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Vertreibung von PalästinensernAmerikaner in Gaza

Gastkommentar von David Ranan und David Ranan ​ ​

Trumps Plan, die Bevölkerung im Gazastreifen kurzerhand auszutauschen, stößt in Israel auf breite Unterstützung. Eine Lösung sieht anders aus.

Einen unendlichen Strom von Vertriebenen im Gazastreifen zeigt das Luftbild vom 27. Januar nach der Öffnung des Nordkorridors Foto: afp

K aum schweigen die Waffen im Gaza­streifen, schon ziehen israelische Truppen in den unheilvollen Kampf im Westjordanland. Regierungschef Benjamin Netanjahu brüstet sich damit, ganze Straßenzüge zu zerstören. Rund 40.000 Palästinenser wurden dort bereits vertrieben. Eine fast harmlose Zahl angesichts der rund zwei Millionen obdachlosen Menschen im Gazastreifen.

Seit den Anfängen des Zionismus hegten bekannte Namen, wie der Visionär des Judenstaates Theodor Herzl, Israels erster Ministerpräsident David Ben-Gurion oder der legendäre einäugige Verteidigungsminister Mosche Dajan Fantasien und gar Pläne für die Umsiedlung der einheimischen Bevölkerung. Sie gründeten auf Lebensraum- und Sicherheitserwägungen, die durch rassistische und religiöse Argumente untermauert wurden.

Die derzeitige israelische Regierung hat sich besonders lautstark und unverblümt zu ethnischen Säuberungen zu Wort gemeldet. US-Präsident Donald Trump hat diesen Umsiedlungsträumen nun das Siegel der US-amerikanischen Zustimmung verliehen. Es überrascht daher nicht, dass einige Israelis begeistert sind.

Bezeichnenderweise beschränkt sich die Euphorie für Trumps Plan nicht auf rechtsgerichtete jüdische Extremisten, sondern sie ist im gesamten politischen Spektrum Israels zu hören. Selbst führende Politiker der Opposition schließen sich dem Chor des Dankes an den großen Führer Trump an.

Bild: privat
David Ranan ​ ​

ist ein israelisch-britisch-deutscher Autor sowie Kultur- und Politikwissenschaftler. Er untersucht u. a. den Antisemitismus-Diskurs in Deutschland und dessen Politisierung wie auch Antisemitismus unter Muslim_innen.

Die Idee hatte der Schwiegersohn

Bemerkenswert ist, dass Trump den Gaza­streifen keinesfalls an Israel übergeben will. Stattdessen wollen die USA das Küstengebiet übernehmen und zu einer Riviera umgestalten. Trump verspricht, dass die USA für die Beseitigung aller gefährlichen Blindgänger und anderer Waffen auf dem Gelände verantwortlich sein werden. Er habe die Pläne mit regionalen Führern besprochen und sie unterstützten die Idee. Das allerdings dürfte Trump’sche Auslegung sein.

Ein Zuhause für alle Menschen der Welt solle der Gazastreifen werden. „Die Riviera des Nahen Ostens …, das könnte so großartig sein.“ Bereits im vergangenen Oktober sprach Trump über den Gazastreifen als Immobilienprojekt, mit einem Potenzial, das an Monaco heranreiche. Es mag sein Schwiegersohn Jared Kushner sein, der ihm diese Idee unterbreitet hat. Schon im vergangenen Jahr machte Kushner seinen Schwiegervater auf die Grundstücke direkt am Mittelmeer aufmerksam.

Damals war der Krieg zwischen der Hamas und Israel noch in vollem Gange, aber Kushner erkannte das Potenzial. Schließlich sei es auch im israelischen Interesse. Er jedenfalls betrachtet es als gute Lösung „die Menschen hinauszubewegen und dann aufzuräumen“. Trump und Kushner sprechen über die Gentrifizierung von Gaza: die Einheimischen hinausschmeißen.

Wie Kushner bin ich Jude. Aber seine Faszination für den Gazastreifen als Profitcenter kann ich nicht teilen. Wir sprechen immerhin von zwei Millionen Menschen. Zwei Millionen Leben. Zwei Millionen Palästinensern, von denen die meisten Flüchtlinge der zweiten, dritten oder vierten Generation sind, die im Krieg von 1948 ihr Zuhause im Gebiet des heutigen Israel verloren haben und im Gazastreifen Zuflucht fanden. Seitdem hat Israel ihre Rückkehr in ihre alten Häuser und Dörfer verhindert.

Nun hat Israel den barbarischen Angriff der Hamas vom 7. Oktober ausgenutzt und mithilfe amerikanischer Waffen und Munition sowie finanzieller und diplomatischer Unterstützung weite Teile des Gazastreifens zerstört. Und jetzt hofft man in Jerusalem, die Palästinenser aus dem Gebiet komplett zu vertreiben. Wohin? Das interessiert sie nicht. Nur weg.

