CO2-Emissionen bei Stromproduktion: Den Superverschmutzern auf der Spur
Forscher:innen haben Tausende Kraftwerke untersucht, um herauszufinden, welche besonders viel CO2 emittieren. Eines der schlimmsten steht in Deutschland.
Nur wenige Kraftwerke weltweit emittieren fast drei Viertel der Treibhausgase in der Stromproduktion. Zu dem Schluss kommt eine neue Studie in der Zeitschrift „Environmental Research Letters“. Für die Studie analysierten ForscherInnen an der Universität Boulder 29.000 fossile Kraftwerke in 221 Ländern. Die Daten sind auf dem Stand von 2018.
Die Studie zeigt, dass die dreckigsten Kraftwerke vor allem in Nordamerika, Europa, Ostasien und China zu finden sind. In einigen Ländern – den USA, Japan, Südkorea, Deutschland und Australien – ist ein Bruchteil der Kraftwerke für 75 bis 90 Prozent der Emissionen verantwortlich, ein ähnliches Ergebnis wie weltweit. Die ForscherInnen berechnen, dass weltweit insgesamt ein Viertel der Emissionen aus der Stromproduktion reduziert würde, wenn die Effizienz der Kraftwerke verbessert würde.
Umgekehrt zeigt die Studie, dass solche „Superverschmutzer“ kaum in Südamerika, Afrika oder im Pazifik zu finden sind – der Globale Süden damit gemeinhin nicht Teil des Problems ist.
Unsere Grafik zeigt die 10 Kraftwerke weltweit mit den höchsten Emissionen. Alle zehn werden mit Kohle betrieben und sind nicht nur besonders groß, sondern auch ineffizient im Vergleich zu anderen ähnlichen Kraftwerken im Land.
Empfohlener externer Inhalt
Auf Platz 1: Das Braunkohle-Kraftwerk Bełchatów, das etwa 20 Prozent des Stroms in Polen produziert und jährlich mehr Treibhausgase emittiert als die Schweiz. Es soll bis 2036 stillgelegt werden. Auf Platz sieben der Liste findet sich ein deutsches Kraftwerk: die RWE-Anlage Niederaußem in NRW. Laut der Studie ist es um rund 45 Prozent ineffizienter als andere Kohlekraftwerke in Deutschland. Bisher wurde erst ein Block des Kraftwerks mit etwa einem Zehntel der Gesamtleistung stillgelegt. Der letzte Block soll voraussichtlich erst 2038 vom Netz gehen.
Von den anderen acht dreckigsten Kraftwerken stehen zwei in Indien, drei in Südkorea, und je eins in Taiwan, China und Japan.
„Eine der Herausforderungen für Klimaaktivist:innen ist, zu bestimmen, wer genau für die Klimakrise verantwortlich gemacht werden soll“, sagte Studienautor Don Grant der Nachrichtenwebsite Vice. „Unsere Studie versucht dieses Problem anzugehen, indem sie Superverschmutzer identifiziert.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance