AKW Emsland soll am Netz bleiben: Für ein paar Kilowattstunden mehr

Wie lange das AKW in Niedersachsen weiterbetrieben werden kann, hängt kaum an der Entscheidung des Kanzlers. Die Brennelemente verlieren schon an Kraft.

Solarpanele stehen aufrecht auf einer Wiese, darüber fliegt ein Flugzeug

Das AKW Emsland wird bis Februar weniger Strom erzeugen, als deutsche Solaranlagen in einer Woche Foto: Andreas Meinhardt/dpa

Viel Aufregung um wenige Kilowattstunden: Für die Strom­wirtschaft ist das Kanzler-Machtwort kaum relevant. Es gibt zwar nun einen weiteren Reaktor, der theoretisch bis Mitte April weiterlaufen darf. Tatsächlich aber kann er kaum so lange weiterlaufen. Denn seine Brenn­elemente werden schon zum Jahreswechsel ziemlich schwach auf der Brust sein. Und sie verlieren dann täglich weiter an Kraft. Vermutlich schon im Februar wird es dann ganz vorbei sein mit dem Strom aus dem AKW Emsland.

Dann wird – kraft des Kanzlerwortes – etwa so viel Strom zusätzlich erzeugt worden sein wie die deutschen Solaranlagen in einer durchschnittlichen Woche schaffen. War es das wirklich wert, dass die Koalition sich um ein Thema, das energiewirtschaftlich so unbedeutend ist, so sehr streiten musste? Natürlich geht es längst nicht mehr um rationale Fragen. Es geht um die Gründungsgeschichte der Grünen, zu der ihr Atomwiderstand gehört.

Es geht um eine FDP, die händeringend ein Thema zur Profilierung sucht und glaubt, als solches sei ausgerechnet die Atomkraft gut. So kam ein politischer Kompromiss zustande. Einer, der fürs Erste die Ampelkoalition weiter trägt, weil er alle ihr Gesicht wahren lässt – trotz diverser Blessuren. Den Grünen bleiben neue Brennelemente erspart. Etwas anderes hätte die Koalition nicht überlebt. Die FDP kann über eine Laufzeitverlängerung jubeln, auch wenn diese kaum mehr als Symbolik ist.

Und der Kanzler steht nicht mehr ganz so sehr als der große Zauderer da, der er in den letzten Wochen war. Eine Lösung musste auch deswegen her, weil der Koalitionsstreit die Bürger nervte. Ein Kompromiss musste es zudem sein, weil alle Beteiligten wissen, dass ein Bruch der Koalition wegen dieses Themas – einen solchen hatten einige Kommentatoren von der FDP bereits gefordert – alleine der heutigen Opposition nutzen würde.

Doch der Koalitionsfrieden dürfte befristet sein. Die Wiedervorlage des Atomthemas im neuen Jahr ist absehbar – die FDP wird es nicht aufgeben wollen.

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