80 Prozent für den Transfer

Bevölkerungstransfers sind weder ein neues noch ein einzigartiges Phänomen. Doch mit ihrer eigenen Geschichte vertraute Deutsche sollten wissen, wie viel Leid und Traumatisierung Vertreibungen und Heimatverlust mit sich bringen. Die Neuregelung der Grenzen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führte zur Vertreibung und erzwungenen Umsiedlung von mehr als 12 Millionen Deutschen. Wir Juden haben eine besonders lange Geschichte der Verfolgung und Vertreibung, der erzwungenen Migration und Umsiedlung.

Leid und Schmerz haben unsere Geschichte geprägt und unsere Identität geformt. Und dann zeigen Umfragen tatsächlich, dass 80 Prozent der israelischen Juden die ethnische Säuberung des Gazastreifens unterstützen. Ausgerechnet wir Juden, die wir im Laufe der Geschichte immer wieder unter Vertreibungen zu leiden hatten und denen die internationale Gemeinschaft die Möglichkeit gegeben hat, einen eigenen Staat zu gründen, vertreiben nun Menschen mit Waffengewalt aus ihren Häusern.

Die Brutalität der Immobilienhändler, die bei dem Gedanken an profitable Rivieras ins Schwärmen geraten, überrascht mich nicht. Über die Zustimmung in Israel schäme ich mich aber zutiefst. Die Gründung des jüdischen Staates und sein Erfolg erfüllten viele Juden in der Diaspora mit großem Stolz. Sie werden jedoch nicht umhinkommen, sich früher oder später mit der Dissonanz zwischen ihren Werten und ihrer Loyalität gegenüber einem jüdischen Staat auseinanderzusetzen, dessen Verhalten genau diesen Werten widerspricht.

Für viele wird dies eine schmerzhafte Entscheidung sein. Die Besetzung des Westjordanlands durch Israel, in dem sich Hunderttausende jüdische Siedler gemütlich einrichten, und ein Apartheid-ähnliches System stellen nicht nur viele Juden in der Diaspora vor ein moralisches Dilemma, sondern führen auch zu einem Anstieg des weltweiten Antisemitismus. Die jüdische Welt braucht dringend moralische Führungspersönlichkeiten, die uns den richtigen Weg weisen, von dem wir auf tragische Weise abgekommen sind.

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68 Kommentare

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  • Vielen Dank für den Beitrag.

  • Wenn die USA eine Umsiedelung für sinnvoll halten, dann können sie den Palästinensern doch einfach eine Green-Card und ein Visum geben - noch mit anderen Staaten verhandeln, dass sie gleich ziehen, und es könnte der Hamas an Leuten fehlen. Diejenigen, die das Land gerne haben wollen, zahlen den umgesiedelten Palästinensern eine angemessene Entschädigung und es könnte Frieden geben.

    Ansonsten bin ich im Religionsunterricht ziemlich gebrainwashed worden, wer einen Anspruch auf das "promised land" hat. Auch sonst hält man sich ja gerne an 2000 Jahre alte Bücher bei solchen Entscheidungen. Aber nun ist mal diese verzwickte Situation entstanden, und ich wünsche den Israelis und Palästinensern von Herzen Frieden. Schade, dass sie nicht einfach friedlich miteinander klar kommen.

    Ein Vorschlag bei dem einfach nur reiche Oligarchen Profit aus all dem Elend machen, erzeugt bei mir Verzweiflung und Ekel. Und irgendwann Hass.

    • @Kurt77:

      „Ansonsten bin ich im Religionsunterricht ziemlich gebrainwashed worden, wer einen Anspruch auf das „promised land“ hat.“



      Komisch, von derlei Brainwash-Erfahrungen kann ich aus MEINEM damaligen Religionsunterricht nicht berichten - mag aber auch daran liegen, dass mein Religionslehrer nicht nur Religionspädagoge war, sondern zugleich auch bekennender Naturwissenschaftler. Das macht vielleicht den Unterschied.



      In Sachen „promised land“ hat es sich ja gut gefügt, dass Sie durchschaut haben, was da mit Ihnen versucht wurde. Wenn ich manche Kommentare zum Thema hier so lese, habe ich den Eindruck, bei anderen Foristen hat das nicht so gut geklappt.😉

    • @Kurt77:

      Gaza war meines Wissens nie eine jüdische Stadt.

  • Dass eine Mehrheit in Israel das gut findet, ist ja nun wirklich keine Meldung. Seit Jahrzehnten (angefangen mit Menachem Begin) wird dort eine Politik verfolgt, die auf das ganze historische Palästina zielt - wozu sonst die Siedlungen? Vom Fluss zum Meer ist eben nicht nur eine Devise radikaler Palästinenser*innen und ihrer Unterstützer*innen.

    • @Gothograecus:

      Also "gesiedelt" wird nur dort, wo Juden aus ihrer Heimat vertrieben wurden.



      Bis heute dauern die Vertreibungen an, z.B. in nordafrikanischen Ländern, dem Iran oder Afghanistan.

      Und die Pogrome gegen Juden und die Vertreibungen aus arabischen Ländern verurteilen wir doch auch, oder?

      • @Troll Eulenspiegel:

        Aber ja doch. Das heißt aber längst nicht, dass wir für die Vertreibung auch der restlichen Palästinenser*innen aus der Westbank und Gaza sind. Sie etwa?

