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Hohe Inflationsrate in DeutschlandZur Panik kein Grund

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die Inflation ist um mehr als 5 Prozent gestiegen. Doch die Teuerung liegt vor allem an den Energiepreisen, die bereits wieder fallen.

Die Preise für Öl und Gas werden auf den Weltmärkten bestimmt Foto: Rolf Poss/imago

E s klingt dramatisch: Im November lag die Inflationsrate bei 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Montag geschätzt hat. So massiv ist die Geldentwertung zuletzt im Jahr 1982 gewesen. Wird sich Geschichte also wiederholen?

Wer schon älter ist, erinnert sich bestens an dieses Schicksalsjahr 1982: Damals flog die sozial-liberale Koalition unter Helmut Schmidt auseinander, und die Geldentwertung spielte dabei eine wesentliche Rolle. Denn die Bundesbank hatte die Zinsen nach oben geschraubt, um die Wirtschaft abzuwürgen und damit die Inflationsrate nach unten zu drücken. Doch diese brachiale Geldpolitik hatte zur Folge, dass die Arbeitslosigkeit stieg. Mehr als zwei Millionen Menschen hatten keine Stelle – damals ein trauriger Rekord. Die Regierung Schmidt hat diese Krise nicht überlebt, und so drängt sich die Frage auf, ob die Ampel ebenfalls an der Inflation zugrunde gehen könnte.

Doch für Panik gibt es diesmal keinen Grund, denn die derzeitige Geldentwertung hat ziemlich banale Gründe: Vor allem die Energiepreise sind gestiegen. Sie legten im Vergleich zum Vorjahr um satte 22,1 Prozent zu. Auch Lebensmittel wurden teurer – um 4,5 Prozent. Die Preise der restlichen Waren und Dienstleistungen blieben hingegen fast gleich. Die Mieten, für viele Menschen der wichtigste Posten, stiegen im vergangenen Jahr nur um ganze 1,4 Prozent.

Daraus folgt: Deutschland kann die Inflationsrate gar nicht beeinflussen, denn die Preise für Öl und Gas werden auf den Weltmärkten bestimmt. Dort zeichnet sich aber eine Entspannung ab; der Ölpreis ist in den vergangenen Wochen wieder gefallen. Dieser Preisrutsch macht sich auch statistisch bereits bemerkbar: Im Vergleich zum Oktober 2021 ist die Inflationsrate jetzt im November um 0,2 Prozent gefallen – und es dürfte weiter abwärts gehen. Der Höhepunkt der Geldentwertung liegt also wahrscheinlich schon hinter uns.

Die Ampel wird nicht an der Inflation scheitern. Viel wichtiger ist, wie sie die Coronakrise managt. Die nächsten Wochen sind da entscheidend.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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45 Kommentare

 / 
  • RS
    Ria Sauter

    Ihre Gelassenheit kann ich nicht teilen. Frau Hermann!



    Meine Ersparnisse schmelzen wie Butter in der Sonne. Waren als Rücklage gedacht für schlechte Zeiten.



    Letztere sind nun früher da als angenommen. Die Rente ist nicht ausreichend um die Verteuerungen aufzufangen.

    • @Ria Sauter:

      "Die Rente ist nicht ausreichend um die Verteuerungen aufzufangen."

      Und deswegen hat ja die neue Ampel-Regierung beschlossen, die ursprüngliche Rentenerhöhung von 5% zu kippen und den Rentnern weniger zukommen zu lassen. Ich erinnere, dass da in der Regierung Politiker:innen ohne Berufsabschluss und ohne Berufspraxis sitzen und keinen Schimmer davon haben, was Arbeiten ist.

    • 8G
      86548 (Profil gelöscht)
      @Ria Sauter:

      In ein paar Jahren gibt es das bedingungslose Grundeinkommen. Dann brauchen Sie keine Rücklagen mehr. Geben Sie das Geld lieber aus, solange es noch was wert ist.

      • @86548 (Profil gelöscht):

        "In ein paar Jahren gibt es das bedingungslose Grundeinkommen."

