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In Fabrik oder GastroFerienjobs sollten verboten werden

Über Ferienjobs wird gesprochen, als wären sie das Normalste der Welt. Dabei sollten Minderjährige nicht arbeiten müssen.

Die einen machen Urlaub, die anderen immer die gleichen Handbewegungen Foto: Westend61/imago

A ls Schüler habe ich in den Sommerferien in einer Fabrik für Türöffner gearbeitet. Ich habe verschiedene Teile eines Türöffners zusammengeschraubt, mal diese zwei Teile, dann jene zwei Teile, dann wiederum andere zwei Teile. Acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche, sechs Wochen lang immer die gleichen Handbewegungen. Wenn mein Kapo es gut mit mir meinte, gönnte er mir eine Abwechslung, und ich durfte die Waren versandfertig machen. Von dem Lohn habe ich meinen Führerschein bezahlt.

Außer die erdrückende Monotonie erinnere ich von diesem und anderen Ferienjobs, dass die Mittagspausen sehr kurz waren, dass ich jeden Abend kaputt nach Hause kam, meinen Vater amüsiert den Satz sagen hörte „So ist das, Junge, jetzt weißt du, was arbeiten bedeutet“, bevor ich viel zu früh einschlief, manchmal ohne es unter die Dusche geschafft zu haben. Ich erinnere mich daran, wie sehr ich auf einmal die Schule herbeisehnte, wie motiviert ich war, als sie endlich wieder losging, wie ich mir schwor, das Abitur zu schaffen, damit die Fa­brik­arbeit Ferienarbeit bleibt und ich dort nicht jahrelang arbeiten muss, so wie mein Vater, so wie andere junge Männer, die ich dort kennengelernt habe und die nur ein paar Jahre älter waren als ich.

Später im Studium habe ich Kommilitonen, die in den Ferien nicht arbeiten mussten, nicht ohne Stolz von der Sommerarbeit erzählt. Auch in dieser Kolumne könnte ich schreiben, wie froh ich darüber bin, dass ich früh selbstständig war, mein eigenes Geld verdient habe, dass mich das positiv geprägt hat, dass ich diese Erfahrung nicht missen möchte.

Verlorene Lebenszeit

Aber ich schreibe, wie es wirklich ist: Die vielen Wochen Ferienarbeit in meiner Schulzeit, in denen Altersgenossen neue Orte entdeckt, neue Menschen kennengelernt und sich erholt haben, sind viele Wochen verlorene Lebenszeit, die ich nicht wieder zurückbekommen werde. Es sind verlorene Wochen, in denen ich wie andere hätte reisen, mich selbst kennenlernen, mir Gedanken über meine Zukunft machen oder einfach lernen können, wie man richtig Urlaub macht. Das sind nämlich Dinge, die jeder Mensch früh im Leben tun sollte, Dinge, die Menschen ein Leben lang prägen.

Jetzt, in der Ferienzeit, wird auch mangels anderer Themen über Ferienjobs diskutiert, und ich frage mich: Wieso ist Kinderarbeit nur ein Skandal, wenn sie in einem Land des Globalen Südens verrichtet wird, und in Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, reden wird darüber, als wäre sie das Normalste der Welt?

Dabei sollte Lohnarbeit durch Minderjährige verboten werden. Stattdessen sollten Wohlhabende, deren Kinder vielleicht auch mal einen Ferienjob machen, aber nicht arbeiten müssen, um sich den Führerschein oder die Studienfahrt zu leisten, eine Feriensteuer zahlen. Mit diesem Geld sollen die Jugendlichen, die sonst arbeiten müssen, ihren Führerschein finanzieren. Oder einfach mal Urlaub machen.

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Volkan Agar
Redakteur taz2
Kolumnist (Postprolet) und Redakteur im Ressort taz2: Gesellschaft & Medien. Bei der taz seit 2016. Schreibt über Soziales, Randständiges und Abgründiges.
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82 Kommentare

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  • Spielte sich der Ferienjob im KZ ab oder woher kommt der Kapo in die Lebenswelt des Autors?



    Davon ab verstehe ich seinen Punkt nicht.



    Dass der Job zu schwer/monoton war? Das ist schlecht aber zum Glück kann man einen Ferienjob anders als einen existenzsichernden Job als Erwachsener abbrechen.



    Dass er stattdessen lieber verreist wäre aber dafür kein Geld da war? Nun, wenn man gesellschaftlich Reisen für Jugendliche finanzieren will, werden das kaum Fernreisen sein, sondern eher Erholungsheime an der Nordsee. Auch nicht das, was dem Autor vorschwebt.



    Oder dass andere Jugendliche es finanziell besser hatten und Fernreisen machen konnten? Das wäre bei Verbot von Ferienjobs noch extremer, dann könnten sich Jugendliche aus Arbeiterfamilien noch weniger leisten.



    BTW: verbieten wir auch Ausbildung und Arbeit bis zum 18. Lebensjahr? Alle bis 18 auf allgemeinbildendd Schulen, weit weg von betrieblicher Ausbildung und Arbeit?

  • Ich bin 64er Jahrgang und hatte meinen ersten Ferienjob mit 9 Jahren.



    Die Arbeit war zu anstrengend (z. B. Stühle und Tische in einer Schule schleppen) für mein Alter.



    Aber meine Mutter war alleinerziehend, mein Vater zahlte nur selten mal Unterhalt und meine Mutter verdiente zu wenig.



    Das Geld welches ich verdiente ging für mich drauf, aber nicht für "Luxus", sondern für Schulbücher, und sonstige Sachen die ich dringend benötigte.



    Ich arbeitete meistens in 4 der 6 Ferienwochen.

    Das schlimmste nach den Ferien war der Aufsatz, was man in den Ferien gemacht hatte.

    So war das jedes Jahr bis zum Ende meiner Schulzeit.

    Es war ganz sicher keine schöne Zeit und ich habe keine schönen Erinnerungen daran.



    Es gab auch andere Kinder die in den Ferien nicht in Urlaub fahren konnten, aber nur ein Freund musste wie ich arbeiten.



    Die anderen konnten wenigstens ins Schwimmbad oder Zelten fahren.

    Kein Geld zu haben und als Kind arbeiten zu müssen hat nichts romantisches und man sollte das nicht schön reden.



    Ja, ich habe sehr früh gelernt das man für Geld arbeiten muss.



    Aber als Kind ist es schlimm.

    Mit ~15 zu jobben um sich dann was zu leisten (Moped, Urlaubsreise, ...) ist natürlich völlig ok und was ganz anderes.

    • @Cordyceps:

      Danke für den Komentar.

      Weil: Doch man sieht nur die im Lichte der Statistik. Die in der Dunkelziffer sieht man nicht...

  • Bis Ende der 5. Volksschulklasse, also bis elf Jahre habe ich, als Kind im Kinderheim Aschaffenburg regelmäßig gegen Bezahlung und gerne im Tennisclub Bälle aufgelesen, Kärtchen geknüpft also Anhänger für Kleiderfabriken oder auf der Kegelbajn die Kegeln wieder aufgestellt.



    War alles super und interessant und ich hatte ein paar Mark für meine Spardose als Vollwaise.

  • Ich bin in der DDR groß geworden. Während der Schulzeit gab es Schulfächer wie Einführung in die sozialistische Produktion, Technisches Zeichnen und Produktiv Arbeiten. In letztgenanntem Schulfach war man einen ganzen Tag in einer Fabrik (alle 2 Wochen) und lernte zu arbeiten. Dafür gab es keine Bezahlung. Es war trotzdem sinnvoll, weil man mitten im Leben war. In den Ferien hat man sich automatisch Jobs gesucht, die zu einem passten und bei denen man gut Geld verdiente. Im Sommer durfte man Max. 3 Wochen arbeiten, im Winter Max. 2. Ich habe dadurch sehr viel gelernt. Und ja, auch ich hätte mir gewünscht das verdiente Geld zum Reisen einzusetzen, aber das war in der DDR ein begrenztes Vorhaben. Und heutzutage sollte man vom ständigen Reisen vielleicht auch absehen, wenn ich an die Klimadebatte denke.

  • Wow, weil sich jemand einen dummen Ferienjob gesucht hat, den er sogar 40 Stunden die Wochen in den Ferien gemacht hat. sind Ferien- oder Wochenendjobs für Jugendliche böse? Ich würde klassischer Fall einer voreiligen Verallgemeinerung. Zur Info es gibt auch bessere Jobs und ja, wenn jugendliche ihren neuen PC schätzen lernen wollen, ist es hilfreich, wenn sie zu mindestens einen Teil davon selbst verdienen. Dafür braucht man seine Seele nicht zu verkaufen, gerade in Zeiten, wo der Mindestlohn ca. 4 höher ist, als zu Zeiten meines Schülerjobs.

