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Verdrängung eines 84-jährigen MietersKein Schlüssel zur Rendite

Weil Manfred Moslehner Modernisierungsarbeiten verhindert haben soll, verklagt ihn sein Vermieter. Doch das könnte sich als Eigentor herausstellen.

Manne, wie ihn alle nennen, wohnt seit seiner Geburt in diesem Haus in Tegel. Geht es nach dem Vermieter, muss er raus Foto: Jürgen Ritter/imago

Berlin taz | Manfred Moslehner wirkt erschöpft. Der 84-Jährige, den alle nur Manne nennen, steht am Dienstagmorgen vor dem Amtsgericht Wedding – schon wieder. Er ist das, was renditehungrige Investoren einen renitenten Mieter nennen würden: Seit 14 Jahren kämpft er gegen die Verdrängung aus seinem Geburtshaus in der Steinbergsiedlung in Reinickendorf. Bislang vergeblich, im April erklärte das Gericht die Kündigung durch den Eigentümer für rechtmäßig.

Dass der Rentner nun nach 84 Jahren sein Zuhause verlassen muss, scheint dem Eigentümer jedoch nicht zu reichen: Die private Investorengruppe „Am Steinberg Entwicklungsgesellschaft GmbH“, die die 38 Häuser der Siedlung 2010 von der landeseigenen GSW gekauft hatte, hat Moslehner verklagt. Der Grund: Weil er Modernisierungsarbeiten behindert haben soll, soll er nun ein Ordnungsgeld zahlen – oder es droht ihm Ordnungshaft.

Im Schatten vor dem Gerichtsgebäude haben sich rund 20 Leute versammelt, unter ihnen viele ältere Menschen. Zum Zeichen der Unterstützung haben sie sich trotz der Hitze rote Schals umgebunden, einige tragen schwarze Shirts mit dem Aufdruck „Kein Bock auf Luxus“. Moslehner steht mit hängenden Schultern neben ihnen und wirkt mit seinem beigen Mantel und seinem schütteren grauen Haar fast farblos.

Angst vor Mietsteigerungen

Auch einige Nach­ba­r*in­nen aus der Steinbergsiedlung sind gekommen, denn Manne ist nicht der Einzige, der dort verdrängt wird: 20 der 38 Häuser wurden bereits modernisiert und verkauft, weitere sollen folgen.

Wir werden drangsaliert, weil jemand Millionen machen will

Hans-Hartmut Lenz, Sprecher der Anwohnerinitiative

„Wir werden drangsaliert, weil jemand Millionen machen will. Und das auf Kosten der Schwächsten“, sagt Hans-Hartmut Lenz, Sprecher der An­woh­ne­r*in­nen­in­itia­ti­ve „Siedlung am Steinberg“. Dass der Eigentümer nicht einmal „das absehbare Lebensende eines 84-Jährigen abwarten“ könne, ist für ihn „eine Schweinerei“.

Auch Lenz war an dem Morgen dabei, der heute vor Gericht verhandelt wird. Es geht um den 22. September im vergangenen Jahr. Moslehner soll Mitarbeitern des Eigentümers den Zutritt verweigert und damit die Modernisierung des Hauses behindert haben. Bereits zuvor hatte er sich aus Angst vor Mietsteigerungen gegen Modernisierungsarbeiten gesträubt, weshalb ihm die Steinberg Entwicklungsgesellschaft 2015 kündigte.

Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit. 2021 urteilte dann das Landgericht Berlin, dass er die Arbeiten dulden und die Hand­wer­ke­r*in­nen ins Haus lassen muss.

Weil er dies am 22. September verhindert haben soll, flatterte erneut eine Kündigung ins Haus, die das Amtsgericht Wedding im April für gültig erklärte. Moslehner legte dagegen Berufung ein, der Prozess vor dem Landgericht steht noch aus. Parallel klagte der Eigentümer auf Vollstreckung der Duldung der Modernisierungsmaßnahmen. Also verhandelt das Amtsgericht erneut über den Morgen des 22. September.

Ein fremder Mann vor der Tür

Laut Hans-Hartmut Lenz habe da plötzlich ein fremder Mann vor der Tür gestanden und wollte Moslehners Schlüssel haben. Er habe weder gesagt, wer er sei noch wer ihn beauftragt hat, also habe Moslehner seine Schlüssel behalten. „Das könnte ja auch ein Betrüger sein“, sagt Lenz.

