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Gaza-Hilfsschiff „Madleen“Der eigentliche Skandal

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Das Problem sind nicht Greta und ihre Crew, die auf das Leid in Gaza aufmerksam machen wollen – sondern dass sonst niemand etwas dagegen unternimmt.

Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg am Flughafens Paris-Charles de Gaulle in Roissy-en-France, Frankreich, 10. Juni 2025 Foto: Gonzalo Fuentes/reuters

D er Hass und die Häme, die Greta Thunberg und ihren Mit­strei­te­rn auf ihrem Hilfsschiff, der „Freedom Flotilla“, in den vergangenen Tagen insbesondere aus Deutschland entgegenschlugen, sind bemerkenswert. Von einer „Inszenierung“ sprach der Spiegel, von einem „PR-Stunt“ die Frankfurter Rundschau, der Tagesspiegel meinte einen „Segeltörn für Selbstdarsteller“ zu erkennen. Solche Kritik ist wohlfeil und kommt von Leuten, die selbst nicht mal einen Finger krumm gemacht haben, um etwas am Leid in Gaza zu ändern.

Fakt ist: Hunderttausenden Menschen im Gazastreifen droht der Hungertod, weil Israels rechtsradikale Regierung Hunger als Waffe einsetzt – und als Druckmittel, um sie in für sie vorbestimmte Regionen zu vertreiben. Darauf wollten Thunberg und ihre Crew aufmerksam machen, und das ist ihnen zum Teil auch gelungen. Zum Glück ist ihre Aktion glimpflich ausgegangen: Thunberg wurde per Flugzeug nach Hause geschickt, acht weitere Ak­ti­vis­ten werden vermutlich bald abgeschoben. Das war nicht unbedingt abzusehen. Die israelische Armee hat in den vergangenen Monaten wenig Hemmungen gezeigt, sogar humanitäre Helfer, Journalisten oder Sanitäter über den Haufen zu schießen. Es ist wohl nur ihre Prominenz, die Greta & Co davor bewahrt hat, ein ähnliches Schicksal zu erleiden.

Die wichtigere Frage ist: Warum tun westliche Länder nicht mehr, um das Grauen in Gaza zu stoppen? In einer gerechteren Welt würde der UN-Sicherheitsrat Israel auffordern, seine Blockade zu beenden, und UN-Friedenstruppen beauftragen, sie zu durchbrechen. UN-Blauhelmsoldaten müssten die humanitären Konvois an der Grenze begleiten und dafür sorgen, dass sie bei den Menschen ankommen. Stattdessen werden die Lebensmittel in den Lastern schlecht und israelische Soldaten oder bewaffnete Banden schießen auf hungernde Menschen, die an den dubiosen „Verteilzentren“ auf Essen hoffen. Das ist der eigentliche Skandal – nicht die Tatsache, dass junge Ak­ti­vis­t*in­nen mit ihren Mitteln versuchen, auf das Grauen in Gaza aufmerksam zu machen.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax arbeitet als Themenchef im Regieressort der taz. Er ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus.
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55 Kommentare

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  • Vielen Dank für diesen Kommentar, Herr Bax.

    Natürlich ist die ganze Aktion eine Inszenierung gewesen. Aber das war ja auch nie anders gewollt: Ziel dieser PR war es, die nicht zuletzt deutsche Öffentlichkeit zu zwingen, endlich hinzusehen, dahin, wo es wegen der eigenen Untätigkeit weh tut.

    Dass die deutschen Leitmedien nichts Besseres zu tun haben, als diese mutige Aktion lächerlich zu machen, sagt mehr über die Presse hier aus als über die Crew des Segelboots. Die zahlreichen negativen bis entgeisterten Kommentare unter dem unsäglichen 'Isreal fischt Thumberg aus dem Mittelmeer'-Artikel sollten Euch tazzies schon zu denken geben. Fasst Euch mal besser an die eigene Nase.

  • Endlich ein Kommentar, der die Situation klar auf den Punkt bringt und sich traut und das eigentlich offensichtliche offen auszusprechen, auch wenn es weh tut. Vielen Dank Herr Brax. Ein erheblicher Teil der Kommentare zu ihrem Artikel zeigt, wie bitter nötig Stimmen wie ihre sind (von Aufklärung und Empathie ganz zu schweigen).

  • Mit Verlaub, dieser Artikel hetzt. Allein die Prominenz hat die durchgeknallte Hasserin davor bewahrt erschossen zu werden? Wieviel prospektive und aus den Fingern gesaugte Beschuldigung ist erlaubt, bevor man unverehens im Stürmer-Sprech landet?

    • @DemianBronsky:

      Welche Behauptung bezeichnen Sie als aus den Fingern gesogen, wo wird gehetzt und wie kommen Sie dazu diesen Artikel mit dem Stürmer zu vergleichen?



      Haben Sie sich darüber informiert wie viele unbewaffnete Zivilisten, beim letzten Versuch, Israels Blockade gegen Hilfelieferungen zu durchbrechen, getötet wurden und haben Sie sich im Entferntesten mit der humanitären Situation inGaza auseinandergesetzt?

  • Vielen Dank für Ihren Artikel! Es ist ermutigend, dass Sie zu den wenigen Stimmen gehören, die den Mut haben, diese grausame Wahrheit auszusprechen. Was Israel den Palästinensern antut, ist erschütternd. Umso wichtiger ist es, dass es mutige Menschen wie Greta und die Flotte der Madleen gibt.

  • Manche sind eben gleicher...

  • Natürlich war die ganze Madleen-Aktion eine "PR-Aktion". Denn die Alternative, dass es ernsthaft um eine relevante Lieferung von Hilfsgütern ging, kann man nicht ernsthaft behaupten. Die Handlungsmöglichkeiten für einzelne Personen, um etwas gegen die Situation in Gaza zu tun, sind zudem sehr begrenzt.

    Angesichts der künstlich durch die Netanjahu-Regierung herbeigeführten Nahrungsmittelknappheit in Gaza ist eine Aktion wie die Madleen-Aktion wahrscheinlich noch das Äußerste, was man tun kann. Ich glaube allerdings nicht, das solche Aktionen am Ende tatsächlich helfen - auch deshalb, weil die Besatzung der "Madleen" aus "From the river to the sea"-Aktivistinnen bestand, die teilweise (z.B. Greta) offen zugeben, dass ihr eigentliches Ziel die "Überwindung" des Staates Israel ist.

    Der Baxsche Vorwurf an Israel, dieses hätte im Grunde am Liebsten die Madleen versenkt und hatte nur Angst vor schlechter PR, ist allerdings absolut infam. Wenn man die Debatte nicht anders angehen kann als mit: "Israel ist der Teufel", braucht man sich nicht wundern, wenn das keinen überzeugt.

  • Der eigentliche Skandal ist, dass nur wenige darauf hinweisen, dass der Krieg seit über 500 Tagen für die Hamas eindeutig militärisch verloren ist, diese aber trotzdem noch weitermachen um das politische Ziel des Krieges zu erreichen.

    Das Ziel des Krieges ist es Israel in der Weltöffentlichkeit durch die vielen palästinensischen Opfer so viel Schaden zuzufügen, dass das Land so schlecht dasteht, dass endlich auch die große Zahl latenter Antisemiten ihren Judenhass offen zeigen dürfen.

    Damit entsteht die eigentliche Bedrohung für Israel. Israel verliert an Unterstützung während ihre Feinde stärker werden. Z. B. der Iran.

    Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller: "Wenn man über den Terror der Hamas spricht, müsste man eigentlich immer auch den Iran dazurechnen. Denn es sind die gleichen Grundsätze, weshalb der große Bruder Iran den kleinen Bruder Hamas finanziert, bewaffnet und zu seinem Handlanger macht. . . . Der Kriegsbesessenheit wird alles andere untergeordnet."

    Irans Oberster Führer Khamenei hat 2015 Israel bis 2040 die totale Vernichtung geschworen.

