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BDS-Bewegung wird 20Der Rausch des Antiisraelismus

Nicholas Potter
Kommentar von Nicholas Potter

Wenn antiisraelische Ressentiments zu hegen einem Rausch gleicht, dann ist BDS die Einstiegsdroge. Am Mittwoch wird die Bewegung 20 Jahre alt.

Demonstrierende bei BDS-Protesten, 21. Juni 2025, London Foto: Vuk Valcic/imago

E s sind drei Buchstaben, die polarisieren: BDS. Das heißt: Boykott, Sanktionen, Desinvestitionen. Am Mittwoch wird die antiisraelische Bewegung 20 Jahre alt. Mit Flyern in Fußgängerzonen, Stickern in Unitoiletten, Hashtags in den sozialen Medien und etlichen offenen Briefen platzierte BDS das Thema Israel/Palästina hoch auf der Agenda der globalen Linken und generierte in zwei Jahrzehnten massive Aufmerksamkeit für die palästinensische Sache.

Ihre Kampagne nimmt immer absurdere Züge an. Und sie fungiert als radikalisierende Einstiegsdroge einer Generation propalästinensischer Aktivist*innen.

Die Verherrlichung islamistischer Terrororganisationen wie Hamas, Hisbollah und Palestinian Islamic Jihad als antikoloniale Widerstandskämpfer, die seit dem 7. Oktober in einigen linken Kreisen Konjunktur hat, kann man ohne die Vorarbeit von BDS nicht erklären. Die Kampagne ebnete den Weg für autoritäre Weltbilder, in denen der jüdische Staat zum Inbegriff des Bösen wird, zum Endgegner, den es zu bekämpfen gelte.

Die tatsächlichen Ziele der Kampagne – ein Ende der Besatzung „allen arabischen Landes“, wie es im Gründungsaufruf vom 9. Juli 2005 heißt, worunter viele BDS-Aktivist*innen auch das Kernland Israel verstehen, und ein uneingeschränktes Rückkehrrecht aller 1948 vertriebenen und geflohenen Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen und ihrer Nachkommen, Stand heute: rund 6 Millionen Menschen weltweit – bleiben dabei fernes Wunschdenken. Sie sind unrealistische Maximalforderungen, die Frieden in der Region erschweren, nicht fördern.

Nahost-Debatten

Der Israel-Palästina-Konflikt wird vor allem in linken Kreisen kontrovers diskutiert. Auch in der taz existieren dazu teils grundverschiedene Positionen. In diesem Schwerpunkt finden Sie alle Kommentare und Debattenbeiträge zum Thema „Nahost“.

BDS macht Boykott Progressiven schmackhaft

Boykottbemühungen gegen Juden in der Region gab es schon vor BDS und vor der Staatsgründung Israels 1948. 1922 rief der Arabische Kongress in Nablus zum Boykott jüdischer Waren auf und forderte das Verbot von Landverkäufen an Juden, um einen jüdischen Staat zu verhindern. 1931 forderte der Mufti von Jerusalem und späteres SS-Mitglied Amin al-Husseini auf dem Allgemeinen Islamischen Kongress einen wirtschaftlichen Boykott der jüdischen Bevölkerung Palästinas.

Und beim ersten Treffen der damals gegründeten Arabischen Liga nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 wurde beschlossen, dass die Produkte „palästinensischer Juden“ in arabischen Staaten „unerwünscht“ seien, bevor sie jahrzehntelang mittels eines zentralen Boykottbüros nicht nur Israel boykottierte, sondern auch Unternehmen, die direkt oder indirekt Geschäfte mit dem jüdischen Staat machten.

Daran knüpft BDS an. Die Kampagne präsentiert sich als Graswurzelbewegung der palästinensischen Zivilgesellschaft, auch wenn der erste Unterzeichner unter dem Gründungsaufruf der Council of National and Islamic Forces in Palestine ist, zu dem Terrororganisationen wie Hamas, PFLP (Volksfront zur Befreiung Palästinas) und Palestinian Islamic Jihad zählen. Der Boykott vereint. Für Islamisten ist er eine selbstverständliche Praxis. Auch Neonazis lehnen den von ihnen verhassten „Ziostaat“ ab.

BDS kleidet den tradierten Boykott des jüdischen Staates in ein neues Gewand und macht ihn so den sonst progressiven Ak­ti­vis­t*in­nen schmackhaft.

Was führende Köpfe von BDS tatsächlich anstreben, daraus machen sie keinen Hehl. Mitgründer Omar ­Barghouti sagt etwa: „Wir lehnen einen jüdischen Staat in irgendeinem Teil Palästinas ab.“ Viele machen in Statements glasklar: Israel hat für sie kein Existenzrecht.

Wirtschaftlicher Boykott stünde im Einklang mit IGH

Es geht dabei weit über den wirtschaftlichen Boykott israelischer Waren in den besetzten Gebieten hinaus. Dieser stünde zumindest im Einklang mit dem 2024 vorgelegten unverbindlichen Gutachten des Internationalen Gerichtshofs, das besagt, dass Mitgliedstaaten Schritte unternehmen sollen, um Handel oder Investitionen zu verhindern, die die illegale Besetzung unterstützten.

2019 beschloss der Deutsche Bundestag die sogenannte BDS-Resolution mit deutlicher Mehrheit, einen gemeinsamen Antrag der CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen, der die Bewegung und ihre Taktiken als antisemitisch bewertet. Im Verfassungsschutzbericht 2023 kam BDS erstmals vor, die Behörde stuft die Bewegung als „extremistischen Verdachtsfall“ ein. Das ist richtig. Denn BDS geht es nicht um Frieden, sondern darum, Israel zu beenden.

Im Rausch des Israelhasses fällt BDS nach 20 Jahren vor allem mit einer sturen Kompromisslosigkeit auf. Die Kampagne boykottiert selbst Standing Together, eine linke Bewegung in Israel, in der Ara­be­r*in­nen und Israelis sich gemeinsam für den Frieden einsetzen, die BDS als „Apartheid-Propaganda“ bezeichnet, da sie Israel „normalisiere“.

BDS-Aktivist*innen rufen zunehmend zum Boykott nichtisrae­lischer Marken, Musiker*innen, Wis­sen­schaft­le­r*in­nen oder Institutionen auf, die im Nahostkonflikt nicht „auf Linie“ sind, von Starbucks bis zur Berliner Volksbühne. Sie führen Listen ihrer politischen Geg­ne­r*in­nen und begründen den Boykott mit fadenscheinigen Argumenten.

Nach 20 Jahren ist das das Hauptverdienst von BDS: eine von Kontaktschuld getriebene Cancel Culture, die Teile der Linken antisemitisch radikalisiert hat. Da gibt es selbst zum Geburtstag keinen Grund zum Feiern.

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Nicholas Potter
Redakteur
Nicholas Potter ist Redakteur bei taz zwei (Gesellschaft/Medien). 2024 war er Fellow des Internationalen Journalistenprogramms bei der Jerusalem Post. Im selben Jahr wurde er für den Theodor-Wolff-Preis nominiert. Seine Texte sind auch im Guardian, Tagesspiegel, der Jüdischen Allgemeinen und der Haaretz erschienen. Er ist Mitherausgeber des Buches "Judenhass Underground" (2023).
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138 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Wenn die Diskussionen ausfallend werden, zu weit vom Thema abweichen, oder die Zahl der Kommentare zu groß wird, wird das manchmal leider nötig. Sonst können wir die Kommentare nicht mehr zeitnah moderieren. 

  • Wenn die Erinnerung an die Shoah zur moralischen Einbahnstraße wird, in der nur eine Seite gehört werden darf, verliert sie ihre ethische Orientierungskraft.

    Die Sicherheit Israels ist deutsche Staatsräson.



    Das ist richtig – und zugleich kompliziert.

    Denn wenn diese Haltung dazu führt, dass palästinensisches Leid kaum noch benannt werden kann, ohne sofort unter Antisemitismusverdacht zu geraten, dann kippt das moralische Gleichgewicht.



    Wenn Boykottaufrufe pauschal als „modernes ›Kauft nicht bei Juden‹“ diffamiert werden, blendet man aus, woher diese Rufe kommen: aus jahrzehntelanger Entrechtung, Vertreibung, Hoffnungslosigkeit.

    Nein, BDS ist kein einfacher Weg.



    Er ist oft pauschal, manchmal blind gegenüber jenen, die innerhalb Israels für Frieden kämpfen. Aber wer die Bewegung nur verdammt, ohne sich mit ihren Ursachen auseinanderzusetzen, führt die eigene Erinnerungspolitik ad absurdum:



    Dann wird sie zum Filter – nicht zur ethischen Grundlage.

    Potters Artikel ist analytisch einseitig:



    Was er der Bewegung vorwirft – Moralisierung, Pauschalurteil, Radikalisierung – betreibt er selbst.



    Ein Kommentar darf das.



    Aber ob er das muss, ist eine andere Frage.

  • Wer einen Popanz aufbaut, kann ihn auch attackieren. Es geht gegen Besatzung, wo ist daran das Problem? Es geht gegen Diskriminierung, wo ist daran das Problem? Ich sehe Pro und Contra bei BDS. Aber der Ungerechtigkeit dort so lässig zusehen zu wollen, und die Palästinenser sollen gefälligst das brav auslöffeln, kann das die Einstellung sein?



    PS: zum Bild gehört das Nur-Juden großer Teile des Zionismus seit 100 Jahren.

  • Danke für den wichtigen Artikel, volle Zustimmung meinerseits. Wie zu erwarten eine Menge kontroverser Kommentare, zeigt mir dass mit großen Teilen der "Linken" leider nichts mehr anzufangen ist. Besser man meidet und ignoriert das Thema, sonst gibt es nur Streit, Streß und Spaltung. Den nicht hasserfüllten Palästinensern hilft das ganze Soligetue doch auch kein bisschen, die einzigen die es freut sind Hamas und Co. Ich bin dann mal raus.

