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Debatte um VerkehrssicherheitEine Helmpflicht ist sinnlos

Kerstin Finkelstein
Gastkommentar von Kerstin Finkelstein

Regelmäßig kommt die Forderung, dass alle Radfahrende einen Helm tragen sollen. Das bringt wenig und löst das Hauptproblem auf den Straßen nicht.

Zumindest bei Gruppenfahrten wie diesen sind Helme sinnvoll Foto: Andreas Arnold / dpa

B randenburgs inzwischen ehemaliger CDU-Verkehrsminister Guido Beermann (er trat Anfang November aus privaten Gründen zurück) und Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner (auch CDU) haben unlängst eine alte Debatte neu belebt: Sie plädieren für eine Helmpflicht für Radfahrende. Das würde die Anzahl schwerer Kopfverletzungen nach Radunfällen senken, sagen sie. Eine Helmpflicht könne so die Verkehrssicherheit verbessern. Könnte sie das?

Ein Blick auf die derzeitige Verkehrssicherheit zeigt: Die mit Abstand gefährlichste Art, sich im Verkehr fortzubewegen, ist das Autofahren (1.192 Tote im Jahr 2022). Platz zwei belegt das Motorrad (492 Tote), erst auf dem dritten Platz finden sich Rad­fah­re­r:in­nen (normales Rad 266 Tote, E-Bike 208 Tote). Radfahren ist also, relativ gesehen, sicher.

Dass Radfahren so viel sicherer als Autofahren ist, liegt vor allem am Reisetempo: Je höher die Geschwindigkeit, desto exponentiell schwerer der Unfall. Wer mit 30 Stundenkilometern irgendwo aufprallt, erlebt die Fallhöhe eines Sturzes aus dem Fenster im ersten Stock eines Hauses; 50 Stundenkilometer entsprechen schon dem dritten Stock, 70 Stundenkilometer einem Sturz aus dem sechsten Stock und so weiter.

Fußgänger sind besonders langsam unterwegs und haben so gut wie nie schwere Alleinunfälle. Dennoch sind im vergangenen Jahr 368 von ihnen tödlich im Straßenverkehr verunglückt. Das sind deutlich mehr als Radfahrer auf motorlosen Bikes. Fragt sich also, warum die Union nicht mit einem Helmtragepflicht-Vorstoß für Zufußgehende zu punkten versucht. Wer von Unfallgefahren aufgrund mangelnder Knautschzonen spricht, sollte Fußgänger nicht ausnehmen.

Rad fahren oder zu Fuß gehen sind an sich sicher – nur solange kein Kfz-Verkehr in der Nähe ist

Vielleicht ahnen auch CDU-Verkehrspolitiker, dass Rad fahren oder zu Fuß gehen an sich sicher sind – also solange kein Kfz-Verkehr in der Nähe ist: Zwei Drittel aller schweren Radfahrunfälle ereigneten sich unter Autofahrerbeteiligung, drei Viertel der Radunfälle insgesamt wurde von den Kfz-Lenkern verschuldet. Die Zahlen im Fußgängerbereich sehen für den motorisierten Verkehr noch schlechter aus.

Wer Verkehrssicherheit fordert, muss also im Auge behalten, dass die überwiegende Mehrheit der Verkehrstoten Autofahrer sind – und die überwiegende Mehrheit der Unfälle von Autofahrern verursacht wird. Wären auf unseren Straßen morgen nurmehr Radfahrer und Fußgänger unterwegs, würde die Anzahl schwerer Unfälle erdrutschartig abfallen. Würde hingegen eine Radhelmpflicht eingeführt, könnte das keinen einzigen Unfall verhindern. Es sei denn, man folgt der Argumentation des Radfahrer-Clubs ADFC, dass eine solche Pflicht Menschen vom Radfahren abhalten würde – dann könnte es einen Effekt geben, denn wer nicht mehr Rad fährt, kann auch nicht damit verunglücken.

Da es in absehbarer Zeit weiterhin gefährlichen Kfz-Verkehr geben wird, aber Menschen trotzdem Rad fahren, kann denen nicht ein Helm zumindest helfen, einige seiner Folgen abzufedern? Aber: Drei Viertel aller Verletzungen von Fahrradverunfallten betreffen andere Regionen als den Kopf. Hier bringt ein Helm nichts. Bei dem restlichen Viertel können Helme Schäden zumindest innerhalb der abgedeckten Teilregionen in der Tat abmildern.

