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Debatte Politische GewaltNicht erpressen lassen

Anna Böcker
Kommentar von Anna Böcker

In der Gewaltdebatte vertauscht die Rechte bewusst Täter und Opfer. Sich darauf einzulassen, ist ebenso unwirksam wie gefährlich.

Der Rechtsstaat allein reicht nicht als Antwort auf die rechte Bedrohung: Anti-Nazi-Demo in Berlin Foto: Christian Mang

J eden Tag gibt es Meldungen über die Bedrohung durch rechte Gewalt: gewalttätige Übergriffe, rassistische Mobs, rechtsextreme Netzwerke in Polizei und Militär, Attacken auf gegen rechts engagierte Menschen, Rechtsterrorismus. 2017 wurde im Schnitt fast täglich eine rechts motivierte Straftat gegen ein Geflüchtetenheim in der offiziellen Statistik registriert. Dennoch versucht die Rechte die Debatte so auf den Kopf zu stellen, als sei linke Gewalt das wahre Problem.

Auch einige Kommentierende in der Linken verurteilen kategorisch antifaschistische Gewalt und ihre Rechtfertigung. So hat der Angriff auf einen AfD-Politiker eine Skandalisierung nach sich gezogen, die man bei vergleichbaren und schlimmeren Übergriffen auf nicht rechte Personen vergeblich sucht. Und das, obwohl über den Hintergrund der Tat gar nichts bekannt ist, das extreme Übertreiben und Ausschlachten der Tat durch die AfD jedoch schnell aufgedeckt wurde.

„Keine Gewalt – niemals“ und der Verweis auf den Rechtsstaat sind vielleicht ethisch und taktisch korrekte, aber keine ausreichenden Antworten auf rechte Gewalt. Denn allein vermögen sie weder vor ihr zu schützen noch den starken Rechtsruck einzudämmen. Statt sich ohne Not von militanteren antifaschistischen Positionen zu distanzieren, sollten linke Debatten sich für wirksame gewaltfreie Strategien gegen rechte Gewalt einsetzen.

Ein erster Schritt wäre, sich gegen die erpresserische Opferrhetorik der Rechten zu immunisieren und sich ihr wo immer möglich in den Weg zu stellen, ihr den Raum zu entziehen. Rechte und linke Gewalt in einen Topf zu werfen ist dagegen nicht sinnvoll. Auch deshalb, weil rechte Gewalt meist mit gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen verbunden ist, also nach unten tritt.

Trotz der vorgeschobenen „Die da oben“-Rhetorik dockt rechte Politik an die existierenden Gewaltverhältnisse an und verschärft sie noch: Die Benachteiligung von Armen, Frauen, Alleinerziehenden, Migrierten, Nichtweißen, LGBTQI und anderen benachteiligten Gruppen hat bereits Mehrheiten hinter sich, auch wenn formal Gleichheit herrschen mag. Strukturelle Gewalt wird nicht unbedingt als solche verstanden. So wird Armut oft als selbst verschuldet oder Schmarotzertum dargestellt.

Aktive Gewaltausübung für die Herrschenden

Die hierarchischen Strukturen, in die Gewalt eingebettet, ermöglichen und legitimieren sie erst. Aber wo fängt sie an? Bei der neokolonialen Ausbeutung, die Menschen ihre Lebensgrundlage entzieht und zur Flucht nötigt? Beim Festsetzen von Rettungsbooten? Menschen in große Gefahr abschieben? Wenn das Geflüchtetenheim brennt? Die ideologische Grundlage all dieser Beispiele ist, dass manche Menschenleben nicht so viel wert sind wie andere.

Umgehen mit Rechten

Für manche sind sie eine abstrakte, für viele bereits eine reale Bedrohung. Sie sind Nachbarn, Familienmitglieder, Politiker*innen: Leute, die sich menschenfeindlich äußern, oder die schon über ein geschlossenes rechtsextremistisches Weltbild verfügen.

Soll man mit Rechten reden, muss man es überhaupt? Wie wehrt man sich, mit welchen Mitteln? Wie kann man der Gruppe ausweichen, wie sich dem Menschen annähern? Und wie schützt man sich, wenn die rechte Bedrohung allgegenwärtig ist?

In dieser Serie gehen wir auf die Suche nach Menschen, die über diese Fragen nachdenken, oder sie schon ganz konkret für sich beantworten mussten.

Bisherige Texte der Reihe:

Danke, Antifa

Gewalt öffnet das Tor zur Hölle

Gewalt als Agenda

Kokett und gefährlich

Antifa ohne Faschismus

Nicht erpressen lassen

„Es gibt kein Patentrezept“

Feine Sahne Freizeitzentrum

Wer alltäglich in rassistische Polizeikontrollen gerät, zwangsgeräumt wurde oder schon mal auf der falschen Demo war, weiß, dass der Staat die aktive Gewaltausübung für die Herrschenden und Besitzenden übernimmt. Gewalt anzuzeigen kann die Sache unter Umständen verschlimmern. Behörden sind teilweise in rechte Gewalt verstrickt oder schauen weg: NSU 2.0, Hannibal, Chemnitz, die Anschlagserie in Berlin-Neukölln, die enttäuschende NSU-Aufklärung.

Die Rechte muss also ungleiche Machtverhältnisse nicht neu etablieren, sondern kann an bereits bestehende anknüpfen. Die AfD macht offensive Politik gegen Marginalisierte und ist offen mit Rechtsextremen verbunden. Sie verfolgt bekanntermaßen ein rassistisches, nationalistisches, homophobes und antifeministisches Programm und nutzt die Mechanismen und Prinzipien des demokratischen Systems, um gegen dessen Werte zu arbeiten.

Die Rechte bezieht sich nur taktisch auf demokratische Werte und emanzipatorische Kämpfe – man schlägt ihr kein Schnippchen, indem man sich an dieser Stelle vermeintlich vorbildlich verhält, im Gegenteil. Beispiel Meinungsfreiheit: Selbst nicht ansatzweise an einer informierten und respektvollen Debatte interessiert, inszeniert sie sich als Opfer von vermeintlicher Zensur und bekommt so überdimensional viel Redezeit und Raum für Hetze zugestanden. Oder sie benutzt pseudofeministische Rhetorik, um gegen Geflüchtete zu agitieren, prangert Antisemitismus bei Muslimen an, während sie selbst den Holocaust herunterspielt.

Keine gewaltfreie Alternative formuliert

Eine ähnliche Verdrehung erreicht die Rechte nun in der Gewaltdebatte und inszeniert sich als Opfer linker Gewalt. Auch dieses Spielchen sollte man nicht mitmachen. Eine klare Distanzierung mag zwar sinnvoll wirken, doch lässt man so auch von Gewalt betroffene Menschen ohne wirksame Gegenstrategie allein. Der Hinweis, dass Notwehr doch ohnehin legitim sei, ist in der Realität wenig hilfreich – wer kann sich schon gegen eine Gruppe bewaffneter Neonazis verteidigen?

Keine Gewalt – niemals mag ethisch und taktisch korrekt sein, ist aber keine ausreichende Antwort

Auf Hilfe durch den Rechtsstaat zu verweisen ist ebenso korrekt wie zynisch: Nicht nur in Bezug auf rechte Gewalt ist der Rechtsstaat häufig ineffektiv. Rechtsstaatliche Verfolgung als alleinige Antwort auf rechte Gewalt zu formulieren ist die Perspektive einer privilegierten Blase, in der die Alltäglichkeit der Bedrohung durch rechte Gewalt weit weg ist und auch die Fülle an Informationen über sie nicht ernst genommen wird.

Es ist frustrierend und gefährlich, wenn der Rechten diskursiv in die Hände gespielt und gleichzeitig keine gewaltfreie Alternative für effektiven Schutz vor rechter Gewalt formuliert wird. Denn mit einer Absage an die – kaum relevant vorhandene – antifaschistische Gegengewalt kommt man diesem Ziel nicht näher. Statt sich auf das rechte Framing einzulassen, sollte die Energie in die Überlegung wirksamer Maßnahmen gesteckt werden, die weit vor dem Einsatz von körperlicher Gewalt ansetzen – an den Strukturen gesellschaftlicher Ungleichheit, aus denen heraus sie entstehen.

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148 Kommentare

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  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...hätten wir in Deutschland einen demokratischen Staat, auf dem Boden der Verfassung, des Grundgesetzes, es bräuchte keine linke Gewalt gegen den Rechten Mob in diesem Lande.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Die Staatsgewalt ist mit den dahinter stehenden linken Parteien bereits auch links, links legitimiert und ausreichend.

      Es braucht nicht noch pseudolinke Bürgerwehren von Privathansels, die ihre Schlagkraft in irgendwelchen Muckibuden schulen um Menschen mit Gewalt politisch zu schulen.

  • Tja, es ist schon eine Krux, wenn man versuchen will, gute und schlechte Gewalt voneinander abzugrenzen. Ein srilankischer Freund von mir (mit deutscher Staatsangehörigkei)t wurde in seinem kleinen Kiosk ausgeraubt. Die Räuber (später gefasst) waren sog. Russlanddeutsche. Je nach Gesinnungsorientierung war höchst unterschiedlich zu lesen: "Kioskbesitzer mit Migrationshintergrund von Deutschen ausgeraubt." Aber auch: "Überfall im Ausländermilieu." und "Russische Bande raubt Kleingeschäft aus, deutscher Kioskbesitzer vor dem Aus." Zu komisch, wie da der schwarze Peter mal von der einen Seite auf die andere Seite wechselte. Es muß ganz schön schwierig für die meisten sein, Neutralität zu bewahren

    • @Thomas Schöffel:

      Neutralität ist ohnehin eine Illusion. Aber Fakt ist: Russlanddeutsche erfahren linkerseits des Spektrums sehr wenig Verständnis und Solidarität. Vor allem weil viele die CDU, wenn nicht sogar die Afd wählen, gelten sie wie verbrannte Erde, deren Belange kaum interessieren.

  • "In der Gewaltdebatte vertauscht die Rechte bewusst Täter und Opfer. Sich darauf einzulassen, ist ebenso unwirksam wie gefährlich."

    Ich kann keinen Diskurs erkennen wo man sich mit Rechten darüber gepflegt ausläßt. Und das ist gut so. Niemnad hat lust auf diese dummen Diskussionen mit Deppen.

    Das sollte einen aber nicht daran hindern untereinander wie schon seit jahrzehnten über die legitimität von Gewalt zu diskutieren und die (-: pathos :-) Fahne der Gewaltlosigkeit hoch zu halten.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Nur zur Erklärung: Ein Diskurs ist nicht mit einer Diskussion zu verwechseln. Es ist keine Face-to-Face-Situation, sondern beschreibt eine Struktur.

      Rechte Thesen können im Diskurs an Einfluss gewinnen, auch wenn wir persönlich uns nie mit denen unterhalten. Die sind trotzdem im Diskurs aktiv.

      de.wikipedia.org/wiki/Diskurs

      de.wikipedia.org/wiki/Diskursanalyse

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Ja ich weiß, die Magnitz Debatte war da ein gutes Beispiel. Erbärmlich, wie der Typ den Überfall ausgenützt hat.



        Das wurde von den Medien auch deutlich so beschrieben, auch vom Weser Kurier in Bremen. Die Position, das Mr M. – die AfD den Überfall politisch instrumentalisiert hat ist von links bis rechts bekannt.

        Soweit so gut. Für die Beurteilung des Überfalls isses irrelevant. AfDler sind wie andere Gewalttäter auch (z.B. Im Knast) vor erzieherischer oder sonstiger wilkürlicher Gewalt zu schützen. Das gebietet die Menschenwürde. Wer Ausnahmen für Menschnengruppen will soll sich nach rechts verpissen.