Der Mann, von dem Lenz spricht, ist am Dienstag ebenfalls da. Er sitzt in dem winzigen Gerichtssaal, der bei dem großen Andrang aus allen Nähten platzt. Auf Aufforderung der Richterin berichtet er, dass er zu diesem Zeitpunkt für die Wertconcept Investment Group tätig war. Diese sei eine Holding der Steinberg Entwicklungsgesellschaft, sagt er. Auf Nachfrage weiß der 28-Jährige dann aber doch nicht mehr, in welcher Beziehung die beiden Unternehmen zueinander stehen.

Auch sonst kann sich der Zeuge, der mittlerweile nicht mehr für die Investmentfirma arbeitet, nicht an sonderlich viel erinnern. Das, was er noch weiß, deckt sich jedoch weitgehend mit den Schilderungen der Anwohner*innen: Als er an dem Morgen die Schlüssel von Moslehner holen wollte, habe bereits eine große Menschentraube auf der Straße gewartet. Als er den Rentner nach den Schlüsseln gefragt habe, habe dieser gesagt, er habe nur einen und den würde er behalten.

Ob er seinen Namen genannt hat, in wessen Auftrag er da war und wozu er die Schlüssel haben will, daran erinnert er sich nicht. Als er aus der Gruppe danach gefragt wurde, sei er schnell weg gegangen, weil er sich bedrängt gefühlt habe. Einer der Un­ter­stüt­ze­r*in­nen habe dann die Polizei gerufen.

Der zweite Zeuge, ein Mitarbeiter des SPD-Abgeordneten Sven Meyer (SPD), der ihn als Beobachter dorthin geschickt hatte, schildert Ähnliches, doch mit zwei zentralen Abweichungen: Der Mann habe seine Identität eben nicht genannt und von einer bedrängenden Situation könne auch keine Rede sein.

Auswirkungen auf laufendes Räumungsverfahren

Für Moslehners Anwalt Henrik Solf ist nach der Verhandlung klar, dass sich der Vorwurf, sein Mandant habe Mitarbeitern des Eigentümers den Zutritt verweigert, um die Modernisierung zu behindern, nicht bestätigt hat. Die Entscheidung des Amtsgerichts steht noch aus. Sollte sie zu Moslehners Gunsten ausfallen, könnte das auch Folgen für den laufenden Räumungsstreit haben.

„Es geht hier um denselben Sachverhalt“, sagt Sebastian Bartels, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, der taz. Sollte das Amtsgericht also urteilen, dass Moslehner nicht etwa die Modernisierung behindert hat, sondern lediglich einem wildfremden Mann seine Schlüssel nicht geben wollte, könnte auch die Kündigung in einem neuen Licht erscheinen. „Daran kommt das Landgericht nicht vorbei“, glaubt Bartels.

Statt also einen armen Rentner mitten in einem Räumungsprozess finanziell unter Druck zu setzen, könnte sich die Klage des Investors letztlich als Eigentor erweisen.

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70 Kommentare

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  • Es ist eine Katastrophem, dass solche geldgierigen Firmen doch immer wieder willfährige Richter finden, die das tun, was sie wollen und Mieter einfach rauswerfen. Was ist das für ein unempathischer Richter, der zu ungunsten eines 84jährigen Mannes und zugunsten einer schwerreichen Firma entscheidet?

    Was Eigenbedarf anbelangt, das scheint nicht schwierig zu sein, zumindest wenn man, wie nicht selten, einen Richter findet, der nicht mal prüft, ob der Eigenbedarf wirklich zutrifft oder am Ende womöglich fingiert ist. Da werden plötzlich fünf oder zehn Verwandte des Vermieters vorgeschoben, die alle in die Wohnungen eines Mietshauses einziehen wollen und dem Richter kommt das noch nicht mal seltsam vor (oder er ignoriert das seltsame einfach).

    • @JosefD:

      Ja, es ist eine Katastrophe, dass es eine Mehrheit innerhalb der Berliner Bevölkerung gegeben hat, die einst eine Regierung wählte, die an solche Firmen heruntergekommene städtische Immobilien verscherbelt haben, anstatt diese selbst vernünftig und gewissenhaft zu bewirtschaften. Nun ist es über 20 Jahre zu spät, um sich darüber aufzuregen.

