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Scheine und Münzen als AuslaufmodellBares wird Rares

Kontaktlos mit Karte zahlen liegt im Trend, erst recht seit Corona. Doch Hygiene ist nur Vorwand, um Bargeld durch elektronische Systeme zu ersetzen.

Hier hat das Kartenzahlen ein Ende: Stand auf einem Berliner Wochenmarkt Foto: Karsten Thielker

Brüssel taz | Erst kam die Glasscheibe zum Schutz der Verkäufer. Kurz danach stand an der Kasse auch das Desinfektionsmittel für die Kunden. Und eines Tages war dann das neue Kartenlesegerät da, mit dem mein Bäcker in Brüssel bezahlt werden wollte. „Sie müssen die Karte nicht mehr einschieben, es geht jetzt auch kontaktlos“, sagte die junge Frau hinter der Theke. Das war im Juni. Seither habe ich mein Baguette nicht mehr in bar bezahlt. „Sans cash“ geht es ja auch, und oft sogar schneller.

Das Bargeld ist nicht nur in Belgien auf dem Rückzug. Der Trend hat längst auch Deutschland erreicht. „Wenn Bäckereien mit dem Gedanken spielen, neuartige Bezahlvarianten einzuführen, ist jetzt ein guter Zeitpunkt“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks, Daniel Schneider.

Der Trend zum elektronischen Bezahlen sei zwar schon seit Jahren spürbar gewesen, so Schneider. Doch erst die Coronapandemie habe ihn massiv verstärkt. Mit ein paar Groschen aus der Hosentasche, so wie früher, wird beim Bäcker immer seltener bezahlt. Einige Unternehmen helfen sogar noch ein wenig nach – und drängen die Kunden zum elektronischen Zahlen.

Wer bei der Bäckerei-Kette Kamps auf Bares verzichtet, bekommt einen „Innovations-Rabatt“ von 3 Prozent. Die Zahlung via Karte oder Smartphone sei nicht nur schneller, sondern auch hygienischer, heißt es dazu bei Kamps. Mit dem Rabatt wolle man allen Kunden Danke sagen, die dem Unternehmen während der Coronakrise die Treue gehalten haben.

Die EU fördert den bargeldlosen Zahlungsverkehr

Dabei hat die Pandemie zunächst die Nachfrage nach Bargeld verstärkt. Im März 2020 stieg der Euro-Bargeldumlauf in Deutschland sprunghaft um 36 Milliarden Euro auf 1.344 Milliarden Euro an. Das war der höchste monatliche Zuwachs seit der Finanzkrise im Oktober 2008. Es war eine Angstreaktion – ähnlich wie die anfänglichen Hamsterkäufe beim Klopapier. Doch kaum, dass sich die Angst ein wenig gelegt hatte, stellten viele Deutsche ihr Verhalten um – und zahlten „kontaktlos“. Nicht nur Kamps half dabei nach. Auch in Supermärkten und Kaufhäusern wird der elektronische Zahlungsverkehr als sichere und schnelle „Hygienemaßnahme“ beworben.

Die EU-Kommission in Brüssel stimmt in den Chor ein. Die Coronapandemie habe gezeigt, wie praktisch das bargeldlose Zahlen sei, heißt es in der Brüsseler Behörde. Deshalb werde die EU es künftig noch mehr fördern.

Dabei gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis, dass von Münzen und Geldscheinen ein nennenswertes Ansteckungsrisiko ausgeht. Bisher sei noch keine Übertragung durch Banknoten nachgewiesen worden, betont die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Genf.

Es ist auch nicht erwiesen, dass der Verzicht auf Bargeld das Geschäft ankurbelt. Für den selbstständigen Bäcker um die Ecke und andere kleine Geschäfte ist die Umstellung sogar oft mit Einbußen verbunden. Denn die einzelnen Umsätze sind bei ihnen meistens niedrig, der Durchschnitts-Kunde beim Bäcker legt gerade einmal 2,60 Euro auf den Tresen.

Wenn so kleine Beträge mit der Karte gezahlt werden, ist die Provision, die der Kartenterminal-Betreiber oder die Bank verlangt (bei EC-Karten sind das meist 0,25 Prozent, bei Kreditkarten bis zu 3 Prozent), häufig höher als die Gewinnmarge des Bäckers. Mit anderen Worten: Es ist ein Verlustgeschäft, mit Karte lassen sich keine großen Brötchen backen.

Wenn es keine zwingenden Gründe für die Abschaffung von Münzen und Scheinen gibt – warum wird Bares dann trotzdem immer mehr Rares? Sind da dunkle Mächte am Werk, die uns von Kreditkarten-Konzernen wie Visa und Mastercard abhängig machen wollen? Gibt es eine geheime Lobby des elektronischen oder gar digitalen Geldes?

Ein schleichender Prozess

Nein, sagt Norbert Häring, der sich seit Jahren kritisch mit dem Thema auseinandersetzt. Weder am Bankenplatz Frankfurt, wo Häring als Wirtschaftsjournalist arbeitet, noch in Berlin würden Lobbyisten offen für die Abschaffung des Bargelds werben. Das Ganze sei eher ein schleichender Prozess – aber gerade das mache ihn so problematisch.

Denn mit der Abschaffung des Bargelds ist auch ein Verlust von Kontrolle verbunden. Nicht die heimische Sparkasse um die Ecke, sondern ausländische Großkonzerne wie Mastercard oder Visa profitieren vom Kartengeschäft. Zudem wird der Käufer zum gläsernen Kunden. Jede Transaktion hinterlässt Spuren, der Datenschutz wird zum Problem.

