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Fairer KapitalismusGerechtigkeit ist machbar

Der Kapitalismus ist ein knallhartes Spiel – doch es könnte fairer laufen: mit einem globalen Mindestlohn und dem Ende aller Steueroasen.

Foto: Joy Saha/Zuma Press/imago

Berlin taz | Die UNO möchte alle Menschen aus der Armut befreien, aber warum ist das so schwer? Eine erste Antwort liefert die Geschichte von Sven und Ram. Sven ist Busfahrer in Stockholm, Ram in New Delhi. Beide transportieren im Schnitt 50 Menschen – aber Sven verdient 50-mal mehr als Ram.

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An Sven selbst kann es nicht liegen, dass er so wohlhabend ist, denn er fährt ja den gleichen Bus wie Ram. Aber Sven hat das Glück, in Schweden zu leben, das in seinen Betrieben sehr viele Maschinen einsetzt. Von dieser gesamtwirtschaftlichen Produktivität profitieren auch Angestellte, die in kaum technisierten Berufen arbeiten. Also Busfahrer, Lehrer oder Pfleger.

Die Geschichte von Sven und Ram stammt von dem südkoreanischen Ökonomen Ha-Joon Chang, und sie erklärt gut, wie Länder zu Reichtum kommen. Sie müssen in ihre Produktivität investieren. Leider sind Maschinen teuer und lohnen sich nur, wenn menschliche Arbeitskraft noch teurer ist – wenn also die Löhne hoch sind. Im Globalen Süden sind die Gehälter jedoch meist kümmerlich, sodass es sich nicht rentiert, in Technik zu investieren.

Bangladesch ist ein gutes Beispiel: Dort sind rund vier Millionen NäherInnen damit beschäftigt, Kleidung für den Westen herzustellen. Sie sitzen an elektrischen Nähmaschinen – nutzen im 21. Jahrhundert eine Technik, die bereits im 19. Jahrhundert in Europa erfunden wurde. Theoretisch könnte man auch automatisierte Textilmaschinen aufstellen. Es ist kein Naturgesetz, dass Jeans per Hand geschneidert werden müssen. Aber diese Maschinen wären zu teuer, weil Arbeitskräfte in Bangladesch so billig sind.

Es wird schwerer die Industriestaaten einzuholen

wochentaz

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Rasante Entwicklung ist nur möglich, wenn der Staat einsteigt und die Industrialisierung zentral steuert. Ob Japan, Taiwan, Südkorea oder China: Sie alle sind in den vergangenen Jahrzehnten stark gewachsen und haben den Westen eingeholt, weil ihre Regierungen die enormen Anfangsinvestitionen finanziert und geplant haben. Es war der Staat, der die Elektrizitätswerke, Hochöfen und Autofabriken in Auftrag gegeben hat.

Allerdings wird es für den Globalen Süden zunehmend schwer, die Industriestaaten einzuholen. Die Nachzügler sind mit einem neuen Problem konfrontiert: Durch den technologischen Fortschritt müssen die Fabriken ständig größer werden, um noch rentabel zu arbeiten.

Das lässt sich etwa an der Automobilindustrie gut zeigen: Die Pkw-Produktion ist so teuer, dass sie sich nur lohnt, wenn sehr viele Wagen gleichzeitig hergestellt und auf einem riesigen Markt abgesetzt werden. Die Chinesen sind also klar im Vorteil, weil sie über eine Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen verfügen. Da ist es noch möglich, Zollschranken zu errichten, um die heimischen Betriebe gegen die ausländische Konkurrenz zu schützen.

Staaten verharren nicht in einer vorindustirellen Zeit

Wenn T-Shirts 10 statt 3 Euro kosten, sind wir im Norden immer noch reich

Kleinere Länder hingegen können sich nicht abschotten, weil ihre Märkte nicht groß genug sind, und sitzen damit gewissermaßen in der Falle: Sie sind auf den weltweiten Freihandel angewiesen, damit ihre Produkte die nötigen Abnehmer finden – aber genau dieser Freihandel begünstigt die etablierten Industrieländer, die technologisch überlegen sind und Konkurrenz nicht fürchten müssen.

Aus diesen Problemen folgt nicht, dass der Globale Süden in einer vorindustriellen Zeit verharren würde. Der Kapitalismus prägt die gesamte Welt. Fast überall gehen jetzt auch Mädchen zur Schule, fast alle Kinder sind gegen Polio oder Pocken geimpft, und mehr als 90 Prozent der Menschheit sind an eine Wasserversorgung angeschlossen. Auch besitzen die meisten Erdbewohner ein Handy und haben damit Zugang zum Wissen der gesamten Welt. Der US-amerikanische Fortschrittsoptimist Andrew McAfee schreibt begeistert: „Ein Massai-Kämpfer mitten in Kenia verfügt heute über besseren Mobilfunk als der US-Präsident vor 25 Jahren.“

Der Globale Süden kann also wohlhabender werden – aber es ist fast unmöglich, den Norden technologisch und ökonomisch einzuholen. Um auf Bangladesch zurückzukommen: Das dortige Pro-Kopf-Einkommen lag 2020 umgerechnet bei 5.307 US-Dollar. Die Deutschen kamen auf 54.076 US-Dollar, sind also zehnmal so wohlhabend.

Das doppelte Gesicht des Kapitalismus

Der Kapitalismus hat ein doppeltes Gesicht: Konsumgüter verbreiten sich weltweit; überall sind Autos, Handys oder Sneaker zu haben. Doch daraus folgt nicht, dass diese Güter auch überall produziert würden. Stattdessen beliefern wenige Länder die gesamte Erde. Wie es der Historiker Jürgen Osterhammel einmal ausdrückte: „Industrialisierung ist kein ‚flächendeckend‘ globaler Prozess in Analogie zur Verbreitung des Fernsehens.“

Europa und die USA können nichts dafür, dass sie sich früh industrialisiert haben und es den Nachzüglern nun schwerfällt, technisch aufzuholen. Trotzdem ist der reiche Norden nicht gänzlich unschuldig daran, dass der Globale Süden arm bleibt, denn es gäbe durchaus Strategien, um den Entwicklungsländern beizustehen. Zwei Sofortmaßnahmen wären besonders wichtig.

Erstens: Es muss einen weltweiten Mindestlohn für Exportprodukte geben. Bisher werden die Beschäftigten im Globalen Süden gnadenlos ausgebeutet, sodass in Deutschland T-Shirts schon für 2,70 Euro zu haben sind – wobei auch ein Preis von mindestens 10 Euro die Bundesbürger nicht überfordern würde. Ein globaler Mindestlohn müsste tatsächlich für alle Länder einheitlich gelten, damit Bangladesch nicht gegen Kambodscha oder Laos ausgespielt werden kann.

Zweitens: Steueroasen müssen ausgetrocknet werden. Für die Mächtigen des Südens ist es bis heute möglich, ihr Land auszuplündern und das geraubte Geld im Norden zu verstecken. Ob Malta, Zypern, die Schweiz oder Großbritannien: Reiche Länder bieten ihre Dienste an, damit Potentaten ihre Untertanen bestehlen können. Hinzu kommt, dass die internationalen Unternehmen im Globalen Süden hohe Umsätze machen, aber die Gewinne nach Hause transferieren und nicht vor Ort versteuern. Auf diese Art finanziert der arme Süden den reichen Norden mit, obwohl es umgekehrt sein müsste. Zwar fließen jährlich etwa 150 bis 200 Milliarden US-Dollar an Entwicklungshilfe, aber weit mehr Geld strömt aus den armen Ländern zurück in die wohlhabenden Staaten, die Steuerflucht und Steuergestaltung erlauben.