      • @Klaus Kuckuck:

        Es ist nie zu spät sich dagegen aufzuregen und eine Wiederholung des Dramas zu erschweren.

        • @drusus:

          Zu wünschen wäre es. Mir fehlt schlicht der Glaube, dass die BerlinerInnen eine Wiederauflage dunkelroter Regierungen im Roten Rathaus langfristig erschweren/verhindern werden.

  • Von dem Einzelfall abgesehen ist es aber durchaus ein Problem, wenn einzelne Mieter über 10 Jahre Bau- und Modernisierungsmassnahmen aufhalten können. Das lähmt, wenn es oft genug geduldet wird, regional ganze Wohnungsmärkte. Es ist am Ende schlicht so, dass Miete kein Eigentum ist. Wer Eigentum will, muss es rechtzeitig kaufen - die Regeln sind allen bekannt.



    Es kann kein Recht auf „lebenslanges Wohnen“ in einer Mietwohnung geben, das wäre de Fakto schlicht Enteignung.



    Dass Löhne und Renten oft zu gering sind für adäquaten Wohnraum kann nicht einfach nur bei den Vermietern abgeladen werden, als deren Sozialschuld, alten Langzeitmietern die Miete nicht erhöhen zu dürfen, oder ihren Immobilienbestand nicht renovieren und sanieren zu dürfen.



    Mehr Regulierung und Auflagen perpetuieren nur die Probleme der Wohnungsknappheit.



    Enteignung und andere Umverteilungsphantasien schaffen nicht eine neue Wohnung mehr - und wer denkt „dann wär alles billiger ohne fiese Mithaie“, der hat alle Skandale um unfähige und kriminell handelnde öffentliche Wohnbaugesellschaften in den letzten Jahrzehnten erfolgreich verdrängt, ebenso die Immobilienverramschung durch die Politik.

    • @hup:

      Beim Lesen Ihres Kommentars beschleicht mich das Gefühl, dass Sie mehr Theorektiker guten Wirtschaftens sind oder Praktiker der Sorte, mir das meiste, sollen selbst schauen, wo andere bleiben. Der hier genannte Fall ist doch komplett grotesk und das Gebaren des Vermieters unethisch.

  • Wer hat noch gleich die Privatisierung von öffentlichen Wohnungseigentum durchgesetzt? Könnte es sein dass der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und dessen Finanzsenator Thilo Sarrazin damit etwas zu tun hatten? Natürlich ist es zum Teil erschreckend wie Immobilienkonzerne agieren. Um dies jedoch zu bewerten, muss man den Gesamtkontext betrachten. Zusammengefasst: 1. die sozialistische Planwirtschaft der SED wirtschaftet alles kaputt, bricht zusammen und packt unter Anordnung der Kpdsu ein. 2. Die klamme Berliner Stadtregierung will zwei Fliegen mit einer Klappe. Einnahmen durch Verkauf der heruntergekommen Bausubstanzen. Private Unternehmen übernehmen Investitionen und Verantwortung. 3. Nun wird wieder nach Enteignung gerufen. Fazit: Der Fehler liegt in erster Linie bei den roten (ehemaligen) Regierenden.

    • @Klaus Kuckuck:

      Zuvor hatte aber die CDU einen zu unrecht vergessenen Bankskandal der das Land Berlin ruinierte und die Beteiligten bereicherte.

      • @drusus:

        Sie meinen den Berliner Bankenskandal?! Diesen möchten Sie nun als Feigenblatt für die Rekordverscherbelungen landeseigener Immobilien durch die von Wowereit angeführte rot-rote Regierungskoalition vorschlagen?

  • Bedenkt man, wie schwierig es für Privatleute ist, auch nur Eigenbedarf anzumelden, ist diese Räumung - und v.a. die justitielle Staatsmacht dahinter - nicht zu verstehen.

  • Energetische Modernisierung von Wohnungen gegen den Klimawandel?

    Besser nicht!

    • @Rudolf Fissner:

      Wo ist von energetischer Sanierung die Rede?

