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Abspaltungstendenzen von der LinksparteiKonkurrenzkandidatur zur EU-Wahl?

Auf einem Fest der DKP ziehen Noch- und Ex-Abgeordnete der Linken über ihre Partei her. Das Wagenknecht-Lager scheint auf dem Absprung zu sein.

Neue Volksfront? Gehrcke und Dağdelen links neben DKP-Chef Köbele (am Mikrofon), im Hintergrund Dehm Foto: Pascal Beucker

Berlin taz | Rückt die Abspaltung des Wagenknecht-Lagers von der Linkspartei näher? Erstmalig hat jetzt einer der prominentesten Vertreter des linkskonservativen Flügels öffentlich eine Konkurrenzkandidatur bei der Europawahl 2024 ins Gespräch gebracht. „Es muss eine Kraft antreten, die diesem Abbruchunternehmen da drüben im Karl-Liebknecht-Haus eine Alternative entgegensetzt“, sagte der frühere Bundestagsabgeordnete Diether Dehm am Sonntag auf einer Veranstaltung in Berlin.

Dehm, der von 2005 bis 2021 dem Bundestag angehört hat, nahm an einer Diskussion im Rahmen des von der DKP organisierten „UZ-Pressefestes“ auf dem Rosa-Luxemburg-Platz teil, an den die Parteizentrale der Linken grenzt. Die Frage einer Alternativkandidatur sei „der weiße Elefant im Raum“, sagte der 72-jährige Musikproduzent, der als einer der treuesten Anhänger Sahra Wagenknechts gilt, in seinem Redebeitrag aus dem Publikum. Er hoffe auf ein „breites Bündnis“ für die Europawahl – unter Einschluss der DKP. Die Kleinpartei, die bis heute der DDR nachtrauert, war früher moskau- und ist heute mehr pekingorientiert.

Vom Podium der gut besuchten Veranstaltung, in der es laut Ankündigung über „die Perspektiven der Linkskräfte in Zeiten von Krieg und Krise“ gehen sollte, erntete Dehm keinen Widerspruch. Das ist bemerkenswert, weil dort neben dem DKP-Chef Patrik Köbele unter anderem die Linken-Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen und ihr Ex-Fraktionskollege Wolfgang Gehrcke saßen. Beide wiesen Dehms Vorstoß nicht etwa offensiv zurück, sondern ließen stattdessen an ihrer (Noch-)Partei kein gutes Haar.

So empörte sich Gehrcke darüber, dass die Linkspartei es abgelehnt hatte, der DKP Räume im Karl-Liebknecht-Haus für ihr Fest zu vermieten. Das finde er „eine Schande“, sagte der 78-Jährige. „Ich schäme mich dafür.“ Für ihn passt das ins Gesamtbild: „Ich finde, die Politik der Linken ist auf der schiefen Bahn und die schiefe Bahn ist mit Schmierseife poliert“, sagte Gehrcke, der 2007 zu den Grün­de­r:in­nen der Linken gehörte und lange im Parteivorstand saß.

So verbinde ihn mit dem Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow nichts mehr, sie seien nur noch „zufälligerweise in einer Partei, ansonsten rutscht er mir den Buckel runter“. Die heutigen Linken-Parlamentarier:innen rief Gehrcke, der 2017 aus dem Bundestag ausgeschieden ist, auf: „Brecht die Fraktionsdisziplin der Linken, wenn sie weiter auf einen Pro-Nato-Kurs und Pro-Kriegskurs einschwenkt.“

Gehrcke: „Brutale Hetze gegen Russland“

Unter Zustimmung des Publikums machte er für den Überfall Russlands auf die Ukraine die USA und die Nato verantwortlich. Der Krieg sei „vom Zaune gebrochen worden“, weil diese die Sicherheitsinteressen von Russland und China nicht hätten anerkennen wollen. „Das ist der reale, tatsächliche Hintergrund des Krieges“, zeigte sich Gehrcke überzeugt – und beklagte eine „brutale Hetze gegen Russland“.

Entgegen der Beschlusslage ihrer Partei sprach sich Sevim Dağdelen grundsätzlich gegen die verhängten Sanktionen gegen Russland aus. Denn es gäbe laut UN-Charta nur ein Gremium, „das befugt ist, Sanktionen völkerrechtskonform zu beschließen, und das ist der UN-Sicherheitsrat“. Daher seien nicht von ihm beschlossene Sanktionen völkerrechtswidrig. „Wenn Rechts als Hauptfeind China und Russland ausgemacht hat, dann denke ich, sollten Linke da besser aufpassen, dass sie sich nicht zu Instrumenten der Rechten machen“, sagte Dağdelen. „Unser Feind sind weder Russland noch China, unser Feind steht im eigenen Land.“

In Bezug auf ihre Partei sagte Dağdelen: „Viele denken, der Erfurter Parteitag war das Ende von allem.“ Tatsächlich seien dort „viele schlechte Beschlüsse gefasst worden“. Dağdelen selbst war dem Bundesparteitag im Juni ferngeblieben, auf dem das Wagenknecht-Lager, zu dem auch die 47-Jährige an führender Stelle zählt, sowohl personell als auch inhaltlich kapital Schiffbruch erlitten hatte. Frontfrau Wagenknecht hatte anschließend von einem „Affront gegen einen relevanten Teil der Partei“ gesprochen, „dem man auf diesem Parteitag signalisiert hat, dass er nicht mehr erwünscht ist“.

Während Dağdelen, Gehrcke und Dehm ihren Abschied von der Linkspartei bislang nur innerlich vollzogen haben, ist einer bereits ganz offiziell gegangen: Unmittelbar nach dem Erfurter Parteitag hatte Harri Grünberg seinen Austritt erklärt. Bei der Veranstaltung am Sonntagnachmittag trat der 71-Jährige, der 2021 seinen langjährigen Platz im Linksparteivorstand verloren hatte, als Bundesvorstandsmitglied von „Aufstehen“ auf, dem Rest von Wagenknechts gescheiterter „Sammlungsbewegung“.

Den Vorstoß von Dehm für eine Konkurrenzkandidatur würde er „sehr unterstützen“, sagte Grünberg. „Wir brauchen für die Europawahl eine neue linke Initiative.“ Dabei würde „Aufstehen“ gerne als „Geburtshelfer“ fungieren.

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91 Kommentare

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  • @Rohm Dietmar /Dienstag 30.8. /16:07 Uhr

    Ja da haben Sie recht. 530 Jahre Ausgründungen Europas rund um die Welt beanspruchten "Freiheit und Zukunft" Weshalb sie zunächst die ortsansässigen Bevölkerungen abschlachteten, versklavten oder einen lukrativen Menschenhandel mit dem afrikanischen Kontinent installierten.