Deshalb spricht einiges dafür, sich individuell für einen Helm zu entscheiden, etwa wenn man zur Risikogruppe der rasenden Rentner gehört. Dank E-Bikes kann schließlich inzwischen jeder weite Strecken per Rad mit Geschwindigkeiten um die 25 Stundenkilometern zurücklegen. Die Gefahr eines schweren Unfalls steigt dabei indes durch Geschwindigkeit und Alter gleich doppelt. Schließlich gehen Muskelmasse, Reaktionsgeschwindigkeit und Beweglichkeit im Laufe der Jahre zurück; Unfälle haben dadurch üblere Folgen.

Lieber Tempo 30

Ein Helm kann also in bestimmten Situationen Menschenleben schützen. Die verpflichtende Einführung eines Utensils zu fordern, das lediglich einen Teil möglicher Unfallfolgen abmildern kann, als Verkehrspolitik zu bezeichnen, ginge dennoch zu weit. Wie wäre es stattdessen mit der Idee, die Unfallursachen in Angriff zu nehmen? Tempo 30 innerorts etwa senkt zugleich Unfallrisiko und Unfallfolgen. Und wer Verkehrsarten trennt, minimiert Unfallrisiken.

Zum Glück gibt es hier, im Bereich der Ursachen, seit diesem Sommer tatsächlich Fortschritte: Die Bundesregierung hat das Straßenverkehrsgesetz (StVG) reformiert, der Bundestag hat inzwischen zugestimmt. Wollte eine Kommune bislang eine Tempo-30-Zone oder Radspur einführen, musste sie das aufwendig begründen. Und wurde meist von autobesitzenden Bürgern verklagt. Schließlich galt es laut altem StVG stets, die Leichtigkeit und Sicherheit des motorisierten Verkehrs nicht zu beeinträchtigen. Ab jetzt sollen laut Bundesregierung Klimaschutz, Umweltschutz, Gesundheit und städtebauliche Entwicklung als gleichberechtigte Ziele gelten.

Weniger Autos ist der beste Weg

Damit wäre in der Tat der Weg frei für eine Verkehrswende, die mehr Sicherheit bringt. Die hat bislang auf der Straße noch nicht begonnen: So viele und so große Autos wie heute gab es in Deutschland noch nie. Der prozentuale Anteil des motorisierten Individualverkehrs steigt nur deshalb nicht, weil auch mehr Fahrräder gefahren werden. Die wenigsten E-Bikes haben jedoch tatsächlich ein Auto ersetzt.

Genau das muss indes Ziel von Verkehrssicherheitspolitik sein: die konstante Zunahme von Autobesitz und gefährlichem Autoverkehr zu stoppen. Wo ein Auto parkt (egal mit welchem Antrieb), kann kein Radstreifen, keine Busspur und kein Gehweg sein. Und wo Auto gefahren wird, droht Gefahr.

Durchschnittlich kam es im vergangenen Jahr pro Tag zu 989 Verletzten und fast 8 Todesopfern im Straßenverkehr. Ein Großteil dieses Leides wäre vermeidbar gewesen. Es wäre schön, wenn auch die Union aufhörte, Nebelkerzen zu werfen und dieses Thema endlich ernst nähme. Vision Zero!

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51 Kommentare

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  • Ich habe selbst einen Unfall mit dem Fahrrad gehabt wo mich der Helm geschützt hat (ohne Involvierung eines Autos), ein Fahrrad ist kein Fußgänger die Geschwindigkeiten die so mancher Fahrradfahrer drauf hat sind für diejenigen extrem gefährlich sollte es zu einem Unfall kommen. Daher ist die Helmpflicht absolut gegeben. Grundsätzlich wenn Fahrradfahrer als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer dastehen sollen braucht es Helmpflicht, Nummernschild und Versicherungspflicht. Zu viele Fahrradfahrer tun so also ob Verkehrsregeln für sie nicht gelten, gerade im ländlichen Raum wo sich Rad und Fußgänger die Wegen teilen.