      • @Troll Eulenspiegel:

        Ihr Beitrag ist Whataboutism.



        Ein Unrecht kann niemals durch ein anderes Unrecht gerechtfertigt werden. DAS ist Moral - und der westliche demokratische Wertekonsens, der auch zur Staatsraison der einzigen Demokratie im nahen Osten gehören sollte.

        • @Elmudo:

          So gesehen könnte man nämlich die Verfolgungen in islamischen Ländern (wo Juden über die Jahrhunderte sehr viel unbehelligter leben konnten als im christlichen Abendland - siehe Saloniki) auch als Reaktion auf die zionistische Landnahme rechtfertigen. (Vorsicht: Nichts liegt mir ferner als das Existenzrecht Israels in Abrede stellen zu wollen - also bitte keine falschen Schlüsse.)

  • Worauf es ankommt (Erich Fried)

    Es kommt im Augenblick



    nicht darauf an



    wann es war



    dass die Unterdrückerregierung



    in Israel



    sich verwandelt hat



    in eine Verbrecherregierung

    Aber es kommt darauf an



    zu erkennen



    dass sie jetzt



    eine Verbrecherregierung ist

    Es kommt auch nicht mehr



    darauf an



    darüber zu streiten



    nach welchem Vorbild



    sie ihre Verbrechen begeht



    Diese Verbrechen selbst



    tragen sichtbar die Spur ihres Vorbilds

    Aber es kommt darauf an



    nicht nur klagend oder erstaunt



    den Kopf zu schütteln



    über diese Verbrechen



    sondern endlich



    etwas dagegen zu tun

    Es kommt nicht darauf an



    was man ist



    Moslem, Christ, Jude, Freigeist:



    Ein Mensch



    der ein Mensch ist



    kann nicht schweigen



    zu dem was geschieht

  • Zwecks Ergänzung dieses wichtigen Gasfkommentars von David Ranan verlinke ich mal einen Beitrag von Heiner Roetz aus der FR:



    www.fr.de/kultur/g...rael-92704481.html



    Bitte unbedingt lesen!



    Eigentlich wollte ich mich an dieser Diskussion mit konstruktiven Beiträgen beteiligen, allerdings - ich muss es gestehen - haben mir einige der unten stehenden Kommentare dann doch die Sprache verschlagen. Und ich halte es für vergebliche Liebesmühe, argumentativ noch auf sie einzugehen.



    Nur so viel: von der Vision eines humanistischen Zionismus, wie ihm Martin Buber einst vorgeschwebt ist, sind wir offensichtlich weiter entfernt denn je.



    Es ist schlecht bestellt um diese Welt, wenn Dystopien, die kranken Hirnen wie denen eines Jared Kushner entspringen, uns als positive Visionen verkauft und Grundlage realpolitischen Handelns werden sollen.

    • @Abdurchdiemitte:

      Vielen Dank für den Link zum sehr guten FR Beitrag. Im Grunde lassen wir andere für unsere Verbrechen bezahlen und halten der Rechte klein damit wir diese Wahrheit werden verdrängen können.

    • @Abdurchdiemitte:

      Nun lassen sowohl der Gastbeitrag von David Ranan als auch der FR Beitrag von Heiner Roetz auch einiges aus, das für einen differenzierten Blick nötig ist:

      Wenn man das Thema Vertreibung der Palästinenser nach 1948 zu Recht mit der Vertreibung der Deutschen nach Kriegsende 45 vergleicht, muss man auch analysieren, dass der Verzicht auf die Gebiete und der Neuanfang Frieden brachten; so hätte ein Palästinenserstaat auch entstehen können. Stattdessen entschied man sich auf arabischer Seite für Krieg und Dauerkonflikt.

      Man muss auch die Vertreibung von Juden und Jüdinnen aus allen arabischen Ländern und dem Irak erwähnen, die nach 1948 stattfand. Deren Rückkehrrecht wird nicht verlangt, wohl aber von vertriebenen Palästinensern. Wieso?

      Zionismus ist vielfältig, es gibt linken Zionismus, es gibt rechten-nationalistischen Zionismus. Zionistische Ideologien zu kritisieren ist vollkommen gerechtfertigt, nur sollte man auch reflektieren, dass seit Sowjetzeiten “Zionist” als Chiffre für Jude verwendet wurde, um die eigene Kritik über Antisemitismus erhaben zu machen. Dieser Mechanismus greift immer noch.

      • @Karla Columna:

        "Deren Rückkehrrecht wird nicht verlangt, wohl aber von vertriebenen Palästinensern. Wieso?"



        Wieso? Weil es gegen die Idee des Zionismus verstoßen würde. Sonst spricht nichts dagegen, dies zu verlangen.