    Das wiederum führte auch mal dazu, das NACH den verschleppten Sklaven in die USA einwandernde Iren, Progrome gegen schwarze Bevölkerung anzettelten. Denn es könne ja nicht sein, das Schwarze im gesellschaftlichen Gefüge gleichauf, oder gar über ihnen stehen.

    Das ab dem 20.Jahrhundert folgende (US)"Amerikanische Jahrhundert" beanspruchte dann zwischen Kanonenbootpolitik, Vietnam, Pinochet usw. den Export von "Freiheit und Zukunft" und Deutschland hatte Glück, weil irgendeine Militärdiktatur weltpolitisch nicht Interesse der US-Politik zu Hitlers Zeiten in Deutschland war. Während in den US-Südstaaten das lynchen von Afroamerikanern noch Volkssport mit Postkarte war.

    Analyse hat zunächst nichts mit "Antiamerikanismus" zu tun. Aber Analyse mit dem Vorwurf des völkischen Antiamerikanismus zu erledigen hat Tradition. Was selbstverständlich leicht fällt, weil national-völkischer Antiamerikanismus im europäischen reaktionären und chauvinistischen Bürgertum einen festen Platz hat.

    Die Untauglichkeit der DIE LINKE in der derzeitigen weltinnenpolitischen Lage ist fraglos offensichtlich.



    Das entlässt aber niemanden aus redlicher historisch-kritischer Analyse der vorliegenden geopolitischen und geostrategischen Lage und ihren Hauptakteuren.



    Man muss feststellen, weder DIE LINKE, noch ihre Kritiker befinden sich auf der Höhe der Zeit, noch verfügen sie über Begriff und Analyse für "Freiheit und Zukunft"

    Man kann offenbar nur "für oder gegen"



    und nur wahlweise: USA, China, Russland sein.

    Was man als Sieg derjenigen konstatieren muss, die auf solcher Wahlunfreiheit ihre Macht gründen.

    • @Thomas Tirt:

      ?"Man kann offenbar nur `für oder gegen´und nur wahlweise: USA, China, Russland sein."



      Nö- man kann auch - und gerade als rundherum natürlicher Linker - seine ganz persönlich gebildete Meinung aussprechen. Diese wird dann eben natürlicherweise Links sein. So trennt sich dann die Spreu vom Weizen s.h.: Modernisierte Lifestyle-Linke von Natürlichen Linken.

    • @Thomas Tirt:

      Ein guter Kommentar! Danke.

  • Meine Kritik an dieser Darstellung, Herr Beucker:



    Konkurrenzkandidaturen im Jahr 2024 sind heute völlig egal. Wichtig ist jetzt welche Denkmuster die allen imponierende Wagenknecht in den Köpfen querbeet einpflanzt.



    Auf dem Fest konnte die Parteinahme der DKP für den Massenmord im Donbass erlebt werden - siehe Veranstaltungsplan. Die von Russland annektierten Gebiete „Volksrepublik Donezk, Luhansk“ und die Krim, werden als „abtrünnig “ dargestellt und zu ihrer Solidarität wird seit 2014 nicht nur von der DKP aufgerufen.



    In Wahrheit war es eine Annektion, eine Besetzung durch Russland.



    Das Annektionskommando führte Igor Girkin vom GRU, der auch mitverantwortlich ist für den Abschuss des Passagierflugzeugs MH17. Er wird mit Haftbefehl gesucht und ist laut bellingcat 2022-07-18 zurzeit unterwegs mit dem Namen „Sergey Runov“.



    Das Parteiorgan "UZ" und die „junge Welt“ verbreiten nur Putins Propaganda von der Nazi-Ukraine. Die DKP-Leute haben sich seit ihrer Gründung in Fortsetzung der KPD



    mit dem Russischsein identifiziert. Dadurch gelingt ihnen der Übergang vom Verteidigen des Gulag zum Propagieren des Putinschen Regimes.



    Ihre Darstellung ist allein zentriert auf das Wählen von Kandidaten und Parteien. Sie wundern sich, warum Gehrcke, Dagdelen, Dehm bei der DKP zum Kampf gegen die Linkspartei aufrufen. Neu ist daran nur, dass sie dieses Jahr aus NRW nach Berlin gekommen sind.



    Seit 2014 steht die DKP auf der Seite des russischen Massenmords an den Ukrainern. Es hat sich längst eine organisatorische Querfront gebildet, gegen die es zu kämpfen gilt.



    "DKP" hat nichts mit "kommunistisch" zu tun.

    • @nzuli sana:

      '"DKP" hat nichts mit "kommunistisch" zu tun'

      Richtig! .. und Evangelikale sind keine Christen 🤫

    • @nzuli sana:

      Doch. DKP hat was mit Kommunisten zu tun. Wo haben Kommunisten je was anderes gemacht (nach dem sie die Macht hatten ) als unterdrückt, gemordet und die Menschen ins Elend gestürzt ? Sie bringen sich sogar selber um. Siehe Stalin.

  • Yo...ist sicher besser, wenn sich dieser Ideologisch erstarrte Block aus der Linken abspaltet..

    Danach gibt es dann auch wieder die Hoffnung, dass die Linke zu der Partei für Fragen der Gerechtigkeit und des sozialen Zusammenhalts wird, die dieses Land verdient.

    Die Wagenknechts und Co. können ihre dann folgende politische Bedeutungslosigkeit meinetwegen in Büchern nieder schreiben..oder auch die Selbstgerechtigkeit der Welt bejammern...mir egal...

  • "Daher seien nicht von ihm beschlossene Sanktionen völkerrechtswidrig."

    Alle Sanktionen gegen den Apartheidstaat Südafrika wären demnach "völkerrechtswidrig" - sie basierten auf einer nicht-bindenden Resolution der UN-Generalversammlung. Der Sicherheitsrat konnte sich damals gerade mal mit Müh und Not zur "Empfehlung" eines Waffenembargos durchringen.

    Die Sanktionen gegen Irak, die zum Zusammenbruch der dortigen Gesundheitsversorgung führten, welche besonders die ärmsten und unschuldigsten Menschen des Landes traf, waren hingegen nach Ansicht Dağdelens OK.

    Na dann.

    • @Ajuga:

      wann hat Dağdelen sich positiv gegenüber den Irak-Sanktionen geäußert?

      • @Arthur Helwich:

        Mit ihrer undifferenzierten Einteilung in "Sicherheitsratssanktionen gut, andere böse" hat sie exakt das getan.

  • Jo, bitte. Geht und zwar ganz schnell.

    Allein für die Idee, es könnte in Deutschland eine relevant große Menge Menschen geben, die in einer kruden Mischung aus Betonkommunismus, Rußland Hörigkeit und linkem Nationalpopulismus eine glaubwürdig vermittelbare Zukunft sehen, muss man schon dermaßen tief in den eigenen Tunnel schauen, dass es längst überfällig ist, diesen Klotz abzuschütteln.