  • Die größten Glücksmomente hat man, wenn man etwas nach einem langen Leidensweg erreicht hat. Warum laufen z.B. Leute beim Marathon mit. Sein eigenes Mofa zu erarbeiten macht einen wesentlich glücklicher, als es in den Arsch geblasen zu bekommen, durch die Sondersteuer auf böse Reichen. Das gibt einem auch ein ganz anderes Selbstwertgefühl.

    • @Kairav2:

      Selbstwert steigern durch Besitzanhäufung. Leistung bringen, um konsumieren zu dürfen. Dadurch das höchste Glück erreichen. Hm. Gut verinnerlicht.

  • Diese Kolumne ist unlogisch und widersprüchlich. Unangenehme Erfahrungen sind keine verlorene Lebenszeit. Das führt der Autor ja sogar selbst aus, als er sagt, er schwor sich danach, dass sein Leben so später nicht aussehe.

    Zudem: Was für ein herablassende Art über die Erwerbsarbeit von Millionen anderen Menschen zu sprechen!

    Junge Menschen sollten reisen? Wozu? Was kann ich in der Ferne lernen, was ich hier nicht lernen kann? Reisen ist eine Bereicherung, sicher, aber es ist nicht notwendig. Dafür eine Steuer einzuführen, bei denjenigen die den Laden sowieso am Laufen halten ist absurd. Zumal wir in einem Land leben, in dem es an ganz anderen Dingen mangelt. Für so etwas werden unsere Steuern hoffentlich nie verwendet. Wenn wir die Ausgaben des Staates auf Kernaufgaben beschränken würden und keine Träumereien, wäre vielleicht auch genug Geld dafür da, alle Kinder und Jugendlichen vernünftig durch die Schule zu bringen und sie mit gesundem Essen zu versorgen. Ich kann nicht verstehen, wie man Urlaubsreisen auf Kosten anderer fordern kann. Irgendwann ist es auch mal genug.

    • @RAZ:

      "Ich kann nicht verstehen, wie man Urlaubsreisen auf Kosten anderer fordern kann. Irgendwann ist es auch mal genug."

      Ich kann das schon verstehen. Zumal Urlaubsreisen namentlich von Kindern u. Jugendlichen "auf Kosten anderer" (Steuergelder) seit Beginn der Bundesrepublik und ihrem grundgesetzlichen Auftrag des Sozialstaates stattfinden.

      Mütter insbesondere alleinerziehende können rar gesähte Mutter-Kinnd-Kuren und Mutter-Kind-Urlaube bekommen. Studierende (auch Auszubildende meine ich zu wissen) können Auslandsaufenthalte durch das Erasmusprogramm gefördert bekommen - bildungspolitisch erwünscht. Junge Leute übernachten in preiswerten Jugendherbergen wenn sie per Interrail unterwegs sind. Schulausflüge und Klassenreisen werden bezuschusst. Für Kinder der Familien die in der Grundsicherung Bedarfsgemeinschaften genannt werden, erkennt man den Bedarf an, die Kosten der Klassenfahrt auch ganz zu übernehmen. Damit die Eltern vielleicht wenigstens dann das Taschgeld der Reise aufbringen können. Alles vom Staat durch Steuermittel der jeweils "anderen" unterstützt.

      Das das gut und richtig ist, stellt das ernsthaft jemand in Frage?

      Die Sozialforschung meldet sich immer wieder: Arme Kinder kommen nicht einmal mehr aus ihren Stadtteilen in den großen Großstädten heraus (ist mir selbst begegnet). Eine für das künftige Leben nicht akzeptierbare Verengung der Erfahrungswelt von Kindern. Soziale Einrichtungen fordern zu Spenden auf, die Kindern die Erweiterung ihrer Erfahrungswelt durch größere oder kleinere Reisen zu ermöglichen.

      Man weiß warum!

      Volkan Agar hat einen drastisch provozierenden Kommentar geschrieben - der inhaltsreich und differenziert aspektierend diese Provokation zu Gedanken führt, die uns mal das gewünschte, das von uns oft wie selbstverständlich unbeachtete wieder als etwas Richtiges vor Augen führt.

      Ob Volkan Agar wirklich die Ferienjobs verboten sehen will? Ich möchte das (auch nicht). Aber lasse gern seine Gedanken auf mich wirken.

      • @Moon:

        Klassenfahrten etc. haben einen klaren Bezug zum Bildungsauftrag der Schule, sie sind gut und richtig. Auch Mutter-Kind-Kuren (oder fangen wir vlt irgendwann an Eltern-Kind-Kuren zu sagen?) sind gut und richtig. Der Autor fordert ja aber nicht was schon da ist, sondern, dass der Steuerzahler Leisure für junge Leute bezahlt und da hört es für mich einfach mal auf, solange es weit verbreitete Kinderarmut in Deutschland gibt, die um einiges schlimmer ist, als kein Vergnügungsurlaub. Was lerne ich denn durch Urlaubseisen die hier gefordert werden? Gar nichts. Wenn ich eine Kultur kennenlernen möchte, muss ich schon ein halbes Jahr im Ausland leben. Dann nehme ich vielleicht was mit.

    • @RAZ:

      In o.g. Punkt ist der Text wirklich etwas unlogisch. Ansonsten aber kein herablassender Klang, sondern ehrlich. Und eintönige Fabrikarbeit ist sicher für die wenigsten ein erfülltes Berufsleben.



      Reisen bedeutet übrigens nicht immer in die Ferne fliegen, das nur am Rande. Und ja, durch das Kennenlernen anderer Orte und Menschen lernt man ganz entscheidend.

      • @blutorange:

        In einer Urlaubsreise die der Autor auf Steuerzahlerkosten fordert lerne ich niemanden und nichts kennen, vor allem keine Kulturen.

  • Ich denke der Autor übersieht, dass er in seinen Ferienjob genauso sich selbst kennengelernt hat, sich genauso über seine Zukunft Gedanken gemacht hat. Zwar ist er nicht gereist, aber er hat andere Menschen kennengelernt, seine damaligen Arbeitskollegen, und statt zu lernen wie man richtig Urlaub macht hat er eine andere Welt kennengelernt. Die Arbeitsrealität für viele Menschen, auch in diesem Land.



    Der Autor beschreibt ja sogar die positiven Einflüsse im ersten Absatz, aber er scheint sie als weniger wertvoll zu empfinden. Schade.



    Ich für meinen Teil habe Ferienarbeit beim befreundeten Bodenverleger gemacht und unter anderem in einem Frauenhaus und in einer Behinderten-Werkstatt Boden neu verlegt. Das waren auch prägende Eindrücke, die ich sonst nie gemacht hätte. Und ein halbes Jahr vorm Wehrdienst habe ich durch Zeitarbeitsfirma in unterschiedlichen Fabriken und Betrieben verbracht.



    Es waren alles sehr sinnvolle Erfahrungen über die Arbeitsrealität vieler Menschen, die ich nicht bereue. Mein Respekt für alle Arbeiterklassen hat sich dadurch erhöht. Solche Erfahrungen wären gerade gut für Kinder, die nur in gehobenen gesellschaftlichen Klassen unterwegs sind. Wie man Urlaub macht (auch eine ganz individuelle Angelegenheit), halte ich dagegen eher für einfacher lernbar und weniger Sinn stiftend.

    Ferienjob sollten aber wirklich nicht im jeden Ferien durchgeführt werden müssen. Reicht ja schon, wenn man ein oder zweimal in den Schuljahren sowas macht für paar Wochen.

    Den Vorschlag dies extra zu besteuern halte ich aber nicht für zielführend. Auch für Kinder reicher Eltern kann es ein gutes Gefühl und ein Aha-Erlebnis sein mit eigens verdienten Geld etwas zu kaufen/sich zu gönnen, statt mit geschenkten Geld. Das zu schmälern, indem man davon was wegnimmt, halte ich für demotivierend.

  • Also bei Ferienjobs von verlorene Lebenszeit zu sprechen finde ich wirklich verwunderlich wenn mam bedenkt wieviel Lebenszeit verloren geht bei Computerspielen und Co.

  • Gegenrede



    Als ich 15 war, habe ich bei einem Elektriker in den Sommerferien gutes Geld verdient. Wir waren das, was man heute "arm" nennt, Urlaub war eh ein Fremdwort. Das Geld war für mich ein Seegen, ich konnte mir ein Fahrrad dafür kaufen.



    Ich war total dankbar für diesen Nebenjob, auch weil er mir wichtige Einblicke ins Berufsleben gegeben hat.



    Um mein Gott, was ist schlimm daran, wenn man mit 15 oder 16 ein paar Stunden arbeitet.



    Ich kann also aus eigener Erfahrung den Aussagen von Volker Agar widersprechen.

  • Kinderarbeit im Süden ist nur dann ein Skandal, wenn die Kinder deshalb nicht genügend Zeit für die Schule haben.