  • "... ein uneingeschränktes Rückkehrrecht aller 1948 vertriebenen und geflohenen Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen und ihrer Nachkommen, ..."

    Das Recht auf Rückkehr Geflüchteter und Vertriebener ist ein völkerrechtliches Prinzip. Die Uno anerkennt das Recht auf Rückkehr der Palästinenser in ihre ursprüngliche Heimat explizit.

    • @ecox lucius:

      @ecox lucius



      Das ist richtig, allerdings sind die Palästinenser, die einigen Flüchtlinge weltweit, bei denen sich der Status vererbt.



      Das ist absurd. Es schadet auch den Nachkommen, denn anstatt, dass sie als Staatenlose in den Aufnahmeländern, quasi als Bürger zweiter Klasse ohne Wahlrecht etc. auf ihre nie zu erreichende "Rückkehr" warten, sollten sie integriert werden.



      Würde es ausschließlich um die 1948 und 1967 Geflohenen bzw. Vertriebenen gehen, wäre es zu unterstützen.

      (Als Deutscher kann man ja mal Überlegen, ob man auch unterstützen würde, dass alle Nachkommen de aus den ehemaligen "Ostgebieten" Vertriebenen ein "Rückkerrecht" bekämen.)

    • @ecox lucius:

      Für dieses Rückkehrrecht von Flüchtlingen (in diesem Fall aus dem Kosovo) hat die Nato den Kosovokrieg gegen Serbien geführt.

    • @ecox lucius:

      Die UNO hatte mit großer Mehrheit 1948 einer Zwei-Staatenlösung zugestimmt. Die Palästinenser haben unter der Führung der arabischen Staaten, vorwiegend der Muslimbrüderschaft abgelehnt.

      Selbst schuld. Sie haben sich von der Muslimbrüderschaft in die Irre leiten lassen.

      Sonst wären jetzt alle satt und zufrieden.

  • Wiedermal vielen Dank an den Autor des Artikels!

  • Wir müssen diesen linken Kreisen verzeihen.

    Desperately seeking a revolution - da greift man zu dem was man kriegen kann und castet halt die von den zionistischen kapitalistischen Imperialisten unterdrückten und kolonisierten Palästinenser.

    Wen interessiert da schon, dass Juden über 3000 Jahre in Israel zu Hause sind und "Palästina" nichts weiter als eine Bezeichnung für Judäa ist, nachdem die damaligen Juden vor 1900 Jahren, stur wie sie waren, sich nicht dem römischen Kaiser Hadrian unterwerfen wollten. Dieser ließ dann zur Strafe Hunderttausende von ihnen umbringen. Juden haben gekämpft und gelitten für dieses Land, lange bevor es "Palästinenser" gab.

    Der BDS und seine Anhänger haben die Palästinenser miserabel gecoachet. Und sie von einem Unglück ins nächste getrieben.

    "Gemessen am 3-D-Test für Antisemitismus betreibt BDS eine Dämonisierung und Delegitimierung des Staates Israel mit Doppelstandards und leugnet letztlich Israels Existenzrecht. Das Verhalten von BDS-Anhängern zeige vielfach die für Judenhass typische Virulenz und Obsessivität." (Gebildeter Antisemitismus. Eine Herausforderung für Politik und Zivilgesellschaft 2015).

    • @shantivanille:

      Gekämpft und gelitten für ein Land ist Legitimation? Da scheint gerade eine Gruppe sehr zu leiden, wie Ihnen sicher auffiel.



      Zur Belohnung gibt's ein Lager wie aus dem falschen Film.



      Und das soll ok sein?

    • @shantivanille:

      Varianten des Namens Palästina lassen sich ab 1150 belegen; das Gebiet war immer von verschiedenen Völkern bewohnt und niemals rein jüdisch. Ohnehin lassen sich weder aus antiken Siedlungsgebieten noch aus den Taten römischer Kaiser territoriale Ansprüche moderner Staaten ableiten. Der BDS hat die Palästinenser (die es auch ohne Anführungszeichen gibt) auch nicht „gecoached“ und ist auch nicht für den NO-Konflikt verantwortlich (sondern eine Reaktion auf diesen – das ist einfach eine Frage der Chronologie). Wie sinnvoll pauschale Boykotte sind, kann man durchaus diskutieren, man muss sich aber die Frage stellen, welche Möglichkeit man den Palästinensern überhaupt zugesteht, sich gegen eine illegale Besatzung zur Wehr zu setzen, wenn man selbst gewaltfreie Maßnahmen ablehnt.

    • @shantivanille:

      Es ist völlig belanglos, woher der Name Palästina kommt. Die Palästinenser nennen sich so, weil sie die Nachkommen der arabischen Bürger des britischen Mandats Palästina sind. Was vor 2000 oder 3000 Jahren war, ist völlig belanglos.



      Den 3-D-Test kann man auch wunderbar auf die Haltung gegenüber den Palästinensern anwenden. Sie selbst betreiben Delegitimierung. Dämonisierung der Palästinenser ist fast schon normal. Jeder Palästinser gilt als Terrorist. Und die Doppelstandards sind auch nicht zu übersehen.

    • @shantivanille:

      Das damalige Volk in Judaea waren ausnahmslos Juden, allerdings verehrten sie mehrere Götter. Übrigens, das Geschehen von vor 4000 Jahren, real 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, beruht im wesentlichen auf Sagen etc. Wers glaubt wird selig!

      • @javali:

        1. In Judäa lebten damals nicht ausnahmslos Juden.

        2. Mehrere Götter verehrten die Juden um 70 n. Chr., als der Tempel zerstört wurde, nicht. Das ist die Zeit, von der Shantivanille spricht.

        3. Wen interessiert, ob Juden einen oder tausend Götter haben?

        4. Shantivanille spricht nicht von Geschehnissen von vor 4000 Jahren.

        5. Was Sie Sagen nennen, wird durch nichtjüdische Quellen belegt. Shantivanille spricht nicht vom Alten Testament. Was die Römer in Judäa so trieben, können Sie in römischen Quellen nachlesen.

      • @javali:

        Wann man der Bibel glaubt lebten dort nie nur Juden. Es sei denn, man nimmt einen Genozid an der nichtjüdischen Bevölkerung an.

    • @shantivanille:

      Wir leben im Heute und jetzt.



      Mich interessiert null was vor 2000 Jahren passiert ist, wenn es eklatantes Unrecht heute rechtfertigen soll.

      • @Dromedar:In:

        Sie vielleicht nicht.

        Für Araber und Juden in Palästina ist die Vergangenheit ein wichtiger Bezugspunkt.

        Für Dekolonialisten ebenfalls.

    • @shantivanille:

      Danke!

  • zu BDS infos, die aufzeigen, wie die BDS, (in der verschiedene Aktöre, auch die autoritären Kräfte, aber auch sehr demokratische sind,wie auch in der EU !),angelehnt an die Erfolgreiche Boykott Kampagne gegen Süd Afrikas Apartheid System, begann, als es noch verschiedene auch unschuldige Wirtschaftsweisen gab, mensch in der EU sehr wohl unterscheiden wollte, ob mensch die illegale Besatzung durch Kauf von Waren daher boykottieren wollte, aber eben Waren von Palästinensischen Erzeugern oder aus dem Kernland Israel nicht. Die EU war auch dafür:Israel hat es auf Ivrit gemacht=hat Israel selber den Boykott auf ganz Israel ausgedehnt! Die Besatzung hat die gesamte Ökonomie tödlich transformiert und tut dies noch: Olivenbäume entwurzeln, wenn die IDF das beschließen,da dann neue Siedler hinziehen, dann möchte ich das immer noch unterscheiden können! 02 boten alle Nachbahrländer inkl. Iran Frieden für Israel in den Grenzen von vor 67. www.un.org/unispal...-23-the-reactionar

  • Der Kommentar von Nicholas Potter ist nicht nur analytisch schwach, sondern gefährlich verallgemeinernd. Wenn die BDS-Bewegung pauschal als „Einstiegsdroge“ in den Antisemitismus bezeichnet wird, dann verschiebt sich die Debatte von der Sachebene in ein diffamierendes Framing – mit dem Ergebnis, dass jede Form legitimer Kritik an israelischer Politik als „Rausch“ oder Fanatismus abgetan werden kann.

    Potter verkennt dabei bewusst oder fahrlässig: BDS wurde 2005 von der palästinensischen Zivilgesellschaft gegründet – als gewaltfreie Strategie, um auf völkerrechtswidrige Besatzung, Landenteignung und Entrechtung aufmerksam zu machen. Dass ausgerechnet ein linkes Medium wie die taz nun mit solcher Wortwahl an einer politischen Stigmatisierung mitwirkt, ist mehr als enttäuschend.

    Wer den Kampf um Menschenrechte zu einem „Problem der Linken“ verklärt und Kritik an Israels Regierungspolitik reflexhaft als antisemitisch rahmt, verschiebt die Grenzen des Sagbaren – auf Kosten derer, die entrechtet, vertrieben oder bombardiert werden. Auch das ist eine Form struktureller Gewalt – aber medial ausgeübt.

    • @Resist4haq:

      Artikel gelesen?

      "Die Kampagne präsentiert sich als Graswurzelbewegung der palästinensischen Zivilgesellschaft, auch wenn der erste Unterzeichner unter dem Gründungsaufruf der Council of National and Islamic Forces in Palestine ist, zu dem Terrororganisationen wie Hamas, PFLP (Volksfront zur Befreiung Palästinas) und Palestinian Islamic Jihad zählen."