        • @Rudolf Fissner:

          Die Diskussion um die Zulässigkeit von linker Gewalt in politischen Prozessen bewegt sich auf ähnlichem Glatteis wie seinerzeit der Polizeipräsidenten Wolfgang Daschner und dessen Positionpro „Rettungsfolter“:

          Das Gericht sah es seinerzeit anders:



          „Auch der von der Verteidigung in Anspruch genommene Aspekt der Nothilfe sei zu verwerfen, da in deren Verfolgung die Verletzung der Menschenwürde des Täters in Kauf genommen worden sei. Eine Verletzung des fundamentalsten Menschenrechts überhaupt sei jedoch durch nichts zu rechtfertigen; dies komme einem Tabubruch gleich, der – nicht zuletzt mit Blick auf die deutsche Geschichte während des Nationalsozialismus – nicht toleriert werden dürfe. Zudem seien auch entgegen der Darstellung der Verteidigung die herkömmlichen Ermittlungsmaßnahmen nicht ausgeschöpft gewesen, da z. B. die Konfrontation des Täters mit der Schwester des Opfers zwar erwogen, dann aber wieder verworfen worden sei. Die von der Verteidigung als Rechtfertigung behauptete „Singularität“ des Falles sei ebenfalls nicht gegeben. Das Gericht erinnerte in diesem Zusammenhang an die Herausforderung des deutschen Rechtsstaates durch den RAF-Terrorismus in den 1970er Jahren und betonte, wenn es damals den Schleyer-Entführern nicht gelungen sei, den Staat aus den Angeln zu heben, so dürfe dies heute auch einem Entführer und Kindesmörder nicht gelingen.“ de.wikipedia.org/w..._Urteilsbegründung

  • Ganz pragmatisch: Eskalierende Gewalt zwischen Linken und Rechten geht auf Dauer immer zugunsten der Rechten aus. Warum? Einfach mal fünf Minuten nachdenken.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @B. Wondraschek:

      Zumindest stellen sich das studierte, angepasste Mittelschichts-Linke so vor. Ich verweise hier an dieser Stelle zum zweiten mal in dieser Diskussion auf die Schlacht in der Cable Street in London 1936, die britische Faschisten über Jahre stark geschwächt hat.

      Allein mit diesem einen Beispiel ist dein "immer" schonmal widerlegt.

      Beispiele wie diese gibt es aber im kleineren auch aus Regionen und Städten aus dem Deutschland der 90ern zu berichten.

      Ausserdem fordert weder der Artikel, noch ich eine "Gewalteskalation". Es geht eher darum, den Kopf ausnahmsweise mal nicht in den Sand zu stecken und darauf zu hoffen, das ein angekündigtes Gewitter schon vorbeiziehen wird.

      Ach linksliberale... sich in der Ostberlin er oder Hamburger hippen Szenewelt ins gemachte Nest setzten und denken, das die Nazis vom toleranten Blumenladen an der Ecke abgeschreckt werden und deshalb in ihren Randgebieten bleiben.

      Stelle ich mir irgendwie ganz schön vor, in so einer naiven Gedankenwelt zu leben. Das muss herrlich sein

      • @6474 (Profil gelöscht):

        „... die Schlacht in der Cable Street in London 1936, die britische Faschisten über Jahre stark geschwächt hat.“

        Der Satz deutet an, dass die britischen durch eine Straßenschlacht landesweit vertrieben wurde bzw. faschistische Bewegungen in Großbritanien vor allem durch eine Prügelei eingedämmt wurden.

        Ich kann keine Bestätigung finden und halte es für eine gewagte These, dass eine Straßenschlacht solche Zauberkraft hat.

        Vor Kriegsende wurde Mosleys British Union of Fascists verboten.



        Mosleys Union Movement hatte nie auch nur annähernd irgendwo Erfolge.



        Bei der Wahl zum House of Commoms erhielt sie 1959 2800 und 1969 4000 Stimmen. Die Faschisten konnten im liberal gefestigten GB nie irgendwie nennenswert punkten. Eine linke Antifa, die sich mit einer Schlägerei brüstet, hat GB dafür nie gebraucht.

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Um Ihr Beispiel zu ergänzen:



        In der Zeit (lange her), als ich in HH studierte, haben sich die Burschenschaften extrem zurückgezogen und sind auch öffentlich nicht oder kaum in Erscheinung getreten. Sonst hätten sie womöglich eins aufs Maul bekommen von linken Studenten.



        Erst mit dem Erstarken der Rechtsnationalisten und des allgemeinen gesellschaftlichen Rechtsrucks in DE treten rechtsnationalistische Burschenschaften wieder offensiver auf. Undenkbar zu meiner Zeit, da war das nur ein Haufen Elend, mit dem kaum jemand etwas zu tun haben wollte.

        Es ist allerdings fraglich, ob die Gefahr, eins aufs Maul zu bekommen entscheidend war für das Siechtum der Burschenschaften oder die damals progressivere gesellschaftliche Stimmungslage.

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Meinen Text kennst du, mich kennst du nicht. Also bitte Vorurteile weg und Lesebrille auf: Das steht "AUF DAUER" geht die Gewalt immer zugunsten der Rechten aus. Und wer über diesen Satz nachdenkt, kommt vielleicht auf die Antwort. Kleiner Tipp: Es hat etwas mit gesellschaftliche Machtverhältnissen zu tun.

        • @B. Wondraschek:

          „Auf Dauer“ ist eine religiöse Ewigkeitsfloskel & Glaskugelei.

          Die letzten hundert Jahre zeichnen sich zudem durch einen gegenteiligen Trend, dem Verdampfen von faschistischen Regierungen und Diktaturen aus.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Auf einmal diskutieren hier alle wie Politiker bei Anne Will auf der Couch. Die Afd hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Respekt! Hier geht's nur noch um die Befindlichkeiten von Rechten oder den rechtsoffenen CSU-teil der sogenannten Mitte der Gesellschaft. Bloß keine Nazis provozieren, sonst kommen die noch auf den Gedanken terrorzellen zu gründen oder gewalttätig zu werden. Oh wait. ..

    Hier wird ja nicht mal mehr unterschieden, zwischen irgendwelchen frustrierten Vorstadtkids die Autos anzünden und verwirrten "linken" idioten.



    Zwischen der RAF und ostdeutschen, antifaschistischem Selbstschutz gegen Kameradschaften. Zwischen Gewalt und Gegengewalt.

    Das harte Zeiten harte Gegenmaßnahmen erfordern und nicht jeder die Wahl hat; geschenkt. Lass uns doch alles unter linker Gewalt subsumieren, egal ob jemand militante Nazigangs bekämpft oder ein Kleinwagen anzündet. Einfach nur noch die sauberen Verfassungsschutz-berichte abschreiben und fertig.

    Ab und zu mal ne Lichterkette fürs gute Gewissen, hat in den 90ern auch schon super funktioniert. Das die Nazis seit der Wende fast 200 Menschen umgebracht haben und die linken; nun ja... keinen; das ist dann auch schon egal.

    Niemand wird dazu aufgefordert Gewalt anzuwenden, ich mache es auch nicht, aber denjenigen in den Rücken zu fallen, die wie in Leipzig nur die Wahl haben ihre linken viertel notfalls mit Gewalt zu verteidigen, oder von Rechten hooligans überrannt zu werden; das ist schon schwach. Die Polizei wird es ja schon richten. Halt nicht in Sachen oder in Hessen oder beim NSU; aber sonst...ja genau. ..

    Aber dann immer schön Verständnis zeigen für die Franzosen die sich ja keine bahnsteigkarte kaufen um zu protestieren oder die Griechen, oder, oder....

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Die RAF meinte auch, dass sie nur Gegengewalt ausüben, eine Antwort auf die Gewalt des Staates. ;) Irgendwie sind scheinbar alle ganz hilflos und können nichts mehr tun als zurückschlagen.

  • Die Tatsache das rechte Gewalt ein Problem ist ändert rein garnichts daran das auch linke Gewalt ein Problem ist. Sie ist vor allem ein Problem für Linke. Angriffe auf Rechte werden deshalb medial so aufgeblasen weil das Situationen sind in denen klar wird das die moralische Selbsterhöhung vieler Linker nichts weiter als Heuchelei ist. Was man selbst für Flüchtlinge, Minderheiten, LQBTQIABCDEFG+,… will das gesteht man radikal Andersdenkenden nicht zu.

    Ich sehe auch nicht was rechte Gewalt in den Augen des Autoren so einzigartig macht. Gewalt ist Gewalt und ob sie nun aus politischen, ökonomischen oder persönlichen Motiven ausgeübt wird ändert an ihrem Charakter nichts. Und seit ich die taz lese ist mir nicht ein einziger Artikel untergekommen in dem mal jemand die Einführung einer Bürgerwehr gefordert hätte, um Gewalt Einhalt zu gebieten, die nicht politisch motiviert war.

    Linke Gewalt hilft ja auch nicht mal gegen rechte Gewalt. Sie kann vielleicht in Einzelfällen Übergriffe beenden oder verhindern aber sie verspielt auch Sympathien in der Bevölkerung und verstärkt somit langfristig sogar den Rechtsruck. Damit dürfte linke Gewalt am Ende sogar zu noch mehr rechter Gewalt führen.

    • @Januß:

      Oh man, das tut ja weh beim Lesen.



      Linke Gewalt ist klar von antifaschistischer Militanz zu unterscheiden.



      Es macht ja wohl einen Unterschied, ob man gesellschaftlichen Wandel herbeiführen oder sich gegen Neonazis zur Wehr setzen will.

      • @KnorkeM:

        Antifaschistische Militanz ist eine Unterkategorie linker Gewalt, so wie Champagner eine Unterkategorie von Schaumwein ist.

        Sie unterstellen im Übrigen das Gewalt zwischen Nazis und Linken immer nur eine Art Notwehr ist. Dafür das dem nicht so ist gab es in der jüngeren Vergangenheit haufenweise Beispiele. Und bei G20 ist die Gewalt gar so entbrandet das Supermärkte geplündert und Kleinwagen (von sicher nicht allzu wohlhabenden Menschen) abgefackelt wurden. Ich würde sagen da gleitet Gewalt die durch politische Standpunkte initial gerechtfertig wurde (auch wenn sie meiner Meinung nach nicht zu rechtfertigen war) in ungezügelte Freude an der Zerstörung um.

  • Nur mal angenommen, ein homosexueller Neoliberaler würde einen Nazi in einer Kneipe verprügeln.

    Wäre das dann linke Gewalt?

    Wohl kaum!

    Wäre schön, wenn die Tatsache, dass Gewalt gegen Rechtsradikale nicht unbedingt einer linken Idee entspringt, im Mainstream ankommen würde.

    • @Lydia Stanke:

      "Wäre das dann linke Gewalt?"

      Handelt es sich um einen sogen. progressiven Neoliberalen, dann gilt er im Zuge des gesellschaftlichen Rechtsruckes schon als links. Eigentlich ist das die viel gelobte und beanspruchte politische Mitte, die radikale politische Mitte ohne Klassenbewusstsein.

      Linke Gewalt ist größtenteils eine Chimäre. Nicht jeder, der vermeintlich linke Parolen schwingt und sich gerne mit Nazis kloppt, ist ein Linker. Auch wenn viele Medien aus diesen Kloppern gerne linke Gewalttäter machen, damit sie die Besorgnis erregende rechte Gewalt relativieren können.

      Wer heute in einem Atemzug rechte Gewalt und linke Gewalt in einem Atemzug nennt, ist womöglich nichts anderes als ein Sympathisant der Rechten,.

      • @Rolf B.:

        Es ist ein wenig "mit gehangen, mit gefangen". Gewaltfrei agierende Islamisten können ein Lied davon singen... ;-)

        Das Problem ist, dass die Definition, was "links" ist und was nicht, in der Praxis schlicht Ansichtssache ist, da es keine letzte Autorität zu dem Thema gibt. Dei einen sagen so, die anderen sagen so. Für die Einen ist Angela Merkel eine Linke, für Andere Sarah Wagenknecht eine Rechte. Manche würden sogar beides unterschreiben. Am Ende zählt mehr, wo der jeweilige Einzelne sich selbst (und in Relation dazu alles Anderen) einordnen MÖCHTE, als was unbestreitbar links oder rechts ist.

        • @Normalo:

          Die Logik gebietet, dass es "mit gefangen, mit gehangen" heissen muss. Erst denken, dann henken!

        • @Normalo:

          Völlig richtig was Sie schreiben Es gibt keine übergeordnete Instanz, die festlegen kann, was rechts und links GENAU ist, wo es anfängt oder aufhört.

          Die Verortung geht stets vom eigenen Standpunkt aus. Ihr Beispiel Merkel/Wagenknecht bringt es auf den Punkt.

          Damit nicht jedwede Diskussion sinnlos wird im Zusammenhang mit linken und rechten Überzeugungn, sollte man zumindest anerkennen, dass linke Positionen stets ausgehen von einem Antagonismus zwischen Kapital und Arbeit und rechte Positionen diesen Antagonismus abstreiten. Linke Positionen schließen nationalistisches Gedankengut aus. Ebenso rassistische Positionen. Linke Positionen sind internationalistisch, rechte nationalistisch.



          Man kann aber nicht einzelne Aspekte trennen. Links kann nicht sein, wenn man zwar nicht rassistisch ist, jedoch den Antagonismus zwischen Kapital und Arbeit abstreitet. Wer sich beispielsweise Hartz IV NICHT OHNE Sanktionen vorstellen kann, wird wohl kein Linker sein. Aber das ist ja letztendlich auch nur mein Verständnis von links und rechts.

          • @Rolf B.:

            Links und rechts waren ursprünglich Synonyme für progressiv und konservativ. Die Progressiven für die Republik, die Konservativen für die Ständegesellschaft (französische Nationalversammlung 1789).