    Für eine zeitgemäße, progressive und vor allem konsonante Neuaufstellung der Linkspartei wäre das mittelfristig die beste Lösung. Und genau das fehlt momentan als ernstzunehmendes soziales Korrektiv in der Parteienlandschaft.

    • @Deep South:

      Generell stimme ich Ihnen ja zu. Diese Leute können die Partei gar nicht schnell genug verlassen. Aber das ist auch das Problem, selbst wenn die jetzt endlich gehen ist es aus meiner Sicht längst zu spät. Ich sehe in der Linkspartei im Moment keine großen Chancen für einen Neu-Aufbruch und neue Einigkeit.



      Ich glaube es wäre besser die Partei geht unter und eine komplett neue progressive Partei tritt an deren Stelle. Es gibt einfach zu viele Altlasten, die die eigentlich gar nicht so kleine Menge an progressiven Wählern in Deutschland vor der Linkspartei zurückschrecken lässt.

      • @Rahl:

        Das sehe ich im Prinzip auch so. Ich kenne ne Menge Leute, die sich -im Gegensatz zu mir- dezidiert als links bezeichnen.

        Die Meisten von Denen haben sich längst von der Linkspartei verabschieded, wählen entweder gar nicht, nur noch strategisch oder Sonneborns Partei.

        Ohne eine neuausgerichtete, klare Vision und wird auch eine Linke ohne die Wagenknechtfraktion wenig Chancen haben wieder ein ernstzunehmendes politisches Gewicht zu werden. Die haben schlicht verpasst, sich rechtzeitig und glaubwürdig zu reformieren.

        Aber ein Anfang wärs schon mal, sich von den Faktoren zu lösen, die für die meisten jungen Menschen diese Partei unwählbar macht. Ob der Name verbrannt ist, wird man sehen.

    • @Deep South:

      Treffend formuliert!

  • Investigative Journalisten sollten mal recherchieren, welche Geldzahlungen aus Russland und China an diese Personen fließen. Anders ist es nicht zu erklären, wie man entgegen der Faktenlage immer und immer wieder so einen wahrheitswidrigen Unsinn verbreiten kann.

    Man muss die gesellschaftlich-wirtschaftliche Verfasstheit der USA und das internationale Wirken der USA in mehreren unrühmlichen Kriegen nicht mögen, aber so ignorant das imperialistische Expanisionsstreben Russlands und Chinas gegen seine kleinen Nachbarn permanent zu verteidigen und immer nur gegen die USA zu geifern, ist einfach bizarr und erstaunlich unterkomplex.

    Diese Leute diskreditieren damit letztlich auch die Idee, für die Kommunisten und Sozialisten eintreten. Hinter diesen Spinnern wird sich im Herbst wohl kaum ein größerer Teil der Bevölkerung gegen die sozialen Missstände in diesem Land und in der Welt einreihen, weil ein Großteil der Menschen eben noch klar denken kann und nicht mantra-artig "die USA sind schuld, die NATO ist schuld,..." skandieren muss und will.

    • @Bussard:

      Das Problem fängt damit an ,das Sie GLAUBEN,das Ihre Sicht die einzig richtige Wahrheit darstellt und deswegen gar nicht verstehen können ,warum jemand diese doch für so offensichtlichen Fakten nicht anerkennt.Sie würden die Frage wer SIE eigentlich bezahlt ,doch völlig empört zurück weisen! Dabei könnte man die Frage mit der gleichen Berechtigung auch an Sie stellen.



      Menschen haben die bizarrsten Überzeugungen, an die Sie ganz ehrlich glauben und vertreten ,ohne dafür von irgendeiner dritten Seite bezahlt zu werden.



      Sicher gibt es auch bezahlte Meinungsmacher - der Großteil davon arbeitet mehr oder weniger offen in der Nachrichtenbranche - doch ansonsten werden die allerwenigsten Menschen für ihre persönlichen ,ganz ehrlich geglaubten Ansichten von irgendwelchen dritten oder vierten Seiten bezahlt. Egal worum es sich dabei handelt.



      Es ist natürlich einfacher die fremde Weltsicht als "Auftragsmeinung" zu diskriminieren. Damit erspart sich den intellektuellen Aufwand sich weiter damit auseinander setzen zu müssen und in der Folge eventuell sogar seine eigenen Ansichten revidieren zu müssen.



      Diese Abwehrreaktion ist oft ,wahrscheinlich sogar meistens(>90%), gar keine bewußte Überlegung sondern gehört zu den unterbewußt ablaufenden



      "Überlebensmechanismen" , die entweder eingebaut(angeboren) oder /und erworben sind.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Bussard:

      "Man muss die gesellschaftlich-wirtschaftliche Verfasstheit der USA und das internationale Wirken der USA in mehreren unrühmlichen Kriegen nicht mögen, aber so ignorant das imperialistische Expanisionsstreben Russlands und Chinas gegen seine kleinen Nachbarn permanent zu verteidigen und immer nur gegen die USA zu geifern, ist einfach bizarr und erstaunlich unterkomplex."



      Erstaunlich find ich vor allem, dass die bürgerliche Mitte plötzlich Lenins Wort im Munde führt, aber natürlich aber nur, wenn es um Russland oder China geht, denn mit Imperialismus haben die Kriege der NATO-Staaten schließlich gar nichts zu tun.

    • @Bussard:

      Oder auch die Verbindungen zwischen Wagenknecht und den AfD-Strategieberatern um Roger Köppel.

  • "relevanter Teil der Partei, 'dem man auf diesem Parteitag signalisiert hat, dass er nicht mehr erwünscht ist'"



    - was so viel heißt wie 'Wenn ich die große Linie nicht bestimmen darf, fühle ich mich unerwünscht'.



    Merkwürdiges Demokratie- und Politikverständnis.

  • Links ist, im politischen Kontext, synonym zu progressiv, rechts zu konservativ.



    Das ist zumindest die am längsten gebräuchliche und einzig stichhaltige Definition.



    Ansonsten ist “links“ bzw “rechts“ schwammig bis bedeutungsleer und einer präzisen Kommunikation nicht zuträglich.

    • @KnorkeM:

      "Links ist, im politischen Kontext, synonym zu progressiv, rechts zu konservativ."

      Das ist halt zu platt. "Progressiv" heißt eben NICHT, Bestehendes zu erhalten, egal was das ist. Linke gefallen sich in dem Selbstbild, immer die Veränderung zu wollen, aber das stimmt eben faktisch nur für einen Teil ihrer Forderungen. Vielfach GEHT es ihnen um Erhaltung (="Konservierung") von bereits Erreichtem - oder eben auch Regression auf frühere Gedanken und Vorhaben. Soweit das tatsächlich nicht "fortschrittlich" (was nunmal der Wortsinn von "progressiv" ist) wirkt und das angeprangert wird, kann man den Vorwurf nicht durch hergebrachte Wortwahlakrobatik wegwischen.