      • @Francesco:

        Nach einem Eigentümerwechsel verpflichtet der Gesetzgeber den neuen Hauseigentümer zu einer energetischen Sanierung des erworbenen Gebäudes gemäß den Bestimmungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG)

      • @Francesco:

        Bei der Bude auf dem Foto wollen Sie eine Baugenehmigung ohne energetische Sanierung bekommen?🤔 Und dann noch in Berlin?🤣

  • Zugegeben. Der Mann kann einem leid tun und ob der Vermieter hier unbedingt so vorgehen muss, ist auch fraglich. Dass eine linke taz sich jedoch gegen energetische Sanierung positioniert und den Anspruch einer einzelnen Person auf unverhältnismäßig viel Wohnraum unterstützt, ist widersprüchlich und null überzeugend.

    • @Klaus Kuckuck:

      volle Zustimmung

    • @Klaus Kuckuck:

      Es ist keine energetische Sanierung, sondern "Modernisierung" zur Wertsteigerung.

      Was soll das Gerede von "unverhältnismäßig viel Wohnraum"? Wenn er die gemieteten m2 bezahlt, paßt es. Vor "2015" wurde übrigens noch fleißig abgerissen, da Überkapazitäten.

  • enteignet fir miethaie. fir häuser denen, die drin wohnen. her mit genossenschaften.

  • Eigentum verpflichtet zu

    Egoismus. Stimmt's.

  • 10 Jahre! Ich werde nie Vermieter werden. Viel zu viel Stress.

    • @Strolch:

      Von den Angestellten der Entwicklungsgesellschaften hat deswegen wohl kaum einer "Stress". Und deren Eigentümer machen das, damit schließlich völlig stressfrei Geld fließt, ohne dass sie noch einen Finger krumm machen müssen.

      • @Monomi:

        Womit sich auch die Frage beantwortet, warum sich das außer solchen Wohnungsbaugesellschaften kaum noch einer durch Neubau auflädt...

    • @Strolch:

      Das ist ja nur die eine Hälfte - wenn denn mal saniert ist, wird ja nochmal 10 Jahre mit der Baufirma wegen Mängeln und Kostensteigerungen prozessiert. 🤯

  • ...ein etwas einseitiger Bericht. Anderen Medien ist zu entnehmen, dass der Mann sich seit 10 Jahren gegen die Sanierung wehrt (..gabs da nicht was mit Pflicht zur energetischen Modernisierung), und ihm Alternativwohnungen angeboten wurden. Auch mit langjähriger Miete erwirbt man nunmal kein Eigentum, und in dem Haus könnte man durchaus eine kleine Familie statt eines einzelnen Mannes unterbringen. Also genau das, was gern gefordert wird .... Senioren raus und Familien rein...

    • @Sandra Becker:

      Wie kommen Sie darauf, daß da nach einer "Sanierung" mehr Menschen wohnen werden? Den Wohnraum bekommt der der am meisten zahlt. Das sind inder Regel wohlhabende Singles. Es ist nicht einmal sicher, dass dann da überhaupt jemand wohnt.

    • @Sandra Becker:

      "Auch mit langjähriger Miete erwirbt man nunmal kein Eigentum"



      So sieht der Sachzwang, die Eigentumslogik, aus. Dies als Rechtfertigung verwendend, zeigte dann Kaltherzigkeit auf, würde ich meinen.



      "... und in dem Haus könnte man durchaus eine kleine Familie statt eines einzelnen Mannes unterbringen"



      Könnte mensch. Würde denn eine Wohnung zu gleicher Miete angeboten? Oder bekäme der Rentner ein entsprechend höheres Einkommen, um sich eine teurere Wohnung leisten zu können?

    • @Sandra Becker:

      Dort wird aber nicht saniert, damit die Mieter besser wohnen. Dort geht es nur darum, die Häuser teuer zu verkaufen. Steht auf der Webseite der "Entwicklungsgesellschaft".

    • @Sandra Becker:

      Das scheint zu stimmen, mit den Alternativwohnungen. Die waren aber alle scheinbar nicht in dieser Gegend.



      Können Sie sich vorstellen, im fortgeschrittenen Rentenalter Ihr gesamtes soziales Umfeld zu verlieren? Die Leute und deren Nachkommen, mit denen man gemeinsam alt geworden ist? Den gewachsenen sozialen Zusammenhalt?



      Ich bezweifle, dass es den meisten von uns möglich ist, etwas Gleichwertiges in hohem Alter noch einmal aufzubauen, allein weil die Berührungspunkte in einer neuen Nachbarschaft oft fehlen.



      Dass die Wohnungsgesellschaft plant, kleine Familien anzusiedeln, halte ich für nicht wirklich glaubwürdig. Dazu sind die meisten auch nicht finanzkräftig genug.