  • Gretchenfrage: würden Sie Ihren Kindern für das Fahrradfahren einen Helm aufsetzen oder nicht?

  • Also die Schäden sind beim Autoverkehr rapide zurück gegangen. Im Jahr 1972 gäbe es in WestD ca. 18.000 Verkehrstote bei 13Mio. Fahrzeugen und 7000km Fahrleistung pro Jahr. Heute haben wir die 4fache Fahrzeugdichte bei 2,5 facher Fahrleistung. Wären die Autos nicht geändert worden hätten wir heute ca. 180.000 Verkehrstote pro Jahr. Wir sind aber bei knapp 3000. Das heißt durch viele Veränderungen sind die Zahlen rapide gesenkt worden. Jetzt geht es um Feinheiten wie dem Helm.



    P.S. Mir hat ein Sturzring - Vorgänger des Helms 1983 den Kopf gerettet. Der Unfallbeteiligte war ein Radfahrer der mich geschnitten hatte und das in NL.

  • Mal die autofreien Städte zu Ende gedacht, würde sich der Radverkehr verzigfachen. Also auch die E-Bikes, die Radkuriere und die (sic!) "rasenden Rentner mit ihrer "zurückgehenden Muskelmasse".



    Mag sein, dass der Herr von der CDU Nebelkerzen werfen will, aber die jetzt schon immens steigenden Statistiken zu Unfällen unter Radfahrern nur auf den Autoverkehr zu schieben ist doch sehr einfach. Zumal es ÖPNV, Versorgungs- und Lieferverkehr trotzdem immer geben wird.



    Und es ist völlig egal, ob dreiviertel der Verletzungen nicht den Kopf betreffen. Man kann sich halt zig mal Arme und Beine brechen, aber eben nur einmal den Kopf.



    Ich fahr größtenteils auch ohne Helm und mich würde eine Pflicht definitiv auch nerven. Aber die Argumentation hier ist meiner Meinung nach eher uneinsichtig und trotzig als wirklich stichhaltig.

  • "Würde hingegen eine Radhelmpflicht eingeführt, könnte das keinen einzigen Unfall verhindern. "



    das ist richtig. Die Aufgabe von Radhelmen ist auch nicht die Unfallvermeidung, sondern die Abmilderung der Unfallfolgen, unabhängig der Unfallursache.

  • Dem Artikel kann ich überwiegend zustimmen.



    Eine Helmpflicht kann ich jedoch auch aus in anderen Kommentaren aufgeführten Gründen nicht befürworten: Autofahrende verhalten sich riskanter, wenn Radfahrende einen Helm tragen.



    Zudem: Ich hatte letztens beruflich eine Weiterbildung durch einen Notarzt, der seiner Erfahrung nach der Überzeugung war, dass ein klassischer Radhelm nahezu gar nichts nützt, da bei Kopfverletzungen zumeist die untere Kopfhälfte betroffen ist. Lediglich ein richtiger Integralhelm (wie in oft BMXer oder Downhiller nutzen), würde wirklich schützen.



    Sowas setze ich auf dem Rennrad nicht auf, aber besser einen herkömmlichen als gar keinen Helm. Muss aber jeder selber wissen.



    Wenn man Interesse hat, das Verhältnis zwischen urlaubsradelnden Autofahrern und Radfahrern zu testen, kann gern den YouTube Kanal von Unsichtbarer Christian anschauen. Da graust es einen jeden!!

  • Das Problem ist die unzureichende Trennung von Pkw- und Radverkehr. Sie ist teuer. Es bietet sich an, bestimmte Straßen nurmehr für Pkw von Anwohnern sowie für Radfahrer - als Schnellstrecke an allen Ampeln vorbei - zu öffnen und das Überholen dort den Autofahrern zu verbieten. Das passiert bislang nicht einmal auf Fahrradstraßen, wenn es nicht zusätzlich ausgeschildert wird. Die vielen Mogelpackungen wie aufgemalte Miniradwege auf der Autospur, zusätzliche Radampeln und -schilder sehen cool aus, nützen aber bei der Unfallstatistik nichts. So ist selbst Münster eine Autostadt geblieben, in der es halt lediglich viele Radfahrer gibt, während Utrecht eine echte Radfahrerstadt ist. Und man sieht an Utrecht auch deutlich, wie sich über die Jahre hinweg das Stadtbild, die wohnraumnahe Versorgung und die Bewohnerfreundlichkeit Stück für Stück verbessern, wenn man bewusst dem Rad die Vorfahrt gibt.