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76 Kommentare

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  • Der Grundgedanke ist freundlich, aber leider ist die Wirtschaft wieder nur ne Kneipe:



    Nur mal angenommen man würde, entgegen aller Realität, den Vorschlag umsetzen, einen weltweiten Mindestlohn für Exportprodukte einzuführen - es würde die Wirtschaft der ärmeren Länder geradezu vaporisieren. Denn wer stellt schon Nahrungsmittel fürs Inland her, wenn es im Export ein Vielfaches zu verdienen gibt? Allerdings kommt es garnicht dazu, denn wenn Klamotten aus Bangladesch so teuer sind wie die von Trigema wird man aus Fernost nichts mehr kaufen (und der ärmere Teil der hiesigen Bevölkerung muss nähen lernen, weil er sich gar keine Bekleidung mehr leisten kann). Die erhofften Maschinen, die die teure Arbeit dann machen sollen würden übrigens nicht in den politisch instabilen Ländern der dritten Welt stehen, sondern bei uns.

  • Ich sag es mal so:



    Solange der Profit höher, ja als die heilige "Kuh" angesehen und durchgesetzt wird, als die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen, wird sich m.E. an der beschriebenen Situationen nichts aber fundumental nichts nachhaltig verändern.....

  • Seit wann ist die Frage, ob es einen globalen Mindestlohn geben sollte eine Frage des Kapitalismus?

    Sind nicht auch Sozialisten und Kommunisten verpflichtet einen globalen Mindestlohn einzuführen und zu zahlen. Bzw. gerade jene?

    Und waren es historisch nicht eben diese Länder "mit Anspruch", die in aller Regelmäßigkeit bis heute geringere Löhne zahlen?

  • Sinnvoller wäre ein weltweites Bedingungsloses Grundeinkommen für alle. Das erreicht auch Menschen, die keine Erwerbsarbeit tun (können) und beendet deren Stigmatisierung. Und ermöglicht damit unbezahlte Arbeit, z.B. Care oder politisches Engagement.

    Pilotprojekte gibt es weltweit, gerade auch im Globalen Süden. Weltweit vernetzte Initiativen kämpfen für diese Forderung, siehe www.equalright.org/ und global-redistribution-advocates.org/

    • @Eric Manneschmidt:

      In welcher Höhe denn?

      Bereits die DE-Mindeslohn-Vorschläge setzen Preisstabilität voraus und die beinhalten Ausbeuterlöhne in anderen Ländern. Da wird sich kein Mensch mehr aus dem globalen Süden finden, der für Sie die Salat erntet.

      Von daher: Globaler Mindestlohn statt BEG-Firlefanz nun auch noch weltweit reloaded!

      • @Rudolf Fissner:

        Mittelfristig in Existenz und Teilhabe sichernder Höhe, ist letztlich per Volksabstimmung festzulegen. Kurzfristig wäre für viele Menschen schon ein partielles BGE ein Riesenfortschritt, z.B. ein weltweites Klimageld.

        Dann ernte ich meinen Salat eben selbst...

        Mindestlöhne klingen irgendwie toll, lösen aber so gut wie kein Problem.

        Dann doch lieber Firlefanz...

    • @Eric Manneschmidt:

      "weltweites Bedingungsloses Grundeinkommen für alle."



      Das ist - zumal bei allen offenen Fragen, die auch in einem reichen Land wie Deutschland bislang nicht für alle überzeugend beantwortet werden konnten - als weltweites Vorhaben selbst als Utopie utopisch.

  • Es gibt entweder Konkurrenz, Wettkämpfe oder gerechte Aufteilung der Ressourcen. "Fairness" gibt es nicht.

    • @Land of plenty:

      So alleine rein semantisch... warum ist eine gerechte Aufteilung der Ressourcen nicht fair?

  • Nur geträumt.

    Die Realität geht weiterhin anders: Erde und Menschen werden ausgebeutet auf Teufelkomm raus. Die von Menschen stark beeinflusste globale Erwärmung weitersteigend. Saudi-Arabien ist ab 01.01.2024 natürlich in den BRICS-Staaten, um seine Erölvorkommen „einzustampfen“ …

    Seit Jahrzehnten zeigt allein in Deutschland die Politik keinerlei Interesse an gerechter Verteilung. Kapitalismus pur kreiert da lieber Sollbruchstellen, aber nicht in Vermögen und Steueroasen!

  • Liebe Frau Herrmann,

    nehmen wir mal an, ich bin Staatschef in einem dieser Länder des globalen Südens und mir ist bewusst, dass meine wichtige Exportwirtschaft von den Bewohnern reicher Länder am Laufen gehalten wird, weil die Arbeitskräfte in meinem Land so billig sind, dass es sich für die Industrieländer lohnt, die Produkte aus meinem Land in ihres zu schippern, statt heimische Arbeitskräfte und entsprechende Automatisierung mit der Arbeit zu betrauen: Von welchem Affen müsste ich gebissen werden, um diesen Wettbewerbsvorteil per Unterschrift unter ein globales Mindestlohnabkommen wegzuschenken??



    Zweites Szenario: Nehmen wir stattdessen an, ich wäre CHINESISCHER Staatspräsident und stünde vor dieser Entscheidung - merken Sie was?

    Ergebnis: Selbst wenn wir westlichen reichen Knöpfe das wollten, die Zahl der Regelverweigerer wäre zu groß. Wir müssten zum keynesianischen Traum der abgeschottenten Binnenwirtschaft zurück, weil wir unsere eigenen Konsumenten davon abhalten müssten, die Produkte der pösen Lohndumper zu kaufen.

    Und das wäre schmerzahft. Denn wir Deutschen können uns vielleicht T-Shirts für 10 Euro pro Stück leisten. Aber zum Einen können sich die meisten von uns dann etwas Anderes nicht leisten, was sie gerne hätten. Und mit T-Shirts (bzw. Bekleidung generell) wäre es ja auch lange nicht getan: Bis auf Autos werden wir Industrieländer zunehmend reine Dienstleister und B2B-Lieferanten. Die Industrieprodukte im "nördlichen" Verbraucherwarenkorb haben also fast durchgehend erhebliche Billiglohnanteile und würden entsprechend teurer.

    Zum Zweiten haben WIR auch mehr Geld zur Verfügung als 90% der T-Shirt-Träger dieser Welt. Käme man anderswo mit einer Vervierfachung der Einkaufspreise genauso gut zurecht wie wir?

    Überspitztes Fazit: Super Idee, aber wenn sie funktionieren KÖNNTE, wäre sie zu kurz gesprungen - dann würde auch Weltkommunismus funktionieren, also könnte man gleich den einführen.

    • @Normalo:

      Schon mal auf die Idee gekommen weniger zu Konsumieren um gerechte Preise zu bezahlen? In der globalen Wirtschaft bleibt auch der größte Teil der Gewinne bei den Industrieländern. Die Kaufen immer beim Billigsten im vollen Bewusstsein der Konsequenzen. Das Lieferkettengesetz ist ein schlechter Witz. Und was andere Machen würden war schon immer eine billige Ausrede für unser Handeln. Übrigens neue T-Shirts sind für die Betroffenen oft eh zu teuer. Deshalb verscheuern wir denen auch noch unsere Gebrauchten. So geht ausbeuterischer Kapitalismus. Die bekommen unsere abgetragenen Reste und bezahlen sogar noch dafür, weil wir ihnen einen Dreck gönnen dafür das sie uns billig einkleiden. Das ist Parasitär.

      • @Andreas J:

        Auch an Sie die Frage: Was hat der Fabrikarbeiter in Shenzen oder die Näherin im Sweatshop in Bangladesh davon, wenn ich sie nicht mehr brauche - weil ich bescheidner konsumiere, sie mir nicht mehr leisten kann oder will etc.? Bringt denen das irgenein Korn Reis MEHR auf den Tisch?

