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Baerbock bei der UN-VollversammlungForsch, aber nicht unfeministisch

Anna Klöpper
Kommentar von Anna Klöpper

Die geplante Nominierung zur Präsidentin der UN-Vollversammlung bringt Baerbock Kritik ein. Der Vorwurf, sie sei unfeministisch, ist jedoch falsch.

Annalena Baerbock beim G7-Treffen in Kanada. Ihr Griff nach dem Posten der Prädidentin der UN-Vollversammlung gilt als unfeminstisch Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

A nnalena Baerbock hat sich selbst im Rennen um ein hohes Amt bei den Vereinten Nationen in die erste Reihe gestellt. Für dieses eher forsche Vorgehen erntet sie nun Unmut. Wollte sich die scheidende Außenministerin nicht gerade noch mit Verweis auf ihre Töchter und das Privatleben, das in den letzten Jahren „auf Highspeed“ gelitten habe, aus dem Rennen nehmen? Nun denn. Mag sein, dass die Familie als etwas fadenscheinige Exit-Strategie nach dem verlorenen Kampf um den Fraktionsvorsitz der Grünen herhalten musste.

Mag auch sein, wie einige Stimmen behaupten, dass es mit der ehemaligen OSZE-Generalsekretärin Helga Schmid, die eigentlich schon als gesetzt galt, für das Amt der Präsidentin der Uno-Generalversammlung eine bessere, erfahrenere Kandidatin gab. Dennoch ist es ganz erstaunlich, wie sehr sich Baerbock auch als Frau verteidigen muss, dass sie so forsch ihre weitere Karriere organisiert hat. Ob das etwa feministische Außenpolitik sei?, fragte der ehemalige Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen spitz.

Natürlich ist diese Frage eine einzige Attacke: Weil sie die feministische Außenpolitik, die Baerbock ja tatsächlich bei ihrem Amtsantritt 2021 zu ihrem Programm erklärt hatte, verzwergt auf die Frage, ob eine Frau eine andere Frau aus dem Amt drängen darf. Was mit Außenpolitik zum einen überhaupt nichts zu tun hat. Zum anderen ist es der Versuch, die Idee einer feministischen Außenpolitik ins Lächerliche zu ziehen. Dass Baerbock tatsächlich nur wenig erfolgreich mit ihrem Ansatz war, dass sie es nie geschafft hat, eine Worthülse wirklich mit Leben zu füllen – geschenkt, darum geht es hier nicht.

Interessant bleibt, dass es offenbar als unfeministisch gilt, was Baerbock da macht. Natürlich darf eine Frau eine andere Frau von der Spitze verdrängen. Männer nehmen sich schließlich auch ständig gegenseitig die Posten weg. Dass Baerbocks Verhalten als „unweiblich“ markiert wird, lässt tatsächlich eine Notwendigkeit für mehr feministische (Außen-)Politik erkennen. Falls jemand mit der Idee noch etwas anfangen kann.

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Anna Klöpper
Leiterin taz.eins
Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Sunny Riedel das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Davor Ressortleiterin, CvD und Redakteurin in der Berliner Lokalredaktion. Themenschwerpunkte: Bildungs- und Familienpolitik.
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59 Kommentare

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  • Die Verteidigung von Frau Baerbock beruht schlicht darauf, dass man behauptet es sei nur so, weil sie eine Frau ist oder der Behauptung sie hätte einen guten Job gemacht.

    Für das letztere findet man wenig Beispiele und beim ersten möchte man sich einfach nicht damit auseinandersetzen, dass Frau Baerbock Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften an den Tag gelegt hat, bei denen die meisten Männer wohl untergegangen wären.

    Sie hat hat definitiv eine gute lobby.

  • "Da wird eine ausgebildete und über Jahrzehnte (!) erfahrene Diplomatin einfach abgesägt, weil Baerbock demnächst keine Außenministerin sein kann. Und btw. sie wird genau durch das Ministerium abgesägt, das Baerbock aktuell noch führt. Sich selbst mehr oder weniger auf den Posten zu setzen und eine fähigere Kollegin wegzubeißen ist halt kein Konkurrieren, sondern einfach nur seine Macht den eigenen Interessen gemäß einsetzen."