Die Anhänger neuer Zahlungsmittel treten denn auch nicht offen für die Abschaffung des Bargelds ein, schon gar nicht in Deutschland, wo die Menschen ganz besonders an „ihrem“ Geld hängen. Die Bundesbank und der Bundestag wachen hierzulande mit Argusaugen darüber, dass die Versorgung mit Bargeld gesichert ist.

Doch ausgerechnet diese beiden Institutionen arbeiten hinter den Kulissen auch daran, den Zahlungsverkehr zu entmaterialisieren. Im Namen des technologischen Fortschritts und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit werden die Weichen für eine „Welt ohne Bargeld“ gestellt.

Normale Bürger nicht gefragt

Deutlich zeigte sich dies bei einer Anhörung des Bundestags im Juni. Geladen waren vor allem Vertreter der IT-Branche, Ingenieure und Finanzexperten. Einfache Bürger wurden nicht gefragt, Handel und Verbraucher spielten nur eine Nebenrolle. Einer der wenigen Mahner war Ulrich Binnebößel vom Handelsverband Deutschland. Im Handel rücke der „Kipppunkt“ immer näher, an dem das Bargeld an den Rand gedrängt wird, sagt er. „Zu Beginn der Coronapandemie nahm man das Kippen des Systems in Kauf“, klagt Binnebößel – und fordert mehr Einsatz der Politik für das Bargeld.

Die Zahlen geben Binnebößel recht. Schon 2018 wurde in Deutschland mehr Geld per Karte ausgegeben als in Cash. Die Kartenzahlungen lagen damals mit 209 Milliarden Euro erstmals knapp vor den Bargeldbeträgen (208 Milliarden). Seither hat sich der Trend immer mehr verstärkt, Corona könnte das System vollends zum Kippen bringen.

Für viele Digital Natives kann dieser Kipppunkt, an dem das Bargeld endgültig ins Hintertreffen gerät und die Portemonnaies und Brieftaschen verschwinden, nicht schnell genug kommen. Deutschland hinke im Wettbewerb mit den USA und China hinterher, so ihr Argument.

Konkurrenz zum Euro aus den USA

Er sorge sich nicht um das Bargeld, sondern vor allem darum, dass Deutschland den digitalen Anschluss verlieren könnte, sagt Kurosch D. Habibi vom Bundesverband Deutscher Start-ups. US-Internetkonzerne wie Amazon würden jetzt schon vormachen, wie man sich auch als Plattform für finanzielle Transaktionen positionieren könnte. „Wenn wir das nicht machen, dann machen es andere“, mahnte der auf „Fintech“ spezialisierte Experte bei der Anhörung im Bundestag. Als warnendes Beispiel gilt Facebook, das mit seiner Kryptowährung Diem auch in Deutschland und der EU abkassieren will.

Das macht auch Politikern Sorge. Sie bekennen sich zwar zum Bargeld, rufen jedoch gleichzeitig nach Alternativen. Auch der linke Bundestagsabgeordnete Fabio De Masi fordert, einen „digitalen Euro“ zu schaffen – also eine elektronische Form von Zentralbankgeld, für das die Bundesbank einstehen würde

„Der digitale Euro ist die einzige Chance, die zunehmende Finanzmacht von Facebook & Co. einzugrenzen“, so De Masi, der sich in der Wirecard-Affäre einen Namen gemacht hat. Er sei zwar keine Garantie gegen Geldwäsche und organisiertes Verbrechen, wie die Anhänger von digitalen Währungen gern behaupten – könne der EU aber helfen, sich gegen die USA zu behaupten.

Die Zukunft des Finanzwesens ist digital

Valdis Dombrovskis, EU-Finanzkommissar

Während man in Berlin noch diskutiert, werden in Brüssel schon Fakten geschaffen. Wohin die Reise geht, hat EU-Finanzkommissar Valdis Dombrovskis im September skizziert. „Die Zukunft des Finanzwesens ist digital“, erklärte er – und schlug vor, nicht nur neue, EU-weite elektronische Zahlungssysteme einzuführen, sondern auch gleich den „digitalen Euro“.

Ein Angriff auf die analoge Währung sei das nicht, betonte die Brüsseler Behörde. Man setze sich dafür ein, dass „Bargeld sowohl zugänglich als auch allgemein akzeptiert bleiben sollte“, sagte ein Sprecher der taz. Schließlich sei der Euro das einzige gesetzliche Zahlungsmittel in der Eurozone.

Doch diesen Worten folgten keine Taten, die Bestandsgarantie steht nur auf dem Papier. Gegen die Flut von digitalen Kartenlesegeräten und Bezahl-Apps, die dem Baren den Garaus machen, unternimmt Brüssel ebenso wenig wie gegen die schleichende Abschaffung von Geldautomaten oder die Schließung von Bankfilialen.

Umso eifriger arbeiten EU-Kommission und Europäische Zentralbank (EZB) daran, digitale Alternativen zum Baren voranzutreiben. Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat die Digitalisierung zu einer Top-Priorität erklärt – gleich nach dem Klimaschutz. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat dafür sogar eine Kehrtwende hingelegt.

Bei ihrem Amtsantritt vor einem Jahr war die Französin noch strikt gegen einen digitalen „E-Euro“. Nun setzt sie sich an die Spitze der Bewegung. Der Euro müsse „fit für das digitale Zeitalter“ werden, erklärte Lagarde im Oktober. Ein E-Euro würde alltägliche Zahlungen schneller, einfacher und sicherer machen, lockt die EZB. Spätestens Mitte 2021 soll es so weit sein.