        Es geht hier nicht um Rechtfertigung eigenen Konsums. Es geht um die Frage, was FUNKTIONIERT. Und ein Theorie, die unterstellt, dass ein so gewaltiger Hebel wie die Elimination von Billigstlöhnen keine ebenso gewaltige Auswirkung auf die Nachfrage nach den betroffenen Arbeitskräften hat, funktioniert NICHT.

        • @Normalo:

          Das Lieferkettengesetz sollte genau das Regeln, wurde aber politisch topediert. Es funktioniert nicht weil es das Kapital nicht will und nicht weil es unmöglich ist. Und da setzt der eigene Konsum an. Kauft man den Scheiß oder nicht. Sie stehlen sich aus ihrer Verantwortung.

          • @Andreas J:

            Man kann Nachfrage nicht "regeln", und man kann auch noch so viel Verantwortung übernehmen - dadurch wird das Geld nicht mehr und der Markt kein anderer:

            Ich bleibe mal bei dem (sehr) einfachen Beispiel mit dem T-Shirt: Wenn das für den deutschen Markt gedachte T-Shirt aus Bangladesh zukünftig qua Mindestlohn 10 Euro kostet und ein gleichwertiges aus - zum Beispiel - Marokko (wo das Lohnniveau heute schon nur sanft unter dem globalen Mindestlohn liegt) auch, dann wird das T-Shirt ab sofort nicht mehr in Bangladesh hergestellt werden sondern in Marokko - ist fair, klimafreundlich(er), spart auch noch Transportverluste, also voll verantwortungsvoll (und natürlich knallhart kalkuliert, aber was will man meckern?). Und da der Kunde, der bei 2,50 € pro T-Shirt bisher Geld für vier Shirts hatte, jetzt nur noch Geld für eins hat, ist die vom schönen Global-Mindestlohn profitierende Arbeitskraft auch nur noch zu einem Viertel ausgelastet. Es würden also hochgerechnet in Marokko zwar neue Jobs entstehen, die deutlich besser als die bisherigen in Bangladesh bezahlt werden, aber für marokkanische Verhältnisse gar nicht mal so VIEL besser, und für jeden von denen würden in Bangladesh vier Jobs wegfallen. Was diese Leute verdient HÄTTEN, wenn es ihre Jobs noch gäbe, ist letztlich egal: Raus kommen 0,00 Euro pro Kopf, obwohl die 10 Euro des Kunden vollständig und verantwortungsvoll in die Wertschöpfungskette eingespeist wurden.

            Und Sie meinen, wenn wir europäischen Verbraucher uns nur "verantwortungsvoll" verhalten würden, hätte Bangladesh irgend einen Anreiz, dieses Spiel mitzuspielen? Ich lasse mich mich gerne erleuchten, aber ich sehe es einfach nicht.

    • @Normalo:

      Lieber Herr Normalo, merken Sie denn nicht, dass Sie an Frau Herrmann vorbei reden? Ich korrigiere: Sie lenken wohl absichtlich die Sprache auf ein thematisches Nebengleis, um den Inhalt des Artikels zu bekämpfen (Oppenheim -Esch-Fonds lässt grüßen) und haben sich mit dem kommunistischen Schlussvergleich für jede ernsthafte Diskussion disqualifiziert. Frau Herrmann redet iÜ nicht für oder gegen Diktatoren, sondern setzt sich mit Löhnen und implizit zB mit unterschiedlichen Inflationsraten auseinander. Dabei denkt Frau Herrmann diktatorische Verhältnisse hinweg, weil der Kern der Betrachtung woanders liegt. Das ist völlig in Ordnung. Aus meiner Sicht viele Leute, die denken, nach 10 oder 12 Jahren bequemen Studiums an der Spitze der Leistungs- und Leitungskette angelangt zu sein, haben ein Problem mit einem hohen Lohnniveau für die finanziell unteren 50%. Aber das durchaus verständlich, wenn man nicht von Außen korrigiert wird und nur versteht, dass man sich Dinge kaufen kann und nicht selbst herstellen muss. Schonx eine Kuh gemolken, oder Schuhe und die Lederbespannung am Porsche-Lenkrad selbst genäht? Sie setzen (absichtlich) Kapitalismus Verteilungsfragen gleich, jedoch handelt es sich um eine Produktionsweise und Verteilung ist eine Frage der politischen Gestaltung. Herzlichen Gruß

      • @Gerhard Krause:

        Ich fürchte, eher reden SIE an MIR vorbei. Ich habe überhaupt nicht unterstellt, dass der von mir beispielhaft angeführte Staatschef ein Diktator sei - im Gegenteil: Ist er ein demokratisch gewählter Amtsträger, kann er sich viel eher sicher sein, dass ihn seine Bevölkerung den Mindestlohn büßen lässt, wenn ihr daraufhin massenhaft die Jobs abhanden kommen.

        Volkswirtschaftliche Größen sind ja schön und gut, aber die Eigentümer und Kunden der Betriebe in diesen Ländern denken betriebswirtschaftlich. Für die gibt es genau EINEN Grund, in Billiglohnländern irgendwelches Geld zu lassen, und mit einem "anständigen" globalen Mindestlohn wäre der - je nach Automatisierungsgrad - stark reduziert bis eingeebnet. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie anstrengend und riskant es ist, im großen Stil langen Lieferketten aufrecht zu halten. Wäre da nicht das schlagende Lohnkostenargument gewesen, hätte ich die lieber heute als morgen eingestampft und stattdessen für anständigen Lohn lokal oder "nearshore" produzieren lassen. Kann man so machen, aber dann bleibt das Geld eben da, wo die zahlungskräftigen Verbraucher sind.

        Und China genießt seine weltweite Bedeutung auch - völlig unabhängig von der Staatsform - immer noch maßgeblich auf Basis seines riesigen Heers an Menschen, die für ganz kleines Geld die Verbraucherwaren für die Welt produzieren. DAS finanziert seine Nachfragemacht, sein Militär und seine gute Position auf den weltweiten Rohstoffmärkten. Für einen ordentlichen Wohlstand der gesamten Bevölkerung reicht es aber noch lange nicht. Das wäre viel teurer, und solange dafür das Geld nicht da ist, hätte China an einem gobalen Mindestlohn nur zu verlieren. Dasselbe gilt für Indien, nur dass dieses geopolitisch noch nicht die Fallhöhe hat.

        Der Rest ist graue Theorie (wie - letztlich aus den gleichen Gründen - auch er Weltkommunismus), und DAS ist mein Problem an dem Ansatz.

    • @Normalo:

      Wir haben ja den realen Weltkapitalismus, der hat sich als ökonomisch und politisch flexibler und damit überlebensfähiger erwiesen als der reale Kommunismus. Leider, würde ich hinzufügen. Denn jetzt sehen wir, dass auch dieses Modell an sein Ende kommt, in globaler wie nationaler Hinsicht. Ist also eine “sanfte” Transformation möglich, die die Existenzgrundlagen auf diesem Globus erhalten kann oder endet das alles in einem dystopischen Szenario (dessen Auftakt auch schon bei uns erkennbar und spürbar ist)?



      Auf diese Frage möchte ich lieber keine Wette eingehen. Und ja, da haben Sie recht (wiederum leider), in unseren Breiten ist wohl kaum jemand bereit, sich so weit einzuschränken, dass es für alle Menschen reichen wird. Und auch kein Potentat im armen Süden wird das tun.