    Gut gesagt und genau das irritiert.



    Welche diplomatischen Erfolge hat Frau Baerbock aufzuweisen bzw. wo ist sie mit diplomatischem Geschick aufgetreten?



    Frau Baerbock hat sich doch eher damit hervorgetan, dass sie sich klar positioniert und damit auch polarisiert. Diplomatisches Geschick, unterschiedlichste Positionen zu verknüpfen ist was ganz anders.



    Dafür steht ja wohl eher Robert Habeck.



    Und das sie ihrer eigenen Mitarbeiterin per Machtposition einen Posten wegnimmt ist Machtmissbrauch und eher eine miese Charaktereigenschaft, da ist das Geschlecht piepegal.

    • @Charlotte Sturm:

      Es stimmt, dass Baerbock sich oft durch klare Positionen hervorgetan hat, besonders in Bezug auf Menschenrechte, Klimaschutz und die Unterstützung der Ukraine im Konflikt mit Russland. Ihre Haltung ist häufig direkt und unmissverständlich, was durchaus polarisiert, aber auch ihre Fähigkeit zeigt, sich zu klaren politischen Standpunkten zu bekennen. Diplomatisches Geschick, das unterschiedliche Positionen miteinander verknüpft, wie du es bei Robert Habeck erwähnst, ist zweifellos eine andere Stärke, und Habeck hat sich in dieser Hinsicht als besonders geschickt erwiesen, etwa in der Energiepolitik.

      Was die Entscheidung über ihre Mitarbeiterin betrifft, gibt es unterschiedliche Perspektiven: Manche sehen es als einen Fehler in der Führung, während andere argumentieren, dass solche Entscheidungen in der Politik oft notwendig sind. Deine Ansicht, dass es sich um Machtmissbrauch handelt, ist eine harte, aber verständliche Einschätzung. Das Geschlecht sollte dabei tatsächlich keine Rolle spielen – es geht um das Verhalten und die Art und Weise, wie Macht ausgeübt wird.

  • Unfeministisch hin oder her. Frau Baerbock drängelt sich wieder vor. Das darf man schon sch*** finden. Ea spricht hier einfach nicht viel für sie. Sie will das jetzt halt. Nur dieses mal ist es keine parteiinterne Angelegenheit und sie schiebt keinen Mann beiseite. Es gab kein Erstzugriffsrecht.

    Ich finde es einigermaßen skurril dass man sich hier an dem vermeintlichen Sexismus alt-weiß-männlicher Kritiker hochzieht, während diese letztendlich nur eine andere Frau unterstützen.

  • "Dass Baerbock tatsächlich nur wenig erfolgreich mit ihrem Ansatz war, dass sie es nie geschafft hat, eine Worthülse wirklich mit Leben zu füllen – geschenkt, darum geht es hier nicht." für mich als Frau geht es sehr wohl darum. Ihre Außenpolitik war weder feministisch noch wertegeleitet (was sie sich auch vorgenommen hatte)- ganz im Gegenteil. Doppelstandards bei Völkerrecht und Menschenrechten anzulegen ist nicht wertegeleitet und nicht feministisch.

  • Was genau sind die diplomatischen Erfolge von Baerbock, die diese Personalie rechtfertigen würde?

    Mir fällt da nichts ein, kann jemand helfen?

    • @Jim Hawkins:

      Wie wärs mit den wunderschönen Strandfotos auf Palau?

    • @Jim Hawkins:

      Baerbock hat in ihrer Rolle als Außenministerin mehrere diplomatische Erfolge erzielt, die ihre Arbeit auf der internationalen Bühne geprägt haben. Besonders hervorzuheben ist ihr klarer Kurs in der Unterstützung der Ukraine im Konflikt mit Russland, ihre konsequente Positionierung im Klimaschutz sowie ihr Engagement für den Multilateralismus und die Stärkung der Beziehungen zu den USA. Diese Erfolge zeigen, dass sie in schwierigen geopolitischen und globalen Fragen eine klare Haltung einnimmt, auch wenn dies nicht immer unumstritten ist.

