, anwendet. Denn ob es selbst den Staatsanwalt von der Leine lässt oder sich einem Gericht unterwirft, das Israel nicht anerkennt und dem es antiisraelische Befangenheit vorwirft, macht aus dortiger Sicht wenig Unterschied.

          Ich denke, dass das Verständnis weit genug geht, dass die israelische Regierung uns ohne Groll den Spagat erspart und die "Gesuchten" sich von hier fernhalten, aber Netanjahu in Deutschland in Handschellen gäbe einen Aufschrei - Rechtsgrundlage egal.

  • Sehr geehrter Herr Feddersen,



    das israelische Militär hat im Gazastreifen Millionen Menschen vertrieben und zigtausende Zivilisten getötet, darunter sehr viele Kinder. Diese Opfer sind Ihnen keine Erwähnung wert. Dabei ist dies der Kern der Vorwürfe gegen Netanjahu. Wer diese Opfer wegschweigen will und wer nur über die Toten der einen Seite trauert, hat den Boden universaler Humanität verlassen.

    • @Ingmar Kumpmann:

      Nein, der "Kern" der Vorwürfe gegen Netanjahu ist, dass er zumindest zeitweilig systematisch eine Unterversorgung der Zivilbevölkerung mit Hilfsgütern verursacht haben soll. Die Kriegführung in Gaza insgesamt, namentlich auch das Maß an Rücksichtnahme auf Zivilisten im Rahmen der Angriffe, kommt in der Begründung der Haftbefehle nicht vor.

  • Ansich ist schon ein Pro-/Kontra-Artikel zu dem Thema der Anwendung internationalen Rechts und dem Prinzip der Unabhängigkeit der Justiz ein Armutszeugnis. Aber Schwamm drüber.

    Bei einem "Pro-Kontra" Artikel müssen beide Standpunkte vertreten werden, das verstehe ich. Dass Jan Feddersen die Augen vor dem verschließt, was die israelische Armee in Gaza tatsächlich tut, daß er diese Handlungen Biden zitierend als "Fehler" kleinredet, ist aber trotzdem nicht entschuldbar.

    Die Debatte in Deutschland, der ewige Bauchnabelblick unter dem einzigen Gesichtspunkt der Wiedergutmachung ist ein trauriges Schauspiel, denn leider zeigt sich, daß man aus der Geschichte überhaupt rein garnichts gelernt hat.

    Für diesen Egozentrismus ist man bereit, das internationale Recht zu missachten und die Augen vor einem laufenden Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verschliessen, weil es politisch/diplomatisch nicht opportun ist.

    Der Generation des zweiten Weltkriegs wurde oft gesagt: «Wer wissen wollte, konnte wissen». Heute muß man sich anstrengen, um nicht zu wissen, welcher Natur der Krieg in Gaza ist. Einige Foristen sind dazu anscheinend gut in der Lage, die anderen werden oft zensiert.

  • Israel missbraucht das Recht auf Selbstverteidigung, um einen Angriffskrieg gegen Gaza zu führen, nachdem die Hamas längst in alle Stücke zerschlagen ist und zusätzlich die gesamte zivile Infrastruktur.

    Ähnlich agierte seinerzeit die USA, als sie mit der Rechtfertigung der Anschläge in New York Afghanistan und den Irak angriff. Der defensiv daher humpelnde "Krieg gegen den Terror" war schon damals verlogen, denn man nahm und nimmt die Anschläge als Anlass für die militärische Verfolgung geostrategischer Ziele, die schon lange in den Schubladen gelegen haben.

    Eine existenzielle Bedrohung hat weder für die USA bestanden noch besteht sie für Israel. Dafür ist einfach die Bewaffnung der Kontrahenten megamäßig unterlegen, ähnlich wie zwischen Cowboys und Indianern oder Reichswehr und Herero.

    Der Westen, also Westeuropa, Nordamerika, Israel und Australien ignorieren tatsächlich aus ihrer technologischen Überlegenheit jedes gleiche Völkerrecht und verdrehen es mithilfe geschickter PR solange, bis es sich verkaufen lässt.

    Aber dahinter stecken die alten globalen Dominanzziele. Und diese sind offensiv, nicht defensiv.