Begründet wird die Eile damit, dass Facebook seine Digitalwährung Diem schon im Januar an den Start bringen könnte. Der US-Konzern plant eine digitale Münze, die an den Dollar angebunden wird. Dieser digitale Dollar könnte das Monopol des Euro infrage stellen, fürchtet die EZB – und will ihm so schnell wie möglich etwas entgegensetzen.

Dabei bleiben Transparenz und Demokratie auf der Strecke. Die EZB hat zwar eine öffentliche Anhörung zum „digitalen Euro“ gestartet, ein Meinungsbild wird aber erst Anfang 2021 erwartet. Doch hinter den Kulissen arbeiten Expertengruppen schon fieberhaft an der Einführung. Vor allem eine Frage treibt die Experten um: Soll das digitale Geld nur den Zentral- und Geschäftsbanken zur Verfügung stehen – oder auch den Bürgern?

Wenn der E-Euro nur bankintern verwendet wird, dürfte das den meisten Menschen ziemlich egal sein. Wenn er aber auch Otto Normalbürger zur Verfügung steht, wird das Bargeld noch entbehrlicher. Sogar Sparguthaben könnten digital angelegt werden. Der gute alte Sparstrumpf wäre dann ebenso überflüssig wie das Portemonnaie.

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77 Kommentare

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  • Als grade mal wieder "Hartzer", der immermal Kopien seiner Kontoauszüge dem Staat vorlegen "darf" und theoretisch ned mal den Landkreis über Nacht verlassen dürfte ohne dem Amt Bescheid zu sagen, bezahle ich konsequent mit Bargeld. Für den Fall, daß ich "unbürokratisch" das Alg2 im Austausch gegen meine Zeit und Fähigkeiten aufstocke (was ich natürlich nieundnimmerichschwöa *lol*), akzeptiere ich nur bedruckte als Zahlungsmittel verwendbare, Zettel mit verschiedenen Nummern drauf...

    • @Hugo:

      ... das sind auf jeden Fall auch berechtigte Punkte, warum Bargeldabschaffung problematisch ist. Big Brother is watching you! Alles Gute Ihnen!

      • @Uranus:

        Kann ich nicht nachvollziehen. Vermeidung von Sozialbetrug wäre doch gerade "für" die Abschaffung von Bargeld?

      • @Uranus:

        Bin grade in der komfortablen Lage, zwischen zwei zukünftigen halbwegs (13+/h) "gut" bezahlten sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten wählen zu können, aber ebenfalls alles Gute.



        Natürlich könnte mensch konsequenterweise Geld gleich abschaffen (so wie in Star Trek), nur liegt das noch weiter weg von der Gegenwart wie eine entspannte Reise zum Uranus *lol*.

  • Sieht hier jemand eigentlich noch den Punkt, dass mit dem Abschaffen des Bargelds die Verfügbarkeit der Banken über Kapital insgesamt gesehen erhöht wird, dadurch dass (Giro)Geld direkt von einem Konto zum anderen "geschoben" wird? Das Bargeld gibt zumindest die Möglichkeit, Geld in gewisser Weise für sich zu haben.

  • Sie wissen, dass Norbert Häring zu den umveteilungsfeindlichen Libertären gehört, in der Epoch Times veröffentlicht und sich gegen die Seenotrettung ausgesprochen hat?



    Norbert Häring ist befreundet mit einem der PdV-Carlos Gebauer, Hayekanern und mehrfach bei KenFM zu Gast.

    • @nzuli sana:

      Nobelpreisträger haben außerhalb ihres Fachgebietes bisweilen größten Unsinn geredet und ein übler Widerling zu sein (wenn es denn so wäre) hatte noch nie Bedeutung für den Inhalt von jemandes Sachaussagen. Können wir das ad-hominem und die Cancel Culture bitte anderen Medien überlassen?

  • Wer "bargeldlos" zahlt, zahlt vierfach



    - Einmal mit seinen Daten und seiner Privatsphäre,



    - Einmal mit den Gebühren an den "Zahlungsdienstleister"



    - Einmal mit seiner Vertragsfreiheit, jeden jederzeit bezahlen zu können - egal ob derjenige dem "Zahlungsdienstleister" gerade geldempfangswürdig erscheint



    - Und natürlich noch den eigentlichen Betrag, der zu bezahlen war

    Bargeld bedeutet Freiheit, "Bargeldlosigkeit" Unfreiheit

    • @ismirnichegal:

      Vollkommen richtig

  • Die Kontrolle von Big Brother und dem Finanzamt wird so noch größer.. Was macht die Unterwelt mit ihrem Schwarzgeld? Der Handwerker, der mal schwarz die Wohnung weißelt..?

  • Ich mache es mal so, mal so.

    Mit Karte bezahle ich erst ab einem bestimmten Betrag.

    In meiner Fluchttasche zu Hause habe ich ein paar große Packen Bargeld.

    Mit Karten kommt man in solchen Fällen nicht weit.

    • @Jim Hawkins:

      Bei mir ist es eher ein bis zu als ein ab. Nicht mit Münzen und Kleingeld zu hantieren ist ein echter Vorteil. Ohne Bargeld hätte ich weder meinen Neuwagen sofort noch meine Öltankfüllung überhaupt bekommen. Die Obergrenze für EC-Karten ist bei der Sparkasse begrenzt und nicht erweiterbar und gegen offene Rechnung hätten beide nicht geliefert. Vorkasse hätte beim Auto Zeit gekostet und wäre bei der unbekannten Menge bis voll beim Öl gar nicht möglich gewesen. Nur Geld ist Geld.

