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Kritik am Deutschen EthikratBisschen viel Gott

Im Ethikrat sitzen auffällig viele Leute mit religiösem Hintergrund. Das ist bei Themen wie Sterbehilfe bedenklich. Ist das Gremium noch zeitgemäß?

Die ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Prof. Dr. Alena Buyx Foto: Political-Moments/imago

Monatelang war der Deutsche Ethikrat nicht arbeitsfähig, da es die Bundesregierung versäumt hatte, neue Mitglieder für das Gremium vorzuschlagen, obwohl dies mehrfach angemahnt wurde. Erst im Oktober 2024 berief Bundestagspräsidentin Bärbel Bas die neuen Mitglieder für vier Jahre.

Doch wer sind eigentlich die Personen, die, wie vom Gesetzgeber gefordert, über „ethische, gesellschaftliche, naturwissenschaftliche, medizinische und rechtliche Fragen sowie die voraussichtlichen Folgen für Individuum und Gesellschaft“ beraten, „die sich im Zusammenhang mit der Forschung und den Entwicklungen insbesondere auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften und ihrer Anwendung auf den Menschen ergeben“?

Ursprünglich als Nationaler Ethikrat gegründet, agiert der Deutsche Ethikrat auf Grundlage des 2007 verabschiedeten Ethikratgesetzes.

Die Mitglieder sind unabhängig und werden je zur Hälfte vom Bundestag sowie von der Bundesregierung für höchstens zwei Amtsperioden berufen.

Da die Mitglieder von den im Bundestag vertretenen Parteien vorgeschlagen werden, fällt die Wahl meistens auf Personen, die die jeweiligen parteipolitischen Interessen vertreten und ähnliche Weltanschauungen teilen.

Schließlich steht die ethische Deutungshoheit der Bundesrepublik auf dem Spiel. Egal ob Juristen, Naturwissenschaftler, Informatiker oder Mediziner – die Politik nutzt stets ihr Vorschlagsrecht, um Einfluss auf die Zusammensetzung und damit die Empfehlungen des Ethikrates sicherzustellen.

Bundestag und Bundesregierung berufen jeweils zur Hälfte die Mitglieder des Ethikrates Foto: Michael Kappeler/dpa

Heftige Kon­troversen in Covid-19-Pandemie

Das Verfahren erinnert dabei an die Entscheidungen der Richterwahlausschüsse auf Landes- und Bundesebene. Da der von der AfD vorgeschlagene Gynäkologe Ronald Weikl vom Bundestag abgelehnt wurde, umfasst der Ethikrat gegenwärtig nur 25 statt der vorgesehenen 26 Mitglieder.

Der Ethikrat beschäftigte sich in den letzten Jahren immer wieder mit wichtigen gesellschaftspolitischen Fragen wie Inzestverbot, Suizidalität, Klimagerechtigkeit, aber auch mit Themen wie künstliche Intelligenz und Impfpflicht – Letzteres führte während der Covid-19-Pandemie zu heftigen Kon­troversen.

Im Deutschen Ethikrat sollten laut Gesetzgeber unterschiedliche ethische Ansätze und ein plurales Meinungsspektrum vertreten sein. Ein Blick auf die 25 Mitglieder zeigt jedoch, dass dieser Anspruch auch in der aktuellen Besetzung des Gremiums nur unzureichend erfüllt wird. Auffallend ist, dass weiterhin eine große Anzahl Theologen vertreten ist, während mit Mark Schweda nur ein einziger Philosoph im Gremium sitzt. Das wirft die Frage auf, ob der Ethikrat noch zeitgemäß und repräsentativ für die deutsche Gesellschaft ist.

Zu den für eine erste oder zweite Amtszeit berufenen Mitgliedern gehören die Regionalbischöfin Petra Bahr, die Theologin Kerstin Schlögl-Flierl sowie Muna Tatari, eine islamische Theologin, die mit einer Arbeit zum Thema Gott und Mensch im Spannungsverhältnis von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit promoviert hat.

Die Amtszeit von Elisabeth Gräb-Schmidt, einer weiteren Theologin, ist noch nicht abgelaufen. Zudem soll der katholische Moraltheologe Jochen Sautermeister im Februar kommenden Jahres dem dann ausscheidenden Armin Grunwald nachfolgen.

Abgesehen von diesen fünf Theologen gibt es noch mehrere Mitglieder, die explizit dem religiösen Spektrum zuzuordnen sind. So studierte der von der FDP vorgeschlagene Nils Goldschmidt Theologie und Wirtschaftswissenschaften, war Gastprofessor für christliche Sozialethik an der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und ist Vorstandsmitglied der Görres-Gesellschaft.

Diese Gesellschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, wissenschaftliches Leben in verschiedenen Fachgebieten zu fördern, „im Bewusstsein ihres im katholischen Glauben wurzelnden Gründungsauftrages“.

Annette Riedel hat an der Evangelischen Fachhochschule für Sozialwesen in Freiburg im Breisgau studiert, leitete später eine evangelische Berufsschule und ist seit 2018 Mitglied in der Ethikkommission des Johanniterordens. Der Mediziner Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, betrachtet ethische Fragen ebenfalls aus einer religiösen Perspektive.

Das religiöse Spektrum geht noch weiter: Der von der CDU vorgeschlagene Bonner Arbeitsrechtler Gregor Thüsing hat die Besonderheiten des Arbeitsrechts, wie es für kirchliche Arbeitgeber, die Diakonie und die Caritas gilt, wiederholt erklärend verteidigt. Er hat an der Ausarbeitung der liberalisierten „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“ mitgewirkt.

Der Palliativmediziner Winfried Hardinghaus, der vor allem an katholischen Krankenhäusern tätig war, lehnt Suizidbeihilfe entschieden ab. Der Soziologe Armin Nassehi, ein bekennender Christ, ist überzeugt: „Es war aber eben auch Gottes Wille, dass der Mensch frei ist. Gott hat so der Zeit und der Geschichte einen unvorhersagbaren Verlauf gegeben. So ist eine von dem Allmächtigen gewollte Unbestimmtheit in seine Schöpfung gekommen.“

Die Kölner Strafrechtlerin Frauke Rostalski hat zwar keinen explizit religiösen Hintergrund, vertritt jedoch eine strikte Position gegen die Streichung des § 218 (Abtreibungsparagraf) aus dem Strafgesetzbuch. Zudem hat sie wiederholt Einwände gegen das geplante Verbot der sogenannten Gehsteigbelästigung formuliert, das Aktivisten gesetzlich verbieten soll, Frauen auf dem Weg zu einer Abtreibung auf der Straße anzusprechen, um sie von ihrem Vorhaben abzubringen. By the way: Frauke Rostalski zog auf dem FDP-Ticket in den Ethikrat ein.