    m.youtube.com/watch?v=oCm8cwL1Ppk

  • Eine seriöse Messung der Gefährlichkeit eines Fortbewegungsmittels müsste pro zurückgelegtem Kilometer erfolgen, nicht durch einen Vergleich absoluter Werte. Bei einem solchen Vergleich würde das Fahrrad absehbar deutlich schlechter abschneiden und vielleicht sogar als gefährlichstes Verkehrsmittel identifiziert werden.

    Gleichzeitig gibt es (effektiv) keine Vorschriften zur Verkehrstüchtigkeit von Fahrrädern oder dazu welche Sicherheitskleidung zu tragen ist. Darüber hinaus gibt es wohl keine andere Kategorie von Verkehrsteilnehmern, die Verkehrsregeln so krass missachtet. Angesichts dieser Umstände ist eine Helmpflicht ein eher schwaches Instrument.

    • @Julius Anderson:

      Ich würde die absolute Haufigkeit der Todesfälle auf die Anzahl der Verkehrsteilnehmer, die dieses Mittel nutzen, oder die Anzahl der absolvierten Touren beziehen. Warum es die zurückgelegten Kilometer sein sollen, erschließt sich mir nicht, außer dass das Auto mit seinen mehr Kilometer in der gleichen Zeit bevorteilt wird.

    • @Julius Anderson:

      Müsste man nicht besser die Anzahl von Fahrten berechnen? Oder besser sogar, die Zeit, die man in oder auf einem Verkehrsmittel verbringt?

  • Nach der Logik des Artikels muss dringend eine Helmpflicht für Autofahrer eingeführt werden.

    • @Lars Sommer:

      Bei rationaler Analyse (und nicht nur nach Logik des Artikels) wäre eine Helmpflicht für Autofahrer zumindestens auf Landstraßen weit dringender geboten als für Radfahrer. Dort passieren die Autounfälle mit meisten schweren Verletzungen und darunter viele Schädelhirntraumata.

      Überdies hätten Autofahrer weit weniger praktische Probleme mit einer Helmpflicht. Denn in den meist überdimensionierten Fahrzeugen wäre immer Platz für die (sichere) Aufbewahrung von einigen Helmen.



      Als Radfahrer weiß ich häufig nicht wohin mit meinem Helm, nachdem ich abgestiegen bin. Deshalb bleibt er dann meist z. B. beim Einkaufen auf dem Kopf.

      Übrigens trugen Rallyfahrer schon vor 50 Jahren einen Helm und wohl kaum, weil er so schick aussah. ;o)

    • @Lars Sommer:

      Bei Autos gilt das, was auch für Radfahrer gilt. Im Rennsport gab eine Helmpflicht für Autofahrer schon immer. Bei den Radfahrern wird auf der Tour de France mit Helm gefahren.

    • @Lars Sommer:

      Ja, die Kopfverletzugen bei Autoinsassen sind tatsächlich nicht wenige, aber wie auch bei den Radfahrern und Fußgängern ist es besser die Unfallursachen zu bekämpfen: Zu schnelles Fahren, Ablenkung und Missachtung des Vorrangs anderer Verkehrsteilnehmer. Zumindest beim Schnellfahren wären Autos inzwischen intelligent und vernetzt genug um sich von ganz allein ans Tempolimit zu halten; und nebenbei dem Autofahrer viel Geld zu sparen.

  • Forderungen, die Politiker erheben, sind grundsätzlich mit größter, allergrößter Vorsicht zu geniessen denn nur allzuoft stehen eigendlich ganz andere Interessenten dahinter.



    Sehr viel wichtiger wäre es, Sachverständige (sprich: Die Wissenschaft) dazu zu hören.

    Denn zum Einen weiß man dann wo's herkommt und zum Anderen kann man zumindest grob einschätzen wie fundiert die Forderung ist.