            Seit dem hat sich die Entwicklung vervielfältigt und die Begriff links und rechts haben eine völlig unklare Bedeutung, die immer mehr verschwindet. Dann kam ja noch irgendwann die Mitte dazu.



            Jetzt hat man ein weiteres Thema, an dem man sich abarbeiten kann. Das schont die Inhalte vor Beanspruchung.

  • Ich möchte mich auch noch mal herzlich für den Artikel bedanken. Alleine schon, dass man in der taz noch mal den Begriff der "strukturellen Gewalt" lesen darf, der hier als Argument für eigenes Handeln aufgeführt wird, ist eine Wohltat, weil ich wirklich den Eindruck hatte, dass diese Form der Gewalt kaum noch bewusst gemacht wird.

    Anzumerken wäre höchstens, dass diese strukturelle Gewalt nicht nur als Begründung für eigenes Handeln verwendet werden sollte, sondern auch berücksichtigen muss, dass es strukturelle Gewalt ist, die auch andere zur Gewalt treibt. Ich kann mir gut vorstellen, dass dort, wo keine so ausführlichen Debatten und Erklärungsansätze geführt werden, auch viele aus dem Naziszene selber unbewusst wegen der herrschenden Verhältnisse, die sie als Gewalt gegen sich erleben, Gewalt ausüben. Hier ist auch der Ansatz evtl. zu finden, was außer tatkräftigem Handeln notwendig sein muss. Das Offenlegen der Verhältnisse, die diese strukturelle Gewalt in diesem System bedingen.

    Mir fällt btw bei vielen, die auch hier an der Debatte teilnehmen auf, dass sie den Schritt zum kategorischen Imperativ zu schnell machen. Es ist ein Unterschied, ob ich selber bereit bin, Gewalt anzuwenden oder ob ich es tolerieren kann, wenn jemand dies notwendig hält. Für mich kommt das z.B. schon alters- und gesundheitsmäßig nicht mehr in Betracht, sofern nicht wirklich unbedingt als unmittelbare Selbstverteidigung notwendig, aber das muss ja eben nicht heißen, dass ich nicht Verständnis dafür habe, wenn es jemand notwendig hält.



    Und Verständnis haben, es unterstützen und es akzeptieren sind auch noch unterschiedliche Dinge.



    Ich zumindest verstehe es und verstehe auch und akzeptiere es, wenn Menschen dies für notwendig halten und danach handeln.

    • @Age Krüger:

      Das ist doch wohl ein Witz, oder?

      Es vergehen doch keine drei Artikel in der taz ohne das auf strukturelle hingewiesen wird. In der Welt des progressiven Linken gibt es doch bald nichts mehr was nicht strukturell bedingt ist. Passt einfach zur Denke, die Schuld muss externalisiert werden, damit man einen externen Feind hat, den man bekämpfen kann. Ist ja auch viel einfacher mit dem Finger auf jemanden oder etwas zu zeigen als die Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen.

      • @Januß:

        "Passt einfach zur Denke, die Schuld muss externalisiert werden, damit man einen externen Feind hat, den man bekämpfen kann. Ist ja auch viel einfacher mit dem Finger auf jemanden oder etwas zu zeigen als die Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen."

        Das müssen Sie erklären, das ist logisch nicht nachvollziehbar. Wieso übernimmt der/diejenige, der/die sein/ihr Leben nicht dem Kampf gegen einen Feind, der ihn/sie bedroht nicht damit auch Verantwortung für sein eigenes Leben? Ich habe doch die Entscheidungsfreiheit, mich auch dem Feind unterzuordnen.

        • @Age Krüger:

          Wer seine Probleme angehen will der muss sie erstmal identifizieren und wer dauernd Probleme identifiziert die struktureller Natur sind der kümmert sich permanent um Dinge an denen er selber nicht viel ändern kann. Dabei kenne ich keinen einzigen Menschen der nicht noch Arbeit in seinem eigenen, direkten Umfeld zu erledigen hat.

          Klar könne Übergriffe durch rechte ein echtes Problem sein aber meiner Erfahrung nach ist linke Gewalt in den wenigsten Fällen wirklich Notwehr.

          Vergleichen Sie mal die Herangehensweise von Liberalen und Linken (oder auch Rechten, bzw. anderen Gruppendenkern) miteinander. Dabei wird Ihnen auffallen wie sehr sich der Fokus unterscheidet und wie groß die Fokussierung der Gruppendenker auf die gesellschaftliche Ebene ist. Hat uns im 20. Jahrhundert nichts als Elend beschert diese Denke. Vielleicht mal etwas oder gerne auch sehr viel weniger davon!

          • @Januß:

            Also da ist mir dann doch der Begriff "Linke" zu schwammig. Normalerweise erfordert das Bekämpfen eines Systems eine radikale Wendung im eigenen Umfeld. Sie meinen wahrscheinlich Salonlinke, die irgendwie mal grün wählen und ansonsten in ihrem privaten Bereich nix ändern und sich über das System auskotzen. Da dürfte das zutreffen. Viele Menschen in der Antifa z.B. verändern aber ihr gesamtes Umfeld, wenn sie sich dazu entschließen, wirklich in einen Kampf gegen das System einzusteigen. Dazu gehört auch eine notwendige Umgebung, die nicht unbedingt in der bürgerlichen Familie und mit Beamtenstatus erreicht werden kann.

            Insofern sehe ich es so, dass diejenigen, die eben ihre Selbstbestimmung durch das System bedroht sehen und deshalb dagegen angehen, doch eher als diejenigen an, die Verantwortung für ihr Leben übernehmen, während derjenige, der die Umstände, in denen er lebt, einfach als gottgegeben ansieht und nur sich darin gemütlich einrichtet, eher diejenigen sind, die sich fremdbestimmen lassen und somit eher über ihr Leben entscheiden lassen als es selbst in die Hand zu nehmen.

            • @Age Krüger:

              Nun die Menschen welche Sie als Salonlinke bezeichnen machen den erheblichsten Anteil der Linken insgesamt aus. Von daher halte ich meine Kategorisierung nicht für allzu untreffend.

              Aber gut es gibt auch Menschen die radikaler werden. Doch grade da sehe ich es als fragwürdig an ob diese Menschen damit für ihr Leben Verantwortung übernehmen oder nicht. Denn sich einer radikalen Ideologie anzuschließen, die das Wohl des Einzelnen hinter dem Wohl der Gruppe anstellen will ist meiner Meinung nach das exakte Gegenteil von der Übernahme von Verantwortung. Es ist der Versuch Verantwortungslosigkeit zu systematisieren.

            • @Age Krüger:

              Wer sein gesamtes Umfeld verändert, übt lieber Fremdbestimmung an denen im Umfeld aus, die nicht mitmachen wollen, als das Gegebene hinzunehmen. Solange es dabei bei Argumenten bleibt und das ggf.renitente Umfeld nicht zwangsbekehrt wird, mag das angehen. Gewalt kann aus den Gründen, die Dhimitry zigmal angeführt und für mich überzeugend dargestellt hat aber niemals legitimes Mittel sein. Sonst entsteht nur "Kriegslogig", die in "Sieg oder Niederlage" denkt.

              • @Joba:

                Bei diesem Beitrag ging es nicht mehr so sehr um die Frage nach Gewaltanwendung, sondern es war eine Antwort auf die Reaktion von @Janus, inwieweit jemand, der das gesamte System verändern will (wie auch immer, das ist offengeblieben), nicht eher Verantwortung für sein eigenes Leben übernimmt.

      • @Januß:

        Mein Beitrag wurde leider vom XSS Schutz der taz verstümmelt.

        Nach strukturelle hatte ich jeweils "was auch immer" in spitzen Klammern geschrieben.

  • Ein großartiger Artikel, -Pol Pot hätte es nicht besser schreiben können!

  • Der Berliner Historiker und Politologe Mathias Wörsching, dessen Vater sich als Wehrmachtsdeserteur italienischen Partisanen anschloß, und dessen Großvater in Konzentrationslagern litt, berichtet aus einem Gesprächsprojekt mit Nachkommen NS-Verfolgter: "Der Psychoanalytiker und Autor Ludger Hermanns sprach klar und eindringlich über Stolz, Auftrag und Trauer der Nachkommen, über die Weitergabe der Traumata der Vorfahren und über die feststellbaren Wiederholungsmuster von Verhaltensweisen und Verletzungen. Sein wichtigster Ratschlag an die Nachkommen war, nie allein zu bleiben mit ihren Problemen, sondern immer den Austausch mit anderen Betroffenen zu suchen." nachkommen-netzwer...ch-der-nachkommen/ Ein ähnliches Wiederholungsmuster gibt es auch in Mathias Wörschings eigener Biographie: "Damals standen an vielen Ecken Rechte. Sie griffen jeden an, der ihnen nicht passte. Es ist heute kaum vorstellbar: Für mich war es damals normal, vor ihnen davonzulaufen." www.tagesspiegel.d...ernen/6337688.html" Austausch mit anderen Betroffenen", wie ihn Hermann anspricht, suchte auch Ferat K., auf dessen Auto in Neukölln ein Brandanschlag verübt wurde: "Mit anderen Betroffenen tauscht er sich darüber aus, das helfe, sagt er. Nur was sie noch tun sollen, damit diese Anschläge endlich aufgeklärt werden, das wissen sie nicht". www.taz.de/Rechte-...eukoelln/!5564024/

    Das erfahrene Traumata, zunächst Kränkung durch erfahrene politisch rechte Bedrohung und Gewalt, und anschließende Hilflosigkeit bei mangelhafter Strafverfolgung, im Austausch mit anderen Betroffenen zu einem Solidaritätseffekt führt, gerade solch eine emotionale Solidarisierung aber unter Umständen auch in politisch linkes gewalttätiges Handeln umschlagen kann, ist plausibel.

  • Der mit Abstand beste Artikel bislang zu dieser Diskussion hier in der taz - vielen Dank Frau Böcker.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Eigentlich habe ich gar keine Lust auf diese Diskussion, da ich das Gefühl habe, das die meisten Menschen nicht bereit sind darüber ehrlich nachzudenken.

    Hier nur mal meine Erfahrung. In meiner Jugend war ich Punk und in verschiedenen Städten und Regionen in Deutschland unterwegs. Ob man in der jeweiligen Stadt eine stressfreie Zeit haben konnte, hing nicht unerheblich damit zusammen, ob es eine Uni, ein AJZ und eine starke Antifa bzw. Punkszene gab.

    Ein Freund von mir wohnte im Speckgürtel einer (west)deutschen Arbeiterstadt, wo von oben genanntem Punkten keiner zutraf. Eine eigentlich zahlenmäßig recht kleine Nazigang terrorisierte in diesem Vorort jeden der nicht in ihr Bild passte. Da wurde alleine das tägliche Busfahren für viele schon zum Horror.



    Mit jedem Schlag den diese Gang verteilte, fühlten sich diese Idioten größer und stärker. Was haben wir uns damals eine schlagkräftige Antifa gewünscht. Irgendwann war es dann eine eher unpolitische russische Gang, die diesem Treiben einhalt geboten hat, weil sich die Nazis mit den Russen angelegt hatten. Nachdem die Nazis ein paarmal fies was auf die Schnauze bekommen haben, war endlich ruhe.

    ^^Nicht schöngeistig, aber dafür real.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @6474 (Profil gelöscht):

      "Eigentlich habe ich gar keine Lust auf diese Diskussion, da ich das Gefühl habe, das die meisten Menschen nicht bereit sind darüber ehrlich nachzudenken."

      Weil die Diskussion in etwas so sinnvoll ist, wie immer wieder darüber zu disktutieren, ob es sinnvoll ist, die Hand auf die heiße Herdplatte zu legen.

      Wenn die Diskussion über die Gewalterfahrungen aus Jugendtagen, die bei Geschichten von männlichen Jugendlichen nun mal sehr oft dazu gehören, hinausgeht und wir uns fragen, ob politische Gewalt generell eine gute Idee ist, dann merken wir schnell, dass dem nicht so ist.

      Die anderen sind in dieser Hinsicht immer stärker, weil, wie schon gesagt, Gewalt und Abwertung zu deren Ideologie gehört. Linke und Liberale können diesen Kampf nur gewinnen, wenn sie aufhören links und/oder liberal zu sein. Aber auch dann haben die anderen gewonnen.

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @74450 (Profil gelöscht):

        Pazifismus und eine generelle Ablehnung von jeglicher Gewalt, definiert noch nicht per se eine linkspolitische Einstellung. Das wird spätestens dann absurd, wenn man ein Geschichtsbuch aufschlägt. War also zb. the battle of cable street und der Kampf gegen britische Faschisten schon ein faschistischer Akt weil Gewalt im Spiel war? Die italienischen Partisanen?-Auch Faschisten?