Teile der Bevölkerung unberücksichtigt

Nahezu die Hälfte der Bundesbürger ist gegenwärtig konfessionslos. Dieser Umstand wird bei der Besetzung des Deutschen Ethikrats jedoch völlig ignoriert. Gerade bei kontroversen Themen wie der Sterbehilfe oder Fragen zu reproduktiven Rechten sollte auch die Perspektive konfessionsloser und säkularer Menschen vertreten sein.

Ulla Wessels, die Praktische Philosophie an der Universität des Saarlandes lehrt und Vorstandsmitglied der Giordano-Bruno-Stiftung ist, wäre beispielsweise eine gute Wahl gewesen. Ohne die Berücksichtigung dieser Stimmen entsteht das Risiko ethischer Empfehlungen, die die Interessen und Überzeugungen eines großen Teils der Bevölkerung unberücksichtigt lässt.

Es ist zweifellos wichtig, ethische Fragen aus naturwissenschaftlicher und medizinischer Perspektive zu beurteilen, doch ebenso bedeutsam sind philosophische Diskurse, die frei von religiösem Einfluss sind und sich auf eine rationale, überkonfessionelle Basis stützen.

Die Ethik ist ein Teilbereich der Philosophie. Sie setzt sich rational mit den Grundlagen und Bewertungen menschlichen Handelns auseinander. Gerade angesichts der komplexen und oft polarisierten Debatten unserer Zeit – von Sterbehilfe und Embryonenforschung bis hin zu digitalen Rechten und künstlicher Intelligenz – bedarf es eines Ethikrats, der unterschiedliche weltanschaulichen Ansätze ausgewogen berücksichtigt.

Nur so kann das Gremium wirklich als Stimme der Gesellschaft agieren und fundierte Empfehlungen bieten, die sowohl Mitglieder religiöser Gemeinschaften als auch säkulare Teile der Bevölkerung ansprechen.

Wenn die Parteien bei der Kandidatenkür zum Ethikrat jedoch weiterhin ausschließlich eigene Interessen verfolgen und konfessionelle Positionen übergewichten, läuft dieses bedeutende Gremium Gefahr, seine Legitimation und gesellschaftliche Akzeptanz zu verlieren.

Um in einer pluralistischen Gesellschaft wirklich repräsentativ und glaubwürdig zu sein, sollte der Ethikrat die Vielfalt ethischer Standpunkte umfassender widerspiegeln.

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93 Kommentare

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  • >Das religiöse Spektrum geht noch weiter: Der von der CDU vorgeschlagene Bonner Arbeitsrechtler Gregor Thüsing hat die Besonderheiten des Arbeitsrechts, wie es für kirchliche Arbeitgeber, die Diakonie und die Caritas gilt, wiederholt erklärend verteidigt. Er hat an der Ausarbeitung der liberalisierten „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“ mitgewirkt.

    Warum soll ein Arbeitsrechtler das Rechtsgebiet des kirchlichen Arbeitsrecht, das er beackert nicht erklären, verteidigen und an einer Grundordnung mitwirken? Ist er deswegen befangen?

    Der Vorwurf, dass jemand diesenvollkommen verfassungskonformen Teil des Arbeitsrechts "wiederholt erklärend verteidigt" habe, klingt fast wie bei einem Stasi-Verhör.

  • Anhänger einer totalitären Weltsicht, und das Christentum ist eine totalitäre Weltsicht, sind in einem Ethikrat völlig fehl am Platz.

  • Wenn schon immer mehr Bürger aus der Kirche wegen ihrer Verbrechen austreten, muss man halt anders Einfluss nehmen, und die Politik ist da williger Helfer.

  • Es stellt sich die Frage, ob die selbstbewusste Aussage, es gäbe 40% Atheisten in Deutschland nicht unter die Rubrik "in die Kiste gegriffen und eine Statistik herausgezaubert" fällt. Bloß weil jemand aus der Kirche ausgetreten ist (aus welchen Gründen auch immer und wenn es nur wegen der Kirchensteuer war), heißt das nicht, dass diese Menschen nicht in einem vom Christentum beseelten Staat leben möchten. Man denke nur an die christlichen Feste und vor allem staatlichen Feiertage, die ja dann wegfielen. Säkulare Feiertage gibt es nur drei (1. Januar, 1. Mai und 3. Oktober. Ein bisschen mager).



    Aber auch, wenn man nicht so profan denkt, scheint mir das Christen-Bashing ignorant. Nur weil dem Christentum häufig Dinge angehängt wurden und man die Bibel außerhalb des Kontextes und falsch zitieren darf (den letzten Artikel mit Vergleichen zwischen Bibel und Koran - in der Taz erschienen - war ein haarsträubendes Beispiel dafür) sollten wir uns als Gesellschaft schon redlicher damit auseinander setzen, was wir glauben und welche unsere Werte sind. Um es kurz zu machen: Woher kommt der Argwohn, dass das Christentum uns schadet und uns nicht zu besseren Menschen macht?

  • Einen der schärfsten Angriffe auf das Christentum und seineMoral/Ethik hat Friedrich Nietzsche geführt. Ob sich aus seiner Kritik wie in "Jenseits von Gut und Böse" eine Ethik ableiten lässt, die mit dem Grundgesetz Art.1 vereinbar ist (indem sie nicht Viele als NIchtmenschen definiert) und im Ethikrat vertreten sein kann und will, halte ich für zweifelhaft. Alles andere ,mit Ausnahme des Hedonismus, darauf wurde schon hingewiesen, ist eine säkulare Weiterentwicklung christlicher Ansätze, die ja auch nicht aus dem Nichts kommen, sondern hauptsächlich auf dem Judentum, der Stoa, Platon, Aristoteles und dem Hellenismus aufbauen. Die christlichen Mitglieder des Ethikrates argumentieren keineswegs alle hauptsächlich religiös, was ihnen von "Superfrommen" als "Scheinchristentum" vorgeworfen wird. Amüsant stelle ich mir eine*n Vertreter*in des Hedonismus im Ethikrat vor. Hätte irgendwie was.😁



    Eine "volkstümliche" Ethik, die es allen recht macht, kann es ohnehin nicht geben. Dennoch ist ethische Reflexion, in welcher Form auch immer, für die Politik unverzichtbar.

  • Berechtigte Kritik, aber die Nutzung des Bildes mit Frau Buyx, neben diesem Artikel und Titel ist fahrlässig.



    Sie sitzt dem Ethikrat seit April 2024 nicht mehr bei und genauso wenig hat sie mit der Neubesetzung etwas zu tun. Von daher bitte das Bild ändern um nicht noch mehr Kritik und Hass im Netz auf eine Person zu lenken, die dieser Artikel nicht belangt.

  • Es ist einfach nur bitter, dass die einzige Antwort unserer Gesellschaft auf religiöse Fanatiker (Islamisten/Salafisten) ist, dass ne ne Generation Kreuzritter als Gegenpol gezüchtet wird...

  • Die Grundfrage ist doch, wozu wir als Gesellschaft einen Ethikrat brauchen könnten. Zur Repräsentation jedenfalls nicht, da gäbe es Bürgerräte und Losverfahren, wenn man von gewählten Parlamenten nichts hält.