    6 Wochen Arbeit in den Ferien halte ich persönlich aber auch für zuviel - wobei die Eltern dem Sohn offenbar all das, was er angeblich verpasst hat ohnehin nicht hätten zahlen können und den Führerschein wohl auch nicht.

  • Ich habe in meiner Jugend in den Ferien gearbeitet u.a. um mir eine Ferienreise leisten zu können. Führerschein kam erst später.

    PS: Die Ferienreise übrigens nahezu klimaneutral: an die Straße stellen (Dreilinden), Daumen raus und ab nach Griechenland oder Istanbul. Gleichzeitig tiefe Verachtung für alle die mit Interrail unterwegs waren.

  • Selbst zu arbeiten, ist auch Selbstwirksamkeitserfahrung. Ähnlich wie handwerkliche Tätigkeiten im eigenen Haushalt. Mal eine Wand streichen, Löcher bohren, etwas reparieren - gut situierte Personen müssen das nicht, aber wer es kann, geht anders durchs Leben.

  • Also, jetzt wird aber bissel übertrieben, Ferienjobs gsb es selbst in der DDR , geschadet hat es mir nicht....

  • Bei solchen Artikeln muss ich immer hart an mir arbeiten, um mich wieder daran zu erinnern, dass ich genau wegen solchen Artikeln die taz gerne lese.

    Mein erstes selbstverdientes Geld ist eine der Erinnerungen, die mir im Unterbewußtsein präsent bleiben und an die ich mich gerne erinnere.

    Wie kann jemand eine so unterschiedliche Weltsicht zu meiner haben?

    Ich verstehe es zwar nicht, nicht einmal im Ansatz, aber ich bin froh, das lesen zu dürfen.

  • Ferienjobs waren auch Teil meiner Sozialisierung und ich würde diese prägende Erfahrung heute ungerne missen.

    Dieses Gefühl der verlorenen Lebenszeit, die der Autor anspricht, gibt es doch bei vielen Jobs. Ungeachtet dessen werden die Tätigkeiten erledigt.

    Ich schätze es als positiv ein, wenn ein Jungendlicher, der sich etwas leisten möchte, dafür etwas leistet und dabei lernt, dass von nix nix kommt.

    Im Zweifel lernt er dann dabei auch, welche Jobs er nicht machen möchte und wird hierduch motiviert, seine eigene Bildung zu pushen.

  • finde den Artikel höchst amüsant, weil er einem früheren TAZ Artikel so extrem widerspricht.

    Erst kürzlich gab es eine Studie, dass Kinder aus reichem Hause häufiger Ferienjobs machen als Kinder aus niedrigeren sozialen Schichten, obwohl man das andersherum erwarten würde - denn wirtschaftlich wäre der Zuverdienst nicht notwendig. Mit ein Grund: Die Jugendlichen lernen hier früh Fertigkeiten, die sie im späteren Berufsleben brauchen.

    Hier in der TAZ wurde aus den Ergebnissen der Studie wieder eine Benachteiligung der niedrigen sozialen Schichten gemacht, denn die seien nicht so vernetzt um ihren Kindern einen Ferienjob zu organisieren und daher benachteiligt. Reiche hätten es viel leichter einen Ferienjob zu finden, wegen der besseren Netzwerke.



    taz.de/Jugendliche...Nebenjob/!5949193/

    Während der Ferienjob also gerade noch etwas begehrenswertes war, wird er in diesem Artikel nun wieder verteufelt und gehört am besten verboten. Könntet Ihr Euch mal entscheiden?

    Die Studie kürzlich war für mich ein Weckruf und ich habe bei nächster Gelegenheit mal nachgefragt, wo meine Kinder einen Ferienjob machen könnten. Ein Freizeitpark in der Nähe sucht immer Jugendliche, die dort aushelfen könnten und meine Kinder wären von der Idee eines Ferienjobs begeistert. - ging übrigens ganz ohne Vitamin B

    • @propofol:

      Bevor ich im zweiten Antwortkommentar anfange zu kritikastern vorweg: Finde ich prima, wie Sie das mit ihren Kindern machen. Kommt immer drauf an, wie man es macht aber mit einem Augenzwinkern gesagt: Sie fördern die intrinsische Initialzündung des „Objekts“ selbst. Hat mein Großvater, ein aus echter Lebenserfahrung kluger Mann, für mich auch gemacht. Der sah ein sich doch etwas zu sehr in der eigenen Phantasiewelt einspinnendes Kind. Das guckte im jeweils neuen Versandhauskatalog auf die Faltboote und Anglerausrüstungen...Der Großvater schenkte dem Kind eine ganz "billige" Anglerkomplettausrüstung aus dem Katalog. Folge: Mit dem Rad zum unbekannten Baggersee, zum Kanal - morgens um fünf. Allein im „Kampf“ um den dicken Brocken (und wie die kämpfen!) ist keiner da, um was aus der Hand zu nehmen. Sparen für neue Ausrüstung mit dem selbst eingerichteten Postsparbuch und lernen für die Fischereiprüfung. Naturkunde pur. Später dann "Jobs".



      Eine Erfahrung dieser Art sehe ich tatsächlich als Bestätigung für vieles, was Volkan Agar schreibt. Auch wenn ich mich gegen ein Verbot von Ferienjobs ausspreche. Denn wenn in armen Familien allen das Geld fehlt, kann keiner was schenken. Mal absichtlich moralinsauer gesagt, sogar „unverdient“. Armut als Sozialisationsverlauf führt eben nicht allein „nur“ zu einem sich bescheidenden Versagen von Wünschen und wachsendem Ehrgeiz. Wie es sich eine Stirn runzelnde Gesellschaft z. B. gegenüber sog. Hartz IV-Familien allzu selbstgerecht-mahnend wünscht. Armut KANN (muss nicht) auch zum Tod des inneren Vermögens eines Menschen führen, überhaupt Wünsche zu haben, zu entwickeln. Dann werden Passivität und ein sich gleichgültiges Treiben lassen kritisiert. Doch das Unglück ist das „wunschlose Unglück“. Ganz böse gesagt, solche Menschen sind für „die Gesellschaft“ ja auch irgendwie „gut verwendbar“. Mit denen kann man dann besser machen „was gewünscht wird“.

    • @propofol:

      Studie „Jobben in der Jugend: Eine Frage des Elternhauses“ Institut der deutschen Wirtschaft u. TAZ-Artikel „Prägendes Beispiel – Jugendliche mit Nebenjob“.

      Studie:



      www.iwkoeln.de/pre...n-jugendliche.html

      Die Studie ist sicher wiss.-methodisch fundiert. Ich frage, welche gesellschaftspolitisch interessengeleitenden Einflüsse darüber hinaus in die Studie mit einfließen. Weil die nämlich nicht unbedingt gleich denen der Jugendlichen sein müssen bezgl. Ferienjobs. Wenn man danach fragt, was für „die Jugend“ richtig u. notwendig ist.



      Das IW ist ein Arbeitgeber nahes Institut. O.k., andere sind den Gewerkschaften nah.



      Wikipedia zum IW:

      de.wikipedia.org/w...utschen_Wirtschaft

      In der dem Download der Studie vorangestellten Pressemitteilung heißt es:

      *„Nebenjobs sind für Jugendliche gleich aus mehreren Gründen sinnvoll, sagt IW-Studienautor Wido Geis-Thöne: „Wer früh Erfahrungen im Arbeitsleben sammelt, wird schneller zuverlässiger und eigenständiger als andere“, sagt er. Und: „Solche frühen Jobs und Praktika erleichtern oft den Einstieg ins Arbeitsleben".*

      Das ist erst mal fast schon Konsens auch der vielen hier eingestellten Kommentare. Habe auch keine Einwände.



      Verfänglicher wird es, wenn man dann in der Studie Vorschläge findet, dass sich z. B. die Jugendsozialarbeit bezüglich derjenigen Schülerinnen u. Schülern aus den armen u. weniger begüterten Familien darum kümmern sollte, diesen zu Ferienjobs zu verhelfen. Auch o.k. Warum dann nicht auch die Jobcenter der Bundesagentur für Arbeit, ihre Berufsinformationszentren u. Jugendarbeitsagenturen? Wer ist besorgt um was, um wen mit welchem Ziel?



      Aber ein Interesse zur Förderung der „Employability“ insb. der Jugend der sog. unteren Schichten ist da auch mit im Spiel, meine ich. Wer ist besorgt um was, um wen, mit welchem Ziel? Der Jugend Beine machen hören so viele so gern. Allein: Wem nützt es?

    • @propofol:

      Warum entscheiden? In Kommentaren und Kolumnen werden doch Meinungen der schreibenden verkündet, nicht der Zeitung.