      • @BrendanB:

        Sie verteufeln also den BDS, weil zu dem Council of- Erstunterzeichner - zu dem ja noch viele weitere Unterzeichnende gekommen sind, unter anderem auch Terrororganisatiionen gehörten. Damit ist es auch BDS sofort Terrororganisatiion. Pars pro toto.

        Würden Sie das gleiche Prinzip denn dann auch für die Israelische Regierung, oder gar die gesamte israelische Bevölkerung gelten lassen, und sie als rechtsextrem bezeichnen, weil mehrere Minister der aktuellen Regierung in Israel rechtsextrem sind? Vermutlich nicht (ich auch nicht), also sollten Sie ihre Folgerungen überdenken.

    • @Resist4haq:

      Das ist eine interessante Argumentation.



      Eine "moderne" Variante von "Kauft nicht bei Juden" wird zu einer "gewaltfreie[n] Strategie, um auf völkerrechtswidrige Besatzung, Landenteignung und Entrechtung aufmerksam zu machen", während ein Artikel, der diese Strategie sauber auseinandernimmt, "eine Form struktureller Gewalt – aber medial ausgeübt" sein soll.



      So "argumentieren" Fanatiker.

      • @Katharina Reichenhall:

        Mal gemach:



        ihre Vergleiche sind emotional, verkürzend und historisch problematisch, weil sie unterschiedliche Kontexte (staatlich verordnete Judenverfolgung vs. zivilgesellschaftlicher Protest gegen staatliche Politik) vermischen.

      • @Katharina Reichenhall:

        Floskeln - mehr nicht

      • @Katharina Reichenhall:

        Das haben Sie sehr schön herausgearbeitet. Aber das Interessante an dieser Art der Argumentation wird natürlich schlicht geleugnet.

  • Guter Kommentar, danke. Aber kleine Korrektur: PFLP (Volksfront zur Befreiung Israels) stimmt natürlich nicht...

  • Es fehlt jeglicher historischer Kontext, und am Ende bleibt dann die Frage, welche Form von Widerstand wird denn den Palästinensern zugestanden? Gleichzeitig wird das Rückkehrrecht der Palästinenser, dazu gibt es eine UN-Resolution der Israel zugestimmt hatte, hier als Untergangsszenario dargestellt. Vielleicht sollte Israel irgendwann mal anfangen sich mit seinen Nachbarn ins Benehmen zu setzen.

    • @Moritz Pierwoss:

      Die arabischen Staaten haben seinerzeit diese Resolution abgelehnt und Israel bestreitet die Rechtsverbindlichkeit und insbesondere ihre Interpretation von arabischer Seite. Damit hat sie sich doch erübrigt.

      "Die Generalversammlung beschließt, dass Flüchtlinge, die in ihre Heimat zurückkehren und in Frieden mit ihren Nachbarn leben wollen, dies zum frühestmöglichen Zeitpunkt tun dürfen sollen, und dass für das Eigentum derjenigen, die nicht zurückkehren wollen, sowie für Verluste oder Schäden an Eigentum, die nach den Grundsätzen des internationalen Rechts oder der Billigkeit von den verantwortlichen Regierungen oder Behörden zu ersetzen sind, eine Entschädigung gezahlt werden soll."

      Rückkehr ist allenfalls in kleinen Kontigenten möglich. Hatte Israel auch schon mal angeboten. Der Rest kann ja entschädigt werden. Aber verantwortlich für die Flüchtlinge sind doch wohl diejenigen, die den Krieg angefangen haben, ohne den es die Flüchtlinge gar nicht gegeben hätte. Das heißt, Amman, Damaskus, Bagdad, Beirut und Kairo müssen die Entschädigungen zahlen.

      Die Frage ist, warum überhaupt die Aggressoren, die den Krieg begonnen haben, auf Maximalforderungen beharren dürfen.

    • @Moritz Pierwoss:

      Die UNO hatte mit großer Mehrheit 1948 einer Zwei-Staatenlösung zugestimmt. Die Palästinenser haben unter der Führung der arabischen Staaten, vorwiegend der Muslimbrüderschaft abgelehnt.

      Arafat bekam von Israel spätestens 1993 die Chance durch das Oslo-Abkommen sowie 2000 und 2001, Camp David und Taba, einen Palästinensischen Staat zu bekommen, mit 97 Prozent des Westjordanlandes plus Ost-Jerusalem plus Gaza.

      Abbas bekam 2005 mit Israels Rückzug aus Gaza die Chance und 2008 unter Olmert. Alles verpasst.

      Die Tragödie des palästinensischen Volkes besteht darin, zu ihren absoluten Ungunsten vertreten zu werden.

      Ein ausgesprochen guter Artikel dazu in der taz:



      taz.de/Historiker-...konflikt/!5976741/

      Gaza könnte längst ein kleines Singapur sein. Verpasst.



      www.zeit.de/politi...as-nahost-konflikt

      • @shantivanille:

        Das schreiben Sie immer, aber es wird nicht zutreffender. Ich verteidige nicht sämtliche Entscheidungen palästinensischer Führungen (wie könnte man?), aber was Israel in den auf Oslo folgenden Jahren bereit war, den Palästinenser*innen zuzugestehen, waren extrem souveränitätsverminderte, von Israel abhängige Gebilde ohne Ostjerusalem (mit Ausnahme eines Vororts). Vielleicht hätten sie den Spatz in der Hand oder den Kolibri zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen sollen... müßige Spekulation. Aber Ihre Darstellung ist so verzerrt, dass sie zu einer Karikatur wird.

  • Sorry, wenn ein Staat Völkermord begeht hat man als Individuum/Gruppe das Recht, den nicht Einkauf von israelischen Gütern usw. zu plädieren. Genauso gut habe ich das Recht amerikanische, chinesische Güter usw. zu boykottieren, z.B. wegen Menschenrechtsverletzungen. Das hat nichts mit Anti-Semitismus zu tun.

  • 'Was führende Köpfe von BDS tatsächlich anstreben, daraus machen sie keinen Hehl. Mitgründer Omar ­Barghouti sagt etwa: „Wir lehnen einen jüdischen Staat in irgendeinem Teil Palästinas ab.“ Viele machen in Statements glasklar: Israel hat für sie kein Existenzrecht.'

    Das ist zwar nicht falsch, aber unvollständig und irreführend. Omar Barghouti wollte einen säkularen Staat für alle Bewohner egal welchen Ursprungs. Das würde natürlich bedeuten, das es keinen jüdischen Staat gäbe. Es ist wäre eine egalitäre Einstaatenlösung.

    Man muß mit dieser Sichtweise nicht einverstanden sein, aber dann sollte man auch so ehrlich sein und die drei Alternativen dazu beim Namen nennen:

    (1) Die Zweistaatenlösung, von der wir seit dem 7.10. immer wieder hören, sie sei nicht realistisch.

    (2) Ein Staat im israelischen Herrschaftsbereich mit Bewohnern, die zwar kein Land haben, aber trotzdem irgendwie Ausländer sind. Manche vergleichen das mit der südafrikanischen Apartheid.

    (3) Ein Staat mit deutlich weniger nichtjüdischen als jüdischen Bewohnern dank einer massiven "ethnischen Säuberung", wie sie Netanyahu und Trump vorschwebt. Dafür müssen Millionen Staatenlose deportiert werden.

    • @Deutschfranzose:

      (4) Sollten Sie sich so ehrlich sein, zu sagen was eine Lösung a la Barghouti faktisch heißt: Einen Staat mit einer jüdischen Minderheit. Wie das historisch mehrmals auch in vormals „egalitären“ Staaten für Jüd:innen ausgegangen ist, wissen sie? Und da es sich dann um einen mehrheitlich muslimischen Staat handeln würde können wir auch gleich nochmal gucken, wie die Entwicklung von mehrheitlich muslimischen Länder in den letzen 50 Jahren so in Bezug auf Schutz von Minderheiten generell und Jüd:innen im Speziellen so war. Sie können sich vllt das Poker:“Hoffen wir mal das Beste!“ leisten. Die meisten Jüd:innen in Israel können und wollen das nicht riskieren.



      Und das Sie das überhaupt nicht mitbedenken zeugt von dem Grad an Realitätsverleugnung, den diese Debatte prägt…



      Die zwei Staaten-Lösung ist jetzt nicht realistisch. Sie kann es wieder werden. Eine De-Radikalisierung und eine demokratische Vertretung der Palästinenser:innen wird hierfür aber Voraussetzung sein. Und der Grad an Vertrauen und politischem Willen der in Israel wieder aufgebaut werden muss ist hoch wie noch nie.

      • @Maxime Musterfrau:

        Sie plädieren dafür, dass die Vertreibung eines Großteils der arabischen Palästinenser legitim war, weil nur so der StaatcIsrael eine jüdusche Mehrheit sichern konnte. Verstehe ich das richtig?

  • "Im Rausch des Israelhasses fällt BDS nach 20 Jahren vor allem mit einer sturen Kompromisslosigkeit auf."

    Kompromisslosigkeit ist leider das entscheidende Stichwort, alle einflussreichen Akteure in Israel / Palästina und auch in großen Teilen des Nahen / Mittleren Ostens betreffend.

    Und deswegen geht das Sterben von Menschen, die einfach nur ihr Leben leben wollen, immer weiter.

  • Danke für den Klartext!

  • Den ganzen Artikel über wartete ich auf das Wort Antisemitismus – am Ende tauchte es doch noch auf, mit maximaler Wirkung: Teile der propalästinensischen Linke sind antisemitisch. Wie groß dieser angebliche Anteil sein soll? Unwichtig. Hauptsache, das Urteil steht: BDS = Antisemitismus, propalästinisch = verdächtig.