  • 9G
    94799 (Profil gelöscht)

    Was wieder mal unterschlagen wird ist ein Hinweis auf die politischen Mistkäfer die die sich damals in Gemeinbesitz befindliche Siedlung verkauft haben. Welche Parteien und Personen waren damals in der "Verantwortung"?

  • Tja, Recht haben und Recht bekommen sind eben zweierlei - und natürlich der teuerste Anwalt!!!

  • Tja, Recht haben und Recht bekommen sind eben zweierlei - und natürlich der teuerste Anwalt!!!

  • Ich möchte nicht wissen, wieviele Menschen die Berliner Immolobby schon auf dem Gewissen hat.

    • @Stavros:

      Ja, übel. Ich erinnere mich noch an die Berichte über Rosemarie F. und die Räumung. Zwei Tage später verstarb sie. Möge die Erde ihr leicht sein.



      taz.de/Zwangsraeum...n-Berlin/!5069569/

    • @Stavros:

      Ich schon.

  • Gründet doch eine Mieterpartei. 53% aller Deutschen wohnen zur Miete. In einer Demokratie sollte es ein Klacks sein, solche Auswüchse von Immobilienhaien zu unterbinden. 53% sind nach letzter Rechnung die Mehrheit.

    • @Jalella:

      Was sie damit unterbinden würden wäre jede Bautätigkeit für neue Mietwohnungen. Man kann eben niemand dazu zwingen neuen Wohnraum zu schaffen, und der Staat alleine hat das noch nie geschafft.



      Was sie also propagieren ist ewige Wohnungsnot und Substanzzerfall - das macht nichts besser, und das kann auch eine „Mieterpartei“ nicht ändern, ganz im Gegenteil.

    • @Jalella:

      Bin Mieter und würde niemals eine "Mieterpartei" wählen. Sie können sich mit Ihrem Vorschlag also wieder setzen.

  • Wieso dauert sowas 10 Jahre?



    Das ist für den Mieter belastend und für den Vermieter kann sowas existenzbedrohend sein.

    • @Altunddesillusioniert:

      Yepp. Zuviel Schampus kann auch töten.

    • @Altunddesillusioniert:

      Ja, stimmt. Es fällt mir schwer, die Tränen zu unterdrücken. Die "Steinberg Entwicklungsgesellschaft" hat doch sicher ein Konto auf das man mildtätige Spenden schicken kann... Die sind ja soooo arm dran!

      • @Perkele:

        Was glauben Sie denn, wie eine Steinberg Entwicklungsgesellschaft an Wohnungen kommt?

        Weil kleine private Eigentümer keinen Bock mehr auf das finanzielle Risiko haben und kommunale Wohnungsbaugesellschaften immer mehr zwischen politischen Zielvorgaben (schnell energetisch sanieren, niedrige Mieten, Zuschüsse nur in schnellen Neubau stecken, ...) zerrieben werden.

    • @Altunddesillusioniert:

      Ich würde auch gerne die Meinung der anderen Mieter im Haus hören. Ich habe den dringenden Verdacht, da sind etliche stinksauer, weil das Haus seit 10 Jahren nicht mehr saniert werden konnte. Dinge wie Fassadendämmung, Heizungsaustausch etc. sind nur möglich, wenn das im ganzen Haus gemacht wird.

      • @TheBox:

        Ging es denn um diese Formen der Sanierung oder bloß um kosmetische? Wie hoch würde hierdurch die Miete?

        • @Uranus:

          Keine Miete. Die Mieter sollen verschwinden, damit die Häuser verkauft werden können.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Danke für den Hinweis.

      • @TheBox:

        Wie Sie auf dem Foto ganz gut sehen können, können in diesem winzigen Siedlungshaus nicht so sehr viele weitere Mieter zu Haus sein. Es ist ein Einfamilienhaus. de.wikipedia.org/w...dlung_am_Steinberg

  • Wenn der Rechtsstaat funktioniert, wird das LG für den Mieter urteilen. Für mich als Außenstehenden sieht das nicht nach Behinderung einer Modernisierung aus, sondern nach Verhinderung einer kalten Räumung. Man kann dem Herrn Senior nur ein dickes Fell wünschen, allerdings denke ich, wird er um die Modernisierung und den damit verbundenen Kosten bei der Miete nicht drumrum kommen.