      • @Abdurchdiemitte:

        Schon klar. Nur wenn es um erstgemeinte Lösungsvorschläge (als solche werte ich jetzt mal konzeptionelle Texte, die mit "Wir brauchen..."/ "Wir müssen..." beginnen) geht, fände ich es schön, wenn mir nicht die Undurchführbarkeit schon nach zwei Sätzen ins Gesicht spränge: Dass der Weltkommunismus nicht funktioniert, ist klar. Dass es dafür Gründe gibt, sollte auch klar sein (ob man die in unserm evolutionär dominanten Wettbewerbsverhalten sieht oder woanders). Aber wenn das schon klar ist, dann wäre es mir deutlich lieber, wenn kluge Köpfe wie Frau Hermann sich mit Lösungsansätzen befassen würden, die nicht ausgerechnet DIESELBE Achillesferse haben.

        Und wie "am Ende" das Modell bzw. wie dystopisch das Szenario seiner halt NOCH sanfteren Transformation wirklich ist, würde ich mir auch das Urteil noch lange nicht zutrauen. Der Weltuntergang ist das vielleicht nicht das am häufigsten fälschlich vorausgesagte Ereignis der Menschheitsgeschichte (da liegt wahrscheinlich "Sonnenschein am Wochenende" auf ewig vorne.. ;-)), jedenfalls aber das am DURCHGÄNGISTEN falsch vorhergesagte.

  • Gerechtigkeit und Kapitalismus, das



    ist schon ein Antagonismus. Am Beispiel der Getreidelieferungen der Ukraine kann man erkennen, was der Westen unter Gerechtigkeit versteht. 3% des Getreides ging an Hungerländer laut den Angaben der UN.



    Und selbst in der EU werden Mindestlöhne immer wieder unterlaufen. Und selbst Kinderarbeit steckt in einigen Produkten, die in der EU verkauft werden.

    • @Rolf B.:

      "Gerechtigkeit und Kapitalismus, das ist schon ein Antagonismus."

      Es sind unterschiedliche Kategorien und daher schwer einander entgegen zu setzen: Was "gerecht" ist, ist höchst subjektiv - ein auf einer Ansammlung von persönlichen ethischen Grundüberzeugungen und entsprechend unterschiedlichen Prioritäten bei der Abwägung von (ebenfalls subjektiv definierten) Interessen basierendes Werturteil.

      Kapitalismus ist dagegen ein inhaltlich einigermaßen objektiv definierbarer Versuch, bestimmte - nämlich materielle - Interessen zu ordnen und zueinander in einer Weise in Beziehung zu setzen, dass eine möglichst große Anzahl von Individuen das mit ihren JEWEILIGEN Bedürfnissen und Vorstellungen von Gerechtigkeit am ehesten - und im Zweifel IMMER kompromissweise - vereinbaren kann. Seine Existenzbegründung geht dabei über die reine Gerechtigkeit hinaus und berücksichtigt auch so mondäne Kriterien wie Praktikabilität und Eignung zum Pluralismus, die andere Ansätze (die in puncto Gerechtigkeit das gleiche Ziel verfolgen, dies aber mit der irrigen Vorstellung verbinden, "Gerechtigkeit" sei objektiv definierbar) zuverlässig zu Fall bringen.

      • @Normalo:

        Verzeihung, dass ich mich auch in diese Diskussion einmische (ich weiß, ich bin in dieser Hinsicht wirklich schrecklich😉): aber das Argument der „Praktibilität“ in Bezug auf den Kapitalismus erscheint mir nicht ganz eingängig, wenn wir uns die Folgen der kapitalistischen Ökonomie vergegenwärtigen. Und dass der Kapitalismus einen Ausgleich unterschiedlicher Interessen herbeizuführen in der Lage sei - hier eben im Sinne der Herstellung von Gerechtigkeit, wie Sie selbst betonen - , kann angesichts der miserablen Weltlage wohl nur als schlechter Witz bezeichnet werden.



        Aber wenn Sie schon nach konkreten Lösungsansätzen fragen: praktikabel war sogar der spanische Anarchosyndikalismus mit seinen Ansätzen einer konsequenten Selbstorganisation der Arbeiter und Landarbeiter in der Zeit des Bürgerkriegs. Ökonomisch sogar mit einigem Erfolg, jedenfalls für kurze Zeit. Den weiteren Beweis seiner Praktikabilität konnte der Anarchosyndikalismus jedenfalls nicht antreten, da ihm die Stalinisten wie die Franco-Faschisten den baldigen Garaus bereiteten.



        de.m.wikipedia.org...archosyndikalismus



        Und wenn ich im Kontext von Lösungsvorschlägen schon von Anarchismus, Anarchosyndikalismus und freiheitlichem bzw. emanzipatorischem Sozialismus spreche, möchte ich diesen Kommentar nicht ohne ein Zitat von Alexander Souchy beenden, hierzulande einer der bekanntesten Vertreter dieser politischen Strömung:



        „Mein herrschaftsfreies Streben galt stets der Errichtung einer gewaltlosen Ordnung an Stelle der organisierten Gewalt.“

        • @Abdurchdiemitte:

          Die Schlüsselworte sind "für kurze Zeit". Sie können den Zustand der kapitalistisch dominierten Welt noch so beklagenswert finden - alle anderen Systeme würden ihn entweder verschlechtern oder, schon lange bevor sie den Beweis ihrer Übelegenehit bringen können, durch ausreichend starke entgegenstehende Interessen wegegefegt werden. Genau DA setzt das Kriterium "Praktikabilität" - wie auch "Eignung zum Pluralismus" - an: Ein System, das nicht hält, weil es von ausreichend starken widerstreitenden Interessen binnen kurzen auseinandergerissen wird oder zu etwas viel Schlechterem mutiert, ist nicht praktikabel; eines das nur den systemtreuen Mitmacher ertragen kann, auch nicht.

          Und "gerecht" BLEIBT ein subjektiver Begriff. Sie können erklären, dass Sie die Weltwirtschaft für ungerecht halten. Aber sie OBJEKTIV für ungerecht zu erklären, oder dieses Urteil im Namen Aller fällen können Sie nicht. Wann immer Sie versucht sind, über eine universelle Gerechtigkeit zu schwadronieren, machen Sie sich klar, dass auch ein Hayek, Lindner, Musk und selbst ein Putin ganz sicher eine persönliche Vorstellung davon haben(/hatten), was für sie "gerecht" ist, und im Zweifel sogar nach ihr handeln!

          • @Normalo:

            Ich denke, es geht nicht um einen objektiven oder subjektiven Maßstab von Gerechtigkeit, denn natürlich sind die individuellen Vorstellungen darüber verschieden, je nach Sozialisation, materieller Lebenssituation sowie den politischen und spirituellen Glaubenssätzen, denen man so anhängt. Und, natürlich, könnte es auf der Welt nach subjektiven Maßstäben immer ein bisschen gerechter zugehen, vor allem für einen persönlich. Keine Frage. So, wie ich meine, durchaus ein wenig mehr Geld für die von mir geleistete Arbeit erhalten zu müssen. Oder aber ich kann behaupten, Elon Musk beispielsweise hätte seinen persönlichen Reichtum überhaupt nicht verdient. Das ist aber nicht der Punkt, um den es mir geht.



            Jedoch sind soziale Ungerechtigkeit, Verfolgung, Krieg, Krankheit und die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen für die meisten Menschen auf diesem Planeten „harte“, messbare Kriterien im Hinblick auf globale Gerechtigkeit … und das ist nicht bloß eine relativierbare Summe aus lauter individuellen, subjektiven Wahrnehmungen, denen diejenigen derer gegenübergestellt werden können, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Sie würden doch auch nicht die „Objektivität“ des Klimawandels und seiner Folgen leugnen, nehme ich an.