    Denn in der Vergangenheit durften wir ja nur allzu Genüge ausbaden, was der "gewöhliche Politiker" so aus dem Bauch (oder dem Lobbistentreffen) heraus ausgebrütet hat.

  • Der Artikel liefert keine überzeugenden Argumente, warum eine Helmpflicht "sinnlos" ist oder "zu weit geht".

    Ein Helm kann Fahrradfahrer bei Unfällen schützen, ob mit Autobeteiligung oder ohne. Deshalb ist die Nutzung eines Helm sinnvoll.

    Die Tatsache, dass ein Helm nicht bei jedem Unfall schützt und oft andere Körperteile betroffen sind, kann kein Argument gegen diesen zusätzlichen Schutz sein.

    Fahrradfahren ist viel gefährlicher als zu Fuß gehen - aufgrund der erhöhten Geschwindigkeit, den risikoreichen Situationen, in die man geraten kann. Deshalb ist ein Helm vorrangig für Fahrradfahrer sinnvoll und nicht für Fußgänger. In dem Artikel werden absolute Zahlen bezüglich Unfallopfer genannt - das ist nicht sinnvoll und eher verzerrend, weil es vielfach mehr Fußgänger auf den Straßen gibt.

    Nichts spricht gegen eine Helmpflicht. Und man kann parallel dazu die Verkehrssicherheitspolitik verbessern, die Verkehrsdicht reduzieren usw. Das eine schließt das andere nicht aus.

    • @gyakusou:

      Na, dann will ich mal nachliefern:

      1. 3/4 der Fahrradunfälle betreffen nicht den Kopf.



      2. Fahrradfahrer mit Helm fahren riskanter, statistisch betrachtet.



      3. Autofahrer verhalten sich helmtragenden Fahrradfahrern gegenüber rücksichtsloser, statistisch betrachtet.



      4. Der Löwenanteil der Fahrradtoten liegt an zusammenstößen mit Autos, an denen zum überwiegenden Teil die Autofahrer die Schuld tragen.

      • @MeineMeinungX:

        Zu Punkt 1: wenn 3/4 der Fahrradunfälle nicht den Kopf betreffen, tut es immerhin noch 1/4. Wäre es nicht klug wenn zumindest bei diesen Unfällen der Kopf besser geschützt wird?

      • @MeineMeinungX:

        mein Hauptgrund für meinen Helm ist, dass Kopfverletzungen schnell zum tot oder zu Schwerbehinderung führen. Anders als das Bein oder der Arm heilt das Gehirn so gut wie nicht.



        Und Helmpflicht mit Verkeherswende zu verbinden ist eine recht ungeschickte Vermischung von Äpfeln und Pferdeäpfeln

      • @MeineMeinungX:

        Zu 2. und 3.: Welche Statistik soll das sein?



        Zu 4. Was ist da jetzt das Argument gegen die Helmpflicht? Schützen Helme nicht, wenn Autofahrer schuld sind? Das Argument ist vergleichbar mit: Auto abschließen schützt die Wertsachen nicht, denn diese werden von Dieben gestohlen.

        • @Strolch:

          Na schaunse mal hier, da finden Sie gleich eine ganze Latte an Statistik-Links: www.clevere-staedt...ger-und-autofahrer Was Ihre Bemerkung "Zu 4." angeht befürchte ich, dass Sie die Intention des Artikels nicht verstehen wollen: Ursachenbekämpfung ist besser als den (potenziellen) Opfern die Verantwortung überzuhelfen. Und nach der schiefen Logik Ihres Beispieles mit dem Wertsachendiebstahl wäre es am besten, Radfahren ganz zu verbieten: wer nicht Rad fährt, kann schließlich auch nicht mit dem Rad verunfallen. Und nun schnell "Helm auf" zum Autofahrergebet!

          • @Schusterjunge:

            PS: Ihr Link funktioniert, da scheint aber jemand nicht rechnen zu können:

            Bzgl. der absoluten Zahlen für Getötete im Straßenverkehr (2011) kommen damit umgerechnet auf jeden getöteten Radfahrer 1,5 Fußgänger und 4,5 Autofahrer. Selbst wenn man die zurückgelegten Kilometer betrachtet, ist es 2,6 mal wahrscheinlicher, je Autokilometer an einer Kopfverletzung zu sterben als je Fahrrad-Kilometer.

