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Queere PalästinafreundeDemut vor den Peinigern

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Wo Netanjahu recht hat, hat er recht: Queers for Palestine – das ist wie Chicken for KFC – eine Anbiederung. Auch beim CSD.

Leider nicht auf der Höhe der Tatsachen: Queers for Palestine Foto: Carsten Koall/dpa

W o er recht hat, hat er recht, zumindest diesmal: Israels Premierminister Benjamin Netanjahu spottete neulich bei seiner USA-Reise, wenn er von „Gays for Gaza“-Protesten höre, sei das ungefähr so, als demonstrierten Hühner für KFC, „Kentucky Fried Chicken“, also für ihre sichere Verwendung als Fast Food. Und es stimmt ja: Schwule Männer werden in Iran zur Strafe von Hochhäusern hinab zu Tode gebracht; in palästinensischen Gebieten, in Gaza wie im Westjordanland, sind Queers bedroht, in Gefahr, gefoltert und getötet zu werden. Wer die Verhältnisse dort für queerfreundlich hält, glaubt wohl irgendwann auch, NS-Konzentrationslager seien Luftkurtorte gewesen.

In Deutschland sind seit Monaten auf propalästinesischen Demonstratio­nen Transparente mit der Aufschrift „Queers for Palestine“ zu sehen; die Begleitmusik wird in einschlägigen Foren seit Jahren komponiert: Israel – queere Rechte? Alles Pinkwashing, Vernebelung der wahren antiqueeren Verhältnisse. Das waren und sind wahnhafte Gedankenwelten. Dass Israel für palästinensische Lesben, Schwule und Trans*­men­schen als Sehnsuchtsland gilt, als Wunschort für Asyl, zählt nicht.

Pro-Hamas-Leute können ihr Glück kaum fassen

Völlig auf die Hündin gekommen sind sie am Freitag beim Dyke March in Berlin. Traditionell ist das ein Fest am Abend vor einer CSD-Parade für lesbische Sichtbarkeit – dieses Jahr mit einem Umzug durch die Viertel im Bezirk Neukölln, die als besonders arabisch und, aus Perspektive der Veranstalter, extraqueerwürdig gelten. Was man jedoch sah, war eine ideologische Demutsgeste den eigenen potenziellen Peinigern gegenüber: Die Demonstration verbündete sich am Ende mit Pro-Hamas-Leuten aus dem Viertel, die ihr Glück, solche Alliierten zu finden, gar nicht fassen konnten. Mit jenen, die für patriarchale, faktisch antilesbische Ordnung stehen. Und keineswegs wollen, dass ihre Töchter sich der heteronormativen Ordnung verweigern.

Wenn es nicht so politpathologisch wäre, müsste gesagt werden: Was für eine kuriose, politisch delirierende, ja lächerliche Szene.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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63 Kommentare

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  • Die allzu häufige Verwechslung von Netanyahu mit Israel und mit Juden.



    Die allzu häufige Verwechslung von Hamas mit Palästinensern und mit Muslimen.



    Die Denkbequemlichkeit, man könne nicht mehr als eins zugleich kritisieren, mehr als eins zugleich fordern. Haltung gegen die Hamas hieße Netanyahu alles durchgehen lassen zu müssen (oder umgekehrt). Akzeptanzgier, die sich im Abwerten von Islam (oder Judentum) ausdrückt.

    Sollten wir nicht nach einiger Zeit von Konflikt und Krieg dort so langsam etwas gelernt haben?

  • Am besten universalistisch: also Besatzung, Unterdrückung, Ungleichheit in Gaza wie in anderen Teilen des Welt kritisieren und zu beheben suchen.



    Solidarität mit Menschen, nicht Oberhäuptern.



    Nicht Netanyahu, nicht die Hamas (gerne alle in eine Zelle), sondern die Menschen in Palästina, Israel und auf dem ganzen Globus mögen ein besseres Leben als gerade haben dürfen.