            Demzufolge ergibt sich daraus aus meiner Sicht auch eine ethische Notwendigkeit, diesen zerstörerischen Entwicklungen entgegenzuwirken, ob man diese Verpflichtung nun Sozialismus, fairer Kapitalismus oder sonstwie nennt. Überhaupt nichts tun könnte ich mit gutem Gewissen nur als Anhänger eines konservativen Kulturpessimismus, nach der der Mensch dem Menschen ein Wolf ist und daher dem Untergang geweiht. Nicht meine Auffassung.

    • @Rolf B.:

      Was haben Ihre Argument mit Kapitalismus zu tun?



      Bzw was wäre denn Ihr Vorschlag für eine "gerechte Weltordnung"?



      Ich höre hier in der Tat ständig nur "Pöser Kapitalismus“



      Aber durchführbare Alternativvorschläge, die auch mehrheitsfähig wären? Fehlanzeige!

      • @Emmo:

        Ach, den Kapitalismus darf nur der Kritisieren der den Masterplan für eine Alternative auf den Tisch legt. Mal anders gefragt, was sind den die kapitalistischen Lösungen gegen den Klimawandel und der globalen wirtschaftlichen Ungerechtigkeit die immer mehr Flüchtlinge an die Grenzen Europas treibt?

      • @Emmo:

        "Aber durchführbare Alternativvorschläge, die auch mehrheitsfähig wären? Fehlanzeige!"

        Wieso erwarten Sie von mir, dass ich auch noch mehrheitsfähige Vorschläge mache? Selbst die Beschlüsse unserer Ampelregierung sind -bezogen auf das Urteil der Bevölkerung- nicht mehrheitsfähig.

        Eine gerechte Weltordnung ist übrigens nur unter den Bedingungen einer multipolaren Welt möglich und nicht nach der vermeintlich regelbasierten Ordnung unter Führung der USA bzw. der G7.

  • Kann Kapitalismus fair sein? "Fairer Kapitalismus" bringt weniger ein. Und irgendeiner unterläuft immer die Regeln um mehr abzusahnen. Wer soll es kontrollieren? Wer soll es ändern? Die Staaten die sich spezielle Steuermodelle oder großzügige Förderungen überlegen um Unternehmen anzulocken?



    Selbstverpflichtung das wärs. Auf die Ehrlichkeit der Unternehmen setzen.



    Mein Gott ist mir schlecht.....

  • "Ob Malta, Zypern, die Schweiz oder Großbritannien: Reiche Länder bieten ihre Dienste an, damit Potentaten ihre Untertanen bestehlen können."

    Guter Artikel, der sich wohltuend vom banalen "Fight Capitalism" abhebt Oben stehen doch Vorwurf ist aber in der Allgemeinheit absolut haltlos: wer auf UN Sanktionslisten ist, erhält auch in der Schweiz kein Konto!, Und Zahlungen werden nicht durchgeführt.



    Frage ist mehr, wer bestimmt, wer auf UN Sanktionslisten landet: und da geben er grosse Staaten und auch die eu-den takt an.

  • Es wäre schon geholfen, wenn Mindestlöhne in der EU funktionieren würden.

    Obst wird nur zu 22% in DE angebaut. Beim Gemüse sind es 35%. www.topagrar.com/m...land-12028967.html

    Der "Globale Süden" arbeitet bereits als Erntehelfer auf den Obst und Gemüsefeldern rund um das Mittelmeer.

    Im spanischen Almeria, dem weltweit größten Obst- und Gemüseanbaugebiet mit Gewächshäusern, verdienen viele Erntehelfer nur 25 Euro am Tag, obwohl der Tariflohn rund 47 Euro als Minimum vorschreibt und die Arbeiter täglich bis zu 14 Stunden schuften." www.daserste.de/in...ige-ernte-120.html

    Zu nennen sind scher noch weitere Branchen in denen der Mindestlohn in der EU bereits nicht funktioniert: Bau, Tourismus.

    • @Rudolf Fissner:

      Und - wenn ich ergänzen darf: ungeachtet der immensen Abhängigkeit von externen Erntehelfern sowie der ebenso immensen Ausbeutung eben dieser ist die Region eine Hochburg der spanischen Rechtsradikalen. Die Welt ist verrückt geworden ...

  • Für einen globalen Mindestlohn müssten die Sozialisten aller reichen Länder erst einmal abgeben lernen.Das wäre ein dickes Brett, was da angebohrt werden muss.

    • @Rudolf Fissner:

      Ja klar, Sozialisten sind dran schuld. Die armen Kapitalisten wollen ja.

  • Die Grunderkenntnis ist ja, dass trotz aller Entwicklungshilfe der Süden den Norden mitfinanziert und schon alleine das aufzeigt, dass diese grundsätzliche Ungerechtigkeit nur über einen Abfluss von Reichtum von Nord nach Süd stattfinden kann. Dagegen wird sich die reiche Welt aber mit aller denkbaren Macht wehren, auch wenn dann immer noch für alle mehr als genug da wäre. Nur mit dem „mehr als genug“ wirklich zufrieden sein zu können, darin liegt nun mal der Kern des Pudels…Die Flucht nach Vorn besteht aus der Illusion das Dilemma über Entwicklungshilfe lösen zu können…

  • Bangladesch hat eine leidvolle Erfahrung mit gut gemeintem Wirtschaftsaktivismus der westlichen Linken gemacht.

    Im Rahmen des Präsidentschaftswahlkampfs von Bill Clinton 1992 beschlossen die Demokraten Gutes zu tun, insbesondere für die ärmsten und schwächsten-Die Kinder in der 3 Welt. Die sollten nicht in Fabriken schuften, sondern zur Schule gehen, Fahrradfahren und Gameboy spielen wie amerikanische Kinder. Wer könnte dagegen sein?



    Im darauf folgenden Jahr also trat der "Child Labor Deterrence Act" in Kraft, der vorsah, dass Produkte, die durch Kinderarbeit hergestellt wurden, von der Einfuhr in die Vereinigten Staaten ausgeschlossen werden.



    Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten in Bangladesch ca. 50.000 Kinder in der Textilindustrie und nähten Kleidung für den Westen.



    An dem Tag, als das Gesetz in Kraft trat, wurden 75 % dieser Kinder entlassen.



    Surprise, surprise: Die Kinder gingen fortan aber nicht zur Schule, fuhren Fahrrad oder spielten Gameboy.



    Während die Jungen noch Glück im Unglück hatten und meistens in Steinbrüchen Felsen kloppten oder zu Bettlern wurden, landeten die Mädchen in der Kinderprostitution. Das UNICEF kam in einem Bericht ein paar Jahre später zu dem Ergebnis, dass sich die Lebensverhältnisse nahezu aller dieser 50.000 Kinder im Vergleich zu vorher dramatisch verschlechtert hatten.

    Die fatale Fehleinschätzung der amerikanische Linken lag zu beiden Teilen sowohl auf einem völligen Unverständnis wirtschaftlicher Gesetzmäßigkeiten und zum anderen auf einer womöglich sogar latent rassistisch begründeten Fehleinschätzung der Bangladeschis.



    Bangladesische Eltern sind weder dumm noch sadistisch. Die schickten ihre Kinder nicht in die Textilfabrik statt zur Schule, weil sie so grausam waren, sondern weil sie sich Schule nicht leisten konnten und die Textilfabrik das das beste war, wie sie das Überleben ihrer Kinder sichern konnten. Als das wegfiel, blieben nur schlechtere Alternativen.

    en.wikipedia.org/w...or_Deterrence_Act#

    • @Linnemice:

      Nicht die Kinderarbeit muss geschützt werden, sondern die Einkommen der Eltern müssen steigen. Sie verdrehen hier einiges.

    • @Linnemice:

      Na, wenn das so ist, macht es ja total Sinn diese Kids zu unterstützen indem man gezielt Produkte aus Kinderarbeit kauft, nicht, dass die mangels Nachfrage doch noch arbeitslos werden. Vielleicht sollte man mal ein Siegel dafür einführen.

      • @Ingo Bernable:

        Mir ist der Sarkasmus nicht entgangen. Wenn Sie erlauben, werde ich diesen jedoch übergehen und Ihnen ganz sachlich antworten.

        Nein, das sollte man nicht.

        Ein solches Siegel und die gezielte finanzielle Förderung von Kinderarbeit mit dem theoretisch gut gemeinten Ziel, die Situation der Kinder zu verbessern, würde praktisch vermutlich dazu führen, dass Kinder, die bisher zur Schule gingen, damit wieder aufhören und in die Kinderarbeit abgleiten.

        Das ist ja genau die Lehre aus dieser Geschichte in Bangladesch. Externe Markteingriffe durch Anreize oder Sanktionen haben IMMER unerwünschte Nebeneffekte. Mal sind sie nur klein. Im schlimmsten Fall aber bewirken sie - wie im Falle Bangladeschs - sogar das krasse Gegenteil von dem, was sie eigentlich bezwecken sollten und machen alles nur noch viel schlimmer.

        Falls das Thema Sie mehr interessiert: Das Lehrbuchbeispiel in der Wirtschaftswissenschaft dafür ist der sog. "Kobra-Effekt".

        de.wikipedia.org/wiki/Kobra-Effekt

        • @Linnemice:

          Und das heißt nun was? Dass, man den Versuch Kinderarbeit zu bekämpfen genauso unterlassen sollte wie den sie zu fördern, weil ja zwangsläufig der Kobra-Effekt zuschlagen muss und man in jedem Fall alles nur schlimmer machen kann? Die Erkenntnis, dass keine Wirkung ohne Nebenwirkung zu haben ist, ist letztlich banal. Deshalb Antibiotika zu verteufeln oder in diesem Fall daraus einen radikalen Marktliberalismus abzuleiten scheint mir kaum sinnvoll, immerhin gibt es genügend Beispiele in denen Kinderarbeit mit Regulierung und Markteingriffen erfolgreich zurückgedrängt werden konnte, während diese umgekehrt durch die mit ihr verbundene Absenkung des Lohnniveaus zu einer Verfestigung der Armut der Eltern.

          • @Ingo Bernable:

            Ich kenne solche Beispiele nicht. Ich weiß, dass jede Menge Gesellschaften - wie auch die unsere - Kinderarbeit nach steigendem Wohlstand irgendwann aufgeben und verboten haben. Also selbst von sich aus. Und das ist noch gar nicht so lange her. Ich war Mal in einer Fotoausstellung und sah Bilder von Kinder-Bergwerksarbeitern in Virginia, USA aus den 1930er Jahren. Mit etwas Glück könnten die sogar noch am Leben sein.



            Aber dass jemand von außen erfolgreich einem anderen Land diktiert hätte: ab sofort habt ihr Wohlstand und keine Kinderarbeit mehr, so einen Fall kenne ich nicht.

            • @Linnemice:

              Ich habe Kinderarbeit in Westafrika in der Realität gesehen und wie die Eltern und Kinder darunter leiden. Mit jedem Stück Schokolade das sie essen, mit jedem Smartphone fördern wir Kinderarbeit und zementieren die globale wirtschaftliche Ungleichheit die die Eltern in bitterer Armut hält. Würden die Kinder nicht arbeiten würden sie Hunger leiden. Schule ist ein unerreichbarer Traum. Für Kinderarbeit zu plädieren um sie vor Prostitution oder Kriminalität zu schützen, verfestigt diese Zustände und den immer währenden Kreislauf der Armut. Sowas ist eine Kapitulation vor den Zuständen auf Kosten der Opfer. Wir kaufen den ganzen Scheiß den Kinder herstellen.

            • @Linnemice:

              Ich muss mal in Ihren Disput mit @Ingo Bernable “hineingrätschen”: Ja, aber auch die historischen Beispiele von Kinderarbeit bei uns folgten stets der Logik der kapitalistischen Verwertungsinteressen bzw. der Profitmaximierung, z.B. im Bergtagebau. Auch wenn es “traditionelle” Formen der Kinderarbeit (in der Landwirtschaft, im Handwerk) schon lange vor der Industrialisierung gab, überall in der Welt, in allen Kulturen.



              Kinderarbeit in Bangladesch (um bei Ihrem Beispiel zu bleiben) - ob Textilindustrie, Steinbruch oder Kinderprostitution - entspricht wohl kaum den traditionellen kulturellen und sozialen Gepflogenheiten dort. Sie ist Ausdruck der negativen gesellschaftlichen Veränderungen, die die moderne kapitalistische Ökonomie in diesen Ländern mit sich gebracht hat.



              Genau so wie bei uns die Umwälzungen im Zuge der industriellen Revolution im 19. Jhdt.



              Althergebrachte Vorstellungen, nach denen (Schul)Bildung für die Kinder der nun entwurzelten, einst bäuerlichen Stadtbevölkerung nicht so wichtig sei sowie auch überhaupt das Fehlen solcher Bildungsstrukturen am Anfang begünstigten natürlich die kapitalistische Profitlogik.



              Tradition und ursprüngliche Kultur sind jedoch nicht ursächlich dafür verantwortlich, dass Kinder in Bergwerkstollen, Steinbrüchen, maroden Textilfabriken oder in der Prostitution ein Sklavendasein fristen. Es sind immer noch die Bedingungen des modernen Kapitalismus und Neoliberalismus.



              Und um nochmals auf Ihr Beispiel mit dem Clinton-Gesetz einzugehen: gut gedacht heißt ja nicht immer gut gemacht. Da sich in den USA hinsichtlich der kapitalistischen Ökonomie nichts änderte, war das auch in Bangladesch nicht zu erwarten. Darin scheint mir die Crux des hier diskutierten Problems zu liegen.

  • Dieses Ziel wäre schneller zu erreichen, wenn das Niveau der wohlhabenden Länder abgesenkt wird...

    • @Chris McZott:

      Wo denken Sie hin. Verzichten, Umverteilung? Das ist Leistungsfeindlich und wäre das Ende des Kapitalismus. Also das Ende der Welt!

      • @Matt Gekachelt:

        Es wären nicht nur die Anhänger des Kapitalismus, die dagegen opponieren würden.

        Weniger Wohlstand für alle wäre die Folge. Weniger Konsum, weniger Freizeit, weniger Technik (also wieder Handarbeit auf dem Feld), weniger Technologie - z.B. in der medizinischen Versorgung, Kommunikation. Man könnte meinen dass das nicht so attraktiv ist :)

    • @Chris McZott:

      Hmm, wir senken das Bürgergeld - also parallel mit allem anderen.

      Das ist eben die Crux mit dem Pro-Kopf-eInkommen und dem Niveau, wenn die Verteilugn nicht berücksichtigt wird.

      Und es ist natürlich klar, dass diejenigen, deren Niveau man senken kann - nicht nur in den Industrieländern - schwer was dagegen haben und auch über den besseren Draht zur Politik verfügen.

  • ...wenn Maschinen die Arbeit der Näherinnen übernehmen - wovon leben dann die Näherinnen ? Oder soll dann in Bangladesch auch ein bedingungsloses Grundeinkommen befürwortet werden...

  • Ärgerlich, dass hier das System, dass ungezügelten zerstörerischen Konsum zur Voraussetzung hat, nicht grundsätzlich infrage gestellt wird.