    Er liegt gut in der Zeit.

    vrds.de/ich-kann-m...-nicht-vorstellen/

  • Irgendwann möchte ich auch einmal verstehen, warum die "arabischen Bruder-Staaten" sich weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart für das palästinensiche Volk einsetzen! Wenn "Untersützung", dann für Hamas und Konsorten...

    Und was Trump's Vorschlag der Umsiedlung (und "neue Riveria" oder so ähnlich) angeht: was ist denn bei uns in Deutschland nach 45 mit der Bevölkerung in Schlesien usw. passiert? Das war zwar entgegen (heute) geltenden Menschenrechte. Aber nach ca. einem Jahrzehnt waren (bis auf einige Ewig-Gestrige) alle zufrieden und seit 89 könnten diese problemlos zurück in ihre Heimat (für die verloren gegangen Grundstücke, Besitztümer wurden sie bereits vor langer Zeit entschädigt) - aber sehr viele waren es nicht. Irgendwo habe ich vor kurzem von der Vision gelesen, nach Kriegsende aus Israel, den palästinensichen Gebieten und angrenzenden Staaten eine Art Förderation ähnlich der USA zu bilden - wieso nicht versuchen? Macht dann aus Jerusalem so etwas ähnliches wie Washington D.C. (also ausserhalb der Bundesstaaten) als gemeinsames Zentrum der Förderation und der drei monotheistischen Religionen. Schlimmer als jetzt kann es doch nicht werden!

    • @Achim Schäfer:

      Vergleichen Sie das Deutsche Reich, dass einen Weltkrieg (inklusive Shoa, btw) vom Zaum gebrochen hat und deswegen - so schmerzhaft es auf der persönlichen Ebene auch war - Gebietsverluste erleiden musste mit den Palästinensern?

    • @Achim Schäfer:

      Bis 1948/49 war Palästina nur ein geographischer und historischer Begriff. Es gab keine abgegrenzte nationale Identität der muslimischen Bevölkerung. Die Idee einer palästinensischen Nation wurde erst nach dem israelischen Unabhängigkeitskrieg erfunden. Die PLO und andere bewaffnete Gruppen hatten dadurch eine ideologische Grundlage, die UNRWA eine dauerhafte Aufgabe und die Nachbarstaaten allen voran Ägypten, Jordanien, Syrien und Libanon mit über Generationen vererbten Flüchtlingsstatus für Palästinenser ein andauerndes Druckmittel gegen Israel. Die Grenzen des Gaza Streifens sind eine direkte Folge des israelischen Unabhängigkeitskriegs 1948/49 weil in diesem Gebiet die ägyptische Armee bis zum Waffenstillstand ausgehalten hat. Ägypten hat von 1949-1967 alles getan um den Gaza Streifen und seine Bevölkerung nicht als Teil des eigenen Landes zu integrieren. Ägypten hätte auch nach dem Rückzug des israelischen Militärs 2007 aus Gaza die Hamas nicht tolerieren müssen. Seit dem Ausbruch des Krieges am 07.10.23 hätte Ägypten jede Möglichkeit gehabt die Grenze zu öffnen. Das passiert aber nicht weil die palästinensische Bevölkerung seit 76 Jahren ein Bauernopfer für Ägypten ist

    • @Achim Schäfer:

      "Irgendwann möchte ich auch einmal verstehen, warum die "arabischen Bruder-Staaten" sich weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart für das palästinensische Volk einsetzen!"

      ...................

      Weil es gar nicht um Palästina geht.

      "«Die Ablehnung Israels ist das stärkste Aphrodisiakum der Muslime», sagte der marokkanische König Hassan II."