        Ich weiß schon was jetzt kommt:" wir leben aber nicht im faschistischen Italien, sondern in einer Demokratie"



        Ja, das stimmt. Wir leben aber auch in einem Land wo Reisewarnungen an ausländische farbige Besucher ausgesprochen werden, doch bitte die ländlichen Gebiete in der Hälfte Ostdeutschlands zu meiden und zu umfahren, weil dort schon eine Zugfahrt lebensbedrohlich werden kann.

        Ich habe in meiner Jugend auch andere Gewalterfahrungen gemacht, die nichts mit Nazis zu tun hatten. Aber gezielt eingesetzte politisch motivierte Gewalt mit der Pausenhofschlägerei gleichzusetzen; das führt wirklich nirgendwo hin.

        Die "anderen " sind nicht stärker. Sie werden nur ein weiteres mal zuschlagen wenn man ihnen nach der linken Wange auch noch die rechte hinhält. Sie werden zuschlagen und dabei grinsen. Viele Menschen hier scheinen nicht zu verstehen, wie autoritäre Charaktere gestrickt sind.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @6474 (Profil gelöscht):

          "Ja, das stimmt. Wir leben aber auch in einem Land wo Reisewarnungen an ausländische farbige Besucher ausgesprochen werden, doch bitte die ländlichen Gebiete in der Hälfte Ostdeutschlands zu meiden und zu umfahren, weil dort schon eine Zugfahrt lebensbedrohlich werden kann."

          Das Rassismus und rassistische Übergriffe in Deutschland ein Problem sind, bestreite ich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass Gewalt nicht die Antwort sein kann. Lesen Sie dazu unten nochmal die Herleitung des Gewaltverbots.

          "Die "anderen " sind nicht stärker. Sie werden nur ein weiteres mal zuschlagen wenn man ihnen nach der linken Wange auch noch die rechte hinhält. Sie werden zuschlagen und dabei grinsen. Viele Menschen hier scheinen nicht zu verstehen, wie autoritäre Charaktere gestrickt sind."

          Die Anderen sind nicht mehr stärker, wenn Sie sich wie die Anderen verhalten. Dann sind Sie (wenn Sie offensiv agieren) aber auch nichts besseres als die Anderen und haben nichts gewonnen, sondern alles verloren.

          • @74450 (Profil gelöscht):

            Wenn man als Reaktion und weil man keine andere Möglichkeit sieht, Gewalt anwendet wie die Anderen, ausschließlich gegen diese Anderen und nicht gegen irgendwen sonst (so wie die Anderen das gewöhnlich tun), soll das gleich schlimm sein? Motive und auch Konsequenzen spielen keine Rolle, nur die Tat selbst? Das ist doch Quark.

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @Ruhig Blut:

              Sie glauben also an die Möglichkeit zu eingehegter, chirurgischer Gewaltanwendung (Gewalt "ausschließlich gegen diese Anderen und nicht gegen irgendwen sonst").

              Ich halte das aus mindestens zwei Gründen für unrealistisch. Zum einen weil das einen totalen Sieg voraussetzen würde, um keine Gegengewalt zu erzeugen. Zum anderen weil Gewalt korrumpiert.

              Werden wir konkret. Nehmen wir das Beispiel des Kampfes gegen oldschool Skinhead-Nazis. Da geht nun also eine Gruppe los und fängt an Skinheads auf offener Straße und sonstwo zu attaktieren.

              Ich bin davon überzeugt, dass das andere motivieren wird ebenfalls Gewalt anzuwenden. Motto, wenn wir und Menschen, die vielleicht nur so aussehen wie wir, auf offener Straße angegriffen werden können, dann müssen wir uns schützen und ebenfalls Menschen angreifen.

              Nun mögen Sie einwenden, dass Nazis sowieso andere Menschen angreifen. Sie unterschätzen dabei aber, dass niemensch als Nazi geboren wird. Die Radikalisierung von Menschen würde dadurch begünstigt werden, denke ich.

              Auf der anderen Seite ist es auch möglich, dass die Gruppe die zunächst vermeintliche Erfolge feiern kann, z.B. dass sich keine Skinheads mehr offen zeigen, ihre Taktik auf andere Gruppen ausweiten wird. Wenn Gewalt dabei hilft Nazis loszuwerden, hilft Gewalt vielleicht auch dabei, Kapitalit*innen und deren "strukturelle Gewalt" loszuwerden usw.

              Wo würden Sie die Grenze ziehen?

              • @74450 (Profil gelöscht):

                Ich will ja keine Selbstjustiz rechtfertigen, solange (und nur dann) der Staatsapparat qua Monopol die Gewalt der genannten Anderen ausreichend unterbindet. Dennoch ist diese moralische Gleichsetzung nicht haltbar, die Sie oben vorgenommen haben:

                „Dann sind Sie (wenn Sie offensiv agieren) aber auch nichts besseres als die Anderen und haben nichts gewonnen, sondern alles verloren.“

                Wenn der Staat aber versagt, Beispiele gab’s hier ja genug (in Kommentaren und Sanders Artikel), kann der Anspruch doch nicht sein, allenfalls zu reagieren und sonst einfach hinnehmen. Es gibt nunmal diesen Typus Aggressor, der erst Ruhe gibt, wenn er massiv auf den Sack kriegt, zur Not auch präventiv. Schön finde ich das absolut nicht und ein schlimmes Zeichen, wenn es die Drangsalierten selbst in die Hand nehmen müssen. Und klar muss das Ziel sein, zu verhindern, dass Leute überhaupt erst zu solchen Aggressoren werden.

                Diese Problematik auf strukturelle Gewalt (und den Kapitalismus) auszuweiten, führt die Diskussion auf eine ganz andere Ebene. Bis jetzt gingen wir ja davon aus, dass die Rahmenbedingungen prinzipiell stimmen, es nur im Einzelfall hakt. Wenn aber der ganze Rahmen nicht passt, vielleicht sogar ursächlich für die Gewalt ist, tja was dann? Auch Radikalpazifismus hat seine moralischen Grenzen; gegenüber einem Hitler-Deutschland, als maximalem Negativbeispiel, lässt er sich nicht durchhalten.

                • 7G
                  74450 (Profil gelöscht)
                  @Ruhig Blut:

                  Wahrscheinlich unterscheiden sich unsere Meinungen an dieser Stelle nur gering. Wie Sie gelesen haben, vertrete ich durchaus das Recht auf Selbstverteidigung.

                  Wenn es keine staatlichen Strukturen gibt, die das Gewaltmonopol durchsetzen können, dann gilt es natürlich auch nicht. Solche Gebiete mag es kurz nach der Wende auch gegeben haben. Aktuell gibt es die meiner Wahrnehmung hingegegn nicht (auch wenn es natürlich zu Fällen von groteskem Staatsversagen kommt - z.B. beim NSU-Komplex).

                  "Es gibt nunmal diesen Typus Aggressor, der erst Ruhe gibt, wenn er massiv auf den Sack kriegt, zur Not auch präventiv."

                  An dieser Stelle kann ich nur wiederholen, was ich schon sagte. Ich glaube nicht, dass sie damit Erfolg haben werden. Sie werden mehr Gewalttäter*innen schaffen, als Sie wegklatschen können. Daher werden Sie, auch wenn Sie guten Willen haben, nicht gewinnen können.

                  "Diese Problematik auf strukturelle Gewalt (und den Kapitalismus) auszuweiten, führt die Diskussion auf eine ganz andere Ebene. Bis jetzt gingen wir ja davon aus, dass die Rahmenbedingungen prinzipiell stimmen, es nur im Einzelfall hakt. Wenn aber der ganze Rahmen nicht passt, vielleicht sogar ursächlich für die Gewalt ist, tja was dann?"

                  Dann sollten wir über den Rahmen sprechen. Aber bitte ehrlich. Dem Begriff "struktureller Gewalt" müssen wir dann den Begriff des "strukturellen Friedens" gegenüberstellen und überprüfen, welches System diese Begriffe in welchem Umfang ausfüllt. Am Ende werden wir sehen, dass der demokratische Wohlfahrtskapitalismus (bzw. die demokratische soziale Marktwirtschaft) im Vergleich mit allen realen Alternativen am wenigsten strukturelle Gewalt erzeugt.

                  • @74450 (Profil gelöscht):

                    Zum Aggressor nochmal: Sie haben grundsätzlich natürlich Recht, autoritäre und gewaltvolle Erziehung bringt autoritäre und gewalttätige Charaktere hervor. Leider nur lassen sich diese ja schon zuhauf vorhandenen autoritär geprägten Menschen durch liberale Behandlung nicht ohne weiteres zur Räson bringen. Oftmals verstehen sie milde Sanktionen nur als Schwäche, etwas Verachtenswertes, und damit als Einladung, erst recht so weiterzumachen. Da kenne ich persönlich viele Beispiele. Einen einfachen Ausweg aus diesem Dilemma weiß ich leider nicht.



                    Und zur Systemfrage: Sicherlich, in den meisten Staaten der Welt sieht es sehr viel düsterer aus als bei uns. Was einem gewaltsamen Widerstand gegen die, je nach Ort und Umständen, anders nicht zu überwindende Unrechtsordnung eine ganz andere Legitimität verschafft als bei uns. Dabei mal außen vor gelassen, inwieweit die hiesige Ordnung das Unrecht anderswo erst ermöglicht und stabilisiert. Dass aber diese unsere Ordnung, selbst wenn ausschließlich auf uns hier Lebende bezogen, im Grunde die bestmögliche, weil notwendig friedvollste, sein soll, so etwa verstehe ich Sie – nein, wirklich beim besten Willen nicht. Und es wird nicht besser sondern permanent schlimmer. Können wir vielleicht an anderer Stelle mal diskutieren, wenn das Thema drauf kommt.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        "Wenn die Diskussion über die Gewalterfahrungen aus Jugendtagen, die bei Geschichten von männlichen Jugendlichen nun mal sehr oft dazu gehören, hinausgeht..."



        Warum nur männlich?



        So als alter Punker fallen mir einige Geschichten von Kumpelinen ein und bei anderen selbsterlebten waren auch Frauen mit dabei, sowohl bei den Faschos als auch bei uns.



        Ich wohn übrigens in dem Landkreis:



        www.spiegel.de/pan...ass-a-1251220.html

        Und da werden so Diskussionen, ob "Nazis raus!" bißchen zu krass ist oder ob mensch es gut finden kann, wieder ruhiger pennen zu können, weil draußen sich paar Leute die Nacht um die Ohren schlagen damit keiner auf dumme Ideen kommt...

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @Hugo:

          "Warum nur männlich?

          So als alter Punker fallen mir einige Geschichten von Kumpelinen ein und bei anderen selbsterlebten waren auch Frauen mit dabei, sowohl bei den Faschos als auch bei uns."

          Da haben Sie natürlich recht! Frauen können genauso gewalttätig sein wie andere Geschlechter. Die kriminologischen Daten zeigen aber eine besondere Häufung bei männlichen Jugendlichen.

          Ansonsten habe ich, wie schon oft gesagt, nichts gegen Verteidigung. Ich bin mir aber bewusst, dass ich mit dieser Akzeptanz keine Argumente mehr habe, wenn sich andernorts zum Beispiel Bürger*innenwehren gegen Einbruchskriminalität gründen und sich ebenfalls "die Nacht um die Ohren schlagen damit keiner auf dumme Ideen kommt..."

          • @74450 (Profil gelöscht):

            Theoretisch finde ich das mit der Übertragung des Gewaltmonopols an geschulte Unabhängige, die einzig und allein dem Wohl Aller unter Berücksichtigung des Individuums dienen, total toll.



            Praktisch kandidieren zur nächsten Landtagswahl in Thüringen 5 Polizisten, die KSK zeigen gerne mal den "römischen Gruß" und der eine Chef einer Polizeigewerkschaft sorgt für feuchte Träume seiner Kollegen und in Teilen der Gesellschaft, die die 1950er (oder schlimmer) zurückhaben wollen.



            Also ist praktisch meine Gewaltmonopolabgabe nicht allumfassend, da wir leider nicht im "Großstadtrevier (ARD-Serie)" wohnen.

            • @Hugo:

              Und dann gibt es noch linke oder liberale Polizisten. Die finden das immer total toll, in die Pauschalisierungen mitreingezogen zu werden, und überlegen sich beim nächsten Mal auf der Wache zweimal, ob sie gegen Kollegen den Mund aufmachen, die blöde Witze über Geflüchtete machen.

              Auf Rückendeckung von links brauchen sie mit ihrem Beruf nämlich im Traum nicht zu hoffen, sollte sich die Sache hochschaukeln. Aber wen interessiert sowas schon wenn das Feindbild stimmt. Hauptsache absolute "Objektivität" in einem Beruf fordern, in dem Menschen arbeiten.