    Dabei ist es gerade die propalästinensische Linke, die Antisemitismus konsequent ablehnt – weil sie in Jüdinnen und Juden Menschen sieht, nicht eine göttlich legitimierte Staatsideologie. Weil sie erkennt, dass Israel gerade Völkermord begeht, was dem Autor egal zu sein scheint.

    • @jackoo:

      Oder man ist ehrlich mit sich und der Linken. Ich denke eher, große Teile der palästinasolidarischen Linken sind Juden und Antisemitismus gelinde gesagt völlig egal. Sie interessieren sich einfach nicht dafür, außer als Feigenblatt, um keine Selbstkritik üben zu müssen.

  • Wow…



    „eine von Kontaktschuld getriebene Cancel Culture, die Teile der Linken antisemitisch radikalisiert hat.“



    Dass BDS zu Cancel Culture führt, dass Kontaktschuld das Motiv sei, und dass dies zu antisemitischer Radikalisierung geführt habe…. Belege oder empirische Studien, um diese Kausalkette nur ansatzweise Stichhaltig zu machen… wo?

    „Das ist richtig. Denn BDS geht es nicht um Frieden, sondern darum, Israel zu beenden.“



    Behauptung, endgültige Bewertung der BDS-Ziele, ohne differenzierte Auseinandersetzung mit den politischen Positionen oder möglichen internen Strömungen.

    „Viele machen in Statements glasklar: Israel hat für sie kein Existenzrecht.“

    dass einzelne führende Stimmen wie Barghouti sehr israelkritisch sind (ok…) Aber „viele“ ist schon sehr vage und unpräzise. Wo die Quellen? Einfach eine heterogene Bewegung verallgemeinern ist halt einfacher

    „Auch Neonazis lehnen den von ihnen verhassten ‚Ziostaat‘ ab.“



    Diese Assoziation (Islamisten + Neonazis + BDS) ist äußerst problematisch, da sie implizit suggeriert, dass BDS inhaltlich oder ideologisch mit Neonazis auf einer



    nhaltlich oder ideologisch mit Neonazis auf einer Linie sei. suggestive Schuld durch Assoziation???

  • Radikalisierung ist das Ergebnis, wenn man sich ausschließlich in seiner Blase bewegt. Ab und zu einen Blick über den eigenen Tellerrand zu wagen hat noch niemandem geschadet.



    Zudem sollte man sich öfter mal umsehen um zu überprüfen, in wessen Gesellschaft man sich befindet - sei es auf Demonstrationen oder als Unterschreibende*r einer Petition - und die ist im Fall BDS durchaus fragwürdig.



    Das macht es nicht unbedingt leichter, ist aber in einer so komplexen Gemengelage, wie sie der Nahost-Konflikt darstellt, zwingend.

  • Was sind das für Linke, die Antisemitismus unterstützen?



    Für mich unterscheidet Links nicht nach Herkunft und Religion!



    Auch setzt man nicht die jahrzehntelange Besatzungspolitik israelischer Regierungen mit der israelischen Gesamtbevölkerung gleich!



    Oder gar mit jedem Menschen weltweit, der jüdischen Glaubens ist.



    Wie auch, wo es auch von ihnen immer wieder Proteste gegen das Vorgehen Tel Avivs gibt.



    Letztlich macht es keinen Unterschied, ob Extremisten islamischen oder jüdischen Glaubens sind.



    Sie propagieren Vernichtung und Vertreibung des Gegenübers.



    Und in diesem Falle lebt die israelische Regierung gerade deutlich aus, wovon islamistische Terroristen wahrscheinlich träumen.



    Dass Antisemiten sich das gern zu nutze machen ist schlimm genug!



    Aber um das zu vermeiden, muss man ihnen das Futter nehmen.



    Aber ganz sicher nicht in dem man jeden zum Antisemiten macht, der die rechtsextreme Regierung in Tel Aviv kritisiert, sondern auch von Israel verlangt, dass es Menschen- und Völkerrecht achtet.



    Frühestens dann hat man die Möglichkeit den Zulauf zu islamistischen Extremisten zu minimieren.



    Verweigert man sich dem, bleibt nur die Opferrolle, die dem Konflikt nicht gerecht wird.

    • @Mark Menke:

      "Für mich unterscheidet Links nicht nach Herkunft und Religion!"



      Es ist der Staat Israel, der unterscheidet. Nichtjüdische ehemalige Bürger des Mandarspalästinas haben kein Recht, zurückzukehren (auch nicht in die Westbank) aber jeder Jude hat ein Recht, einzuwandern (auch in jüdische Siedlungen im Westjordanland).

      • @Francesco:

        Dem wurde auch kein linker Antisemitismus vorgeworfen.



        Darauf wollte ich reagieren.



        Die Großmachtswünsche habe ich gerade in einer Doku von Beteiligten erfahren.



        Ist halt Glaube, weit weg von linkem Denken.

  • Wie zuvor weltweit das Apartheidregime in Südafrika erfolgreich boykottiert wurde, richtet sich BDS nun gegen die antipalästinensische Apartheid und den Siedlerkonialismus der rechtsextrenen israelischen Regierung. Wenn dies der Autor als "Einstiegsdroge zum Antisemitismus" bezeichnet, verlässt er bewusst die politische Auseinandersetzung und diffamiert. Hierzu siehe auch:



    www.fr.de/kultur/g...ign=interactionbar

  • Ich stelle mal die These auf, dass der Konflikt zwischen Israel und Palästina genau so verlaufen wäre, wenn Israel ein Staat von Buddhisten, Hindis oder Christen wäre.

    Anders gesagt: Die realen Vorgänge sind der entscheidende Hintergrund vor dem Besatzung, Gewalt und Gegengewalt, Terror, Vertreibung, usw. passieren. Die jeweiligen Akteure sind dabei austauschbar.

    Auch eine Boykottbewegung gegen ein indisches buddhistisches Israel hätte sich meiner Ansicht nach genau so entwickelt wie BDS, nämlich in Anlehnung an den damaligen Boykott gegen Südafrika, welches ja dafür das ausdrückliche Vorbild darstellt.

    • @Uns Uwe:

      Können Sie Ihre aufgestellte These irgendwie belegen?

      Für die Westdahara interessiert sich kein Mensch.

      Haben Sie von einer Boykottbewegung gegen Marokko gehört?

      Es scheint schon Unterschiede zu geben.

    • @Uns Uwe:

      Die Geschichte widerlegt Sie:

      Der Buddhismus war einst die vorherrschende Religion in Asien: Er erstreckte sich von Zentralasien bis nach Japan und vom südlichen Sibirien bis nach Indonesien. In der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends drang dann der Islam von Westasien Schritt für Schritt immer weiter nach Osten vor. Der größte muslimische Staat der Welt ist heute Indonesien, und Indonesien war früher buddhistisch und hinduistisch geprägt, ebenso Malaysia.

      Auch weite Teile Zentralasiens waren buddhistisch, bis sich der Islam durch arabische Invasionen dort als religiöse Vormacht etablieren konnte. Besonders Länder wie Tadschikistan und Afghanistan – die Buddhastatuen von Bamyan! – waren einmal Hochburgen des Buddhismus. In Indien wird der Untergang des Buddhismus meist muslimischen Invasoren zugeschrieben.

      Auf einer riesigen geografischen Fläche standen sich Islam und Buddhismus historisch gesehen praktisch immer als Gegner gegenüber. Vom 7. Jahrhundert an bis ins 16., 17. Jahrhundert verschwand der Buddhismus aus ganzen Landstrichen Asiens. Das ist eine historische Tatsache, die das Verhältnis zwischen beiden Religionen bis heute prägt.

      • @shantivanille:

        Das liegt zum großen Teil aber daran, dass die mongolischen Eroberer den Islam annahmen.

      • @shantivanille:

        Ich denke, Sie haben da etwas missverstanden. Der Punkt von Uns Uwe ist meinem Verständnis nach, dass BDS in seiner Substanz nicht antisemitisch ist, sondern sich in einer hypothetisch anderen ethno-religiösen Konstellation gleichermaßen formiert hätte. Auch ganz ohne Juden.



        Ihre Darstellung des historischen Ausbreitungsprozesses des Islam ist nur halb richtig. Oft übernahmen nicht-arabische Eliten (in Afrika, in Südostasien) den Islam, um damit Zugang zu Handelsnetzwerken zu bekommen.

        • @My Sharona:

          Und warum gibt es dann eine weltweit agierende BDS- Bewegung nur gegen den jüdischen Staat?

  • Was hier wieder komplett ausgeblendet wird ist, das allein durch die Nicht-Durchsetzung von Völkerrecht was den Siedlungsbau seit 1967 angeht, die internationale Staatengemeinschaft massiv zur immer weiteren Eskalation des Konflikts beigetragen hat und damit auch indirekt die BDS- Bewegung unterstützt. In unseren Nachbarländern ist man da langsam aufgewacht, immerhin haben dies selbst einige konservative britische MP´s eingestanden. Glauben Sie wir hätten heute 700.000 israelische Siedler in den OPT, die sich nicht nur laut besagtem Gutachten natürliche Ressourcen völkerrechtswidrig aneignen, sondern von denen auch einige immense Gewalt nicht nur gegen Palästinenser ausüben, wenn es von Anfang an Sanktionen gegen den Bau von Siedlungen gegeben hätte? Von der restlichen Brutalität mit der die Besatzung durchgeführt wird gar nicht zu reden. Man bietet doch der BDS-Bewegung als EU den perfekten Nährboden, wenn man als größter Handelspartner Israels nicht bereit ist endlich Konsequenzen aus den massiven Völkerrechts- und Menschenrechtsverletzungen zu ziehen. Die Mehrheit der Zivilgesellschaft wird ignoriert genauso wie die Opfer dieser Politik des Nichtstun.

  • Ist die PFLP nicht die "Volksfront zur Befreihung Palestinas"?