      • @Karla Columna:

        Mit Ihnen diskutiere ich doch gerne und breche daher mal mein „Schweigegelübde“ zu dieser Debatte (ich kann dazu ohnehin nicht den Schnabel halten). Nur einige Beiträge, die die zwangsweise Deportation von über zwei Mio. Palästinensern - denn freiwillig gehen die nicht! - offenbar noch für eine gute Idee halten, haben mich in ihrer Kaltschnäuzigkeit fassungslos gemacht. (Und ich möchte in diesem Forum nicht aufgrund vorschneller Reaktionen gegen die Nettiquette verstoßen - dann lieber zweimal kräftig durchatmen und es halt sein lassen).



        Ihren Argumenten freilich kann ich ausnahmslos folgen und im wesentlichen auch zustimmen. Ihre Bemerkungen zum Zionismus sind natürlich richtig, nur so viel: welche Strömung hat sich heute in Israel ganz offensichtlich gesellschaftlich durchgesetzt und bestimmt das politische Geschäft?



        Und hat es Hannah Arendt nicht schon 1934 voraus gesehen, wohin diese ganze Entwicklung führen würde?



        taz.de/Hannah-Aren...l-gehasst/!365212/

    • @Abdurchdiemitte:

      Danke für den Hinweis auf diesen genialen Artikel. Der hat mir den Tag gerettet.

  • Es ist ungeheuerlich, dass derart offen völkerrechtswidrige ethnische Säuberung überhaupt diskutiert wird:



    GENEVA CONVENTION RELATIVE TO THE PROTECTION OF CIVILIAN PERSONS IN TIME OF WAR OF 12 AUGUST 1949 - SECTION III Occupied territories, Article 49. Individual or mass forcible transfers, as well as deportations of protected persons from occupied territory to the territory of the Occupying Power or to that of any other country, occupied or not, are prohibited, regardless of their motive. [...].

  • Nun, die Vertreibung der Deutschen hat am Ende nach all dem Leid aber Frieden und Wohlstand gebracht und wir leben seit 80 Jahren in Frieden. Nur wenige Bekloppte wollen Schlesien, Pommern und Ostpreußen "zurück" haben.



    Gerade die Geschichte der deutschen Vertreibung ist ein Beispiel dafür, dass solches Leid auch Nährboden für Hoffnung, Frieden und Wohlstand sein kann, wenn man loslässt. Die Hamas hat angegriffen und wusste genau, wie Israel reagieren würde. Sie hat das in Kauf genommen, um Israel international zu isolieren und die Abraham Abkommen zu stoppen. Damit war sie teilweise erfolgreich. Zivile Opfer sind ihr vollkommen egal. Trumps Pläne sind naiv, werden kaum durchführbar sein und Ägypten und Jordanien werden dem nie zustimmen. Aber was ist denn die Alternative? Weiter 2 Millionen Menschen unter der Herrschaft der Hamas leben lassen - radikalisiert, verarmt in der ewigen Opferrolle?

    • @Reisehank:

      Der Vergleich mit den deutschen Flüchtlingen hinkt ganz gewaltig.

      • @Andreas J:

        …ist aber meines Erachtens richtig: Manchmal ist eine räumliche Trennung von auf zu kleinem Gebiet lebenden und stark verfeindeten Volksgruppen wohl offensichtlich notwendig und humanistisch betrachtet noch das kleinere Übel.

        • @Saile:

          Und wenn das so ist: Warum baut Israel dann jüdische Siedlungen in den Palästinensergebieten?

        • @Saile:

          Und was spricht nach dieser Logik dagegen, statt die Palästinenser die Israelis zu vertreiben?

  • Ich denke, dass man den Israelis in der Frage nun wirklich eine eigene Beurteilung zugestehen muss.

  • "von denen die meisten Flüchtlinge der zweiten, dritten oder vierten Generation sind, die im Krieg von 1948 ihr Zuhause im Gebiet des heutigen Israel verloren haben" Ist das nicht ein Widerspruch in sich?

    • @PeterArt:

      Da stimme ich Ihnen voll zu. In der Nakba sind nur einige 100.000 Menschen geflüchtet. Der Rest, der über 3 Millionen heutigen Palästinenser ist lange danach geboren oder aus anderen arabischen Staaten eingewandert. Das sind keine Flüchtlinge.

      • @Peter Danziger:

        "aus anderen arabischen Staaten eingewandert."



        Wie soll ich mir das vorstellen?

  • Frieden wird es mit der Hamas nicht geben. Die Hamas wird nicht einlenken. Gaza ist ein Landstrich der sowieso nur mit internationalen Geldern besteht. Es ist doch besser die Menschen haben woanders eine echte Perspektive in Freiheit. Solange dort der Hass regiert, wird Israel die Tür nicht öffnen. Eine Zwei-Staaten-Lösung wird es nicht mehr geben, nach dem die Araber dies seit 100 Jahren verhindern. Niemand wird dort investieren, wenn der Terror der Hamas dort herrscht.

    • @fresh eudora:

      Das ist historisch falsch (Sie ignorieren die konkreten Gründe für das Scheitern der bisherigen Verhandlungen ebenso wie die arabische Friedensinitiative von 2002) und moralisch abstoßend: muss man im Forum einer linksliberalen Zeitung wirklich erklären, wieso man Konflikte nicht mit ethnischen Säuberung löst? Gaza hat eine Zukunft: als Teil eines palästinensischen Staates in dem gesamten bisher besetzten Gebieten. Alles andere ist unrealistisch und inakzeptabel.