      Dass Kinder Wohlhabender besser Jobs bekommen über die gut vernetzten Eltern, stimmt doch im Kern. Allerdings geht es da wohl eher um Jobs, die sich später gut im Lebenslauf machen, für Karriere mit höherem Ausbildungsgrad hilfreich sind...



      Da mein Vater Vorarbeiter war, konnte er uns alle mal bei sich unterbringen. Für solche Jobs reicht vielleicht schon dieser Status als Vitamin B.

  • So ein Unsinn. Ich habe mich immer über solche Gelegenheiten gefreut. Ich erinnere mich noch heute an jeden dieser Jobs und möchte die Erfahrungen nicht missen.

  • Dank an den Autor, ich bin voll und ganz seiner Meinung.



    Als Boomer wundere ich mich über die vielen Kommentare mit dem Tenor, "hat uns auch nicht geschadet" oder "dann sehen die auch mal wie Arbeit ist". Mit solch hohlem Geschwätz sind wahrscheinlich schon die Neandertaler ihren Kindern auf den Zeiger gegangen.



    Es geht um die Arbeit von Minderjährigen. In meiner Jugend war das bei vielen üblich, einige haben sich selbst was gesucht und damit nicht gehadert, viele Jungs wurden von ihren verbiesterten Vätern unfreiwillig zu richtigen Scheissjobs in der Fabrik oder auf dem Bau angemeldet. Bei letzteren ging es nicht in erster Linie ums Geld sondern darum, dass der Nachwuchs "mal richtig arbeiten lernt", weil man halt selbst eine beschissene Jugend hatte. Das hat sich nicht unbedingt bei jedem positiv auf die "Arbeitsmoral" ausgewirkt.

    Im Stillen danke ich auch meinen verstorbenen Eltern, dass sie mir aufgrund ihrer Selbstreflektion solchen Unfug erspart haben.

    • @Axel Schäfer:

      Ja, dieses "hat uns auch nicht geschadet" ist mir hier auch übel aufgestoßen. Da frage ich mich gleich, ob sie bei anderen Themen der Kindererziehung auch so unreflektiert urteilen.

  • Aber ich schreibe, wie es wirklich ist: Die vielen Wochen Ferienarbeit in meiner Schulzeit, in denen Altersgenossen neue Orte entdeckt, neue Menschen kennengelernt und sich erholt haben, sind viele Wochen verlorene Lebenszeit, die ich nicht wieder zurückbekommen werde.



    ----



    So unterschiedlich kann nicht nur Man(n) die Welt sehen!



    Die 3 1/2 Jahre Lehre, ab 14 & die Arbeit danach bis zur UNI & dort lernen DÜRFEN waren & sind die wichtigste Zeit meines Leben.



    Einmal weil es "Familien unabhängiges" Bafög gab. Dann weil es einen Beruf im Hintergrund gab in den ich jederzeit zurück konnte & weil ich an der UNI nicht lernen "musste" sondern DURFTE!



    Auch habe ich trotz des "so genannten sozialen Aufstieg" bis heute immer die Kontakte nicht aufgegeben, die soweit wie möglich behalten! Kann heute noch "horizontalen Tourismus machen" & ohne aufzufallen in verschiedenen sozialen Schichten unterwegs sein.



    Kurz: Was besseres als solch ein CV kann ich mir nicht vorstellen, auch wenn ich es nicht zum Redakteur in der Taz gebracht haben, sonder nur zum Reporter in einem Medium in dem man die Rächtschraubfähler nicht hört :-)



    .



    Fazit: Etwas mehr als seine eigene soziale Schicht kennen zu lernen ist mMn. sehr wichtig im Leben. Ob das gerade in den Ferien sein muss... darüber kann d/W/m reden, aber ein, auch längerer Blick über den ZAUN sollte mMn in keinem Lebenslauf fehlen.



    Erdet den Menschen & macht offen für Anders & Andere!



    .



    Ps. Eine Vita: Geboren, in die Schule gegangen, LehrerIn geworden, gestorben.... das ist mMn. ein Horrorleben! :-)

  • Für mich und die ganze Familie waren die Ferienjobs wichtig, in jeder Beziehung.



    Dieses fast allgemeine Jammern angesichts der armen Minderjährigen reiht sich nahtlos ein ins ständige Überfordertsein dieser Generation samt Eltern.



    Einfach mal machen statt jammern.



    Würde uns viele Fachkräfte bringen!

  • Also ohne den Ferien-Job hätte ich Ali, Hassan, Afshin und viele andere in den Achtzigern nie kennengelernt. Die waren nämlich auch nachts bei der Post, und Fauzi, der war offiziell auch da, der notorische "Frauenheld". Das war lehrreich, die Jobs waren im Trockenen. Auf dem Bau war es ungünstiger und bei Abbrucharbeiten hat der Polier sicher nicht das Asbest-haltige Material in den Jahren vor dem Faser-Verbot annonciert oder es gar selbst entsorgt. Das Problem ist heute eher, dass viele Jugendliche Arbeitsplätze nur theoretisch kennen. Das führt zu abenteuerlichen Vorstellungen. Aus dem Kumpel auf der Baustelle ist heute ein ziemlich erfolgreicher Architekt geworden. Afshin ist ein sehr guter Arzt. Ich hege keinen Groll, auch nicht gegen diejenigen, die im Hochregal ihren Einsatz verschliefen.



    //



    www.forschung-und-...endlichen-13372612

  • "Verlorene Lebenszeit"



    ...und wieviel Lebenszeit verlieren die Menschen, die dort jahrelang arbeiten müssen? Vielleicht ihr gesamtes Arbeitsleben lang?



    "...wie ich mir schwor, das Abitur zu schaffen, damit die Fa­brik­arbeit Ferienarbeit bleibt..."



    Ja, nix wie weg, sollen doch andere die Arbeit machen.



    Für mich war die Ferienarbeit bei Bosch am Band ein Einblick in das Leben, wie es wirklich ist, und wie die Grundlage meiner materiellen Existenz aussieht. Marx hat es etwas geschwollener ausgedrückt:



    "Wir müssen bei den voraussetzungslosen Deutschen damit anfangen, daß wir die erste Voraussetzung aller menschlichen Existenz, also auch aller Geschichte konstatieren, nämlich die Voraussetzung, daß die Menschen imstande sein müssen zu leben, um "Geschichte machen" zu können. Zum Leben aber gehört vor Allem Essen und Trinken, Wohnung, Kleidung und noch einiges Andere. Die erste geschichtliche Tat ist also die Erzeugung der Mittel zur Befriedigung dieser Bedürfnisse, die Produktion des materiellen Lebens selbst, und zwar ist dies eine geschichtliche Tat, eine Grundbedingung aller Geschichte, die noch heute, wie vor Jahrtausenden, täglich und stündlich erfüllt werden muß, um die Menschen nur am Leben zu erhalten." [1]



    [1] mlwerke.de/me/me03/me03_017.htm#I_I_A_1

    • @sollndas:

      Bitte nicht Marx so aus dem Kontext reißen. Der Autor redet hier von einer bestimmten Sorte Lohnarbeit. Das Marx-Zitat bezieht sich auf eine sehr abstrakte Bestimmung allgemeiner menschlicher Arbeit, bzw. Des dadurch vermittelten Naturverhältnisses. Das gleichzusetzen ist gerade der ideologische Fehler, gegen den sich das halbe Werk von Marx richtet. Sie verkehren Marx hier in das Gegenteil dessen, was er sagt.

      • @Wonko the Sane:

        Ich reiße Marx nicht aus dem Kontext. Ich stelle die vom Autor so erschröcklich empfundene Ferienarbeit in den Kontext von Marx. Es war ihm anscheinend zu viel, mit jener Arbeit in Kontakt zu kommen, die die Menschheit täglich, stündlich, zu jeder Minute zu verrichten hat, nur um sich selbst am Existieren zu erhalten. Ohne die es im Baumarkt keine Türöffner gäbe, und beim Bäcker kein Brot.

        • @sollndas:

          Das ist eben nicht der Kontext von Marx. Der Mensch erhält seine Existenz durch Arbeit, wobei er Naturstoffe so umformt, dass ihm daraus Gebrauchswert entsteht. Ferienarbeit Minderjähriger unmittelbar damit kurzzuschließen ist schlichtweg Ideologie in genau dem Sinne, die Marx im gleichen Text charakterisiert. Wenn man glaubt, dass Baumärkte und Türöffner aus Kinderhand anthropologische Notwendigkeiten seien, hat man Marx wirklich sehr falsch verstanden.