    • @Gagarin:

      Das ist doch die "Palästinensche Volksbefreiungsfront".

  • Wer Russland sanktioniert und boykottiert, kann es, ja soll es, gerne auch gegen Israel machen. Ein Staat der derartig brutal gegen andere Menschen palästinensischer Abstammung vorgeht, hat es sich redlich erarbeitet, dass man als verantwortlicher Demokrat garnicht nicht mehr anders kann.

    • @Pico :

      Komscherweise sehen die Israelboykottierer Russland in einem ganz anderen Licht.

      Südafrika ist da ein gutes Beispiel.

      Auch andere afrikanische Staaten machen da deutliche Unterschiede.

    • @Pico :

      Wer Russland mit Israel gleichsetzt, sollte seinen Wertekompass neu justieren und nicht die Worte "verantwortlicher Demokrat" in den Mund nehmen oder in die Tastatur hauen.

  • Für mich will keine Seite den Frieden. Von daher ist es müßig darüber zu diskutieren, ob BDS daran was verschlimmert. Die Posts der IDF etwa enthalten regelmäßig auch eine Karte des gesamten ehemaligen Mandatsgebiets Palästina plus Golan. Wenn also diese Karten der einen Seite Ausdruck von Vernichtungswillen sind, dann sind es die der andren Seite auch.

    Ich finde, wir sollten uns raus halten. Jeder soll boykottieren oder unterstützen, was gesetzlich erlaubt ist. Und im übrigen sollten wir den Konflikt sich selbst auslaufen lassen.

    • @Peter Rabe:

      "im übrigen sollten wir den Konflikt sich selbst auslaufen lassen."



      Kinder müssen sich müde prügeln, oder wie? Wo hab ich das nur gleich wieder gehört?

      Abgesehen vom humanitären Aspekt unzähliger Todesopfer, der sich hinter diesen lapidaren Worten verbirgt, ist es schlicht nicht im eigenen Interesse. Flüchtlinge dieses Konfliktes wollen Sie nicht, oder?

      • @Encantado:

        Die Flüchtlinge aus Gaza - falls überhaupt welche raus kommen - fallen unter all den andren gar nicht auf. Und Todesopfer gibt es in vielen Konflikten, die man besser beeinflussen könnte. In der Ukraine zum Beispiel.

    • @Peter Rabe:

      In Israel wünschen sich viele Frieden, und der Kritik an illegalen Siedlungen ist laut. Diejenigen, die Frieden wollen, werden aber mitboykottiert.

      Steht auch im Artikel: "Die Kampagne boykottiert selbst Standing Together, eine linke Bewegung in Israel, in der Ara­be­r*in­nen und Israelis sich gemeinsam für den Frieden einsetzen"

      • @Arne Babenhauserheide:

        Dann sollen die Israelis eine passende Regierung wählen. Die Weiße Rose und Bonhoeffer waren auch gegen den Krieg. Auf solche Minderheiten kommt es aber nicht an.

    • @Peter Rabe:

      Auf keinen Fall sollten wir uns raushalten. Die Linke sollte geschlossene gegen die Hamas stehen. Was wäre die Alternative?

      • @casio:

        Die Linke sollte fest zu den Menschenrechten aller Menschen stehen.

      • @casio:

        Die Alternative ist: Wer am Ende noch steht, hat Recht. Darauf läuft momentan doch ohnehin alles heraus.

    • @Peter Rabe:

      Wäre ja schön, wenn wir wenigsten raushalten würden. Leider ist Deutschland durch die Waffenlieferungen am Konflikt und damit auch am aktuellen Völkermord beteiligt.

      • @sociajizzm:

        Auch keine Waffen. Keine Logistik. Keine Sonderbehandlung.

    • @Peter Rabe:

      Sie wollen also einen Völkermord "sich selbst auslaufen lassen"? Sind Sie sich da sicher oder wollen Sie ihre Position vielleicht nochmal überdenken? War da nicht auch mal was mit "Nie wieder Völkermord"? Meine mich daran erinnern zu können, dass Deutschland da doch eine gewisse Vorgeschichte hat. Wir könnten ja ausnahmsweise auch mal auf der richtigen Seite der Geschichte stehen und alles tun, um einen Völkermord zu beenden (zum Verhindern ist es ja leider zu spät), oder? Übrigens: Gehören zum "sich selbst auslaufen lassen" dann eigentlich auch die anteilsmäßig 30% deutschen Rüstungsgüterlieferungen an Israel?

      • @Quaesius :

        1. Ist es kein Völkermord. Die IStGH-Haftbefehle beziehen sich auf andere Delikte.



        2. Ja, auch keine Waffen liefern.

        • @Peter Rabe:

          Ja, weil Völkermord im Römischen Statut gar nicht vorkommt.

  • "in EINIGEN linken Kreisen", "TEILE der Linken" - Spuren von Differenzierung finden sich doch im Beitrag, das ist lobenswert.



    Unhaltbar ist die Behauptung 1922, 1931, 1945 und 2005 stünden in einer eindeutigen Kontinuität. Zu unterschiedlich waren die Bedingungen kurz nach dem 1. Weltkrieg (mit neuer Kolonialmacht) im Vergleich zur Zeit kurz nach der Shoah und dem 2. Weltkrieg oder im Vergleich zur Zeit nach Nakba, Sechs-Tage-Krieg, jahrzehntelanger Besatzung und Intifada.



    Meinungsbeiträge dürfen einen Fokus haben, aber mich hätte schon interessiert, was der Autor für einen Alternativvorschlag zum Widerstand gegen unrechtmäßige Besatzung und institutionalisierte Menschenrechtsverletzungen (Administrativhaft usw.) hat.



    Stichwort Rückkehrrecht: jeder weiß, dass das nie passieren wird. Es ist einer der wenigen Hebel, den die Palästinenser*innen noch haben. Man muss es ihnen in einem politischen Prozess, der zur Zweistaatenlösung führt, abverhandeln.



    Zu Lage in Deutschland: BDS mag ein Rausch sein, Staatsräson ist dann was? Katatonie?



    Nachschlag BDS: der Boykott von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen ist falsch.

    • @My Sharona:

      'BDS mag ein Rausch sein, Staatsräson ist dann was? Katatonie?'

      Toll 👍🏻😀

    • @My Sharona:

      Die Alternative ist für die Israel-Unterstützer klar: Hinlegen und sterben. Jeder Widerstand ist böse. Allenfalls darf man Israel schelten- aber es darf darunter nicht leiden. Nicht mal verklagen darf man das arme Ding. Und ewig fließen Waffen und Geld und Unterstützung aus den USA. Daher ist meine Meinung auch - lohnt sich nicht. Man kann da nichts ändern. Besser um andere Konflikte kümmern.

  • Vielen Dank für den Beitrag. Ein entscheidender Punkt fehlt mir: dass BDS nämlich eine genuin westliche, an den US-Universitäten geschulten Ursprung hat (Columbia, Überraschung...) und keine irgendwie genuin lokale Initiative war. Barghouti ist in Katar geboren und in Ägypten aufgewachsen, lebte und studierte seit Jahrzehnten in den USA.

    • @Jewels&Iron:

      Er ist trotzdem Palästinenser.

  • Gerd Grözinger , Autor , Prof., Europa-Univ. Flensbu

    Interessant, wenn BDS - eine nicht-gewalttätige - Bewegung der Zivilgesellschaft mit vielen jüdischen Unterstützern - wieder einmal in der taz verdammt wird, aber das massenmörderische Regime in Israel, angeführt von einem mit internationalem Haftbefehl Gesuchten, mit keinem Wort erwähnt wird.

    • @Gerd Grözinger:

      BDS ist ja nun nicht als Reaktion auf die Reaktion auf den 7.10.23 entstanden. Interessant aber auch, dass von BDS-apologetischer Seite so selten Bezug auf den genuin arabischen Antisemitismus (gefüttert und überbaut mit dem europäischen) genommen wird.



      So geht doch gar nicht voran. Und hier geht's halt kommentatorisch um BDS, woanders dann wieder um Bibi.

  • "(...)platzierte BDS das Thema Israel/Palästina hoch auf der Agenda der globalen Linken und generierte in zwei Jahrzehnten massive Aufmerksamkeit für die palästinensische Sache."

    Tat BDS das.

    Hat aber offenbar rein gar nichts genützt. Und das liegt wohl nicht daran, dass BDS durch und durch eine Ausgeburt des Antisemitismus ist.

    Schwierig scheint es für bestimmten Glauben (und mehr ist es am Ende nicht) einen Blick auf die Realität zu werfen.



    Nicht Palästinenser weiten seit vielen Jahrzehnten die Geografie aus, die sie dann als Staat, Besatzungsmacht oder messianisch-gewalttätige Siedlerbewegung beherrschen und kontrollieren.

    Es sind auch nicht die Rechte, die kollektive Vertreibungs- Enteignungs- Besatzungserfahrungen der Palästinenser, die in Europa, in den überseeischen Ausgründungen Europas, eine letztlich offenbar völlig selbstverständlich angenommene Situation für Menschen des des jüdischen Kulturkreises hinnehmen, in ihren Ländern /Staaten /Gesellschaften, könnten ihre Nachbarinnen und Mitbürger letztlich nicht sicher leben.



    Weshalb man dafür ist, dass sie es doch im Staat Israel können.



    Auch wenn die Geografie vor Ort selbstverständlich in jeder Hinsicht zu eng ist.

    • @Elise Hampel:

      "Menschen des jüdischen Kulturkreises" könnten in Europa und seinen "überseeischen Ausgründungen" letzlich nicht sicher leben ... ist keine "offenbar völlig selbstverständlich angenommene Situation", sondern eine jüdische Erfahrung, grausam belegt durch die Jahre der Vernichtung während des NS.