      • @O.F.:

        Weil Linke keine Erfahrung mit ethnischen Säuberungen hätten?

        Ist nicht Ihr Ernst, oder?

        Fresh Eudora spricht nicht wirklich von ethnischen Säuberungen.

        Man könnte es auch so interpretieren, dass freiwillige Ausreisemöglichkeiten angeboten werden

        Ich könnte mir vorstellen, dass nicht wenige Gazaer gehen würden.

        Natürlich ein reines Gedankenspiel, weil kein Staat Lust hat, sich extremistische Terroristen und deren Fanclub ins Land zu holen.

        • @rero:

          Tatsache ist allerdings - da stimme ich @O.F. zu -, dass es in Gaza faktisch auf eine ethnische Säuberung hinauslaufen wird (falls dieser kranke Plan umgesetzt wird).„Freiwillige Ausreise“ ist in diesem Fall auch nur so ein Euphemismus für einen Vorgang, der jeglichen menschenrechtlichen Prinzipien widerspricht und vor allem - neben den Verbrechern, die eine solche Politik aktiv betreiben - von denen benutzt wird, die (aus falscher Loyalität gegenüber den Verbrechern oder was auch immer) solche kriminellen Akte unterstützen - auch, wenn ihnen dabei noch das Gewissen zwackt, man muss sich den Vorgang halt irgendwie schön reden. Oder man möchte sich nicht eingestehen, mit seiner Nibelungentreue - in diesem Fall gegenüber dem israelischen Staat - falsch gelegen zu haben.



          Oder (noch eine Erklärungsvariante) man ergibt sich dem Trumpschen Welt- und Menschenbild, dass alles irgendwie käuflich ist bzw. mit Geld regeln lässt.



          Verzeihen Sie mir die polemische Ansprache, aber ich möchte mich in die wirre, menschenverachtende Gedankenwelt der Trumps und Kushners erst garnicht hineinversetzen. Das Gift werde ich nicht schlucken.

        • @rero:

          Ich habe nicht von den Linken an und für sich gesprochen, sondern vom Forum einer linksliberalen Tageszeitung in Deutschland 2025. Aber das wissen Sie ja auch. Die Euphemismen von der " freiwilligen Ausreise" werden auch nicht glaubwürdiger, wenn man sie wiederholt: wenn man den Gaza-Diskurs der letzten Monate (inklusive der Äußerungen von Trump und einigen israelischen Politikern) verfolgt hat, gibt es keinen Grund daran zu zweifeln, dass es darum geht, die Palästinenser aus Gaza zu vertreiben - entweder direkt, oder indem man Wiederaufbau und Versorgung verhindert - und genau das ist eine ethnische Säuberung. Es gibt keinen Grund, das zu verharmlosen.

    • @fresh eudora:

      Frieden wird es geben, wenn das völkerrechtlich verankerte Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser endlich anerkannt wird und es einen souveränen palästinensischen Staat gibt. Leider werden diese Rechte, nebst der Resolutionen der UNO von Israel nicht anerkannt und der Landraub geht weiter. Israel wurde lang schon von der palästinensischen Führung anerkannt.

    • @fresh eudora:

      Die Araber verhindern seit 100 (sic!) Jahren die Zwei-Staaten-Lösung? Kaufen Sie sich mal ein Geschichtsbuch oder lesen Sie wenigsten den Wikipedia Artikel dazu.



      Wenn jemand dagegen ist dann wohl niemand mehr als Netanjahu. Warum hat er wohl jedes Jahr - bis zum Oktober 23 - hunderte Millionen Dollar an die Hamas weitergeleitet?



      "Als Netanjahu dann 2018 Einsicht in die Bücher der Hamas erhielt, habe er der New York Times zufolge Katar dazu ermutigt, noch mehr Geld in den Gazastreifen zu schicken: Demnach setzte er darauf, dass das Geld Stabilität und Frieden nach Gaza bringen würde. Eine stabile Hamas wiederum würde den Druck auf ihn verringern, über einen palästinensischen Staat zu verhandeln. "



      Quelle: www.merkur.de/poli...n-zr-92734748.html

  • Mich wundert es immer wieder, warum man von "Flüchtlingen vierter Generation" spricht. Das ist im Grunde genommen doch eine Instrumentalisierung der nächsten Generationen, wenn sie immer an dem Ort gelebt haben, an dem sie sich gerade auch befinden. Auf der anderen Seite leben Menschen in einem Staat, den sie ihr Leben lang kennen, ja vielleicht seit 70 Jahren an Ort und Stelle leben, und wollen nicht für jene weichen, die dort nie selbst gelebt haben. Man kann Vertreibungen die so lange her sind nicht rückgängig machen ohne weitere Menschen zu verletzen.