    Tipp: Wer sich als Schwulenaktivist nicht vorher zum Nahen Osten, der Völkerrechtslage, ... einlesen will oder kann: das ist ok. Man sollte dann aber wohl auch bescheidener und zurückhaltender in seinen Urteilen darüber sein ;-)

  • Da schon seit Jahren(Jahrzehnten?) das "islamische Kopftuch" und andere Verhüllungen des weiblichen Körpers als Zeichen der Emanzipation muslimischer Frauen umgedeutet werden, statt als sichtbarster Ausdruck patriarchaler Frauenunterdrückung, wundere ich mich immer weniger.

  • Für Menschenrechte zu demonstrieren, egal um welche Menschen es sich handelt ist nie verkehrt. Oder sollen auch jüdische Sanitäter keine verletzten Hamas-Kämpfer helfen, weil sie Gegner sind?

  • Lassen sie doch Biden da raus, er biedert sich nirgends an.

  • Vielleicht handelt es sich um den Versuch, mit Solidarität der Queers for Gaza eine Öffnung der dortigen Gesellschaft für die Emanzipation von Queers anzustoßen.



    Es muss allerdings befürchtet werden, dass diese Gesellschaft für dieses Anliegen nur wenig Verständnis hat.



    Hamas lacht sich höchstens kaputt darüber. Das werden die bunten naiven Kinderchen aber still und leise noch merken.

    • @aujau:

      Einen hab ich noch:



      "Netanjahu hielt seine erste Rede in den USA seit dem 7. Oktober. Konkrete Pläne, wie der israelische Regierungschef den Krieg beenden will, gab es nicht. Wann redet er Klartext?

      Im Knast. Netanjahu weiß, dass nach Kriegsende eine zivilgesellschaftliche Erhebung kommt, Neuwahlen, Machtverlust, Strafverfolgung. Aufgabe gerade der Freunde Israels ist es, Netanjahu den Krieg als noch übler zu zeigen als den Frieden. Vorher bewegt er sich nicht."



      Hier spricht ein Erwachsener , Friedrich Küppersbusch. Sollte die Palestinaszene mal lesen.

    • @aujau:

      Man kann das ganze kritisieren, aber damit sie als "bunte naive Kinderchen" zu bezeichnen erreicht man rein gar nichts. Muss man immer gleich abwerten und beleidigen?

  • Netanjahus Freunde sind bekanntlich Verteidiger einer offenen und toleranten Gesellschaft? Tsssss ....

    Die religiösen Fanatiker auf beiden Seiten haben in Wirklichkeit sehr ähnliche Werte, könnten sich prima verstehen.

    Und: eine Integration, ein Zusammenleben mit gleichen Rechten für Juden und Moslems für alle Menschen in Israel/Palästina wäre die beste Garantie gegen die Theokratie und würde auch Minderheiten in Israel vor der steigenden Macht der Orthodoxen schützen.

  • Letztendlich sind auch die „Queers for Gaza“ ein Symptom unserer immer schlechter gebildeten und nur noch intellektuellem Lagerdenken verhafteten Gesellschaft.



    Es gibt scheinbar nur noch schwarz oder weiß und daher nimmt frau dann auch Positionen ein, die logisch betrachtet so widersprüchlich sind, dass es schon weh tut. Aber das passiert zurzeit auf allen Seiten.

    Empfehlen kann ich den Queers for Gaza einfach mal , sollte sich die Lage je wieder beruhigen, eine Urlaubsreise in den nahen Osten, natürlich nicht verstellt und versteckt, sondern in all ihrem queeren Glanz. Vielleicht rücken die Erlebnisse dann ihre Ansichten etwas gerade.

    • @Heideblüte:

      Vielleicht. Die Frage ist nur, ob dieses Erlebnis den Erkenntnisgewinn wert ist. "Klüger zu Sterben" mag ja ein schönes geflügeltes Wort sein, aber so wortwörtlich möchte man es dann doch nicht umsetzen, schätze ich...