      Und der kannte sich wahrhaftig gut aus.

      www.nzz.ch/feuille...amisten-ld.1765502

  • Die Lage in Gaza ist unbestritten furchtbar; das ist aber auch schon alles wo man Herrn Bax zustimmen kann. Der Rest ist, gelinde formuliert, Schwachsinn. Der Konflikt in Gaza hat so viel Aufmerksamkeit wie kein anderer Konflikt auf dieser Welt; tödlichere wie bspw. den Sudan eingeschlossen. Zusätzliche Aufmerksamkeit braucht es also nicht. Und wenn Greta diesen Trip mit Leuten Antritt, die Israel von der Karte tilgen wollen oder gar die Auslöser dieses Krieges, die Hamas, verherrlichen, dann darf man sie nicht Ernst nehmen und dann hat sie sich die Häme redlich verdient. Greta wie auch Herr Bax weigern sich auch nur ansatzweise anzuerkennen, dass dieser Krieg nicht aus dem Nichts kommt und das die Hamas der Verursacher ist, welcher bis heute nicht bereit ist die Waffen niederzulegen und die Geiseln freizulassen. Das sich Greta in diesem Zusammenhang selbst als Geisel bezeichnete ist an Peinlichkeit schwer zu überbieten.

    • @Fran Zose:

      Ich sehe Greta als Marionette u.a. ihrer Eltern (die ja inzwischen im Geld schwimmen). Von daher wünsche ich diesem Mädel, dass sie eines Tages erwachsen wird und sich wie Britney Spears von ihren "Geiselnehmern" (ein anderes Wort fällt mir dafür nicht ein!) befreit, notfalls wie Britney via Gericht.

      Die Motivation von Hr. Bax? Keine Ahnung...

  • "Fakt ist: Hunderttausenden Menschen im Gazastreifen droht der Hungertod,.."



    ..weil die gazanische Regierung und ihre Kämpfer und Unterstützer nicht bereit sind zu kapitulieren.Wäre es wirklich so schlimm,die Geiseln freizulassen und die Waffen niederzulegen?(Ob der Hungertod droht oder nicht,kann ich nicht einschätzen,da dies bereits 2023 beteuert wurde.)

    "..und als Druckmittel,um sie in für sie vorbestimmte Regionen zu vertreiben."



    Dass die Zivilist:innen die Kampfgebiete verlassen sollen,finde ich naheliegend,das hat die jüdisch/israelische Kriegspartei seit Beginn des Krieges forciert.Es ist hilfreich und sinnvoll,dass die Zivilist:innen sich dort aufhalten,wo die Versorgungszentren sind und nicht da,wo die gegnerische Kriegspartei einen Großteil der Kämpfer und Geiseln vermutet.

    "..und israelische Soldaten oder bewaffnete Banden schießen auf hungernde Menschen,.."



    Diesbezüglich traue ich mir keine Meinung zu,da die Informationslage zu diffus ist.Wird auf hungernde Menschen oder bewaffnete Banden geschossen,wer schießt auf wen,ist ein Teil der hungernden Menschen bewaffnet,hungert nicht jede/r in der Menge und will Schwarzmarktware stehlen oder in die Tunnel bringen?

    • @*Sabine*:

      Dieses Mal ist die Lage eine andere als 2023. Damals wurden Hilfslieferungen eingeschränkt, und NGOs berechneten die tatsächlich eingeführten Mengen falsch und unterschätzten so massiv die Menge an tatsächlich importierter Hilfe nach Gaza. Dieses Mal kam es hingegen ganz offen über eine absurd lange Zeit (mehrere Wochen) zu einer vollständigen Blockade des Gazastreifens, und einer Blockade ALLER Hilfslieferungen. Die jetzt erfolgte Wiederaufnahme einer eingeschränkten Hilfsausgabe dürfte kaum ausreichend sein, um das zu kompensieren.

      Der Einsatz von Hunger als Kriegswaffe ist international zu Recht geächtet. Zivilisten aushungern ist eine rote Linie. Dass die Hamas aufgeben könnte, sollte und müsste, steht fest. Das gibt der israelischen Regierung das Recht, vieles zu tun - aber eben nicht alles. Und die Netanjahu-Regierung wendet sich gerade massiv von der Mehrheitsmeinung in Israel ab, die diese Maßnahmen nicht unterstützt. Das sollte man meiner Meinung nach - auch im Interesse Israels - kritisieren.