    • @KnorkeM:

      Wenn diese Gleichsetzung stimmen würde, wäre es zB rechts Maßnahmen zum Sozialabbau zu verhindern.

      • @Ingo Bernable:

        Eben nicht. Sozialabbau ist nicht progressiv und konservativ heißt nicht alles mögliche "Konservieren" zu wollen, egal was es ist.

  • Jo sollen die autoritätshörigen Stalinisten sich doch endlich verpissen und zur DKP wechseln. Da gehören die auch schon lange hin, die waren niemals irgendwie links. Und so werden viele Parteiausschlussverfahren erspart. Dann weiß jeder, dass sie für mordende und folternde Diktaturen und gegen jede Form von Demokratie sind. Und dann wird die Linkspartei vielleicht wieder wählbarer, ohne die ganzen ranzigen Fans von Diktatoren.

  • „Unter Zustimmung des Publikums machte er für den Überfall Russlands auf die Ukraine die USA und die Nato verantwortlich. Der Krieg sei „vom Zaune gebrochen worden“, weil diese die Sicherheitsinteressen von Russland und China nicht hätten anerkennen wollen.“



    Diese Feststellung Gehrkes mag vielleicht ideologisch korrekt sein - ich weiß es nicht – aber logisch ist sie jedenfalls nicht. Mal der Reihe nach:



    Welche Sicherheitsinteressen von China sind eigentlich betroffen? Zumindest Xi Jinping müsste es doch wissen! Aber der betonte von Anfang an, dass er sich da nicht einmischen will. Wohl doch kein (Sicherheits-)Interesse.



    Wenn USA und NATO schuld sein sollen, wieso wird dann Nicht-Mitglied Ukraine mit Krieg bestraft? An die baltischen NATO-Staaten traute sich Putin wohl nicht heran?



    Aber Putin hatte noch weitere Kriegsgründe, beispielsweise:



    Die Ukrainer sollten von den „Nazis“ befreit werden. Aber: Lediglich im Donbass, in dem die Separatisten das Sagen haben, wurden die russischen Truppen mit Freudenfeiern empfangen. Ansonsten fühlen sich die Ukrainer keineswegs „befreit“, sondern flohen und fliehen zu Hunderttausenden. Was bleibt ihnen auch übrig, wenn ihre Wohnstätten von russischen Bomben und Raketen zerstört werden?



    Der bekanntlich international anerkannte Staat Ukraine sei doch gar kein Staat. Seine Staatlichkeit sei ein Irrtum. Hat Putin das zu bestimmen?



    Was sagen eigentlich Gehrke, Dağdelen und Genossen zu alledem?

    • @Pfanni:

      1. "Welche Sicherheitsinteressen von China sind eigentlich betroffen?"

      Das war ein kleines Gastgeschenk an Peking und seine Fangemeinde in der DKP. NATÜRLICH berücksichtigt der Westen auch Chinas Sicherheitsinteressen nur unzureichend, indem er z. B. die internationalen Gewässer vor Chinas Küste oder Taiwan nicht zur verdienten, freien Verfügung der armen Volksrepublik stellt. Die hat nur - noch - nicht angefangen, sich zu "wehren", aber läuft sich ja bekanntlich schon ostentativ warm dafür...

      2. "Was sagen eigentlich Gehrke, Dağdelen und Genossen zu alledem?"

      Dass das bedauerlich aber letztlich egal ist, weil (Achtung! Schlagendes Argument:) die USA schuld sind. Alles andere ist maximal Whatabouttism und gehört nicht mal ignoriert.

      Dieses Argument mag für SIE vielleicht nicht SO selbsterklärend - oder wenigstens final überzeugend - klingen, aber genau das ist der fundamentale Unterschied, der uns "Westler" so verständnislos vor dieser Einstellung stehen lässt: Wer zu diesem hehren Maß an monokausaler Denke nicht in der Lage ist, der rafft es einfach nicht. Shame on us.

  • Möchten die erwähnten Damen und Herren eine nationalbolschewistische Partei gründen? Sie häuten sich immer mehr....

  • "Unter Zustimmung des Publikums machte er für den Überfall Russlands auf die Ukraine die USA und die Nato verantwortlich. "



    Gehrcke leidet wohl an völligem Realitätsverlust. Gut, dass seine Partei nichts zu melden hat und vom Volke gemieden wird.

  • Herr Gehrke widerspricht seiner eigenen Position:

    1. Hat ihm eigentlich niemand in Moskau mitgeteilt, das niemand in der Ukraine einen Krieg führt?



    2. Die BRD liefert nur ein paar Waffen und auch nicht besonders hochwertige, eher gute Partisanenausstattung. Was kann ein Kommunist dagegen haben und welcher Krieg bitte?

    • @Sonntagssegler:

      "Die BRD liefert nur ein paar Waffen und auch nicht besonders hochwertige, eher gute Partisanenausstattung."

      und genau deshalb ist das eigentliche Problem auch nicht eine irrlichternde aber bedeutungslose Linkspartei – sondern die SPD u ein führungsschwacher Olaf Scholz. lauwarme Unterstützung wird die Ukraine nicht zum Sieg sondern in einen jahrelangen Abnutzungskrieg u Europa in Rezession, unbezahlbare Energie- u Heizkosten führen.

  • Na, das wäre doch mal was.

    Verpeilte aller Länder, vereinigt euch.

    • @Jim Hawkins:

      Ich würde ja Linksfront der Bedeutungslosigkeit als Namensvorschlag in den Ring werfen.

      • @Sven Günther:

        Nicht schlecht.

        Auch gehen würde: The Walking Dead.

  • Die Linke bzw. die 'Wagenknechte' agieren und argumentieren nach dem Motto: "seit 24.Februar wird zurückgeschossen".

    • @Klaus Waldhans:

      Als die Linke sich gründete war sie eine Partei mit höchst unterschiedlichen Teilen: alte SPDler außem Westen, alte Stasi-Spitzel außem Osten, alte DKPler außem Westen, in Berlin fast die gesamte SEW (Die SED Westberlins), dazu Globalisierungskritiker und bald auch der ein oder andere Klimaaktivist. Von Anfang an war klar, dass die brüchigen Kompromisse, die geschlossen wurden, um diesen Haufen zusammenzuhalten, nicht ewig halten könnten. Vielleicht ist jetzt endlich einfach mal Schluss.

  • Es braucht dringend eine linke Partei, die dem Namen gerecht wird (Die Annexion des Begriffs, bzw. der Idee „Die Linke“ durch eine von Beginn an rückständig-spießige Partei, war eine dreiste Anmaßung), da dürften aber weder Wagenknechte noch Ramelows was zu melden haben.