  • Hätte Manne sich mal lieber eine oder besser sogar "seine" Wohnung, Zeit seines beruflichen Lebens gekauft statt gemietet. Alternativ durch seiner Hände Arbeit eine bessere Rente oder sonstige finanzielle Absicherung finanziert. Dann hätte er heutige Sorgen vielleicht nicht. Menschlich mag das jetzt alles für Manne eine Tragödie sein. Aber der Fall "Manne" sollte uns als Warnung dienen,



    dass der Ruhestand als teuerste Lebensphase von jedem von uns aktiv und selbstverantwortlich mitgestaltet werden muss. Ein Grundrecht auf lebenslange Solidarität auf Kosten anderer, ein Wohnen am gleichen Ort, zur geringstmöglichen Miete hat niemand.

    • @Mike Lehmann:

      Der Mann zahlt eine angemessene Miete, die die Kosten fur die Immobilie inzwischen deutlich übertreffen dürfte. Ihre Bemerkung "auf Kosten anderer" ist eine bösartige Polemik. Und ein Recht auf Verbleib im sozialen Umfeld gibt es eben sehr wohl. Es muss nur gegen andere Rechte abgewogen werden.

    • @Mike Lehmann:

      "Herr" Lehmann die sogenannte Nettikette verhindert leider, Ihnen angemessen auf Ihren Quark zu antworten.

    • @Mike Lehmann:

      Was für ein lakonischer die Tatsachen verdrängender Kommentar. Die GSW war eine Städtische Wohnungsbaugesellschaft, die mit öffentlichen Geldern Wohnraum-Versorgung in der Stadt organisierte. Diese wurde vor 20 Jahren privatisiert, als Manfred 64 Jahre alt war. Dies war die Folge einer Landesbank-Krise, welche durch Teile der kriminellen CDU-Regierung herbeigeführt wurde und das Land Berlin in eine Schuldenkrise stürzte.



      Unabhängig von seinem Einkommen hätte Manfred, wenn man sich mit Immobilienfinanzierungen auskennt, in diesem Alter kein Hypothekendarlehen mehr erhalten, denn dieses ist üblicherweise auf eine Laufzeit von 30 Jahren ausgelegt, unabhängig vom Eigenkapital. Auch eine höhere Tilgungsquote hätte nicht zum erwünschten Ergebnis geführt. Zudem liefe ein Verkauf dem Geschäftsmodell der Investment-Firma entgegen günstig zu erwerben, zu modernisieren und teuer zu verkaufen.



      Berlin ist eine Mieterstadt und 95% der Käufer von Immobilien laufen nicht mit Geldkoffern in der Gegend herum, sondern brauchen eine geeignete Finanzierung. Nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Hürden eine solche zu bekommen in Deutschland besonders hoch sind.

      • @Hatespeech_is_not_an_opinion:

        Zitat wikipedia:



        "Im Jahr 2004 verkaufte das von einer rot-roten Koalition (Senat Wowereit II) regierte Land Berlin die GSW ..."

        ... an "Heuschrecken", wie Sie das wohl bezeichnen würden. Es war NICHT die CDU, sondern (mal wieder) SPD+Linke.

        • @DiDier:

          Der Verkauf wurde erforderlich, um einen den Anforderungen entsprechenden ausgeglichen Landeshaushalt darzustellen. Lesen Sie sich mal ein, welche Auswirkungen der Landesbankendkandal auf die zukünftigen Berliner Haushalte hatte. Das sprengt den Rahmen Sie im Thema minutiös up to date zu bringen. Die Folge-Regierungen hatten kaum eine Wahl die Haushalte anders zu konsolidieren.

      • @Hatespeech_is_not_an_opinion:

        in diesem Alter kein Hypothekendarlehen mehr erhalten, denn dieses ist üblicherweise auf eine Laufzeit von 30 Jahren ausgelegt, unabhängig vom Eigenkapital.

        Verstehe ich nicht. Das er kein 30 jährigen Kredit bekommt, ok. Aber mit entsprechender Tilgung und Eigenkapital geht das in , 5, 10 oder 15 Jahren. Und vor 20 Jahren wurden einem die Wohnungen hinterher geworfen. Nur waren die Mieten damals im Vergleich zu ganz Deutschland so spottbillig, dass es hieß: man sei blöd, wenn man kauft. Mieten sei billiger. Als Mieter muss man aber auch akzeptieren, dass einem das Haus, in dem man wohnt, nicht gehört.