  • Amazon, Google, Apple und co kämen vor Lachen nicht mehr in den Schlaf, würden wir das Bargeld abschaffen...

  • taz: "Kontaktlos mit Karte zahlen liegt im Trend, erst recht seit Corona. Doch Hygiene ist nur Vorwand, um Bargeld durch elektronische Systeme zu ersetzen."

    Wer elektronisch mit Karte zahlt, der erzählt dem System nicht nur was er kauft, sondern auch an welchem Ort er sich in dem Moment aufgehalten hat. Wir alle kennen die Dokus über China und wie dort die Bürger überwacht werden, aber keiner macht sich Gedanken, was bargeldloser Zahlungsverkehr auf Dauer für die Freiheit und die Privatsphäre des Bürgers bedeutet.

    Bekommen Obdachlose - mittlerweile haben wir ja schon 52.000 Obdachlose in Deutschland - dann eigentlich auch eine Bankkarte mit einer "Obdachlosen-App" darauf? Weltweit nimmt die Armut immer mehr zu, aber gleichzeitig soll ein Zahlungssystem installiert werden, was nur für Wohlhabende von Vorteil ist. Dass mit dem bargeldlosen Zahlungsverkehr funktioniert doch nur, wenn es keine Armut und keine Obdachlosen mehr gibt - oder will man die Armut und das Elend noch vergrößern? Die Lösung wäre ein BGE (Bedingungsloses Grundeinkommen), denn ein BGE würde den Bürgern endlich die Angst nehmen, vor Hunger und vor Obdachlosigkeit. Aber das ist wohl nicht im Sinne der Oberen Zehntausend. Dass der Staat - oder andere daran "interessierte Leute" - dann an sämtliche Daten des bargeldlosen Zahlungsverkehr kommen, ist dann allerdings immer noch ein Problem. George Orwell lässt grüßen.

    Europa und der Rest der Welt hat ohnehin dringendere Probleme - und zwar den Klimawandel und die Armut in der Welt. Wenn 100 Millionen verdurstende Afrikaner sich auf den Weg nach Europa machen, weil ihre Süßwasserquellen vertrocknet sind und europäische Trawler die Fanggründe vor der Küste Afrikas endgültig leergefischt haben; bekommen die dann in Europa auch eine Karte für den elektronischen Zahlungsverkehr, um z.B. bei Gucci einzukaufen?

  • "Vor allem wird Schwarzarbeit eingedämmt und somit der Steuerbetrug an der Gemeinschaft"

    Ja richtig,... aber man kann Geld nur 1x ausgeben. Also entweder wird dann z.B. weniger gebaut, weil sich es (die teilweise überteuerten Leistungen) viele einfach nicht mehr leisten können, oder man gibt das Geld dann halt nicht anderweitig aus.

    D.h. vielleicht ist dem Gesetz genüge getan, aber die Gesamtwirtschaft steht doch schlechter da.

  • Ich bezahle aus Prinzip Bar was geht. Niemandem geht es etwas an wofür ich mein Geld ausgebe. Aus solchen Daten könnte man alles über einen Menschen erfahren. Totale Kontrolle. Das darf nie passieren!

  • RS
    Ria Sauter

    Es ist kein Zufall diese Diskussion jetzt in Coronazeiten anzuschubsen.



    Sind doch sehr viel mehr jetzt bereit bargeldlos zu zahlen wegen der "Ansteckungsgefahr".



    Die Überlegungen zum absoluten Überwachungsstaat bleiben aussen vor.



    Schwarzgeld und Schwarzarbeit wären mit anderen Mitteln durchaus zu überprüfen und zu verhindern.



    Anscheinend haben wir momentan keine andere Probleme als das bargeldlose Einkaufen.

  • Nochmal zum Mitschreiben:

    100 EZB-€ sind nicht dasselbe wie 100 Sparkassen-€. Das EZB-Geld ist solange der Euro existiert 100 € wert (egal was man dafür kaufen kann). Die 100 € auf einem Bankkonto sind Kreditversprechen der Bank an den Kontoinhaber, dass mit der Insolvenz der Bank in der Konkursmasse aufgeht.

    Wer das nicht versteht, darf gerne bei denen in Zypern nachfragen, die 2013 mehr als 100.000 Euro auf dem Konto hatten.

    Wer echtes E-Geld haben möchte, muss es durch die EZB garntieren lassen.

  • Die Diskussion hat mit Bargeld/Digitalgeld nichts zu tun.



    Es geht nur um Macht, Kontrolle und Gewinn. Ich geh analog Essen und Sch..en. Der Unterschied von Bargeld zu Digitalgeld ist für mich die fehlende Kontrolle. Bargeld in der Tasche bleibt Bargeld, egal wo ich bin. Digitalgeld kann viel leichter manipuliert werden. Auch oder gerade vom Rechtsstaat.

    • @Hartmut Wolff:

      Exakt.

      Digitalgeld kann bestens kontrolliert und manipuliert werden.

      Wir wären ausgeliefert.

      Man sieht es ja schon in China. Dort kriegen Sie nicht mal ein Zugticket, wenn Ihre Social Credits, also Ihr Wohlverhalten, für das Sie Punkte kriegen, nicht so richtig im Plus stehen.

      Auch hier in Europa kennen wir es aus der Geschichte, hohe Staatsschulden plus Massenarbeitslosigkeit enden meistens in autoritären Systemen.

  • Was das wieder für Halbargumente und Fehlschlüsse sind.



