Eklat um Fridays for Future: Bezieht Position!

Bislang haben sich die Klimaaktivisten um politische Fragen gern herumgedrückt. Das unpolitische Nebeneinander wird so nicht mehr funktionieren.

Luisa Neubauer und Ricarda Lang

FfF-Aktivistin Luisa Neubauer und Grünen-Chefin Ricarda Lang während einer Solidaritätskundgebung Foto: Clemens Bilan/epa

Die deutschen Fridays haben sich deutlich distanziert von den antisemitischen Statements, die auf interna­tio­nalen Social-Media-Kanälen der Bewegung erschienen sind. Jetzt wollen sie die internationale Vernetzung pausieren, auf den Prüfstand stellen. Es steht fest: Die Kli­ma­bewegung und Fridays for Future (FFF) als ihre größte Gruppe müssen sich verändern – und die Ära des Unpolitischen beenden.

FFF hat sich immer als vereinende Bewegung verstanden, offen für das gesamte (demokratische) politische Spektrum. „­Listen to the science“ gilt als Leitsatz, „hört auf die [Klima-]Wissenschaft“. Das ist eine rhetorische Absage an eine politische Positionierung. Klimaschutz ist überparteilich, soll das heißen. Die gesamte Menschheit hat Interesse daran, ob nun am Erhalt von Wohlstand, an der Stärkung Marginalisierter oder der Bewahrung der Schöpfung.

Durch den Verweis auf die Wissenschaft hat sich die Bewegung an den Gretchenfragen der Welt vorbeigedrückt. Die sind natürlich auch in der Vergangenheit schon aufgekommen: Gehen Klimaschutz und Kapitalismus zusammen? Sollte die Klimabewegung angesichts der Dringlichkeit ihres Anliegens auf radikalere Protestformen zurückgreifen? Auch dazu gab es schon immer verschiedene Ansichten, international und auch innerhalb der deutschen Fridays-Gruppen.

Bisher hat sich jeweils ein Nebeneinanderher eingependelt. So sind die offiziellen Forderungen der Bewegung an die deutsche Regierung vor allem konkreter Natur. Sie konzentrieren sich auf CO2-Preise, den Abschied von Subventionen fossiler Energie oder der Verbrennertechnologie in Autos. Die globalen Klimastreiks liefen hingegen schon mehrfach unter dem Motto „People, not profits“, also „Menschen statt Profite“.

Auch in Deutschland wird es politischer

Und auch auf deutschen Fridays-Demos wird längst nicht mehr nur „Hopp, hopp, hopp – wer nicht hüpft, der ist für Kohle!“ gerufen. Auch „System change, not climate change“, also die Forderung nach einem Systemwandel anstelle eines Klimawandels, taucht auf Plakaten und in Sprechchören auf. Und während die Klimastreiks weiter normale Demos sind, haben einzelne Ortsgruppen auch schon Straßen besetzt.

Diesmal ist die Lage aber anders. Wo antisemitisch über eine angebliche jüdische Weltverschwörung schwadroniert wird, ist das demokratische Spektrum akzeptabler Ansichten zu Ende. Und es gibt Druck von außen. So fordert Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, dass sich die deutschen Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen vollständig lossagen von Fridays for Future – und das durch eine Umbenennung deutlich markieren. Ein nicht an die große Glocke gehängtes Nebeneinander funktioniert nicht mehr.

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Jahrgang 1991, ist Redakteurin im Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.

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