    • @Heideblüte:

      Na zumindest haben die Aktivisten erkannt, dass wenn es so wie jetzt weiter geht, es bald gar kein queeres Leben mehr in Gaza zu schützen gibt.

  • Volle Zustimmung. Schön, dass der gesunde Menschenverstand lebt. Bitte weiter die Stimme gegen Naivität und ideologische Verblendung erheben!

  • Auch wenn ich im Prinzip zustimmen würde, dass es keine explizit queere Solidarität mit Palästinensern braucht, und die mangelnde Abgrenzung zur Hamas wirklich gefährlich und idiotisch ist, ist die Argumentation hier einfach zu schlicht.



    Wenn Solidarität mit zivilen Opfern abgelehnt wird, weil deren Gesellschaft homphob ist, dann wird sie schnell ganz unmöglich.



    Palästina ist nicht queerfeindlicher als andere Gesellschaften, und der letzte massenhafte Mord an queeren Menschen war meines Wissens immer noch in Europa.



    Diese Dämonisierung bringt uns nicht weiter.

    • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
      @Dorothea Pauli:

      Sie schreiben: » Diese Dämonisierung bringt uns nicht weiter. «

      Die Dämonisierung wird von denjenigen begangen, die Israel pauschal verteufeln und dabei Abermillionen Jüdinnen und Juden weltweit in Sippenhaft nehmen.

      Gruppen, die „From the river … “ skandieren, zur globalen Intifada aufrufen und mit roten Dreiecken demonstrieren, sind antisemitisch und stehen der freien demokratischen Grundordnung verfeindet gegenüber. Wer die Hamas und ihre Gönner im Mullah-Regime Irans unterstützt, kann keine Freundin von Queers, Frauen und anderen unterdrückten Menschen sein.

    • @Dorothea Pauli:

      Wo wird hier Solidarität mit zivilen Opfern abgelehnt? Das habe ich nicht gelesen. Und Homosexualität ist in Gaza formell verboten.. Und zu sagen Palästina sei nicht queerfeindlicher als andere Gesellschaften... kommt auf die zu vergleichenden anderen Gesellschaften an....www.queer.de/detai...p?article_id=43448

    • @Dorothea Pauli:

      "Palästina ist nicht queerfeindlicher als andere Gesellschaften,..."

      DOCH, ist es. Und ganz besonders ist es weit queerfeindlicher als ALLE Gesellschaften, in denen man ein Schild wie "Queers for Palestine" überhaupt ohne Sanktionen hochhalten kann - also justamente jene Gesellschaften, aus deren sanfter Geborgenheit heraus diese herzallerliebste Positionierung erschallt.

    • @Dorothea Pauli:

      Das habe ich gerade mit dem Anschlag von Orlando durcheinander gebracht, von welchem Massenmord sprichst du?



      Sag bitte nicht, dass du jetzt das dritte Reich als Beispiel für die Queerfeindlichkeit des heutigen Europas anführst...

    • @Dorothea Pauli:

      Mit diesem letzten, massenhaften Mord hier in Europa meinst du jetzt aber nicht den Anschlag im Bataclan? Der wurde nämlich VON ISLAMISTEN ausgeführt, hätte man vielleicht erwähnen können

    • @Dorothea Pauli:

      "Palästina ist nicht queerfeindlicher als andere Gesellschaften, .... Dämonisierung..."

      Ernsthaft? Homosexualität ist in nahezu allen islamischen Ländern verboten, bis hin zur Todesstrafe, die etwa im Iran auch vollstreckt wird.