        Natürlich kann man auf Sand bauen. Ist nur nicht besonders klug :-)

      • @86548 (Profil gelöscht):

        Und ebenjenes wird auch ohne die BEDINGUNG auskommen müssen, dass mensch von der Summe auch leben können muss. Siehejetzschon: kein Geld da für Rente(nerhöhung - so schön hochgejazzt von der BILD der letzten Wochen). Und 3 Euro mehr heißt 2022 dann Bürgergeld...

      • @86548 (Profil gelöscht):

        Komplettes non-sequitur. Warum sollte die hypothetische Ankunft eines sog. "bedingungslosen Grundeinkommens" die Notwendigkeit von Rücklagenbildung aufheben?

  • Butter zwei Euro fünfunddreißig. Sicher noch zu niedrig für auskömmliche Erzeugerpreise, aber zu teuer zum Kaufen. Für viele viele. Hier gehts nich um Panik, und auch nich um Ausblicke bis nächstes Jahr. Es geht um im Supermarkt. Und jetz,

  • Was oft übersehen wird: im 2. Halbjahr 2020 betrug die Umsatzsteuer 16% bzw 5%. Die Inflation im 2. Halbjahr 2021 besteht zu einem Gutteil aus der Rückkehr zu 19%/7%. Bei 19%: 2,6% (1-1,19/1,16), bei 7%: 1,9% (1-1,07/1,05). Das bundesweite Verhältnis der Umsätze zu 19% und 7% kenne ich leider nicht, aber der Umsatzsteuer-Effekt liegt gut über 2%, die reale Inflation also bei um die 2,5%.

    Ich kann die ganze Aufregung in den Medien nicht verstehen, auch fehlt der Umsatzsteuer-Effekt leider völlig im Artikel.

    • @Jörg Kahl:

      Was ist Ihre Prognose für den Januar 2022 oder 1HJ 2022? Wieder eine niedrige Inflation, weil die Basiseffekte wegfallen?

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    @TOM FARMER:



    „22,1 % Energiepreissteigerung können bei einem Ca.-Gesamtanteil der Energie im Warenkorb des Verbraucherpreisindexes von ca. 10% nicht allein verantwortlich sein.“



    Von wegen 10 Prozent des Warenkorbs. Alle anderen Produkte, die dort berücksichtigt werden, sind doch auch durch höhere Energiepreise belastet.

  • "Doch die Teuerung liegt vor allem an den Energiepreisen, die bereits wieder fallen."

    Wishful thinking. Die Energiepreise werden in den nächsten Jahren immer stärker anziehen.

  • Gestern wurde ein Tarifabschluss im öffentlichen Dienst der Länder verkündet. Ab Dez 2022 plus 2,2%.



    Motto: Denn sie wissen nicht was sie tun!



    Unzufriedenheit ist programmiert, Pflegenotstände dito. Passt doch ganz gut zur Meinung, dass die Inflation nur temporär ist. Da fehlt mir halt schon der tiefere Glaube.

    • RS
      Ria Sauter
      @Tom Farmer:

      Der Abschluss soll auch für Beamte



      Anwendung finden.



      Diese sind in den Verwaltungen schon seit sehr langer Zeit im Home Office und haben gesicherte Arbeitsplätze.



      Unverständlich.

      • @Ria Sauter:

        Seit wann sind Zoll, Polizei, Richterschaft und Armee im Home-Office? Es sitzen nicht nur Beamte in Rathäusern. Was viele Menschen nicht wissen: Sowohl Beamte, als selbstverständlich ebenso die übrigen Arbeitnehmer, finanzieren mit Lohnabschlüssen unterhalb und an der Grenze der Inflationsrate die Vermögen der s.g. Reichen. Also: Mal Gemeinsamkeiten suchen und das Blutsaugerpack entmachten, als sich sinnlos aufzuregen. Herzlichen Gruß

  • Ich kann Ulrike Herrmann heute nicht zustimmen. Zu oberflächlich erscheint mir die Reduzierung des Preisanstieges bei den Energiekosten auf die Weltmarktpreise. Und zu wenig wird die derzeitige Situation der vielen Millionen Menschen hier in DE reflektiert, die schon jetzt finanziell kaum über die Runden kommen. Die VERDOPPELUNG der Heizölpreise wirkt sich enorm auf die Mietnebenkosten und damit auf die Mietkosten aus. Ob die Heizölpreise nun um ein paar Cent fallen, spielt keine wesentliche Rolle.



