Studie zur Ökobilanz: E-Autos überholen auf langer Strecke

Ihre Batterien gelten als Klimakiller. Trotzdem sind Elektroautos langfristig besser fürs Klima als Verbrenner, zeigt eine neue Studie.

Ein E-Auto an einer Ladestation.

Ohne Stecker geht nichts Foto: Joaquim Ferreira/imago

Berlin taz | E-Autos und auch Plug-in-Hybride sind im Langzeittest deutlich klimafreundlicher als Verbrenner. Das hat der Verband der Ingenieure (VDI) zusammen mit dem Karlsruhe Institute of Technology (KIT) in einer Studie errechnet. Ab 90.000 gefahrenen Kilometern hat ein Elektroauto der Kompaktklasse demnach eine bessere Ökobilanz als ein Diesel oder Benziner der selben Fahrzeugklasse.

Noch ökologischer sind batteriebetriebene Fahrzeuge laut dem VDI, wenn sie mit Strom aus erneuerbaren Energien beladen werden und wenn schon in die Produktion der Batterie vor allem Ökostrom fließt.

Die For­sche­r:in­nen haben die Treibhausgasemissionen von Kompaktklassefahrzeugen mit verschiedenen Antriebsarten verglichen. Dabei sind die Emissionen, die sowohl bei der Herstellung als auch beim Fahren der Autos entstehen, in die Rechnung des VDI eingeflossen.

„Bekanntlich hängt bei Autos die genaue Ökobilanz von zahlreichen Faktoren ab“, sagte Joachim Damasky, Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik. Die Batterien der E-Autos würden noch fast ausschließlich in Asien produziert, wo wenig erneuerbare Energien in die Herstellungsprozesse fließen. Deshalb schleppten batterieelektrische Fahrzeuge meist schon vor ihrer Zulassung einen „ökologischen Rucksack“ voller Emissionen aus der Produktion mit sich.

VDI befürwortet E-Fuels

Wenn man davon ausgeht, dass die Autos 200.000 Kilometer zurücklegen, schneiden E-Autos laut VDI mit 24,2 Tonnen CO₂ im Gesamtzeitraum aber am besten ab. Mit 24,8 Tonnen folgen Plug-in-Hybride, Diesel kommen auf 33 und Benziner auf 37 Tonnen CO₂. Dass Elek­trofahrzeuge ab 90.000 gefahrenen Kilometern klimafreundlicher sind als fossil betriebene Pkw, ist im Vergleich zu anderen Studien ein recht hoher Wert: So kam der ADAC in einer Studie aus dem vergangenen Jahr auf 45.000 bis 60.000 Kilometer.

Der VDI leitet aus seiner Studie sieben Handlungsempfehlungen für die Politik, die Autoindustrie und Privatpersonen ab: Für eine klimafreundliche E-Mobilität brauche es mehr erneuerbare Energien für die Produktion der Fahrzeuge, der Batterien und die Ladung. Außerdem seien mehr kleine E-Fahrzeuge und eine stärkere Förderung des Batterierecyclings wichtig.

Be­sit­ze­r:in­nen von Plug-in-Hybriden sollten diese vor allem elektrisch laden. Und der VDI spricht sich für eine Förderung der E-Fuels für bereits zugelassene Fahrzeuge aus. Ein E-Fuel-Verbot für Pkw schränke die „Technologieoffenheit“ ein, sagte VDI-Präsident Lutz Eckstein bei der Vorstellung der Studie.

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will Verbrenner, die nur mit E-Fuels betankt werden, auch nach 2035 noch neu zulassen. Vergangene Woche berichtete etwa das Handelsblatt von einer Annäherung an die Europäische Kommission: Demnach muss der CO₂-Ausstoß von E-Fuels über die gesamte Lieferkette 100 Prozent niedriger sein als der Ausstoß fossiler Kraftstoffe.

Jonas Becker, Klima-Allianz Deutschland

„E-Fuels sind teuer und nur in geringen Mengen verfügbar“

„E-Fuels sind sehr teuer und nur in geringen Mengen verfügbar“, sagt dagegen Jonas Becker von der Klima-Allianz Deutschland. „Daher ist es nicht sinnvoll, sie in Pkw einzusetzen.“ Plug-in-Hybride sieht Becker ebenfalls kritischer als der VDI: In der Realität würden sie zu etwa 80 Prozent als Verbrenner genutzt, „deshalb fordern wir eine Abschaffung der Besserstellung von Hybridfahrzeugen in der Dienstwagenbesteuerung.“

Becker vermisst in den Empfehlungen des VDI eine Reform der Dienstwagenbesteuerung. Außerdem dürfe sich die Verkehrswende nicht auf eine reine Antriebswende beschränken – vor allem, wenn sich alle Menschen klimafreundliche Mobilität leisten können sollen.

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