              • @Ad Nihilum:

                "Und dann gibt es noch linke oder liberale Polizisten."



                Die sind eher nicht in der DPolG aber dafür (vermutlich) objektiver ;) .

        • @Hugo:

          *oops* ...lächerlich...

  • „... und gleichzeitig keine gewaltfreie Alternative für effektiven Schutz vor rechter Gewalt formuliert wird.“

    Wo wird wer mit Gewalt geschüzt“?

    Es gibt bisher keine linken Bürgerwehren, die durch die Straßen patroulieren oder Objektschutz machen.

    Die Frage nach gewaltfreien Alternativen zu Nichts (= gewaltfrei) stellt sich also nicht.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      "Es gibt bisher keine linken Bürgerwehren, die durch die Straßen patroulieren oder Objektschutz machen."

      Der vorherige Artikel von Llalon Sander berichtete Gegenteiliges.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Sie meinen das Beispiel, wo das Haus/Hausbewohner von „schwarz gekleidete Männer mit Schlagstöcken“ bewacht wurden, nachdem zuvor schon rechte Gewalt angewendet wurde?

        Ok solche punktuellen imho berechtigten Einzelfälle gibt es. Hat aber imho nichts mit „linken Bürgerwehren“ zu tun, die einen flächendeckenden dauerhaften also effektiven Schutz sicherstellen.

        Solche privaten Trupps von „schwarz gekleidete Männer mit Schlagstöcken“ möchte ich auch nicht rumlaufen sehen. Nicht von links und erst recht nicht von rechts.

        Die gewaltfreie Alternative ist für mich immer noch der Status quo.

        Ich habe auch das Gefühl, es geht bei der Diskussion weniger um Schutz vor Gewalt, sondern mehr um schnöde Angriffe (mit Gewalt) gegen Rechte.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      „Staat der Rechten“ (im Zusammenhang mit dem Seehoferzitat) - gibts bald pseudolinke Bürgerwehren auf dem Oktoberfest, die Menschen in Lederhosen abklatschen?

      Solch schwammigen Begriff zeigen sehr gut, dass die Gewaltdiskussion für die Tonne ist.

      • @Rudolf Fissner:

        Es gibt sicher bessere Strohmannargumente.

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    "Statt sich ohne Not von militanteren antifaschistischen Positionen zu distanzieren, sollten linke Debatten sich für wirksame gewaltfreie Strategien gegen rechte Gewalt einsetzen."

    Das eine zu tun, heißt nicht zwangsläufig das andere zu lassen. Wobei mensch sich niemals "ohne Not" von Gewalt distanziert. Das ist ein notwendiges Prinzip!

    "Die hierarchischen Strukturen, in die Gewalt eingebettet, ermöglichen und legitimieren sie erst. Aber wo fängt sie an? Bei der neokolonialen Ausbeutung, die Menschen ihre Lebensgrundlage entzieht und zur Flucht nötigt? Beim Festsetzen von Rettungsbooten? Menschen in große Gefahr abschieben? Wenn das Geflüchtetenheim brennt? Die ideologische Grundlage all dieser Beispiele ist, dass manche Menschenleben nicht so viel wert sind wie andere."

    Es gibt auch noch andere Bereiche, in denen der Staat zurzeit nur schlecht in der Lage ist, die Bevölkerung zu schützen. Sollen die Betroffenen auch alle militante Gruppen bilden dürfen? Ist deren körperliche und psychische Unversehrtheit ebenfalls weniger wert?

    Nein, das Gewaltverbot ist nach wie vor die Grundlage unserer Demokratie. Auch wenn diese Binsenweisheit hier unter jeden zweiten Artikel der Serie posten werden muss.

  • "Rechte und linke Gewalt in einen Topf zu werfen ist dagegen nicht sinnvoll. Auch deshalb, weil rechte Gewalt meist mit gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen verbunden ist, also nach unten tritt."

    Das sehe ich anders. Was dem Rechten sein rassisches oder nationales Podest, ist dem Linken sein moralisches. Deshalb funktioniert der hierarchische Ansatz nicht nicht zur Unterscheidung.

    Will sagen: In beiden Fällen dient physische Aggression nicht dazu, abstrakt "nach unten" zu treten, sondern das OPFER nach unten zu treten, also das Herrschaftsverhältnis erst zu manifestieren. Bis dahin ist die hierarchische Überordnung allenfalls ideell, also dem jeweiligen Extremisten eingeredet. Rechte erklären sich zu höherwertigen Menschen, Linke die Anderen zu - moralisch - Minderwertigen. Beide Täterkreise schreiben ihren Opfern Schädlingspotenziale zu, die die Gewaltanwendung rechtfertigen sollen.

    Aber in Wahrheit geht es darum, das Opfer physisch zu unterjochen, weil die eingeredeten Hierarchien einfach nicht reichen. Es muss etwas Greifbares her, sonst bleibt ein Gefühl der Machtlosigkeit. Insofern ja, die Gewalt hat hierarchische Aspekte. Aber die sind nicht so wesensungleich, wie die Autorin zu glauben scheint.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Normalo:

      Wie du meinst. Ich bin da etwas realpolitischer orientiert. Nehmen wir mal Berlin als Beispiel :

      In Stadtteilen die tendenziell eine starke und gut organisierte Antifa aufzuweisen haben, wie zb Friedrichshain, kann sich eigentlich so ziemlich jeder rumtreiben, unabhängig von Geschlecht, Religion, Hautfarbe oder Kleidung. Auch Yuppies wurden dort schon gesichtet. Höchstens Nazis bekommen dort relativ schnell Probleme, aber auch das ist nicht zwangsläufigder Fall.

      Das heißt; eine kleine Gruppe an Menschen die anderen Menschen Probleme machen wollen, bekommen selbst profilaktisch Probleme, damit die anderen ruhig und sorgloser leben können. Meinetwegen werden Nazis im schanzenviertel oder in Friedrichshain ganz fies unterdrückt. Dann bin ich halt ein Naziunterdrücker-kann ich mit leben.

      Anders sieht das in so manchen Ecken in Lichtenberg, Marzahn usw aus. Dort droht Gefahr für jeden der NICHT rechts oder zumindest deutsch, weiß und hetero ist.

      Du kannst gerne weiter rumpsychologisieren über linke die einfach nur sadistisch einen schwächeren in die Jauchegrube drücken wollen. Ich persönlich hatte leider schon ganz realen Kontakt mit militanten Nazis und weiß wozu diese Leute fähig sind, wenn man ihnen den Raum dazu überlässt und sie sich ausbreiten können.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @6474 (Profil gelöscht):

        "Höchstens Nazis bekommen dort relativ schnell Probleme, aber auch das ist nicht zwangsläufigder Fall."

        Es gibt von dort auch andere Berichte:

        www.bz-berlin.de/b...-paket-nicht-bekam

        • 6G
          6474 (Profil gelöscht)
          @74450 (Profil gelöscht):

          ????.....Dafür gleich mal vier Fragezeichen....Was soll mir dieser Artikel nun sagen? Ich meine jetzt im Bezug auf politisch motivierte Gewalt? War die Frau links oder rechts oder geht es darum das der späti-Besitzer migrationshintergrund hat?

          Bis jetzt sehe ich in diesem Fall nichts anderes als die übliche und alltägliche Großstadtkriminalität, wie sie überall vorkommen kann.

          Oder wolltest du jetzt auf das AfD Gerede einsteigen? So von wegen: "linksgrünversiffter Stadtteil, dort herrscht Chaos und Elend" tausende Touris und rasant steigende mieten sagen was anderes

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @6474 (Profil gelöscht):

            Das ist ein Beispiel, dass Ihre Behauptung oben, sich nicht so einfach halten lässt. Es kann sehr wohl zu Problemen in Gebieten kommen in denen Linksextremist*innen starke Präsenz zeigen.

            Ich habe den Fall nicht weiter verfolgt, aber der Fall hat wahrscheinlich Verbindungen zum Hausprojekt in der Rigaer Straße. Dort leben Menschen, die auch gegen andere Menschen aus der Nachbarschaftschon handgreiflich geworden sind. Was sagen Sie dazu?

            www.taz.de/Archiv-...ger%2BStra%C3%9Fe/

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Das ist doch genau das Phänomen, das ich beschrieben habe: Die potenziellen, aus niederen politischen Beweggründen agierenden Übeltäter, bekommen mal so richtig schön gezeigt, wo der Hammer hängt und wer auf diesem Kiez das Sagen hat.

        Das mag politisch gutgemeint sein und auch konkret manchen Unschuldigen Ärger ersparen. Aber zivilisatorisch ist es eine Denke auf dem Niveau von Stammeskriegen: Die Braunstiefel sollen sich mal nur ja nicht zu stark vorkommen, denn hier sind die Rotsocken, und die sind stärker...

        • 6G
          6474 (Profil gelöscht)
          @Normalo:

          Natürlich kannst du hier Phänomene aus deiner Sicht beschrieben wie es dir beliebt und weißt du was?- Von meiner warmen Wohnung aus, brauche ich mich auch nicht mit der Frustration und dem harten Alltag eines Obdachlosen beschäftigen. Auch da kann ich mich zurücklegen und vom Balkon meiner Wohnung aus Tipps auf die Straße herunterbrüllen. Sowas wie;"Alkohol bringt dich nicht weiter" oder "wasch dich mal, dann findest du eher nen Job ". Vielleicht ist ja sogar was dran an meinen Argumenten; die ich mit meiner Heizdecke auf dem Balkon zum besten gebe. Aber ist das nicht wortwörtlich ein wenig von oben herab argumentiert?

          ^So geht es mir gerade mit deiner Argumentation. Sicherlich sollte man im Hinterkopf behalten das Gewalt die letzte Wahl der Mittel sein sollte. Nur deine Argumentation kommt ganz schön komfortabel daher. So argumentieren in der Regel Menschen die immer die Wahl hatten einen Konflikt mit Nazis und Faschisten entweder aktiv zu suchen, oder diesen Idioten nicht weiter aufzufallen und dadurch einem Konflikt aus dem weg zu gehen. Diese Wahl haben viele andere Menschen nicht, ich hatte diese Wahl des öfteren in jungen Jahren nicht. Da geht es dann gar nicht um die Frage, ob man Gewalt will, die Gewalt ist einfach da.

          Wenn Menschen die diese Erfahrungen des öfteren gemacht haben irgendwann entscheiden, durch frühzeitiges handeln sich und anderen diese Erfahrungen zu ersparen, dann interessiert dieses arrogante bürgerliche Denken nicht. Theorie und Praxis gehen nicht immer zusammen, auch wenn hier auf Krampf ein Gewalt-Gleichnis aufgestellt werden soll. (Das übrigens auch statistisch betrachtet absolut unhaltbar und schräg ist )

          Anscheinend gibt der klügere ja immer nach. Das den Dummen nur keiner gesagt. Ob Trump deshalb an der Macht ist?

          • @6474 (Profil gelöscht):

            Wir sind uns doch gar nicht soo uneinig: Ich finde, dass rechte und linke Gewalttäter strukturell gleich agieren, indem sie das jeweilige Feindbild physisch dominieren und abschrecken wollen. Sie halten das situationsabhängig für das Mittel der Wahl, mögen nur nicht meinen "Vorwurf" der vergleichbaren Methodik - verteidigen diese aber doch immer wieder, weil Sie eben ihrer Ansicht nach durch den Zweck gerechtfertigt ist.

            Zum Verständnis: Rechte benutzen bei ihren Aufmärschen auch Transparente und Flüstertüten und verbreiten damit griffige Slogans. Dass auch Linke sich dieser Methodik bedienen, führt nicht automatisch zur ihrer Verurteilung. Ich gestehe ein, dass noch eine Menge Überzeugungsarbeit nötig wäre, um mir beizubringen, dass das von Ihnen verteidigte präemtive "Abschrecken" von rechten potenziellen Gewalttätern wirklich das letzte Mittel ist. Aber davon abgesehen gilt da für mich nichts anderes: Man kann ehrlich zugeben, dass man wesensähnliche hegemoinale, hierarchische Methoden anwendet, und dabei (vielleicht) doch immer noch gerechtfertigt sein, das zu tun.

            Bitte vergessen Sie auch nicht, dass die von Ihnen beschriebenen "Schutzmaßnahmen" nicht die einzige Form von linker Gewalt sind, die man beobachtet. Wenn in Berlin die SUVs brennen, ist das AUCH Dominanzgehabe, und sollte(!) der Angriff auf Magnitz in Bremen politisch gemeint gewesen sein, wäre das nichts anderes. Mein ursprünglicher Kommentar bezog sich auf das gesamte Spektrum, weil auch die zitierte These ähnlich generell daherkam.