      Was die Personalentscheidung betrifft, so ist es natürlich eine schwierige und manchmal undurchsichtige Entscheidung, solche Posten zu vergeben oder zu verändern. Diese Maßnahme kann in ihrer Funktion als Ministerin eine notwendige Folge der politischen und organisatorischen Anforderungen gewesen sein. Natürlich ist es immer wichtig, Führungsentscheidungen zu hinterfragen, doch sollte man nicht vergessen, dass ihre diplomatischen Erfolge und ihre klare Haltung in vielen internationalen Fragen die Grundlage ihrer Arbeit als Außenministerin bilden.

  • Unfeministisch ist es eine Frau für Fehler nicht zu kritisieren (dürfen), nur weil es eine Frau ist.

  • " Baerbock bei der UN-VollversammlungForsch, aber nicht unfeministisch "



    Gut ausgebildete und geeignete Frauen an einem prestigeträchtigen Job zu hindern, den man selber haben will, ist also feministisch.



    Merk ich mir für die Zukunft.

  • Wie hier (und in den Foren vieler deutscher Zeitungen) auf Annalena



    Baerbock eingedroschen wird, ist vielfach stillos. Ich war ja auch nicht immer mit ihr einverstanden. Besonders auch während ihrer Kandidatur vor der BTW 2021.



    Aber sie war sich drei Jahre lang stetig am Entwickeln. (frei nach Konrad Adenauer via @LOVANDO). Bisweilen haben mich ihre Fortschritte sogar verblüfft.



    Aus der Ruhe, die sie sich gewünscht hat, wird nun halt UN-Ruhe. Wenn es bei der Reife umgekehrt funktioniert, wäre das doch toll.

    • @starsheep:

      Was spricht denn aus Ihrer Sicht dagegen, die Kandidatin zu nehmen, die sich bereits entwickelt hat?

      Zumal ja ein Jahr keine lange Zeit zum Entwickeln ist...

  • Das Gejaule von Gabriel und Heusgen, lächerlich.

    Vor allem Gabriel, einst Popbeauftragter der SPD, nahm alles mit, was in der Politik zu verteilen war, etwa das Amt des Außenministers, wozu er listig auf das Amt des SPD-Vorsitzenden "verzichtete".



    Würde mich nicht wundern, wenn Baerbock ebenso listig den Job der Generalsekretärin der Vereinten Nationen anstrebt.

    Warum auch nicht. Deutschland sollte stolz auf deren Willen zur Macht sein, der, welcher Vergleich ist angemessen, an Helmut Kohl erinnert, den viele unterschätzten oder schnell lächerlich machten.

    • @Lindenberg:

      Ach, das ist ja ganz gewitzt ausbaldowert: Sie meinen, Fr. Baerbock will über das Amt der UN-Generalsekretärin ("Wer es in New York schafft, schafft es überall") es bis ins Kanzleramt schaffen? Deswegen der Hinweis auf Hr. Kohl (Augenzwinker ;-))

  • Sollte es nicht genau um die Frage gehen, was für Frau Baerbock als Kandidatin spricht, wenn sie einer Karrierediplomatin mit beeindruckender Vita vorgezogen werden soll?

  • Baerbock hatte das Pech in einer einer schweren Zeit in einer schwachen EU wenig sichtbar zu sein in der Außenpolitik. Präsidenten führten diese Politik an. Nicht mal der Zeitenwende Kanzler wurde da wahr genommen, obwohl die EU nicht grad glänzte. Sie hat draus gemacht was möglich war, auch wenn das nun blass aussieht. Innenpolitik - Gas, Heizung und Inflation bekam mehr mediale Sichtbarkeit. Ich mochte das Unaufgeregte an ihren Auftritten. Sie kann UNO, da bin ich sicher, und wenn nicht, dann lernt sie es wie andere Politiker auch. *Schreibt ein alter, weisser Mann.

    • @Narrenfell:

      Schwere Zeiten einer schwachen EU hätten aber auch dazu führen können, dass sie sich profiliert.

      "Baerbock - die Frau, die die EU eint"

      In Brüssel wäre eine Straße nach ihr benannt worden.

      "Annalena - die Frau, die die EU zum Glänzen brachte"

      Wäre ja alles möglich gewesen.

      Gerade bei einem Kanzler, der selbst kaum wahrgenommen wurde.