      Und konkret zur Situation in Gaza: "Im Gazastreifen galt hingegen Abschnitt 152(2) der Verordnung 74 des Strafgesetzbuches aus britischer Mandatszeit von 1936, der für einvernehmliche homosexuelle Handlungen eine Strafe von bis zu zehn Jahren Haft vorsah." www.amnesty.de/inf...0#section-18865307

      Es wird übrigens auch nicht "Solidarität mit zivilen Opfern abgelehnt". Nur wenn man seine queere Identität explizit herausstellt, sollte man sich schon vorher schlau machen, mit was für einem Regime man sich da eben auch solidarisiert.

    • @Dorothea Pauli:

      Na ja, einfach mal irgendwelche alternativen Fakten behaupten. Wenn man die Möglichkeit betrachtet als queerer Mensch selbstbestimmt zu leben, sind alle arabischen und die allermeisten islamischen Gesellschaften erheblich queerfeindlicher als sämtliche europäischen Gesellschaften. Israel ist da im Orient eine einsame, löbliche Ausnahme und leider vom Terror religiöser Fanatiker ernsthaft bedroht. Shalom!

    • @Dorothea Pauli:

      Palästina ist nicht queerfeindlicher als andere Gesellschaften ? Oh damit zerstören sie aber auf einen Schlag all die Errungenschaften die mutige Menschen für diese Menschen in anderen Gesellschaften errungen haben. Sicher ?

    • @Dorothea Pauli:

      Wenn Sie ernsthaft glauben Palästina und auch der arabische Raum im Allgemeinen sei nicht queerfeindlicher als andere Gesellschaften , dann liegen Sie vollkommen daneben. Daran ändert die von Ihnen ins Feld geführte Vernichtung queerer Menschen hier im 3. Reich nichts. Das hat auch wenig mit Dämonisierung zu tun, sondern entspricht den Fakten. Dort wo religiöse Hardliner und/oder Nationalistenan der Macht sind, haben Minderheiten im allgemein wenig zu lachen.

    • @Dorothea Pauli:

      "Palästina ist nicht queerfeindlicher als andere Gesellschaften"

      Bitte was? Okay, vielleicht nicht queerfeindlicher als der Iran.

      Aber selbstverständlich queerfeindlicher als Deutschland, Spanien oder Norwegen. Oder Israel.

      Sie machen sich lächerlich.

    • @Dorothea Pauli:

      „nicht queerfeindlicher“? Für 2013 gibt Pew Research 87 % Akzeptanz Homosexueller in Deutschland und 4 % in Palästina an, Palästina gehört(e) zu den schwulenfeindlichsten Gebieten weltweit.

  • Vielleicht lesen wir diese Schilder falsch weil sie bedeuten sollen dass Schwule in Palästina die Macht übernehmen sollen. Wäre doch einen Versuch wert.

    • @Thomas R. Koll:

      Klingt interessant. Aber die haben dann auch mit Neuaufbau ohne Korruption reichlich zu tun.

  • Die Kommentare bestätigen mehrheitlich die Richtigkeit des Artikels.

  • Hat er wirklich recht? Finde man kann auch als Queer gegen Genozid sein. Und Queers in Gaza freuen sich bestimmt nicht über israelische Bomben.

    Dieser Kommentar ist wieder mal ein trauriges Beispiel für die merkwürdige deutsche Position, die Genozid gutheißt, so lange er von den "Richtigen" begangen wird. Aber man kann statt mal drüber nachzudenken auch einfach alle Kritiker als Antisemiten bezeichnen.

    • @Bartleby208:

      Man kann als Mensch im allgemeinen solidarisch mit Palästina sein. Aber was genau soll einen als queeren im Besonderen dazu bringen? Was prädestiniert GERADE Queers dazu? Denn so ist "Queers 4 Palestine" gemeint: gerade weil ich queer bin, bin ich für Palästina und gegen Israel. Und das ist einfach absurd.

      Sollte es irgendwie eine Abnahme der Homophobie in Palästina bewirken - seht her, wenn diese Queers für uns demonstrieren, sollten wir sie vielleicht nicht mehr verfolgen und umbringen - dann ist ein Erfolg bislang nicht nachweisbar.