        • @Strolch:

          Ich gehe jede Wette ein, dass es überhaupt kein "Verkaufsobjekt" gegeben hat im grundbuchrechtlichem Sinn, auf welches ein Mieter überhaupt ein Vorkaufsrecht hätte geltend machen können. Die Teilung und Parzelierung in eigene Flurstück ist sicherlich erst im Nachhinein erfolgt, als die Investment-Gesellschaft ihre Verkaufspläne umgesetzt hat.



          Stellen Sie sich mal vor, dass eine Person in Anbetracht der Einkommenssenkung beim anstehenden Rentenbezug (Alter 60+) bei Banken keine ausreichende Bonität (Altersdiskriminierung) mehr genießt, gerade wenn man vorher in den Bezug einer sozial-geförderten Immobilie war. Es gibt einfach in der Welt arme Menschen, die trotz Arbeit kein ausreichendes Vermögen (Eigenkapital) ansparen können, um eine Immobilienfinanzierung zu stemmen. Ich war während meines Studiums in der Baufinanzierungsberatung nebenberuflich tätig, schwerpunktmäßig ging es seinerzeit um Bauen/Kaufen in Kombination mit Öffentlicher Förderung. 7 von 10 Interessenten waren für eine Finanzierung nicht darstellbar, zudem seinerzeit die Zinsen noch zwischen 7 und 9% betrugen.

        • @Strolch:

          "Als Mieter muss man aber auch akzeptieren, dass einem das Haus, in dem man wohnt, nicht gehört."

          Das Haus gehörte der GSW. Den Bürgern Berlins. Also auch Manne.

          Dazu kommt, dass es sich nicht um eine Luxusvilla handelt, sondern um eine Art Sozialwohnung. Dort wohnen keine wohlhabenden Leute.

          Es ist immer wieder verwirrend zu erleben, das manche Leute nur in vollen Geldkoffern denken können.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Zunächst: Mir ist klar, dass Manne auf keinen Geldkoffern sitzt. Nur finde ich es verwirrend zu erleben, dass wenn jemand eine Entscheidung trifft, Geld zu sparen, er auf den Standpunkt steht, dass er so behandelt wird, wie wenn er das Geld ausgegeben hat.

            Manne hätte das Haus kaufen können. Vor Jahrzehnten. Als Mieter hat er ein Vorkaufsrecht. Das wollte er nicht. Damals war es auch "blöd" zu kaufen. Mieten war viel billiger. Jetzt nach 20 Jahren sieht die Welt anders aus. Berlin ist attraktiv geworden und Wohnraum knapp. Und jetzt stellt man sich auf den Standpunkt, dass derjenige, der vor 20 Jahren so blöd war, ein Haus zu kaufen, Eigentümer ist und damit entscheiden kann, was mit dem Haus passiert. Da wehrt man sich 10 Jahre (!) lang.

            Ich kenne genug Menschen, die nicht wohlhabend und krank sind und eine kleine Wohnung oder auf dem Land auch ein Haus haben. Die haben überall sonst gespart. Von second-hand bis dahin, dass Urlaub nur möglich war, wenn die Krank.Kasse eine Kur zahlte. Ob der Lebensentwurf richtig/klug ist, sosehr Eigentum zu wollen, beurteile ich nicht. Aber wenn man einen anderen Lebensentwurf wählt, hat man eine Entscheidung getroffen.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            "Das Haus gehörte der GSW. Den Bürgern Berlins. Also auch Manne."

            ...aber nur zu einem 3,5-Millionstel. Der Bericht lässt (wohlweislich?) die Wohnfläche, die der Mann zu 100% für sich beansprucht, diskret unerwähnt, aber "gehört" haben dürfte ihm davon nicht einmal ein Quadratzentimeter. Solidarität ist was Feines, aber sie ist keine Einbahnstraße und auch kein eigentumsgleiches Recht.

            • @Normalo:

              "Solidarität ist was Feines, aber sie ist keine Einbahnstraße und auch kein eigentumsgleiches Recht."



              Mit wem Solidarität? Ansonsten hat er Miete gezahlt bzw. zahlt sie.