    • @*Sabine*:

      Die Hamas kämpft nicht als "Kombattant" (also erkennbarer Soldat/Gegner) sondern als "Partisan" (getarnt, in der Bevölkerung versteckt). Und wenn Kinder z.B. Steine werfen auf Soldaten, wie soll der Soldat erkennen, ob es ein Stein oder eine Handgranate ist?

      Und in unserer Zeit (während und nach den "1000 Jahren") gab es z.B. auch bewaffnete Schmugglerbanden, die aber ausschliesslich Lebensmittel/Heizmaterial "organisierten" - nicht unterscheidbar von "echten" Gegnern.

      Daher gilt für mich: ich möchte nicht in der Haut eines israelischen Soldaten stecken!

      • @Achim Schäfer:

        Ich nicht in der eines palästinensischen Kindes…

      • @Achim Schäfer:

        Die Unterscheidung zwischen den edlen Kombattanten und den hinterlistigen Partisanen kommt mir irgendwie bekannt vor. Oradour? Mir wird schlecht.

  • Sehr treffender Kommentar, danke!

    Und an alle, die dem Whataboutism anhängen:

    Ja, die Hamas ist kriminell und menschenverachtend. Die meisten Regierungen in der Region sind alles andere als optimal.

    Das darf jedoch kein Grund sein, Kinder zu töten und hungern zu lassen.

    Es darf es einfach nicht.

    • @Stavros:

      Was soll ein Soldat/Polizist machen, wenn ein Kind etwas nach ihm wirft, dass aussehen könnte wie eine Hand-Granate? Ok, erste Reaktion: Deckung, zweite Reaktion: schiessen!

      • @Achim Schäfer:

        In dieser Situation könnte es verständlich sein.

        Es sind aber zehntausende Kinder bei Luftangriffen getötet worden und hunderttausende systematischem Hunger ausgesetzt.

        Ich habe in Israel gelebt und Land und Leute sehr geliebt. Wie sehr viele Israelis auch sehe ich einfach keine Rechtfertigung mehr dafür, was die Netanjahu-Regierung tut.

        Ihr Beispiel ist sehr eng und auch verzerrend, wenn man sich das wirkliche Geschehen in Gaza anschaut - als ob die Kinder und Jugendlichen nur in quasi "Notwehr" getötet würden und vorher auch angegriffen hätten.

        In Wirklichkeit sehen die Getöteten oft so aus:

        taz.de/11-jaehrige...getoetet/!6090912/

        Bei all dem verurteile ich die einzelne Soldatin / den einzelnen Soldaten überhaupt nicht.

        Nur ihre Regierung.

        Genug ist genug.

      • @Achim Schäfer:

        Reicht die erste Reaktion denn nicht?

      • @Achim Schäfer:

        Es ist ja nicht so, dass nur steinewerfende Kinder getötet werden.



        Letztens wurde das Haus einer Ärztefamilie getroffen, ihre 9 Kinder starben.



        Sie machen es sich zu einfach.

  • Vielleicht ist das Problem aber auch die Hamas...

  • ".....israelische Soldaten oder bewaffnete Banden schießen auf hungernde Menschen, die an den dubiosen „Verteilzentren“ auf Essen hoffen."



    ===



    israelische Soldaten = bewaffnete Banden.(?)

    Kenntnis über den Nahen Osten, Fachwissen über die asymmetrische Kriegsführung der Hamas oder gar Verständnis, dass Israel es mit einer nach wie vor funktionsfähigen Terrororganisation zu tun hat, sind anscheinend nicht mehr notwendig.

    Wozu auch, sie würden doch nur die Klarheit des Bauchgefühls trüben. Hamas ist nicht die einzige islamistische Terrorgruppe in Gaza die allesamt das Interesse haben, Nahrungsmittelverteilung zu torpedieren - damit sich das Bauchgefühl auch sicher steigert. Das sind fast die letzten Patronen welche die verschiedenen Terrorgruppen in Gaza noch zünden können.

