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Protest in GriechenlandDemo stoppt Kreuzfahrt aus Israel

In Griechenland haben Demonstranten israelische Touristen nicht von Bord eines Schiffs gehen lassen. Die Regierung in Athen verurteilte den Vorfall.

Das Anlanden wurde den israelischen Touristen auf Syros verwehrt. Stattdessen wurden sie nach Zypern geschickt Foto: Petros Karadjias/AP Photo

Athen taz | Auf der griechischen Insel Syros wurden Passagiere des israelischen Kreuzfahrtschiffes „Crown Iris“ daran gehindert, für einen sechsstündigen Besuch von Bord zu gehen. Stattdessen steuerte das Kreuzfahrtschiff Zypern an. Am Dienstagmittag hatten sich in der Hafenstadt Ermoupolis Bürger zu einer friedlichen Kundgebung zur Unterstützung Palästinas versammelt. Sie marschierten vom Miaouli-Platz zum Stadtteil Nissaki, wo das Kreuzfahrtschiff anlegen sollte.

Die Demonstranten skandierten Parolen gegen Israels militärisches Vorgehen im Gaza­streifen. Trotz Bemühungen, das Aussteigen der Passagiere zu ermöglichen, blieb die Menschenmenge vor Ort, bis das Kreuzfahrtschiff den Hafen von Syros schließlich wieder verließ. Lokalen Medien zufolge sind entlang des Protestzugs Flugblätter mit der Aufforderung „Stoppt den Völkermord“ verstreut worden. Videos zeigen eine Gruppe von Demonstranten, die eine große palästinensische Flagge trugen, während sie durch die Straßen von Ermoupolis ziehen. Im Hintergrund sind „Free, Free Palestine!“-Rufe zu hören.

Der Protest wurde von einer losen Gruppe von Inselbewohnern organisiert. Ermoupolis hat eine Werft, die kommunistische Partei ist dort stark. Vertreter der Organisatoren erklärten in den sozialen Medien, der Zweck der Demonstration bestehe darin, „ihre Fäuste in Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen zu er­heben“. Es sei „inakzeptabel, dass Touristen aus Israel weiterhin hier willkommen sind, während die Palästinenser im Gazastreifen unermesslich leiden“, sagten die Demonstranten.

Der Betreiber der Kreuzfahrt, Mano Shipping, erklärte zunächst, dass es käme lediglich einer „leichten Verzögerung“. Als sich die Demo nicht schnell genug auflöste, habe man beschlossen, den Landgang auf Syros komplett abzusagen und das Schiff stattdessen nach Limassol auf Zypern umzuleiten.

Nahost-Konflikt

Nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 startete das israelische Militär eine Offensive in Gaza, 2024 folgte der Vorstoß gegen die Hisbollah im Libanon. Der Konflikt um die Region Palästina begann Anfang des 20. Jahrhunderts.

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Gesundheitsminister entschuldigt sich bei Passagieren

Passagier Dror Marshalkowitz berichtete israelischen Medien, dass die Polizei etwa zwei Stunden gebraucht habe, um am Ort des Geschehens einzutreffen, und dass „wer auch immer die Entscheidung getroffen hat“, nach Zypern umzuleiten, „offenbar das Richtige getan hat“, da sich 300 bis 400 Kinder an Bord befanden. Andere sagten, sie seien von Sicherheitsleuten angewiesen worden, im Inneren des Schiffes zu bleiben und nicht an Deck zu gehen. Ein israelischer Passagier berichtete davon, dass „wir israelische Flaggen hissten und einige von uns zu singen begannen“.