    Ja, ich habe jeweils zu Beginn der Lockdowns einen größeren Betrag Bargeld abgehoben. Nicht aus Angst vor dem Geld, sondern weil man für Geld an Orte gehen muss, wo man Kontakt zu anderen Menschen hat. Das ist vermeidbarer Kontakt. Durch bargeldloses Zahlen kann man den nächsten notwendigen Besuch bei der Bank hinauszögern. Bargeld muss verwaltet werden. Menschen müssen es abholen, sortieren, weitertransportieren. Dadurch entstehen Kontakte, die man reduzieren kann, wenn man den Bargeldeinsatz reduziert. Nicht das Geld ist das Problem, sondern seine Verwaltung.



    Diese Verwaltung kostet den Bäcker weniger als 0,25%? Glaube ich nicht. Und ein Bäcker dessen Marge von 0,25% gefressen wird, hat andere Probleme. Gibt's für die Behauptung eigentlich Belege?



    Ich zahle im Geschäft immer mit Girocard. Daran verdient kein ausländischer Konzern was. Deswegen interessiere ich mich genau null für irgendwelche Diem Ideen von Facebook. Diese slippery slope Argumentation entbehrt jeglicher kausaler Grundlage.



    Die Argumentation "noch keine nachgewiesenene Infektion" ist in Zeiten, wo drei Viertel der Infektionen nicht nachvollziehbar sind, ohne Aussagekraft.

  • Guter Überblick. Aber obwohl ich selber mich ohne Bargeld ziemlich nackt fühlen werde, muss man doch zwei Dinge sehen. Erstens ist die Entwicklung ohnehin nicht aufzuhalten und zweitens bringt sie deutlich mehr Vor- als Nachteile. Vor allem wird Schwarzarbeit eingedämmt und somit der Steuerbetrug an der Gemeinschaft.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Weil Schwarzarbeit ja auch das größte Problem in unserer Gesellschaft ist. Das Argument kommt genau von denen, die das Potential der totalen Überwachung sehen. Aus solchen Daten erfährt man alles über einen Menschen. Das würde den Weg ebnen zum totalen Überwachungskapitalismus. Wenn solche umfassenden Daten existieren wird die Wirtschaft und Politik alles daran setzen um an sie heranzukommen und zu nutzen. Und aus der Nummer gibt es dann kein entrinnen. Übrigens, die größten Steuerbetrügereien laufen ohne Bargeld.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Wenn das von der Politik beliebt Schwarzarbeitmotiv mal nicht ein Trugschluss ist.

      Die großen Steuervermeider wird man so nicht bekommen. Die zahlen dann halt anders.

      Und die kleinen Gelegenheitsarbeiten: da wird es schlicht weniger geben, wenn wirklich umfassend kontrolliert werden kann (Schufa lässt grüßen).

  • Ergänzung: Vielleicht sollte man den eklatanten Digital-Rückstand in allen anderen Bereichen erst einmal beheben.

  • Wenn nur noch elektronisches Geld als Zahlungsmittel akzeptiert wird, können die Banken Negativzinsen in beliebiger Höhe auf das Girokonto und Erspartes verlangen, weil wir das Geld dann nicht mehr abheben und in bar kostenlos zuhause aufheben können.

  • Das ist eine absolut bedenkliche Entwicklung und die Abschaffung des Bargeldes wäre eine der kritischsten Datenschutzverletzungen. (Bei einer Corona-App großes Geschrei, aber beim Geld Kotau)!



    Alle Gründe sind vorgeschoben, denn die „Schieber“ im Großen werden weiter ihre Wege finden, wie sie ihre Geschäfte abwickeln. Den normalen Bürger möchte man gläsern machen.



    Neben den hier schon genannten Gründen, gibt es noch gern verschwiegene Ziele: Der/Diejenige, der/die seine kleinsten Ersparnisse offenlegen/verbrauchen muss, ehe er gewisse Leistungen beziehen darf. Der Griff auf Konten bei Heimeinweisung, Hartz4, Grundsicherung ..., der ( oft nach Jahrzehnten eines Arbeitslebens) selbst vor Lebensversicherungen nicht halt macht, Lebenspartner (die unverheiratet keine Steuervorteile haben) zum Unterhalt verdonnert oder erst den Verbrauch kleiner Rücklagen fordert. Während Besitzer von Riesenvermögen oder Erben von großen Vermögen ihre Wege finden, haben Normalo-Geschwister geringe Freibeträge und hohe Abgaben. Und das Ganze geschieht, während Sparbeträge auf Konten keine Zinsen mehr bringen, Lebensversicherungen Verluste einfahren und viele Gesundheitsmaßnahmen nicht erstattet werden aber Aktiengewinne u.ä. ungeschmälert bleiben.

  • Fällt der Server aus oder es ist Stromausfall, was dann?

    • @tazler:

      Dann funktionieren auch keine Kassen mehr, Läden bleiben geschlossen und Bargeld hilft auch nicht.

      • 0G
        04105 (Profil gelöscht)
        @LeSti:

        Blödsinn. Vor zwei oder drei Jahren fiel in Siegen der zentrale Telekom-Server aus. Bargeld funktionierte, Kassenbücher wurden - falls netzabhängig - mit der Hand geführt und nachgebucht. Kartenzahlungen aber gingen einfach nicht.

    • @tazler:

      Darum schlägt sogar die schwedische Notenbank jetzt Alarm.

  • Praktisch? Geschätzt legen wir mit jeder Kartenzahlung noch eine Minute drauf. Bis endlich klar ist, ob zusätzlich Geld abgehoben wird, das Konto im Minus ist oder ein Kredit bzw. Versicherung empfehlenswert scheint. Die Schufa kontrolliert demnächst jeden einzelnen Kontostand. Wenn der Schufa der Kontostand nicht gefällt, kommt der Insolvenzverwalter, ob man insolvent ist oder nicht.