      Eigentlich hatte sie gute Bedingungen gehabt, um sich zu profilieren.

      Die Ukraine hat aktuell einen Präsidenten, der sich in schweren Zeiten erst als kompetent erwies.

  • Die Debatte hat nichts damit zutun, ob und wie Fr. Baerbock Job und Familie/Partnerschaft zusammen bewältigt. Das ist ihr Privatproblem. Allerdings: Sie war es selbst, die das (von wegen Auszeit nehmen, bisschen ruhiger treten) selbst öffentlich als erste thematisierte.



    Egal ist auch, ob sich zwei Frauen um denselben Job keilen. Könnte man ja auch unter "Feminismus" verbuchen.



    Wichtig ist die Frage, wie Fr. Baerbock an den Posten kommt. Hat sie ihr Amt als Außenministerin benutzt, um sich quasi selbst vorzuschlagen? Ist das der Lohn dafür, dass sie sich von der BT-Fraktionsspitze fernhält und ihren Parteigenossinnen nicht in die Quere kommt? Oder war es Teil des Deals zwischen den Grünen und Union/SPD? Alles drei nicht ehrenhaft.



    Und ihr Wirken als "Chefdiplomatin"? Die Autorin meint zwar: "Dass Baerbock tatsächlich nur wenig erfolgreich mit ihrem (feministischen) Ansatz war, ... – geschenkt, darum geht es hier nicht." Doch, auch darum geht es: Weil Fr. Baerbock damit gezeigt hat, dass sie im Amt falsche Prioritäten setzte. Die Interessen Dt. zu vertreten, gehört zur DNA des AA. Und weil sie auf diese Weise gezeigt hat, dass sie Internat. Realitäten offenbar falsch einschätzt.

  • Im Grunde gibt die Autorin den Kritikern in allen Punkten recht – mirt dem einzigen Gegenargument dass Frauen und Feministinnen sich ja wohl genauso assig verhalten dürfen wie Männer. Allerdings existiert da auch eine gut etablierte gegenteilige Argumentation, nach der Frauen sozialer, fairer, kooperativer und gewissenhafter als Männer seinen, aus welchem Grund die Welt auch für Männer eine bessere wäre, wenn die Frauen mindestens 50%ge Teilhabe an der Macht hätten. Und auf dieses zweite Argumentationsmuster reagieren natürlich die männlichen Kritiker und sagen: seht her, ihr seid auch nicht besser. Und auch wenn es zu dem Thema noch unendlich viel mehr zu sagen gibt: sie haben da einen Punkt.



    Im übrigen stimmt es nicht, dass Männer für das gleiche Verhalten überhaupt nicht kritisiert werden: Lars Klingbeil hat zum Beispiel gerade für einen ähnlichen move eine Menge Kritik einstecken müssen. Zu dem Argument, dass die Kritik “vor allem” von Männern kommt: ist es so, oder ist es nur “gefühlt” so? Und wenn es so ist (kann man sicherlich überprüfen) halten sich Frauen vielleicht nur aus “schwesterlicher Solidarität” zurück, denken aber ähnlich?

  • Ich kann die Argumentation des Artikels nicht wirklich nachvollziehen. Die Kritik an Baerbock verzwergt nicht die sog. feministische Außenpolitik, denn darum geht es hier per se gar nicht. Es geht darum, dass man sich nicht hinstellen und irgendwelche 'feministischen' Werte für sich in Anspruch nehmen kann, wenn man dann (bereits zum zweiten mal) andere Frauen wegbeißt, um die eigene Karriere voranzutreiben - zumal Helga Schmid im aktuellen Fall sogar deutlich kompetenter und erfahrener wäre.

    "Mag auch sein, wie einige Stimmen behaupten, dass es mit der ehemaligen OSZE-Generalsekretärin Helga Schmid, die eigentlich schon als gesetzt galt, für das Amt der Präsident der Uno-Generalversammlung eine bessere, erfahrenere Kandidatin gab."

    DAS hingegen IST eine Verkleinerung der Situation. Jaja, Frau Schmid ist zwar kompetener, hat mehr Erfahrung... mag alles sein, ist aber dann offenbar doch auch egal, weil es auf Kompetenz anscheinend nicht ankommt.