    „Es braucht eine Dekonstruktion und Rekonstruktion der Wirtschaft, damit die Möglichkeit eines lebenswerten Lebens für alle Menschen auf der Erde nicht zerstört wird. Sei es aus Umweltgründen oder aufgrund der wachsenden sozialen Gewalt.“



    www.fr.de/fr-serie...keit-11249323.html

    • @guzman:

      Was ist den eine bessere Alternative zum geregelten Kapitalismus? Lenin, Mao, Pol Pot und Konsorten haben eine Alternative versucht, dabei dutzende Millionen umgebracht und verhungern lassen und sind trotzdem am Kapitalismus gescheitert.

      • @Luftfahrer:

        Warum so phantasielos? Schon der olle Aristoteles staunte über die Vielzahl politischer Systeme und Verfahren die sich allein im damaligen Griechenland fanden, von den tausenden Formen menschliche Gesellschaft und Wirtschaft zu organisieren die wir heute aus der Geschichte kennen gar nicht erst zu reden und dennoch glauben sie die einzig mögliche Alternative zum Kapitalismus sei totalitärer Massenmord? Versuchen wir es doch mal mit Parecon, digitaler just-in-time Planwirtschaft oder als anarcho-syndikalistische Landkommune und wenn´s nicht klappt probieren wir eben etwas anderes. Die Behauptung so ein Versuch müssen deterministisch in die Barbarei führen scheint mir jedenfalls weder plausibel, noch belegt.

        • @Ingo Bernable:

          Der Kapitalismus ist das einzige System, dass zu größeren Innovationen fähig ist. Das liegt einfach daran, dass fast alles als "Luxusspielzeug" eines Verrückten beginnt und erst einige Zeit ins Land geht, bis es für die breite Masse verfügbar ist. Dann ist es aber eine ordentliche Steigerung der Lebensqualität. Weiter verweise ich auf einen vorhandenen Beitrag:



          taz.de/Marsch-der-...bb_message_4594878



          Dass Planwirtschaft nicht richtig funktioniert, war im gesamten Ostblock zu bestaunen, da ändert auch just-in-time nichts. Und wohin das Ausprobieren neuer Gesellschaftsformen führen kann, hat man am auf dem Papier sehr guten Sozialismus gesehen. Siehe auch Taiping-Aufstand.

          • @Luftfahrer:

            "Luxusspielzeug" eines Verrückten ... jetzt für die breite Masse verfügbar!

            Oft dort ebenfalls als weiteres Luxusspielzeug. Hauptsache, genügend verdienen daran.

            Eine "ordentliche Steigerung der Lebensqualität" vermisse ich bei vielen Entwicklungen der letzten Jahre. Dort, wo die Lebensqualität tatsächlich dringend verbessert werden könnte, kommt weniger an. Vielleicht wegen zu geringer Gewinnspannen.

            • @Woodbine:

              Rettungshubschrauber, Löschflugzeuge, Feuerwehrfahrzeuge, Kommunikations-, Wetter-, Scan-, Navigationssatelliten, Computer, Elektrizität, Mobiltelefone, Zentralheizung etc: das alles und viel mehr hat als Luxusspielzeug begonnen und wurde so lange weiterentwickelt, bis es für die gesamte Gesellschaft nützlich wurde. Natürlich kann der Mensch auch ohne leben, aber besser mit.

        • @Ingo Bernable:

          Warum braucht es für einen eingehegten ökologischen, natur- und klimatauglichen sozialen Kapitalismus eine Alternative?

          • @Rudolf Fissner:

            Weil es keinen ökologischen , natur- und klimatauglichen sozialen Kapitalismus geben kann.



            Das ist ein inhärenter Widerspruch.

            Es gibt überaus mächtige Kapitalfraktionen, die kein Interesse an den ersten 3 Faktoren haben (u.a. die Ölindustrie). Am letzten hat keine Fraktion ein Interesse.

            Mögliche Lösungen finden sich im Anarchismus oder im demokratischen Konföderalismus. Nicht im autoritären Sozialismus und erst Recht nicht im Kapitalismus.

            • @Piratenpunk:

              Wunderhübsch und abrakadabra ist alles gut.

              Und die globale Gleichzeitigkeit stellt sich oh Wunder auch ein.

        • @Ingo Bernable:

          Wie Gandhi schon sagte: Die Welt hat genug für unsere aller Bedürfnisse, aber nicht für unser aller Gier. Nun sind nicht alle gierig, aber fast alle und der Kapitalismus sorgt dafür, dass es inner mehr werden!

          • @Matt Gekachelt:

            Sagen wir so: der Kapitalismus ist die Gesellschaftsform, die den Bedürfnissen der meisten Menschen am nächsten kommt.

    • @guzman:

      Das ärgert mich schon die ganze Zeit - warum, um Himmels Willen, sollten die, für die es prächtig läuft, plötzlich umschwenken? Die gesamte Maschinerie bewegt sich doch immer wieder in die gleiche Richtung.

      Ich stimme Ihnen da vollkommen zu. (Ich meine, erst verwüsten wir mit diesem System alles und dann machen wir immer schneller, immer weiter - weil das ja so gut klappt - sicher Namibia, Senegal ... dann kommen die alleine nicht klar, deshalb helfen "wir" ihnen (notfalls dann wieder mit Waffen) und immer geht es um Konsum, um mehr Geld für einige wenige. Eine echte Transformation sehe ich hier nicht.)

      Was ich mich dabei aber immer wieder frage: Wo gehen die dann mit ihren ganzen Milliarden hin, wenn es keine saubere Luft, kein trinkbares Wasser und keinen gesunden Boden mehr gibt - auf den Mars? unter die Erde? Lohnt sich das denn?

      • @Niemals:

        Zu Deinem letzten Absatz: Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Wahrscheinlich kommt da noch ein naiver Glaube an den "Fortschritt" dazu, der es schon irgendwie richten wird. Ist ja bisher auch immer gut gegangen und die Welt hat schon viele prognostizierte Untergänge überlebt. Das wird auch so bleiben, wahrscheinlich diesmal nur ohne Menschen.

  • Der Kapitalismus impliziert nicht zwingend das "knallharte Spiel".

    Wir erleben nur die negativst möglichen Kapitalismus als knallhartes Machtspiel.

    Der Kapitalismus wird zur Zeit immer noch für Ausbeutung, Versklavung und Verschuldung benutzt.

    Doch das muß gar nicht sein, ist dem Kapitalismus an sich gar nicht in die Wiege gelegt.

    Es gibt genug Drehschrauben/ Änderungsmöglichkeiten. Der Kapitalismus an sich könnte auch positiv ausgestaltet werden.

    Ein Beispiel ist "Positive Money":

    positivemoney.org/

    Und eine Tabelle zur Bewertung alternativer Geldsysteme gibt es auch schon:

    www.moneytransformation.org/lsungen

    (runterscrollen)

    Müssen nur wollen... . ;-)

  • Einen globalen Mindestlohn zu etablieren, dürfte sehr schwierig sein. Die EU könnte allerdings relativ einfach über ihre Handelspräferenzen Löhne in den Exportsektoren der Entwicklungsländern anheben.



    Die EU gewährt den ärmsten Ländern über die „Everything but Arms“ Handelspräferenzen den zollfreien Zugang zum EU Binnenmarkt. Das sind für die Textilindustrie 12% des Importpreises. Die Lohnkosten bei den Importpreisen liegen zwischen 10 – 15%. Eine 10 prozentige Lohnerhöhung entspricht daher etwa 1% des Importzoll.



    Würde die EU festlegen, dass Länder, die die Reallöhne der Textilarbeiterinnen nicht jährlich um mindesten 10% pro Jahr erhöhen, pro Jahr 1% der Präferenzen verlieren, hätten die Länder die Wahl zwischen höheren Löhnen und freiem Marktzugang oder niedrigere Löhne und Einfuhrzöllen in die EU.

    Die Preise für Textilen würden bei uns marginal steigen, aber es würde erheblich gerechter zugehen ohne das gleich ein globaler Mindestlohn erreicht werden muss.