    • @Bartleby208:

      Israel führt in Gaza aber keinen Krieg explizit gegen Schwule.

      "Genozid" na klar. Wenn Israel die Araber ausrotten wollte, wäre das schon längst passiert.

      • @Chris McZott:

        Es gibt eine schöne Formel (schön, weil sie stimmt):

        Israel könnte die Palästinenser ausrotten, will es aber nicht - die Hamas möchte Israel vernichten, kann es aber nicht.

      • @Chris McZott:

        Das sehe ich genau so.

    • @Bartleby208:

      Danke für Ihren Beitrag.

    • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
      @Bartleby208:

      Wo bleibt die Kritik an die Hamas? Während der 18 Jahre der Alleinherrschaft der Hamas wurden Queers in Gaza gnadenlos verfolgt.

      Und wenn man wirklich gegen Genozid ist, warum bringt man sich nicht dazu, Artikel 7 der Hamas-Gründungs-Charta zu thematisieren? Ebenda ruft die Hamas zum Völkermord an Israelis bzw. an Jüdinnen und Juden auf.

      „Israel-Kritiker“, die mit roten Dreiecken die Globalisierung der Intifada fordern, sollten sich nicht wundern, wenn sie als antisemitisch gebrandmarkt werden.

      • @Michaela Dudley:

        Wo bleibt eigentlich die Forderung nach der Einhaltung des Völkerrecht bei den Pro-Israel Demonstrationen? Die Beendigung von Vertreibungen z.B. in Ostjerusalem?



        Und Menschen die sich für die Menschen in Gaza und Frieden einsetzen, alle als Hamas-Sympathisanten zu labeln, ist mehr als schlicht.

  • Jan Feddersen trifft (mal wieder) den Nagel auf den Kopf. Es ist so absurd, man hätte es sich nicht ausdenken können.

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Wer mit der Hamas flirtet, liebäugelt somit mit einer rechtsextremen Terrororganisation, die nicht „nur“ antisemitisch, sondern auch misogyn und queerfeindlich ist.

    In den letzten 18 Jahren der Alleinherrschaft der Hamas in Gaza gab es keine Pride-Paraden. Wie denn auch? Das CVPVP, die gnadenlose Sittenpolizei der Hamas, verbietet, neben dem Queersein, auch Alkohol, lässige Kleidung, Kosmetik, Techno und das öffentliche Auftreten von Frauen ohne Hijab. Klingt das etwa nach CSD?

    Selbst Amnesty International verurteilt seit Jahren die brutale Queerfeindlichkeit der Hamas. Seit 2018 betreue ich vereinzelte queere Geflüchtete aus Palästina im Ehrenamt mit, und ihre Horrorerzählungen decken sich mit den diesbezüglichen Feststellungen von Amnesty International.

    „Queers for Palestine“ und „IQP“ sind jedoch mitnichten daran interessiert, die Hamas anzuprangern oder gar einen Forderungskatalog für LGBTQ-Rechte in Gaza zu entwickeln.



    Ihre „israelkritischen“ Schlachtparolen und ihre roten Dreiecke lassen erahnen, wofür sie wirklich stehen.

    Dudley, Michaela (10.07.2024): „Bunte Fassade, blinde Flecke“, in Belltower.News:



    www.belltower.news...nde-flecke-155995/

  • Vielen Dank für Ihren geistreichen Kommentar, Herr Feddersen! Wären diese Szenerie und die Hintergründe nicht so traurig und leider auch gefährlich, so könnte man Schilder mit Oxymora wie "Flintifada" oder "Dykes/Gays/Queers for Gaza" wirklich für eine Parodie halten, denn sie sind einfach absurd und entbehren jeglicher Logik. Man/frau fragt sich, was in den Köpfen dieser Personen vorgeht, ob da überhaupt noch etwas drin ist? Oder ob die tiktokisierte junge Generation in großen Teilen wirklich so narzisstisch und "lost" ist...