    Außerdem hat die Ampel das Konzept einer "Beihilfe" für gestiegene Energiepreise verworfen, die ja auch durch die CO2 Steuer verursacht wurden.



    Es ist zu befürchten, dass die FDP quasi das Feigenblatt für SPD und Grüne sein wird, dass soziale Ausgleichsmaßnahmen mit iher nicht zu machen sind.



    Die Energiewende wird somit zur gewaltigen Umverteilung von unten nach oben führen.

    • @Rolf B.:

      "wird somit zur gewaltigen Umverteilung von unten nach oben führen."



      Wie soll das funktionieren? Da die ärmere Hälfte der Bevölkerung ohnehin schon längst über keinerlei Vermögen mehr verfügt dürfte eine Umverteilung nur noch innerhalb der reicheren 50% möglich sein.

      • @Ingo Bernable:

        Eine Umverteilung von unten nach oben bedeutet nicht, dass die Ärmeren den Reichen Geld geben. Es bedeutet, dass die Ärmeren noch ärmer werden infolge CO2 Steuer und die Wohlhabenden weiterhin dennoch finanziellen Überschuss haben, mit dem sie ihren Reichtum weiter vermehren können. Der Verzicht auf Vermögenssteuer und ein Erbrecht, dass die Reichen begünstigt, trägt dazu bei..

      • @Ingo Bernable:

        Gelegentlich steigen auch Sozialleistungen. Da macht's die Masse. Dazu kommen Zuwanderer, die entweder ebenfalls Sozialleistungen erhalten (und ausgeben müssen=Input), oder beschäftigt werden. Sicherlich haben Sie grundsätzlich recht, jedoch ist Unten sozusagen leider immer noch etwas zu holen.

      • @Ingo Bernable:

        "Wie soll das funktionieren?"



        Naja, da wird eben auch der Niedriglohn und das "Bürgergeld" von unten nach oben "verteilt". Dank Inflation ist ja der immer noch hypothetische Mindestlohn von 12 Euro von letztem Jahr heute nur noch 11,40 Euro wert.

        • @sollndas:

          Das Bürgergeld ist ja zunächst mal eine Umverteilung von oben nach unten. Nicht, dass ich das kritisieren würde, aber des Gegenteil zu behaupten scheint mir doch eher schief zu sein.



          Die Inflation betrifft alle Vermögen und Einkommen gleichermaßen. Damit ändert sich an der relativen Verteilung gar nichts. Da sehr große Vermögen und Schulden absolut stärker betroffen sind, während jemand der*die eh nichts hat auch nichts verliert, könnte man sogar argumentieren, dass die Inflation eher zur Gleichheit beiträgt.

          • 8G
            86548 (Profil gelöscht)
            @Ingo Bernable:

            Von Inflation betroffen sind vor allem Geldvermögen. Die großen Vermögen werden aber nicht in Geld sondern in Sachwerten wie Immobilien, Aktien und Unternehmen gehalten. Diese Werte federn Inflation ganz gut ab, weil sie immer wertvoller werden. Sieht man sehr schön am Immobilienmarkt in Berlin.

          • @Ingo Bernable:

            "Die Inflation betrifft alle Vermögen und Einkommen gleichermaßen."



            Quatsch. Nur Geldvermögen (und Anrecht auf Geld, z.B. Lohn, Renten, Beihilfen) sind betroffen. Wer sein Geld in Gold, Beton oder Land verwandelt hat, ist fein heraus.



            "...aber des Gegenteil zu behaupten..."



            Wo habe ich das behauptet??? Wieder geben Sie sich redlich Mühe, mich misszuverstehen. Es gibt Niedriglöhne, den Mindestlohn und Hartz4. Und da kann man durchaus etwas Wert durch Inflation wegkürzen und nach oben verteilen.