  • Die Problematik zeigt das Dilemma bzgl der Glaubwürdigkeit des Westens. Wir möchten einen regelbasierte Ordnung auf der Welt so lange sie uns nützt. Wir spielen damit den Autorkratien in die Karten und das schon seit Jahrzehnten. Das macht unsere Politik in der Ukraine besonders heuchlerisch. Ich würde sogar die These aufstellen, dass der Krieg in der Ukraine unserer Glaubwürdigkeit mehr schaden wird als der Krieg im Irak.



    Ich weiß, dass das für viele hier in der Kommune schwierig ist zu verstehen, aber das Einhalten von Regeln und Recht kann man nur glaubwürdig einfordern, wenn man sich selber daran hält. Deswegen plädiere ich nicht für eine Annäherung Autorkratien, sondern im Gegenteil für mehr Glaubwürdigkeit und Pragmatismus.

  • Der Titel, eine für mich rein rhetorische Frage. Natürlich verhaften. Was denn sonst.

  • Und wieder blendet man aus, das allein schon die Siedlungspolitik, Ansiedlung von Zivilisten in besetzte Gebiete, im Staatsauftrag, seit Jahrzehnten. Grundpfeiler des terroristischen Widerstands der Palästinenser ist.



    Will man als Ursachen für den paläst. Terror finden, muss man sich hinterfragen ob man hier der isr. Regierung nun weiter folgen möchte oder nicht.

    Regelbasierte Werteordnung können wir auch langsam mal wieder entfernen aus dem täglichen Sprachgebrauch. würde dieser angewendet werden, sollten gleich mehrere Staatsmänner ihrer Verantwortung für Krieg, Terror und Leid verurteilt werden. Und genau hier würden insbesondere auch westl. Politiker drunterfallen. Z.B. Irak, wo wir wissen und es belegt haben, dass der Krieg auf Lügen basierte. Ist etwas passiert? Nein. Wird etwas passieren? Nein. Denn die regelbasierte Weltordnung, hat nämlich nur eine Regel und die ist, dass der westen bestimmen will, welche Regel angewendet wird.

    • @Chris Ehl:

      >Ursachen für den palästinensischen Terror<

      Die Frage, die man eigentlich stellen müsste, ist doch auch, wie sollen sich die Palästinenser nach westlicher wertebasierter Ansicht denn gegenüber Israel Verhalten und was wird für die Palästinenser dann dadurch besser?

      • @testen:

        Nein, diese Argument zieht nun wirklich nicht. Es gibt etliche Methoden des gewaltfreiene Protests, die in der Neuzeit sehr erfolgreich angewandt wurden. Natürlich braucht man dazu ein entsprechend beherrschtes Temperament und die Fähigkeit, "Auge um Auge" einfach mal runterzuschlucken, auch wenn's wehtut. Aber wer man das fertigbringt, wird es DEUTLICH leichter und letztlich mit weniger Opfern verbunden schaffen, einen weniger beherrschten Gegenüber komplett ins Unrecht zu setzen und zum Nachgeben zu zwingen.

        Ich glaube, die rechten Parteien Israels diesseits der radikalen Siedler leben in Angstzuständen vor dem Tag, an dem die Plästinenser auf diesen Trichter kommen und ihn auch mal konsequent durchziehen. Aber bis zu dem Tag wird der Hass den Ton angeben und beide Seiten sich mit Verweis auf vergangenes Unrecht das Recht auf Rache vorbehalten - immer hin und her. Und solange gewinnt dann halt auch immer wieder der Stärkere.

        • @Normalo:

          "Es gibt etliche Methoden des gewaltfreiene Protests, die in der Neuzeit sehr erfolgreich angewandt wurden."



          Meinen Sie Boykott? Sanktionen? Das wird im Fall von Israel zuverlässig als antisemitisch gebrandmarkt. Meinen Sie Generalstreiks? Die wurden bei der 1. Intifada mit Knüppeln beantwortet. Meinen Sie Sitzblockaden? Die führen einen im Westjordanland direkt in Administrativhaft.

  • "Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?"

    Welch merkwürdige Frage. Es gibt einen Haftbefehl des obersten Gerichts. Punkt.



    Fragt sich die Polizei das sonst auch wenn ein Gericht in Deutschland einen Haftbefehl für eine gesuchten Massenmörder ausstellt?



    Schon mal was von Rechtsstaat gehört?

    • @Jalella:

      Die insinuierte Wahlmöglichkeit hat auch etwas pseudoplebeszitäres, was meinen Auffassungen zu derartigen Sachverhalten der "regelbasierten Ordnung" im Rechtsstaat auch generell nicht entspricht.