          • @Wonko the Sane:

            Lesen wir hierzu z.B.:



            „Wir betrachten die Tendenz der modernen Industrie, Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts zur Mitwirkung an dem großen Werk der gesellschaftlichen Produktion heranzuziehen, als eine fortschrittliche, gesunde und berechtigte Tendenz, obgleich die Art und Weise, auf welche diese Tendenz unter der Kapitalherrschaft verwirklicht wird, eine abscheuliche ist.“ (MEW 16, S. 193)



            „Allgemeines Verbot der Kinderarbeit ist unverträglich mit der Existenz der großen Industrie und daher leerer frommer Wunsch. Durchführung desselben – wenn möglich – wäre reaktionär, da, bei strenger Regelung der Arbeitszeit nach den verschiednen Altersstufen und sonstigen Vorsichtsmaßregeln zum Schutz der Kinder, frühzeitige Verbindung produktiver Arbeit mit Unterricht eines der mächtigsten Umwandlungsmittel der heutigen Gesellschaft ist.“ (Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms, MEW 19, S. 32)



            Zitiert nach www.zeitschrift-ma...von-karl-marx.html

            • @sollndas:

              Ja, diese Stellen würden zumindest grob das Thema treffen, im Gegensatz zum ersten, wenn auch unter ganz anderen historischen Rahmenbedingungen.

        • @sollndas:

          Klar muss manche Arbeit (nicht alles Produzierte ist sinnvoll und lebensnotwendig...) gemacht werden. Aber spannend ist sie nicht unbedingt und die Erfahrung als Jugendliche:r, 8 Stunden öde undoder anstrengende Arbeit zu machen und die Erkenntnis, dass so manche hier ihr 40-Wochenstunden-Leben fristen, kann schon schockierend und deprimierend sein. Da könnte man jetzt auch mal die Umstände kritisieren: Warum so viele Stunden? Wie viel Zeit bleibt da noch für anderes? Warum so wenig Geld, dass es so viele Stunden sein müssen? Warum so eintönige Arbeitsgänge oder so viel anstrengende Arbeit? (Produktions- und Umsatzsteigerung zuungunsten der Arbeitenden, die dort auch noch gerne und dankbar ihr Leben verschwenden sollen?) Warum auch noch die Zeit bis zur Rente verlängern?



          Warum nur fehlen die Arbeitskräfte...?

          • @blutorange:

            "Da könnte man jetzt auch mal die Umstände kritisieren"



            Weitgehend Zustimmung.



            Das berechtigt allerdings noch lange nicht dazu, das Kind mit dem Bade auszuschütten: "Ferienjobs sollten verboten werden".

        • @sollndas:

          Ein u. dieselbe Sache, Ferienjob/-arbeit, wird von unterschiedlichen Perspektiven her erfasst.



          Vor dem Hintergrund meiner kläglich geringen „Marxkenntnisse“:



          Im Angeführten Zitat spricht Marx doch vom „Gattungswesen Mensch“? Dem Menschen, der die Wege seiner Zivilisationen im „Reich der Notwendigkeiten“ beginnen muss. Und dabei aber doch als einziges Wesen das „Glück“ hat, mit seiner Arbeitskraft potentiell mehr produzieren zu können, als es das unmittelbare Überleben von heute auf morgen mit den genannten Grundlebensmitteln erforderlich macht. Von dort her kann er seine Gesellschaften u. Zivilisationen erschaffen. Die Erfahrung dieser harten u. bitteren Arbeiten bleibt in den unterschiedlichen gesell. Produktionsverhältnissen aufgehoben. Die Bauern einer Agrargesellschaft können mit nur ganz wenig tech. Mitteln kaum mehr Boden bebauen als zum Überleben. Der Arbeiter des Frühkapitalismus kann sich mit zwölf Stunden Arbeit täglich abrackern wie er will. Es reicht nur zum Überleben. Denn über das Mehr an Wert, dass seine Arbeit erschafft, kann er nicht selbst verfügen.



          Im heutigen gesellschaftlichen Kontext berichtet Agar über solche Erfahrungen, die in den Arbeiterfamilien den Kindern begegnet u. vermittelt wird, auch wenn die noch nicht gleich selbst arbeiten? In kleinbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen, stehen meine Schüler-Begegnungen mit Arbeit im Reich der Notwendigkeit deshalb unter weniger beschwerlichen Vorzeichen. Es wäre auch ohne sie gegangen, dann allerdings ohne das erzielte „Plus“ an erfüllten Wünschen. Doch knappste materielle Verhältnisse führen zu Sozialisationsverläufen, die es materiell erschweren, z. B. Erfahrungen zu sammeln, die heute als „Hintergrund“ einer „erwünschten Arbeitnehmerpersönlichkeit“ gelten. Man soll Demut zeigen können vor der harten Arbeit aber auch der weltläufige Mensch sein u. Fremdsprachen mäßig perfekt. Also Ferienjob UND Auslandsreisen. Gar nicht so einfach für Arbeiterkinder solchen Wünschen gerecht zu werden.

    • @sollndas:

      Ich kann dem Autor auch nicht zustimmen, wenn er ein Verbot der Ferienjobs fordert. Mir fehlt die stichhaltige Begründung. Ich habe auch Ferienjobs als Jugendlicher gemacht. Will die Erfahrungen nicht missen. Zu denen gehört auch, dass Arbeit hart u., monoton sein kann und nicht unbedingt mit Sinn ausfüllt. Darauf geht Agar ja auch ein.

      Von daher ist es befremdlich, wenn Sie Agar vorhalten, er würde als Arbeiterkind seiner proletarischen Herkunft fliehen, Abitur machen u. die anderen seiner Klasse im Stich und die Arbeit machen lassen: "Ja nix wie weg..." Die "richtige" Arbeit, nicht die intellektuelle journalistische Arbeit des "Postproleten". Der doch aber die "richtige" Arbeit aus "erster Hand" kennt und darüber erfahren u. reflektiert schreibt.

      Sie halten ihm Worte von Marx entgegen. Den Text kenne ich nicht, bin aber dem Link gefolgt. Marx Kritik gilt doch den deutschen Philosophen u. der philosophischen Strömung des Idealismus, welcher die materiellen Voraussetzungen allen Lebens nicht berücksichtigt.

      Dass Sie diesen Text, diese Kritik einem einzelnen Menschen, einem Arbeiterkind vorhalten, weil Sie seine "Flucht in´s Abitur" kritisieren - also das ist für mich sowas von verwirrend, dass ich es kaum formulieren kann. Ehrlich:

      Nach meinem zugegeben verwirrten Verständnis liefern Sie da sogar eine Ursache für den Untergang der DDR. Ja. Denn dort haben die herrschenden Vertreter des Proletariats die Kinder des Proletariats des Landes bevorzugt Abitur machen lassen, vor denen der "Intelligenz", des Bürgertums....Nach meinem Verständis Ihrer Argumentation haben die alle ihre Klasse verraten u. sind "in der DDR vor ihr abgehauen" und haben ihre Genossinnen u. Genossen im Stich gelassen. Das konnte ja nicht gut gehen.



      Doch auch dem kapitalistischen System droht jetzt der Untergang. Noch in den 1950er Jahren wollte der Prolet Prolet bleiben. Bis bildungsreformerische Idealisten ihn zur Flucht in die Gymnasien u. Universitäten auffriefen.



      Grotesk? JA EBEN!

  • Für mich hätten Ferienjobs immer NUR positives:



    -Geld nebenbei verdienen (nicht jeder hat reiche Eltern)



    - sich selber etwas eigenes kaufen zu können wofür man selbst gearbeitet hat(stolz auf seine Leistung sein)



    - man bekommt je nachdem etwas Erfahrung im Berufsleben



    -man lernt neue Leute kennen und knüpft eventuell Kontakte



    -man kommt nicht auf dumme Gedanken



    -und ein Ferienjob kann (!)auch tatsächlich Spaß machen, ich habe nenebei auf einer Baustelle gearbeitet, ob das Legal war sei Mal dahingestellt, aber als ich mit dem Hammer abreißen durfte war das für mich der Jackpot

    Von daher ist der Artikel für mich unverständlich und nur weinerliches mimimi

  • Ich könnte diese Kolumne unter umgekehrten Vorzeichen schreiben. Meine Eltern haben mich als Jugendlicher nicht dazu angehalten in den Ferien zu arbeiten.



    Jetzt, Anfang 40 schaue ich neidisch auf diejenigen bei denen das so war und muss feststellen: Die waren viel früher in der Lage souverän ihren Weg zu gehen.



    Ich habe bis Ende 20 gebraucht um mit Arbeitsleben, Geld und dem Leben allgemein wirklich selbstbestimmt umzugehen.

    Ich finde daher inzwischen Ferienjobs sollten Pflichtprogramm für Jugendliche sein. Nicht in dem Sinn dass sie die gesamten Ferien durchmalochen, aber zumindest zu einem Teil. Verlorene Lebenszeit ist das nämlich nicht, sondern auch ein wichtiger Erfahrungsschatz für die Zukunft, der eben nicht mit Urlaub machen zu erreichen ist.