          • @Ingo Bernable:

            Das meine ich nicht. Der Inflation steht ja auch immer das Einkommen gegenüber, verbunden mit der Konsumgrenze, d.h. dass Kohle auf dem Konto nur rechnerisch und nicht real unter der Inflationsrate leidet. Die Spielchen können Reiche von Land zu Land treiben und leben, sodass für diese eine Art mittlere oder durchschnittliche Inflationsrate entsteht bzw ermittelbar wäre. Ansonsten geht's gleichfalls nach dem Motto "Ich kann mir die Inflation leisten.". Herzlichen Gruß

    • RS
      Ria Sauter
      @Rolf B.:

      Kann Ihnen nur zustimmen!

  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    inflation ist wie eine flasche ketchup. zuerst kommt lange nichts, und dann ganz viel auf einmal.

  • "Doch die Teuerung liegt vor allem an den Energiepreisen, die bereits wieder fallen."

    Ich kann nicht ganz so optimistisch sein. Nicht nur, dass die weitere Entwicklung der Energiepreise schwer einzuschätzen ist. Es gibt noch einen anderen Faktor. Seit Monaten steigen die Einkaufspreise von Industrie und Handwerk stark an. 10 oder 20% sind schon fast normal. In einigen Bereichen ist es ein Vielfaches. Wenn diese Erhöhungen auf der Verbraucher durchschlagen, wird es noch mal ekelig.

  • Ein Artikel, der diese These aufstellt, sollte wenigstens den zweiten Treiber für die aktuelle Inflation nennen: Es gab im letzten November eine niedrigere Mehrwertsteuer, die hier stark zu Buche schlägt. Von Frau Hermann würde ich mir manchmal erst die Fakten wünschen und nicht irgendwelche schiefen politischen Schlussfolgerungen.

    Ich bin daher gespannt auf Januar 2022. Im Januar 2021 endete die Mehrwertsteuersenkung, so dass dieser Effekt wegfällt. Wenn die Inflation dann immer noch oberhalb 5 % liegt, fange ich mir an Sorgen zu machen.

    • @Strolch:

      Wieso? Die MwSt.-Senkung im letzten Jahr und somit im Vergleich dazu eine MwSt.-Erhöhung in diesem Jahr, war von September - Dezember 2020 bzw. 2021.



      Also wie kann also nur der November 2020/21 so ein Problem sein.



      Das würde mich mal interessieren.



      Wir haben aktuell 5 Monate hinter uns von 6, bei 4 Monaten war es schon hoch 4% und jetzt kommt es noch einmal eine Schipppe drauf und obwohl über alle 5 betrachtenden Monate der MwSt. gleichhoch, gleichgering war, soll der MwSt. allein da für verantwortlich sein? LoL.

      Und auch der wink mit dem Zaunpfahl zur Börse von Frau herrmann ist mit vorsichtig zu genießen. Die Preise sind NICHT wegen dem Markt gefallen (von 86$ auf 82$) sondern wegen Covid (von 82$ auf 71$).



      Im Betrachtungszeitraum 01.10.-01.11. war der Rohölpreis von (78$ - 86,5$) gewesen. Das was man also bis Mitte letzte Woche sah an Werten, ist das selbe Szenario wie für Oktober gewesen. Der große Knackpunkt ist nur jetzt die neue Covid-Variante.

      Von Erholung in dem Sinne kann somit kaum die Rede sein. Wobei hier auch vielerlei mehr Parameter noch dazu reinspielen.

      • @Daniel Drogan:

        Villeicht verstehe ich Sie falsch: Die Inflation war in den Monaten September bis Dezember auch schon höher wegen der Mehrwertsteuererhöhung. Wenn man diese raus rechnet, sinkt folglich auch die Inflation (um wieviel kann ich nicht sagen). Wenn dies aber zwei Prozentpunkte wären, hätten wir Mehrwertsteuerbereinigt im September 2% und im November 3% gehabt. Das ist etwas ganz anderes wie die 5%, bei der ja zudem immer darauf verwiesen wird, dies sei die höchste Inflation seit 1992 ist.