    Die Expansion muss ein Ende haben und kürzlich erzwungene Gebiete müssen zurückgegeben werden, aber nach einer gewissen Zeit gibt es den vorherigen Zustand einfach nicht mehr. Möchte man Kriege beenden und ein Zusammenleben ermöglichen muss man dieses neue Leben benennen und respektieren können.



    Das wird eben sehr schnell deutlich, wenn man sich vorstellt, dass jemand polnische Gebiete "zurückfordern" würde. Das wäre fatal, würde die falschen treffen und nichts rückgängig machen.

    • @ImInternet:

      Und wann in der 80jährigen Geschichte seit der Nakba wäre der richtige Zeitpunkt für den Schlussstrich gewesen?

      • @Francesco:

        Simpel.

        Die im Ausland geborenen Kinder müssten die dortige Staatsangehörigkeit erhalten und als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft respektiert werden.

        Dann würde sich das Ganze auswachsen.

        In Deutschland sterben die Vertriebenenverbände ja auch aus.

    • @ImInternet:

      Ich stimme jedem ihrer Worte zu. Darüber hinaus ist aber zu sagen, dass ein palästinensische Staat, der aus Gaza und dem Westjordanland Land besteht, in keinster Weise lebensfähig wäre.

      • @Peter Danziger:

        Warum?

      • @Peter Danziger:

        Warum nicht?

    • @ImInternet:

      "Man kann Vertreibungen die so lange her sind nicht rückgängig machen ohne weitere Menschen zu verletzen" - genau deswegen sollte man auch Raubkunst nicht zurück geben. Denn auf der einen Seite sind Menschen die diese Kunstwerke ihr Leben lang kennen, ja vielleicht sie seit 70 Jahren in ihrer Wohnung haben. Und wollen sie natürlich nicht an Menschen zurück geben die die Kunstwerke selbst nie gesehen haben. Man kann Diebstahl der so lange her ist nicht rückgängig machen ohne weitere Menschen zu verletzen.



      Vielleicht merken Sie ja selber wie schlecht Ihre Argumentation ist.



      Und da Ihr Grundargument schon komplett falsch ist wird der Rest danach nur umso falscher.

  • "... Flüchtlinge der zweiten, dritten oder vierten Generation sind, die im Krieg von 1948 ihr Zuhause im Gebiet des heutigen Israel verloren haben und im Gazastreifen Zuflucht fanden. Seitdem hat Israel ihre Rückkehr in ihre alten Häuser und Dörfer verhindert. ..."



    Genau hiermit beginnt der Quatsch der zu nie enden wollenden Krisen und Kriegen führt. Was ist mit den Flüchtlingen, die in Europa Vertriebene genannt wurden passiert? Wenn sich alle so bockig wie die arabischen Nachbarländer angestellt hätten würde es in Mitteleuropa wahrscheinlich auch wie im Gazastreifen aussehen. Flüchtlinge der x-Generation, wenn man so denkt kommt was raus wie Höcke, dessen Opa war ja auch so einer.

    • @Axel Schäfer:

      Warum stellen sich eigentlich die USA "so bockig" an und verteilen nicht mal eben 6 Mio. Greencards in Gaza?

      • @Carsten S.:

        Warum sollten die USA das tun? Wäre diese Frage nicht eher an die ganzen arabischen Länder des Nahen Ostens zu richten? Und zwar seit gut 80 Jahren?

        Warum haben die die Flüchtlinge nicht aufgenommen. Ich weiß, einige Länder haben es getan, aber man hätte 1948 und 1967 die Menschen auch so verteilen können, daß sie nicht, wie in Jordanien oder dem Libanon einen "Staat im Staate" gebildet hätten. Und die aufnehmenden Länder hätten ihnen ermöglichen müssen, daß sie sich integrieren konnten und zugleich jede Bildung von Grüppchen, die für eine Rückkehr eintreten, verhindern müssen.

        Aber man hat sie lieber im Elend hocken lassen und sie als politisches Kanonenfutter mißbraucht.

      • @Carsten S.:

        Sehr richtig. Wie Ron Prosor klug auf Trumps Vorschlag reagierte: "Das ist Blödsinn. Aber soll er doch den Gazanern Greencards für die USA anbieten. Da würden sie hingehen..".

    • @Axel Schäfer:

      Bockig? Es sind sehr große und sehr einseitige Zugeständnisse, die Sie da anderen Menschen abverlangen wollen, nur weil deren Nase Ihnen nicht passt.

  • Die jüdische Welt braucht dringend moralische Führungspersönlichkeiten, die uns den richtigen Weg weisen, von dem wir auf tragische Weise abgekommen sind.



    ---



    Dem ist mMn. nichts mehr hinzuzufügen! Ich HOFFE, dieser Wunsch wird bald Wirklichkeit!

    • @Sikasuu:

      Die jüdische Welt hatte solche Führungspersönlichkeiten in Rabin, und mit Einschränkungen sogar dem alten Sharon.



      Ersterer wurde von einem jüdischen Rechtsextremisten ermordet.



      In diesem Sinne möchte ich Ihrem Wunsch daher noch den hinzufügen, dass diese Führungspersönlichkeit die Chance hat, die Mission zu vollenden.