  • An dieser Stelle muss einmal angesprochen werden, dass aktuell die einzige reale Gefahr für queeres Leben in Gaza von Israel ausgeht.

    • @Martin C.:

      Sie meinen, in Kriegszeiten verzichtet die Hamas darauf, Queers zu unterdrücken?

      Nach der Logik wäre es für Queers ja schon fast begrüßenswert.

    • @Martin C.:

      Gibt es überhaupt queeres Leben in Gaza?

  • "Wo Netanjahu recht hat, hat er recht: Queers for Palestine – das ist wie Chicken for KFC –"



    Klassische Dämonisierung.

    • @Francesco:

      Nein, plastische Ausdrucksweise.

      Können Sie die These widerlegen? Wie hoch würden Sie die Chancen halten, genau dieses pro-palästinensische Schild in Gaza ohne (im Zweifel israelischen) Geleitschutz unbeschadet spazieren tragen zu können?

  • Queere dürfen sich nicht für tausende von getöteten Kindern und die Missachtung von Menschenrechte einsetzten? Wenn TAGTÄGLICH Zivilisten in Gaza bombadiert werden, ist es die Pflicht eines jeden einzelnen welche Community auch immer dagegen zu demonstrieren. Gaza ist die Hölle auf Erden geworden und hier beschwert sich der Autor warum Queere Menschen dagegen demonstrieren? Super stolz auf die Queere Community das man sich klar für Menschenrechte einsetzt! Weiter so!

    • @Sara D:

      Ja, dass ist genau das Schwarzweiß, von dem der Autor spricht.



      Auf der einen Seite die Bösen, die Kinder töten.



      Auf der anderen Seite die Guten, die für Gerechtigkeit einstehen.



      Das ist hier auch schön bequem. Hier kann man sich auf einen Staatsapparat verlassen, der einen beschützt und für alles Mögliche sein, ohne selbst Konsequenzen spüren zu müssen und sich ganz dem eigenen Qeersein widmen.



      So habe ich eher den Eindruck, getötete Kinder werden zur Selbstdarstellung missbraucht.



      Ich finde es toll, wenn Leute ihr Queersein feiern.



      Aber nur, weil es jemand selbst schwer hat, muss es doch nicht dazu führen, ohne Reflexion der Situation für andere einzutreten, die auch Leid erfahren.

    • @Sara D:

      Man kann als Mensch im Allgemeinen ja gerne solidarisch sein. Aber als queerer Mensch im besonderen? Wo ist denn da der Konnex? „Gerade, WEIL ich queer bin, solidarisiere ich mich mit Gaza“? Wieso?

    • @Sara D:

      Es geht um die Querfront mit Hamasanhängern und die Übernahme von Hamas-Symbolik, BDS-Inhalten und dessen Agitation. Hamas ist Gründungsmitglied der BDS-Bewegung.

      • @Required:

        Das ist einfach Quatsch. free Palestine wird nicht von der Hamas gepachtet. Umgekehrt finde ich es erschreckend das sich pro-Israelis egal welcher Community sich NICHT klar von der israelischen Regierung distanzieren. Die IDF hat ganz viele Zivilisten auf dem Gewissen es sterben tagtäglich Frauen und Kinder! In den illegalen Gebieten werden deren Bewohner terrorisiert. Nethanjahu sagt in seiner Konferenz es sind keine Zivilisten gestorben und alle pro-Israelis schweigen. Das man diesen Typen auch noch recht gibt der nachweislich lügt ist einfach unfassbar! Jeder sollte hier mal seinen moralischen Kompass einschalten.

    • @Sara D:

      Danke, das sehe ich ebenso.

  • In einem Artikel aus einem zur taz komplementären Bereich des politischen Spektrums kam der Journalist Jan Fleischhauer im gleichen Kontext zu einer ganz ähnlichen Schlussfolgerung wie Jan Feddersen. In Zeiten von fake news und alternativen Fakten ist das gleichermaßen bemerkens- wie begrüßenswert.