    Alles muss gelernt werden und am besten lernt man durch langsames Herantasten an eine Sache. Wenn Jugendliche schon mehrere Jahre lang in einer geschützten Form durch Ferienjobs an Arbeit herangeführt werden, dann sind sie wesentlich besser darauf vorbereitet als Erwachsene in die Erwerbsarbeit zu starten.

    Urlaub muss selbstverständlich auch sein, ist aber eben nicht das einzige im Leben - ist übrigens auch an den so viel gescholtenen Reichen zu sehen, die meisten davon gehen ja doch in irgendeiner Form einer Arbeit nach. Urlaub ist eben auf Dauer auch ungesund.

    • @M.Liberus:

      Was waren denn das für Ferienjobs, wo man das alles lernt?



      Ich habe das in der Familie gelernt, durch natürliche Autorität, weil mir meine Eltern das vorgelebt haben.



      Ich wüsste jetzt nicht, was mir sinnbefreite Fabrikarbeit dabei hätte helfen sollen, außer vielleicht zu erkennen, das dies nicht unbedingt erstrebenswert ist.

    • @M.Liberus:

      "Ich finde daher inzwischen Ferienjobs sollten Pflichtprogramm für Jugendliche sein."

      'Pflichtprogramm' – Vollkommen richtig, denn man muss den jungen Menschen schon so früh wie möglich klar machen, dass ihr restliches Leben nur daraus bestehen wird für die 'Oberen Zehntausend' zu arbeiten - deren Kids allerdings nie arbeiten werden. Die alten Menschen lassen wir natürlich auch weiterhin arbeiten, denn wenn man die 'Alten' bis zum Umfallen arbeiten lässt, dann spart man sich ja auch die Rente für diese Leute. Wer des logischen Denkens mächtig ist, der weiß natürlich, dass das so nicht funktionieren kann. Auf der einen Seite nimmt die Jugendarbeitslosigkeit immer mehr zu (auch aus dem Grund, dass in einer Welt voller Maschinen und Halbleitertechnologie etc. "Arbeit" langsam Mangelware wird) und auf der anderen Seite sollen ältere Menschen bis zu ihrem biologischen Ableben arbeiten. In dieser hochtechnisierten Welt, die von Halbleiterphysik und Regelungstechnik beherrscht wird und demnächst auch noch von Robotik und künstliche Intelligenz, wird es in naher Zukunft aber kaum noch echte und sinnvolle Jobs für den Homo sapiens geben.

      Derweil wächst der Klimawandel immer mehr an (CO2-Konzentration > 420 ppm), weil ja keiner an diesem System etwas ändern möchte. Das Krebsgeschwür der Welt heißt Wirtschaftswachstum (das ungebremste Wachstum schädigt unsere Ressourcen) und die Auswirkungen sind Umweltverschmutzungen und ein Klimawandel der immer mächtiger wird. Viele Bürger haben anscheinend immer noch nicht begriffen, dass die CO2-"Party" jetzt zu Ende ist, und möchten alles beim Alten belassen und plädieren sogar schon für eine 'Arbeitspflicht für Jugendliche'.

      "Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert." [Albert Einstein]

      • @Ricky-13:

        Die CO2-Party ist zu Ende.



        Darum führen wir jetzt eine Reisesteuer ein, damit auch wirklich jeder verreisen kann. Und weil Geiz wirklich geil ist, geht das vermutlich am besten mit dem Billigflieger.



        Irgendwie kann ich dieser Logik nicht ganz folgen. Wohl mein Fehler, meine Dummheit. Sei's drum.

    • @M.Liberus:

      Inwiefern Urlaub ungesund sein soll, Fremdbestimmtes Arbeiten aber nicht, hätte ich gerne erklärt.

  • Die Jugendschutzgesetze sorgen sehr effektiv dafür, dass es hier in Deutschland keine Kinderarbeit gibt. Kinder dürfen hier in Deutschland keine Erwerbsarbeit annehmen. Ausgenommen ganz wenige vor allem künstlerische Berufe und da mit strengen Auflangen, wann und wie lange die Arbeit stattfinden darf.



    Der gemeine Ferienjob wird von Jugendlichen durchgeführt. Oft unterbezahlt, weil der Mindestlohn nicht gilt. Da könnte man dran schrauben. Andererseits zeugt die Ausnahme vom Mindestlohn auch davon, dass Jugendliche eben nicht zu 100 % Leistung zeigen müssen. Wer es trotzdem tut, erhält von vielen Arbeitgebern trotzdem vollen Lohn. Besonders da, wo der Lohn auch bei den erwachsenen Kollegen schon über den Mindestlohn hinausgeht.



    Man kann drüber diskutieren, ob 6 Wochen Vollzeit zu viel für Jugendliche sind. Aber Jugendlichen unter 18 ndas Arbeiten ganz zu verbieten ist hanebüchen.

  • Der Autor gibt ja selbst Argumente für Ferienjobs:



    Erfahrung im Berufsleben sammeln,



    Geld erwirtschaften, um sich etwas Bestimmtes leisten zu können, "Sehnsucht" nach der Schule, das Fazit, im Leben etwas Anderes arbeiten zu wollen.



    Das sind sehr positive Aspekte.



    Natürlich sollen Kinder und Jugendliche auch Freizeit haben.



    Wir leben in einer sozialen Marktwirtschaft und daher nicht schlecht. Von Verhältnissen, in denen Kindesarbeit notwendig ist, um die Familie und/oder sich selbst zu ernähren sind wir Lichtjahre entfernt.



    Es gibt, im Übrigen, mit dem Teilhabepaket Ansätze, dass auch finanziell schlecht gestellte Jugendliche Freizeitmöglichkeiten mitfinanziert bekommen.



    Die oben genannten Erfahrungen erscheinen mir sehr wertvoll und sind Wegweiser ins Erwachsenenleben.



    Die Erkenntnis, dass man/ frau für etwas arbeiten muss, um es sich leisten zu können, scheint in dieser Gesellschaft etwas aus dem Blick zu geraten.



    Alles wird auf Pump finanziert und anschließend hechelt man/frau dem Geld hinterher, oder ist insolvent.



    Verschuldung ist auch bei Jugendlichen keine große Ausnahme mehr. Das ist eine Erfahrung, die ich Niemandem wünsche.



    Was die sozialistischen Ansätze des Artikels betrifft, so sind die schön, die hier Lesenden und Schreibenden werden allerdings wahrscheinlich keinen weiteren Versuch in diese Richtung mehr erleben.

  • Was soll das Stöhnen? Arbeiten hat noch niemandem geschadet, am Allerwenigsten den Schülern. Man erwartet doch keine 6 Wochen Arbeit, aber 3 Wochen Arbeit ist eine gute Erfahrung. Das hilft Wünsche zu reduzieren.

  • Was soll das denn ? In Deutschland wird doch keiner gezwungen in den Ferien zu arbeiten. Wer einen Ferienjob ausübt möchte zusätzlich Geld verdienen, oft um sich mit dem Verdienst einen persönlichen Wunsch zu erfüllen. Ich habe während der Ferien auf dem Bau gearbeitet, gutes Geld verdient und war froh mir damit Wünsche zu erfüllen.



    Von anderen Geld zu verlangen ohne selbst etwas dafür geleistet zu haben wäre mir nie eingefallen.

  • Finde diesen Artikel nicht gut formuliert und sehr Ich bezogen. Die vergleich hinken und in sich ist der Artikel nicht logisch konsequent.

    Bsp. :



    []Ich hätte mit gerne Gedanken über meine Zukunft gemacht.

    []Nach dem Ferienjob wusste ich was ich in der Zukunft nicht machen wollte.

    Gleichzeitig versucht der Autor eine Situation zum Problem zu machen, wo ich finde überhaupt keines existiert. Das sich in Deutschland Schüler aktiv dafür einsetzten um sich Geld anzusparen ist nicht das Problem von Wohlhabenden Schülern.



    Die Schere zwischen Arm und Reich ist ja viel mehr das Problem, aber sich an den "verwöhnten" Kindern von Wohlhabenden Eltern zu echauffieren finde ich Quatsch.

    Und zu guter Letzt muss ich mich meinen Vorrednern anschließen, der Kinderarbeit Vergleich zwischen dem Globalen Süden und Deutschland hinkt natürlich so sehr das es fast wie eine Satire wirkt.

  • "Es sind verlorene Wochen, in denen ich wie andere hätte reisen, mich selbst kennenlernen, mir Gedanken über meine Zukunft machen oder einfach lernen können, wie man richtig Urlaub macht. Das sind nämlich Dinge, die jeder Mensch früh im Leben tun sollte, Dinge, die Menschen ein Leben lang prägen."

    Urlaub kostet schlicht und einfach Geld. Nicht jeder hat reiche Eltern oder Eltern, die auch Lust darauf haben ihre Kids bis 30 zu pampern.

    Ferienjobs sind daher vollkommen OK.