    Das Parlament in bestimmten Fällen zu beraten und somit die Entscheidungsgrundlage zu ergänzen, erscheint doch ziemlich sinnvoll. Ein Ethikrat kann diese Aufgabe bei schwierigen Fragen der Moral gut übernehmen.



    Was fehlt, ist eine deutliche Ausrichtung auf die Frage wie die Arbeit des Gesetzgebers und der Regierung auf uns als Gesellschaft wirken. Religiöse Gefühle spielen dabei vielleicht eine Rolle, aber der Schwerpunkt müsste in der Psychologie liegen. Die Meinung erfahrener Kinder- und Jugendpsycholog:innen zur Familienpolitik oder von Traumapsycholog:innen zum Umgang mit Kriegsgeflüchteten und Armutsbetroffenen: Das wäre wirklich hilfreich!



    Bisher ist das keine Stärke der Religiösen gewesen, schon gar nicht der konservativ-traditionellen Religiösen. Und das ist dann auch ein Ansatz zur Kritik am Ethikrat.

    • @Zangler:

      In der Psychologie gibt es auch die verschiedensten Richtungen und Grundannahmen, von denen manche recht übergriffig (wir kennen dich und dein (Un-)bewusstes besser als du selbst und sagen, wie damit umzuggehen ist), andere hingegen sehr viel bescheidener und behutsamer vorgehen. Auch die Positionierung gegenüber Religion ist keineswegs einheitlich. So beziehen sich auch die verschiedenen Strömungen innerhalb der, beispielsweise EKD, auf diverse psychologische "Schulen", sodass lediglich die dezidiert Religion ablehnenden einen Unterschied machen würden. Meinetwegen könnten auch deren Vertreter*innen im Efhikrat vertreten sein.

  • Also wenn ich den Artikel zu Ende denke benötigt man ein diverses Nominierungsgremium für der Ethikrat, und wer d Adrienne sitzt bestimmt das wer? Der Ethikrat kann gestrichen werden, hat für die Regierung und Parlament null praktische Relevanz.

  • In einem Ethikrat haben Personen mit kirchlichem Hintergrund nichts zu suchen. Das bedeutet nämlich, Ethik mit Moral zu verwechseln. Die Kirche lehrt christliche Moral und eben nicht Ethik.



    Wie man an dieser Besetzung sehen kann, hat die Kirche immer noch großen Einfluss, u.a. im Parlament, ohne aber die Bevölkerung zu repräsentieren (fast die Hälfte ist inzwischen konfessionslos, mit steigender Tendenz). Das ist undemokratisch.

    • @ Cornelia Bade:

      "In einem Ethikrat haben Personen mit kirchlichem Hintergrund nichts zu suchen. Das bedeutet nämlich, Ethik mit Moral zu verwechseln. Die Kirche lehrt christliche Moral und eben nicht Ethik."



      Als Klugscheißer muss ich Ihnen leider entgegnen: So generell gesagt, stimmt das nicht, für den Protestantismus schon gar nicht.



      Das Fach "Moraltheologie" taucht ausschließlich bei Katholiken in den Vorlesungsverzeichnissen auf, während sich in der Evangelischen Theologie das Fach "SystematischeTheologie" in Dogmatik (eine für Laien sehr missverständliche Bezeichnung) und Ethik aufteilt. Letztere wird durchaus von allen Seiten erörtert, bis hin zu der Frage, ob es eine "christliche Ethik" überhaupt gibt und nicht allenfalls eine spezifisch christliche Motivation zu ethischem Handeln.



      Insofern sind sie, zumindst was evangelische Christ*innen und ihre ethischen Vorstellungen betrifft, sehr vorurteilsbehaftet. Nichts für ungut

      • @Joba:

        Eine christliche Ethik ist ein grundsätzlicher Widerspruch, da Ethik sich grundsätzlich auf alle Menschen bezieht jenseits ihres Glaubens. Religiöse Moral kennt Unterscheidungen wie Gut und Böse, das Richtige und Falsche. Und es kennt 'wir' und 'die anderen', ist also nicht universell gültig. Damit dürfte sich ein Ethikrat nicht auseinandersetzen. Ich klugscheiße also gerne zurück.

    • @ Cornelia Bade:

      Dass Sie zwischen Ethik und Moral, wenn auch zu Ungunsten der Moral, zu unterscheiden wissen, gefällt mir. Es gibt allerdings einen weiteren Unterschied: Der evangelische Theologiestudent beschäftigt sich tatsächlich mit Ethik, der katholische paukt die Moralphilosophie.



      Und trotzdem sind Beide Christen. Genauso wie man Ethik und Moral nicht völlig schroff gegenüberstellen könnte, wozu übrigens ein Kommentar von mir weiter unten verleitet haben könnte.

  • Man kann ja mal den Artikel zum Anlass nehmen bei



    www.ethikrat.org/ueber-uns/mitglieder/



    durchblättern.



    Eine Person ist nicht promoviert, hat aber Betriebswirtschaft und Gesundheitsökonomie studiert und war früher im Zentralinstitut der kassenärztlichen Versorgung tätig. 20 der 25 Mitglieder (Vorsitzende eingeschlossen) sind habilitiert.

    "Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!" (zuhören). Insoweit fehlen Handlungsreisende, Busfahrer und andere, wie in dieser Diskussion vermerkt und wie so oft durch Lukas 10,25 anschaulich erklärt. Dass sich der Ethikrat dadurch Vertreter der Fraktion "Todesstrafe für Kinderschänder einhandeln würde" , wie ebenfalls in dieser Diskussion angeführt ist ein geringschätziges Klischee. Frau Präsidentin des Bundestages hat ihre berufliche Laufbahn auf eine Fachausbildung aufgebaut. Ethik soll ja die Begründbarkeit und Reflexion der Moral, also Selbstbeschränkung sein. Wie wir´s mit einer Einladung an die Fehlenden ?

    • @Hans - Friedrich Bär:

      Lieber Herr Bär,



      im Lukasevangelium bin ich nicht trittfest. Er war der dritte Evangelist und gehört zu den Synoptikern, die, munkelt man, voneinander abschrieben. Und da hört‘s auf bei mir.



      Zu meiner Polemik (die immer pointiert) mit den “Kinderschändern“. Denken Sie nur an Luther. Der bezeichnete die katholische Kirche einmal als „Hure der Vernunft“, die man mit „Dreck“ beschmeißen müsse, auf dass sie „hässlich“ werde. Wovon sich die Protestanten übrigens bis heute nicht erholt haben.

  • Richard Dawkins hat sehr schön hergeleitet, warum sich Religiosität und ethisch-moralisches Handeln im Grunde gegenseitig ausschließen.

    • @Samvim:

      Dawkins ist Zoologe 🤩.

      Ethik ist nicht sein Fachgebiet.