  • "Es gehörte über Jahrzehnte hinweg zu den Grundpfeilern der deutschen Außenpolitik, die Weiterentwicklung des Völkerrechts und einer internationalen Strafjustiz zu unterstützen."



    Das stimmt nun mal nicht. Deutschland ignoriert schon lange die Beurteilungen durch den IGH. Das letzte Mal dieses Jahr.



    Die Besiedlung in den besetzten Gebiete durch Israelis verstößt gegen das Völkerrecht. Das ist unumstritten. Deutschland ignoriert das noch viel länger. Die ersten Siedlungen folgten unmittelbar auf den Sechstagekrieg 1967. Moshe Dajan sprach damals von einer Israelisierung dieser Orte, Solches Gerde klingelt nicht in deutschen Ohren? Wie kommt Deutschland aus der Nummer raus, wenn der IGH zum Schluss kommt, dass Israel Völkermord begeht? Wir haben es nicht gewusst?

    • @ecox lucius:

      Schön, dass sich außer mir noch jemand daran erinnert. Danke!

      • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
        @Jalella:

        IGH-Gutachten, wie z.B. zum Thema Westbank, sind zum Glück keine rechtlich bindenden Urteile.

        Fakten zählen.

  • Ich stimme Herrn Feddersen völlig zu. Diese Haftbefehle sind ein großes Geschenk an Netanjahu. Verhandlungen werden mit Sicherheit auch nicht leichter, wenn eine Partei verhaftet werden muss, sobald sie internationalen Boden betritt.

    Herrn Bax' Position ist ja hinlänglich bekannt und wenig überraschend. Das einzig interessante an dieser ist die immense Flexibilität: Deutschland als Garant des internationalen Rechtes. Seit wann eigentlich? Im Kosovo haben wir uns darüber hinweggesetzt, haben wir seitdem den Nimbus der hohen Moral zurück?

    • @Agarack:

      Die Rolle hat nicht Herr Bax Deutschland zugeschrieben, sondern die deutsche Politik sich selbst.



      Das mit dem Geschenk bezweifle ich, da die Israelis wahrscheinlich Netanyahu kein weiteres mal wählen würden, wenn dieser international gesucht wird.

    • @Agarack:

      >Verhandlungen werden mit Sicherheit auch nicht leichter, wenn eine Partei verhaftet werden muss.<

      Richtig - man muss schon beide Parteien verhaften und in eine Gemeinschaftszelle sperren.

  • Der Internationale Strafgerichtshof nimmt es – so erscheint es vielen – Israel übel, dass es überfallen wurde und sich militärisch zu wehren hatte,

    Und weil es so "scheint", soll sich Deutschland als Vertragsstaat nicht an die Anordnung des Gerichts halten? Geht es noch?

    Dann sollte die Regierung den Vertrag kündigen, aber sie kann sich doch nicht nach jeweiliger politischer Ausrichtung aussuchen, welchen Anweisungen sie folgen will

  • >Damit legen sie auch die Axt an einen Grundpfeiler der deutschen Außenpolitik, ja einer regelbasierten Weltordnung.

    Diese Steigerung mit dem "ja" sagt mehr aus, als Daniel Bax lieb sein dürfte. Typisch deutscher geht es gar nicht.

  • Herr Feddersen meint also, manchmal sollte der Gerichtshof ein politisches Urteil fällen und manchmal nicht. Wer darüber bestimmen soll, weiß man nicht.

    • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
      @Harmo-Nie:

      Der IStGH fällt immer ein politisches Urteil, und zwar, ähnlich wie der IGH, oft genug gegen die Interessen des demokratischen Westens.

      Da Deutschland beide Gerichte anerkennt, geht es darum, inwieweit die bundesrepublikanische Staatsräson auf dem Altar des antisemitischen Zeitgeistes geopfert werden soll.

  • Es ist ja wirklich interessant, wie seit Jahren ständig Kritik an Israel dadurch abgelenkt wird, dass Netanjahu ja so schlimm sei, das aber nichts daran ändere, dass Israel bedingungslos unterstützt werden muss, weil man von einem einzelnen Regierungschef nicht seine ganze Position abhängig machen kann. Jetzt wird ein individueller Haftbefehl gegen Netanjahu gestellt (Israel als Staat steht hier nicht vor Gericht), und die gleichen Leute beeilen sich sofort, sich schützend vor Netanjahu zu stellen und die Legitimität internationalen Rechts nur für ihn infrage zu stellen. Mir scheint es, selbst die Kritik an Netanjahu war bei vielen nur geheuchelt.