    • @Picard:

      > Praktisch? Geschätzt legen wir mit jeder Kartenzahlung noch eine Minute drauf. Bis endlich klar ist, ob zusätzlich Geld abgehoben wird, das Konto im Minus ist oder ein Kredit bzw. Versicherung empfehlenswert scheint.

      Falsch.

      > Die Schufa kontrolliert demnächst jeden einzelnen Kontostand.

      Falsch.

      > Wenn der Schufa der Kontostand nicht gefällt, kommt der Insolvenzverwalter, ob man insolvent ist oder nicht.

      Falsch.

      • @flip flop:

        Nach meiner Erfahrung brauchen die Bargeldloszahler tatsächlich länger als Barzahler. Setzen Sie nicht ihr arrogantes "Falsch" unter alles!

      • @flip flop:

        Ich schätze der Captain ist näher an der Wahrheit als Sie...

  • „Die Zukunft des Finanzwesens ist digital“

    Fragt sich nur, welche Zukunft soll das eigentlich sein? Vom Finanzwesen zum Finanzunwesen und zurück? Vermutlich ist dieselbe Zukunft gemeint, die die CEBIT in Hannover schon hinter sich hat. Der Trend nach Corona geht doch klar zum alten Tauschgeschäft - wetten?

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Ich bezahle oft und viel mit der EC. Trotzdem bin ich gegen die ganzliche Abschaffung von Bargeld. Es gibt immer wieder Situationen, wo ich es lieber mag.

    Als Kind der 80er konntest du dir mit ein paar Groschen in der Tasche z. B. am Kiosk ein Wassereis holen, ohne dass du deine Eltern bemühen mußtest oder sie davon erfuhren. Wenn das Bargeld abgeschafft würde, wären solche kindlichen Freizügigkeit vorbei.

  • Komisch, in den skandinavischen Ländern kann ich jeden kleinen Centbetrag in jedem noch so kleinen Laden bequem mit der Karte Zahlen, die nehmen teilweise gar kein Bargeld mehr an. Wieso geht das da und hier nicht?

    • @John Farson:

      Geht es denn nur um Bequemlichkeit? Was ist mit Herrschaft durch Überwachung und größere Profite der Banken (denn ausschließlich Kartenzahlung hieße ja, dass bis zur Abbuchung, die Bank über das Geld verfügt)?

    • @John Farson:

      Was daran ist bequemer?

      Im Supermarkt brauchen 80% der Leute die mit Karte zahlen länger als ich mit Bargeld.

      Was finden Leute gut daran total gläsern zu sein?

    • @John Farson:

      Andere Mentalität (namentlich was das Thema Datenschutz und potentielle Überwachung betrifft).

      Weitmaschigere Infrastruktur bei der Bargeldversorgung.

      Und eine intelligentere Gebührenstruktur, bei der nicht nur die Banken profitieren.

  • "Gegen die Flut von digitalen Kartenlesegeräten und Bezahl-Apps, die dem Baren den Garaus machen, unternimmt Brüssel ebenso wenig wie gegen die schleichende Abschaffung von Geldautomaten oder die Schließung von Bankfilialen."

    Nur zur Erinnerung:



    Die Europäische Union hat eine neue Richtlinie für Zahlungsdienste beschlossen – auf Englisch Payment Service Directive 2 (PSD2). ... Zum anderen soll sie für mehr Konkurrenz zwischen Banken und Anbietern von Finanz-Apps sorgen.

    D.h. alle Banken müssen jetzt eine neue einheitliche API implementieren und "Anbietern von Finanz-Apps" erhalten darüber nach Autorisierung des Kunden ggf. kompletten Zugriff auf die Kontendaten. D.h. die können auch Vorgänge einsehen die nichts mit der beauftragten Dienstleistung zu tun haben. Also nicht hätte, könnte, wird vielleicht --> das ist bereits so.

    Viel Spaß für jeden der bei Facebook und der neuen digitalen Währung das Kleingedruckte nicht studiert... die wissen dann nicht nur alles über dein Leben, sondern alles plus deine Finanzen...

    OK, vielleicht auch ein Vorteil - wenn du zu Arm bist wirst du nicht mehr mit Werbung vollgemüllt - kannst dir ja eh nicht leisten

    • @danny schneider:

      Dass Arme, insbesondere sogenannte Bildungsferne, weniger betroffen wären, glaube ich nicht. Angebliche Gratis-Angebote und Gewinne. Dann noch Ratenzahlungen ...

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Die anonymisierung der Einkäufe kann natürlich durch folgende Maßnahme gewährleistet sein: die Kunden überweisen einen Betrag x( z.B.) 500 Euro an eine " Guthabenkartezentrale" und dürfen sich darauf von einem Wühltisch mit tausenden, aufgeladenen Guthabenkartenchips eine herausziehen.

    • @97760 (Profil gelöscht):

      Ah. Sie meinen sowas wie die Geldkarte? Die hat gefloppt. Leider.

  • Denen, die kein Geld haben, wie Obdachlosen und Straßenkünstlern, wird das am meisten schaden.

    Wie soll man Leuten dann schnell und unkompliziert etwas Kleingeld zukommen lassen?

    Dann gibt es die finanzielle Zweiklassengesellschaft: Die mit Kartenlesegerät und die ohne... es können dann nicht mehr *alle* am Markt teilnehmen. Das halte ich für hochproblematisch. Und das sage ich als ITler.