    3.."" Warum tun westliche Länder nicht mehr, ....""



    ===



    Großbritannien, Kanada, Australien, Norwegen und Neuseeland verhängen Sanktionen gegen Ben Gvir & Smotrich wegen Siedlergewalt -- und parallel kritisieren die betroffenen rechtsextremen Minister die Reiseverbote und das Vermögeneinfrieren gegen sie.



    ==



    Rationales zielgerichtetes und gut begründetes Handeln übertrifft jedes Bauchgefühl.

    • @zartbitter:

      "israelische Soldaten = bewaffnete Banden.(?)"

      Nein, bewaffnete Banden = bewaffnete Banden:



      taz.de/Gewalt-im-Gazastreifen/!6090156/



      www.tagesschau.de/...rael-gaza-922.html

      Ihre auf Unkenntnis basierende Unterstellung, dass mit der Bezeichnung "bewaffnete Banden" keinesfalls buchstäblich bewaffnete Banden gemeint sein könnten, wirkt angesichts mehrerer Absätze von Auslassungen über vermeintlich fehlendes "Fachwissen" und Ihres Lamentierens über die "Klarheit des Bauchgefühls" schon arg ironisch.

  • Ein sehr, sehr einseitiger Kommentar!



    Gaza ist in allen Medien präsent, unabhängig von ihrer Ausrichtung (halt mal "so", mal "so"). Da braucht es nicht noch ein junges Mädel (und ihre sehr erfahrenen Eltern darin, wie man Spenden usw. generiert!).



    "Es ist wohl nur ihre Prominenz, die Greta & Co davor bewahrt hat, ein ähnliches Schicksal zu erleiden." Welches "Schicksal"? Unbeachtet zu bleiben?

    Dieser Segel-Törn war ein einziger PR-Stunt um wieder in die Schlagzeilen zu geraten. Bezeichnend fand ich auch, dass wohl alle Teilnehmer des PR-Stunts es ablehnten, den Film über die Hamas-Greuel am 7. Oktober anzuschauen! Wäre es um Argumente, Tatsachen usw. gegangen, hätte man sich den FIlm anschauen MÜSSEN um dann evtl. falsche Aussagen darin anprangern zu können!!!!



    Wenn Greta wirklich etwas am Schicksal der palästinensichen Bevölkerung liegen würde, müsste sie weltweit palästinensiche Widerstandsbewegungen gegen die Terror-Gruppe "Hamas" (diese Widerstandsgruppen scheint es zu geben) unterstützen, gerne auch mit "PR-Einlagen".



    BTW: auch hier in Bremen sehe ich bei den Pro-Palestine-Demos ausschliesslich Gegner gegen Israel, niemals Gegner oder Kritiker der Hamas! Daher Mitleid? Nein!

    • @Achim Schäfer:

      Ich hoffe, Ihr verweigertes Mitgefühl bezieht sich auf palästinasolidarische Menschen, die bei aller Repression noch immer weit weniger zu befürchten haben, als die Menschen in Gaza, und nicht auf Palästinenser*innen. Es wäre ein Armutszeugnis allererster Güte und ein menschliches Totalversagen.

    • @Achim Schäfer:

      Ich stimme Ihrem Kommentar im wesentlichen zu.



      Nur eines: Lassen Sie uns Fr. Thunberg bitte nicht als "junges Mädel" bezeichnen (wie auch anderswo hier im Forum schon geschehen). Ganz allgemein ist dies nicht die passende Zuschreibung für einen 22-jährigen erwachsenen weiblichen Menschen. Sie ist kein Kind, schon gar kein "Mädel".



      Das passt auch dann nicht, wenn man ihre kindliche Aura, wie auf dem Foto zu betrachten, einrechnet.



      Vor allem suggeriert das, was Fr. Thunberg vermutlich selbst gern so sehen möchte: Jemand mit einem "kindlichen Gemüt" und einer reinen Seele kämpft gegen das Böse in der Welt.