  • Sehr schön. Herr Brax setzt in seinem Beitrag Netanjahu mit Israel gleich und fordert Deutschland zur Abkehr auf und Herr Feddersen umschifft den Contrapart elegant mit einem Verweis auf die israelische Innenpolitik. Diese Argumentation bezogen auf den Haftbefehl für Putin hätte für einiges öffentliches Erstaunen gesorgt.

    Recht hat Herr Brax mit seinem Hinweis auf die regelbasierte Weltordnung, nur im Nahostkonflikt ist davon von keiner Seite viel zu erkennen. Auch nicht von der internationalen Gemeinschaft.

    Und es sei dazu noch angemerkt, dass es sich bei den Protagonisten sämtlicher Konfliktparteien um keine Unschuldslämmer handelt, nur hat die eine Seite eine mächtigere Militärmaschine und kann dementsprechend auch größeren Schaden anrichten. Wäre es jedoch andersherum stünde es nicht gut um Israel.

    Und das ist auch der Grund, warum Deutschland in seiner Unterstützung für Israel nicht nachlassen darf. Es geht nicht um Netanjahu & Co sondern um die Bevölkerung und um ein Land, welches den Juden aus aller Welt einen sicheren Hafen bietet und seit seiner Gründung in seiner Existenz bedroht ist.

    • @Sam Spade:

      Ein Unschönheit macht das ganze etwas holperig: Israel ist eine Demokratie und die Bevölkerung hat Netanjahu und seine Mörderbande gewählt. Wäre schön, wenn es um einen einzelnen Schurken ginge. Aber wie im Fall Trump auch, stehen dahinter leider Millionen Menschen. Nicht alle, das ist klar. Es gibt auch engagierte kluge empathische Israelis, die sich für Menschenrechte und eine Anerkennung Palästinas einsetzen. Zum Beispiel in der Organisation "break the silence". Aber eben nicht gerade die Mehrheit.

      Und wenn es in Israel im letzten Jahr oft zu Demonstrationen gegen die Regierung kam, dann war es in keinem einzigen Fall so, dass sie die Menschenrechtssituation er palästinensischen Zivilbevölkerung auch nur erwähnt hätten. Es ging ihnen immer nur um die Geiseln und darum, dass Netanjahu den 7. Oktober nicht verhindert hat. Das Militär war nämlich da gerade im Westjordanland, um die völkerrechtswidrige Besetzung mit Waffengewalt durchzusetzen und konnte sich nicht um Gaza kümmern.

      Und aus diesem Grund muss man leider schon von Israel sprechen, wenn natürlich auch nicht jeder einzelne Israeli Schuld an diesem Völkermord ist.

      • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
        @Jalella:

        Ist man wenigstens dazu bereit, über die Mitschuld der „Zivilbevölkerung“ Gazas an der eigenen Misere zu sprechen?

        2007 wurde die Hamas ins Amt gewählt. In den 18 ununterbrochenen Jahren der Alleinherrschaft der Hamas in Gaza gab es keinen Wahlen mehr.



        Vor lauter Eifer beim Bau von Tunneln und Terrorcamps für Kinder hat die Hamas irgendwie vergessen, sich Menschenrechte auf die Fahne zu schreiben.

        Anstatt sich gegen die Hamas aufzulehnen und sich ein inspiriertes Beispiel an den vielen tapferen Iraner:innen zu nehmen, die sich dauerhaft gegen das Mullah-Regime erheben, fand man sich in Gaza mit den rechtsextremen Dschihadisten ab.

        Wer bei sich zu Hause israelische Geiseln beherbergt und Waffen für die Hamas deponiert, ist nicht unschuldig.

    • @Sam Spade:

      Der IStGH setzt Netanjahu und Gallant mit Israel gleich, genauso wie er noch im Sommer Sinwar, Haniyya, Deif mit der Hamas gleichsetzte, weil es seine Aufgabe ist, die Verantwortlichen vermuteter, schwerster Verbrechen anzuklagen. Falls es eine klagende Partei gibt! Die Klage von palästinensischer Seite wurde schon nach dem Gazakrieg 2008/2009 eingereicht.