      Und im "islamischen Kulturkreis" leben Juden ebenfalls nicht nur nicht sicher, sondern fast gar nicht mehr.

  • Was Israel mit den Palästinensern da in Westbank und Gaza veranstaltet, entspricht das unseren Werten?

  • So wie sich die israelische Regierung und die israelische Armee insbesondere zurzeit in der Region gebärdet, was wohl die Zustimmung einer Mehrheit der jüdischen Bevölkerung Israels findet, kann ich das Ziel, dieses Vorgehen NICHT zu unterstützen, gut verstehen. Vor allem, wenn "die (deutsche) Politik" hier zu keiner humanen Reaktion fähig ist.

  • Ressentiment, als „Groll“ oder „Verbitterung“, geht auf ressentir/sentir zurück, was „fühlen“ oder „spüren“ meint. Später wurde daraus die „gefühlsmäßige starke Abneigung, stiller Vorbehalt, Groll gegenüber Personen, Sachen, bedingt durch (vermeintlich) erlittenes Unrecht“. In jedem Fall, bleibt es eine Gefühlssache und da sagen die Therapeuten ihren KlientInnen, „ihre Gefühle sind ihre eigene Verantwortung“.

    Dass Israelis und/oder Juden empfindsam auf Ablehnung reagieren und auch die Deutschen hier in Teilen besonders achtsam sind, kann jeder Mensch empathisch nachvollziehen. Gefühle, der einen wie der anderen, bleiben trotzdem ihre Privatsache. Die wichtigere und problematischere Frage scheint mir, zu entscheiden, ab wann Ablehnung zu strukturelle Benachteiligung, systematischer Ausgrenzung oder zu Gewalt führt. Hier braucht es klare Grenzziehungen. Die dürfen aber keine freie Meinungsäußerung und (berechtigte?) Kritik verhindern, Gefühle verbieten können sie ohnehin nicht. Mehr als Verbote bringen da vielleicht Gesprächsangebote, die es zu erneuern gilt, auch wenn erst einmal keiner da ist, der zum Gespräch bereit ist. Die Debatte ist ohnehin nicht tot zu kriegen.

  • Zum Teil etwas weit hergeholte Begründungen. Darum eine näher liegende Rückfrage: Wie einen Staat bremsen, der zwei Millionen Menschen in ein Lager einsperren will?

  • Wer bei der Siedlungs- und Landraubpraxis Israels gewaltfreien Boykott so pauschal als Antisemitismus diffamiert, verkennt die Komplexität und Asymmetrie des Konflikts. Es stellt sich ja auch die Frage des Alternative, wie man israelischem Expansionismus sonst begegnen könnte.

    • @Henne Solo:

      Wer die arabischen (und persischen) Nachbarn und ihre Geschichte mit dem jüdischen Israel ignoriert, verkennt wiederum Machtverhältnisse. Ginge es nur um die paar qkm zwischen Meer und Jordan und die Menschen dort, wäre der Konflikt längst gelöst. Aber für Israel gilt hat seit Gründung Schillers Spruch vom Frömmsten und den Nachbarn.

    • @Henne Solo:

      Das ist genau die Frage, der immer ausgewichen wird.

  • Für diesen Kommentar werden Sie hier wieder einmal sehr viel verbale Prügel beziehen müssen, Herr Potter. Das ändert freilich nichts daran, dass Sie vollumfänglich recht haben.



    BDS ist letztendlich nichts anderes als "Kauft nicht bei Juden" in einem "progressiven" Gewand. Anlass zur Freude ist dieses Jubiläum tatsächlich nicht.



    Ich erkenne einen gewissen Fortschritt beim Umgang mit linkem Antisemitismus, aber es gibt noch immer sehr viele - auch hier im TAZ-Umfeld - die das noch immer als gefährlich Netzbeschmutzung ansehen.

    • @Katharina Reichenhall:

      "Das ändert freilich nichts daran, dass Sie vollumfänglich recht haben."

      Na dann.

      Kann es ja so weiter gehen wie in den letzen Jahrzehnten. Dann ist doch alles gut. Und man hat sich bestätigt im richtigen zu sein. Während das Falsche vollumfänglich andere Verantworten.



      Die natürlich erst Mal irgendwas müsste.



      Damit man sagt: Siehste!



      Und dabei selbst nichts muss.

      Weiter machen.



      Den Trümmern entgegen. Es dabei für gewaltfreie Kommunikation halten.



      Auch ganz wichtig.



      Für die Stimmung.



      STIMMUNG!

      Ist einfach viel besser als Analyse.

  • Die Wahrheit ist eine andere, Israel tut seit zehn Jahren alles, um BDS zu unterminieren. Dieser Artikel hilft dabei ... und unterstützt damit letztlich das illegale Siedlungsprojekt Israels.

    Anbei ein Artikel, welcher die israelische Gegenstrategie zu BDS erklärt.

    inthesetimes.com/f...tt-occupation.html

    • @Deutschfranzose:

      Eine Recherche der taz, wie es zur Entscheidung des BT 2019 kam, wäre mal interessant. Und damit meine ich nicht die tatsächliche Abstimmung, sondern die politische Arbeit und die entsprechenden Gespräche, auch mit Interessensvertretungen, zuvor.

  • Es scheint leider dem journalistischen Zeitgeist zu entsprechen, dass Diffamierungen an die Stelle von Argumenten treten: auch hier wird pathologisiert ("Rausch"), mit historisch fragwürdigen Bezügen auf entkontextualisierte Ereignisse argumentiert und sehr, sehr einseitig skandalisiert (die staatliche, proisraelische Cancel Culture ist jedenfalls viel erfolgreicher als BDS). Aber vielleicht muss man sich auch solcher Mittel bedienen, um zu verteidigen, was nicht mehr zu verteidigen ist: Israel hat seit jeher eine katastrophale Menschenrechtsbilanz und im gegenwärtigen Krieg ein Verbrechen nach dem anderen begangen. Erst gestern hat Katz offen verkündet, die Gazaner in einem Lager internieren zu wollen, um die letztlich "umzusiedeln". Ich bin mir nicht sicher, ob angesichts solcher Abgründe "Antiisraelismus" wirklich ein sinnvoller Vorwurf ist. Wie sollte man sich denn zu einem Staat verhalten, der offen zugibt, eine ethnische Säuberung zu planen und dessen MP ein gesuchter Kriegsverbrecher ist?

    • @O.F.:

      Boykottieren Sie persönlich Russland wegen seiner desaströsen Menschenrechtsbilanz?

      Wären Sie auch dafür, ALLE russischen Künstler auszuladen, jede Art der Kooperation mit Russen auszusetzen und diejenigen, die dem nicht folgen, bloßzustellen?

      Und wenn nicht, warum nicht? Wo ist der Unterschied?

      • @Suryo:

        Ich denke, diese Frage ist obsolet (und auch etwas link), gibt es doch nach dem Verhängen diverser Sanktiionspakete gegen Russland nicht mehr russisches zu kaufen. Oder täusch ich mich?



        Und singt die Netrebkov eigentlich noch in der EU, und dirigiert Currenzis?

      • @Suryo:

        Ich lehne Boykotte von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen ab, aber wirtschaftlich? Ja, ich wäre für einen so weit wie möglich gehenden Boykott Russlands. Da gibt es keine Doppelstandards.

    • @O.F.:

      Wie immer bei diesem Thema gilt es zu differenzieren zwischen Israels Taten und Israels Existenz. Da BDS keine homogene Bewegung ist, sind die Grenzen hier fließend.

      Auch erschließt sich mir nicht, was ein israelischer DJ damit zu tun hat und was die BDS Bewegung dazu legitimiert in die Autonomie hiesiger Clubbetreiber einzugreifen. Gleiches gilt für den Kunst- und Wissenschaftsbetrieb.

      Anhänger der Bewegung die hierzulande eine Boykotterklärung namentlich unterstützten, sollten zudem gut bei Kasse sein. Nach § 7 Boykotterklärung des AWV ist Inländern die Abgabe einer Erklärung, die sich an einem Boykott gegen einen anderen Staat beteiligt verboten. Es sei denn sie erfolgt im Rahmen beschlossener Sanktionen der UN, EU oder der Bundesregierung.

      Das Vergehen stellt immerhin eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit bis zu 500.000€ geahndet werden kann.

      Soviel zur Legalität derartig gelagerter Aufrufe.

      • @Sam Spade:

        Das AWV gilt für Unternehmen, nicht für Verbraucher. Es so anzuwenden, wie Sie es interpretieren, würde mit Sicherheit die Grundrechte verletzen.

      • @Sam Spade:

        Ich danke für die sachliche Antwort (das auch als Seitenhieb nach unten...). Wie gesagt, man kann über die Sinnhaftigkeit solcher Aufrufe diskutieren - und die Frage, welchen Sinn es macht, den israelischen DJ zu boykottieren, Stelle ich mir auch. Aber genau das ist ja die Diskussion, die der Artikel oben nicht führt. Die gesetzliche Grundlage, die von Ihnen angesprochen wird, finde ich höchst problematisch: nicht nur, weil damit die Forderung nach einer gängigen politischen Maßnahme illegalisisrt wird, sondern auch, weil ich an der neutralen Anwendung dieses Gesetzes zweifle...

        • @O.F.:

          Wie bei vielen Gesetzen und Verordnungen hat deren Anwendung nicht nur eine Seite.

          In ersten Linie verhindert das Gesetz, dass sich deutsche Unternehmen im Ausland Boykottmaßnahmen anschließen, die nicht der deutschen Rechtsauffassung entsprechen. Bestes Beispiel sind die zahlreichen US Sanktionen.

          Es gilt aber eben auch für Verbände (z.B. Wirtschaftsverbände), Organisationen und Einzelpersonen im Inland.