            Das würde bedeuten, dass pro Autokilometer 0,86 Radkilometer zurückgelegt werden. Nie im Leben. Wenn das der Fall wäre, hätten wir im Berufsverkehr, auf Autobahnen etc. Fast genauso viele Radfahrer wie Autofahrer.

          • @Schusterjunge:

            Dann hätte ich als Beispiel gewählt, Wertsachen gar nicht im Auto zu lassen. Dann wird Ihr Vergleich richtig.

            Sehen Sie, wenn mir die Vorfahrt genommen wird, bremse ich - obwohl ich als „Opfer“ das nicht müsste. Sie können gerne auf Ihren Grabstein schreiben lassen: „Er hatte Vorfahrt“ oder „Der Autofahrer war schuld!“.

      • @MeineMeinungX:

        1. Dann kann der Helm bei 1/4 der Fahrradunfälle helfen - das ist doch gut.

        2. Fahrradfahrer mit Helm sollten besser nicht riskanter fahren. Mit so einer Argumentation kann man jede Schutzmaßnahme diskreditieren. Fahren Autofahrer risikoreicher mit Gurt? Lebst du risikoreicher mit guter Versicherung? Usw.

        3. Dann sollte man darauf hinwirken, dass Autofahrer sich nicht rücksichtsloser gegenüber helmtragenden Fahrradfahrern verhalten. Statt aus diesem Grund auf eine sinnvolle Schutzmaßnahme wie den Helm zu verzichten.

        4. Es ist zunächst mal irrelevant, wer schuld an einem Unfall hat. Autos werden nicht von heute auf morgen verschwinden. Es geht bei der Helmpflicht um den Schutz der Fahrradfahrer vor schweren Kopfverletzungen.

  • Anstatt immer mehr zu reglementieren, vorzuschreiben etc. wäre es an der Zeit die Infrastruktur für Fahrradfahrer zu verbessern und allgemein dafür zu sorgen, daß "Schwächere" Verkehrsteilnehmer als "Vollwertige" oder "Gleichberechtigte" VN anerkannt werden. Ich lebe an der Grenze zu den Niederlanden und da ist die Akzeptanz und die Sensibilität dafür eine andere. Spätestens beim Überfahren der Grenze wird das schon klar. Radfahrern wird in der Regel selbst auf kleinsten Straßen rechts und links ein Streifen eingeräumt.



    Während in den Niederlanden das Radfahren relativ entspannt ist schwebt man bei uns in ständiger Lebensgefahr. Das geht beim Überholtwerden los und hört im Kreisverkehr noch lange nicht auf.



    "Mach Platz jetzt komm ich" ist ein zentrales Denken auf deutschen Straßen.



    Das ist aber unsere eigene Einstellung zu dem Thema. Ändern wir diese nicht wird sich daran auch nichts ändern.

    Ich fahre seit 40 Jahren Motorrad mit Helm. Fürs Fahrrad brauche ich den nicht.

    • @Tom Lehner:

      "Während in den Niederlanden das Radfahren relativ entspannt ist schwebt man bei uns in ständiger Lebensgefahr"



      auf dem Land vielleicht in der Stadt fahren die Leute mit alten Rädern ohne Klingel und dysfunktionalen Bremsen als ob es kein Morgen gibt. Fahrradfahren auf der Straße in Deutschland ist enspannter als auf dem Fahrradweg in den Niederlanden. Ich fahre mit Helm auch beim Skifahren.

    • @Tom Lehner:

      ein Blick nach Kopenhagen hilft, Radfahren ist ein Massenverkehrmittel und entsprechend stressig und konfliktbehaftet. Es gibt keine Helmpflicht (soweit ich weiß) es ist aber dringend angeraten und wird auch größtenteils so gemacht.

      • @nutzer:

        Man merkt auch an den Kommentaren: Ohne Regeln und Vorschriften fühlt sich der Deutsche unwohl. Niemand verbiet das Tragen von Helmen. Wer einen will, soll ihn aufsetzen. Hier rufen aber wieder viele nach einer Pflicht. Dabei zeigt ein Blick ins Nachbarland Niederlande, wie es geht: Angepasste Infrastruktur, Tempolimits, eine in der Gesellschaft verankerte Radkultur. Dort braucht - trotz ebenfalls vieler Autos - niemand einen Helm. Er ist aber auch dort nicht verboten.