        Von alleiniger Verantwortung der Mehrwertsteuer habe ich kein Wort geschrieben. Wenn Sie meinen Text lesen: Der ZWEITE Treiber.

  • Sehr wichtig finde ich bei Einschätzungen von Experten eine Retrospektive (neudeutsch "Backtesting"). Im konkreten Fall:

    "Neoliberale haben stets die Mär verbreitet, ...und eine Inflation wäre unausweichlich. ...Auch eine Geldentwertung ist nirgends in Sicht, stattdessen fallen die Preise." Ulrike Herman am 31.12.2020 taz.de/Neuverschul...d-Corona/!5737106/

    Daneben sollte man bei Inflation im Blick behalten, wer darunter leidet, weil z.B. gerade Nahrungsmittel einen hohen Anteil am absolut verfügbaren Haushaltseinkommen haben.

    Leider werden im Artikel auch die Erzeugerpreisindexe nicht einbezogen. Die sind nämlich heftig ausgeschlagen (Dienstleistungen +7,2% zum Vorjahresquartal)

    www.destatis.de/DE...reise/_inhalt.html

    • @xf01213:

      "Sehr wichtig finde ich bei Einschätzungen von Experten eine Retrospektive..."



      Wie wahr...

  • Energiepreise werden vielleicht auf dem Weltmarkt gebildet - aber die Steuern auf die Energie sind hausgemacht.

  • Basiseffekt, Sonderphänomene, Arbeitslosigkeit, Märkte mit volatilen Einflusgrößen, alles schon da gewesen, prognostiziert und auch schon publiziert - und gelesen in der taz./



    /



    taz.de/Angst-vor-s...-Preisen/!5797345/



    /



    Die Signalwirkung von Preisschwankungen im Bereich Energieversorgung ist vielleicht ein "günstiger Nebeneffekt", denn anstehende Maßnahmen zur Transformation der Wirtschaft werden - ebenso wie dringend erforderliche Umsetzungen von multilateralen Plänen zum Klimaschutz - durch eine kooperative Compliance getragen werden müssen. Auch VerbraucherInnen als KonsumentInnen, MieterInnen, AutofahrerInnen und Flugreisende sind nicht nur passiv Betroffene, sondern aktiv Beteiligte. Die Energiewende ist nicht allein eine technische Umsetzung in der Infrastruktur, sie ist ein gesamtgesellschaftliches Mehrgenerationenprojekt. Kinetisch gesehen braucht es einen guten Anschub und wenig Reibung, politisch eine gute Moderation und Kommunikation. Man darf gespannt auf die ersten einhundert Tage der Ampelkoalition warten und hoffen, "alternativlos" und "weiter so" waren zwei Seiten einer strukturellen Raute.

  • "Daraus folgt: Deutschland kann die Inflationsrate gar nicht beeinflussen, denn die Preise für Öl und Gas werden auf den Weltmärkten bestimmt." - Am Weltmarkt wird der Rohstoffpreis bestimmt, der weitaus größere Teil des Endverbraucherpreises setzt sich aber aus Steuern zusammen und die kann der Staat sehrwohl bestimmen. Die Inflationsrate hingegen wird durch die Geldschwemme der EZB provoziert. Dieses billige Geld sucht sich seinen Weg über die Rohstoffspekulanten an den Weltmärkten und auch hier könnte der Staat gegensteuern, will es aber offensichtlich nicht.

  • Hm, gemäss anderen Medien möchte die Arbeitnehmervertretung der EZB-Belegschaft ihre Lohnabschlüsse gerne an die Inflationsrate koppeln. Kann es sein, dass die den Versicherungen ihrer eigenen Chefin nicht trauen? Es könnte noch ganz unangenehm werden, wenn die Inflation eben nicht wieder abschwächt, und gleichzeitig die Zinsen auf dem aktuellen Niveau bleiben.

  • Ist als Referenz nicht das Jahr 1992 statt 1982 als gemeint?