    Wenn Feminismus also nur bedeutet, dass Frauen* sich jetzt genauso asozial verhalten wie Männer*, dann brauchen wir solch (!) einen Feminismus sicher nicht. Denn DAS wäre die asoziale Variante der Gleichheit.

  • "Zum anderen ist es der Versuch, die Idee einer feministischen Außenpolitik ins Lächerliche zu ziehen. Dass Baerbock tatsächlich nur wenig erfolgreich mit ihrem Ansatz war, dass sie es nie geschafft hat, eine Worthülse wirklich mit Leben zu füllen – geschenkt, darum geht es hier nicht."



    Natürlich geht es darum. Wer eine Worthülse benutzt, ohne sie mit Leben zu füllen, muss sich auch daran messen lassen.

    • @Encantado:

      …anschließe mich

      Die Headline - gegen den Strich gelesen -



      Bringt‘s ja auch feinsinnig zum Ausdruck! Wollnichwoll - 🙀🥳🧐 -

  • Dazu, ob Helga Schmidt oder Annalena Baerbock den Posten für ein Jahr besser besetzten könnte, hätte ich zwar eine Meinung aber eigentlich keine Ahnung.

    Wer weiß, ob der klassisch professionelle oder eher der "learning bei doing" Ansatz letztlich in der Sache den meisten diplomatischen Erfolg/die tragfähigeren Lösungen bringt.

    Ich finde, in der FAZ hat Tatjana Heid immerhin zu den Irritationen und Widersprüchen beim Besetzungsverfahren einen gut nachvollziehbaren Kommentar geschrieben.

  • Die ganze Diskussion ist sinnbefreit und erinnert mich an die Dauerdiskreditierung von Baerbock als sie noch Kanzlerinnenkandidatin war. Ich sehe wenig Sinn darin Postenverteilung von höchstprivilegierte Frauen zu bewerten. 99,9% aller Frauen, Männer und Menschen werden nie in einer vergleichbaren Situation sein. Die Karrierediplomatin wird andere Posten bekommen, von den andere Menschen nur träumen können. Schavan als Botschafterin beim Heiligen Stuhl lässt grüßen. Den Job der Präsidentin der Generalversammlung haben in der Regel Außenminister übernommen, wo ist also das Problem? Es geht hier nicht um Qualifikation, sondern Privilegien. Dass eine Deutsche den Posten überhaupt beanspruchen kann, hat doch auch mit der Machtarithmetik der UNO zu tun und nicht weil sich dafür der bestgeeignete Mensch auf der Welt zur Wahl stellen könnte.

    • @DieLottoFee:

      Feminismus hat viel mit Solidarität unter Frauen zu tun.

      "Platz da, jetzt komm ich!" ist eher das Gegenteil davon.

      Diese Linie zu gehen, aber viele Jahre lang Feminismus als Monstranz vor sich herzutragen, wirkt wie Hechelei.

      Sowas triggert.

      Manchmal kann es sinnvoll sein, Heuchlerinnen die Larve herunterzureißen.

      Im vorliegenden Fall könnte Baerbock auch das machen, wofür sie sich gerade hat wählen lassen.

      Als Wählerin in ihrem Wahlkreis käme ich mir irgendwie ausgenutzt vor.

  • Eine Frau, die international Karriere macht - na so was!

    Sie hat in den letzten Jahren eine steile Lernkurve hingelegt. Sie ist international gut vernetzt. Sie kann das!

    • @BoLuz:

      Welche Erfolge veranlassen Sie dazu das zu vermuten?

    • @BoLuz:

      Die andere bringt aber jahrzehntelange Erfahrung mit und kann das vielleicht besser?

      Ist Baerbock denn wirklich gut vernetzt?

      • @rero:

        "Ist Baerbock denn wirklich gut vernetzt?"



        Nun, das ganz offensichtlich. Jedenfalls in dem Sinne, ihre Postenchancen zu verbessern.

        • @Encantado:

          Ok. Stimmt.



          ;-)

  • Man möge mich dafür kritisieren, aber ich bin froh, wenn wir sie lost sind. Ihr Politikstil hat mir nie gefallen. Man kann deutsche Maßstäbe nicht in jedem Land ansetzen, sie hat es sich zu einfach gemacht.