      Allerdings ist das Volk mittlerweile auch radikalisiert.

      • @Carsten S.:

        Rabin war aktuv an der Nakba beteiligt (insbesondere an der Deportation der Araber aus Lod und Ramle) und an der gewaltsamen Niederschlagung der 1. Intifada ("Knochenbrecher"). Er hat auch öffentlich davon geträumt, dass Gaza im Meer versinkt.

    • @Sikasuu:

      Ich hätte gesagt, da ist sehr viel hinzuzufügen.

      Auch die islamische Welt bracht dringend moralische Führungspersönlichkeiten.

      Das Bejubeln eines Massakers, mit Videos aufgenommenes Quälen, tote Kleinkinder - da ist der moralische Kompass abhanden gekommen.

      Der Konflikt in Palästina zwischen Israelis und palästinensischen Arabern ist nichts, was so sein muss.

      • @rero:

        Mir wurde schon von meinen Eltern beigebracht, dass es entscheidend darauf ankommt, „vor der eigenen Haustür zu kehren“, d.h. moralische Verantwortung in erster Linie für sein EIGENES Tun zu übernehmen.



        Mir kommt es so vor, dass die Idee, Gaza in eine Riviera, ein gewaltiges kommerzielles Freizeit/Tourismusparadies unter amerikanischer Aufsicht zu verwandeln, wohl eher ein „Kehren vor fremden Haustüren“ bedeutet.



        Verbunden mit dem Plan, zwei Mio. Menschen aus ihren Wohngebieten zu vertreiben, fällt mir dazu nur noch der Begriff Dystopie ein.



        Als Tourist würde ich keinen Schritt auf einen solchen blutdurchtränkten Boden setzen.

        • @Abdurchdiemitte:

          Trumps Idee würde ich nicht mal als moralisches Kehren einsortieren.

          "Kehren vor der eigenen Haustür wird nichts nützen.

          Solange es auf beiden Sie nicht ähnlich tickende Führungspersonen gibt, wird da nichts passieren.

          Es ist nicht realistisch zu erwarten, Israel bräuchte nur diese moralische Führungspersönlichkeit, dann würde Frieden in der Region einkehren.

          Internationale Diplomatie funktioniert anders als elterliche Erziehung.

    • @Sikasuu:

      Sehe ich auch so.

  • Casus belli

    Zitat: „Und dann zeigen Umfragen tatsächlich, dass 80 Prozent der israelischen Juden die ethnische Säuberung des Gazastreifens unterstützen.“

    Immerhin ist der Verfasser semantisch konsequent genug, die Katze eine Katze zu nennen, wie man in Frankreich sagt, wenn man das Kind beim Namen nennt: Das, wovon hier - zumeist in euphemistische Watte gepackt - die Rede ist, ist in der Tat nicht treffender zu benennen als "ethnische Vertreibung" (1992 zum deutschen Unwort des Jahres gekührt). Dieser Tatbestand erfüllt einige der bei den Nürnberger Prozessen festgelegten Kriterien eines "Crime against humanity“ (United Nations: Ethnic Cleansing)

    Die vermeintlich "beabsichtigte" (!) ethnische Säuberung des Kosovo von der albansichstämmigen Bevölkerung war1999 bekanntlich der erklärte Casus belli für den Angriff der NATO gegen Rest-Jugoslawien.

    Wird die ethnische Vertreibung der indigenen nichtjüdischen Palästinenser aus dem Gaza-Streifen, ihrer angestammten Heimat, gleichermaßen zum Casus belli gegen die Exekutoren dieses erneuten „Crime against humanity“?

    • @Reinhardt Gutsche:

      Man kann den Gazastreifen nicht einerseits als größtes KZ betrachten und im nächsten Moment ernsthaft glauben, dass dort jemals ein Singapur-ähnliches Stadtstaatgebilde entstehen würde. Der Zug ist abgefahren. So bitter es ist, die menschenrechtsorientierte Weltordnung war nur die glänzende Seite der Weltmächte. In den Gerichten oder Universitäten etwas als Menschenrechtsverletzung zu verurteilen, verliert ihre Wirkung wenn parallel überall auf der Welt solche Verbrechen passieren oder die Alternative, eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität der Palästinenser*innen, woanders möglich wäre auch wenn die Prämisse, die Umsiedlung, unvorstellbar erscheint.

      • @DieLottoFee:

        Wie auch immer, ob nach erfolgreicher ethnischer Säuberung sich dort Juden ansiedeln oder die dystopischen, kranken Ideen eines Kushner und Trump verwirklicht werden, dort ein Art Nahost-Riviera zu schaffen, es wird KEIN Segen auf diesem Landstrich liegen.

      • @DieLottoFee:

        In den sozialen Medien zeigen Menschen in Gaza aktuell sehr gerne Bilder ihrer Wohnviertel und ihre Einrichtung vor dem Krieg und die Trümmer heute. Das sieht definitiv NICHT nach "KZ" aus und kann auch keine antipalästinensische Propaganda sein.