Die Regierung in Athen verurteilte die Protestaktion auf Syros scharf. Griechenlands Gesundheitsminister Adonis Geor­gia­dis, der zu Beginn seiner politischen Laufbahn ausgerechnet der offen antisemitischen rechtsradikalen LAOS-Partei angehörte, hernach zur konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) wechselte und seit geraumer Zeit betont proisraelische Positionen vertritt, sagte: „Ich halte dies für tragisch und sehr beleidigend für Griechenland. Ich möchte mich bei diesen Menschen entschuldigen. Ich möchte Israel eine Botschaft der großen Verbundenheit und Freundschaft übermitteln, um zu sagen, dass Israelis in Hellas willkommen sind und dass Antisemitismus hierzulande keinen Platz hat.“

Wie die griechisch-zypriotische Tageszeitung Fileleftheros am Mittwochmittag meldete, wird die „Crown Iris“ am Nachmittag im Hafen von Limassol auf Zypern erwartet. Nach einem Landgang der Passagiere in der Metropole solle das Kreuzfahrtschiff diese spätabends wieder verlassen, so der Plan. Wie Fileleftheros erfuhr, habe die Polizeidirektion in Limassol bereits einen Aktionsplan entworfen, um möglichen Protesten nach dem Vorbild des Vortags entgegenzuwirken.

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9 Kommentare

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  • "Am Dienstagmittag hatten sich in der Hafenstadt Ermoupolis Bürger zu einer friedlichen Kundgebung zur Unterstützung Palästinas versammelt."

    Friedlich finde ich es nicht, wenn verhindert wird, dass Passagiere ein Schiff verlassen können. Was wäre passiert, wenn ein medizinischer Notfall dabei gewesen wäre?

    Meiner Meinung nach ist das eher peinlich für Syros, so offen zu zeigen, dass jüdische/israelische Menschen dort nicht erwünscht sind. Ich hoffe, die jüdischen/israelischen Menschen nehmen sich das nicht zu sehr zu Herzen.

    Beeindruckend (aber nicht wünschenswert) finde ich, welchen Einfluss Israelkritiker und Pro-Palästinenser mittlerweile in ganz Europa haben. "Ganz normalen" Touristen wird, weil sie jüdisch u/o israelisch sind, der Zutritt verweigert. Und das ca. 80 Jahre nach Auschwitz. Ich hätte niemals gedacht, dass es so schnell geht.

  • Was soll das Gezeter, die Passagiere werden weder erschossen noch läßt man sie verhungern. Auch die medizinische Versorgung ist bestens gesichert. Das ist Jammern auf höchstem Niveau.

    • @Alberta Cuon:

      Dann ist die Diskussion um Rassismus, Antisemitismus und Antiislamismus in Deutschland auch Jammern auf höchstem Niveau, weil ja keiner erschossen wird oder verhungern muss?

      Was haben wir dann gegen die AfD?

      Die erschießen doch keinen.

      • @rero:

        Im Gegensatz zu den Israelis in Gaza kann die AfD in Deutschland niemanden ungestraft ermorden. Natürlich wird sich das ändern wenn die AfD erst von CDU/CSU/SPD an die Macht gebracht wurde.

    • @Alberta Cuon:

      "Das ist Jammern auf höchstem Niveau."



      Freiheitsberaubung.



      Na ja, solang's einen nicht selber trifft...

      • @Encantado:

        Eben, siehe Gaza.

    • @Alberta Cuon:

      Na ja, es ist natürlich eine Art 'Kollektivbestrafung', die vermutlich zum Guten Teil die Falschen trifft, und daher nicht okay.

      • @EffeJoSiebenZwo:

        Na ja, wäre interessant woher Sie Ihr Wissen haben. Es ist anzunehmen, daß ein Großteil der Passagiere ehemalige oder aktive israelische Soldaten waren. Das kann man aus der absoluten Militarisierung der israelischen Gesellschaft guten Gewissens schließen.

  • Interessant, dass gerade Kommunisten solche Aktionen durchführen. Man sollte daran erinnern, dass es genau die waren, die in den 70ern die RAF, die PLO, die Fatah und den Schwarzen September unterstützt und ausgebildet haben. Ein Armutszeugnis, das wieder einmal viel zu parteiisch bewertet wird.