  • Ist das wirklich ein Thema, oder wird daraus ein Thema gemacht? Das Bullen um Posten ist doch etwas ganz normales in der Politik. Klar, wenn Baerbock mit einer eher destruktiven Kampagne ihre Konkurrentin abgewertet hätte, so wie Baerbock es gerade erlebt, dann wäre das abzulehnen, aber macht sie ja nicht.



    Außerdem ist Baerbock als Diplomatin sehr erfahren, dabei spielt der Erfolg ihre Diplomatie keine Rolle, da Diplomatie auch immer das Scheitern beinhaltet. Ukraine-Krieg, Nahost-Krieg oder Corona-Pandemie ist schon heftig viel Erfahrung. Baerbock ist auch im Flow. Wir leben in sehr unruhigen Zeiten. Baerbock kennt sich aus.



    Aber, und das ist das eigentliche Problem, eine Außenministerin, die noch im Amt ist, wird von Heusgen destruktiv abgewertet, eigentlich beleidigt, um eine andere Person aufzuwerten. Als ehemaliger Leiter einer sehr wichtigen diplomatischen Institution ist seine Kritik alles andere als seriös und diplomatisch. Etwas mehr Respekt kann man schon erwarten.

    • @c. F:

      "Außerdem ist Baerbock als Diplomatin sehr erfahren, dabei spielt der Erfolg ihre Diplomatie keine Rolle"



      Das würde ich - völlig unabhängig von ihrer Person - komplett anders sehen. Jemand mit viel Erfahrung aber ohne Erfolge ist erst einmal eine schlechte Wahl.

  • Männer dürfen weiterhin forsch sein, Frauen werden dann dreist genannt... Soviel zur Gleichberechtigung. Oder liegt alles nur am Karriereneid der "Herren"?

    • @Boiteltoifel:

      Dürfen Männer in diplomatischen Sphären wirklich forsch sein?

      Ist es eventuell der Stil, der hier die Aufmerksamkeit erregt und der eben nicht üblich ist?

      Auch Männer mussten sich für ihre Anschlussbeschäftigung viel Kritik anhören.

      Vielleicht liegt in der Thematisierung gerade sehr viel Gleichberechtigung.

  • Welchen praktischen Erfolge hat Frau Baerbocks feministische Außenpolitik aufzuweisen? Daran muss sie gemessen werden. Schöne Reden sind eben nur schöne Reden. Mehr nicht.

    Nebenbei habe ich nirgends eine Begründung gefunden, warum die gesetzte Kandidatin bei Seite treten musste. Bleibt eben nur, dass ein neuer Job für unsere Außenministerin gesucht wurde...

  • Nach dem Abitur studierte Schmid von 1980 bis 1987 Romanische Sprachen, Literatur, Geschichte und Politik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität Paris-Sorbonne. Sie schloss das Studium als Magister artium ab. Anschließend studierte sie an der Diplomatischen Akademie in Wien Völker- und Europarecht, Wirtschaft und internationale Beziehungen (1988–1990).

    1988 trat Schmid in den auswärtigen Dienst ein und absolvierte bis 1990 die Diplomatenausbildung. (Die Diplomatenausbildung dauert 14 Monate und findet an der Akademie Auswärtiger Dienst in Berlin-Tegel statt.)

    Tja

  • Herr Heusgen ist auf dem Holzweg: Wenn Frauen untereinander konkurrieren und Männer mal keine Rolle spielen, ist das durchaus im Spektrum des Feminismus.



    Wenn hingegen in vielen Hinterzimmern Politik in Männerrunden gemacht wird und Staatenführer das Wort "Freunde" bemühen, um ihre besondere Verbundenheit zu unterstreichen, ist es wohl eher das Gegenteil.



    www.zeit.de/politi...ban-moskau-treffen

    • @Martin Rees:

      Ich empfehle Päusken für Gabriel und Heusgen.



      Irgendein Düsseldorfer Karnevalsverein wird doch hoffentlich einen neuen Verstand benötigen....



      de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Heusgen

      • @starsheep:

        Pardon. Tippfehler ... Vorstand benötigen.