    • @Normalo:

      Jetzt zerquirlen sie ja jegliche Verhältnismäßigkeit und Vergleichbarkeit. Können Sie irgendwas von ihren Mitte-Rechts-Schwurbeleien mit Quellen, Zahlen und Erfahrungen belegen? Es fällt mir schwer, das sonst noch ernst zu nehmen und weiter zu diskutieren.

      • @KOronja:

        Es ist ein Meinung - oder persönliche Einschätzung, wenn Sie so wollen, (basierend auf ein paar Jahrzehnten Erfahrung mit politschen und unpolitischen, gewalttätigen und nicht gewalttätigen Menschen sowie ein wenig psychologischem On-the-Job-Training). Und natürlich spricht aus ihr jene bösartigste Form von Verachtung für Menschen, die Gewalt für ein probates Mittel zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele halten: Mitleid.

        Solange Sie Ihre Gegenrede übrigens nochmal deutlich inhaltsleerer formulieren als mein "Geschurbel", verzeihen Sie mir bitte, wenn ich ob der wüsten Drohung des Nichternstnehmens nicht gleich anfange, wie Espenlaub zu schlottern...

        • @Normalo:

          Sind Sie sicher, dass Ihnen ihre Erfahrung ausreichen sollte? Die klingt auch als wäre sie sehr vage und sie hat mir wieder nichts faktisches erzählt. Aus den meisten Ihrer Beiträgen springt einem die Nicht-Involviertheit und Unbetroffenheit von sämtlichen Diskussionspunkten, um die es hier so geht, förmlich entgegen. Natürlich gehört einige unbetroffene männliche, kommentarspaltig-anonyme Ignoranz dazu, trotzdem weiter Betroffenen von Diskriminierung, Polizeiwillkür oder nazistischer Gewalt/Propaganda eine Position abzusprechen, die primär auf Selbstschutz, Freiheitsrechte und Selbstentfaltung gerichtet ist. Wir haben uns Gewalt nicht ausgesucht, wir finden sie nicht gut. Aber sie schlägt uns entgegen. Wir müssen sie also in Erwägung ziehen, um nicht unter die Räder zu kommen. Ein zivilisatorischer Fortschritt ist für mich, sich auch von gefühltem Wissen und Glaubensprinzipien zu verabschieden. Die Meinung, Gewalt sei prinzipiell nie angebracht, stützt sich auf nichts als Moral, geschichtliche Verzerrung und Glauben. Die Notwendigkeit, sie anzuwenden ergibt sich in einer Situation, präventive Gewalt aus v i e l e n gemachten Erfahrungen mit realen Bedrohungen für Leib und Leben. Das ist eher so faktisch. Sie glauben an eine Wolke, die schon über Utopia schwebt während sich Menschen in einer Realität befinden, in der sie maßgeblich autoritärer, maskuliner und mehrheitlicher Gewalt ausgesetzt sind. Sind Sie vielleicht auch der Meinung, dass es eine friedliche Revolution in der DDR gab, dass die Opfer des Salzmarsches heroisch gestorben sind als sie sich nicht wehrten oder dass wir in Europa seit Jahrzehnten in Frieden leben? Ihr Mitleid ist nicht angebracht, aber weitaus mehr Mitgefühl und Empathie für Kämpfe von Menschen, die noch bis an ihr Lebensende niemals die Rechte genießen wie Sie es tun, die immer potentiell von Gewalt, Diskriminierung und Repression betroffen sein werden.Das können wir allen Diskurs-Verschiebern wie Ihnen nicht oft genug entgegenbringen!

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @KOronja:

            "Die Meinung, Gewalt sei prinzipiell nie angebracht, stützt sich auf nichts als Moral, geschichtliche Verzerrung und Glauben. Die Notwendigkeit, sie anzuwenden ergibt sich in einer Situation, präventive Gewalt aus v i e l e n gemachten Erfahrungen mit realen Bedrohungen für Leib und Leben."

            Klingt für mich nach Argumenten aus Schnellroda. Genau das sagt uns auch jede Bürger*innenwehr, wenn wir sie fragen, warum sie Dealer*innen oder andere Menschen aus dem Park vertreiben oder Menschen mit Kabelbindern an Bäumen festmachen.

  • "Auf Hilfe durch den Rechtsstaat zu verweisen ist ebenso korrekt wie zynisch: Nicht nur in Bezug auf rechte Gewalt ist der Rechtsstaat häufig ineffektiv. Rechtsstaatliche Verfolgung als alleinige Antwort auf rechte Gewalt zu formulieren ist die Perspektive einer privilegierten Blase, in der die Alltäglichkeit der Bedrohung durch rechte Gewalt weit weg ist und auch die Fülle an Informationen über sie nicht ernst genommen wird."

    Dann muss die Forderung ja wohl lauten, ihn effektiver und zu einem friedlichen Staat für die 99% der finanziell unteren Schichten zu machen, und vor allem Armut zu beseitigen. Im Übrigen kennt der Staat der Rechte u.a. das Recht auf Notwehr.



    Dieser Artikel ist unverständlich, im günstigsten Fall missverständlich.

    • @Gerhard Krause:

      Notwehr ist nicht, beim bekanntermaßen rechten Nachbarn zu klingel und ihm einen Knüppel übe den Kopf zu ziehen.

      Rechte strukturelle Gewalt fängt auch schon da an, Wo Armut nur mit Blick auf nationale Grenzen beseitigt werden soll. Da wird sie sogar oft mit angeblich linker Politik verwechselt.

    • @Gerhard Krause:

      Ich fand den Artikel verständlich. Die Forderung, die sie sich wünschen, haben sich einfach die meisten abgeschminkt, weil die Kruste zu dick, der Klüngel zu engmaschig ist. Linke Anwält*innen werden sehr gesondert behandelt in deutschen Gerichtssälen und medial häufig von SPD und CDU kriminalisiert. s. G20 oder auch Seehofers Angriff auf die Rote Hilfe. Es ist auch nicht realistisch, dass ein Rechtsstaat innerhalb einer nationalistisch-kapitalistischen Staatsform nicht auch in deren Funktionsprinzipien und Wertesystemen verhaftet bleibt. Das wäre bezüglich ihrer Forderung z.B. der hohe staatliche Schutz der Eigentumsverhältnisse oder auch, dass sich bessere Anwält*innen leisten kann, wer mehr Penunsen hat. Wissensvorsprünge, Zeit und Gelegenheit spielen auch eine zu große Rolle bei den Möglichkeiten, sich den Rechtsstaat nutzbar zu machen.

      • @KOronja:

        Das die Rote Hilfe jetzt stellvertretend für linke Anwälte steht sagt wer? Soll das eine Marketingmasche sein?

        • @Rudolf Fissner:

          naja von "stellvertretend" bis "beispielhaft" ists ja schon noch ein Stückchen, wa?! Sind aber schon ein paar linke Anwält*innen in der RH. Warum marketing, das übernimmt der Seehofer selbst. Aber ich hab den Eindruck, sie steht für ihn und andere konservative und rechte Propagandisten stellvertretend für linke Jurist*innen. Teilen Sie den Eindruck?

      • @KOronja:

        Ich meine, dass dies viel einfacher zu erreichen ist: zB Lohnerhöhung, Vermögens- und Erbschaftssteuer, verbesserte und erweiterte Mindeststandards (zB [höherer] Mindestlohn).

        Im öff Dienst insbesondere müssen zB die Besoldungen und Ausstattungen (Behörden) verbessert werden.

        • @Gerhard Krause:

          Bitte keine „deutschen“ Lösungen!

          Statt Geld in Lohnerhöhungen zu stecken für Autos, Urlaub, Bier und Fernseher, sollte das Geld in die internationale Armutsbekämfung gesteckt werden.

          • @Rudolf Fissner:

            Das sind weltweite Lösungen. Diese Gesetzmäßigkeiten kennen weder Nationalität, noch Grenze.

        • @Gerhard Krause:

          Ach so, aber das sind ja ständige, immanente Forderungen realpolitisch agierender Linker. Außer vllt eine höhere Bezahlung für Leute im öfftl. Dienst. Und es ging ja eigentlich um den Rechtsstaat und den Umgang mit Rechten und Linken als um eine ganze sozialpolitische Agenda. Aber einfacher zu erreichen sind die Ziele nicht wie sie schreiben. Für einige ihrer Ziele wird z.T. seit über 100 Jahren gekämpft. Mit schrittweisen Erfolgen, z.T. der Einführung dieses lächerlichen ersten Mindestlohns. Wann hatte jemand das erste Mal die logische Idee einer Finanz-Transaktionssteuer? 70er, 80er? Und die ist noch längst kein an Armut ursächlich anpackender Ansatz.

        • @Gerhard Krause:

          Ach so, aber das sind ja ständige, immanente Forderungen realpolitisch agierender Linker. Außer vllt eine höhere Bezahlung für Leute im öfftl. Dienst. Und es ging ja eigentlich um den Rechtsstaat und den Umgang mit Rechten und Linken als um eine ganze sozialpolitische Agenda. Aber einfacher zu erreichen sind die Ziele nicht wie sie schreiben. Für einige ihrer Ziele wird z.T. seit über 100 Jahren gekämpft. Mit schrittweisen Erfolgen, z.T. der Einführung dieses lächerlichen ersten Mindestlohns. Wann hatte jemand das erste Mal die logische Idee einer Finanz-Transaktionssteuer? 70er, 80er? Und die ist noch längst kein an Armut ursächlich anpackender Ansatz.

          • @KOronja:

            Der ökonomische Ansatz, sowie die Beendigung der Schrecken von (zumindest ungerechter Bestandteile der) Lohnarbeit sind die richtigen Steuerungsstellen.

            Wenn beispielsweise Neoliberalismus unattraktiv wird, dann verschwindet er von selbst.

            Es ist mE viel mehr geschafft, als Sie mE meinen dürften:



            Aus meiner Sicht - die muss nat. nicht stimmen - waren junge Menschen wie seit langer Zeit nicht mehr so kritisch wie heute, viel mehr Menschen sind heute über ökonomische Zusammenhänge und auch noch besser informiert (s. zB Plurale Ökonomik, hier wie oben s. ebenfalls die Bewegung "umfairteilen"), (Beiträge von) Bontrup, Flassbeck, Hartmann, (Ukrike) Herrmann u.V.m. sind heute über das Internet zugänglich, man sieht, dass die Umwelt die Menschen immer mehr bewegt, und auch nach so langer Zeit war attac nicht "totzukriegen".

            Die Chancen für den breit getragenen Willen zu einem die Mehrheit gutwillig begünstigenden Wandel dürften seit langer Zeit nicht mehr so groß gewesen sein.

            • @Gerhard Krause:

              Inwiefern das Potential grad da ist, ist glaub ich seeehr Auslegungs- und Ansichtssache. Aber selbst, wenn ich da zustimme und an guten Tagen neige ich dazu, bleibt doch dem gegenüber eine immer globaler, strategischer und immer organisierter auftretende Rechte. Und sie ist auch sexy für viele junge Menschen. Gott, wieviele FB-Freundschaften aus meinen 90er-Schuljahren ich schon löschen musste..



              Grundsätzlich möchte ich Ihnen da aber zustimmen, ich sehe auch mehr Licht. Und Blanklegungen sozialer und ökonomischer Kämpfe, in die man besser politisch reingehen kann als noch vor ein paar Jahren.

  • Zitat: „Statt sich auf das rechte Framing einzulassen, sollte die Energie in die Überlegung wirksamer Maßnahmen gesteckt werden, die weit vor dem Einsatz von körperlicher Gewalt ansetzen...“

    Das klingt schon fast nach einem Plan. ;-)

    Aber: Nicht die Rechten haben den Gewaltdiskurs eröffnet. Die Rechten wären nie auf die Idee gekommen, Gewalt könnte etwas negatives sein. Gewalt ist integraler Bestandteil ihrer Ideologie. Rechte glauben, dass manche Menschen wertvoller sind als andere und dass es deswegen legitim ist, zum Schutz dieser wertvolleren Menschen Gewalt ausüben oder ausüben zu lassen. Auch gegen Menschen.

    Auf die (in ihrem Fall plausible) Idee, Gewalt könnte etwas Negatives sein, sind zuerst diejenigen gekommen, die regelmäßig geopfert wurden zugunsten der angeblich Wertvolleren. Das „Framing“ ist also kein „rechtes“. Die Rechten haben es bloß gestohlen. So, wie sie alles stehlen, was ihnen nützlich erscheint.

    So viel verbale Klarheit muss einfach sein, finde ich. Wer den Rechten nicht „diskursiv in die Hände []spiel[en]“, sondern ernsthaft nach einer „gewaltfreie[n] Alternative“ suchen will, der sollte zuerst einmal versuchen zu verstehen, wo die Gewalt her kommt. Vielleicht wird dann klarer, wo die Alternative dazu zu finden ist.