  • Letztlich ist das eine Positionierung auf Tabak-Lobbyistenniveau:



    Forderung der größtmöglichen Liberalität für das Privatvergnügen der "Ingroup"; unsachliches Abwälzen des Schwarzen Peters auf andere, als zu verachtende Feinde verstandene, Gruppe(n); Freiwilligkeit vor Verbindlichkeit und Verantwortung. Fehlt eigentlich nur noch das Infragestellen von Verkehrsregeln für Radfahrer, wie ich es hier im Forum schon gelesen habe - Rote Ampeln, Vorfahrtsregeln und Tempo 30 nur für Autos nicht für für Räder...

    In anderen Zusammenhängen wird Sicherheit in einem geordneten gesetzlichen Rahmen, ganz selbstverständlich als der vernünftigste Weg in einer aufgeklärten demokratischen Gesellschaft verstanden. Der Helm ist dabei hier das Äquivalent zum Anschnallen im Auto.

    Folgerichtig sind Sie wohl auch gegen Impfpflicht und Tempolimit auf Autobahnen? Freier Bürger und so weiter...



    Und im Fall der Fälle kann ja ruhig die Allgemeinheit mittels Finanzierung der Gesundheitsversorgung für den Schaden aufkommen.

  • Ich bin klar für die Helmpflicht, auch wenn diese natürlich nicht das Allheilmittel ist. Helme sind keine Belastung für den Fahrer und reduzieren nachweislich die Schwere und Wahrscheinlichkeit von Kopfverletzungen. Aber das eine zu tun heißt nicht das andere zu lassen. Der Individualverkehr mit dem PKW muss reduziert werden, klar, aber die Diskussion hierüber wird schon seit Jahrzehnten geführt, Bahn, ÖPNV, intelligente Konzepte. Ohne dass man da wirklich so richtig viel bewegt hat bisher.

  • Selbst wenn es das Hauptproblem nicht löst, wäre es ein Schritt in die richtige Richtung. Weiter notwendig wäre ein Nummernschild und Versicherungspflicht.

    • @DiMa:

      Zur Versicherung: Fast jede Haushaltsversicherung, die die allermeisten von uns haben, hat man auch eine private Haftpflichtversicherung, viel mehr braucht es im Straßenverkehr auch nicht.

    • @DiMa:

      "Weiter notwendig wäre ein Nummernschild und Versicherungspflicht."



      Wir sehen ja beim motorisierten Verkehr, dass durch beide Vorschriften die Verkehrsteilnehmer hinsichtlich Regelbeachtung und Rücksichtnahme unerreichte Vorbilder werden. Oder so ähnlich.

      • @Django:

        Das ist doch vollkommen unbeachtlich. Das Fahrrad ist inzwischen zu einem vollwertigen Verkehrsmittel herangereift und wird entsprechend genutzt. Daher ist es sachlich richtig und wichtig, dass die nutzenden Verkehrteilnehmer (ich gehöre auch dazu) entsprechend behandelt werden.

        Es gibt keinen Grund, Radfahrer in punkto Haftung und Erkennung anders zu behandeln als andere Verkehrsteilnehmer (insbesondere E-Roller).

    • @DiMa:

      Dann erstmal Helmpflicht für Autofahrer. Die Zahl der tödlichen Kopfverletzungen ist bei Autofahrern erheblich höher als bei Radfahrern. Und Radfahren durch Versicherungsplicht kostenpflichtig zu machen ist ja wohl ganz großer Schwachsinn.

  • "Die wenigsten E-Bikes haben jedoch tatsächlich ein Auto ersetzt."

    Natürlich nicht, das sind ja auch komplett unterschiedliche Verkehrsmittel die ganz verschiedene Bedürfnisse befriedigen.

    • @Tom Tailor:

      Das häufigste Bedürfnis ist es, mit dem Fahrzeug morgens und abends ca. 10 km in 20-30 Minuten sicher zurückzulegen. Das könnten beide. Wenn das eine nicht so vernachlässigt würde, dass von "sicher" keine Rede mehr sein kann.