    Wie bekommen Kinder ihr Taschengeld, Kellner ihr Trinkgeld, Kleinkünstler ihren Obolus, wenn das alles mit Karten und Lesegeräten funktioniert? Muß Papa seine Karte an das Lesegerät des Juniors halten fürs Taschengeld? Muß jeder Wochen- und Flohmarktstand sowas haben? Irrsinn.

    Man kann halt nicht mal eben ein Tausende Jahre altes Kulturgut abschaffen. Nicht ohne Nebenwirkungen.

    • @kditd:

      Ich bin beruflich ab und zu in Shenzhen, da wollen die genannten Gruppen alle kein Bargeld von mir.

      Die haben vor sich ein Schild mit QR-Code stehen, abscannen, Betrag eingeben, fertig.

      • @Sven Günther:

        Chinesen sind ja auch schon gläsern und überwacht genug, dda ist eh alles zu spät.

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Naja, wir haben das Jahr 2020. Wir können fast das ganze Wissen der Welt auf Knopfdruck abrufen und mit jedem auf der Welt Videotelefonie machen.

    Und dann sollen wir mit Papier und Metallstücken bezahlen? Wie die Römer vor 2000 Jahren? Echt jetzt?

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Man kann auch nur noch Cybersex haben, weil wir 2020 haben und es möglich ist. Oder aber "wie die Römer vor 2000 Jahren".



      Sie suchen sich das aus, lassen Sie andere auch für sich entscheiden.

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Ja. Echt. Jetzt. Als Hausaufgabe bitte einmal nachdenken, warum.

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Menschen die Wert auf ihre Privatsphäre legen auf jedem Fall. Geht niemanden etwas an was ich mit meinem Geld mache. Das ist mein Bürgerrecht!

  • Ein Bäcker mit 0,25% Marge sollte dringend sein Geschäftsmodell überdenken.

  • Könnte auf eine "erzwungene Freiwilligkeit" hinauslaufen, die Sache mit dem bargeldlosen einkaufen; dann brauchts nur noch den CheckNow-Service (Einblicke i. Kontenbewegungen d. Bank-KundInnen) der Schufa und schon haben wir die gläsernen KonsumentInnen/ BürgerInnen. Anonym geht nur mit Bargeld bezahlen!

  • Abschaffung von Bargeld ist der Anfang vom Ende des freien Menschen, und zur Freiheit gehört auch eine gewisse Anonymität.



    "1984" kommt mit schnellen Schritten. Augen auf .

  • "Schließlich sei der Euro das einzige gesetzliche Zahlungsmittel in der Eurozone." ... und jeder ist verpflichtet, es anzunehmen. Außer natürlich all denen, die über dem Gesetz stehen. Die GEZ ist nur die bekannteste davon. Kann man eigentlich irgendwo noch seine Steuern bar zahlen?

    • @Axel Berger:

      "Kann man eigentlich irgendwo noch seine Steuern bar zahlen?"



      Das müsste in Filialen der Bundesbank gehen. Bargeld kann dort auf staatliche Konten eingezahlt werden. Wenn Sie noch genügend haben, können Sie Ihre Steuern auch in DM bezahlen ;).

  • ich freu mich schon auf den Tag wenn die Kontaktlosen Karten gehackt werden und die Manager den Menschen erklären müssen das das mit den "nur 30cm" Entfernung ne Lüge war.

    By the way: wenn ich derzeit an der Kasse warte sind vor mir immer Leute ohne Bargeld.

    Aber ist schon richtig:



    Für den Handel gut, den Menschen die ihr Geld nicht mehr sehen und fühlen geben tendenziell mehr aus.



    Und auch gut für Banken und Staat: endlich kann man alle Zahlungen von allen Menschen lückenlos überwachen! Kein Steuerbetrug mehr und noch besser personalisierte Werbung.

    Schöne neune Welt.

    1984 IS NOT A MANUAL!

    • @danny schneider:

      „Sagen wir, Putin würde Schweden überfallen. Alles, was er machen muss, wäre, unser digitales Zahlungssystem abzuschalten. Kein anderes Land würde so ein Risiko eingehen, es hätte immer ein analoges System für den Notfall“, sagt Schwedens Notenbankchef in einem Interview mit dem britischen "Guardian".



      Auch die digitalen Betrugsfälle in Schweden nehmen zu. „Bestenfalls sind wir nur nicht so sicher, wie wir denken“, sagt Mattias Skarec, IT-Sicherheitsberater aus Schweden, „schlimmstenfalls ist unsere IT-Infrastruktur systemisch verletzlich.“

    • @danny schneider:

      "endlich kann man alle Zahlungen von allen Menschen lückenlos überwachen!"



      Das würde ich allerdings auf Ärmere realistischerweise begrenzen. Reiche können sich die Expertise leisten, Lücken zu finden und ihr Geld vor Zugriff durch den Staat schützen.

      "Toll" ist auch der Effekt, dass noch mehr Geld auf den Konten sein wird und so noch mehr durch die Banken für sich nutzbar gemacht werden kann, insbesondere dann, wenn diese wie jetzt bereits nur einen Bruchteil als Rücklage vorhalten müssen. Da winkt Profit. Wenn hingegen jede mehr Scheine und Münzen für sich persönlich herumträgt/verwahrt, können die Banken damit nichts anfangen. Das funktionierte allerdings nur für diejenigen, die mehr Einkommen haben und nicht alles für den Lebensunterhalt ausgeben müssen.

  • Es geht ganz einfach: Jedes Geschäft muss rechtlich dazu verpflichtet werden, Bargeld zu den gleich günstigen Konditionen wie elektronische Zahlungsmittel zu akzeptieren.