    • @guzman:

      Alle wollen ganz dringend eine echte linke Partei, aber keiner weiß wie die aussehen soll. Sehen sie aus wie die SPD, die Grünen, will sie keiner haben. Sieht sie aus wie die Wagenknecht-Linke ist's auch blöd und vom Rest der Linken nimmt gleich gar keiner mehr Notiz. Woran das wohl liegt?

    • @guzman:

      Ja, so lautet das Exkulpationsmuster immer:



      Sozialismus - hat nicht funktioniert - dann wars auch kein richtiger Sozialismus...

      • @Emmo:

        "Sozialismus - hat nicht funktioniert - dann wars auch kein richtiger Sozialismus..."



        Starker Spruch, Kompliment!

  • Bitte Aufspaltung in "Russland Hurra!", Links und Grünsoziale.



    Mit dem RestLinks ist dann vielleicht mal ein Gegenpol zur Ampel möglich.

  • Die Linkspartei ist am Ende, es tut not eine starke kommunistische Partei aufzubauen, die sich nicht darauf ausrichtet Wahlen zu gewinnen, sondern auf die Organisation von gesellschaftlichen Widerstand vs. das bestehende, das Leben verachtende bürgerliche Herrschaftssystem.

    • @Colonel Ernesto Bella:

      Organisation. NICHT "Partei".

      Eine solche Organisation würde ich absolut willkommen heißen, aber im Rahmen des BRD-Parteienrechts ist da einfach nichts zu machen, und damit muss man leben. Denn antikapitalistische Parteien im Sinne des Demokratischen Zentralismus o.ä. (und darum geht es dir, Genosse, ja letztlich) sind ein Konzept aus der Zeit, bevor Kapital und Bourgeoisie die revolutionären Bestrebungen des Proletariats durch Inkrementalismus, "Tarifpartnerschaft" und Sozialdemokratisierung kaltgestellt, und den Begriff "Partei" formaljuristisch auf "bourgeois-liberale Partei" reduziert haben.

    • @Colonel Ernesto Bella:

      Wie währe es denn mal ganz ohne Ideologie? Eine emanzipatorische, gemeinwohlorientierte Bewegung ohne diesem alten Klassenkampfgerede? Gerechtigkeit pragmatisch und ohne Label? Der Begriff Kommunismus ist verbrannt und aktiviert die immer die gleichen Gegner mit den immer gleichen Argumenten und nichts ändert sich. Bei aller Sympathie, aber Kommunisten nerven und vertreiben mit ihrem theoretischen Gerede Menschen die einfach nur wollen das sich was ändert ohne Bände von Literatur zu lesen, um überhaupt zu verstehen was geredet wird. Sie werden nicht mitgenommen sondern oft belehrt. Das ist manchmal auch ganz schön elitär. Habe mal SoWi studiert und war extrem genervt. Die haben jeden in Grund und Boden gelabert. Erreicht haben sie nix, weil kaum einer wiedergekommen ist. So erreicht man keine Massen.

    • @Colonel Ernesto Bella:

      Nennen Sie mir bitte ein kommunistisches Land, in dem das Leben bzw. ide Freihait Einzelner nicht missachtet wird und Leute wie Sie schon inhaftiert wären - wenn Sie die Klappe aufreißen.

      Also folgende führende Nationen fallen da meines Wissens schon mal raus:



      Russland, China, Cuba, Nordkorea.



      Das sind mal salopp 1/4 der Menschheit, die unter kommunistischen Diktaturen leiden.

      Merke: nur weil Kapitalismus Scheiße ist, lautet die Lösung nicht automatisch Kommunismus.

    • @Colonel Ernesto Bella:

      Ich lach mich kaputt. Eine starke kommunistische Partei gibt es inNordkorea und in China. Schlimme Diktaturen. Wer will sowas ?

    • @Colonel Ernesto Bella:

      Eine "starke kommunistische Partei" ist ein sehr schönes Beispiel für eine Contradictio in Adiecto. Zumindest in einer Demokratie

      • @Kaboom:

        Ist das so? Beim Kommunismus geht es zunächst ja mal um ein Wirtschaftssystem und auch der Kapitalismus lässt sich erfährungsgemäß ja gleichermaßen genauso mit einem diktatorischen wie einem demokratischen politischen System verbinden. Was also spricht für die Annahme, dass Kommunismus zwangsläufig auch Ein-Parteien-Diktatur bedeuten muss und nicht auch mit den diversen Spielarten von Demokratie funktionieren könnte?

        • @Ingo Bernable:

          Beim Kommunismus ging es immer auch um das i.d.R. totalitäre politische System. Es war Vorraussetzung dafür das wirtschaftliche System durchzudrücken. Ggfs. auch mit brutaler Gewalt.

          Es ist eher der Kapitalismus, der unabhängig vom politischen System funktioniert. Der Kommunismus geschichtlich gesehen nicht.

          • @Rudolf Fissner:

            Ist da nicht auch eine ganze Menge survivor bias mit drin? Jeder kommunistische Ansatz, der *nicht* mit Gewalt einherging, wurde bisher immer sofort plattgemacht.

        • @Ingo Bernable:

          Kollektivistische Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle weisen einen fundamentalen Unterschied zum Kapitalismus auf: Sie sind strukturell antipluralistisch. Sie funktionieren nicht, wenn ein erheblicher Teil der Bevölkerung den kollektivistischen Ansatz nicht mitträgt und entsprechend eigennutzoptimiert agiert (Motto: "Ich nur das Nötigste, Mir das Meiste") - vor allem wenn das erwartbar die sind, die, wenn sie WOLLEN, mehr Wertschöpfung schaffen als der Durchschnitt. Eine umgekehrte Obstruktionswirkung haben "Systemverweigerer" im Kapitalismus nicht.

          Dieser Bedarf an Einigkeit in der Bevölkerung hinsichtlich der kollektiven Ziele macht eine wirklich demokratische Grundordnung extrem schwierig. Jede Gegenbewegung gegen diese Gleichschaltung erzeugt bereits strukturelle Probleme. Die Eigennutzoptimierer wirken wie Krebszellen, denn ihnen wird es in der Tat real besser gehen als den Systemkonformen, wenn man sie nicht obrigkeitlich "auf Linie" hält. Und das heißt eben letztlich, sie zu überwachen, mundtot zu machen, ihre Parteien zu verbieten etc..

          Mal davon abgesehen hat noch keiner ein wirklich gangbares Konzept vorgelegt, wie man ein moderne, hochintegrierte Wirtschaft kollektivistisch (also NICHT im harten Verdrängungswettbewerb) aber OHNE Planwirtschaft am laufen halten kann. Und spätestens da hören Gestaltungspotenziale für eine pluralistische - also potenziell auch mal kurswechselnde - Volksherrrschaft auf.