        • @starsheep:

          Na ja, VErstand bei den Betroffenen wäre ja vielleicht auch nicht vErkehrt, oder?

          • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

            😃 Freud und kein Leid.

    • @Martin Rees:

      Wo wurde denn hier konkurriert?



      Da wird eine ausgebildete und über Jahrzehnte (!) erfahrene Diplomatin einfach abgesägt, weil Baerbock demnächst keine Außenministerin sein kann. Und btw. sie wird genau durch das Ministerium abgesägt, das Baerbock aktuell noch führt. Sich selbst mehr oder weniger auf den Posten zu setzen und eine fähigere Kollegin wegzubeißen ist halt kein Konkurrieren, sondern einfach nur seine Macht den eigenen Interessen gemäß einsetzen.

      Wenn man das (zurecht) bei Männern bzw. Boys Clubs kritisiert, sollte man es halt nicht selbst reproduzieren und es dann trotzdem 'Feminismus' nennen.

  • Heusgen scheint da ja undiplomatisch² den Schmid-Helfer machen zu wollen, doch einen solchen Posten kann mensch politisch oder diplomatisch besetzen, beides ging und geht.



    Als Zeichen für Politik, die auch gegenüber Putin Klartext redete, kann mensch dabei Baerbocks Kandidatur ja gutheißen.



    Und so bedeutend ist der Posten auch nicht, dass es nicht interessantere Themen gäbe - etwa, wie Putin in der Ukraine wütet.

    • @Janix:

      So unbedeutend ist's auch nicht:



      "Für Baerbock ist das zweitwichtigste Amt bei den Vereinten Nationen vorgesehen: Präsidentin der Generalversammlung. Dort dürfen alle 193 UN-Mitgliedsstaaten mit gleicher Stimme sprechen: von der Supermacht USA bis hin zu den Marshallinseln mit nur 40.000 Einwohnern. Als Präsidentin der Generalversammlung vertritt Baerbock alle Mitgliedsstaaten, nicht etwa nur die Europäer. Sie organisiert und leitet die Sitzungen der Generalversammlung und muss darauf achten, dass alle zu Wort kommen, was diplomatisches Geschick verlangt."



      Bei tagesschau.de

  • Ich freue mich für Baerbock und bin davon überzeugt, dass sie ihre Arbeit gut machen wird.

  • Seit wann ist Macht unfeministisch ?



    Beziehungsweise warum sollte Macht unfeministisch sein ?



    Echt interessant & aufschlussreich ist folgene Dokumentation auf 3SAT noch in der Mediathek " Wer regiert die Welt " - Bitte nicht von dem etwas platten Titel abschrecken lassen. Handelt von der Komplexität der Macht - Regierungen, Institutionen, Konzernen, Wirtschaft, Politik, Technologie und Milliardären. Gibt echt einen guten Überblick, über viele Zusammenhänge der aktuellen Geschehnisse.

  • " Natürlich darf eine Frau eine andere Frau von der Spitze verdrängen. Männer nehmen sich schließlich auch ständig gegenseitig die Posten weg."

    Im Grunde macht Frau Baerbock nichts weiter als sich der Mittel des Patriarchats zu bedienen und dieses damit zu bestätigen.



    Egoismus statt Zusammenarbeit. Die Stärkere, nicht Fähigere, setzt sich durch.

    • @Usch Bert:

      > „ Egoismus statt Zusammenarbeit. Die Stärkere, nicht Fähigere, setzt sich durch.“



      Stärke gehört in dem Genre zum Handwerk und ist Teil notwendiger Fähigkeiten. Ich gehe davon aus, das Frau Baerbock bereits in ihrer Amtszeit die Saat für diesen Posten gesäht hat. Auf dieser Ebene werden Posten nach diplomatischem Geschick eingenommen und nicht nach Jahren an Erfahrung.

  • Tut mir leid, aber hier wird was sexistisches hineininterpretiert, was ich nicht in anderen Medien gelesen habe.

    Grundaussage ist, dass sie eine anerkannte Spitzendiplomatin rausdrängt. Und sorry, dafür bekommt auch ein Mann schelte.