  • Liebe Ulrike, mir fehlt bei Deiner Analyse die Konsequenz der Teuerungen für die einfachen Leute, deren Gehälter und Löhne nicht in gleichem Masse steigen. Das zeigt sich bei der neuen Etikette 'Bürgergeld', das konnten schon die Empfänger der neuen Grundrente erleben, wenn sich die Milch mehr verteuert als der Zuschlag auf die Minirenten.

  • Sorry, aber mir erschließt sich nicht so ganz was der Artikel sagen will.

    Die Ampel ist noch nicht mal an der Regierung. Warum würde man sie für die Inflation verantwortlich machen? Oder warum sollte sie daran zerbrechen, wenn die Inflation vor der Bildung der Koalition schon bekannt war?

    Die Frage wäre eher was die Ampel ab Dezember dagegen tun wird. Denn ich glaube kaum, dass alle Arbeitnehmer einen Lohnanstieg von 5% dieses Jahr hatten, und der neue Mindestlohn ist eher eine Stopgap-Maßnahme damit die unteren Lohnschichten nicht vollkommen in die Armut abrutschen.

    Ob die Energieriesen die Entspannung am Markt an die Verbraucher weitergeben, oder diese nutzen um die Verluste am Spotmarkt aufzufangen bleibt auch abzuwarten.

    Auch muss ich Tom Farmer recht geben. Ich sehe auch noch nicht kommen, dass die Inflation sich nächstes Jahr wieder einfangen wird.

    Hier müsste die Politik eigentlich grundsätzlicher rangehen, und sich überlegen, wie man allen Menschen im Land die Grundbedürfnisse zu annehmbaren, verlässlichen Preisen garantieren kann.

  • Neue Häuser bauen oder auch alte Häuser sanieren ist je nach Quelle 5-15 Prozent teurer geworden (und in Kürze wird kfw55 eingestellt). Das sind Summen... da ist die restliche Inflation dann fast egal. Anders gesagt: wenn ich heute noch ein Haus bauen könnte zum Preis von vor 3 Jahren wäre mit die "normale" Inflation ganz egal.

    • 8G
      86548 (Profil gelöscht)
      @MartinSemm:

      wer so viel geld, dass er/sie ein haus bauen kann, dem kann die normale inflation tatsächlich egal sein. wer aber mit 1000 - 2000 euro pro monat nach hause geht, sieht das völlig anders.

      • @86548 (Profil gelöscht):

        achso und Miethäuser werden nicht gebaut/saniert ?



        Aber da ist es ja dann der böse Vermieter der die Preise hochtreibt!

  • 22,1 % Energiepreissteigerung können bei einem Ca.-Gesamtanteil der Energie im Warenkorb des Verbraucherpreisindexes von ca. 10% nicht allein verantwortlich sein. Da sollte nochmal genauer geschaut werden.



    Ich glaube, dass die Inflation nicht nur eine temporäre Entwicklung ist und sich selbst wieder einfangen wird. Einfuhrpreise, Chipmangel, steigende Großhandelspreise und Preisanhebungsankündigungen der großen Einzelhandelskonzerne sprechen eine andere Sprache. Die EZB scheint gut beraten hier mehr Augenmerk drauf zu legen, und das Szenario steigender Zinsen frühzeitig zu begegnen. Ich lese derzeit zu viel verharmlosen Artikel oder Statements, das macht mich misstrauisch.

    • 0G
      05653 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      Da stimme ich voll zu. Der Artikel liest sich wie eine billige Kurzfassung der EZB-Statements. Im Übrigen war Öl auf den Weltmärkten auch schon mal rund 60% teurer als jetzt.

    • @Tom Farmer:

      Satte 2 Prozentpunkte der Rate von 5,2 Prozent gehen auf die Energie zurück, weitere 1,2 Punkte auf den wieder höheren Umsatzsteuersatz. Natürlich ist es für viele Menschen kein Spaß, daß Heizen diesen Winter gute 20% teurer ist als im letzten, aber noch ist es kein Weltuntergang.

    • 8G
      86548 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      Sehe ich genauso. Die Preise steigen in der Breite massiv an. Restaurants, Kneipen, Hotels, Konzerttickets, alles deutlich teurer als vor corona.