    Gewalt ist aus dem Bedürfnis nach Sicherheit entstanden. Menschen mussten Tiere töten um zu überleben. Dauerhaft auf den Menschen übergesprungen ist die Gewalt erst, als sich Einzelne über ihre Mitmenschen erhoben und begonnen haben, knappe Ressourcen zu horten und zu verteidigen.

    Ja, es frustriert, dass die Gewalt nicht in den Griff zu kriegen ist. Jedenfalls nicht, so lange sich Menschen über andere erheben. Genau da also müssen linke Strategien ansetzen. Noch können wir zurück zu den Wurzeln des Übels. Noch reichen die Ressourcen für uns alle. Niemand muss Opfer werden. Aber nur bei viel mehr Verteilungsgerechtigkeit und Innovation – und sehr viel mehr Selbstkontrolle auf Seiten derer, die es schon besser wissen.

    • @mowgli:

      Überzeugte Nazis kämpfen nicht um Verteilungsgerechtigkeit. Mit Verteilungsgerechtigkeit könnte man vielleicht Menschen davon abhalten rechte und/oder rassistische Parteien oder Gruppierungen zu unterstützen.



      Ich würde lieber auf soziale Gerechtigkeit setzen, die umfasst deutlich mehr Aspekte des gesellschaftlichen Lebens, ist aber in einer turbokapitalistischen Gesellschaft kaum denkbar. Globalisierung bedeutet nicht nur Konkurrenz der Konzerne, sondern auch Lohnkonkurrenz als Folge des freien Güter- Geld- und Menschenverkehrs. Die gewaltige und stets zunehmende Schere zwischen Armen und Reichen ist das Ergebnis. Aber es ist nicht nur die Vermögensverteilung. Auch die Lohnquote hat sich seit Jahrzehnten nicht mehr positiv entwickelt.



      Lohnquote ab 1991:



      kleineanfragen.de/...ote-in-deutschland

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Nach einigen, durchaus (selbst)reflexiven redaktionellen Beiträgen nebst entsprechender Kommentare hier, da hatte ich als Leser der taz -und fast von Anfang an- durchaus die Hoffnung, dass sich eben diese taz nun nicht zum Zentralorgan der neuen, neulinken militanten Antifa entwickeln wird.

    Der aktuelle Beitrag lässt mich jedoch wieder zweifeln, nehme ich es dennoch als offen und gar ehrlich überbrachten Ausdruck dessen hin, dass der dahingehende weitere Weg (der taz) mit Sicherheit und nicht zuletzt auch intern sehr kontrovers diskutiert wird.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @90857 (Profil gelöscht):

      Vielleicht ist ihnen das ja entgangen, dieser Artikel läuft unter "Debatte". Debatte bedeutet, dass unterschiedliche Positionen aufeinandertreffen.

      Man kann die prüfen, reflektieren und dann feststellen, dass es nur eine Meinung geben darf.

      Das ist aber nicht der Sinn einer Debatte.

      Ich meine die taz zeichnet sich gerde dadurch aus, dass sie unterschiedlichen Postitionen in hohem Maße Raum lässt.

      Ich kann das nicht schlecht finden.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        "Debatte" - Ja!

        Das hatte ich und wie bereits weiter oben geschrieben, genau so verstanden. Zitiere mich:

        ... "nehme ich es dennoch als offen und gar ehrlich überbrachten Ausdruck dessen hin, dass der dahingehende weitere Weg (der taz) mit Sicherheit und nicht zuletzt auch intern sehr kontrovers diskutiert wird."

        Nachdem sich der taz-Chefredakteur mit Bezug auf eine (ehemalige?) taz-Autorin zu einer Distanzierung veranlasst sah:

        blogs.taz.de/hausblog/die-gewaltfrage/

        darf man das wohl so vermuten.

        Schlußendlich und weil andere führende tazler bereits über die weitgehende Einstellung der papiernen taz nachdenken, so wird sich die Frage einer ökonomisch, sprich: genossenschaftlich noch darstellbaren Blattlinie gerade an den Inhalten festmachen;

        eben auch dahingehend, wie implizit -manchmal gar explizit- hier zur Gewaltfrage Stellung genommen wird.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @90857 (Profil gelöscht):

          Die Frage muss aber erlaubt sein, über welche Gewalt wir hier eigentlich reden?

          Über die in Bremen? Da wurde ein Nazi geschubst und keiner weiß von wem.

          Linke neigen dazu sich zu ihren Taten zu bekennen, oft in quälender Ausführlichkeit.

          Mich wundert eben, warum gerade jetzt diese Debatte läuft.

          Nennen Sie mir bitte einen Antifa-Event der letzten zwei drei Monate, bei dem zu nennenswerter Gewalt kam. Von seiten der Antfa.

          Es ist doch komisch, rechte Gewalt nimmt zu, hat einen hohen Organisationsgrad, bringt tausende auf die Straße. Rechte Netzwerke in Polizei und Armee werden sichtbar. Das Versagen der Organe beim Kampf gegen rechts ist seit Jahren evident.

          Und was machen die Linksliberalen? Sie distanzieren sich. Wer würde da nicht an Tucholsky denken.

          "Zentralorgan der neuen, neulinken militanten Antifa "

          Ich gehe mal davon aus, dass Sie Leute aus der Antifa nicht einmal vom HörenSagen kennen.

          Die würden sich totlachen, würden Sie ihren Satz lesen. In der taz bilden sich nicht mal ansatzweise die Debatten ab, die diese Leute führen.

          Von daher, keine Sorge, so schlimm wird es nicht werden.

          • 9G
            90857 (Profil gelöscht)
            @88181 (Profil gelöscht):

            "Da wurde ein Nazi geschubst und keiner weiß von wem."

            Das ist richtig, hat dieses mitschwingende Fragezeichen seine Berechtigung.

            Georg Löwisch in seiner Funktion als Chefredakteur der taz ging es in seiner Distanzierung ja gerade nicht um eine Spekulation zur Täterschaft, sondern um diese (ehemalige?) Autorin der taz, welche die Täterschaft bzw. Tat ganz ohne Fragezeichen und sehr zustimmend unterstellte.

            Ich schreibe btw. ganz bewußt ein Fragezeichen zu dieser "ehemaligen" Autorin der taz, denn wenn sie zukünftig wieder hier veröffentlichen kann, dann scheint mir Löwisch und seine Position zur Gewaltfrage desavouiert.

            Würde mich interessieren, falls diese Frage nicht zu intim ist, ob Sie eher mit Löwisch oder dieser (ehemaligen?) taz-Autorin konform gehen?

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @90857 (Profil gelöscht):

              Wenn es nicht ohne entweder oder geht, bin auf Seiten von Veronika Kracher.

              Und ich hoffe, dass den Distanzierern ihre Distanziererei nicht mal auf die Füße fällt, wenn sich die Zeiten noch weiter verfinstern.

              Und mal ehrlich, warum sollten sie das nicht?

              Abgesehen von der Integration von Mitgliedern von NSDAP, SA und SS in den Staatsapparat nach 1945, hatten die Nazis noch nie soviel zu lachen wie derzeit.

              Sie können im großen und ganzen machen was sie wollen und sie bereiten sich auf größeres vor. Sie sagen es sogar und alle tun so, als täten sie es nicht.

              Ich hoffe Herr Löwisch und die anderen haben dann genug Wattebällchen zur Hand, wenn es soweit ist.

              • 9G
                90857 (Profil gelöscht)
                @88181 (Profil gelöscht):

                "Abgesehen von der Integration von Mitgliedern von NSDAP, SA und SS in den Staatsapparat nach 1945," ...

                Ansolute Zustimmung, war dieser Sachverhalt für mich als ehemaliger West-Berliner 68er ein relevanter Teil meiner gesellschaftspolitischen Sozialisation.

                Nur, wie eben immer wieder hier geschrieben, war damals das System, der exekutive "Staatsapparat" nebst der sog. Springermedien etc. unser Feind.

                Heute dagegen lachen weniger die Nazis (obwohl, das sind mittlerweile wohl fast alle - außer Mutti ...), heute lacht der Staatsapparat, hat das System auch die sog. Qualitätsmedien in toto eingemeindet.

                Das sollte dann schon gut gehen ...

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Und mal wieder nur böse Antifa und kein Wort über rechte und institutionelle Gewalt in der es in dem Artikel geht.



      TAZ"Zentralorgan der neuen, neulinken militanten Antifa", was für ein Bullschitt.



      Neue neulinke? Ist das AFD-Neudeutsch von den alten Altnazis?

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Sie haben etwas überlesen:

      "Statt sich ohne Not von militanteren antifaschistischen Positionen zu distanzieren, sollten linke Debatten sich für wirksame gewaltfreie Strategien gegen rechte Gewalt einsetzen"

      Für mich /das/ Juwel in diesem Artikel. Selbst bin ich ziemlich auf Gewaltfreiheit gestrickt. Dennoch werde ich in Zukunft zurückhaltender sein und nicht mehr in das Chor der "aber linke Gewalt ist doch nicht OK" einsteigen. Damit mache ich den Job derer, deren Job ich nicht machen will.

      Einfach manchmal die Klappe halten. Kann befreiend sein.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @tomás zerolo:

        ""Statt sich ohne Not von militanteren antifaschistischen Positionen zu distanzieren," ...

        Eine dieser "Distanzierungen" (ohne Not?) hatte ich weiter oben bereits verlinkt. Hier gern nochmal:

        blogs.taz.de/hausblog/die-gewaltfrage/

        Klar, die Klappe halten ist manchmal angezeigt, oft aber auch das Selbstreflexive, das Hinterfragen in eigener Sache;

        selbst wenn es weh tut.

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Das war jetzt sehr spannend. Sie nehmen den Satz aus dem Artikel, den ich zitiert habe auf und... fällt da was auf?

          Ich hatte den bewusst mit "zwei Augen" dargestellt, bei Ihnen hat er plötzlich nur noch eins.

          Reflektieren Sie darüber, was Sie weggelassen haben und warum, dann verstehen Sie vielleicht, was ich meine.

  • "Die Rechte muss also ungleiche Machtverhältnisse nicht neu etablieren, sondern kann an bereits bestehende anknüpfen. "

    Das ist m.E. die ganz wichtige Erkenntnis, die ich hiermit hervorheben möchte.



    Die traditionell rechtslastige Besetzung des Innenministeriums und des Verfassungsschutzes hat dafür gesorgt, dass trotz der extremen Zunahme rechter Gewalttaten diese stets herunter gespielt wurden. Und wenn es einmal linke Gewalttaten gab, überschlugen sich die Rechten geradezu mit der Dramatisierung des angeblich linken Gewaltpotentials. Die AfD nimmt jede Gelegenheit wahr, um von rechten Gewalttaten abzulenken und als eigentliches Problem ein vermeintlich großes linkes Gewaltpotential zu propagieren. Der Innenminister ist da auf gleicher Linie. Nicht weit weg von dieser Haltung sind viele PolitikerInnen von CDU, FDP und SPD. Auch Grüne reden von linker Gewalt.

    Die Machtverhältnisse sind also in der Tat ausgesprochen rechtslastig angesichert. Deshalb ist die Gefahr eines rechtsnationalistischen und rassistischen Umbruchs absolut gegeben. Das Vertrauen allein auf den Rechtsstaat nach dem Motto, dass die Institutionen es schon richten, ist trügerisch. Zivilcourage ist angesagt. Erst recht gegenüber staatlicher Repression.

    In Frankreich waren nach meinem letzten Wissensstand 890 Gelbwesten verhaftet worden. Viele davon sitzen im Knast. Der deutsche Angstmichel hätte da ein wenig Zivilcourage zeigen können. Stattdessen hat er gegen die Gelbwesten gehetzt.



    Mangelnde Zivilcourage ist das Problem in Deutschland.

    • @Rolf B.:

      Zitat: "Die Machtverhältnisse sind also in der Tat ausgesprochen rechtslastig...."

      Aha. Klar. Und an wem liegt das? Ich meine: Leben wir in einer Diktatur oder leben wir in einer Demokratie?

      Würden angeblich "linke" Parteien glaubwürdige Kandidaten mit einer glaubwürdigen Idee ins Rennen schicken, würden diese Kandidaten vielleicht massenhaft gewählt. Leider fehlt es sowohl an den Kandidaten als auch an den Ideen. Es ist vielmehr so, dass auch die Kandidaten der angeblich linken Parteien das unschöne Lied von der angeblich größeren Werthaltigkeit ihrer eigenen Person und der deswegen legitimen Ungleichbehandlung singen.