              • @Uranus:

                Mit Jemandem, der sein "Recht aus Alteingesessenheit" verteidigt. Der zahlt zwar Miete, aber das macht ihn eben nicht zum allein Verfügungsberechtigten über die Immobilie. Er MÖCHTE aber bestimmen dürfen, ob die renoviert (=aufgewertet) wird oder nicht.

                Im Zweifel ist darüber hinaus die Miete kein besonders starkes wirtschaftliches Argument: Das Mietverhältnis dürfte wunderbar alt und die Miethöhe nicht oder nur minimal anpassbar sein, also WEIT hinter der Geldwertentwicklung zurückhinken. Ich erinnere mich noch an die Zeit nach der Wende, wo die Leute auch "immer ihre Miete gezahlt" hatten und sich wunderten, dass nichts am Haus geschehen war, weil Verwaltungen von dem Taschengeld eben nicht einmal eine ordentliche Instandhaltung finanzieren konnten.

            • @Normalo:

              Ursprünglich wurden die Häuser mal mit öffentlichen Mitteln gebaut, um Menschen unterzubringen, die es nicht dicke haben. Kann man bei einem 84 Jährigen wirklich nicht warten, bis man sie zu Geld macht?

              Rechtlich haben Sie wahrscheinlich Recht. Aber wir reden doch von Menschen, nicht von Gesetzesbüchern.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Also ich würde da gar nicht warten, sondern gleich rückeignen - bspw. zum Kaufpreis plus Inflationsausgleich. Wohnraum darf keine Ware sein! Ich finde es widerlich, wie da Druck (Räumungsversuche, permanente Bedrohungslage) ausgeübt wird - das ist psychische Gewalt. Liebe Reiche, räumt Euch doch selbst.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Am Ende ist es eben eine rechtliche Auseinandersetzung. So ist die Welt. Die Frage ist, ob eine Gesetzeslage wirklich hilfreich ist, die ein logisches Ergebnis JETZT produziert, das eigentlich schon klar war, als "Manne" noch zehn Jahre jünger war. Sorry, wenn das arg nüchtern klingt, denn ja, wir reden von Menschen, aber nein, die Gesetzeslage ist eben in einem Rechtsstaat auch nicht bloß eine Empfehlung.

  • Das Dilemma ist, dass es keine wirksamen Gesetze gegen Immobilienspekulation gibt. Mieter keinen ausreichenden Schutz bei Sanierung haben.



    Auch ein Grund, warum SPD und Grüne Stimmen bei den Wahlen verlieren.



    In Hamburg stand ein Mehrfamilienhaus 5 Jahre leer bis es versteigert wurde.



    Ein gutes Beispiel dafür, dass sich gezielter Verfall und Drangsalierung von Mietern lohnt. Denn der neue Besitzer will das Haus abreißen und neu bauen statt zu sanieren.

    www.ndr.de/nachric...t-,grindel246.html

  • Das sind die "Werte" deren unsere Gesellschaft so hoch gepriesen wird. Es ist unglaubliche Gier, Rücksichtslosigkeit ja Unmenschlichkeit. Doch diese Triebfedern sind sehr viel kräftiger als Anständigkeit und Rücksichtnahme. Das kann man jeden Tag erleben: An der Kasse im Supermarkt, auf der Straße sowieso. Die Lehren dazu bekommt man frei Haus über die "sozialen" Medien, Boulevardzeitungen und - leider auch von der Politik...

  • Was für ein gemeines, selbstsüchtiges Verhalten dieser Investment Grupoe. Bah!

    • @Reisehank:

      Investment Gruppen haben kein Verhalten. Letztlich sind es (noch) immer Menschen, die da agieren. Angestellte dieser Gesellschaften. Eigentümer dieser Gesellschaften. Diese Kette ließe sich durch alle Mantelgesellschaften und Beteiligungen zurück verfolgen. Wenn es nicht kunstvoll und aufwendig verschleiert würde, wer letztlich profitiert. Und es wird verschleiert, weil man weiß : Wenn namentlich bekannt würde, wer hinter solchen Konstruktionen steckt, wäre es mit dem hohen sozialen Status schnell vorbei. Und mit so mancher politischen Karriere auch.

  • Alte Menschen mit einem solchen Streß in den Tod treiben ist meiner Ansicht nach ein Verbrechen. Zeit, dass jemand Strafanzeige stellt.

    • @Atze72:

      Gegen wen und auf welcher Grundlage?