      • @Rudolf Fissner:

        Und Evutionsbiologe, Professor und Autor von Büchern, welche sich auch mit Ethik und Moral auseinandersetzen.



        Immer im Verteidigungsmodus?

        • @Genosse Luzifer:

          Nö. Aber diese unwissenschaftliche Dawkins-Verherrlichung bei der solch ein Kokolores heraus kommt, dass dieser einem Großteil der Weltbevölkerung die Fähigkeit zu ethisch-moralischen Handeln abspricht, ist schon echt dummes Zeug.

          Entweder hat also der Messias Dawkins selber einen Knacks weg oder seine Jünger.

      • @Rudolf Fissner:

        Trotzdem hat er es gut hinbekommen 😉

  • Es wird Zeit, den Ethikrat zu säkularisieren.

    Die Theolog*innen & Theokrat*innen können ihren Ethikrat immer noch bilden, und zwar im Disneyland.

  • Soweit ich weiß, besteht der Ethikrat aus insgesamt 26 Mitgliedern und hier wird sich an 8 Personen mit religiösem Hintergrund abgearbeitet. Bisschen dünne....

    • @JEDERHATSEINEMEINUNG:

      Danke für die Info.

      Mit nicht ganz einem Drittel entspricht der Anteil dann ja den Religiösen in der Gesellschaft.

      Dann ist doch alles repräsentativ und in Ordnung.

      War vielleicht der Boulevardteil in der taz.

      • @rero:

        Die Antireligösen haben ihr Leckerli bekommen 😋

  • Ein fälliger Artikel. Ich persönlich würde sogar annehmen, dass weit mehr als die Hälfte der Deutschen faktisch a-religiös ist. Zweitens muss man mittlerweile an der moralischen Integrität vieler Abgeordneten zweifeln, die die Auwahl der Personen treffen. Wir haben es in den letzten Jahren erleben müssen. Und wieso sind es immer hochbezahlte Spitzenjobs, die vertreten sind. Haben Menschen darunter etwa keine Moral?

  • Herr Nestmeyer beklagt, dass fünf Theologen nur einem Philosophen gegenüberstehen.



    Was sagt es eigentlich über Ethik aus, wenn der Ethikrat repräsentativen Ansprüchen genügen muss? Steckt nicht in der Ethik selbst schon ein Plebiszit drin, das morgen die ‘Todesstrafe für Kinderschänder‘ fordern könnte?



    Der Philosoph Schweda sitzt im Gremien, weil er sich mit Bio- und Medizinethik auskennt. Auf welchem philosophischen Fundament steht er? Hat er eine Moral (eine individuelle ‘Opposition des Gewissens‘) oder befehdet er sie als konservativ und verstockt?



    Bei einer Philosophenmehrheit stellten sich jenseits der Repräsentation noch ganz andere Fragen.



    Da sind mir Theologen lieber. Deren Quellen sind bekannt, sie sind daran zu messen und bieten hoffentlich! ein Bollwerk gegen so genannte “Identitätspolitiken“. Auf letzteres liefe die Repräsentationsfrage nämlich hinaus.

  • Dann haben wir vielleicht demnächst auch wieder die Schöpfungsgeschichte als Alternative zur Evolution in den Geschichtsbüchern... Herr Merz/Söder/Höcke würden es wahrscheinlich begrüßen...

    • @Köppen Robert:

      Nein, die werden wir nicht haben. Eher eine verschrobene Alu-Hut Religion.

      • @weather2018:

        Nen Blick über den Atlantik (und leider auch in die deutschen Kommentarspalten bei Instagram) reicht um zu sehen, dass man für diese Befürchtung keinen Aluhut aufsetzen muss.

    • @Köppen Robert:

      Den Schluss müssten Sie erklären.

      Marschiert Trump ein oder übernimmt eine Islamistenpartei die Herrschaft, in die Merz & Co. wechseln?

  • Offensichtlich muss man mindestens ein Studium absolviert haben, um als Mitglied dieses famosen Rates in Betracht gezogen zu werden.

    "Die Ethik ist jener Teilbereich der Philosophie, der sich mit den Voraussetzungen und der Bewertung menschlichen Handelns befasst."

    Das ist wohl nichts für DHL-Fahrer und Supermarktkassiererinnen.



    Zumindest ist noch keiner auf die Idee gekommen, eine oder einen von denen mal zu fragen.

    • @Jim Hawkins:

      Warum machen Sie die Ethik lächerlich? Und warum instrumentalisieren Sie Supermarktkassiererinnen, die selber wissen, dass Sie fachlich wo ganz anders unterwegs sind und ihre Meinung nicht als fachliche ethische Meinung verkaufen würden?

      Was halten Sie eigentlich davon, dass Trump FOX-News Moderatoren als Verteidigungsminister einsetzt? Meinen Sie, der kann das?

      • @Rudolf Fissner:

        Und wie so oft weiß ich nicht, was Sie eigentlich von mir wollen.

    • @Jim Hawkins:

      Dit jefällt ma wat se sagen!



      Aber nicht zu viele davon, sonst haben wir morgen die ‘Todesstrafe für Kinderschänder‘ am Hals.

      • @Torben Jakowski:

        Da schließ ick ma och an.

    • @Jim Hawkins:

      Dankeschön, das habe ich mir auch gedacht. Ein gut situierter Akademikerzirkel, der zukünftig seine Ratschläge gerne für sich behalten darf.

      • @Hauptschullehrkraft:

        Sie gehen wohl auch lieber zum Klempner statt zum Zahnarzt, weil der soll seine Kompetenz als Akademiker ja "gerne für sich behalten". Na immerhin können Sie nach einem Klempnerbesuch ihre Zähne ja noch "für sich behalten". 🤪

        • @Rudolf Fissner:

          Ich schwanke gerade zwischen Bullshit und Whataboutism. Such Sie sich bitte das Passende aus.

          • @Hauptschullehrkraft:

            Ich würde ihre Aussage "Ein gut situierter Akademikerzirkel, der zukünftig seine Ratschläge gerne für sich behalten darf." bei keinem von beiden Kategorien einordnen. Ich halte solche Sätze für typisches antielitäres rechtspopulistisches Stammtischgerede von Menschen, die noch nicht einmal wissen was Ethik überhaupt ist.

  • Und studierte Philosophen sind repräsentativer für die Gesellschaft?



    Wohl eher im Gegenteil ...

    Der Ethikrat ist lediglich ein Instrument der Regierung bzw. der Bundestagsmehrheit, Verantwortung billig auszulagern.



    Das sieht man auch am Besetzungsverfahren.



    Ehrlicher wäre es, sich der Kritik zu den eigenen politischen Entscheidungen direkt zu stellen.

    Welche sinnvollen Anstöße sind jemals vom Ethikrat ausgegangen?



    Das größte ethische Versagen Deutschlands der letzten Jahrzehnte war die überstürzte Preisgabe Afghanistans und allem, was daran hängt. Mit dem Einsatz hat sich der Ethikrat nie befasst - weder währenddessen noch bei der Abzugsplanung noch danach.