  • "Ferienjobs sollten verboten werden



    Über Ferienjobs wird gesprochen, als wären sie das normalste der Welt. Dabei sollten Minderjährige nicht arbeiten müssen."



    Nee, und deshalb ist Kinderarbeit auch zu Recht verboten.



    Ferienjobs mit dem Etikett "müssen" zu versehen, ist einfach Unfug. Ferienjobs sind keine Zwangsarbeit.

    • @Encantado:

      Das ist eben kein Unfug; ich hab als junger Mensch auch geknufft, tw. "unbürokratisch" und des auch, um laufende Kosten wie mal ne Dose Cola oder paar Pommes vorm Nachmittagsunterricht anner Penne und kulturelle/soziale Teilhabe zu decken. Später als Student als großen Anteil des kargen Lebensunterhalts.



      Dazu auch bitte den über den Kommentaren angebotenen Artikel mit dem Vitamin B lesen.



      Immerhin richtig erkannt, daß es ums "müssen" geht, ned ums "wollen" ;) .

      • @Hugo:

        Falsch, im Artikel geht es um's nicht dürfen sollen, nämlich um ein Verbot.



        Und das _ist_ Unfug.

  • Blöd ist es, wenn man die Jugendzeit damit verbringt, für das Nötigste arbeiten zu müssen um diese dann als Luxus sehen zu müssen. Urlaub oder andere schöne Dinge sind trotzdem nicht garantiert. Vor allem, wenn ständig irgendwas ist, was einem das hart Ersparte wieder abknöpft. Es tut schon weh zu wissen, dass andere das einfach so geschenkt bekommen und als selbstverständlich erleben. Gerade dann, wenn einem selbst dafür Vorwürfe gemacht werden diese Dinge nicht zu haben und einem dann auch noch Neid und/oder Verwöhntheit vorgeworfen werden.

  • Was soll ich sagen. Ich bin Baujahr 1953 und Ossi, war gerne in den Ferien arbeiten. Von den damals noch 8 Wochen Sommerferien war ich 6 Wochen arbeiten, obwohl nur 3Wochen erlaubt waren. Und ich tat es gerne. Um mir so mein erstes Moped selbst zu finanzieren. Und um nicht vor lauter langer Weile zu versauern. Meine Eltern hatten es auch nicht so Dicke. Wie hatten zwar eine Datsche, doch da war es noch langweiliger. Ich war stolz wie Bolle, es alleine geschafft zuhaben. Was dann letztlich auch bei der Mädchenwelt gut ankam.



    Also eigentlich eine gute Sache, um nicht auf dumme Gedanken zu kommen.



    Ich muss auch noch erwähnen, dass wir genauso wie die anderen Arbeiter bezahlt wurden, doch ohne Steuern. Also Brutto gleich Netto. Nichts mit Mindestlohn.



    Zugegeben nicht alle hatten so viel Glück. Man brauchte schon ein gewisses Talent und Motivation. Welches ich bei Mindestlohn auch nicht hätte.



    Ich war auch in allen anderen Ferien arbeiten. Und an den Wochenenden Kegel aufstellen. Um dann auch mal ein wenig zu Reisen.



    Nicht zuletzt kann man auf diese Art auch erkunden, welcher Job es für die Zukunft sein soll. Produktionsarbeit war es jedenfalls nicht, so fürs Leben.



    Also wurde ich Nachrichtentechniker, jeder Tag eine neue Herausforderung.



    Nosch

  • taz: "Wieso ist Kinderarbeit nur ein Skandal, wenn sie in einem Land des Globalen Südens verrichtet wird, und in Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, reden wird darüber, als wäre sie das normalste der Welt?"

    So war Deutschland doch schon immer. Zum Beispiel wird Polizeigewalt in den USA bei uns 'aufs Schärfste' verurteilt, aber bei Polizeigewalt in Deutschland wird weggesehen. Obdachlose in anderen Ländern werden bedauert, aber die rund 40.000 Obdachlosen in Deutschland beachtet man hier einfach nicht. Arbeitslose werden bei uns mit Jobcenter-"Paragraphen" in Hilfsarbeiterjobs gezwungen (ansonsten kürzt man ihnen nämlich das Existenzminimum), während man sich gleichzeitig über sklaverei-ähnliche Ausbeutung in anderen Ländern aufregt. Warum sollte man also keine Kinder in Deutschland ausbeuten und das dem Bürger als 'nette Ferienarbeit' verkaufen?

    Die studierte Germanistin und derzeitige Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, möchte doch sogar den Jugendlichen verpflichtende Praktika aufbürden, damit die jungen Leute mal lernen was 'richtige Arbeit' ist. Ob Frau Nahles 'richtige Arbeit' kennt, das weiß ich natürlich nicht, aber wo es lukrative Posten gibt, das weiß Frau Nahles sicherlich ganz genau. Wieso bekommt der/die Chef:in der Bundesagentur für Arbeit (BA) eigentlich ein Jahresgehalt von 300.000 Euro vom Steuerzahler bezahlt? Aber bei uns ist ja so einiges nicht mehr normal. Vielleicht sollen die jungen Menschen ja auch Ferienjobs machen, damit sie nicht auf die Idee kommen sich auf die Straße zu setzen und gegen die Verursacher des Klimawandels zu protestieren. Nein, Klimaschutz im Kapitalismus geht natürlich gar nicht. Die Jugendlichen sollen lieber bei der Freisetzung von weiterem CO2 mithelfen - und das für ein paar lausige Euro im Ferienjob. Bei der eigenen Vernichtung noch mithelfen, das ist doch mal eine gute Zukunftsperspektive. Jetzt weiß ich auch endlich, weshalb die Letzte Generation sich 'Letzte Generation' nennt.

    • @Ricky-13:

      Es ist viel wahrscheinlicher dass Jugendliche gegen das System aufbegehren wenn sie dieses durch Ferienjobs schon kennenlernen als wenn sie den ganzen Tag nur am Computer spielen und einfach nur von den Eltern versorgt werden. Letzteren geht es in dem System ja schon super, warum aufbegehren?

  • Der Vergleich von Kinderarbeit im globalen Süden mit Ferienjobs hierzulande ist hanebüchen. Dort muss ein Kind schon mit 5 Jahren Steine schleppen oder andere Fronarbeit leisten, ohne Chance auf Ausbildung und medizinische Grundversorgung. Hier verrichtet ein Jugendlicher mit 16 für ein paar Wochen freiwillig eine u.U. monotone Arbeit, um sich eine Reise oder den Führerschein zu finanzieren. Der Unterschied ist schon klar, oder?

  • Warum gibt es heutzutage nur noch "ja" oder "nein", "schwarz" oder "weiß"?

    Ich habe in den Ferien gearbeitet um mir meinen Urlaub zu verdienen. Ja, das waren damals keine Fernreisen, aber um "sich selbst kennenzulernen" muss man in der Regel nicht weit wegfahren.

    Dieser Hinweis auf "Kinderarbeit im Globalen Süden" entwertet ohnehin den kompletten Artikel.

    Wer nicht einmal merkt, dass er sich gerade mit Kindern vergleicht, die keine Aussicht auf Schulbildung und damit auch keine Chance auf ein Studium und damit eine stabile Zukunft haben, muss wohl noch viel darüber lernen, was "soziale Teilhabe" ist - und was ganz sicher nicht.

  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    Noch eine weitere Steuer ist genau das was in Deutschland noch fehlt. Warum nicht eine Steuer darauf, gesund zu sein? Schließlich ist es doch verdammt unfair, dass man während einer Krankheit oder Verletzung nicht nur auf allerlei Freuden verzichten muss, sondern auch noch krankheitsbezogene Ausgaben hat. Oder noch besser: Steuern auf Schönheit und Intelligenz. Die Leute werden sich darum reißen, möglichst viel zahlen zu müssen.

  • "Wieso ist Kinderarbeit nur ein Skandal, wenn sie in einem Land des Globalen Südens verrichtet wird, und in Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, reden wird darüber, als wäre sie das normalste der Welt?"

    Na vielleicht, Weil die Kinderarbeit im "globalen Süden" zu allermeist keine freiwillige ist bzw. Betroffene und ihre Familien sonst nicht überleben könnten. Da gehts um Zwang, um knallharte Ausbetung unter teils schlimmsten Bedingungen, um absolut existenzielle Nöte.



    Da gehts nicht um die Wahl, sich nebenher einen Führerschein zu finanzieren oder "lernen zu können, wie man richtig Urlaub macht".



    Ich hab als Ferienjobs für ein paar Stunden am Tag Zeitungen ausgetragen und im Jahr drauf mit Freunden zusammen den örtlichen Sportplatz renoviert. Zäune streichen, Rasen mähen, Split schaufeln.



    Ganzb freiwllig, nicht meine gesamte Kindheit über 12 Stunden am Tag in einer Kohlemine, einem Nähsaal oder auf einer Mülldeponie. Und auch nicht ganz ohne Schule und ganz ohne Urlaub.