          • @Normalo:

            Im Grunde beschreiben sie das uralte Dilmma zwischen Liberalismus und Republikanismus und da braucht es in jedem Wirtschaftssystem eine Balance. Und natürlich ist da ein extrem auf die Spitze getriebener Kollektivismus in dem selbst die Unterhosen verstaatlicht sind, genaus dysfunktional wie ein extremer Individualismus der die Luft zum Atmen privatisiert. Aber sich an Zerrbildern und Karrikaturen abzuarbeiten ist eben auch selten zielführend. Streng genommen ist eine Vergesellschaftung der Produktionsmittel nicht einmal zwingend konfliktär zu einer marktwirtschaftlichen Güterallokation. Grundsätzlich sind also jede Menge Modelle und Konzepte denk- und machbar, vorausgestzt man ist auch bereit die viel zu tief eingetretenen Pfade im Denken zwischen real-sozialistischer Planwirtschaft und marktkonformer Demokratie einmal zu verlassen.

            • @Ingo Bernable:

              Die Unterhosen MÜSSTEN in einem kollektivistischen System in irgendeiner Form mindestens solange vergemeinschaftet sein, wie sie noch eine Ware und nicht ein privater Gebrauchsgegenstand sind. Sonst entgleitet die Wertschöpfung der Gesamthand. Denn die hört eben wirklich erst auf, wenn das Endprodukt beim Verbraucher angelangt ist. Insofern betreite ich, dass die reine Vergesellschaftung der Produktionsmittel reicht, bzw. ihr Effekt eine marktwirtschaftliche Güterallokation überstehen würde. Am Ende hätte dann doch wieder der am allermeisten, der den Ehrgeiz aufbringt und das System am effektivsten bearbeitet.

          • @Normalo:

            Kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle sind genauso antipluralistisch; sie lügen nur besser.

            Pluralismus und Kapitalismus passen nicht zusammen. Das Kapital strebt zur Oligarchie, zu Kartellen, ganz einfach weil in dieser Situation der Nettogewinn der Kapitalisten am höchsten ist:



            Jede Innovation, jede Diversifizierung, jede Änderung des status quo erfordert Ausgaben, deren Amortisierung nicht sicher vorhersehbar ist. Wer also zB einen neuen Dieselmotor erfinden, konstruieren und produzieren lässt, muss erst einmal Millionen oder Milliarden investieren. Wer stattdessen Dieseltechnologie aus den 1970ern kosmetisch aufhübscht und als "neu und verbessert" verkauft, hat marginale Investitionen - und damit einen garantierten Profit -, und wird die Innovativen verdrängen und ruinieren. Nur in gravierenden Wirtschaftskrisen kann das kurzzeitig anders sein.

            Daher streben auch alle "realsozialistischen" Systeme zu einem staatsmonopolistischen Kapitalismus.

            • @Ajuga:

              In jeder kommunistischen Gesellschaft wird alles Kapital vom "Staat" geleitet. Deshalb hört in jedem Kommunismus der Pluralismus völlig auf.

              Es sei denn, dieser Staat schmückt sich dann doch wieder mit wirtschaftlichen Freiheiten und läßt marktwirtschafte ("kosmetisch aufhübscht und als "neu und verbessert") Prozesse zu.

              Pluralismus wird man am ehesten in demokratisch kapitalistischen Systemen finden, die die Bildung von Oligarchien verhindern.



              In Russland also nicht.

            • @Ajuga:

              ...und dann kommt so ein Musk daher, baut Elektroautos und wird damit zum reichsten Mann der Welt. Wie kan das sein?

              Der Markt agiert zuweilen träge - nicht ganz so träge wie ein demokratisches Staatswesen, aber mit auf ähnlichen Prinzipien basierenden Verzögerungen. Es gibt Konzentrationstendenzen etc. aber all das ist aufbrechbar, wenn jemand ein attraktives Alternativangebot macht, das bei den Nachfragern ankommt. Diese Flexibilität hat ein kollektivistisches Gemeinwesen nicht - und es muss nach wie vor den Beweis erbringen, dass es NICHT zwangsläufig aufgrund der beschriebenen Erosion durch Eigennutzoptimierer im totalitären, polizeistaatlichen Staatskapitlismus endet.

        • @Ingo Bernable:

          Ganz einfach: Menschen haben etwas dagegen, wenn ihre individuellen Leistungen nicht gewürdigt werden. Das ist der Grund, warum in kommunistischen Wirtschaftssystemen die Menschen hungern müssen.

          • @Emmo:

            Die Würdigung persönlicher Leistung kann ja auf vielerlei Weise erfolgen und wie gut das im Kapitismus funktioniert, etwa wenn man mal die persönliche Leisung von sagen wir einem Vorstandsvorsitzenden und einer Pflegerin die Doppelschichten schiebt, vergleicht sei mal dahingestellt.

            • @Ingo Bernable:

              Die Würdigung persönlicher Leistung sollte so erfolgen, dass der Leistungserbringer es als einen fairen Tausch empfindet. Luft, Liebe oder hübsche Medaillen (oder was auch immer sonst) sind sicher tolle Ressourcen, aber wenn ich nur Leute finde, die sich wenn überhaupt für einen ordentlich Batzen Kaufkraft den Buckel krummschuften, dann ist das eben ein Rohrkrepierer. Vergessen Sie bitte nicht, dass Sozialismus und Kommunismus letztlich als Systeme auf durch und durch materialistischen Prämissen (Kapital, Produktionsmittel, Produktivität, Produktionsverhältnisse etc.) aufsetzen. Es ist inkonsequent, Materialismus zu leben, aber von denen, die ihn ermöglichen sollen, eine antimaterialistische Einstellung hinsichtlich ihrer Entlohnung zu erwarten.

              Zu Ihrem "obiter dictum": In aller Regel wird in der Marktwirtschaft am besten bezahlt, wer mit seiner Leistung am gefragtesten ist und/oder damit am meisten ökonomische Hebelwirkung erzielt.

              Wenn ein Vorstandsvorsitzender z. B. als einer von Wenigen in der Lage ist, bei einer Partie Golf ein Geschäft auszuhandeln, das 2000 Mitarbeitern den Job sichert und einen hübschen achtstelligen Gewinn für das Unternehmen abwirft, dann ist er es auch rein ökonomisch wert, "für's Golfspielen" bezahlt zu werden (mal davon abgesehen, dass dieses Klischee ein wenig überholt ist). Wenn umgekehrt die Krankenschwester einen Job macht, an dem das Krankenhaus wenig zusätzlich zu verdienen hat, der nur "gemacht" werden muss, und es dafür am Markt genug Alternativen gibt, dann ist der Leidensdruck halt nicht so groß.