    Daher kann er ersatzlos wegfallen.



    Schlechter werden politische Entscheidung dadurch wohl kaum.

    • @Frauke Z:

      Da haben Sie einen wichtigen Punkt. - Dass wir uns möglicherweise Befürworter der "Todesstrafe für Kinderschänder" anlachen, kein Argument - die können genauso im BT sitzen, wir sind ja nicht dabei und die kommen vielleicht nicht zur Geltung. Wenn ich sehe, wie viele auch BT Abgeordnete, von dem alltäglichen Volk ganz zu schweigen, die B*** Zeitung lesen - derartiges affektgetriebes "Denken" ist weitest verbreitet. - Wieso hat der Bundestag ausgelagert, Gesetzesentscheidungen an Ethik zu messen? Was für eine Ethik treibt uns zur Finanzierung von Frontex? Ist es nicht auch eine genuine Aufgabe für uns und für die von uns gewählten Repräsentanten, sich über ethische Maßstäbe klar zu werden?

  • "Im Ethikrat sitzen auffällig viele Leute mit religiösem Hintergrund."



    Man könnte fast meinen, dass sich Religion mit ethischen Fragen befasst.

  • Religionsgemeinschaften sind, auf rationale Prinzipchen heruntergebrochen, Vereine zur Moralföderung. So Immanuel Kant in seiner Schrift "Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft" ... kein Wunder, dass sie sich so selbst als Ethik-Spezialisten sehen.

    Sie sehen sich aber auch als Spezialisten in Fargen der Kinderbetreuung ...

  • Auch wenn es in den Kommentaren schon erwähnt wurde, eine Diskrepanz ist so offensichtlich, dass man sich fragt, warum das nicht berücksichtigt wurde:



    "..die die Interessen und Überzeugungen eines großen Teils der Bevölkerung unberücksichtigt lässt.."



    Der große Teil des Bevölkerung besteht nicht aus studierten Philosophinnen, ob religös oder nicht. Und damit ist man wieder bei der Problematik von (Bürger)räten - nur eine Quotenauslosung würde repräsentativ sein können.

    • @fly:

      Sollen da Bauern und Maurer sitzen?

      • @Jelli:

        Halten Sie diese beiden Berufsgruppen für zu dumm für diesen Job ? sagt eigentlich alles über ihr Weltbild.

      • @Jelli:

        Glauben Sie, dass die weniger Moral haben?

        • @rero:

          Um weniger Moral geht es dich gar nicht. Man sollte schon wissen, dass der Ethikrat fachlich arbeitet. Das ist ein eigenes Forschungsfeld. Und das es unterschiedliche Forschungsfelder gibt bedeutet nicht das man in einem von diesen oder anderen Berufsgruppen moralisch höher steht.

  • "Nahezu die Hälfte der Bundesbürger ist gegenwärtig konfessionslos"



    Von der Konfessionslosigkeit auf Atheisten zu schließen ist ein steiler Sprung. Es gibt sehr viele Menschen, mich eingeschlossen, die aus der Kirche ausgetreten sind weil sie die zusätzliche steuerliche Belastung einsparen wollen - gerade bei Besserverdienenden ist das häufig ein Anlass.



    Andere sind mit dem Umgang der Kirchen im Hinblick auf die Missbrauchsskandale unzufrieden.



    Und wieder andere wollen das mit Gott und sich im Privaten ausmachen gänzlich ohne Zugehörigkeit zu einer Kirche.



    Es gibt sehr viele Beweggründe konfessionslos und trotzdem kein Atheist zu sein.



    www.handelsblatt.c...024-/25300246.html

    • @Farang:

      Man sollte also die Zahl der Konfessionslosen in u.a. Ungetaufte und (nennen wir das mal so) Wirtschaftsapostaten herunterbrechen?

    • @Farang:

      „Von der Konfessionslosigkeit auf Atheisten zu schließen ist ein steiler Sprung.“ Das behauptet der Satz, den Sie zitieren, auch nicht.

      Ansonsten haben Sie natürlich recht. Insbesondere Menschen in Freikirchen werden dabei vergessen und von denen gibt es bei uns sehr viele.

      Umgekehrt gilt das aber: viele Menschen sind Mitglied in der Kirche und glauben nicht. Insbesondere Agnostiker.



      Die Kirchen zu verlassen ist in vielen Ländern nur mit Urlaubstag möglich.



      Ich selbst war ewig Mitglied in dem Verein, obwohl ich Atheist bin.

  • Nicht nachbesetzen ist schon mal der erste richtige Schritt und nun bitte den zweiten und den Blödsinn auflösen. Kein Mensch hat die Unterbesetzung bemerkt, bestenfalls in den einschlägigen selbstreferenziellen Kreisen. Bullshitjobs, finanziert aus der überordnenden Steuerlast.

    Es gibt keinen Bedarf an einem Ethikrat, die Parlamente repräsentieren die Gesellschaft und damit auch deren ethische Einstellung, es gibt hier kein Problem auf ethische Fragen die dem eigenen Gewissen nach richtige Antwort zu finden.

    Dafür braucht es keine studierten Beisitzer. Wäre ich Parlamentarier, wäre der Bericht das erste, was bei mir ungelesen, regelmäßig im Reißwolf landen würde.

  • Also ich habe jetzt gezählt und komme auf 8 Personen, die der Autor als religiös identifiziert hat. Dazu noch eine Person (Rostalski), deren Auffassung er inhaltlich nicht teilt (was hat das mit Religion zu tun?). Wenn die Hälfte der Bürger konfessionslos ist, hat die andere Hälfte eine. Also müssten doch mindestens 13 Personen einen religiösen Hintergrund haben?

    Ganz nebenbei finde ich es erstaunlich naiv, dass der Autor annimmt, die "westliche" Philosophie ist von der Religion unbeeinflusst. Der Grundsatz der Nächstenliebe und der Gleichheit* findet sich bei ganz vielen Philosophen wieder - die aber auf die christliche Glaubenslehre zurückgehen und als "richtig" in Deutschland nahezu unstreitig sind. In anderen Religionen wird der Wert des Menschen nicht als "gleich" beziffert. Man nehme das "Kastensystem", in dem Menschen einen ganz unterschiedlichen Wert haben.

    *Ja, mir ist bewusst, dass die katholische Kirche ihre Probleme mit der Gleichheit von Mann und Frau hat.

    • @Strolch:

      Ich möchte noch ergänzen, das unser gesamtes Wertesystem -nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten freien Welt des Westens auf christlichen Werten aufgebaut ist. Darauf basiert unser Grundgesetz, die Charta der Vereinten Nationen und ganz allgemein unsere Vorstellung von Anstand und Moral. Deshalb sind gerade in Fragen des Ethikrates Theologen unverzichtbar. Der kirchliche Machtmissbrauch ist dabei klar zu trennen. Darüber haben andere zu richten.