    Leider reiht sich dieses Thema in eine Reihe ihrer Glanzleistungen. Als Aussenministerin hat sie aus meiner Sicht keine Fußabdrücke hinterlassen…

    • @Andi S:

      Aber schöne Fotos am Südseestrand.

  • Von Annalena Baerbock bin ich alles andere als angetan. Ich mag ihren Politikstil nicht und bin mit vielen Positionen nicht einverstanden.

    Sie hat in verschiedenen Machtkämpfen bewiesen, dass sie sich durchsetzen kann - das ist das Brot und Butter der Spitzenpolitik.

    Sie vertritt ihre Haltungen offensiv und mit Leidenschaft - etwas Besonderes im zynischen und abgestumpften Politikbetrieb.

    Sie hat auch als Spitzenkandidatin das beste Grünenergebnis aller Zeiten eingefahren.

    Gerade weil ich kein großer Fan bin, glaube ich, eine Sache objektiv beurteilen, die ich beobachtet habe.

    Festzuhalten ist: Annalena Baerbock wurde oft hart und unfair kritisiert, weil sie eine Frau ist.

    • @Stavros:

      Sehr richtig wahrgenommen. Auch ihr Äusseres hat es ihr in D nicht leicht gemacht. Andere Nationen sind stolzer auf ihre schönen Frauen in Führungspositionen.

  • Ich würde so eine Mitnahmementalität ohne jedes Eingeständnis des eigenen Scheiterns oder sonstigen Reflexionsvermögens nicht als unfeministisch sondern ganz genderneutral als kackendreist bezeichnen.

    • @Hannes Hegel:

      Yes …anschließe mich

      Das Role-Modell - Kanzlerkandidat/in -



      “Ich Völkerrecht - du Schweinepriester!“ o.s.ä



      www.youtube.com/re...h+v%C3%B6lkerrecht

      kurz - Eine Null-overt-Spielerin par excellence •

    • @Hannes Hegel:

      Sie ist halt eine Karrieristin. Das war schon im Wahlkampf 2021 klar. Zumindest bleibt sie sich treu.

  • "Falls jemand mit der Idee noch etwas anfangen kann." Feministische Außenpolitik ist keine "Idee" sondern eine Notwendigkeit. Baerbock wurde von Anfang an dafür kritisiert und diese Kritik kam deutlich auch von Frauen, vor allem solchen, die Feminismus bis heute nicht verstanden haben. Vor aalen Dingen kam sie nicht dazu, daran zu arbeiten, denn:



    Womit haben wir heutzutage zu kämpfen? Mit offensichtlich mental-retardierten Männern, die glauben, sie befänden sich im Zaren- oder Kaiserreich oder im Wilden Westen um 1850. "There is a new Sheriff in town" , so die Einleitung der Rede von J.D. Vance bei der Münchener Sicherheitskonferenz.



    Die Politik der Patriarchen ist anachronistisch und autokratisch, dumm und nutzlos.

    • @maria2:

      "...diese Kritik kam deutlich auch von Frauen, vor allem solchen, die Feminismus bis heute nicht verstanden haben."

      Manchmal auch von Frauen, die die Veränderungen im Feminismus nicht mehr zu 100% mittragen wollen.

    • @maria2:

      Ehrgeiz an sich ist ja erstmal nicht grundsätzlich verwerflich. Aber hier handelt es sich m.E. um schlecht kaschierten, wenig skrupelbehafteten und selbstsüchtigen Karriereopportunismus. Das ist nicht deswegen weniger unappetitlich, weil



      Annalena Baerbock eine Frau ist oder man/frau politisch mit ihr sympathisiert. Nicht das Geschlecht sollte bei der Bewertung dieses Vorgangs maßgeblich sein, sondern die in einem solchen Vorgehen durchschimmernde persönliche Moral und Charakterstruktur des/der sich solchermaßen selbst Begünstigenden. Ich finde Barbocks Verhalten bedauerlich. Es schadet dem sowieso schon beschädigten Bild, das "die Politik in der Wahrnehmung vieler Menschen in diesem Land abgibt. Und ich fände das Verhalten - was denn auch sonst! - nicht weniger bedauerlich, wenn es sich hier um eine männlichen Akteur handelte.