          Grundlage ist aber, dass man sich namentlich einer solchen Erklärung anschließt. Ein einfacher Aufruf bei X erfüllt dieses Kriterium noch nicht.

          Einige Boykotterklärungen des BDS in Deutschland jedoch schon.

    • @O.F.:

      Genau. Die Universität Genf hat mittlerweile alle Kontakte mit israelischen Universitäten eingestellt, dass heisst, es gibt keine geminsamen Forschungsaufträge mehr, andere Kontakte sind davon nicht betroffen. Ist die Uni Genf nun antisemitisch oder für Deutsche verfassungsfeindlich ?

    • @O.F.:

      Der übliche Whataboutism. Und natürlich der berühmte "Kontext". Wenn Israel etwas unternimmt, ist er plötzlich ungeheuer unwichtig, dann zählen die jahrelangen Vernichtungsdrohungen von Hamas, Hisbollah oder dem Iran nicht. Schuld an allem ist nur Israel, das irgendwie anlasslos und aus heiterem Himmel Böses tut. Aber beim 7. Oktober: Kontext! Soo wichtig! Oder eben jetzt beim BDS. Potter hat die höchst unappetilichen Seiten des Vereins ja konkret benannt, wo man die Massenmorde der Hamas als Widerstandsaktion bejubelte. Aber das sind natürlich alles nur "Diffamierungen" und "einseitige Skandalisierungen". In der Sache ist Ihnen dazu allerdings nichts eingefallen. Stattdessen auch hier wieder die übliche Apologetik: Kontext! Auf dem schmalen Grad zwischen Verstehen und Verständnis stürzen Sie ja regelmäßig ab.



      "Israel hat seit jeher eine katastrophale Menschenrechtsbilanz und im gegenwärtigen Krieg ein Verbrechen nach dem anderen begangen." Bitte nach Belieben anstelle von Israel einsetzen: Hamas, Hisbollah, Iran... Aber in diesem "Kontext" kommen Menschenrechte bei Ihnen regelmäßig nicht vor.

      • @Schalamow:

        Das ist das übliche rhetorische Schattenboxen, in dem Sie nicht genau auf meinen Beitrag eingehen, sondern sich an Ihren eigenen Zerrbild meiner Positionen abarbeiten. Dabei fällt Ihnen nicht einmal auf, dass Sie genau die Fehler machen, die Sie mir vorwerfen: der Whataboutism liegt ja in Ihrem „aber Hamas, Iran oder wer auch immer“-Argument, denn erstens ging es hier um die Bewertung von BDS und nicht um den gesamten NO-Konflikt und zweitens wird Iran sanktioniert und Hamas als Terrororganisation eingestuft, d.h. eine Entsprechung zum Boykott wird staatlich implementiert und ist auf keine Protestbewegung angewiesen. Und was den fehlenden Kontext angeht: der NO-Konflikt ist älter als Hamas, Hisbollah und die islamische Politik. Statt diese Akteure als Legitimation für eine Politik heranzuziehen, die nicht mehr zu legitimieren ist (es gibt keine „legalen“ Kriegsverbrechen und keine erlaubten ethnischen Säuberungen), müssen Sie sich eben ab und an auch fragen, was die eigene Regierung und ihre Verbündeten falsch machen. Und im NO ist das eine Menge.

      • @Schalamow:

        Zustimmung!

        Der „Kontext“ bzw. die „Vorgeschichte“ sind für einige auch beim Thema Russlands Krieg gegen die Ukraine immer ganz wichtig. Ein Komplettboykott Russlands wäre diesen Leuten wiederum „zu unsachlich“, „zu emotional“, „zu schwarz-weiß gedacht“ und darum „nicht hilfreich“.

        Das nur als Seitenhieb nach oben.

    • @O.F.:

      Hmm, wie wäre es etwa damit, die rechtsextreme Regierung dieses Staates zu kritisieren und nicht den Staat als solchen zu verteufeln? Oder fordert angesichts von Trumps Eskapaden irgendwer die Vernichtung der USA (okay, abgesehen vom Iran)?

    • @O.F.:

      Wo sehen Sie Diffamierungen oder einseitige Skandalisierungen?



      Ich sehe eine zutreffende Charakterisierung von BDS. Wer "Kauft nicht bei Juden" schreit- und nichts anderes tut BDS letztendlich-, darf sich nicht wundern, wenn er als antisemitisch bezeichnet wird.

    • @O.F.:

      Wie man sich verhalten soll? Jedenfalls nicht mit Methoden, die im Dritten Reich beinahe zur Ausrottung des Judentums geführt hat.

      "Kauft nicht bei Juden" war damals nur der Anfang. Und diese Entwicklung sehe nicht nur ich, sondern auch Menschen, die wohl die Hoheit und die Autorität haben, weil sie direkt selbst betroffen sind. Und wenn wir anfangen, Juden ihre Bedenken abzusprechen gar zu verneinen, na dann bewegen wir uns ganz schnell auf die nächste Vernichtungswelle zu. Ohne mich.

    • @O.F.:

      "Die Kampagne boykottiert selbst Standing Together, eine linke Bewegung in Israel, in der Ara­be­r*in­nen und Israelis sich gemeinsam für den Frieden einsetzen."



      Das ist zu kritisieren, wie auch die israelische Regierung und die radikalen Siedler zu kritisieren sind.



      Trotzdem ist das Existenzrecht Israels nicht verhandelbar.

    • @O.F.:

      Zum einen gäbe es BDS sicher auch, wenn Israel eine vorbildliche Menschenrechtsbilanz hätte, zum anderen gibt es etwas BDS vergleichbares meines Wissens gegenüber keinem anderen Staat, auch nicht gegenüber Staaten, die definitiv eine noch viel schlechtere Menschenrechtsbilanz aufweisen. Wo ist denn die Bewegung, die China boykottiert? Wie viele BDS-Aktivisten besitzen wohl Dinge, die in China hergestellt wurden, vielleicht sogar in den Arbeitslagern von Xinjiang?

      • @Suryo:

        (1) 'gäbe es BDS sicher auch, wenn Israel eine vorbildliche Menschenrechtsbilanz hätte': das macht eher keinen Sinn, es ist ja gerade die nicht ordentliche Bilanz, die den BDS trägt. Ohne die Menschenrechtsverletzungen hätte der BDS ja keine Legitimation.

        (2) bzw China müsste man halt mal recherchieren: könnte mir vorstellen, dass es eine ähnliche Organisation, zB getragen von Exil-Uiguren gibt.

      • @Suryo:

        "Zum einen gäbe es BDS sicher auch, wenn Israel eine vorbildliche Menschenrechtsbilanz hätte" - eine Nebelkerze, wahrscheinlich auch Unfug und angesichts vorbehaltloser Unterstützung durch die USA und BRD einigermaßen bizarr.



        "Etwas BDS vergleichbares" war die Anti-Apartheidsbewegung.



        Warum Israel? Im Nahostkonflikt werden zahllose andere politische Debatten (deutsche Vergangenheitsbewältigung [wer sind wir?/wollen wir sein?], Migration und Islam, Klima, Medien & Repräsentation, Rechtsradikalismus, Völkerrecht & Interventionen usw.usf.) mitverhandelt - und das seit Jahrzehnten. Jede*r sich nur in Ansätzen als politischen Menschen Verstehende*r, ist aktuell oder an irgendeinem Punkt ihrer*seiner Vergangenheit damit befasst. Viel wird geschrieben, auf das dann wieder reagiert wird, zumal der Vorwurf des Antisemitismus als Komplettzerstörung von moralischer Integrität gemeint ist und von den auf diese Weise Angegangenen auch als ein solcher verstanden wird - was eine Reaktion wiederum unausweichlich macht. Der Nahostkonflikt ist uns zudem historisch nah (näher als China) und die asymmetrischen Machtverhältnisse im NO sowie die Doppelstandards der Israel-Unterstützer*innen krass.

      • @Suryo:

        Etwas BDS vergleichbares gab es gegenüber Rhodesien und Südafrika.

      • @Suryo:

        Der BDS ist halt einzig und allein auf Juden spezialisiert.

        Genozid an Millionen Tibetern? Völlig uninteressant.

        China schnappt sich millionen tibetischer Kinder, trennt sie von ihren Familien und brainwashed sie. Tibet stirbt. Menschen, Natur, Tiere, der Himalya. Der perfekte Genozid.

        Europäisches Parlament:

        " . . . dass Experten der Vereinten Nationen die Sorge geäußert haben, dass tibetische Kinder somit unter schweren psychischen und emotionalen Belastungen, einschließlich Einsamkeit und Isolation, leiden und die Fähigkeit verlieren, problemlos in ihrer Muttersprache mit ihren Familien zu kommunizieren, was zur Zerrüttung ihrer individuellen und gesellschaftlichen Identität beiträgt und daher gegen internationale Menschenrechte verstößt und womöglich einem Völkermord gleichkommt."

        www.europarl.europ...-2023-0479_DE.html

        • @shantivanille:

          Dasselbe gilt für die muslimischen Uighuren. Dennoch gibt es nicht einmal in den muslimischen Staaten eine Boykottbewegung, geschweige denn „Tage des Zorns“ oder ähnliches.

  • "Boykottbemühungen gegen Juden in der Region gab es schon vor BDS und vor der Staatsgründung Israels 1948. 1922 rief der Arabische Kongress in Nablus zum Boykott jüdischer Waren auf und forderte das Verbot von Landverkäufen an Juden, um einen jüdischen Staat zu verhindern." -

    Im Ernst, das ist für den Autor ein erstes Anzeichen einer antisemitischen Protestbewegung? Lol

    • @N.Laj:

      Ja, ein ziemlich offensichtliches sogar

    • @N.Laj:

      Nee. Man kann Israel boykottieren und weiterhin die Güter von Juden anderswo kaufen. Ich kaufe z.B. gerne die Bücher von Tomer Dreyfus und Deborah Feldman ein.