              Wichtig aber: In der Praxis, lag auch das Gehalt einer kapitalistischen Krankenschwester immer über dem der sozialistischen und beim Vorstandsvorsitzenden dürfte es von seiner "politischen Zuverlässigkeit" abgehangen haben, ob er mehr als einen winzigen Bruchteil seines kapitalistischen Pendants verdiente.

              • @Normalo:

                Die Erkenntnisse über die Psychologie des Menschen stützt Ihre Vermutung das man zwingend auf materialistische Entlohnung für Arbeit setzen muss tatsächlich nicht. Das es Ihnen so erscheint liegt hauptsächlich daran in welcher Welt wir leben und welche fehlerhaften Systeme wir miteinander vergleichen, anstatt das ganze wissenschaftlich basiert auf Grunderkenntnissen über das menschliche Handeln zu beziehen.



                Wie man ein System aufbaut das Menschen anders motiviert ist natürlich nicht so klar und alte Ideologien beantworten diese Frage definitiv auch nicht. Dennoch liegt ein gesellschaftliches System, das nicht nur über Geld motiviert eindeutig im Rahmen des menschlich möglichen und widerspricht unserer Natur in keinster Weise.

                • @Rahl:

                  Das Problem liegt aus meiner Sicht in der Parallelität der Zielrichtungen. Ein Wirtschaftssystem das primär an dem Ziel ausgerichtet ist, eine "gerechte" Verteilung materieller Werte zu gewährleisten, bleibt letztlich materialistisch, legt also nicht weniger Wert auf materielles Haben und Nicht-Haben als sozialen Gradmesser, als das im marktwirtschaftltichen Kapitalismus der Fall ist. Speziell vor DIESEM Hintergrund ist es schwer, andere als materialistische Belohnungsmechanismen für erbrachte Leistung zu etablieren.

                  Dass das grundsätzlich ginge, will ich gar nicht in Frage stellen. Aber dann muss sich eben auch der Rest der Gesellschaftsordnung davon trennen, materielles "Mehr" als "besser" zu definieren. Sonst arbeiten die beiden Bestrebungen gegeneinander.

              • @Normalo:

                "ein Geschäft auszuhandeln, das 2000 Mitarbeitern den Job sichert und einen hübschen achtstelligen Gewinn für das Unternehmen abwirft"



                Dieser Trickle-Down-Unsinn ist einfach nicht totzukriegen. Wenn der Unternehmensgewinn noch stärker davon profitiert die selben 2000 Leute vor die Tür zu sezten wird eben genau das passieren. Und wie klug es ist die Leistungen von Krankenhäusern primär an der Gewinnorientierung auszurichten lässt sich hierzulande ja auch regelmäßig beobachten.



                "In der Praxis"



                Es ging mir ja auch gar nicht um eine Verteidigung des Realsozialismus, sondern um die Frage wie ein System aussehen könnte bzw. sollte.

                • @Ingo Bernable:

                  Wir haben in DE die Riesenaufgabe, dass wir wegen des Klimawandels große Teile der Wirtschaft umstellen müssen.



                  Da gibt es Branchen, die eigentlich niemand mehr haben will mit oftmals mehr als 2000 Beschäftigten (z.B. in der "Kohle")

                  Da ist es mit Sicherheit nicht klug, die Stellen am laufen zu halten. Diese Leistungen sind auf Dauer gesellschaftlich aus gutem Grund nicht mehr gefragt.

                  Nicht der Wechsel, die Entlassung ist das Problem, sondern die Art des Umbaus und die Perspektive, die sich danach fr die Arbeitnehmer auftut.

                  Da kommt der Staat ins Spiel, aber auch wieder der obige Vorstandsvorsitzende, der es schafft, tausende von Stellen in einer aufstrebenden Branche zu schaffen. Und das gerne auch beim Golfen 🤓

                • @Ingo Bernable:

                  "Dieser Trickle-Down-Unsinn ist einfach nicht totzukriegen."

                  Dieser "Unsinn" ist genau, wie Wirtschaft funktioniert. Wovon, glauben Sie, werden die Lohntüten all derer, die einen Job haben, gefüllt? Von Geld das einfach da ist, weil ja die Wirtschaft so reich ist?

                  Es mag mal Einsparpotenziale geben, aber kein Unternehmen macht Gewinn dadurch, dass es nichts tut und nur spart. Umsatzzahlen sind keine Axiome. Insofern liegt gerade da ein möglicher Unterschied zwischen einem wertvollen und einem weniger brauchbaren Manager: Der eine findet eine profitable Verwendung für seine betrieblichen Ressourcen, der andere nicht (feiert sich dann aber möglicherweise als großer Restrukturierer, wenn er die mangels Geschäft überflüssigen Arbeitnehmer vor die Tür setzt, aber lieben werden ihn auch seine Kapitalgeber nicht dafür).

                  Und zur Fiktion: Wenn Sie ihr Wunschsystem nur über das Ergebnis definieren, dann kommen Sie fast zwangsläufig in eine schwere Machbarkeitsbredouille. "Gerechtigkeit" ist AUCH kein Begriff mit axiomatisch feststehendem Inhalt. Insofern würde ich erstmal mit dem Maßstab anfangen, den man da anlegt und den Methoden, wie man ihn durchsetzen könnte, OHNE in einer realsozialistischen Planwirtschaft zu landen.

                  • @Normalo:

                    "Dieser "Unsinn" ist genau, wie Wirtschaft funktioniert."



                    Dann wäre aber gemäß der neo-liberalen Doktrin zu erwarten, dass die Zahl der absolut Armen und Abgehängten mit zunehmender Deregulierung abnehmen müsste. Das ist aber nicht der Fall sondern eher die Herausbildung von quasi feudalen Strukturen.

                    • @Ingo Bernable:

                      Ich habe nicht geschrieben, dass "Sozialstaat" so funktioniert, sondern erstmal nur die Wirtschaft und der Lebensunterhalt derer, die an ihrer Wertschöpfung unmittelbar teilhaben. Zur Armutsvermeidung bedarf es etwas mehr als nur des Funktionierens dieser Wertschöpfung. Sie liefert, WENN sie funktioniert, halt Überschüsse über das absolut lebensnotwendige ihrer unmittelbaren Profiteure hinaus, die dann nach sozialen Kriterien zumindest teilweise abgschöpft werden können, wenn der politische Wille dazu da ist..

                      Aber das ist ein anderes Kapitel. Zunächst mal ging es nur darum, wie Unternehmen es schaffen, überhaupt ihre Leute zu bezahlen.

                    • @Ingo Bernable:

                      Eine absolute Deregulierung ist doch keine neoliberale Theorie. Selbst hardcore Anarchokapitalisten fordern so etwas nicht. Das ist ein selbstgebasteltes Sprungbrett von dem Sie da argumentativ abspringen.