      • @Krumbeere:

        Weder unser Grundgesetz und schon gar nicht die UN Charta haben auch nur irgendetwas mit dem Christentum oder dessen Werten zu tun.

        Der Großteil beruht aus den Erkenntnissen der Aufklärung. Kants Schrift vom Frieden ist zum Beispiel eine Art Blaupause für die UN Charta.

        Auch der Einfluß des Kirchenrechts auf unser Rechtswesen ist marginal.

        • @Sam Spade:

          Ok, aber die 10 Gebote sind doch etwas älter als Kant.



          Und an die halte ich mich auch als bekennender Atheist. Man kann das eine gut heißen, ohne das andere, Achtung Wortspiel, zu verteufeln.

        • @Sam Spade:

          Wo kommt die Vorstellung von der Würde des Menschen dann Ihrer Meinung nach her?

          Haben Sie sich schon mal gefragt, ob es wirklich Zufall war, dass Kant protestantisch sozialisiert war?

          • @rero:

            Ursprung in der römiscen Antike z. B. bei Cicero, dann in der christlichen Theologie z. B. Thomas von Aquin.

            Jedoch in einem ganz anderen Bezugsrahmen, als das was wir heute unter Menschenwürde verstehen.

            Ansätze der heutige Definition von Menschenwürde kammen erst in der Renaissance auf z. B. durch della Mirandola in seiner Schrift "De hominis dignitate“.

            Die Menschenwürde war dann auch im 17 und 18 Jahrhundert eher von untergeordneter Bedeutung. Sie wird in keiner Erklärung der Menschenrechte erwähnt bis zur UN Charta 1945.

            Und diese Charta basiert n wesentlichen Teilen auf den Grundlagen von Emmanuel Kant.

    • @Strolch:

      Genau das. Insbesondere die Kritik an Rostalski zeigt das Problem: Dass jemand 218 aus säkularen Gründen verteidigt, kann gar nicht sein, folglich ist die auch religiös, also ungeeignet. Das ist schon unseriös.

    • @Strolch:

      "Der Grundsatz der Nächstenliebe und der Gleichheit* findet sich bei ganz vielen Philosophen wieder - die aber auf die christliche Glaubenslehre zurückgehen."

      Vielleicht wird es sie überraschen, aber man kann auch auf vergleichbare ethische Überzeugungen kommen, ganz ohne dass diese den Vorfahren von magischen Elfen, einem Mann mit Rauschebart oder einem dreiäugigen Einhorn diktiert wurden oder dass sie von dort abgeschrieben wären. Eine solche Vereinnahmung von Ethik durch Religionen - mit zumindest suggeriertem in abrede stellen von nicht-religiöser Ethik - ist doch genau was der Artikel kritisiert.

      • @Nik H.:

        Vielleicht wird es sie überraschen, aber man kann auch auf vergleichbare ethische Überzeugungen kommen, ganz ohne

        Kann man. Muss man aber nicht. Warum gehen Sie nicht auf andere Ethiklehren ein? Müsste doch einfach sein, mich zu widerlegen oder etwa nicht?

        Ethik ist immer religiös. Auch der Atheist hat einen Glauben. Lediglich der Agnostiker kann sich dem eventuell zur Wehr setzen. Aber ich sehe schon anhand Ihrer weiteren Ausführungen "magische Elfen", dass Sie kein Interesse an einem Diskurs haben. Ist ok, muss man nicht.

        • @Strolch:

          "Ethik ist immer religiös."



          Das ist, mit Verlaub, totaler Unsinn und anmaßend. Ethik als Gedankenkonstrukt zur Bewertung und Reflexion des menschlichen Handelns hat erstmal gar nichts mit Religion zu tun, sondern kann auch ganz rational hergeleitet werden. Zu "Nächstenliebe" und Gleichheit, oder allgemeiner: Formen des Humanismus, kann auch ausgehend von Bausteinen wie "wie kann ein friedliches soziales Miteinander funktionieren" oder "behandle andere Menschen wie du selbst gern behandelt werden möchtest" gelangt werden. Sprich es sind Konzepten, die auch Kinder oder Menschen ohne Berührung mit Bildung verstehen können. Religion kodifiziert Ethik, und kann so eine Hilfe sein. Kann, nicht muss. Im Gegenteil, wenn ich mir in den USA moderne Evangelikale anschaue, führt hier die Religion zu Hass, Ausgrenzung und etwas was ich allgemein unethisches Verhalten nennen würde.

          • @Nik H.:

            Es gibt ethische Konzepte, die Hass tolerieren.

            Ausgrenzung erst recht.

          • @Nik H.:

            Hm, ich bin mir nicht sicher, ob Sie und der Forist Strolch hier nicht auf zwei verschiedenen Ebenen sprechen: systematisch gesehen kann man eine Ethik auf rein rationaler Grundlage entwickeln (und viele Philosophen haben das ja versucht bzw. versuchen es weiterhin); der Historist in mir fragt sich allerdings, ob diese geschätzten Denker nicht vergessen, dass sie in einem bestimmten historischen und kulturellen Raum argumentieren - oder, anders formuliert: realiter stehen auch rein rational argumentierende Ethiker in bestimmten philosophischen Traditionen, die von Religion in hohem Maße geprägt sind, sie sind in Gesellschaften aufgewachsen, für die ähnliches gilt, und all das prägt auch ihr Werk, ob gewollt oder nicht. Wir stehen nie außerhalb der Geschichte; das heisst natürlich nicht, dass wir nur das Produkt von Tradition und Gesellschaft sind und der Anspruch auf Rationalität nur (Selbst-)Betrug ist - nur sind diesem Anspruch eben auch geschichtliche und kulturelle Grenzen gesetzt. Kant war eben Europäer und kein Chinese. Und das merkt man.

            • @O.F.:

              Vielen Dank, Sie treffen auf den Punkt, was ich Nik erwiesen wollte.



              Man könnte noch ergänzen, dass jedes Wertesystem auf Grundlagen erstellt ist, von denen man *glaubt*, dass sie richtig sind. Zum Beispiel in der Unabhängigkeitserklärung der USA: "We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal..." eine "säkulare" Aussage, aber in der Tonalität eines Glaubensbekenntnisses (und der "Creator" taucht im nächsten Halbsatz auf).



              Ganz ohne Axiome und Dogmen geht es nicht, und die sind halt ursprünglich "religiös".

    • @Strolch:

      Ein freundliches Miteinander hat seinen Ursprung in der Religion, soso. Oder es hat sich aus gutem Grund bei sozialen Wesen entwickelt, damit man in einer Gemeinschaft leben kann. Das nur vorneweg, weil es mich doch immer noch überrascht auf was die Religiösen alles Anspruch erheben. Im Übrigen hat die westliche Philosophie den Bruch mit Gott vollzogen, als man keine Hinweise auf seine Existenz fand.