      Als die DDR implodiert ist, war die Regierungssiedlung Wandlitz ein echter Aufreger. Weil sie gezeigt hat, dass selbst die zu Ministern aufgestiegenen Arbeiter und Bauern nicht ohne Privilegien ausgekommen bei der Errichtung einer kommunistischen Alternative zum faschistischen Bruderstaat. Hätten die DDR-Bonzen nicht unfairerweise versucht, dem allgemeinen Mangel, den sie (mit-)verursacht haben mit ihrer unüberlegten Politik, zu entfliehen, wären sie womöglich nicht gestürzt worden. Vor allem dann nicht, wenn sie nicht versucht hätten, ihren Kritiker mit Gewalt beizukommen. (Nicolás Maduro erlebt übrigens gerade das gleiche Phänomen in Venezuela, nur noch eine Nummer extremer.)

      So wird das nie was mit der gewaltfreien Gerechtigkeit. Das Wort Elite hat schließlich ursprünglich mal solche Leute bezeichnet, die überdurchschnittlich qualifiziert waren, nicht überdurchschnittlich egoistisch. Wenn Egoisten zu viel Einfluss haben, sieht die Gesellschaft halt irgendwann genau so egoistisch aus wie ihre Herrscher. Gewalt ist dann zwangsläufig eine Folge der ungleichen Machtverteilung.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      ...man sollte vielleicht auch dazu sagen, dass viele Medien in Deutschland, die sog. Gelbwesten als 'rechten Mob' darstellen.

  • "So hat der Angriff auf einen AfD-Politiker eine Skandalisierung nach sich gezogen, die man bei vergleichbaren und schlimmeren Übergriffen auf nicht rechte Personen vergeblich sucht."

    Berichten Sie bitte über einen "vergleichbaren und schlimmeren Übergriff" auf einen Bundestagsabgeordneten (!!!) der Linken, Grünen oder SPD.

    • @Jens Frisch:

      Bundestagsabgeordnete sind also die besseren Menschen, weswegen zum Vergleich ein Angriff auf einen Bundestagsabgeordneten herangezogen werden muss?



      Ich sage nur Henriette Reker in Köln. Da spricht selbst die Polizei von einer Tötungsabsicht. Im Fall Magnitz geht die Justiz von einer gemeinschaftlichen Körperverletzung (schubsen) und aus dem darauf folgenden Sturz resultierenden schweren Kopfverletzung aus.



      Und bevor jetzt kommt, dass ja gar nicht gesichert ist, dass Frau Reker von einem Faschisten angegriffen wurde, sei noch angemerkt, dass wir über die Magnitzschubser auch keine weiteren Infos haben. Das es sich um Antifas gehandelt haben MUSS, da geht bis jetzt nur die Propaganda der AfD von aus.



      Und abgesehen davon spricht die Statistik Bände. Seit 1990 gab es kein ich wiederhole kein Todesopfer linker Gewalt in D-land! Und das ist nicht etwa zufällig, sondern Ergebnis ausführlicher innerlinker Debatten über die RAF und den kollektivbestimmten Rahmen von linker/antifaschstischer Gegengewalt.



      Die Liste der Todesopfer rechter Gewalt seit der Annektion der DDR spricht Bände: Zwischen 83 (Zahl der Bundesregierung) und 169 (Zeit und Tagesspiegel Recherche) Opfer seit 1990.



      Bei keinem dieser Todesopfer gab es einen auch nur annähernd so großen Aufschrei in der weiß-deutschen Mehrheitsgesellschaft, wie im Fall Magnitz (den NSU-Komplex habe ich an dieser Stelle mal ausgeklammert). Sie vergleichen hier also Äpfel mit Bananen und reden, wissentlich und willentlich oder auch nicht, der AfD das Wort und helfen ihrer Propangda bei der Verbreitung. Schämen Sie sich!

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @BakuninsBart:

        "Bei keinem dieser Todesopfer gab es einen auch nur annähernd so großen Aufschrei in der weiß-deutschen Mehrheitsgesellschaft, wie im Fall Magnitz (den NSU-Komplex habe ich an dieser Stelle mal ausgeklammert)."

        Also ich erinnere mich an reihenweise Lichterketten und ähnliche Aktionen der Mehrheitsgesellschaft. Die gabs für Magnitz aus verständlichen Gründen nicht.

    • @Jens Frisch:

      Tja. Es hört sich so an, als würden Sie unterstellen, Herr Magnitz sei von linken Chaoten heimtückisch angegriffen worden.

      Wir wissen das noch nicht.

      Solange es so ist, behaupte ich, er ist von hitzköpfigen JAlern angegriffen worden, weil er diese ausgebootet hat [1].

      So. Daswirdmanwohlnochsagendürfen.

      [1] www.taz.de/Archiv-Suche/!5557366/

    • Anna Böcker , Autorin des Artikels, Leitung Social & Community
      @Jens Frisch:

      Warum sollte nur mit Bundestagsabgeordneten verglichen werden, damit das Argument gültig ist? Oder auch Politiker*'innen, wenn man an die Angriffe auf die Kölner Bürgermeisterin oder den Bürgermeister von Altena in letzter Zeit denkt.

      www.spiegel.de/pol...llen-a-214963.html

      • @Anna Böcker:

        Sehr geehrte Autorin, ich sehe ebenso, wie zB User Rolf pp. hier im Kommentarteil, eine realistische Gefahr von Rechts durch menschenfeindliche gewalttätige unterdrückungsbereite antidemokratische Kräfte.



        Umso weniger verstehe ich den hier vorliegenden Angriff auf den Rechtstaat. Einen Angriff sehe ich deshalb, da richtige Analysen umd Kritiken nicht mit den darauf abstellenden Forderungen nach Verbesserung einher zu gehen scheinen.



        Wie der Koll. Heinz J. Bontrup richtig publiziert, determinieren die ökonomischen Verhältnisse im Wesentlichen die Maßnahmen der Politik.



        Deshalb bewirkt jeder aufklärende Artikel Ihrer Kollegin Ulrike Herrmann mE mehr, als Ihr hier vorliegendes Werk.

        • 8G
          81331 (Profil gelöscht)
          @Gerhard Krause:

          ...Angriff auf den Rechtsstaat? Wo?



          Aber Sie haben's schon richtig geschrieben, "Rechtstaat". Wenn ein Innenminister Migration als "die Mutter aller Probleme" bezeichnet, dann muss man sich nicht wundern, wenn aus einem Rechtsstaat ganz plötzlich ein 'Staat der Rechten' wird.

          • @81331 (Profil gelöscht):

            Wäre das pol Spektrum eine Gerade und man führte die Enden zusammen, würden sich einige Gewaltbeführworter (jenseits von gerechtfertigter Notwehr), die sich "links" nennen genau zu Recht dort wieder finden, wo diese hingehören: Hintern an Hintern mit ihren "rechten" Gegenspielern.

            Ich meine nicht zwingend Sie.

            Schauen Sie sich um, "Sie" haben nur diesen Staat. Und dabei verwechseln Sie Einrichtung mit Akteuren.



            Mir ist zB nicht bekannt, dass Richtern "sympathische Rechte" in etwa identischen Fällen milder behandelt wurden als "missliebige Linke".



            Wer undifferenziert von links den gemeinsamen Staat, lieben müssen Sie ihn ja nicht, in Frage stellt, der macht sich doch nur mit dem Reichsbürger-Unfug gemein.

            • 8G
              81331 (Profil gelöscht)
              @Gerhard Krause:

              ...Herr Seehofer ist ein 'Akteur', er macht nichts anderes, als die sog. AfD, er macht aus Menschen dieses Landes Opfer, Opfer einer 'verfehlten' Migrationspolitik. Migranten seien schuld an ihren Lebensumständen, ihrer Arbeitslosigkeit, was auch immer.

              • @81331 (Profil gelöscht):

                Das Amt ist (je-)doch grundsätzlich jedem zugänglich und heißt nicht "Seehofer", sodass die Besetzung des Dienstpostens abänderbar ist.

          • @81331 (Profil gelöscht):

            Dieser "Rechtsstaat" tat und tut bis heute alles,. um seine Nazis zu schützen:

            "Im März 2018 stellte die Generalstaatsanwaltschaft Celle das Verfahren gegen Münter ein, da er schon in Frankreich zum Tode verurteilt worden war."

            www.taz.de/Nach-Ue...ameraden/!5567383/

            • @Age Krüger:

              Wieso denn dieser Rechtstaat? Es handelt sich zunächst um eine (organisierte) Gebietskörperschaft (Bundesrepublik Deutschland). Soweit beispielsweise seinerzeit die "Alten" eine andere Meinung zu diesem Thema hatten, oder es rechtlich nicht möglich war, eine Verfolgung, ggf nach Ihren Vorstellungen, durchzuführen, dann lag dies an den früheren Gestaltern. Diese, oder Ihnen zu nahe stehende Gleich- oder Ähnlichdenkende, können im demokratischen Prozess firedlich ersetzt werden, siehe nur als symolhaften Menschen zB Seehofer.

              Die Möglichkeiten sind grundsätzlich, womöglich optimierungsbedürftig, vorhanden, um einen pos. Wandel herbeizuführen. Die Menschen müssen überzeugt werden. Damit, s.g. Rechten extralegal auf die Fresse zu boxen, gewinnen "Sie" keine Überzeugungen.

            • @Age Krüger:

              Wieso denn dieser Rechtstaat? Es handelt sich zunächst um eine (organisierte) Gebietskörperschaft (Bundesrepublik Deutschland). Soweit beispielsweise seinerzeit die "Alten" eine andere Meinung zu diesem Thema hatten, oder es rechtlich nicht möglich war, eine Verfolgung, ggf nach Ihren Vorstellungen, durchzuführen, dann lag dies an den früheren Gestaltern. Diese, oder Ihnen zu nahe stehende Gleich- oder Ähnlichdenkende, können im demokratischen Prozess firedlich ersetzt werden, siehe nur als symolhaften Menschen zB Seehofer.

              Die Möglichkeiten sind grundsätzlich, womöglich optimierungsbedürftig, vorhanden, um einen pos. Wandel herbeizuführen. Die Menschen müssen überzeugt werden. Damit, s.g. Rechten extralegal auf die Fresse zu boxen, gewinnen "Sie" keine Überzeugungen.

            • 8G
              81331 (Profil gelöscht)
              @Age Krüger:

              ...ich sehe seitens der sog. Antifa keinen Angriff auf den 'Rechtsstaat', wenn, dann einen Angriff auf einen 'Staat der Rechten' und für mich ist Gewalt gegen einen 'Staat der Rechten' absolut legitim.

  • "weil rechte Gewalt meist mit gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen verbunden ist,"

    ?????????????????

    Hab ich irgendwie die Machtübernahme durch NPD und AfD nicht mitgekriegt ?



    Dort wo ich lebe wird Herrschaftsmacht ausgeübt durch CDU und Grüne, auf kommunaler Ebene kommen teilweise noch SPD und FDP dazu. Es soll auch Bundesländer geben, in denen die Linke die staatliche Macht ausüben kann, aber wo haben irgendwelche Gruppierungen rechts der CDU in irgendeiner Form Macht ?

    • @Don Geraldo:

      Lesen hilft. Just ein klein Bisschen mehr Aufmerksamkeitsspanne, gerade im nächsten Nebensatz:

      "also nach unten tritt."

      Ein Absatz weiter wird das breit (und verständlich) erklärt, aber vielleicht ist ein Absatz zu viel verlangt.

    • 9G
      90857 (Profil gelöscht)
      @Don Geraldo:

      "Hab ich irgendwie die Machtübernahme durch NPD und AfD nicht mitgekriegt ?"

      Skurril,

      eine Partei nebst Anhang, die mangels Regierungsbeteiligung weder im Bund, noch in irgendeinem Bundesland exekutive Gewalt ausüben kann,

      der bzw. denen (in toto) werden "gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse" zugeschrieben.

      Skurril und dennoch irgendwie genial; wie die Herrschenden, die fast alles Besitzenden den neuen Linken das Feindbild getauscht haben.

    • @Don Geraldo:

      Du hast einen leicht verständlichen Satz nicht verstanden. Gesellschaft ist nicht gleich Parlament, Regierung und Partei. Nochmal lesen hilft vielleicht.

      • @Hampelstielz:

        Was ist an dem Satzteil "gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen" nicht zu verstehen ?



        Herrschaft setzt Macht voraus, und diese wird ausgeübt durch Verwaltungen, die von Parlament und Regierung und damit letztlich von Parteien kontrolliert werden.



        Dazu kommt noch die wirtschaftliche Macht.



        Aber auch diese ist nicht in den Händen von AfD- oder NPD-Anhängern.



        Erkundigen Sie sich einfach mal, wer welchen Parteien was spendet, und sie wissen wo die Präferenzen der Wirtschaftsmachthaber liegen.



        Und bei den Medienbesitzern muß man nur die entsprechenden Publikationen lesen.

  • Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!