  • Ich finde es mehr als befremdlich, queere Menschen mit „dummen“ Hühnern zu vergleichen, die nicht für sich selbst denken können! Außerdem alle Palästinenser in einen Topf zu schmeißen und als homophob abzustempeln (bzw. Palästina mit der Hamas gleichzusetzen), sowie ganz Israel als gelobtes Land für Queere zu sehen. Etwas komplexer ist die Situation ja wohl schon…!

    • @Eve:

      Gut, dann beschreibe mir die Situation doch bitte, statt Allgemeinpositionen zu vertreten. Wie sieht denn die Lebensrealität von Schwulen und Lesben unter der Herrschaft der Hamas aus?



      Und niemand hat gesagt, dass sie nicht selbst denken können. Man hat nur festgestellt, das ein Teil der Szene zu wenig schlüssigen Schlussfolgerungen kam, freundlich ausgedrückt...

    • @Eve:

      Man muss Palästina nicht mit der Hamas gleichsetzen. Auch in Ramallah gibt es keinen CSD und es werden queere Menschen verfolgt und unterdrückt.

      Und wer „Yallah Intifada!“ ruft, ist nicht einfach nur solidarisch mit leidenden Zivilisten, sondern rechtfertigt den Kamp gegen Israel. Und dieser Kampf wird nun mal unter anderem von der Hamas ausgetragen.

  • Super Artikel, voll auf den Punkt gebracht -- vor allem, was diese bizarren Demutsgesten angeht.

    Ich habe auch ein paar Menschen im Umfeld, die auf ihren Insta- und Facebook-Profilen was von antifaschistisch, queer und feministisch blubbern, aber dann volle Soli mit islamistischen Todeskulten fordern, und Terroraktionen vollkommen mitragen und als "Widerstand" romantisieren... mit Argumenten und Fakten ist da aber schon lange nicht mehr beizukommen.

  • Vielen Dank für diesen Kommentar, dem ich uneingeschränkt zustimmen kann !



    Aber die Queers for Palestine leben in ihrer postkolonialistischen/ antisemitischen Blase , übersehen das Israel das einzige Land Vorderasiens ist, in dem queeres Leben möglich ist !

  • Soviel Humor hätte ich Netanjahu gar nicht zugetraut.

  • Vielen Dank für den Kommentar, dem ich uneingeschränkt zustimme.

    Und wie so oft stinkt der Fisch vom Kopf her.

    Das Darling der Postkolonialen, Judith Butler, verstieg sich zu der Äußerung, es sei eine Karikatur zu behaupten queeres Leben wäre in Gaza nicht möglich.

    Dabei sind sie und ihre Gefolgschaft die bizarre Karikatur, die man seriöserweise nur mit antisemitischem Wahn erklären kann.

    Chicken for KFC eben oder Black People for KKK.

    Es gibt keine Grenzen und das Ende der Fahnenstange ist wohl immer noch nicht erreicht.

    • @Jim Hawkins:

      > "Es gibt keine Grenzen und das Ende der Fahnenstange ist wohl immer noch nicht erreicht."

      Butler und Foucault sei "dank" werden werden wir den Zenith des Wahnsinns nie erreichen. Wir nähern uns ihm nur asymptotisch an.

      • @Marchenko:

        So sieht das aus. Und, um die Trilogie vollständig zu machen, sollte Said noch erwähnt werden.

  • Propaganda und Verschwörungstheorien greifen halt nicht nur bei rechten, sondern auch bei links-progressiven Menschen. Es ist schon erstaunlich zu sehen, wie mächtig die Verblendung sein kann. Dasselbe sieht man auch bei vielen "Pazifist:innen" wenn es um den brutalen Angriffskrieg der russischen Faschisten geht. Crazy times.