      Zur Sache: Im letzten Satz möchtest du ja gleich die Kritik vorwegnehmen, allerdings scheint dir ja selbst Bewusst zu sein, dass Religionen keine humanistischen-moralischen Standards setzen können, alles was sie haben ist eine verklärte Weltsicht und in jedem einzelnen Fall diverse Gruppen, welche durch sie abgewertet werden: Homosexuelle, Frauen, Kinder, Andersgläubige, Freier Meinung...



      Und genau deshalb sollte man solchen Gruppen kein Mitspracherechte geben, wenn man wichtige Fragen heutiger Zeit klären möchte.



      "Ich persönlich mache das nicht, Gespenst XY hat es von mir verlangt" darf ja dann jeder für sich selbst entscheiden.

      • @Genosse Luzifer:

        Oder es hat sich aus gutem Grund bei sozialen Wesen entwickelt, damit man in einer Gemeinschaft leben kann.

        Es hat sich sehr unterschiedlich entwickelt, das ist Ihnen bewusst, hoffe ich. Es ist schon interessant. Die großen Trennlinien, vor allem bei Freiheitsbegriff laufen durch Länder mit verschiedenen ethischen Vorstellungen von richtig und falsch. Nehmen Sie China, Indien, den nahem Osten und den Westen. Und jetzt bitte sagen Sie mir: Welchen Freiheitsbegriff und welchen Begriff von Nächstenliebe haben die einzelnen "Regionen/Länder". Und in welchen der Länder finden wir den Begriff der Gleichheit, der Freiheit ähnlich definiert und wo unterschiedlich. Das ist keine "natürliche" Freundlichkeit, die sich von selbst entwickelt hat. Kant hat die göttlichen Gebote auch nicht in Abrede gestellt, er hat sie nur mittels "Vernunft" zu begründen versucht und dies als nichts göttliches angesehen. Gleichwohl hat er deren Inhalt akzeptiert und übernommen. Und Sie meinen jetzt, Kant hätte die gleiche Philosophische Lehre entwickelt, wenn er im Hinduismus aufgewachsen wäre?

        • @Strolch:

          Um Gleichheit und Freiheit ging es ja auch nicht, sondern um Nächstenliebe, meist als ein freundliches und hilfsbereites Miteinander verstanden, und das findet man wohl innerhalb fast aller Gruppen, halbwegs intelligente Tiere eingeschlossen.



          Den Teil mit der Freiheit und Gleichheit würde ich auch nicht zu groß schreiben, immerhin waren die politischen Systeme hierzulande, welche immer mit einer Kirche verbunden waren, auch "ziemlich streng" wenn sich jemand gegen die Theologen stellte. Man denke an Galilei.



          Dann kam aber glücklicherweise die moderne Wissenschaft auf und mit ihr auch neue Philosophen, welche die Welt verstehen wollten. Jetzt da die Geschichte von alten Herrn im Himmel widerlegt war. Entschuldigung: als man keinen einzigen Hinweis auf seine Existenz finden konnte.

    • @Strolch:

      Ein Kastensystem haben Sie im Islam auch.

      Sind Sie nicht männlich und Muslim, sind Sie ziemlich wertlos. Die Wertlosigkeit hat da natürlich ganz eigene Hierarchien. Dann nochmal Sunnit vs. Schiit.

      Da bleiben über 90 Prozent der Weltbevölkerung außen vor.

      • @shantivanille:

        Die Unterscheidung zwischen Gläubigen und Ungläubigen gibt es in jeder Religion (auch im von Ihnen gerne gepriesenen Buddhismus - und zwar schon in der klassischen Pali-Literatur, übrigens auch, um Gewalt gegen Nicht-Buddhisten zu legitimieren); ähnliches gilt für konfessionelle Differenzen und Konflikte. Mit einem Kastensystem (das fixe soziale Hierarchien innerhalb der eigenen Religionsgruppe definiert) hat das allerdings nichts zu tun (und die Aussage, als Nicht-Muslim/Frau wäre man "im Islam" ziemlich wertlos, ist haarsträubend stereotyp und zeugt von einer vollkommenen Unkenntnis islamischen Denkens und realer islamischer Lebenswelten.

        • @O.F.:

          Sure vier, Vers 34: „Die Männer stehen über den Frauen, weil Gott sie ausgezeichnet hat.“ Oder Sure zwei, Vers 228: „Die Männer stehen eine Stufe über ihnen. Gott ist mächtig und weise.“ Oder Sure zwei, Vers 223: „Eure Frauen sind euch ein Saatfeld. Geht zu eurem Saatfeld, wo immer ihr wollt .“ .

          • @shantivanille:

            Ihnen ist klar, dass solche Verse in einem Zusammenhang stehen? Wenn Sie das islamische Frauenbild verstehen wollen, müssen Sie erstens die exegetischen Tradition berücksichtigen und zweitens die von Land zu Land (und teils von Region zu Region) verschiedenen Lebenswirklichkeiten vergleichen - genau wie bei anderen Buchreligionen auch. Surenbingo und Anekdotik werden dem nicht gerecht.

      • @shantivanille:

        Es ist in Ordnung, nicht genau zu wissen, was ein Kastensystem ist.



        Es wäre freilich dann noch mehr in Ordnung, das vor einem Posten kurz nachzulesen.



        Danke.

        Ansonsten gibt es Gleichheits- wie Ungleichheitsideen bei verschiedenen Religionen wie Atheismusspielarten. Die Schublade Glauben ist meist einfach genau das: nur eine Schublade.

        • @Janix:

          Sie können das Kastensystem auf den sehr einfachen Nenner "Rangordnung" bringen.

          Wer jetzt den schlechtesten Platz in der muslimischen Wertehierarchie einnimmt, darüber könnte man sicher debattieren.

          Frauen? Lesbische Frauen? Die ganze LGBTQ-Szene? "Ungläubige"? Also alle Nicht-Muslime? Christen stehen wohl noch relativ gut da. Doch Juden? Jüdische Frauen?

          Nun, da schaut man doch mal am besten nach was der 07.10.2023 so zeigte. Die NYT hat da bestens recherchiert.

          Ja, jüdische Frauen müssen wohl katastrophal bewertet werden.

          Ansonsten gebe ich Ihnen mit den Schubladen Recht.

          Religion ist letztlich einfach nur subjektive Erfahrung.

          Und wenn man bei irgendeinem -Ismus gelandet ist, geht es sehr schnell nur noch um Macht.

          • @shantivanille:

            Der Islam hat Christen und Juden historisch eigentlich recht nett behandelt im Vergleich, wenn auch nicht ganz gleich. Die Stellung von Frauen hier war auch nicht immer so wie heute.

            Ich differiere in einem deutlich: Kastensystem heißt für mich: offene Vererbbarkeit der privilegierten Stellung, keine Berufsmobilität, Heirat innerhalb derselben Gruppe (ok, das ließe sich in der BR Deutschland gerade statistisch durchaus auch feststellen, doch da wird es nicht offen betrieben oder sogar erzwungen).