      Deshalb braucht das andere häufig 30-40...

    • @Tom Tailor:

      Richtig. Aber sehr häufig wird das Bedürfnis, das wunderbare mit dem Rad zu befriedigen wäre, unsinnigerweise mit dem Auto befriedigt.

      • @LeSti:

        Das ist wahr, liegt letztendlich aber in der Verantwortung des Einzelnen (genau wie das Thema Fahrradhelm ja/nein)

  • Helme schützen nur bei Kopfverletzungen und deshalb ist eine Pflicht nicht zu rechtfertigen? Jetzt ernsthaft?

    Es mag sein, dass mein Wissen vom aktuellen Stand der Forschung überholt wurde und der Kopf in seiner Relevanz für ein gesundes und erfülltes Leben maßlos überschätzt wird, aber bis man mir die entsprechende Studie vorlegt liest sich der Artikel wie "Schreibt mir als Radfahrerin nichts vor"

    • @Questor:

      Wie ist es denn mit Helmpflicht bei Autofahrern? Tödliche Kopfverletzungen sind bei PKW-Unfällen ein vielfaches höher.

      • @Andreas J:

        Bei den Autos gibt es Anschnallpflicht und Airbags.

      • @Andreas J:

        Für den Kopfschutz gibt es bereits Airbags im Innenraum. Und ein Helm für die Unfallgefahr erhöhen, weil er die Rundumsicht beeinträchtigt.

  • Warum wird hier eine Schutzmaßnahme, die hilft schwere Schädelverletzungen zu reduzieren, als nicht notwendige Vorschrift abgetan.

    Mit dem gleichen Argument könnte man jegliche Sicherheitsmaßnahme in egal welchem Bereich ablehnen.

    deutsche-verkehrsw...-des-fahrradhelms/

    Es geht doch um jeden Kopf, der geschützt wird und evtl. lebenslang bleibende Schäden, deren Anzahl deutlich verringert werden kann.

    Ich verstehe solche Artikel nicht.

    PS Bin selbst schon schwer gestürzt im Straßenverkehr und der Helm war Schrott. Der Kopf zum Glück nicht.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Weil das den Radverkehr behindert. In den Niederlanden fährt niemand mit Helm. Ich fahre auch nicht mit Protektoren Rad. Das Auto fährt die Radfahrende. Tod ,also müssen die ihr Verhalten auch ändern und nicht das Rad,nach dem Motto,hat einen Helm auf, kann ich also mit 20cm Abstand überholen. Doring ist der Fehler der Autos nicht der fehlende Helm. Das Auto als Verursacher ist in der Pflicht, nicht das Opfer.

  • Die Politik vernachlässigt nicht nur Fußgänger, sondern ganz besonders das häusliche Umfeld:



    "Bei Unfällen im Straßenverkehr sterben jährlich ungefähr 3.500 Menschen – im Haushalt lassen dagegen jährlich etwa 8.000 Menschen ihr Leben." (Zahlen von 2019.)

  • Es geht bei der Helmpflicht nicht darum Unfälle zu verhindern. Es geht lediglich darum die Schwere der gesundheitlichen Schäden, die durch Unfälle entstehen können, abzumildern. Und das verbesser selbstverständlich auch die Verkehrssicherheit. Egal wie alt der Radfahrer ist, wie sicher er fährt, wo er fähr oder wie schnell er fährt.

  • Ich stimme nicht überein, die absoluten Zahlen der Verkehrstoten zu vergleichen und dann zu folgern, Autofahren sei gefährlicher als Motorradfahren und dies wiederum gefährlicher als Radfahren. Die Toten sollten auf die gefahrene Strecke oder die verbrachte Zeit mit dem Verkehrsmittel normiert werden. Dann kommt man zum Ergebnis, dass man intuitiv schon vermutet, dass Motorradfahrer am gefährlichsten leben, gefolgt von den Radlern.

    • @K2BBQ:

      Das Auto fährt die Leute Tod nicht das Rad. Also muss sich das Verhalten des Autos verändern nicht das des Rads. Ich ziehe keinen Helm an,damit sie weiterhin rücksichtslos im Straßenverkehr mit dem Auto verhalten können.