      Wir sollten ihr diese Geschichte nicht so einfach abnehmen. Hinter ihren so gebrandeten "Aktionen" steht eine personell und finanziell gut ausgestattete PR-Maschinerie, die zumindestens versucht, professionell zu arbeiten, auch wenn die letzte Aktion reichlich infantil rüberkam.

      • @Vigoleis:

        Dann können wir sie alternativ als Fräulein Greta bezeichnen, das diese Fahrt wieder optimal vermarkten wird, um so sich selbst und ihrer Familie viel Gutes zu bescheren.

      • @Vigoleis:

        Genau deshalb habe ich "Mädel" geschrieben, sie ist IMHO "gefangen" in der ganzen PR-Maschine (und ihren Eltern) - und müsste sich dringend davon befreien in ihrem eigenem Interesse. Daher auch mein etwas "weiter" Vergleich mit Britney Spears an anderer Stelle hier.

        • @Achim Schäfer:

          Leute, ihr habt Sorgen - und wohl einen direkten Draht zur Familie und kennt Kontostand sowie Spendenumtriebe?! Hut ab!

  • "Warum tun westliche Länder nicht mehr, um das Grauen in Gaza zu stoppen? In einer gerechteren Welt würde der UN-Sicherheitsrat Israel auffordern, seine Blockade zu beenden"



    Falsch, in einer gerechten Welt hätten die UN, die EU, die NATO und weiß Gott wer noch die Hamas, den Iran und all ihre Helfer schon vor Jahren entmachtet, dass sie nicht ihrem andauernden Terror gegen Israel frönen können.



    Und bezüglich "Hunger als Waffe" kann nicht oft genug wiederholt werden, dass das das Geschäft der Hamas seit jeher ist. Sie ist es, die ihren Terror maßgeblich daraus finanziert, Lebensmittel und Treibstoff abzufangen und teuer an die eigene Bevölkerung weiterzuverkaufen.

    • @Farang:

      In einer gerechten Welt gäbe es zwei gleichberechtigte und lebensfähige Staaten in den Grenzen von 1967.

    • @Farang:

      Es ist fast ermüdend, sich immer wieder an solchen vereinfachten Darstellungen des NO-Konflikts abarbeiten zu müssen: aber am NO-Konflikt sind nicht nur Iran und Hamas schuld; den Beitrag der israelischen Besatzungspolitik (und eines schon davor durchaus gewaltsamen Agierens) sollte man zumindest zur Kenntnis nehmen. Und davon abgesehen, dass das, was Sie als Geschäftsmodell der Hamas beschreiben, ja nur unter der Voraussetzung der israelischen Blockade-Politik funktioniert (andernfalls würden die Menschen dort ja einfach in den Supermarkt gehen): es ist gegenwärtig Israel, das Gaza systematisch aushungert - das ist ein Kriegsverbrechen, das man nicht mit dem Verweis auf Hamas oder wen auch immer rechtfertigen kann.

      • @O.F.:

        Besetzen tut Israel seit 1967. Davor hatten die Araber alle Zeit und Gelegenheit, ihren eigenen Staat zu gründen. Was niemals geschehen ist.

        Und auch danach gab es mehrfach Angebote an die Palästinenser dazu, welche sowohl von Arafat als auch von Abbas nicht mal in Erwägung gezogen wurden.

  • ... und warum kapituliert die Hamas nicht endlich.

  • Interessanter-, vielleicht auch bezeichnender Weise klagt Herr Bax wieder nur den "Westen" an.

    Was ist mit den arabischen "Bruderstaaten"? Etwa Quatar als einem der Hauptsponsoren der HAMAS, oder Ägypten, das immer wieder die Grenzen zum Gaza-Streifen schließt?

    Warum nicht mal Kritik an den führenden Gruppen in diesen Staaten, die teilweise in unglaublichem Luxus leben und sich offenbar auch nicht groß darum scheren, dass in Teilen des Gaza-Streifens eine Hungersnot droht?