            Rangordnung gibt es in Primatengruppen überall. Die besseren Rangordnungen lassen die fachlich angemessenste Meinung durch und spielen fair.



            Universal verantwortbar wäre, dass Privilegien "verdient" sind, nicht ererbt, verschenkt, ...



            Man wird ja träumen können.

  • Vielen Dank für die Aufschlüsselung.



    In meinen Augen gehört dieser "Rat" komplett abgeschafft da er keine Legitimation besitzt irgendwas zu entscheiden - oder auch nur die Debatte in eine Richtung zu lenken.



    Dafür ist der Bundestag da mit seinen gewählten Vertretern.

    • @hkj2314:

      "In meinen Augen gehört dieser "Rat" komplett abgeschafft da er keine Legitimation besitzt irgendwas zu entscheiden"



      Tut er ja auch nicht. Wie kommen Sie darauf?

      • @Encantado:

        Wie kommen sie darauf das ich das gesagt habe? Ich habe eine Feststellung beschrieben mit der Aussage "er HAT keine Legitimation" - dass er seine "verlieren" soll habe ich nicht gesagt und nie behauptet.

    • @hkj2314:

      Dem kann ich nur zustimmen. Ähnliches sollte auch mit den Wirtschaftsweisen geschehen, deren Ergebnisse eher der Spökenkiekerei nahekommen als ernsthafter Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen Abläufen im Spätkapitalismus. Rausgeworfenes Geld.

      • @Dodoist:

        Fachleute und Experten sind eh überbewertet.



        Man kann ja vom Ergebnis mancher Expertenrunden nicht so überzeugt sein. Aber allein den Versuch, durch Wissen Ordnung ins Chaos des Lebens zu bringen, rundheraus abzulehnen... na ja. Kann man machen.



        Muss man aber nicht.

      • @Dodoist:

        Und dann bitte noch das RKI abschaffen. Und die Sachverständigen für Klima- und Umweltfragen. Kann alles das Parlament machen.

        • @Strolch:

          das RKI forscht unter anderem im Bereich Infektionsschutz und ist eine BundesBEHÖRDE, sowas wie der Verfassungsschutz.



          Der Ethikrat ist das nicht.



          Bitte hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

  • Tatsächlich ein bisschen viel Gott.

    Und da es den vermutlich nicht gibt - "Glauben" heißt bekanntlich "Nicht Wissen" - landen wir irgendwann bei den Atheisten, die aber auch keine Ahnung haben.

    Landen wir bei den erfahrungsorientierten Religionen. Kein Gott, dafür theoretischer Überbau plus Übungen, sprich Meditation.

    Landen wir beim Buddhismus und Taoismus.

    Der Buddhismusmus gibt da die konkreteren und praktischen Anleitungen. Zum Beispiel:

    "Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben: Ein Schlüssel zum tieferen Verständnis von Leben und Tod" von Sogyal Rinpoche.

    Pflichtlektüre. Dann kann man weiter reden.

    • @shantivanille:

      „Pflichtlektüre. Dann kann man weiter reden.“



      Oh, höre ich da etwa einen leicht dogmatischen Unterton heraus … das würde garnicht zum Buddhismus passen. Oder etwa doch?



      Als kritische Lektüre empfehle ich „Zen, Nationalismus und Krieg“ von Brian Daizen A. Victoria.



      taz.de/!1261941/



      Und vertiefend aus zen-biddhistischer Perspektive:



      zaltho.de/portfoli...alismus-und-krieg/

    • @shantivanille:

      Atheisten haben keine Ahnung von Abtreibungen?



      Religiöse Bücher würde ich nicht als Pflichtlektüre bezeichnen, vielleicht ein paar Studien?

    • @shantivanille:

      - "Glauben" heißt bekanntlich "Nicht Wissen" -



      der Ausdruck geht 1. am Thema vorbei und 2. würde die ganz große Mehrheit der Gläubigen (Christen) dem widersprechen. Für diese Gruppe ist der persönliche Glaube eine tägliche Realität.



      Der christliche Glaube ist die Basis des Wertesystems vieler Gesellschaften. Er hat diesen Gesellschaften in den vergangenen Jahrhunderten einen beispiellosen Wohlstand, Freiheit und Selbstbestimmung gegeben. Einzig zu bemeckern wäre, dass auch die christliche Kirche sich immer wieder häutet und damit vielleicht der vergleichsweise hohe katholische Anteil nicht mehr angebracht ist.

      • @maxwaldo:

        "Er hat diesen Gesellschaften in den vergangenen Jahrhunderten einen beispiellosen Wohlstand, Freiheit und Selbstbestimmung gegeben."

        In der Gesellschaft, in der ich lebe, hat die Aufklärung den Kirchen die Freiheit und Selbstbestimmung gegen erbitterten Widerstand abgerungen. Freiheit und Wohlstand beruhen auf der Säkularisierung, nicht auf christlichem Glauben.

        • @Moby Dick:

          Deshalb war die Aufklärung aber nicht kontextfrei.

          Weiterentwicklungen müssen sich oft gegen Widerstand durchsetzen.

          Die Aufklärung hätte es ohne Martin Luther kaum gegeben.

          Die Säkularisierung säkularisiert die christlichen Werte, sie schafft sie aber nicht ab.

  • Die Hälfte der Bevölkerung mag konfessionslos sein, trotzallem aber christliche Grundsätze haben. Und repräsentativ, wenn alles Studierte sind? Wohl kaum.

  • Das Thema lässt sich kaum "naturwissenschaftlich" oder machtpolitisch lösen oder moderieren. Hier geht es um tief empfundene Werte in einer Gesellschaft, deren Grundgesetz von der Würde des Menschen ausgeht, nicht von dem, was einem praktisch, pragmatisch oder bequem vorkommen mag.



    Der Mensch müsse z.B. nicht "nützlich" früher sterben oder dazu ermuntern werden, oder sei gar nicht ggf. lästiger Bestandteil des Mutterbauchs. Der Hinweis ist ein Argument, das eben auch in die Debatte gehört. Nur neoliberale Technokraten im Gremium werden das Argument kaum bringen.

    Warum will ich dennoch keine Kirchenleute im Gremium? Damit Kirchen sich nicht so wohlfeil einbinden lassen und ggf. klare Kante auch gegen staatliches Handeln behalten.

    • @Janix:

      Es freut mich, Ihnen ohne Einschränkung zustimmen zu können. Allerdings ist die Verzahnung der Kirchen (v.a. der de facto Staatskirche EKD) mit der öffentlichen Hand und faktisch allen Bereichen der Daseinsvorsorge derart ausgeprägt, dass der Aufwand für eine Entflechtung in keinerlei Verhältnis zu deren (ungewissen?) Nutzen stünde.

      • @Wurstprofessor:

        Ich fürchte: ja.



        Ich hoffe: nein



        :)