    Jedr darf gerne digital zahlen, genaus wie eine diskriminierungsfreie Barzahlung ermöglicht werden muss.

  • Gut so. Bargeld ist ein Auslaufmodell. Als ich vor zwei Jahren in Norwegen im Urlaub war, hatte ich die ganze Zeit nicht eine einzige norwegische Krone in bar in der Hand.

    • @luke5strings:

      Darum werden nun meine gelebten (skandinavischen) Urlaubsländer leider nicht mehr „bereisbar“, es sei denn es ändert sich wieder etwas.

      • @snowgoose:

        Korrektur: „ geliebten ... Länder“

    • @luke5strings:

      ja und auch die Penner mit ihren Pfandflaschen nicht.



      Hab das schon mehrmals erlebt, wie der Pfandsammler unwirsch weggeschickt wurde, "Wir haben hier kein Bargeld"



      Aber auch wer kein Handy hat kann nicht mal ebenso seine Käufe von privat bezahlen. Ich bin schon öfters vom Trödelstand wieder weggegangen, weil ich kein Swish habe/ auch nicht haben kann, weil ich kein schwed. Konto habe.



      Wer kein Konto und kein Handy hat, ist in dieser schönen neuen Digital Natives World außen vor. Und das sind eine ganze Menge Menschen.



      Auch nicht die Roma, die in den komplett bargeldlosen Skigebieten die Klos putzen.

    • @luke5strings:

      Erstens: Datenschutz-Probleme. Das ist bekannt. Wem das egal ist, der stelle sich folgendes, zweites Szenario vor:

      Papa kocht, merkt spät, dass für die Salatsoße noch etwas Öl fehlt. "Kind, lauf doch mal eben zum Supermarkt und besorge das, hier hast Du 5 Euro."

      Wie soll das ohne Bargeld gehen? Braucht dann jede*r Fünfjährige schon ein eigenes Smartphone? Oder soll vielleicht seine Iris schon in einer Datenbank hinterlegt und mit ihrem Konto verknüpft sein, damit er/sie bezahlen kann?

      Bargeld ist auch abseits von Datenschutzbedenken wichtig.

    • @luke5strings:

      "Bargeld ist ein Auslaufmodell"



      Und damit auch Privatspähre, da sich über das Einkaufsverhalten ziemlich vollständige Rückschlüsse auf eine Person ziehen lassen, lebt sie allein oder mit Familie, sind Kinder oder Alte im Haushalt, ist die finanzielle Situation gut oder muss gespart werden, gibt es besondere Ernährungsgewohnheiten oder ein Alkoholproblem, Krankheiten oder Behinderungen, werden eher linke oder rechte Medien konsumiert, ... Zu glauben, dass vorhandene Datenbestände nicht genutzt würden ist ebenso naiv wie die Vorstellung, dass die politischen Verhältnisse dauerhaft stabil sein müssten und das Missbrauchspotential eines derartigen Datenbestands ist immens. Ich halte diese Entwicklung in höchstem Maße für bedenklich.

  • Gäbe es als Ersatz eine anonyme und sichere digitale peer-to-peer Zahlungsmethode, so hätte ich damit kein Problem. Denn die hätte genau die Vorteile von Bargeld.

    • @Adam Weishaupt:

      Was heißt "gäbe es..."? Gibt es seit Jahren, nennt sich Dash und funktionert. Hat in Venezuela gezeigt, dass es ein ganzes Zahlungssystem ersetzen kann.

    • @Adam Weishaupt:

      Warum sollte man mit komplexer, teurer, störanfälliger Technik ein Problem erschlagen müssen, das man seit soundsoviel tausend Jahren auch mit Blechmünzen in den Griff kriegt?

      Haben wir eigentlich sonst keine Probleme?

      • @kditd:

        Ich sagte nicht, dass ich mir das wünsche. Ich sagte, unter welchen Umständen ich damit leben könnte.

    • @Adam Weishaupt:

      ...und wenn irgendwo ein Bit gesetzt wird, dann kann ich keine Brötchen mehr kaufen... Hätten z. B. die chinesischen Uiguren kein Bargeld mehr, könnten sie uns jetzt schon erzählen, wie sowas läuft....



      Der grundsätzlich uneinholbare Vorteil von Bargeld unter dem Gesichtspunkt der Autonomie ist und bleibt, dass man für die einzelne Zahlung nicht auf das Wohlwollen von Administratoren einer aktiven Infrastruktur angewiesen ist. Die Anonymität ist im Vergleich damit nicht viel mehr als eine willkommene Nebenfolge.

    • @Adam Weishaupt:

      Grundsätzlich ließe sich ein darartiges, Blockchain-ähnliches System zwar sicher umsetzen, aber die Möglichkeit die Anonymität der Transaktion durch die Verknüpfung mit weiteren, bei der Abwicklung ohnehin anfallenden Daten wieder auszuhebeln wäre wohl für zu viele Akteure zu attraktiv und zu einfach. Sicher sind nur Daten die nicht existieren.

    • @Adam Weishaupt:

      Wird es nicht geben. Es wird immer mit einer Technik verbunden sein, die Ottonormalbürger nicht versteht. Ganz im Gegensatz zur Technik,- Brieftasche auf, Geld raus, Brieftasche zu. Da weiss ich , was ich mache.

      • @lulu schlawiner:

        Daher: "Gäbe es..." Meine Konsequenz: Bargeld ist durch nichts zu ersetzen. Außer durch Bargeld.

        • @Adam Weishaupt:

          Da geht es dem Bargeld genauso wie mir. Ick bin einmalig , wa.