    Hätte sicher keine praktischen Auswirkungen, würde es ihm aber erleichtern, sich gegen den Vorwurf der Einseitigkeit zu verwahren, der hier im Forum ja immer wieder erhoben wird.

  • Vielen Dank Herr Bax. Sie sind der einzige Grund noch, weshalb ich die TAZ überhaupt noch lese und überhaupt noch auf die Homepage komme. Auch für mich hat sich die Wahrnehmung und Beurteilung der deutschen Medien seit dem 07.10.23 fundamental geändert.

    • @Muckelpu:

      Genau so. Ansonsten The Guardian oder El Pais.

  • Danke für den Kommentar!

  • Ein erwartbarer Kommentar.

  • Warum wird nur der Westen gefordert? Warum nicht die arabische Welt? Warum öffnet Ägypten nicht die Grenzübergänge?

    • @Stazi :

      Auch die Grenze zu Ägypten wird derzeit von Israel blockiert - was auch oft genug erklärt wurde.

      • @O.F.:

        Was nicht bedeutet, dass dieser Grenzübergang schnell geöffnet werden würde, böte sich die Chance, die lästigen Bewohner endlich aus dem Streifen zu trieben. Rivera, oder so ….

  • Im Kommentar von Daniel Bax vermischt sich Richtiges mit Unrichtigem/Unterschlagenem - das scheint mir ein grundsätzliches Problem der hier geführten Debatte zu sein, nicht nur bei Herrn Bax.



    Auffallend ist tatsächlich die Häme, die der Aktion der Palästina-Aktivisten in den meisten Medien entgegengeschlagen ist - da scheint man unhinterfragt der PR-Abteilung der israelischen Regierung gefolgt zu sein. Besser wird es freilich nicht, wenn eine solche Propaganda in der Kommentarspalte der taz auch noch kolportiert wird.



    Hunger als Waffe einzusetzen - so wie es Israel tut -, kann in der Tat nicht scharf genug verurteilt (und geächtet) werden.



    Herr Bax moralischer Appell wäre allerdings umso glaubwürdiger, wenn er wenigstens ansatzweise die Rolle der Hamas bei den gescheiterten Lebensmittel-Verteilungen angesprochen hätte - er spricht lediglich von den IDF und nebulös von „bewaffneten Banden“ die dort auf Menschen geschossen hätten.



    Sich zu den Verbrechen der Hamas auszuschweigen, scheint bei manchen Israel-Kritikern allerdings auch Methode zu haben.

  • 100% Zustimmung, Herr Bax.

  • Vielen Dank für diesen guten Kommentar. Der den Kern der Sache trifft.

  • Von hier aus ist es immer einfach, etwas als Verbrechen zu brandmarken. Aber die Lage in Nahost ist seit 80 Jahren extrem kompliziert, daß wissen wir alle und es gibt eigentlich keinen sauberen Ausweg, erst recht nicht nach dem 7. Oktober 23.

  • Danke, Danke, Danke für diesen Kommentar!



    Das Schweigen hierzulande, gepaart mit der ewigen Besserwisserei und dem ignoranten wegschauen ist inzwischen unerträglich...

  • Was in Gaza vor sich geht und was der Ursprung war wissen zwischenzeitlich alle, da braucht es keine Aktivisten auf einem unsinnigen Segeltörn mit einem Luxusboot um darauf aufmerksam zu machen.

    • @Filou:

      Und warum tut dann keiner was?

  • Wenn Netajahu seinen Feuchttraum wirklich umsetzt und die Palästinenser aus Israel vertreibt, wo werden dann viele davon landen? In Europa.

    Das Greta Thunberg mit ihrer Aktion absolut richtig liegt sieht man daran was die israelische Regierung dazu sagt: Kritik an der Person Thunberg, aber nichts zur Sache ansich. Wem die faktenbasierten Argumente zur Sache ausgegangen sind, dem bleibt nur noch ein derartiges argumentum ad hominem.

  • Auf den Punkt gebracht, danke.