                      • @Rudolf Fissner:

                        "absolute Deregulierung" schrieb ich wo? Leute wie etwa Nozick fordern explizit den Minimalstaat, das dürfte mit "zunehmender Deregulierung" doch treffend beschrieben sein?



                        "Das ist ein selbstgebasteltes Sprungbrett von dem Sie da argumentativ abspringen.", Herr Fissner.

                        • @Ingo Bernable:

                          Es ist doch ihre Aussage, dass mit "zunehmender Deregulierung ..."

                          Wenn das nicht auf absolute Deregulierung hinausläuft, dann hätten Sie in ihrer Prozedur den Absprungpunkt hinzufügen müssen.

          • @Emmo:

            Nee, es gibt historisch einige Beispiele für Anarchismus bzw basisdemokratischen Kommunismus.



            Diese Experimente wurden allerdings zwischen den totalitären Kommunisten und den Faschisten aufgerieben.



            Außerdem gibt es auch Beispiele für parlamentarisch-demokratischen Sozialismus, die von kapitalistischen Staaten zerstört worden.

            • @KnorkeM:

              Funktionierender Anarchismus -WHAT?

              In was für Maßstäben?

              Auf welchem technischen Stand?

              Dass die USA das Experiment in Chile brutal zu Fall gebracht haben, BEVOR es den "Systemfunktionsnachweis" antreten konnte (oder dann doch denselben Pfad in den totgeweihten Totalitarismus gewandelt wäre wie alle anderen), sei zugestanden. Aber das ist eben gerade kein Beweis, dass es in Chile geklappt hätte und die Experimente, die tatsächlich versucht wurden, nur durch potenziell abschaltbare Fehlleistungen der Protagonisten so krachend gescheitert sind.

              Wir SIND nunmal keine kolletivistisch evolvierende Spezies - waren es nie und haben auch nicht die Anlagen, es jemals zu werden. Wir Menschen sind "Wettbewerbstiere". Ausnahmen davon mag es geben, aber man wird wahrscheinlich - ohne die völlige materielle Sättigung zu erreichen - nie eine menschliche Gesellschaft aufbauen können, die so durchgehend vom Streben nach Eigennutz und wettbewerblicher Durchsetzung befreit ist, dass Kommunis oder Anarchismus wirklich breit funktionieren.

              • @Normalo:

                "Wir Menschen sind "Wettbewerbstiere""



                Die aktuelle Wirtschaftsordnung ist also eigentlich naturgegeben? So wie man etwa jahrhundertelang im Feudalismus argumentierte, dass die Ständehierarchie natur- bzw. gottgegeben sei? Damit wäre ja jeder Versuch politisch in diesen Wettbewerb einzugreifen eigentlich wider die Natur und müsste zwingend unterlassen werden.



                Und wie passt in dieses Bild, dass eigentlich jegliche zivilisatorische Leistung nur durch Kollaboration und Gemeinschaft möglich wurde?

                • @Ingo Bernable:

                  Na ja, in der Steinzeit haaten da so ein paar Fuzzies die wirtschaftliche Freiheit, sich mit dem Thema Feuer zu beschäftigen und erfanden so den Feuerstein. Sie lebten gut davon und das Wissen darüber verbreitete sich ...

                • @Ingo Bernable:

                  Das Spektrum ist breit. Es gibt keinen einzigen Charakterzug, der bei allen Menschen gleich ausgeprägt ist. Also sind auch Radikallösungeneigentlich nie mehrheitstauglich. Aber grundsätzlich gehe ich davon aus, dass es durchaus Reiz-Reaktions-Schemata gibt, die man dem Individuum nicht einfach wegerziehen kann. Das mussten bislang auch Jene feststellen, die das mit allen Mitteln der mentalen Beeinflussung versucht haben - gerade auch, um den "sozialistischen Menschen" heranzuzüchten. Das ist so gründlich schiefgegangen wie umgekehrt z. B. ein simples "den hat wohl Dein Mann gekauft" in der Jakobs-Werbung verfing. das kommt nicht von ungefähr.

                  "Und wie passt in dieses Bild, dass eigentlich jegliche zivilisatorische Leistung nur durch Kollaboration und Gemeinschaft möglich wurde?"

                  Ich denke, es kommt auf die Anzahl an Zwischenschritten an, die zwischen der individuellen Leistungserbringung und dem zugehörigen Mehrwert für das Individuum liegt. Wenn ich für meine Kollaboration unmittelbar entlohnt werde, weil ich einen Arbeit- oder Auftraggeber habe, der mich bezahlt, dann ist der Zusammenhang zwischen Leistung und und Belohnung ziemlich direkt. Bringe ich mich in eine Unternehmensgründung ein, ist der mögliche Profit schon ein gutes Stück weiter weg und weniger sicher (weshalb sich das vergleichsweise auch nur ein Bruchteil tut). Separiert man das ZU weit, sinkt die Kooperationsbereitschaft massiv - so geschehen an allen Ecken und Enden im "real existierenden Sozialismus", wo sehr viel persönliche Energie in aktive Arbeitsvermeidung aufgewandt wurde.

                  Die Faktoren, die das maximale Trennmaß ausmachen, sind wieder unterschiedlich. Neben der reinen Wertschöpfung dürften auch das Maß an Vertrauen in den Kollabotationspartner und Solidarität mit reinspielen. Die reine intrinsische Solidarität wohl nur für einen eher kleinen Kreis von Menschen wirklich zu Höchstleistungen anstachelt. Auf gesamtgesellschaftlicher Basis sehe ich es nicht funktionieren.

            • @KnorkeM:

              Beispiele? Quellen?



              Im Kibbuz funktionierts, aber nur dann, wenn alle freiwillig mitmachen und ihre Privatsphäre komplett aufgeben.

  • Wenn Rußland einen Angriffskrieg startet, ukrainische Städte bombardiert und Männer, Frauen und Kinder tötet, dann ist das eine verständliche Wahrung seiner Sicherheitsinteressen, aber wenn wir darauf mit Wirtschaftssanktionen reagieren, ist das "völkerrechtswidrig"?

    Kann dieser Unsinn, den Gehrke, Dagdelen & Co von sich geben, wirklich ernst gemeint sein?

    • @yohak yohak:

      Die blenden immer aus, dass in Putins Russland Antifaschisten, LBTQI und Kritikübende im allgemeinen schon seit langem vogelfrei sind. Wenn man so etwas wie Putin gutheißen kann, ist man verachtenswert, aber ganz sicher nicht fortschrittlich. Und Medienkompetenz haben sie auch nicht, also ist Partytime, wenn sie endlich abhauen und in der Versenken verschwinden.

    • @yohak yohak:

      Was soll man von Leuten erwarten, die immer noch nicht mitbekommen haben. dass Russland eine nationalistische und imperialistische Diktatur ist?