      Benjamin Netanjahu war seit 1996 etwa 20 Jahre Ministerpräsident oder Minister in einer Regierung. Wenn einer für die israelische Politik dieses Jahrtausend steht, dann ist das. Benjamin Netanjahu.

      • @ecox lucius:

        Ich finde es problematisch, hier von einer Gleichsetzung zu sprechen. Der IStGH sitzt weder über den Staat Israel zurecht, noch über die Hamas, sondern über individuelle Entscheidungsträger, die für Kriegsverbrechen mutmaßlich verantwortlich sind. Der Vorwurf der Gleichsetzung ist also haltlos.

    • @Sam Spade:

      Das Problem mit der "regelbasierten Werteordnung" ist, das Israel ein aufgrund der UN-Strukturen sehr viel größerer Anti-Israel Block gegenübersteht, der praktisch jede antiisraelische Resolution unterstützt. Daher werden internationale Regelungen (aus meiner Sicht zu Recht) von Israel nicht als fair anerkannt. Es hat ein bisschen was von "zwölf weiße Männer veurteilen einen Schwarzen im alten US-Süden", nur halt auf nationaler Ebene.

      • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
        @Agarack:

        Ganz genau. Danke vielmals.

        Wer allen Ernstes meint, es gebe in der UNO keinen institutionellen Antisemitismus und keine strukturelle Israel, lebt im Reich der Realitätsverweigerung.

      • @Agarack:

        Sie könnten es auch den Anti-Besatzungsblock oder den Pro-Völkerrecht-Block nennen.



        Wenn man die Resolutionen stumpf als Hass oder Abneigung verunglimpft, entzieht man sich ja absichtlich jeder sachlichen Kritik. Was bisher für Israel auch nur funktioniert, weil die USA nach wie vor mit ihrem Veto wirklich Konsequenzen verhindert. Die Leidtragenden dieser Politik sind die Palästinenser.

      • @Agarack:

        Kluger Kommentar.....

  • Frau Baerbock, die mehr so aus dem Völkerrecht kommt, sollte bekannt sein, daß Menschen, die sich nicht über dem Gesetz sahen und geltende Gesetze einfach nur befolgt hatten, in Nürnberg zum Tode verurteilt wurden. Dietrich Bonhoeffer dagegen stellte sich gegen das Gesetz, nicht heimlich und versteckt wie ein Krimineller sondern offen und aufrecht wie Orbán und Dobrindt. Genützt hat es ihm nichts, ermordet wurde er trotzdem und weit brutaler als die Vollstreckungen von Nürnberg. Für mich ist deshalb er der Held und das Vorbild und nicht die vielen kleinen Mitläufer damals wie heute.

    • @Axel Berger:

      Absurder Vergleich.



      Bonhoeffer hat sich für die Sache universellen Rechts und Humanität gegen ein Unrechtssystem gestellt. Sie sollten eher Khan mit ihm vergleichen.

    • @Axel Berger:

      Mit Verlaub, aber Politiker, die sich weigern, einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher zu verhaften, mit Bonhoeffer zu vergleichen, ist schlichtweg perfide.

  • Ja! Das dies überhaupt eine Diskussion ist, ist "absurd" und "befremdlich". Deutschland hat sich dem Völkerrecht und universellen Menschenrechten verschrieben wegen unserer Geschichte und das muss umgesetzt werden, egal welcher Nation/ Religion/ Ethnie etc der Angeklagte angehört. Er hat die Chance auf ein Verfahren und kann dort seine Unschuld beweisen, viele gerade auch in den OPT haben dies nicht.



    Und die unschuldigen Opfer dieses Krieges, auch die palästinensischen haben es verdient, dass Menschen die Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben vor einem Gericht Gerechtigkeit erfahren. Es ist schon schlimm genug das dies nie für die irakischen Zivilisten geschehen ist. Und man kann argumentieren das man damit nur mehr Radikale/ Terroristen kreiert wenn es keine Gerechtigkeit gibt. Mal abgesehen davon das der ICC eigentlich Verbrechen seit 2014 in den OPT ermitteln sollte und Netanjahu die ganze Zeit Ministerpräsident war. Wir sind auch in der Situation mit Radikalen auf beiden Seiten, weil die Staatengemeinschaft Israel nie für völkerrechtswidrige Siedlungen, Mauer, Besatzung, Menschenrechtsverletzungen etc zur verantwortung gezogen hat.