    Der Vergleich ist -sorry- haarsträubend.

  • Ferienjob hier mit Kinderarbeit in der sog. 3 Welt zu vergleichen -



    gehts noch liebe Taz ?



    Und die Bezeichnung „Kapo“ für den



    Fabrik-Vorarbeiter - hirnlos !

    • @Hubertus Behr:

      Jepp. Vor allem auch weil es auch die Bezeichnung der Position eines Funktionshäftlings in einem Konzentrationslager in der Zeit des Nationalsozialismus war.

      • @Rudolf Fissner:

        Hat sich halt eingebürgert. Wie der Begriff "Kulturschaffende" auch, hier auch des öfteren zu lesen.

      • @Rudolf Fissner:

        Der Begriff ist aber in vielen Handwerksbetrieben noch immer Realität.

  • Ich habe mit 14 Jahren für 1 DM pro Stunde in einer Gärtnerei die Seitentriebe von Chrysanthemen ausgebrochen und später unter anderem nachmittags dreckige Ölfässer gereinigt oder acht Stunden an einer Stangensäge gestanden. Alles freiwillig, weil ich mein Taschengeld aufbessern wollte.



    Geschadet hat mir das überhaupt nicht. Heute bin ich pensionierter Professor mit diversen Ehrentiteln und schreibe an meinen Memoiren - alles inklusive.

    • @Nairam:

      Gärtnerei - issen feines Stichwort.



      Mit 12/13 bei „Gurkenkalli“ Johannisbeeren flücken!



      Pro Korn gab‘s ? - ähnlich!;)



      Und erste Lehrstunde: wir Schlauberger - räuberten die Büsche!;) und bekamen von den handfesten Damen “in die Wäsche“ - “die Ohren lang gezogen:



      Leerpflücken!!! Ok Ok! - 🙀🥳 - 🥒 -



      (ps Taschengeld gab‘s nicht! Aber das ist eine andere Geschichte! ;)

  • Ist es wirklich politisch Korrekt Ferienjobs hier mit Kinderarbeit in südlicheren Gefilden zu vergleichen?

  • Für den lebenslangen Führerschein sechs Wochen lang zu arbeiten = verlorene Lebenszeit? Ach Gottchen, mir kommen die Tränen. (Meinung)

  • "Wieso ist Kinderarbeit nur ein Skandal, wenn sie in einem Land des Globalen Südens verrichtet wird, und in Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, reden wird darüber, als wäre sie das normalste der Welt?"



    Es hat sie niemand wahrscheinlich niemand gezwungen in den Ferien zu arbeiten. Sie wollten doch den Führerschein machen und haben es getan. Im globalen Süden schauts wahrscheinlich anders aus. Erstens gibts keine Ferien da oft keine Schule, und auch keinen Führerschein sondern alles zu Hause abgeben damit die Familie unterstützen.



    Ihren Führerschein haben SIe, wenn Sie´s nicht verbocken, ein Leben lang. Und dafür einmal die Ferien arbeiten. Dafür konnten SIe in den anderen Feiren damit in den Urlaub fahren. Mein Gott, mein Mitleid heb ich mir was anderes auf.

  • So klingt die Argumentation eines anscheinend in einer gutsituierten Familie aufgewachsenen Jungen. Viele Studierende können ihr Studium ohne Nebenjobs erst gar nicht durchführen, z.B. wenn sich die Eltern finanziell im "Mittelstandsloch" befinden, also zuviel verdienen für ausreichend Bafög und zuwenig für ein halbwegs vernünftiges Leben ihrer Sprösslinge. In Paderborn oder Freiberg mag es noch einigermaßen funktionieren, nicht aber in München oder Hamburg. Nicht zu vergessen kommt noch der stetig steigende Semesterbeitrag und ggf. die Krankenversicherung hinzu. Im Übrigen sind Erfahrungen in der "normalen" Arbeitswelt auch nicht unbedingt das Schlechteste.

  • Ich sehe die Sache so: Kein Job in den Ferien, kein Hippie-Urlaub in den Höhlen an der Ardèche, kein "Ich bin unterwegs nach Süden und will weiter bis ans Meer". Kein Paris, kein Cap Frehel.

    Der Moment, in dem ich das erste Mal das Meer sah, es davor schon riechen, schmecken konnte, ist einer der unvergesslichsten in meinem Urlaubsleben. Ohne zwei Wochen ackern als Bierkutscher, später als Dödel in der pharmazeutischen Industrie oder als völlig inkompetenter Aushilfs-Kollege im Baumarkt, wäre das so nicht passiert.

    Diese Momente waren alle hart erarbeitet, um so besser, um so intensiver haben sie geschmeckt.

    • @Jim Hawkins:

      Sie hatten echt Glück, dass Ihnen ein bisschen jobben schöne Dinge ermöglicht hat und nicht viele Arbeitsstunden Zwang waren, um auch nur Obdachlosigkeit zu vermeiden.

      • @Tuff:

        👍🏾

    • @Jim Hawkins:

      Der TAZ Kolumnist sieht aber die Arbeit vorher als verlorene Lebenszeit (was immer das ist) und möchte den Trip ans Meer durch eine Ferien-Steuer von etwas Wohlhabenderen geschenkt bekommen.

      Schlussfolgerung ala Sommerloch. Vielleicht klappt das aber mit dem Grunderbe, da kann man dann als 16jährige schon mal einen Kredit für zwei Jahre aufnehmen, bis es mit 18 ausgezahlt wird.

      • @fly:

        Ich bin da nicht so streng. Ich fand diese Ausflüge in die Arbeitswelt eigentlich ganz interessant.

        Auch die späteren während des Studiums. Ein Highlight war der Job in der Wäscherei des Hotels Kempinski. Dort stand ich ein paar Wochen an der Handtuchfaltmaschine.

        Ich arbeitete bei der Bühnentechnik der Freien Volksbühne und in der Bibliothek der Deutschen Blindenstudienanstalt. Blinde können dort bundesweit mächtige Folianten bestellen, in Brailleschrift geschrieben und ich verpackte die

        Bei Siemens musste ich verpackt wie in "Outbreak" irgendeine radioaktive Masse in Förmchen streichen. Immerhin gab es damals dort noch Bier im Getränkeautomat.

        Manches war gruselig, manches lustig, interessant war eigentlich alles.

        • @Jim Hawkins:

          Liggers - anschließe mich - selten so einen zerfrickelten Stuß gelesen.



          Heute ist doch eher das Problem - daß es eher weniger solcher Jobs gibt.



          Start: im Bäckereibedarfsgroßhandel vom Ohl (Hintergrund&Tel-Dienst seine frühere Verlobte;) - war ich ab 12 Springer für “Hände im Teig“ = irgendwas fehlte! 2 - 3 x die Woche kurvte ich mit Vadderns ollen Wanderer ohne schalte klar / gern je 1x 12,5 Kilo Eimer meist vor der Penne durch die Hansestadt - xxl mal vom 🚲 geholt! Kassieren inclusive. Donnerstag war ich abends Stauer für die LKW-Ware - inclusive alle 1/4 Jahr LKW mit SS-Mann Otto entladen - dann ab zur Penne.



          Ferienjobs - na Hallo mein erstes Moped kostete 80 Schleifen! Hälfte bei mir!



          Hoch-Tief-Straßenbau! Mouder “Habt ihr nicht nen Job für ihn?“ “Wenn er mit der Schaufel umgehen kann!“



          (Kommt ich - Terasse mit großem Bruderherz aufgeschaufelt!;) .=> Heißsand (heute Makadam;) im



          Akkord einbauen - mit 17! Gibt lange Arme. usw usf - bis (Gnade des 2x Backenbleibens;) aufem Bock🚖!



          Als sich mein Achter zum 50. traf =>



          Jeder hatte irgendnen Bansche!



          Möchte ich keine Minute missen!



          Was bleibt? Viel und unabweisbar!



          “Herr … ich bin jetzt 23 Fahrer bei Gericht! Aber ich habe noch nie erlebt - daß jemand ein Planfeststellungsverfahren verglichen hat! Wie geht denn sowas?“



          Verwies auf mein naturw.Abi auf dem Ascheimerzug - verstehe alles was die Techniker planen & meine Vorschläge zur gütlichen Einigung werden deshalb ernstgenommen und oft erfolgreich nachgerechnet! Und zudem verwies wg s.o. darauf - darin geübt zu sein - mit den unterschiedlichsten Menschen klarzukommen! Soll mal reichen.



          Ende des🎢🎡 der Eitelkeiten.

    • @Jim Hawkins:

      Gut so. Man muss sich seinen Luxus schon selbst erarbeiten. Alles andere funktioniert nicht wirklich. Luxus auf Kosten von anderen ist völlig unsozial.