    • @Frank Hoffer:

      Man könnte Themen wie Lieferketten strikter auslegen. Dazu gehört aber auch, dass innerhalb der EU und in DE erstmal ein armutsfester Mindestlohn etabliert wird. Und davon sind wir meilenweit entfernt, den die EU ist ein Club zur Merhung der kapitalistischen Vorteile. Wenn es um die Menschen geht, wird es kompliziert.

    • @Frank Hoffer:

      Weder bei uns noch in Bangladesch (um beim Beispiel zu bleiben) legt der Staat die Löhne fest. Auch greifen wir mit dieser Art Handel derart stark in die Gesellschaft anderer Länder ein, dass man fast von Kolonialismus reden kann. Wie sollen die Gehälter von Lehrern, Beamten etc pro Jahr steigen, wenn die Textilindustrie jedes Jahr die Löhne um 10% anhebt? Woher soll der Staat (hier Bangladesch) das Geld dafür nehmen?



      Ein solches Land wäre in Rekordzeit ein Fall für den IWF.

  • In der Theorie hat der Kommunismus auch funktioniert! Und hier ist es ähnlich, die Steueroasen bekommt man niemals trocken! Schauen wir mal in die Schweiz, nachdem das Steuergeheimnis gefallen war und weniger Geld aus EU und USA kam, würden halt Gelder aus Russsland etc angenommen!der wirtschaftl Erfolg der Schweizer Banken funktioniert genau so! Die geben dies niemals auf! Und es gibt viele solcher Oasen. Die Ideen im Artikel sind nicht umsetzbar!

  • "Europa und die USA können nichts dafür, dass sie sich früh industrialisiert haben und es den Nachzüglern nun schwerfällt, technisch aufzuholen."

    Teilweise doch. Gerade dort, wo Europäischer Kolonialismus früh einsetzte, bleiben solche Fragen offen.

    "Ob Malta, Zypern, die Schweiz oder Großbritannien"

    Irland, die Niederlande und vor allem Luxemburg - Financial Crime State Nr. 1 - bitte nicht vergessen, da ist das Bisschen auf Zypern gewaschene Russen-Geld nix dagegen. Das Bankgeheimnis der Schweiz hingegen haben EU und USA mit Kanonebootdiplomatie zu einem Schatten seiner selbst gemacht, wovon neben den o.g. auch Nebraska und Delaware - das Luxemburg der Neuen Welt - profitiert haben.

    • @Wurstprofessor:

      Die Industrialisierung war der Anfang vom Ende der Menschheit. Wahrlich kein Grund zum Angeben. Der Mensch ersetzte seine Arbeitskraft durch Energie. Meist durch Verbrennung erzeugt. Jetzt macht das die KI auch mit den geistigen Fähigkeiten: Der Mensch schafft sich ab. In jeder Hinsicht. Das lebendige wir durch totes ersetzt.

  • Steueroasen existieren deshalb, weil sie von Steuerbehörden in den Ländern anerkannt werden, in denen die Steuern so vermindert werden sollen. Sobald Steuerbehörden jede Verbindung und Verlagerung in (Briefkasten)Firmen dorthin nicht mehr als mögliche Konstruktion anerkennen, sondern die Steuern so erheben als sei es eine heimische Gesellschaft -notfalls als Schätzung, bei anderen Steuerpflichtigen machen sie das auch- dann ist Ende mit solchen Konstruktionen.



    Das gilt auch für Immobilienbesitz: Wer Besitzverschleierung betreibt, verliert den Besitztitel im Grundbuchamt....



    Aber es sind wohl zuviele in Machtpositionen auch in den Parteien, die diese Konstruktionen für ihre privaten Zwecke zu gerne nutzen....

  • Der Rückfluss des Geldes aus den Entwicklungsländern über ehemalige Kolonien zugeordnete uÄ die jetzt als Steueroasen ihren ehemaligen Kolonialherren zuarbeiten ist durchaus gewollt und eingeplant. Das wird nicht so schnell aufgegeben nur um den ärmeren Ländern bessere Rahmenbedingungen zu verschaffen.

  • Das sind Interessante Einblicke.



    Doch die großen Zeiten der Solidarität liegen hinter uns.



    Während sich in den 70er und 80er Jahren noch Menschen für Arbeitssituation in "Entwicklungsländern" interessierten, setzten sich heute Menschen für Waffenlieferungen in Krisengebiete ein, deren Konflikt die Welternährung verschlechtert.



    Wie schon zum letzten Artikel der Autorin bemerkt, stört die Deutschen: Zwangsarbeit, Unterdrückung der Meinungsfreiheit Hungerlöhne etc. wenig, solange es nicht zu Hause stattfindet.



    Wie sonst lässt sich erklären, dass China unser größter Außenhandelspartner ist?



    Solange der per Onlindienst zugesandte Artikel nicht blutverschmiert ist, bleibt Geiz geil.

    • @Philippo1000:

      "Doch die großen Zeiten der Solidarität liegen hinter uns."

      Stimmt nicht

      Linke Politik war in der Vergangenheit nur in Sprechchören international. Konkrete linke Politik hat den Kuchen dann immer national verteilt.

      Auch ihre Einschätzung zur Entwicklungshilfe stimmt nicht. Der Anteil am Bruttonationaleinkommen fällt nicht, er steigt stetig de.statista.com/st...icklung-seit-1995/

    • @Philippo1000:

      Zustimmung, bis auf den Seitenhieb auf die Ukraine, dass die doch endlich ihr Land aufgeben sollen, damit das unschuldige Russland nicht länger die Getreidelieferungen blockieren muss.

  • "Um auf Bangladesch zurückzukommen: Das dortige Pro-Kopf-Einkommen lag 2020 umgerechnet bei 5.307 US-Dollar. Die Deutschen kamen auf 54.076 US-Dollar, sind also zehnmal so wohlhabend."



    Dieser Vergleich hinkt doch komplett - zwischen Deutschland und Bangladesch besteht nicht annähernd eine Kaufkraftparität. Außerdem sagt das Pro-Kopf-Einkommen überhaupt nichts darüber aus, wie dieses Einkommen innerhalb einer Gesellschaft verteilt ist. Zudem ist Einkommen allein nicht entscheidend für Wohlstand, es stellt sich auch die Frage nach den Kosten für Wohnen, Lebensmittel, Energie, Steuerlast, Versorgung, undundund...



    Natürlich sind wir in Deutschland wohlhabender als Menschen in Bangladesh, das aber rein am Pro-Kopf-Einkommen abzumachen ist grundfalsch.

    • @Farang:

      Hä? Unser Existenzminimum währe dort gehobener Mittelstand. Sie kennen richtige Armut nicht und was es für ein Kampf ums nötigste ist. Armut ist ein brutaler Angriff auf die Menschenrechte.

      • @Andreas J:

        Ich glaube sie haben da etwas grundsätzlich missverstanden. Aber ich mache ihnen gern noch ein Beispiel - das Pro-Kopf-Einkommen der USA ist deutlich höher als das in Deutschland, das Pro-Kopf-Einkommen Kaliforniens sogar fast doppelt so hoch - trotzdem leben allein in Los Angeles über 50.000 Menschen die sich keine Wohnung leisten können und überhaupt lebt jeder dritte Obdachlose der USA in Kalifornien...



        Das Pro-Kopf-Einkommen sagt überhaupt nichts über den Wohlstand des Einzelnen oder einer Gesellschaft aus - es ist ein wirtschaftlicher Wert der Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit gibt aber Lebenshaltungskosten, Sicherheit, Versorgung undundund völlig außer acht lässt.

    • @Farang:

      Richtig. Das Einkommen ist immer ins Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten zu setzen.