        • @Passionsblumenstrauß:

          "Konzentrationslager" ist ein nicht auf die Drittreichs-KZ und deren Aussehen und Funktion als Vernichtungslager eingeengter Begriff. Fehlende Reisefreiheit, von außen gesteuerte absichtliche Mangelversorgung und Ghettoisierung genügen als Definitionsbestandteile.

  • Vertreibung ist das perfekte Verbrechen, weil sie sich nicht rückgängig machen lässt, ohne neues Unrecht zu begehen. Wer wüsste das besser als wir Deutschen.

    • @Claude Nuage:

      Vollkommen richtig. Wer Vertreibung erfahren hat kann die bleibende Wirkung und Ausmaß begreifen. Ob die Veranlasser und Helfer jemals verstehen werden?

  • Ich würde gerne wissen, wo und wann z.B. Theodor Herzl "Fantasien für die Umsiedlung der einheimischen (sic!) Bevölkerung" gehegt hat. Der frühe Zionismus hat eher auf ein auskömmliches Zusammenleben mit den Arabern gesetzt.



    Zur "einheimischen Bevölkerung" haben nie nur muslimische Araber, sondern genauso Juden, Christen, Drusen, ... gehört (ab wie vielen Jahren Sesshaftigkeit ist man eigentlich "einheimisch"?).



    "Die Neuregelung der Grenzen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führte zur Vertreibung und erzwungenen Umsiedlung von mehr als 12 Millionen Deutschen." - DAS, bei allem Leid und aller Ungerechtigkeit, hat wohl eher zum Frieden in Europa beigetragen.



    Und ich bin weiß Gott weder für Trump noch seinen Vertreibungsplan.

    • @Kai Ayadi:

      Herzl war ein Visionär und sein "Judenstaat" noch nicht final geographisch verortet. Er verstarb nämlich bevor dies passierte. Der Anteil der Juden an der Bevölkerung in Palästina vor der ersten Aliya war sehr gering, ca. 0,04 %. Für die Flüchtlinge, welche nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland landeten, galt: 1. Sie waren Mitverlierer des selbstverschuldeten Krieges, also Staatsangehörige. 2. Es gab zunächst die Zuweisung und Verteilung unter Aufsicht der Besatzungsmächte und ab 1952 den Lastenausgleich. 3. Die aufnehmenden Bundesländer waren durch den Krieg ebenfalls gebeutelt und das "Neidgefälle" war flacher. Das mit Palästina zu vergleichen ist nicht möglich.

    • @Kai Ayadi:

      „Der frühe Zionismus hat eher auf ein auskömmliches Zudammenleben mit den Arabern gesetzt.“



      Richtig, nur konnte der frühe Zionismus nicht ansatzweise ahnen, welche gewaltigen Probleme bei der Verwirklichung seiner Utopie auf ihn zukommen würden.



      Und es entstanden sehr bald politische Differenzen innerhalb des zionistischen Lagers, wie der Traum von Eretz Israel zu verwirklichen sei.



      Dann gab es auch sehr früh schon warnende, zionismuskritische Stimmen, die - wie etwa Hannah Arendt 1934 - die Entwicklung der zionistischen Utopie hin zu einer völkisch-nationalistischen Ideologie voraussahen.



      Und natürlich gab es dann noch die dezidiert antizionistische Strömung, insbesondere innerhalb der jüdischen Arbeiterbewegung Osteuropas.



      Es lohnt sich, sich mit dieser spannenden Geschichte intensiver auseinanderzusetzen.

    • @Kai Ayadi:

      Inwiefern war die Westverschiebung Polens denn zur Friedenswahrung nötig?

      • @Paul Anther:

        Ich bin ganz bei Ihnen, die Westverschiebung ist ein Beispiel für Siegerunrecht, hat mit Frieden nichts zu tun und das Ergebnis Kaliningrad wird uns nach ganz gehörig unfriedliche Kopfschmerzen bereiten.

        • @sachmah:

          Siegerunrecht? Oioioi! Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber DAS hört sich ganz nach AfD-Sprech an.



          Ihr Kommentar ist zumindest begründungsbedürftig.

    • @Kai Ayadi:

      Entsprechende Textpassagen finden sich unter anderem laut Benny Morris in Herzls Tagebuch:

      www.theguardian.co...002/oct/03/israel1

      Die Idee, dass Zwangsumsiedlungen einen Beitrag zum Frieden darstellen können, wird auch gar nicht bestritten: Das Entfernen einer Konfliktpartei aus einer lokal begrenzten Auseinandersetzung um ein Stück Land führt nahezu unweigerlich zu einer Beruhigung des Konflikts vor Ort.

      Die entscheide Frage bleibt doch, welche nicht völkerrechtswidrigen Mittel statt einer Zwangsumsiedlung zu bevorzugen sind.

  • Krieg ich das nicht mit, oder hör nur ich die plötzlich Stille vom propalästinensischen Campus von Columbia und Harvard und wie sie alle heißen?



    Ist aktuell zuviel des Gratismutes erforderlich...



    Von der proisraelischen Seite ist gegen Trump eh nix zu erwarten. Allenfalls klammheimlich Freude.