Antisemitismus bei Fridays for Future: Luisa Neubauer distanziert sich

Die Klimaaktivistin nimmt Abstand von internationalen Fridays-for-Future-Kanälen, auf denen antisemitische Inhalte geteilt wurden. Nun legt Greta Thunberg nach.

Luisa Neubauer und Greta Thunberg stehen nebeneinander an der frischen Luft

Wird man künftig wahrscheinlich nicht mehr zusammen sehen: Luisa Neubauer und Greta Thunberg Foto: Oliver Berg/dpa

BERLIN dpa/taz/epd | Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat sich im Namen von Fridays for Future Deutschland klar von antisemitischen Äußerungen auf dem internationalen Account der Klimaschutzbewegung distanziert. „Unsere volle Solidarität gilt den Jüdinnen und Juden weltweit, und wir verurteilen scharf den Terror der Hamas“, sagte Neubauer der Deutschen Presse-Agentur. „Wir distanzieren uns von den antisemitischen Posts auf internationalen Kanälen nachdrücklich.“

Die internationalen Netzwerke der Bewegung seien lose und strukturlos und wenige Personen stünden hinter einzelnen Posts. „Es alarmiert uns zu erleben, wie eben diese Netzwerke insbesondere in den letzten Tagen von Wenigen missbraucht wurden, um Desinformation und Antisemitismus zu teilen“, sagte Neubauer.

Vor rund einer Woche hatte die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, die Fridays for Future mitbegründet hat, in sozialen Netzwerken zu einem Streik für Solidarität mit den Palästinensern aufgerufen und damit für Empörung gesorgt. Diesen Freitag machte sie sich erneut für die Palästinenser stark. „Gerechtigkeit für Palästina“, stand auf einem Schild, das die 20-Jährige bei ihrem freitäglichen Klimaprotest vor dem schwedischen Parlament in Stockholm in den Händen hielt. Auf einem weiteren Schild stand „Stop the Genocide“ – ein Slogan, der als antisemitisch eingestuft werden kann, da er Israel dämonisiert.

Thunberg müsse sich den Vorwurf des Antisemitismus gefallen lassen, nachdem sie Aufrufe von palästinensischen Unterstützergruppen geteilt habe, die Israel das Existenzrecht absprächen, sagte die Antisemitismusforscherin Juliane Wetzel. „Wer das Existenzrecht Israels nicht nur infrage stellt, sondern den Staat auslöschen will, ist eindeutig antisemitisch.“ Gleiches gelte, wenn man den Eindruck erwecke, die Israelis würden den Palästinensern dasselbe antun, wie es die Nationalsozialisten den Juden angetan haben.

Laut Neubauer nur „einzelne Gruppe“ verantwortlich

„Wer versucht, israelische Politik mit dem Holocaust gleichzusetzen, überschreitet immer die Grenze zum Antisemitismus“, sagte die Historikerin. Die internationale Abteilung von Thunbergs „Fridays for Future“ hatte Israel einen „Genozid“, also Völkermord, und ein „Apartheid-System“ wie einst in Südafrika vorgeworfen. Wer in der aktuellen Situation von Genozid spreche, würdige auch die Opfer des Holocaust herab, sagte Wetzel.

Neubauer versprach, die Vorgänge der letzten Tage sehr ernst zu nehmen. „Ich setze mich persönlich dafür ein, dass wir globale Prozesse aussetzen, bis wir sicher sein können, dass eine einzelne Gruppe nicht länger globale FFF-Accounts für Desinformation und Hass nutzen kann“, sagte sie.

Zuvor hatten Politiker von CDU und FDP eine stärkere Distanzierung der deutschen Sektion von Fridays for Future gefordert. „Die israelfeindlichen Äußerungen von Greta Thunberg und ihrem Umfeld sind Wasser auf die Mühlen der Hamas“, sagte FDP-Fraktionschef Christian Dürr den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag).

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