    • @N.Laj:

      Auf der jüdischen Seite gab es einen Boycott der arabischen Wirtschaft.

    • @N.Laj:

      Was ist es denn für Sie anders als Antisemitismus, wenn eine Organisation explizit dazu aufruft, nur an Juden kein Land zu verkaufen?

      Wobei der Autor das ja nicht als "Protestbewegung" bezeichnet hat, sondern er schreibt von "Boykottmaßnahmen".

      Der Widerstand und Protest gegen die Zuwanderung von Juden in das damalige Mandatsgebiet Palästina begann lange vor der Staatsgründung.

      Das macht die Sache ja so kompliziert, weil in diesem Konflikt keine Seite nur Opfer oder Täter ist, auch wenn das jede Seite gerne so hätte bzw. sich so darstellt.

      • @ PeWi:

        Die Juden wollten in Palästina das Land übernehmen und aus Palästina einen jüdischen Staat machen. Da hätte ich mich als Araber auch bedroht gefühlt. Was den Landkauf angeht: Die Juden haben Land geksuft und den Pächtern gekündigt, um es selbst zu bearbeiten. Arabische Landkäufer haben die Pächter übernommen und nur die Pacht kassiert.

    • @N.Laj:

      „Kauft nicht beim Juden“ soll nicht antisemitisch sein?

      • @Jesus:

        Ich denke nicht, dass es die Opfer der Shoa verdient haben, dass sie für die Politik Israels als Deckmantel genutzt werden.



        Wer die Geschichte kennt, weiß um die Unschuld all der Opfer und kommt nicht auf die Idee, die Verbrechen der israelischen Regierungen damit relativieren zu wollen.



        Ich halte das für einen Missbrauch der jüdischen Opfer des Hitlerfaschismus.



        Erarbeitet wurde die Anklage gegen Netanjahu auch von einem über neunzigjährigen Holocaustopfer.



        Das sollte man wissen und vor der Meinungsbildung darüber nachgedacht haben.

      • Gerd Grözinger , Autor , Prof., Europa-Univ. Flensbu
        @Jesus:

        Ist doch eher: kauft nichts Israelisches. Entspricht damit: kauft nichts Russisches.

      • @Jesus:

        Ich sehe das eher als individuelle Sanktion an keine Waren aus einem Land wie Russland oder Israel zu kaufen.



        .



        Die Bewegung BDS als solche kann dennoch zum großen Teil durchaus antisemitisch sein, ich sehe da keinen Wiederspruch.



        .



        Dennoch gilt: Sanktionen gegen Russland sind nicht antirussisch oder antislavisch und so sind längst überfällige Sanktionen gegen Israel auch nicht antisemitisch.

      • @Jesus:

        "Kauft nicht beim Russen" soll nicht antirussisch sein?

        Glauben Sie es ist ein redlicher, zielführender, der historischen Entwicklung bis zum heutigen Status Quo gerecht werdender Ansatz,



        den Versuch der palästinensischen Seite mit anderen als rein militärischen Mitteln ihre Rechte zu erkämpfen,



        pauschal, partout als antisemitisch zu denunzieren?

        Erscheint Ihnen das nicht etwas zu schlicht? Müsste es da nicht irgendeinen Haken geben?

        Mit welchen Mitteln erkämpft man denn in der vorliegenden Situation, den dominierenden Kräftverhältnissen die Rechte vor Ort lebender Palästinenser?

        Sind die Prüfungskommissionen zur Feststellung des Antisemitischen nicht doch ziemlich einseitig besetzt?

        • @Elise Hampel:

          "Sind die Prüfungskommissionen zur Feststellung des Antisemitischen nicht doch ziemlich einseitig besetzt?" - das sind sie wohl.

    • @N.Laj:

      Was soll daran so absurd sein?

    • @N.Laj:

      Die Nazis haben mit "Kauft nicht bei Juden" angefangen. Dann wurden jüdische Geschäfte mit Judensternen und andere Schmierereien an die Läden versehen.



      Araber haben damals Ländereien verkauft. Und so wurde auf der gekauften Landfläche Israel gebaut.



      Leider haben die Politiker(International) die aggressive Siedlungspolitik nicht unterbunden. Bin für Sanktion gegen die Regierung Israels. Aber dieses Forderung der BDS erinnert mich an die dunkelenen Zeiten. Da die BDS ja von einem Judenfreien Staat träumt, kann diese nicht vollständig unterstützen.



      Was passiert mit dem palästinensichen Volk danach? Leben diese frei von Unterjochung und leben frei? Unter der Hamas bestimmt nicht. Eigentlich müssten dann die ProPalastine Demonstranten auch gegen das Hamasregime sein.

      • @Mic23:

        "erinnert mich an die dunkelenen Zeiten" - es ist Teil des Problems in dieser Diskussion, dass "erinnert mich an" schon ausreicht, um sehr weitgehende Meinungen und Verurteilungen zu begründen.



        "Eigentlich müssten dann die ProPalastine Demonstranten auch gegen das Hamasregime sein." - entgegen der oft getätigten Feststellung, dass die radikalsten Äußerungen repräsentativ für palästinasolidarische Menschen sind und Hamas-Glorifizierung quasi den Wesenskern palästinasolidarischer Bewegungen darstellt, werden Sie nur mit Mühe eine Handvoll echter Hamassympathisant*innen in Deutschland finden. Aber ein gewisses Wegschauen und Aufschieben gibt es bestimmt. Das muss ganz kritisch und offen gesagt werden.

      • @Mic23:

        BDS träumt nicht von einem judenfreien Staat, sondern von einem Staat für Juden und Araber. Für einen Staat aller Bürger und nicht einen Staat der Juden.

        • @Francesco:

          Wie Sie schreiben: Es ist ein Traum.

          Selbst wenn die Juden es riskieren würden, allen Palästinensern die Rückkehr zu ermöglichen, würde diese Gesellschaft aus zwei Bevölkerungsgruppen bestehen, die sich aus religiösen Gründen und aufgrund der sehr unterschiedlichen Erfahrungen und Geschichtsbilder sehr distanziert gegenüber stehen.

          Vorsichtig ausgedrückt.

          Bei jeder Stellenbesetzung würde es weniger um Qualifikation, sondern um Volkszugehörigkeit gehen.



          Daran ist schon der Libanon zerbrochen.



          Und da in einem solchen Staat die Muslime die Mehrheit sein werden, sähe ich die reale Gefahr, dass da plötzlich ein arabisch/muslimischer Staat entsteht, in dem "Ungläubige" nur geduldet sind.

          Für BDS-Mitglieder mag Religion völlig ohne Bedeutung sein, bei der Mehrheit der Araber ist das anders , ganz anders.

          Das soll nicht heißen, der BDS sei antisemitisch, aber naiv und fern der Wirklichkeit wären sie schon.

    • @N.Laj:

      Sicherlich nicht das erste, aber ein sehr deutliches.



      Sie wissen, wohin "Kauft nicht bei Juden" führen kann?

      • @Katharina Reichenhall:

        'Kauf nicht in Israel' (BDS) - ist ein Riesenunterscheid zu 'Kauf nicht bei Juden'. So viel Genauigkeit sollten wir uns schon erlauben.

      • @Katharina Reichenhall:

        Der Vergleich hinkt, da es sich um eine bedrohte Minderheit in Deutschland damals handelte. Jetzt geht es um einen Nationalstaat der seit seiner Gründung Menschen anderer Konfessionen/ Ethnien vertreibt und tötet. Ein Staat der laut Gesetz nur einer Ethnie gehört. Ein Staat der eine regionale, atomare Supermacht darstellt, welche durch die USA im Weltsicherheitsrat geschützt wird.

        • @Moritz Pierwoss:

          Das trifft nahezu alles auch auf die Volksrepublik China zu

          • @Suryo:

            Das traf auch auf die europäischen Kolonialstaaten zu.

        • @Moritz Pierwoss:

          Sie vergessen zu erwähnen, dass die benachbarten Menschen anderer Konfessionen/Ethnien diesen Staat seit seiner Gründung vernichten wollen, ebenso, dass diese Menschen ihre jüdischen Mitbürger vertrieben haben, nur, weil sie Juden waren. Und die hatten, anders als die Palästinenser in den besetzten Gebieten, keine Untergrundbewegungen gebildet und Anschläge auf Soldaten, Polizei oder Zivilisten verübt.

          Es waren einfach "nur" Juden, die man verjagt hat und deren Besitz vermutlich in den seltensten Fällen palästinensischen Flüchtlingen zugute kam. Da dürften sich ganz andere bereichert haben.

          Möglicherweise steht weder in der ägyptischen, noch in der türkischen Verfassung, dass diese Staaten nur den Türken bzw. den muslimischen Ägyptern "gehört". Aber deren Politik gegenüber den Kopten oder den Kurden bedeutet genau das.

          Das "legitimiert" die israelische Besatzung in keiner Weise, aber die "Bösen" sind hier eben nicht nur die Israelis.

        • @Moritz Pierwoss:

          Sie meinen den Staat, der direkt nach der Gründung von seinen Nachbarstaaten angegriffen und vernichtet werden sollte, wohlgemerkt drei Jahre, nachdem ein großer Teil seiner Bürger aus der grausamsten Tötungsmaschinerie, die die Menschheit hervorgebracht hat, befreit wurden.



          Der Staat, der immer wieder angegriffen wird und dem mit dem Massaker vom 07.10.2023 erneut vorgeführt wurde, dass die, die rufen "Tod Israel und den Juden", das auch wirklich ernst meinen.



          Der Vergleich bzw. die Analogie hinkt keinesfalls.